Weltmeisterlich
Vor einigen Tagen gingen die Problemlöseweltmeisterschaften in Batumi, Georgien zu Ende. Hinter Seriensieger Polen konnte Deutschland wieder den zweiten Platz erringen. Besonders erfolgreich war dabei der deutsche Meister (und Normalschach IM) Arno Zude, der als Einzellöser Vizeweltmeister wurde und vorher noch das Offene Turnier, das im Vorfeld zur Weltmeisterschaft ausgetragen wurde, für sich entscheiden konnte.
Auch euer Blogger Losso war auf dem Turnier vertreten:
Eines seiner Selbstmatts brachte im Offenen Turnier die Löser zum Verzweifeln, am Ende gab es nur eine einzige richtige Lösung und einmal Teilpunkte bei über 70 Teilnehmern. In der eigentlichen Weltmeisterschaft war ein Selbstmatt in drei Zügen dabei, dass ich auf Basis eines Stücks von Kostjukow erstellt habe. Die etwas über 80 Löser des Hauptturniers holten hier im Schnitt 2,77 von 5 Punkten, was dafür spricht, dass es den richtigen Schwierigkeitsgrad für diesen Wettbewerb hatte. Auch starke Löser ließen Punkte bei diesem Stück liegen. Für die Dramatik sorgt dabei, dass die Selbstmattrunde immer die letzte Runde einer Meisterschaft ist. Der auf Weltmeisterschaftskurs befindliche Serbe Bojan Vuckovic und der auch noch aussichtsreich liegende Belgier Eddy van Beers, beide in den Top Ten der Problemlöser, wurden anscheinend durch das Stück komplett aus dem Tritt gebracht und fielen gar auf den siebten und elften Platz zurück. Für den Serben natürlich besonders bitter, da er vor der letzten Runde in Führung lag und so auch noch Deutschland den Serben den Vizerang abnehmen konnte.
Vom Inhalt her ist das Stück ein weiterer Beweis, dass sich in der Selbstmattform in besonderer Weise auch schwierige Themen darstellen lassen, die man im normalen Schach nur schwerlich gezeigt bekommt.
Ich habe es früher selbst nicht gemocht, wenn Stellungen so aussahen, als hätte jemand die Figuren auf das Brett gek..., äh, gewürfelt, aber wenn man das Ganze durchschaut, erkennt man, dass es sich hier um eine feinabgestimmte Geschichte handelt.
Also: Weiß am Zug erzwingt das eigene Matt im dritten Zug.
Eine Mörder-WM
Selten habe ich so gelacht, wenn Schach im Fernsehen war. Die Soko Donau ermittelt bei der Schach-WM: Mehrere Titelanwärter müssen ihr Leben lassen, bevor die Ermittler "mit Schach am Ziel" sind. Die Stadt, in der tatsächlich mit diesem Slogan geworben wird, ist Wien und das für Schachgrößen so gefährliche Pflaster. Wer sich die Soko Donau im Schachfieber geben will, muss sich allerdings ziemlich ranhalten: Wohl nur noch bis zum frühen Montagabend ist die vierzigminütige Folge "Schachmatt" in der ORF-Mediathek abrufbar.
Man sollte freilich nicht zu genau hinschauen. Die absurde Handlungskonstruktion (aber in welchem Fernsehkrimi ist sie das heute nicht) wird an einem Matt in drei Zügen aufgefädelt, das der überraschend schachkundige Inspektor auf einem Schachbrett mit verkabelten Feldern und Zeitzünder exakt lösen muss - sonst bumm! Das Problem wäre allerdings, jedenfalls dem nach zehneinhalb Minuten aufscheinenden Diagramm zufolge, nebenlösig. Unter anderem in zwei Zügen.
Man sollte auch von der Recherche nicht zu viel erwarten. Sie geht in etwa soweit, dass einige der Protagonisten bekannte Namen wie Aljechin und Lasker tragen. Das passt zur Handlung, die in einer sehr imaginierten Vergangenheit spielt, die aber mit unserer vertrauten Schachgeschichte wenig gemein hat: Die Titelanwärter sind im Durchschnitt über fünfzig. Nach der Ausscheidung der Kandidaten soll eine einzige Partie zwischen Weltmeister und Herausforderer den Titel entscheiden. Die besten Spieler halten sich junge Schüler, deren Kreativität sie aussaugen, um sie dann fallenzulassen. Analysiert wird nicht mit dem Computer. Die Schachuhren ticken mechanisch. Einzig mit einer Übertragungsleinwand ist Schach ein wenig im digitalen Zeitalter angekommen. Natürlich dürfen auch ein Fantasyfigurenset und ein sicher für aufmerksame Zuseher gedachtes Finde-das-Spiel-mit-dem-falschen-Eckfeld nicht fehlen.
Wenn der Drehbuchschreiber oder die Produktionsfirma einen Schachberater engagierten, wurde wohl fürs Wegschauen bezahlt. Unter den Komparsen entdeckte ich einen Schachhändler und einen Verbandsfunktionär. Letzterer darf sogar namentlich als Weltmeisteranwärter aufscheinen. Aber nicht nur Funktionärsseelen werden bedient. Ja zum Abschluss rutscht selbst mir ein Lob durch: Dass sich ein Schiedsrichter umbringt, fand ich eine gelungene Pointe.
Hey hey GM-Turnier
Seit sieben Tagen ist es nun in Gange, das Internationale Werder Bremen Großmeisterturnier. An diesem Wochenende geht es auf die Zielgerade - heute nachmittag und morgen in aller Herrgottsfrühe werden die letzten Runden gespielt. Wir werfen einen Blick auf das Geschehen an der Weser.
Der allgemeine Eindruck
Wow.
Auch wenn ich als Werderaner natürlich befangen bin in meinem Urteil - trotzdem bin ich begeistert und angetan von der gesamten Veranstaltung.
Jeden Tag wird eine Partie im Internet live übertragen, und parallel vor Ort zusammen mit einer weiteren Partie live von Werder-Trainer Matthias Krallmann angenehm schachlich aufbereitet. Ein ganzer Schwung von Schachenthusiasten, jung und alt, sitzt im kleinen Spielzimmer des SVW dann beisammen und knobelt an den besten Ideen für die nächsten Züge. Das macht Spaß!
Blick in die Runde
Live-Übertragung - aus dem Raum nebenan.
Stephan Buchal wirft einen Blick auf die Partie Asendorf - Ohme
Es war schön, in den sieben bisherigen Runden den zehn Schachmeistern zuzusehen, wie sie um jeden Zug gerungen haben. Sie haben sich das Schachleben gegenseitig schwer gemacht, und den Zuschauern in Saal und Analyseraum damit viele spannende Momente geschenkt. Beim Schach zuzuschauen ist ja meist schon eine Freude, aber so sieben Tage lang die Entwicklung des Turniers und der Teilnehmer zu verfolgen, das hatte schon was. Und dann direkt vor Ort, gleich hier in Bremen - prima!
Ich habe mich schon so an diesen Rhythmus gewöhnt, an jedem Nachmittag/ frühen Abend einmal vorbeizuschauen im Werder Vereinsheim, dass es wohl ganz eigenartig sein wird, wenn es ab Montag plötzlich keine Runden mehr gibt.
Präsidenten unter sich, und im Hintergrund die Liebe und das Volk:
Michael Woltmann (Vize-Präsident des DSB), Dr. Oliver Höpfner (Präsident der Werder-Schachabteilung)
Werder-Coach Matthias Krallmann, und im Hintergrund die Sonne
Was bisher geschah
Wie man so hört, ist Schach ja auch Sport, und darum wollen wir es nicht versäumen, einen Blick auf den bisherigen Turnierverlauf zu werfen. Wer kann noch eine Norm machen, wer wird das Turnier gewinnen und sich damit für das nächste Kandidatenturnier qualifizieren?
An der Spitze des Feldes zieht Vlastimil Babula aus Tschechien seine Kreise (5,5 Punkte aus 7 Partien). Er konnte sich von seiner Niederlage gegen Matthias Blübaum gut erholen und jagte am Folgetag Twan Burgs König sehenswert über das gesamte Brett bis hin zum Matt. So wird man Tabellenführer, und vielleicht auch Turniersieger. Schauen wir mal!
Babula - Burg: hier schnappte sich der Holländische IM einen Turm ....
... und musste dann bald mit seinem König auf Wanderschaft gehen
Einen halben Punkt dahinter folgt Matthias Blübaum. Der junge Werderaner wird es aber vermutlich nicht so sehr auf den Turniersieg anlegen, als eher darauf, die notwendigen eineinhalb Punkte für seine zweite GM-Norm zu sammeln. Mit ein wenig Glück und Nervenstärke kann das wohl klappen - doch man weiß ja nie. Daumen gedrückt!
4,5 Punkte hat Gennadiy Fish. Er ist bereits Großmeister und braucht sich darum um Normen nicht mehr zu kümmern - ein schöner Zustand, irgendwie buddhistisch. Vielleicht ist darum für den Kapitän der Werder Bundesligamannschaft eher die Aussicht verlockender, mit einem starken Ergebnis erneut ein schachliches Ausrufezeichen zu setzen. In der letzten Runde wartet allerdings Matthias Blübaum.
GM Gennadiy Fish bei der Arbeit
Aber morgen wartet schon Matthias Blübaum!
Jeweils 4 Punkte aus 7 Partien haben Gerlef Meins, der ein supersolides Turnier spielt, einmal gewann und sonst alle Spiele zum Remis abfederte, und Melanie Ohme. Die junge Nationalspielerin hat sich durch mutiges Kampfschach und der Benoni-Verteidigung eine formidable Ausgangsposition geschaffen - sie braucht noch einen halben Punkt für eine IM-Norm in diesem Turnier. Auch hier sagen wir: Daumen gedrückt!
