Und nun zur Werbung
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Samstag, 04 April 2015 09:42

Und nun zur Werbung

Jedes Jahr gibt es in verschiedensten Lebensbereichen Wahlen von Repräsentanten. Ich denke da beispielsweise an die Weinköniginnen. Hier in Hannover gibt es die so genannten Bruchmeister, die ein Jahr lang die niedersächsische Landeshauptstadt bei offiziellen Anlässen vertritt.

Eine solche Wahl gibt es auch bei Studien. Die Studie des Jahres soll zu Marketing-Zwecken genutzt werden und zur Verbreitung des Studienwesens unter Schachspielern genutzt werden. Einmal habe ich hier bereits eine solche Studie veröffentlicht, inzwischen ist aber auch die Studie des Jahres 2013 gewählt. Bei der Wahl kam es allerdings zu einem tragischen Zwischenfall - der Organisator der Wahl, Juri Akobia, verstarb überraschend. Die Arves (ein niederländisch-belgischer Verein für Endspielstudien) sprang schnell ein und so konnte Anfang des Jahres der Sieger gekürt werden.

Dabei handelt es sich um eine Studie von Pavel Arestov.

Arestov remis

Weiß am Zug, remis, lautet die Forderung.

Lösungen gerne als Kommentar, es gibt eine wichige Verzweigung im 5. schwarzen Zug.

Auch Meinungen, ob das Stück seinen Zweck, Werbung für die Studie machen, sind gern genommen.

Nachwuchs
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Freitag, 30 Januar 2015 23:36

Nachwuchs

Die Anzahl derjenigen, die regelmäßig Studien komponieren, dürfte nach meiner Schätzung weltweit mit etwas Glück gerade so eben dreistellig sein. Und wie auch in anderen Genres der Schachkomposition hat man auch hier bisweilen das Gefühl, dass es an Nachwuchs mangelt. Und so kann man selbst im fortgeschrittenen Alter noch als Nachwuchs gelten, wenn man erst spät zur Schachkomposition findet. Das ist völlig zurecht der Fall, da man dieses Hobby noch bis ins hohe oder gar höchste Alter ausüben kann. Viele Schachkomponisten sterben in der Blüte ihrer Schaffenskraft und zwar weit jenseits der sechzig. Der Bremer Ahues komponiert selbst mit Anfang neunzig noch regelmäßig Zweizüger.

Aber es gibt Lichtblicke. Zwei, die noch nicht so lange dabei sind, sind die Skandinavier Steffen Slumstrup Nielsen aus Dänemark und Geir Sune Tallaksen Ostmoe aus Norwegen. Beide haben schon ordentliche Erfolge mit ihren hervorragenden Konstruktionen vorzuweisen. Erstgenannter fällt im engeren Sinn wohl kaum noch unter die Bezeichnung Nachwuchs, immerhin ist er aber noch unter vierzig. Tallaksen hingegen ist noch recht jung. Gefragt, wie er zur Studienkomposition gekommen sei, antwortete er scherzhaft, dass er den Versuch, Norwegens bester Schachspieler zu werden, aufgegeben habe. Außerdem, und das ist tatsächlich auch bei mir ein Thema, ist die Komposition recht familienkompatibel im Gegensatz zum Spielen am Brett. Beide sind starke Spieler mit über 2100 ELO.

Das gilt auch für die beiden von der Insel der Glückseligen: den Niederlanden. Hier gehören Jorden van Foreest und Marijn den Hartog nicht nur zu den spielstärksten ihres Jahrgangs, sondern sind beide schon als Studienkomponist in Erscheinung getreten. Die beiden sind um die Jahrtausendwende geboren. Und die Werke sind durchaus erstaunlich, ein aktuelles Beispiel von den Hartog möchte ich hier präsentieren.

Seine Finger im Spiel bei der Aufzucht von Studienkomponisten hat hier sicherlich Yochanan Afek, der keine Gelegenheit auslässt, die Schachstudie zu promoten. Außerdem stammt die einzige Studienzeitschrift eg aus Belgien und den Niederlanden und Harold van der Heijden ist bekannt für seine umfassende Studiendatenbank. Ein echter Glücksfall für die Zukunft der Schachstudie.

den Hartogh win

Weiß hat Materialvorteil und einen starken Bauern auf f6. Der Läufer ist allerdings verloren. Wie gewinnt Weiß hier?

