Der Sommer bäumt sich noch gegen sein Ende auf, in Baden-Württemberg sind sogar noch Sommerferien – schon steht die neue Saison in der Deutschen Schachbundesliga vor der Tür!
Ganz schön schräge Typen sind hier zusammengekommen. Summer has almost gone, nun will man wieder Haken schlagen!
Nanu? Gerade hat erst der September begonnen… doch, tatsächlich, die Bundesligasaison 2015/16 beginnt ziemlich früh. Der Terminkalender war im Herbst bereits ziemlich prall, internationale Turniere allerorten. Nach langem Hin- und Her und Abwägen wählten die Verantwortlichen der Schachbundesliga e.V. den Termin 19. und 20. September zum Auftakt der Saison. Für manche Teams beginnt der Zyklus bereits einen Tag früher: am 18. 9. wird in Baden-Baden und in Schwäbisch Hall bereits die vorgezogene 7. Runde, traditionell das Aufeinandertreffen der Reisepartner, absolviert. Somit sieht Schwäbisch Hall sogleich zum Saisonstart einen der Saisonhöhepunkte: ein langes Wochenende vor heimischen Publikum. Und im Duell mit den zur ersten Runde anreisenden Solingern kommt es am Samstag, den 19., sogleich zu einem Spitzenspiel in Hall!
Hall liegt recht idyllisch am Kocher. Fachwerkhäuser und viele Brücken bestimmen die Szenerie
Solingen scheint recht motiviert zu sein. Die Jungs aus der Klingenstadt haben nochmal ihre Messer gewetzt und ein paar Scharfrichter geholt: den unberechenbaren Richard Rapport nenne ich gleich als ersten. Auch Anish Giri ist nicht ungefährlich, allerdings neigt er unter seinesgleichen zu einem hohen Remisanteil. Fragt sich nur, wieviel seinesgleichen er noch in der Liga findet!
Richard Rapport geht sorgsam mit seinem Partieformular um
Solingen will dem Dauermeister Baden-Baden die Feierlaune vermiesen. Immerhin verteidigt Solingen noch den Titel Rekordmeister mit elf Deutschen Meisterschaften (allerdings noch vor der digitalen Revolution und vor Erfindung des Privatfernsehens eingefahren) gegenüber nur 10 von Baden-Grenke.
Auch nicht zu verachten die weiteren Teams des Wochenendes: Trier gehörte in der Vorsaison auch zu den Spitzenmannschaften und ist sehr ausgewogen besetzt. Erfurt ist Aufsteiger, hat ein paar Profis dazugewonnen und stemmt sich mit aller Macht gegen den Abstieg.
Gastgeber Hall ist freilich auch hochmotiviert: als Neuling in der Liga gelang uns in der Saison 2014/15 auf Anhieb der 4. Platz – fast wäre es gar noch der Dritte geworden. Wie kann die Parole dann nur lauten: ein Platz auf dem Treppchen wird angepeilt!
Wird vermutlich beim Knock-Out in Baku verweilen: Halls Neuzugang Maxim Rodshtein
Wegen der Überschneidung mit dem FIDE-World Cup in Baku müssen die besseren Teams voraussichtlich auf einige ihrer Stars verzichten. So weilt der oben erwähnte Giri am Kaspischen Meer, Halls Nummer Eins, Dmitri Jakowenko, will es ihm gleichtun.
Stark genug bleiben beide Teams noch, die Großmeisterdichte in Hall wird sicherlich deutlich über 50 Prozent der beteiligten Spieler liegen.
Dieser Kerl könnte Richie R. am Brett durchaus einheizen:
Markenzeichen Nuckelflasche: Li Chao, der chinesische Tiger
Seine Elozahl geht immer noch beständig nach oben, mit aktuell 2756 steht er auf Platz 14 der Welt: trotzdem ist Li Chao noch nie in einem Superturnier aufgetaucht. Immerhin bekam er die Chance, einen Beinahe-Weltmeister zu verprügeln: ein Wettkampf mit Peter Leko im August endete 4:2 für Li Chao. Da die chinesische Stärke, die offenbar in der richtigen Grünteemischung liegt, mittlerweile auf der ganzen Schachwelt anerkannt ist, haben die Haller ihren Star angehalten, einen hoffnungsvollen Schüler mit ins Süddeutsche zu bringen. Gesagt, getan, nun darf der Neugierige auf den Jugendlichen Jinshi Bai gespannt sein, der wahrscheinlich bald Großmeister werden wird und noch einiges an Potential besitzt.
Jinshi Bai will Europa kennenlernen
Umrahmt wird die Veranstaltung von Livekommentaren, im Internet wird ein Videostream diejenigen unterhalten, die es am besagten Wochenende nicht nach Hall schaffen. Das ist ein toller Service, vielzählige Videokameras ermöglichen es Ihnen, die Spieler ganz von Nahem zuhause an Ihrem Bildschirm begutachten zu können. Aber noch besser ist, sie kommen vorbei und machen sich selbst ein Bild. Von den Stars, von der Spannung, der unvergleichlichen Bundesligaatmosphäre, oder auch vom hübschen Städtchen Schwäbisch Hall. Schönwetter ist angesagt!
Hier nochmal das ganze Programm in der Übersicht:
Ausrichter: SK Schwäbisch Hall, Stadtwerke-Arena an der Limpurgbrücke 1
Fr. 18. 9.:
16:00 SK Schwäbisch Hall – Erfurter SK
Sa. 19. 9.:
14.00 SK Schwäbisch Hall - SG Solingen
14.00 Erfurter SK - SG Trier
So. 20. 9.:
10.00 SG Solingen - Erfurter SK
10.00 SG Trier - SK Schwäbisch Hall
Kommentare
Das ist ja alles schön und gut mit Schwäbisch-Hall, und ich würde auch gerne kommen und zugucken. Warum tragt Ihr Eure Heimspiele aber immer so weit im Süden aus? Da kommen wir aus Norddeutschland ja gar nicht so ohne Weiteres hin. Schade!
Trotzdem, danke für den Vorbericht, und die hübschen Fotos. Ich freue mich schon auf Eure Internet-Übertragung.
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