Mit zwei Niederlagen in Folge hat Twan Burg den Anschluss an die vorderen Ränge verloren - erst kam er gegen Babula unter die Räder, und gestern nahm ihm Simon Bekker-Jensen in den ersten 29 Zügen alle (!) Bauern weg. Mit einer GM-Norm wird es somit nichts mehr werden, aber ein solider Ausklang des Turniers wäre bestimmt noch ganz versöhnlich. Allerdings - heute trifft er auf (siehe oben) Matthias Blübaum, und morgen auf (siehe ebenfalls oben) auf Melanie Ohme.
Twan Burg - Simon Bekker-Jensen: um welche Eröffnung handelte es sich?!
Die gleiche Partie, ein paar Züge später - immer noch sind alle weißen Bauern verschwunden
Mit bislang 3 Punkten ist der an Eins gesetzte Tomi Nybäck vermutlich nicht ganz zufrieden. Doch was soll man tun? Manchmal läuft es eben nicht. Es kommen auch wieder bessere Tage. Gleiches gilt wohl auch für Simon Bekker-Jensen, der erst in den letzten Runden immer besser ins Spiel fand. Gestern gewann er gegen (siehe oben) Twan Burg mit 5 Bauern gegen keinen, so dass nun auch der erste volle Punkt bei ihm zu Buche steht. Mal sehen, was noch kommt!
2 Punkte kann Schachfreund Sven Joachim aufweisen, der zu Beginn nach eigenem Bekunden "Top-Punktelieferant des Turniers". Nach seinem nicht ganz geglückten Start hat er aber nun die Fäuste hochgenommen und sammelt kontinuierlich halbe Punkte ein. Vlastimil Babula (siehe oben) wird heute sein Gegner sein. Vorsicht ist geboten - auf beiden Seiten des Brettes!
Sven Joachim hat wieder Fahrt aufgenommen
Am Ende der Tabelle steht Joachim Asendorf, der sich als FM mutig in dieses Turnier gestürzt hat und mit drei Remisen (eines davon gegen den bärenstarken Matthias Blübaum) bisher vermutlich nicht ganz die Punkte eingefangen hat, die er sich erhofft hatte. Doch auch hier gilt - noch sind die Spiele nicht vorbei, und wir freuen uns auf seine Begegnungen gegen Gerlef Meins und Tomi Nybäck.
Fazit
Am Ende muss man ja immer ein Fazit ziehen. Darum eine kleine Prognose:
a) Matthias Blübaum schafft seine zweite Norm
b) Melanie Ohme wird IM (und macht dafür eine Norm in Bremen)
c) Den Turniersieg holt sich Vlastimil Babula. Sehr beeindruckend und brettumfassend, wie er bisher gespielt hat!
Gespielt wird heute ab 14 Uhr und morgen ab 10 Uhr in der Hemelinger Straße 17,
1.Etage des Werder Vereinsheims. Bis dann, vor Ort in Bremen!
Best Reporter Wettbewerb der ACP
Zu Anfang: Ich hatte ja versprochen, eine leicht kryptische Formulierung im letzten Artikel aufzulösen: "[Für neue Leser dieses Blogs - es gibt wohl ein paar, warum werde ich erst in einer Woche verraten ...]". Gemeint war zunächst mal das ACP Board - und vielleicht noch ein paar andere Leute im In- und Ausland die diesen Blog bisher noch nicht kannten. Es gab nämlich einen "Best reporter contest" für den ich mich angemeldet hatte, und das ACP Board ermittelt die drei Sieger und verkündet seine Entscheidung am 22.9., also eine Woche nach Veröffentlichung meines Beitrags. Aus dramaturgischen Gründen setze ich vorläufig keinen direkten Link und verrate das Ergebnis erst ganz unten. Dieser Artikel war ohnehin geplant, egal wie die Sache ausgeht.
Für mich eine neue Erfahrung: über einen Wettbewerb berichten bei dem ich selbst dabei war. Mitunter berichten Schachspieler über Turniere wo sie selbst mitspielten - da sind die Regeln klar definiert: es gewinnt, wer die meisten Punkte (bzw. eventuell den besten Tiebreak) hat. Dies ist eher vergleichbar mit beruflichen Erfahrungen meines Bruders: er ist Architekt, und da gibt es öfter mal Wettbewerbe. In dem Fall bleiben die Teilnehmer dem Preisgericht gegenüber anonym, und es gibt etwas detailliertere Regeln - zumindest wie gross das zur Verfügung stehende Grundstück ist undsoweiter. Und wer gewinnt, ist Ansichtssache des Preisgerichts - der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Was waren die Regeln beim ACP-Wettbewerb? Schlichtweg
"The ACP Board introduces the "Best reporter" contest. Everyone of you is invited to write about the event, using whatever format you prefer. It can be a single report or day by day coverage. It can be a professional website or just a blog/Facebook entry. It can be in English or any other language."
Ist das Ganze ein billiger Trick, um Berichterstattung zu generieren? So könnte man es aus meiner Sicht sehen für irgendein Open mit ein paar Grossmeistern der zweiten oder dritten Garnitur, aber Riga war ein Turnier der absoluten Weltklasse (zumindest wenn man diese etwas breiter definiert als Carlsen, Aronian, Kramnik und Anand). Ich kann nicht einschätzen, wieviele der Wettbewerbs-Teilnehmer ohnehin berichtet hätten (zu mir selbst s.u.) und wieviele mit ihren Beiträgen auch anderweitig Geld verdienen. Ich finde den Wettbewerb eine nette Idee, zumal er sich ausdrücklich auch an Amateure wie mich richtete. Mitgemacht haben am Ende 20 - einige mit mehreren Beiträgen - auf Englisch, Russisch, Spanisch, Italienisch, Ungarisch, Lettisch und vielleicht habe ich noch was übersehen. Ja, Deutsch habe ich noch nicht erwähnt, aber ich will zunächst aussen vor bleiben. Ich habe das nur überflogen (kann selbst auch nur Englisch sowie, hier irrelevant, Französisch und Niederländisch) - viele haben dieselben Partien und auch dieselben Fotos ausgewählt, in der Hinsicht war ich also nicht originell. Einige hatten originelle Fotos, wobei "originell" nicht unbedingt ein Kompliment ist sondern nur bedeutet "die sah man sonst nirgendwo". Ich möchte hier nur zwei Beiträge verlinken die aus meiner Sicht das Spektrum weitgehend abdecken: einer ist auf Russisch (aber erfordert keine Russischkenntnisse), der andere ist für mich einer der Favoriten.
Zum Wettbewerb äusserte sich Evgeny Surov, enfant terrible des russischen Schachjournalismus (Google übersetzt seinen Namen mit "Eugene Tough") der sehr gerne provoziert und polemisiert. Vorab hat er das auf Twitter angekündigt: "I've written a note about Sutovsky (critical). Should I publish or hold back? I'll do what you advise." Dann hat er das veröffentlicht. Das Ergebnis von Google Translate ist durchaus akzeptabel (ich habe aber auch noch eine andere Quelle für Artikel und Twitter-Zitat nebst auszugsweiser Übersetzung). Bis zu einem gewissen Grad hat er nicht ganz unrecht: Er definiert "Reporter" als jemand, der vor Ort in Riga dabei war und beklagt sich, dass offenbar niemand eingeladen wurde und auch niemand auf eigene Kosten anreiste. Zufällig - zumal ich Surovs Artikel zu dem Zeitpunkt nicht kannte - hatte ich gleich im ersten Satz erwähnt, dass ich in diesem Sinne kein Reporter bin. Allerdings ist es durchaus üblich und machbar, Schachturniere im Internet zu verfolgen und anschliessend darüber zu berichten. Vielleicht stimmt sogar, dass die Organisatoren den Wettbewerb "sanft einschlafen lassen wollten" - auf der Webseite stand am 14.9. immer noch nur "contact details will be provided September 12th". Wie ich mich doch anmeldete, behalte ich für mich. Dann bekamen sie aber doch Beiträge, und für deren zum Teil (aber nur zum Teil) mangelnde Qualität sind sie, anders als Surov suggeriert, nicht verantwortlich. Sie haben dann alles erwähnt und verlinkt, hätten sie denn einiges ignorieren sollen? Vielleicht gibt es nächstes Mal doch etwas detailliertere Regeln z.B. "mindestens 100 Worte" oder so. Surov beschwert sich auch, dass sein Beitrag auf chess-news.ru nicht auf der Liste steht. Er hat sich offenbar nicht angemeldet, und Siegchancen hätte er sicher nicht - da stehen die nackten Ergebnisse und sonst nichts.
Was mir nicht so gefällt - und nicht nur, weil es meine eigenen Chancen vermutlich nicht verbessert - ist, dass ACP die Leser zu Kommentaren auf ihrer Facebook-Seite aufforderte: "We'd appreciate hearing from you about the report you liked best". Wer liest schon alle Beiträge und kann alle Sprachen? Da geht es eher darum, wer die meisten Fans hat und diese mobilisieren kann!? Und Beiträge auf Englisch oder Russisch haben da wohl auch tendenziell bessere Karten. Ich gebe zu, dass ich in meinem eigenen bescheidenen Netzwerk etwas Reklame machte - ich bin mir ziemlich sicher, dass zumindest einige Konkurrenten da mehr Möglichkeiten haben und diese auch ausspielten. Selbst bin ich altmodisch und gar nicht auf Facebook, kann also nicht nachschauen was sich da tat. Dienstag morgen hatte offenbar noch gar niemand reagiert, so wichtig ist es vielleicht nicht.