OIympische Winterspiele
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Mittwoch, 24 Dezember 2014 12:32

OIympische Winterspiele

Worauf einige Partieschachspieler noch immer hoffen, haben die Schachkomponisten schon geschafft: Schach ist olympisch. Zumindest ein bisschen. Zehn Jahre, nachdem ein Stralsunder Problemschachspieler auf Verbandskosten für die gute Sache zu den olympischen Spielen nach Athen flog (lese hier und hier), gab es wieder Problemschach im Rahmenprogramm einer Olympiade: so gehörte ein Studienkompositionsturnier zum Rahmenprogramm der Winterspiele 2014 in Sochi.

Inzwischen liegt auch das Ergebnis vor. Der geteilte Sieger war erneut Sergey Didukh, der schon für unseren Beitrag im Vormonat gesorgt hat.

Didukh gewinn Sochi

Die Materialverteilung spricht nicht gerade für einen weißen Sieg, aber die schwarzen Kräfte sind zersplittert und spielen nicht zusammen. Der eindeutige Weg zum Sieg führt über eine wirklich verblüffende Stellung.

Wer Lust hat, sich eine hübsche Knobelei über die Festtage zu gönnen, sollte nicht vergessen, seine Gedanken im Kommentar zu verewigen.

Und damit wünsche ich den Lesern ein frohes Fest und einen guten Jahresübergang, auf dass hier auch in 2015 mit viel Elan gelöst wird.

 

 

Auf Großfahrt
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Donnerstag, 27 November 2014 00:00

Auf Großfahrt

Letztes Wochenende hat mein Schachverein die zweite Vereinsfahrt seiner jungen Geschichte durchgeführt. Neun Kinder und sechs Erwachsene waren zusammen unterwegs. Für Organisation und Trainingsprogramm war ich zuständig. Dabei durften die stärkeren Spieler auch Studien lösen.

Das folgende Stück wurde dabei nur fast vollständig gelöst, das letzte Motiv blieb den Lösern verborgen. Vielleicht haben die Leser des Blogs ja mehr Erfolg.

Didukh remis

Das Stück stammt aus der Feder von Sergej Didukh, der ein Schmuckstück nach dem nächsten auf das Brett setzt und derzeit das Maß aller Dinge bei den Studienkomponisten ist.

Weiß am Zug, remis. Viel Erfolg!

My home is my castle
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Freitag, 17 Oktober 2014 00:00

My home is my castle

Die Beschäftigung mit Studien hilft dabei, Varianten weiter und genauer berechnen zu können. Das halte ich für durchaus zutreffend und es gilt natürlich auch das Gegenstück: Wer weiter und genauer rechnen kann, wird besser Studien lösen können.

Als Schachkomponist geht mein Interesse natürlich darüber hinaus und der geneigte Leser wird schon gemerkt haben, dass ich hier auch gerne partieferne Themen zeige. Besonders oft durften bei mir hier Damen geopfert werden. Eine besondere Faszination übte allerdings auch schon immer die Existenz von Spezialzügen auf die Komponisten aus: en passant, Rochade, Umwandlung, Bauerndoppelschritt. Ein sehr spezielles Beispiel hat vor einem Dutzend Jahren Gady Costeff, ein Spezialist für außergewöhnliche Themen, geschaffen.

Costeff Gewinn

Weiß am Zug hat viel Material und einen gefährlichen Bauern auf h7. Seine Puppen stehen aber noch zu Hause, während Schwarz Drohungen aufstellen kann. Schafft er die Konsolidierung, wird er gewinnen. Wie funktioniert das?

Favorisiert Teil 2
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Freitag, 19 September 2014 00:00

Favorisiert Teil 2

Kommen wir nochmal zurück auf die eigenen Favoriten der Schachkomponisten. Einer von diesen war der der Armenier Genrich Kasparjan. Dieser war auch und insbesondere im Partieschach ein ganz großer: als zehnmaliger armenischer Meister dürfte er durchgängig zu den besten hundert Spielern seiner Zeit gehört haben.

In der Schachkomposition gehörte er 1972 zu den ersten, denen der Großmeistertitel der Schachkomposition verliehen wurde. Neben seinen Partien und seiner Tätigkeit als Trainer hinterließ Kasparjan, der 1995 im Alter von 85 Jahren verstarb, über 500 Studien der Nachwelt.

