The Killer Dutch von Simon Williams

The Killer Dutch von Simon Williams Schach Niggemann

Der englische GM Simon Williams ist mir in Island das erste Mal begegnet und aufgefallen. Seine Elo von über 2500 ist mittlerweile zwar auf 2426 gesunken, dafür ist er verstärkt als Chessbase DVD-Dozent, Schulschachtrainer und Autor unterwegs. Er hat seinerzeit in Island nicht nur die interessantesten Partien des Tages der Reykjavik Open sehr unterhaltsam kommentiert, sondern auch damals schon deutlich gemacht, wie und weshalb er Schach spielt. Er spielt sehr dynamisches Schach mit dem Fokus auf frühe Mattangriffe.

Das Buch ist über 460 Seiten stark und beinhaltet die Essenz von Williams´ liebster Schwarzverteidigung, dem Holländer (1. d4 f5). Mit Weiß spielt er, nebenbei erwähnt, vorzugsweise Königsgambit. Ein feinsinniges Eröffnungsrepertoire für Positionsspieler ist daher nicht zu erwarten, obwohl der Holländer auch regelmäßig von sehr soliden Positionsspielern gespielt und auch aktiv beworben wird, z. B. von GM Mihail Marin. Williams bietet, wenn möglich, natürlich aggressive Abspiele.

Das Buch selbst ist eine Fortsetzung der Williams´schen Live-Kommentierungen: Unterhaltsam, anschaulich und sehr eingängig. Und in diesem Fall auch ausführlich. Das würde schon fast als vollständige Beschreibung reichen.

Williams´ Anmerkungen geben dem Leser das gute Gefühl, den Verlauf der Partie nachvollziehen zu können und zu verstehen, worum es eigentlich in den Varianten geht, die Bauernstrukturen werden hinreichend besprochen. Als Lehrbuch kann man dieses üppige Werk somit bequem durchgehen lassen. Wenn es um die Details geht, lässt das Buch gelegentlich kleine Lücken, weshalb es nicht als gutes Nachschlagewerk durchgeht: In den verschiedenen Theorieteilen gibt der Autor zwar eine Übersicht über die jeweiligen theoretischen Varianten, das Gefühl der Vollständigkeit will sich aber nicht einstellen. Mehrere Varianten, die ich selbst mal mit Weiß oder Schwarz gespielt habe, befassten sich nicht sehr eingehend mit von GM mindestens gelegentlich gespielten Abspielen. Macht aber nichts. Ein Eröffnungsbuch muss nicht Lehrbuch und Nachschlagewerk in einem sein.

Fazit:

Zum Lernen der Eröffnung kann man das Buch schlicht von vorne bis hinten durchgehen. Danach hat man nicht nur eine Menge Spaß mit den Texten von Simon W. und den komplexen Holländisch-Partien gehabt, sondern auch noch Einiges über holländisch gelernt.

Sterne3bisSterne4

Gesponsort von Schach Niggemann (schachversand.de)

Dennis Calder

Fide Instructor, Juni 2015

Dennis Calder

Engagierter Schach-Spüler mit Hang zu salopper und ironischer Ausdrucksweise. Außerdem noch Fide-lizenzierter Trainer (Fide Instructor) und Buch-Rezensent.

Kommentare   

#1 Losso 2015-08-02 19:03
Stellt der Autor denn alle Systeme dar, also beispielsweise Leningrader, Stonewall und klassisches System?
Eigentlich haben diese Systeme ja nicht viel gemein, wenn man vom ersten Zug absieht, sie unterscheiden sich insbesondere vom Charakter der entstehenden Stellungen.
#2 Dennis Calder 2015-08-06 23:14
Manchmal erwähnt man den Wald vor lauter Bäumen nicht... Williams spielt seit Ewigkeiten Stonewall oder vorzugsweise noch klassischer mit e6 und ohne d5. Seine Varianten sind aber eben nicht mehr die aus den Siebzigern, sondern deutlich flexibler im Sinne von weniger dogmatisch. Er stellt seine Varianten dar und gelegentlich auch seine ehemaligen Varianten. Danke für den Hinweis!

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