Nach welchen Kriterien wird entschieden? Was mir einfallen würde ist Layout (betrifft alle), Originalität (für Blogbeiträge, reine Nachrichtenseiten haben da kaum Spielraum?) und Qualität der Partieanalysen. Was Originalität betrifft, sollte ich zumindest nicht Letzter werden? Angefangen beim Titel, da habe ich sonst nur zwei Ideen entdeckt: Alina l'Ami entschied sich für "Alexander the Great!", und Alexandra Kosteniuk - deren Beitrag mich sonst nicht gerade vom Hocker reisst - für "Why 16 Rapid Chess Experts ignored Friday the 13th Omen in Riga?". Reine Nachrichtenseiten müssen wohl konventionellere Titel wählen wie "ACP Rapid Cup" oder "Grischuk wins ACP Rapid Cup". Bei Partieanalysen kann ich mit anderen nicht mithalten, habe deshalb auch weitgehend darauf verzichtet. Andere haben da sicher mehr zu bieten, z.B. GM Ramirez auf Chessbase obwohl seine Analyse zu Svidler-Grischuk irgendwie unvollständig ist: erst schreibt er (und hat wohl Recht), dass Schwarz (Grischuk) mit dem Ergebnis der Eröffnung sehr zufrieden sein konnte und zu Recht einer Zugwiederholung auswich, dann dass Svidler klar besser stand - stimmt auch, aber warum? Was machte Grischuk zwischendurch falsch? Und am Ende kippte die Partie und Grischuk gewann. Immerhin war Ramirez etwas detaillierter und näher an der Wahrheit als - kein Teilnehmer im Wettbewerb - Mike Klein auf Chessvibes der den Eindruck erweckt, dass Grischuks Schwarzsieg souverän und jederzeit ungefährdet war.
Ansonsten: Spielt Unterstützung via Facebook eine (wichtige) Rolle? Spielen Name, eventuell Schachtitel des Autors/der Autorin und Bekanntheit der Webseite eine Rolle? Wenn ja, inwiefern und in welche Richtung - gibt es einen Promi-Bonus, oder haben Amateure im Zweifelsfall bessere Chancen als Profis? Im Gegensatz zu Architektur-Wettbewerben konnten die Teilnehmer ja nicht anonym bleiben. Wie gehen sie um mit Beiträgen in verschiedenen Sprachen? In den Biographien der ACP Board Mitglieder wird erwähnt, dass einige mehrere Sprachen beherrschen, allerdings nicht welche. Da ein Artikel nicht ganz ohne Bilder sein sollte, zeige ich (Quelle ebenda) noch das Jury-Mitglied, das meinen Beitrag vielleicht am besten verstehen und beurteilen kann:
Kann "Mr. Wijk aan Zee" Jeroen van den Berg fliessend Deutsch?
Oder haben sie Beiträge in ihnen unbekannten Sprachen übersetzen lassen - wenn ja, von wem: professionelle Übersetzer, andere Menschen oder Google? Es war mir allerdings Recht, dass Autoren Beiträge in anderen Sprachen nicht selbst ins Englische oder Russische übersetzen mussten - ersteres kostet Zeit, letzteres kann ich nicht. Eher war für mich drin, den Beitrag (mit Sondergenehmigung von Jörg Hickl) gleich auf Englisch zu schreiben. Spielt Zeitpunkt der Veröffentlichung eine Rolle? Ich habe mich beeilt und war bereits Sonntag gegen Mitternacht fertig, z.B. Lennart Ootes brachte seinen erst Mittwoch. Der Beitrag ist für mich auch zumindest oberes Mittelfeld, obwohl er einen faktischen Fehler enthält (Tip: siehe Viertelfinale - es sei denn er korrigiert sich zwischenzeitlich, momentan Sonntag 22.9. 14:30 noch nicht der Fall). Ich weiss nicht, wieviel Punktabzug ich als Preis-Richter dafür geben würde. Geschmackssache ist allerdings, dass er als Insider (Webmaster des Turniers und der ACP) überhaupt teilnimmt - es sei denn, er sagte ausdrücklich, dass er nur erwähnt werden und nicht gewinnen will? Fazit trotz kritischer Anmerkungen und neugieriger Fragen: der Wettbewerb ist eine nette Idee.
Dann hat ein Leser noch angeregt, ein paar Worte aus ganz persönlicher Sicht zu schreiben "warum Du Dich beteiligt hast, was Deine Überlegungen für Deinen Artikel waren usw". "Vielleicht" hätte ich meinen Artikel ohnehin geschrieben, der Wettbewerb-Anreiz spielte durchaus eine Rolle. Es geht nicht nur um eventuell Geldpreis und internationale Anerkennung, sondern schon darum, dass der Artikel auf der Turnierseite verlinkt wird und damit vielleicht mehr Leser erreichen kann. Über irgendein Open irgendwo hätte ich aber auch dann nicht berichtet - es sei dann, da passieren interessante Dinge wie z.B. zwei drei Damenopfer. Überlegungen zum Artikel - tja, generell schreibe ich ohne (vorher) gross zu überlegen ... . Anders ausgedrückt: ich entwickle Ideen schon während des Turniers und schreibe hinterher drauflos, einige Ideen habe ich da bereits wieder vergessen oder verwende sie dann doch nicht. Vielleicht entsteht dann eine Art roter Faden, vielleicht auch nicht - das mag der Leser beurteilen, ebenso ob man unbedingt einen roten Faden braucht. Geht es etwas konkreter? OK, ich stelle mir zwei Fragen:
1) Was ist das Besondere an diesem Turnier? Wenn ich einen Aspekt herausheben kann, dann war es Shirovs Mehrfachrolle als Organisator, Spieler und Kommentator. Das habe ich einfliessen lassen, das reicht aber nicht als einziges Thema oder Leitmotiv.
2) Was kann ich besonders machen? Anders als andere, nicht unbedingt besser aber eben anders. Stichwort Originalität - Titel hatte ich bereits erwähnt. Das Einfall-Reinfall Konzept hatte ich schon einmal - damals ging es (hatte ich nun nicht mehr parat) vor allem um Reinfälle. Treue Leser wissen vielleicht auch, dass ich - wenn es sich anbietet - gerne Titel mit Alliterationen verwende, siehe hier und hier. In diesem Fall kamen so vor Einfällen noch Eindrücke. Ich versuche auch, ein paar Details einzubauen die man sonst nirgendwo findet - wobei ich nicht wusste was die Konkurrenz schreiben würde. Soweit ich es überblicken kann, bekamen die Leser der Schach-Welt zwei Infos exklusiv: die Tatsache, dass Nepomniachtchi nur Ersatzmann war und den Namen der Dame im Siegerfoto (Quelle für beides: Emil Sutovsky per email).
Bis hierher hatte ich das geschrieben, bevor das Ergebnis bekannt gegeben wurde. Nun setze ich doch noch den Link zum Wettbewerb und verrate kommentarlos, wer gewonnen hat: Erster wurde Chessbase/GM Ramirez. Der zweite Preis ging an die zwei Fotoberichte von WIM Julia Gromova auf der russischen Seite e3e5.com. Der dritte Preis wurde geteilt (und das Preisgeld von insgesamt 600$ aufgestockt), und zwar zwischen Chess Today/GM Golubev (ebenfalls zwei Berichte) und einem titellosen Spieler der für Schach-Welt berichtete.
Hurra: Schachsport im Fernsehen!
Das Werder GM-Turnier ging heute in die dritte Runde, und wie schon gestern befürchtet, stellte die Auswärtsrunde im Bremer Weserstadion dieses Mal noch eine zu hohe Hürde für die junge Nationalspielerin Melanie Ohme dar. Der tschechische GM Vlastimil Babula fand in einem tiefgründigen Königsinder die besseren Felder für seine Figuren und baute dadurch enormen Druck auf – am Ende fielen die schwarzen Bauern vom Brett, und Melanie musste aufgeben.
Zeitgleich kam Matthias Blübaum zum zweiten vollen Punkt mit einem glatten Start-Ziel-Sieg gegen GM Tomi Nybäck. Für Tomi als Nummer Eins der Setzliste ist es die zweite Niederlage in diesem ausgeglichen starken Feld – das ist bitter, aber es kann mal vorkommen. So ist Schach!
Das Weserstadion - hier hat ja auch Bayern München immer gerne mal verloren.
Die goldenen Fußballzeiten sind zwar schon ein wenig her, doch die Sonne
scheint nach wie vor durchgehend aufs Stadion.
Augenblicklich führen nun Babula (3 Punkte) und Blübaum (2,5) das Feld an, dicht gefolgt von Gennadiy Fish, Twan Burg und Gerlef Meins (je 2). Morgen geht´s weiter, um 14 Uhr – vor Ort in Bremen, und mit einer Partie auch wieder live im Netz.
Was ich aber eigentlich sagen wollte, ist dies: Radio Bremen hat am Wochenende ein sehr sehenswertes Porträt von Melanie Ohme angefertigt und im Buten un Binnen- Sportblitz hier im Norden ausgestrahlt. (Für eine Sportsendung mag Buten un Binnen-Sportblitz ein etwas eigenwilliger Name sein - Bremer Ohren erkennen allerdings darin das alte Kaufmannsmotto der Hansestadt „Buten un binnen, wagen un winnen“ – Draußen und Drinnen, wagen und gewinnen!)
Vor der Eröffnung des Turniers am Samstag tourte ein Kamerateam mit der WGM Melanie Ohme durch die Stadt, drehte bei herrlichem Wetter ein paar sportliche Sequenzen an der Weser und fing auch einige Impressionen und Interviews direkt aus dem Turniersaal ein.
Schach im Fernsehen, sehr sehenswert näher gebracht – hier ist der Link zu dem gut dreiminütigen gelungenen Beitrag. Auch wenn mir der Bremer Tatort nicht viel sagt - ein großes Kompliment an Radio Bremen und seine Journalisten für diese Sportberichterstattung!
Vier Freunde sollt Ihr sein - Morgenstimmung im Bremer Bürgerpark
Wer stoppt Melanie Ohme?