Kasparyanwin

Weiß am Zug hat zwar materielles Übergewicht, aber sein letzter Bauer ist angegriffen, während Schwarz selbst darum bemüht ist, sich eine neue Dame zu verschaffen. Im Zweifel kann er eventuell sogar eine weiße Dame entstehen lassen, sofern es ihm gelingt, selber seine Bauern so voranzubringen, dass Weiß sie nur unter Opfer, Dauerschach oder auch gar nicht aufhalten kann.

Der Gewinnweg ist wie immer schmal und endet mit einem Motiv, das man nicht alle Tage sieht.

Viel Spaß beim Lösen!

Favorisiert
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Samstag, 16 August 2014 00:00

Favorisiert

Mein Interesse war sofort geweckt, als ich in der Mai-Ausgabe des Problemist die Überschrift "Master Composers' Own Favourites" las. Der Autor, der Brite Barry Barnes, schrieb dort von einem Buchprojekt, das er 1975 startete, in dem er die Meisterkomponisten einen Favoriten aus ihrem Schaffen vorstellen lassen wollte. Das Projekt erhielt einen deftigen Schlag im Jahr 1988, als der Ungar Györgi Bakcsi Barnes zuvor kam und "Großmeister und Meister der Schachprobleme" mit ähnlicher Stoßrichtung veröffentlichte - Unterschied war nur, dass Bakcsi selbst die Auswahl traf und nicht die Komponisten ihren Favoriten bestimmen ließ. Zwar sammelte Barnes bis 1992 weiter und brachte es inzwischen auf 125 Werke, aber das Buch erschien nie.

Immerhin löste Barnes aber das Versprechen ein, für eine Veröffentlichung zu sorgen und stellte im Mai 21 dieser 125 Meisterkompositionen im Problemist vor. Vorstellen möchte ich dem geneigten Leser heute den Favoriten des georgischen Studienkomponisten Velimir Kalandadze, das 1979 erschien.

Klandadze

Gemischtfarbige Freibauern auf der gleichen Linie sind in Partien selten. Sie bergen allerdings immer ein besonderes Spannungspotential, da eine entstehende Dame ja zumeist das Umwandlungsfeld seines Kontrahenten mitbeherrscht. Wie man trotzdem zum Erfolg kommen kann, zeigt das Stück des Georgiers mit Weiß am Zug. Dieser würde gerne auf h8 einziehen, steht aber im Schach und muss erst einmal reagieren.

Viel Spaß beim Lösen!

Sauber austempiert
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Dienstag, 22 Juli 2014 00:00

Sauber austempiert

Die folgende Aufgabe aus dem Jahr 1931 hat eine bewegte Vorgeschichte. Ursprünglich stammte sie von Troitzky, einem sehr produktiven Studienkomponisten, der überwiegend in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts aktiv war. Sie blieb vom Preisrichter unbeachtet. Mehr noch, Jahrzehnte später, Troitzky war längst nicht mehr am Leben, fand einer seiner Nachfahren im Geiste, Nikolai Kralin, heraus, dass die Lösung, die Troitzky angab, gar nicht funktionierte.

Da nahm sich der Amerikaner Pal Benkö, der wohl auch Schachspielern ein Begriff sein dürfte, das Stück zur Brust, wies zunächst nach, dass es eine eindeutige Lösung gab, nur eben nicht diejenige von Troitzky und versah das Stück mit einer bereichernden Einleitung. Diese Fassung, die ihr hier dann auch zu sehen bekommt, veröffentlichte er dann 2007, 76 Jahre nachdem das Stück erstmalig erschienen war.

Troitzky Benko

Schwarz ist materiell gut dabei, aber kann sich kaum rühren. Zugwang liegt in der Luft. Wenn ein Läufer von Schwarz ziehen muss, ohne dass er tricksen kann, ist die Dame futsch. Die Gewinnführung von Weiß erweist sich allerdings als Wanderung durch ein Minenfeld.

Viel Vergnügen!

Damenparade
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Freitag, 11 April 2014 03:46

Damenparade

Nachdem meine letzten Angebote hier für zu leicht befunden worden sind, gibt es diesmal wieder eine etwas tiefgründigere Knacknuss. Denn sobald Damen auf offenem Brett operieren, wird es für den Löser oftmals recht hart. Da macht die folgende Studie des kürzlich verstorbenen Matuos, die im Israel Ring Tourney 2009-2010 eine ehrende Erwähnung erhielt, keine Ausnahme.

MatuosGewinn

Weiß hat eine gewisse Initiative, die sich aus der Schwäche des schwarzen Königs und natürlich aus dem Zugrecht gründet und die zum Sieg reicht. Die erste Auswahl ist, ob der Held auf c6 links abbiegt oder gerade durch zieht. Der eigentliche Glanzpunkt kommt im fünften Zug. Bis dahin ist es meines Erachtens ein schwieriger Weg, aber die Stellung nach dem fünften weißen Zug ist wahrlich entzückend - kaum zu glauben, dass es nicht anders geht. Viel Erfolg bei euren Versuchen, die bitte wie immer als Kommentar dokumentiert sein möchten.

Weltmeisterschaften
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Mittwoch, 19 März 2014 20:53

Weltmeisterschaften

Alle schauen auf das Kandidatenturnier zur Weltmeisterschaft. So ähnlich fing schon mein Autorenkollege einen Bericht an, aber auch hier geht es nicht um das Kandidatenturnier zur Weltmeisterschaft, sondern um die 9. Weltmeisterschaft der Nationen in der Schachkomposition.

In 7 Kategorien wird ein Thema vorgegeben, auf das die Autoren Stücke einreichen können. Bei den Studien ging es nach meiner Erinnerung um Damenopfer, bei denen die Dame auf ein ungedecktes, angegriffenes Feld zieht.

Das folgende Beispiel von Ivan Bondar, das den 6.-8. Platz belegte, trat für Weißrussland an. Es befriedigt mich nicht ganz, trägt aber dem Wunsch nach einer partienahen Anfangstellung Rechnung.

BondarG

 

Weiß am Zug hat weniger Material, aber einen mächtigen Bauern auf a6, der die Partie entscheiden wird. Allerdings hat Schwarz noch eine interessante Verteidigungsidee, die freilich scheitert.

Viel Spaß beim Lösen! 

Atemnot
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Montag, 17 Februar 2014 21:51

Atemnot

Jetzt ist sie endlich mein, die Harold van der Heijden-Datenbank für Schachstudien. Ihr wisst nicht wovon ich spreche? Na, von der größten Studiendatenbank, die ich kenne und die man direkt beim Autor ordern kann. Für ernsthafte Schachspieler meines Erachtens kaum verzichtbar.
Beim ziellosen Surfen in der Datenbank stolperte ich über den folgenden Fund.

Rivkin

In dieser Studie Rivkins besteht materiell fast Ausgleich, aber Weiß kann schnell nachweisen, dass dem schwarzen Monarchen ein wenig die Luft zum Atmen fehlt.

Weiß am Zug gewinnt!

Ausgewertet
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Sonntag, 05 Januar 2014 23:17

Ausgewertet

Kommen wir aus aktuellem Anlass noch einmal auf Jan Timman zu sprechen. Dass dieser auch im Studienbereich komponiert, habe ich hier im Blog bereits mit einer schönen Studie aus seiner Feder nachweisen können. Er gehört allerdings auch zu den Personen, für die alle zehn Jahre ein Studienkompositionsturnier stattfindet. Eine Ausschreibung zu diesem Turnier konnte man auch hier in der Schachwelt lesen.

In der Oktoberausgabe von EG war nun das Ergebnis abgedruckt. Es gewann der in der Komposition noch wenig bekannte Steffen Slumstrup-Nielsen. Der Däne ist auch im Partieschach aktiv und hat eine Wertung im Bereich 2100- 2200 ELO. Ein Blog über Schachstudien und besondere Schachpartien, das er betrieb, findet man leider nur noch in Onlinearchiven.
Mit seiner Studie in Timmans Turnier hat er ein eindrucksvolles Ausrufezeichen gesetzt, dass auch heute noch Klassiker in der Schachstudie entstehen können.

SlumstrupR

 

Weiß besitzt einen Bauern für einen Läufer. Auf der Habenseite hat er zwar zwei verbundene Freibauern auf der sechsten Reihe, aber leider ist sein Turm in Nöten. Wie schafft er es, Remis zu halten?

Betrogener Betrüger
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Sonntag, 08 Dezember 2013 23:17

Betrogener Betrüger

Die letzte Studie des Monats in 2013 kommt aus einem Land, das gemessen an der Bevölkerung recht gut in der Schachkomposition vertreten ist, nämlich aus Israel. Drei Löser aus diesem Land tragen den Großmeistertitel und auch drei Einzelweltmeisterschaften im Lösen gingen bereits dorthin, davon zwei an Ofer Comay.