Es sind wieder einmal harte Tage für Männer – heute gewinnt Angela Merkel die Bundestagswahl, und bereits gestern musste FIDE-Meister Joachim Asendorf in der ersten Runde des Bremer Großmeisterturnieres gegen Melanie Ohme die Hand zur Aufgabe reichen. (Wie die Forschungsgruppe Fritz herausfand, geschah das zu einem Zeitpunkt, an dem sich Joachim gerade wieder eine ausgeglichene Stellung erkämpft hatte. Aber nach 79 schwer erarbeiteten Zügen entscheidet manchmal einfach die Optik der Stellung und die momentane Psyche, ob man noch weiterringt oder lieber aufgibt.)
Asendorf - Ohme 0:1
So also dominieren in Deutschland und nun auch im schönen Bundesland Bremen die Frauen, und hinzu kommt, dass Melanie (die der SV Werder als Teilnehmerin natürlich hocherfreut an der Weser begrüßt) heute auch gegen den Bremer GM Gennadiy Fish gut dagegengehalten hat und am Ende mit einem Remis belohnt wurde. Wer soll Melanie nun noch stoppen?
Vielleicht hilft es ja, dass morgen die dritte Runde im Weserstadion gespielt wird? Fußballstadien sind immerhin die letzten Refugien des Mannes und bieten somit eine Art Heimvorteil. Doch wenn auch dort Vlastimil Babula die junge Leipziger Nationalspielerin nicht aufhalten kann, wird es einmal mehr eng für die Männerwelt.
So ist es in Bremen - selbst bei Großmeisterturnieren hat man immer auch einen Blick für Fußball.
Ich persönlich hatte gestern die Ehre und das Vergnügen, Melanie Ohme in einer für das Fernsehteam von Radio Bremen arrangierten Schaupartie gegenüberzusitzen. Damit habe ich es sogar bis auf Melanies Homepage geschafft! (allerdings als namenloser Gegner, als klassischer N.N. sozusagen, aber das ist ja auch ok).
Es ging in dieser Partie darum, dass für das Fernsehen vor Turnierbeginn ein paar Züge dargestellt werden. Ganz genau erinnere ich mich nicht mehr, aber das Team baute dafür eine Stellung auf, in der Weiß in etwa das eigenwillige 2…..Lc8-e6 !? gezogen hatte.
In der folgenden Stellung dagegen sollte Weiß für die Reportage einen passenden Zug machen:
Wie wäre es hier zum Beispiel mit e2-e4?
Melanie und dann auch ich (als Werder-Ansprechpartner zu diesem Zeitpunkt) wendeten ein, dass es doch nicht so richtig realistisch wäre, würden es diese beiden Positionen in einen Fernsehbericht über ein Großmeisterturnier schaffen. (Wenn man eine Reportage über eine Fußballmannschaft macht, wirft man ja auch keine Handbälle aufs Feld.)
Nach einigem Zögern war es dann für das Fernsehteam ok, dass wir für den Filmbericht eine Partie mit echten Zügen spielen dürften. Das taten wir dann auch, und bald schon landeten wir in einem verzwickten Sizilianischen Mittelspiel. Aber immerhin – echte Schachzüge, und Radio Bremen hatte alles gefilmt!
War das nun sozusagen ein Sieg des Schachs? Oder haben wir das nette Team von Radio Bremen damit endgültig verprellt? Denn eigentlich war es ja wirklich großartig, dass das Fernsehen überhaupt da gewesen ist! Und ist Schach denn nun überhaupt Sport? Schwierige Fragen, und die Antwort können sicher andere viel besser geben als ich (Jörg Hickl, Jan Gustafsson, Angela Merkel).
Radio Bremen live vor Ort - hier aber schon bei der echten Partie Asendorf - Ohme
Doch immerhin - so war auch ich also mal ein klein wenig mit dabei und spielte mit bei einem echten GM-Turnier. Das ist etwas für die Enkel! Hier sind die originalen ersten Züge unserer Partie:
Olaf Steffens – Melanie Ohme
Werder Bremer Großmeisterturnier 2013 (!), Rahmenprogramm
1.e2-e4, c7-c5
2.Sb1-c3, d7-d6 (fies)
3.f2-f4, Sb8-c6
4.Lf1-b5!?, Lc8-d7
5.Sg1-f3
Später kam dann irgendwie noch f4-f5, und es wurde alles ein wenig kompliziert. Ich kann froh sein, dass die Partie dann nach einigen Zügen abgebrochen wurde – denn so wie Melanie hier im Norden aufspielt, hätte sie auch mich bestimmt bald glatt vom Brett geweht.
Doch wer weiß, vielleicht kann ja die Dokumentation dieser ersten Züge meine männlichen Schachspielerkollegen im Turnier bei ihrer Vorbereitung ein wenig unterstützen. Nicht, dass der jungen Dame der Sieg hier in Bremen zu leicht gemacht wird!
Nanu, wer mag das sein? Melanie Ohme live in Bremen.
Aber was nützt es schon - spätestens seit heute wissen wir natürlich, dass der Trend ohnehin zum Frauensieg geht – in der Politik (Angie!), und wie es aussieht, jetzt auch bei uns. Im Schach. Was für Zeiten.
Nachtrag:
Es hat sich mittlerweile herausgestellt, dass das Fernsehteam wirklich nur einzelne Figuren und vielleicht mal eine Hand dazu aufgenommen hat. Es ging ihnen wirklich nur ums Detail - das ganze Brett und die mutig entworfene Position mit dem Läufer auf e6 kamen gar nicht ins Bild. Erleichterung darum, und ein Lob den Journalisten - unsere schachlichen Sorgen waren unberechtigt!
Kanzlerpartie
Wie vielversprechend begann der Vorwahlkampf. Nachdem die SPD Peer Steinbrück nominiert hatte, war Schach öfter als sonst in der politischen Kommunikation. In Porträts wurde sein Hobby erwähnt, Kommentatoren versuchten einander mit schachlichen Metaphern zu übertreffen. Dass bei einem Fototermin mit Helmut Schmidt ein Schachbrett zeitweise falsch aufgestellt war, machte die Runde durch die Medien. Und dass Steinbrück auf dem Briefpapier des Bundesfinanzministeriums bei der Suche nach Schachsponsoren half, wurde viele Jahre später, weil er nun Kanzlerkandidat war, auf einmal zur Affäre, obwohl weder er persönlich noch Parteifreunde profitiert hatten.
Doch je mehr er für die Medien der Mann wurde, der kein Fettnäpfchen ausließ, umso weniger kam Schach noch vor. Aus der Schachszene kam keine Schützenhilfe. Mag der eine oder andere heimlich hoffen, dass unter einem wie ihm das Schach einen ganz neuen Stellenwert kriegen könnte - zur öffentlichen Thematisierung taugte unsere geteilte Leidenschaft nicht. Steinbrück versuchte einen Befreiungsstoß in der WELT, outete seine dänische Oma als Schachlehrmeisterin und verkündete, ob Wunschdenken oder Überzeugung, dass die Dame allein auch beim Schach nicht gewinne. Es half nichts. Nach einem Fingerzeig sah ihn schon mancher Schreiber mattgesetzt. Da poppt unmittelbar vor der Bundestagswahl ein anderer, schief verwendeter Schachbegriff auf: Die letzten Meinungsumfragen erwarten ein, nun ja, "Patt".
EERR Eindrücke Einfälle und Reinfälle aus Riga
Eindrücke "aus" Riga ist nicht wörtlich gemeint - ich war nicht vor Ort, die Reise kann ein Hobbyjournalist nicht bezahlen. Allerdings konnte man dieses, wie so viele Turniere, prima im Internet verfolgen und darüber berichten. Im Laufe des Turniers ergab sich, dass der Titel noch länger und e-lastiger werden könnte: es gab nämlich einen erfolgreichen Ersatzmann. Der ACP Cup war ein Schnellturnier im KO-Format mit 16 hochkarätigen Teilnehmern: Grischuk, Mamedyarov, Nepomniachtchi, Svidler, Radjabov, Malakhov, Morozevich, Wojtaszek, Ivanchuk, Ponomariov, Eljanov, Shirov, Fressinet, Jakovenko, Moiseenko, Kovalenko. Gleich drei Spieler mit Elo über 2800, jedenfalls nach den Rapidzahlen (Grischuk 2830, Mamedyarov 2822, Nepomniachtchi 2804), zwei dieser drei trafen im Finale aufeinander. Wie kam dieses Feld zustande? Fast alle qualifizierten sich über die ACP Tour, grob gesagt ein mathematisches System bei dem Ergebnisse nach Eloschnitt des Turniers gewichtet werden, und am Ende gibt es eine Rangliste, die für 2012 findet man hier. Diesmal war es etwas komplizierter, wie mir ACP Präsident Emil Sutovsky auf Nachfrage freundlicherweise mitteilte. Den ACP Cup gab es zuletzt 2010, die neue ACP-Führung wollte ihn wiederbeleben und fand im lettischen Schachbund einen Ausrichter. Aus den Jahren 2010-2012 waren insgesamt 23 Spieler qualifiziert, aus diversen Gründen (Studium, voller Turnierkalender, gesundheitliche Probleme) konnten nicht alle die Einladung akzeptieren. So ergab sich ein Turnier mit 16 Teilnehmern: 14 Qualifizierte, der Lette Kovalenko bekam eine Wildcard und Nepomniachtchi rückte aufgrund seiner hohen Rapid-Elozahl nach als Karjakin kurzfristig absagte.
Fast alle Spieler kommen aus der ehemaligen Sowjetunion, plus der Franzose Fressinet und Wojtaszek aus dem Nahen Westen. So ist die Situation in der Schachwelt, bzw. terminliche Überschneidungen mit anderen Turnieren verhinderten ein etwas "globaleres" Teilnehmerfeld: Nakamura und Kamsky spielen in St. Louis, Vachier-Lagrave spielte in der spanischen Liga. Auf Anfrage wiederholte Sutovsky was er auch in der Liveübertragung sagte: die Spieler kannten den Termin des ACP Cups bereits im April, lange vor der Ankündigung des Sinquefield Cups. Die offizielle Bestätigung des ACP Cups kam im Juli, da war die Finanzierung abgerundet und Spieler konnten/mussten die Reise nach Riga definitiv planen. Ausser den bereits erwähnten fehlten noch mindestens zwei qualifizierte Spieler: Kurnosov ist zwischenzeitlich tödlich verunglückt, und Caruana will sich vielleicht in Ruhe auf den für ihn wichtigen FIDE Grand Priz in Paris vorbereiten. Der ist für Grischuk genauso wichtig, aber der spielt gerne Schnell- und wenn nötig Blitzschach und hat seine Teilnahme nicht bereut: er traf im Finale auf Nepomniachtchi und gewann am Ende im Armaggedon. Deutschland war nicht vertreten, die Niederlande immerhin mit Webmaster Lennart Ootes dessen Fotos ich dankbar verwende. Und es wurde, mit wechselndem Erfolg, ein paarmal Holländisch gespielt. [Für neue Leser dieses Blogs - es gibt wohl ein paar, warum werde ich erst in einer Woche verraten: Ich bin Deutscher und schreibe vor allem für ein deutsches Publikum, aber wohne in den Niederlanden]
Das wird kein normaler Turnierbericht, stattdessen pro KO-Runde ein paar Bemerkungen mit teilweise Zitaten aus dem Livekommentar und jeweils ein Einfall - definiert als interessante Idee oder interessantes Motiv - und ein Reinfall, gerade im Schnellschach greifen auch die besten Spieler mitunter übel daneben. Betrifft Livekommentar: den gab es abwechselnd auf Englisch und Russisch, und für das lokale Publikum auch auf Lettisch. Zeigen wir erst noch das Spiellokal, das Hauptquartier der Rietumu Bank (Foto Turnierseite):
Den Modus muss ich noch erwähnen: Zunächst wurden jeweils zwei Schnellpartien gespielt (25 Minuten plus 10 Sekunden Zugabe pro Zug), dann wenn nötig zwei Blitzpartien (3 Minuten plus 2 Sekunden), dann eventuell Armaggedon (5 gegen 4 Minuten, 2 Sekunden Zugabe ab dem 61. Zug). Etwas überraschend: in 15 Matches gab es nur 4 Tiebreaks, und nur einmal (im Finale) Armaggedon.
Achtelfinale:
Mittags endeten die ersten vier Partien alle remis, aber alle Duelle der Rückrunde hatten einen Sieger. Prominentes Opfer war Ivanchuk, der gegen Wojtaszek völlig den Faden verlor (aber diesen Reinfall zeige ich nicht, es gab noch einen anderen). Abends waren drei Matches nach zwei Schnellpartien beendet, nur Grischuk musste gegen Fressinet blitzen. Das Ergebnis kennt der Leser bereits, Grischuk löste diese Aufgabe - man ist geneigt zu sagen, wie erwartet - souverän. Der englische Livekommentar war, wie schon erwähnt, Chefsache: Emil Sutovsky zusammen mit dem lettischen GM Neiksans.Es war schon für Zuschauer (wie mich) nicht einfach, vier flotte Partien parallel zu verfolgen; sie mussten diese kommentieren und dabei ständig hin und her springen. Da kann schon ein kleiner Lapsus passieren: Bei Jakovenko-Svidler wunderten sie sich mehrfach, warum Svidler, der mit Schwarz nur ein Remis brauchte (zum Grund s.u.), Pirc spielte und nicht etwa Spanisch. Nun war 1.-g6 vielleicht (im Gegensatz zu 1.g3 im Hinspiel?) nicht die solideste Wahl, aber 1.-e5 wäre ein grober Fehler denn die Partie begann mit 1.Sf3 g6 2.e4 - was die Stellung einige Züge später nicht mehr verriet. Svidler gewann dann in 21 Zügen, obwohl er kurz etwas verdächtig stand. Zum scharfen Grünfeld-Inder in Morozevich-Ponomariov (5.h4, 12.Txh7) meinte Sutovsky "das wurde schonmal gespielt, ich weiss aber nicht von wem. So ist es heutzutage - wenn man ständig hunderte Partien betrachten muss, erinnert man sich an die Stellungen aber nicht an die Spieler." Auch ich musste nachschauen: der Vorgänger war Vitiugov-Ragger vom letzten Weltcup. Vitiugov profitierte vom Überraschungseffekt, Ponomariov (der auch nur ein Remis brauchte) war offensichtlich vorbereitet, hatte die Lage weitgehend unter Kontrolle und gönnte seinem Gegner am Ende ein Dauerschach.
Kleiner Exkurs zum ganzen Turnier: Wenn Schwarz nur Remis brauchte, bekam er es (oder mehr) mit scharfen Eröffnungen wie Pirc, Grünfeld-Indisch oder Holländisch. Wenn er dagegen solider spielte (Französisch mit frühem Damentausch, Damengambit oder Russisch), verlor er und musste dann blitzen oder armageddonisieren.
Nach der ersten Runde waren mit Ivanchuk, Morozevich und (aus lokaler Sicht vor allem) Shirov drei Publikumsfavoriten bereits ausgeschieden. Ivanchuk brachte sich selbst um, die beiden anderen wurden von etwa gleichwertigen Gegnern (Ponomariov und Radjabov) einmal überspielt. Im Livekommentar lobte Sutovsky noch die Bedingungen vor Ort - das macht ein Ausrichter gerne, aber zumindest ein Spieler sah dies ähnlich: Eljanov twitterte kurz hintereinander "Knocked out by Malakhov in 1st round of ACP Cup. Now I am a chess tourist literally and figuratively :)" und "Tournament conditions is great thanks to Emil Sutovsky and Alexei Shirov. To be spectator in such an event also rather attractive."
Der Einfall: Nepomniachtchi-Moiseenko nach 23.-d5
Es folgte 24.Te5!? und das war nur der Anfang: Später opferte Nepomniachtchi noch eine Qualität, bekam dann beide zurück und behielt ein gewonnenes Damenendspiel. Ob das völlig korrekt war, sei dahingestellt - mutig und kreativ war es jedenfalls. Erinnerungen werden wach an eine Schnellpartie zweier Spieler der absoluten Weltklasse die - während ich dies schreibe - in St, Louis mal wieder gegeneinander spielen.
Der Reinfall: Svidler-Jakovenko nach 52.Td3-d1
Turmendspiele sind "immer" remis, dieses war trotz weissem Mehrbauern lange keine Ausnahme, Aber nun geschah 52.-Tf3? 53.e5 Tf5 54.Ke4+ 1-0 (kein Fragezeichen für 53.-Tf5, da stand Schwarz bereits verloren)
Viertelfinale:
Drei Spieler gewannen im Schnellschach, Nepomniachtchi dominierte den Blitz-Tiebreak gegen Malakhov. Im Livekommentar eine Überraschung: noch ein Spieler blieb vor Ort - nicht nur in Riga wo er seit einiger Zeit wieder wohnt, sondern auch am Turnierort. Leider (für mich) sprach Shirov vorläufig Russisch, wo meine Kenntnisse nicht viel weiter reichen als "Dobri dyen" (Guten Tag) oder auch "varianti Najdorf". Immerhin konnte ich seinen Varianten am Demobrett zu Wojtaszek-Grischuk folgen. Er tat das vielleicht mit gemischten Gefühlen, lieber hätte er nebendran in Radjabovs Stuhl gegen Svidler gesessen?
Ein lettisches Multitalent: im Schach läuft es für Shirov (im Turnier und generell in letzter Zeit) nicht ganz nach Wunsch, als Organisator bekam er Bestnoten
(Foto Lennart Ootes, vor dem Turnier)
Der Einfall: Nepomniachtchi-Malakhov nach 27.-Te8
Weiss steht natürlich prächtig und konnte nun stilvoll den Sack zumachen: 28.Txh7 Sxf6 29.gxf6 Txf6 30.Dh2 Lg7 31.Th1 1-0. Nicht allzu schwer, aber schön anzusehen zumal auf diesem Niveau.
Der Reinfall: Radjabov-Svidler nach 20.-Da7
Die Livekommentatoren erwarteten 21.Kh1 oder 21.Kh2, denn Radjabov würde Svidlers Drohung doch nicht übersehen? Es kam 21.Tbe1? Lxd3 22.Dxd3 c4+ 23.Le3 cxd3 24.Lxa7 Sxa7 usw. (0-1, 28).
Halbfinale:
Da fasse ich mich relativ kurz da ich leider nicht live dabei war. Grischuk gewann gegen Svidler 1.5-0.5, Nepomniachtchi gegen Ponomariov 3-1 (also wieder glatt im Blitz-Tiebreak). Was "Einfall und Reinfall" betrifft, waren die bisherigen Täter nun Opfer. Zum Reinfall kein Diagramm, das betrifft die halbe Partie Svidler-Grischuk: Svidler stand klar besser, womöglich gewonnen und verdarb das noch zum Verlust.
Der Einfall: Ponomariov-Nepomniachtchi nach 48.Sd4
Ponomariov spielte die gesamte Partie, so später der Livekommentar, im Stile Karpovs und konnte einen kleinen Vorteil immer weiter ausbauen. Nun hatte er bei reduziertem Material ein Mattnetz geknüpft (mit etwas gegnerischer Hilfe in ohnehin hoffnungsloser Stellung). Es folgte noch 48.-Sg5 49.hxg5+ 1-0 (Nepomniachtchi sah hier wohl, dass er nach 49.-Txg5+ 50.Kf4 noch mehr Material spucken muss um das Matt zu verhindern bzw. zu verzögern).