Auch die Komponisten treten häufig in einschlägigen Zeitschriften in Erscheinung. Seltener ist dies inzwischen bei Yehuda Hoch der Fall, der den Titel eines Kompositions-IMs trägt und ein hervorragender Studienkomponist ist. Die folgende Studie erwies sich nach Auskunft eines Teilnehmers (offizielle Verlautbarungen habe ich zumindest im Netz nicht gefunden) trotz ihrer vermeintlichen Kürze bei der diesjährigen schleswig-holsteinischen Landesmeisterschaft im Problemlösen als Löserschreck.

Hoch1982Gewinn

Die weißen Bauern auf f- und h-Linie sind natürlich sehr gefährlich. Schwarz verteidigt sich sehr phantasievoll, erweist sich aber schließlich als betrogener Betrüger.

Ideen, Varianten, Lösungsvorschläge wie immer als Kommentar. Ob es für einen ganzen Löseabend unter Alkoholeinfluss (wer regelmäßig die Kommentare mitliest, weiß, was ich meine) reicht, kann ich nicht garantieren...

Randsportart
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Donnerstag, 17 Oktober 2013 18:10

Randsportart

 

Es ist schon Mitte Oktober durch. Normalerweise sollte die Studie des Monats in der ersten Monatshälfte erscheinen, so hatte ich es mir zumindest vorgenommen. Dass dies und einiges andere liegen geblieben ist, liegt an einer Sportart, die mich am Rande interessiert, eine Randsportart sozusagen, und die sich Partieschach nennt. Ziemlich merkwürdig besteht diese aus der Diskussion der immer gleichen Anfangsstellung, der die Aktiven aber überraschenderweise immer wieder neue  Nuancen abzuringen vermögen.

 

Da ich völlig unverständlicherweise noch immer der Partieschachspieler mit dem höchsten Rating in meinem Verein bin, habe ich daher ein Schachwochenende für die Vereinsmitglieder angeboten, auf dass sich dies bald ändern möge. Es standen verschiedene Themen auf dem Programm. Auch das Lösen von Studien, das meines Erachtens einen wichtigen Platz in jedem Trainingsplan eines ernstzunehmenden Schachspielers einnehmen sollte, gehörte dazu.

 

Auch die folgende bemerkenswerte Studie wurde dabei geknackt.

 

 

Studie Afek Wohl van Essen

 

Weiß steht furchtbar. Schwarz droht matt und der weiße Turm hängt. Was ist zu tun, um das Remis zu sichern?

Nicht besonders schwierig, aber wahrlich hübsch. Die Autoren sind Afek, Wohl und van Essen.

 

 

 

 

 

 

 

In eigener Sache Teil 1
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Donnerstag, 04 Juli 2013 21:58

In eigener Sache Teil 1

Seit Monaten stelle ich hier nun Studien und Probleme vor und lasse dabei meine eigenen bisher geflissentlich weg. Dafür gibt es allerdings auch einen guten Grund: Ich habe mir als Selbstmattautor einen Namen gemacht. Da ist es schwer, bei meinen Stücken eins zu finden, das besonders publikumswirksam daher kommt. Zu Selbstmatts werde ich in Teil 2 einiges sagen. 

Ein produktiver Studienkomponist bin ich dagegen nicht. Ich habe bisher zwei Studien komponiert. Die eine davon ist eine Nalimov-Endgame-Tablebase-Studie und zeigt meines Erachtens das Äußerste, das man aus dem Material S+L+B vs. D herausholen kann. Die andere stelle ich hier und heute vor.

LossinGewinn

 

Dieses Stück von mir erschien im Februar in "Schach".

Weiß hat zwei Bauern für den Läufer und der b6 stellt eine ernsthafte Gefahr dar. Außerdem gibt es Durchbruchideen am Königsflügel. 

Ich hatte schon immer im Gefühl, dass man zum Thema Bauerndurchbruch noch einiges bringen kann. Und so kam es, dass ich nach einem Abend, den ich mit meiner Familie bei einem IM aus dem Raum Berlin und seiner ebenfalls schachspielenden Ehefrau verbracht hatte, noch unter dem Einfluss der schachlichen Begegnung (und wohl auch der dort ausgeschänkten Getränke...) noch zum Rechner griff. Es entstand der Prototyp zu diesem Stück, den es mir gelang, zu diesem kleinen Kunstwerk auszubauen.