Damit standen Grischuk und Nepomniachtchi im Finale. Bevor ich dieses kurz zusammenfasse, noch ein paar Worte zu ihrer Bedenkzeit-Philosophie (Quelle Livekommentar): Grischuk hatte angekündigt, dass er sich zu einer Runde vielleicht etwas verspäten würde - kein Problem, ACP kennt keine Nulltoleranz. Seine Uhr würde laufen, aber das war ihm relativ egal: "Wenn ich am Anfang 25 Minuten habe, bleiben mir nach zehn Zügen ohnehin nur noch deren fünf" - er übertrieb da etwas, aber nur etwas. Zu Nepomniachtchi folgender Dialog zwischen Shirov (nun auf Englisch) und Sutovsky:
Shirov - "Nepomniachtchi spielt Normalschach wie Schnellschach, Schnellschach wie Blitz und Blitz wie ... ich weiss nicht"
Sutovsky: "Bullet!"
Das Finale:
Beide Schnellpartien endeten nach hartem Kampf Remis, jeweils hatte Nepomniachtchi zwischendurch die klareren Gewinnchancen. Die Blitzpartien verliefen ähnlich zueinander: jeweils gewann Weiss eine Qualität, dann hatten beide Spieler nur noch Sekunden auf der Uhr plus Inkrement, diese Partiephase dauerte gut 20 Züge und dann gewann Weiss (auf Stellung). Damit kam es zum Armaggedon - was da alles geschach wäre beinahe auch Stoff für einen eigenen Beitrag, die Kurzfassung: Grischuk mit Weiss war immer am Drücker und gewann am Ende.
Einfall und Reinfall: Grischuk-Nepomniachtchi (erste Schnellpartie) nach Dc4
Das war davor eine lebhafte Partie, mit der ersten Überraschung bereits im sechsten Zug: 6.Ld3 ist laut Datenbank nur zehnte Wahl gegen "varianti Najdorf", wobei bekannte Spieler wie Ponomariov, Polgar, Adams, Carlsen und Short (geordnet nach Elo zum Zeitpunkt der Partien) das bereits mal versuchten. Nach 6.-e5 7.Sf5!? (7.Sde2 ist üblich) gab es keine Vorbilder mehr von Spielern mit Elo über 2450. Nepomniachtchi gewann einen Bauern, Grischuk opferte seinen Läufer auf f7 für Gegenspiel und diverse Bauern am Königsflügel. Wenn Nepomniachtchi das gewinnen konnte, dann war es keinesfalls trivial. Zuletzt geschah 48.-De6-c4 und nun ein etwas ungewöhnliches Dauerschach: 49.Dd1+ Ka3 (49.-Ka/b2? 50.Tb2+ und Weiss steht besser) 50.Da1+ Kb3 51.Db3+ usw. . "Reinfall" ist vielleicht zu krass - wobei Nepomniachtchi noch 10 Minuten hatte und Grischuk Sekunden.
Zum Schluss ein Dankeschön an Emil Sutovsky für seine schnelle email-Antwort während des Turniers ("feel free to contact me, whenever you have any questions related to the ACP activity" [even if] "I am extremely overloaded"), und ein Foto des Siegers, wieder von Lennart Ootes:
Sutovsky, Grischuk und Julia Kuzmina vom Sponsor Rietumu Bank
Unter Verdacht
Ein Freund fühlte sich beschissen. Er konnte es nicht beweisen, aber er war überzeugt, dass sein letzter Gegner betrogen hatte. Es gab so viele Verdachtsmomente: Dass sein Gegner anders spielte als in den Partien aus der Datenbank. Dass er ein Remisgebot als 150 Elopunkte Schwächerer sofort ablehnte. Dass er ständig mit den Händen fummelte. Dass er für 0815-Züge in der Eröffnung ewig brauchte, aber fast im Minutentakt zog, als er seinen positionellen Vorteil ausbaute und schließlich mit einem feinen Bauernopfer ein Mattnetz knüpfte.
Kurz vor Ende hatte mein Freund genug und holte die Schiedsrichterin. Er habe nichts Stichhaltiges, aber sein Gegner spiele verdächtig stark. In folgender Stellung forderte die Schiedsrichterin also seinen Gegner auf, seine Taschen zu leeren. Theatralisch packte er ein paar Sachen auf einen Tisch, auch ein ausgeschaltetes Handy, und sagte schließlich ein Matt an. Zum vermeintlichen Beweis schmetterte er in dieser Stellung Kh1-g2 aufs Brett.
Für meinen Freund war das auch eine Art Beweis. Nicht sofort. Aber als er die Partie später am Computer nachspielte, habe fast jeder weiße Zug gepasst. Nur eben Kg2 nicht, was sein Gegner zog, als er durch die Schiedsrichterin unter Druck war. Offensichtlich habe sein Gegner gewusst, dass es matt ist, aber nicht wie. Eine brillante Opferzugfolge hätte tatsächlich mattgesetzt. Sehen Sie wie?
Nach Kh1-g2 droht zwar sowohl h2-h3 matt als auch Se8-f6 matt, aber mein Freund war mit f7-f5 wieder im Spiel. Doch in Zeitnot patzte er gleich wieder und verlor. Der Gegner meines Freundes hatte in dem Turnier damit nun eine um 300 Elo höhere Performance als seine Elozahl erwarten ließ. Das alles schien mir Grund genug, Ken Regan einzuschalten. Der Informatikprofessor an der State University of New York Buffalo ist derzeit die Anlaufstelle für alle, die während eines Turniers einen Betrugsverdacht haben und diskret prüfen lassen wollen. In der Anfangszeit, bis zum Fall Feller bei der Schacholympiade 2010, sei es noch meist darum gegangen, falsche Anschuldigungen zu entkräften, so Regan. Inzwischen habe er fast täglich Anfragen.
Doch die Partien des Gegners meines Freundes zeigen nur eine leicht höhere Übereinstimmung mit Houdini-Zügen als seine Elozahl erwarten lässt. Er wuchs nicht annähernd so über sich hinaus wie ein Jens Kotainy. In den späteren Runden fiel seine Eloleistung wieder ab. Selbst in der besagten Partie muss Regan mehrere Konfigurationen testen, bis die Quote in einen halbverdächtigen Bereich rutscht. Regans Analyse entlastet ihn. Der Fall sei aber interessant, und er will ihn, anonymisiert versteht sich, mit den Kollegen der gemeinsamen Antibetrugskommission von FIDE und Spielervereinigung ACP diskutieren.
Wie es aussieht, bin ich wohl selbst der von mir kürzlich in einem FAZ-Artikel über Betrug im Schach beschriebenen Paranoia verfallen. Wer über seiner Eloleistung spielt und sich ein wenig ungewöhnlich benimmt, macht sich heutzutage verdächtig. Ich glaube nicht, dass der Gegner meines Freunds den Betrugsverdacht mit Absicht weckte. Aber viel spricht dafür, dass wer erfolgreich einen falschen Betrugsverdacht weckt, die Spielleistung seines Gegners ganz schön drücken kann. Wenn ich mir die Züge meines Freund heute nochmal ansehe, wird mir klar: Er hatte einen ziemlich schlechten Tag. Das sieht er mittlerweile selbst so.
Bauernpower
Auch beim Bauernendspiel sind noch nicht alle Wiesen abgegrast. Das folgende Stück erlangte in der quartärlich erscheinenden, hübschen, deutschen Zeitschrift "Problem-Forum" im Zeitraum 2009-2010 den ersten Preis. Sein Autor, Siegfried Hornecker, ist ein nicht einmal dreißigjähriger Schachspieler mit einer DWZ/ELO von ca. 2000. Man muss also kein Partieschachgroßmeister sein, um schöne Stücke hervorzubringen.
Weiß hat einen mächtigen Freibauern, aber Schwarz hat durchaus beachtliches Gegenspiel durch seine Bauern g4 und f3. Am Ende setzt sich Weiß durch.
Viel Spaß beim Lösen!
Neue IPR-Spielereien - Ist Spitzenschach ein Glücksspiel?
Ken Regan hat neue IPR-Daten für insgesamt zwölf Superturniere veröffentlicht, mich per email informiert und vorgeschlagen, dass ich darüber was schreiben könnte - Fortsetzung zu meinem ersten Beitrag. Auch beruflich habe ich mitunter das Problem "tolle Daten, was genau kann man damit machen?". Das wird keinesfalls ein wissenschaftlicher Artikel mit 1) klarer Fragestellung ("aim of this study"), 2) sauberer und strukturierter Diskussion, 3) klaren Schlussfolgerungen ("Conclusions"). Stattdessen ein bisschen Kraut und Rüben und eine Mischung aus objektiven Daten und subjektiven Meinungen dazu.
Zum ersten Beitrag bekam ich zwei private Reaktionen. Ein Leser meinte, dass ihm zum richtigen Verständnis die mathematischen Grundlagen fehlen; ein anderer hat diese Grundlagen und wollte genau(er) wissen, wie IPRs eigentlich berechnet werden. Der Ansatz ist, Züge von Menschen automatisiert mit denen von Computerprogrammen zu vergleichen - je mehr Übereinstimmung, desto besser, desto höhere IPR. Perfektes Spiel wird mit einer IPR von weit über 3000 belohnt (derzeit 3475, Details ändern sich da Regan seine Methode stets leicht ändert); in menschlichen Partien ist AE ("average scaled error per move") nie Null, daraus ergeben sich IPRs im Bereich der menschlichen Elozahlen. Zum mathematischen Hintergrund verweist Regan auf diesen wissenschaftlichen Artikel (den ich allenfalls überflogen habe). Das ist offenbar nicht mehr der allerneueste Stand; Regan schrieb mir dass er gerade entdeckte, dass die "ratio of Arsechs" vermutlich besser funktioniert als sein derzeitiger logarithmischer Ansatz ["Well that looks almost like a naughty word in German but it means the inverse hyperbolic secant function, which is log(1/x + sqrt{1/x^2 - 1})."].
Muss man das alles wissen und verstehen? Auch bei Urteilen von Engines wissen allenfalls Insider, auf Basis welcher Algorithmen Houdini eine Stellung mit +0.3, +0.7 oder +1 beurteilt - und Stockfish dieselbe Stellung aufgrund derselben Varianten mit +0.7, +1 oder +1.5. Die meisten Schachspieler 'vertrauen' diesen Zahlen einfach - egal wie sie Engines nutzen (Eröffnungsvorbereitung, Analyse eigener Partien, Liveübertragungen von Turnieren). Man sollte sich dennoch die Varianten anschauen und sich selbst ein Urteil bilden, wie reell, vielversprechend und ausbaufähig der weisse Vorteil wirklich ist. Genauso müsste man sich zu Regans IPRs eigentlich die Partien anschauen. Es betrifft aber 693 Partien bzw. 39,794 Halbzüge - selbst mit einer Minute pro Partie oder einer Sekunde pro Zug wären das ca. 11 Stunden, das sprengt den Rahmen dieses Beitrags! Was ich ein bisschen machen werde ist, die Zahlen auf Basis eigener Meinungen und (Vor)Urteile über die betroffenen Spieler interpretieren. Auch Regan schreibt, dass "taktische Spieler" wohl tendenziell niedrigere IPRs haben: Sie streben nach oder bekommen komplizierte Stellungen, in denen sie unmöglich immer den besten Zug finden können - der Gegner aber eben auch nicht. Und - wie schon im ersten Beitrag angedeutet - man muss nur besser spielen als der Gegner.
Die 12 Turniere sind in der nächsten Grafik genannt, 23 Spieler waren jeweils bei mindestens drei dieser Turniere dabei - in alphabetischer Reihenfolge Adams, Anand, Aronian, Carlsen, Caruana, Dominguez, Gelfand, Giri, Grischuk, Ivanchuk, Kamsky, Karjakin, Kasimdzhanov, Kramnik, Leko, Mamedyarov, Morozevich, Nakamura, Ponomariov, Radjabov, Svidler, Topalov und Wang Hao. Die erste Frage ist eine doppelte: 1) Ist Regans Modellansatz realistisch? 2) Geben Elozahlen ein realistisches Bild der Spielstärke (definiert im Vergleich zu den perfekten Engines)?
Generell gilt: je stärker das Turnier, desto höher das Niveau - jedenfalls im Durchschnitt für alle Spieler und alle Partien. Regan schreibt dann auch "it shows the overall reasonableness of the model". Das gilt zumindest für Superturniere mit mindestens acht Teilnehmern - Baden-Baden (6 Spieler) und Zürich (4 Teilnehmer) hat Regan nicht ausgewertet, da ist es eher möglich, dass relativ viele Spieler besonders gut oder besonders schlecht drauf sind was den IPR-Gesamtschnitt stark beeinflusst. Was weiterhin auffällt: Tal Memorial war - nach dem Kandidatenturnier - das zweitstärkste Turnier, aber in Moskau war das Niveau der Partien relativ höher. Vier Turniere der Grand Prix Serie waren vergleichbar stark besetzt aber von variablem Niveau. Sicher Zufall, dass in der ehemaligen Sowjetunion (Russland und Uzbekistan) das beste Schach gespielt wurde.
Bereits erwähnt: man muss vor allem besser spielen als der/die jeweilige(n) Gegner - das gilt nicht nur für Tal Memorial, sondern generell oder zumindest im Groben und Ganzen für alle 12 Turniere:
"Delta IPR" ist hier die Differenz zwischen der eigenen und der gegnerischen IPR. Wie bereits erwähnt, Gelfand beim Tal Memorial und Adams in Dortmund sind - nach dieser Methode - die überzeugendsten Turniersieger. Gelfands Erfolg ist noch etwas höher einzuordnen, da das Turnier unglaublich stark besetzt war und die Spieler die Elo-Erwartungen voll erfüllten. Dominguez in Thessaloniki und Topalov in Zug sammelten dagegen fleissig Punkte, ohne viel besser zu spielen als ihre Gegner? In Thessaloniki gewann Dominguez mit 8/11 - nicht nur aber vor allem die geteilten Zweiten Caruana und Kamsky (7.5/11) haben da sensu Regan deutlich besser gespielt. Auch in Zug spielten Caruana und Kamsky - im Vergleich zu ihren Gegnern - besser als Topalov. Relativ gute IPR-Noten bekamen auch Leko (2858) Ponomariov (2907) in Zug - da gab es vermutlich einen Bonus für korrektes aber etwas risikoscheues Schach? Am überraschendsten ist Radjabovs IPR in Zug (2872, allerdings Delta -80 und nur 4.5 Punkte aus elf Partien). Was bei diesen beiden Turnieren genau los war, dafür müsste "man" (nicht unbedingt ich) zweimal 66 Partien näher untersuchen. Nach seinem Sieg in Zug sagte Topalov - für ihn ungewöhnlich bescheiden - dass er jede Menge Glück hatte.
Carlsen spielte bei seinen Siegen in Wijk aan Zee und London (die erste) auch nur etwas besser als seine Gegner - da könnte eine Rolle spielen, dass ein Fehler oder eine Ungenauigkeit oft reicht, um gegen ihn zu verlieren. Kramnik ist laut dieser Grafik der Pechvogel der letzten 12 Monate: In Dortmund spielte er prima, sein Pech dass Adams mehr als prima spielte. Beim London Classic bestätigt diese Grafik den Eindruck einiger Experten (den ich teile wobei ich kein Experte bin), dass er den Turniersieg mindestens genauso verdient hatte wie Carlsen. Nach seinem Sieg beim Weltcup meinte Kramnik: "Ich wurde letztes Jahr fünfmal Zweiter [gemeint waren wohl die letzten zwölf Monate einschliesslich der Olympiade], da wäre es schmerzhaft gewesen, hier im Finale zu verlieren."
Zum Carlsen - Kramnik Vergleich gehört natürlich auch das Kandidatenturnier. Den Zahlen nach spielte Carlsen (IPR 2936, Delta 180) da besser als Kramnik (IPR 2777, Delta 40), wobei Kramnik - wiederum nach von mir geteilter Expertenmeinung - das interessantere und gehaltvollere Schach spielte.
Was Carlsen von allen anderen unterscheidet ist seine Konstanz: immer IPR über 2800, immer besser als seine Gegner. Vielleicht gibt es irgendwann noch Teil II dieses Beitrags mit detaillierten Vergleichen - heute untersuche ich vor allem generell wie (in)stabil die 23 Spieler spielten, d.h. die Standardabweichungen der IPRs. Für mathematisch wenig bewanderte Leser, vorab die IPR-Daten für die beiden extremsten Spieler - damit sollte klar werden was gemeint ist:
Carlsen 2809 2850 2936 2904 2937
Kasimdzhanov 2364 2924 2661 2877
Zwei Arbeitshypothesen wären: Die besten Spieler (nach Elo) sind auch die konstantesten Spieler sowie "es gibt keinen Zusammenhang". Ersteres gilt nur für DEN besten und DEN schlechtesten Spieler, zweites stimmt irgendwie auch - aber die Grafik suggeriert doch eher "je besser desto wechselhafter". Eine niedrige Standardabweichung kann hier alles bedeuten: konstant gut, konstant mittelmässig oder konstant schlecht. Offenbar kann man nicht konstant auf höchstem Niveau spielen (Ausnahme Carlsen), andererseits: je mehr Schachverständnis, desto eher kann man auch mal ein klasse Turnier erwischen? Kasimdzhanov ist wohl ein Sonderfall: für mich war, ist und wird er kein Spieler der absoluten Weltklasse - bei der Grand Prix Serie war er dabei da Taschkent eines der Turniere ausrichtete. Als Sekundant ist er dagegen Weltklasse - siehe Deutschland bei der Mannschafts-EM, Anand wird ihn beim WM-Match vielleicht vermissen. Damit ist er auch theoretisch beschlagen - für ihn ist es sehr wichtig, ob er seine Varianten und Stellungen aufs Brett bekommt oder nicht?
Weiterhin fällt auf, dass vor allem die älteren Spieler starke Formschwankungen zeigen. Warum Caruana hier direkter Nachbar von Anand ist, darüber werde ich noch spekulieren. Was bei Radjabov los ist, weiss allenfalls er selbst. Ivanchuk gehört langfristig auch "nach oben in der Grafik" - die letzten zwölf Monate spielte er aber immer vergleichsweise schlecht. Karjakin ist offenbar nach Carlsen der konstanteste Spieler der absoluten Weltklasse - deshalb ist er auch im Kandidatenturnier dabei (die Elo-Konkurrenten Radjabov, Caruana und Nakamura hatten alle mal ein Formtief).
Nun hatte ich die Idee, Standardabweichung gegen Alter zu plotten:
Siehe da, es gibt offenbar einen generellen (wenn auch statistisch nicht signifikanten) Zusammenhang. Einige Spieler halten sich nicht an die Regeln. Kasimdzhanov und Radjabov sind Sonderfälle. Bei Ivanchuk muss man abwarten, ob er demnächst wieder zu Superergebnissen in der Lage ist oder ob er sich - wie zuletzt offenbar Shirov - langsam aber sicher aus der absoluten Weltspitze verabschiedet; ich würde beide vermissen. Caruana hatte zwei schlechte Turniere von sechs. Während Wijk aan Zee war er selbst krank und, wie er in einem Interview mit dem Magazin des niederländischen Schachverbandes sagte, seine Mutter schwer erkrankt. In Dortmund war es vielleicht der 2800-Fluch: kaum hatte er diese Live-Rating lief fast gar nichts mehr für ihn. Die vier anderen Turniere spielte er auf konstant hohem Niveau (IPR 2828 +- 45), da wo er altersmässig und überhaupt hingehört?
Die Grafik suggeriert auch, dass man ab 35 Jahren zwangsläufig Höhen und Tiefen erleben wird - davor noch nicht unbedingt, danach geht es zwar nicht unbedingt bergab aber es wird eine Berg- und Talfahrt? Heisst das, dass Leko in einem Jahr öfter verlieren aber auch öfter gewinnen wird? Wie es der Zufall will, feiert er heute (8.9.) seinen 34. Geburtstag. Aber es ist auch, sicher bei ihm, eine Stilfrage.
Soweit für heute - wie bereits angedeutet kommt vielleicht noch Teil II. Ideen, was man noch untersuchen könnte, gerne per Kommentar!
Taktik gegen Strategie
Heute möchte ich zwei Bücher näher betrachten. Das eine befasst sich mit Taktik und das andere mit Strategie. Den Anfang macht der bosnische Großmeister Ivan Sokolov:
Ivan Sokolov
Sacrifice and Initiative in Chess
Seize the Moment to Get the Advantage
256 Seiten, kartoniert, 1. Auflage 2013.
Das Buch ist erhältlich bei Schach Niggemann (http://www.schachversand.de/
Der Titel des Buches ist hier Programm: Opfern und Angreifen! Unter diesem Gesichtspunkt hat der bosnische Großmeister Ivan Sokolov 92 schneidige Angriffspartien ausgewählt und ausführlich kommentiert. Dass dabei das vorhandene Material in 16 Kapiteln vorsortiert wurde (König im Zentrum, das intuitive Opfer, Kampf um die Initiative, usw.) spielt eigentlich gar keine so große Rolle, Hauptsache es knallt!
Jedes Kapitel wird mit allgemeinen Erläuterungen und Hinweisen zu dem behandelten Thema eröffnet. Anschließend folgen einige Partien und am Ende gibt es die wichtigsten Erkenntnisse in komprimierter Form.
Viele Partien im Buch sind sehr bekannt und wurden bei verschiedenen Gelegenheiten immer wieder an die Oberfläche gezerrt (Kasparov-Topalov 1999, Karpov-Kasparov 1985 16.Matchpartie, Ivanchuk-Jusupov 1991 und „natürlich“ diverse Tal-Gemetzel). GM Sokolov weißt im Vorwort extra darauf hin, dass er bei der Zusammenstellung der Partien sehr viel Zeit und Mühe darauf verwendet hat.
Trotzdem glaube ich, dass dem Buch einige weniger bekannte Partien ganz gut getan hätten.
Gut hingegen fand ich, dass GM Sokolov die entscheidenden Momente der einzelnen Partien anschaulich herausgearbeitet hat. Gerade diese Schlüsselmomente sind im Prinzip die Grundessenz des Ganzen. Wie kam zum Beispiel ein Tal überhaupt erst in „seine“ Stellungen und wie schaffte es ein Spasski, selbst solchen Defensivkünstlern wie Petrosjan in weniger als 25 Zügen das Fell über die Ohren zu ziehen? Den richtigen Moment nutzen um die Initiative zu ergreifen, den richtigen Zeitpunkt um loszuschlagen. All dies geschieht nicht durch einen glücklichen Zufall oder ein Wunder sondern ergibt sich aus dem Gespür für die Initiative. Und gerade dieses Gespür entwickelt sich erst durch das Studium solcher Meisterpartien.
Nachfolgend ein Beispiel aus dem Buch:
Spassky,B - Petrosian,T [B94] World Championship Moscow (19), 04.06.1969 1.e4 c5 2.Sf3 d6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 Sf6 5.Sc3 a6 6.Lg5 Sbd7 7.Lc4 Da5 8.Dd2 h6 9.Lxf6 Sxf6 10.0-0-0 e6 11.The1 Le7 12.f4 0-0 13.Lb3 Te8 14.Kb1 Lf8 15.g4 Sxg4 16.Dg2 Sf6 17.Tg1 Ld7 18.f5 Kh8 19.Tdf1 Dd8 20.fxe6 fxe6 21.e5 dxe5 22.Se4 Sh5 23.Dg6 exd4 24.Sg5! 1-0
In einem anderen Beispiel sehen wir das Spiel gegen den König in der Mitte. Wenn der Angreifer dann auch noch Michail Tal heißt…kann es sehr schnell ungemütlich werden:
Tal,M - Portisch,L [B10] Candidates qf1 Bled (2), 1965
1.e4 c6 2.Sc3 d5 3.Sf3 dxe4 4.Sxe4 Lg4 5.h3 Lxf3 6.Dxf3 Sd7 7.d4 Sgf6 8.Ld3 Sxe4 9.Dxe4 e6 10.0-0 Le7 11.c3 Sf6 12.Dh4 Sd5 13.Dg4 Lf6 14.Te1 Db6 15.c4 Sb4 16.Txe6+
16. …fxe6 17.Dxe6+ Kf8 18.Lf4 Td8 19.c5 Sxd3 20.cxb6 Sxf4 21.Dg4 Sd5 22.bxa7 Ke7 23.b4 Ta8 24.Te1+ Kd6 25.b5 Txa7 26.Te6+ Kc7 27.Txf6 1-0
Wobei man aber gerade bei diesem Beispiel ehrlich zugeben muss, dass Tals 15.c4 nebst 16.Txe6 eigentlich nur zu Remis reicht (nach 17. …Kd8!). Es war ein Schwindel, bei einer Turnierpartie aber unter praktischen und psychologischen Gesichtspunkten durchaus vertretbar. Nun könnte man sich auch fragen, ob hier die Engines mit ihrer Einschätzung (15.a4 nebst Dh5 und Weiß steht besser) Recht haben oder ob das der Blasphemie gleich kommt.
Sokolov hat diese Partie unter dem Gesichtspunkt „König in der Mitte“ ausgewählt und hat dafür ein anschauliches Beispiel gefunden. Trotzdem hätte ich mir gewünscht, er hätte auch den eigentlich korrekten Weg aufgezeigt und erläutert, weshalb man solch ein Risiko (was wäre eigentlich passiert, wenn man nach dem Turmopfer den Faden verloren hätte?) eingehen soll.
Vielleicht würde diese Diskussion auch zu weit führen und jeder sollte so spielen wie es ihm gefällt. Doch es könnte der Eindruck entstehen, so wie Fischer über Tal urteilte: Die Figuren irgendwo in die Mitte postieren und dann opfern. Doch so einfach ist es leider (oder Gott sei Dank!) noch nicht!
Das Buch bietet aber gute Ansätze, zeigt herrliche Angriffspartien und motiviert zu kreativem Spiel. Die Ausführungen des erfahrenen Großmeisters sind lehrreich und informativ, gute Englischkenntnisse vorausgesetzt.
Doch großartige, neue oder gar revolutionäre Angriffskonzepte kann auch dieses Werk nicht bieten. Altbekanntes wird hier wieder einmal aufgeführt, zwar hübsch verpackt aber doch einem getünchtem Grab gleichend.
Vergleichbare (oder bessere) Werke wären zum Beispiel Richtig opfern von Rudolf Spielmann, 101 Angriffsideen im Schach von Joe Gallagher, Der Weg zum Erfolg von Alexander Koblenz oder auch Das Buch vom Opfer von Vladimir Vukovic.
Das zweite Buch lautet:
Valeri Bronznik, Anatoli Terekhin
Techniques of Positional Play
45 Practical Methods ...
Englisch, 256 Seiten, kartoniert, 1. Auflage 2013.
Das Buch ist erhältlich bei Schach Niggemann (http://www.schachversand.de/
Dieses Buch ist die englische Ausgabe des deutschen Titels „Techniken des Positionsspiels im Schach“, erschienen 2005 im Kania Verlag.
Im Grunde geht es, wie es der Titel schon verrät, um 45 positionelle Methoden um die Oberhand zu gewinnen. Diese Techniken decken das gesamte Spektrum der positionellen Waffenkammer eines Meisterspielers ab. Angefangen von der Einschränkung gegnerischen Figuren über bestimmte Bauernformationen bis hin zur Besetzung offener Linien, Bronznik und Terekhin präsentieren das vorhandene Material in einer sehr ansprechenden Form.
Ich bin kein Freund von trockenen Lehrbüchern und dogmatischen Lehrsätzen, umso mehr hat mich aber dieses wunderbare Buch sofort in seinen Bann gezogen! Die Beispiele sind sehr gut gewählt, immer klar und auf das Wesentliche bezogen. Durch die Aufteilung in 45 Techniken kann das Buch sehr gut auch einfach mal zwischendurch bearbeitet werden und ein einigermaßen geübter Spieler braucht dafür nicht einmal unbedingt ein Schachbrett. Also auch ideal für ein Schachtraining to go, zum Beispiel wenn es mal wieder länger dauert beim Arzt oder der Bahn.
Aber zurück zum Buch:
Eine phantastische Aufarbeitung dieses schwierigen und manchmal auch trockenen Stoffes ist den beiden Autoren mit diesem Werk gelungen! Durch die gelungene Präsentation und Aufmachung macht die Beschäftigung mit dem Buch wirklich Spaß und man hat nicht nur das Gefühl hier eine Menge gelernt zu haben sondern es ist auch so! Am Ende des Buches gibt es noch einige Übungsaufgaben um das Erlernte nochmals einer Prüfung zu unterziehen. Ich bin fest davon überzeugt, dass jeder, wirklich jeder Schachspieler aus diesem Buch sehr viel lernen kann.
Für mich persönlich eines der besten Schachbücher, das derzeit auf dem Markt erhältlich ist! Uneingeschränkt zu empfehlen.
Die Rezensionsexemplare wurden freundlicherweise von der Firma Schach Niggemann überreicht.
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