Neben dem Bauerndurchbruch sind hier nämlich auch die Motive "beidseitiger Zugzwang", "Selbstverstellung" und "Selbstblock" zu entdecken. Viel Spaß beim Knobeln! Weiß am Zug gewinnt.

Wo sich Schachspieler und -komponisten...
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Dienstag, 04 Juni 2013 23:57

Wo sich Schachspieler und -komponisten...

...begegnen, ist meist die Studie nicht weit.

Und so findet man immer wieder hervorragende Schachspieler, die sich als Studienkomponisten betätigen. John Nunn ist nicht nur ein formidabler Schachspieler, sondern auch mehrfacher Problemlöseweltmeister und Studienkomponist. Weitere GM und IM des Schachspiels findet man in der Studienkompositionsgemeinde, unter ihnen auch Michael Prusikin, ein deutscher GM ukrainischer Herkunft. Derzeit macht ein Newcomer aus Norwegen namens Geir Sune Tallaksen Ostmoe von sich reden, der in letzter Zeit einige schöne partieschachnahe Beispiele seiner Kompositionskunst veröffentlichte. In einem Diskussionsforum gefragt, warum er denn neben dem IM-Titel im Schachspiel nun auch Kompositionsweihen anstrebe, entgegnete er, dass er es aufgegeben hätte zu versuchen, bester Spieler Norwegens zu werden...

Zu erwähnen ist auf jeden Fall noch der Problem- und Nahschach-IM Yochanan Afek, dem der große Coup gelang, ein Studienlöseturnier im Rahmen des Tata Steel Chess Turniers zu etablieren. Er leistet damit und natürlich auch mit seinen hervorragenden Studien einen großen Dienst für die Sache von uns Schachkomponisten.

Von den Komponisten, die sich auch im Spiel nah an der Weltspitze bewegt haben, habe ich John Nunn bereits genannt, doch auch ein anderer Spieler aus dieser Generation, der sogar einen Weltmeisterschaftskampf mit Anatoli Karpov bestritt, betätigt sich als Komponist: Jan Timman. Nachdem unser Schachfreund HH aus HH bereits bei Olaf Steffens Rätseln immer wieder abräumte, dürfte es nicht verwundern, dass er auch hier mit seiner Vermutung, die er in den Kommentaren zum letzten Problem äußerte, recht hatte, dass es Timman sei.

Über Timman braucht man wohl nicht viele Worte zu verlieren. Ich denke, dass er in den Niederlanden einen ähnlichen Status geniest wie Hübner, den Timman 1991 im Achtelfinale der Kandidatenwettkämpfe besiegte, bei uns. Während Hübner dort wohl seinen Zenit schon überschritten hatte, blühte der Niederländer hier noch einmal auf und unterlag erst im Finale Nigel Short. Wie es danach weiter ging und wie es dann trotzdem zum WM-Kampf zwischen ihm und Karpov kommen konnte, kann jeder in den Geschichtsbüchern nachlesen.

Wie viele andere Partiespieler bevorzugt auch Timman partienahe Studien als Kompositionsgegenstand. Und so sieht auch diese Position ganz natürlich aus, in der, so der Preisrichter, sich die Figuren verhalten, als sei ihr leben keinen Penny wert. Die Studie wurde im Zweijahresturnier 2010-2011 des Problemist mit dem 7. Preis ausgezeichnet, genau einen Platz vor der Studie des Vormonats.

Timman

Die Lage ist in der Tat spannend. Der schwarze König steht prekär, der weiße auch nicht so wirklich sicher. Schwarz hat leichtes materielles Übergewicht und der weiße Turm ist etwas aus dem Spiel, aber Weiß hat ein großes Pfund, mit dem er Wuchern kann: er ist am Zug. Die Hauptvariante geht gerade einmal acht Züge, aber, wie versprochen, mit viel Krach-Bumm-Peng.

Weiß am Zug gewinnt, Lösungsideen als Kommentar. Viel Vergnügen!

Psychologie
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Mittwoch, 15 Mai 2013 22:55

Psychologie

Über Psychologiestudenten sagt man ja gemeinhin, dass eine Hälfte das Fach studiert, um anderen Menschen zu helfen und die andere Hälfte, um sich selbst zu heilen. Bisher habe ich die Stücke hier vorgeführt, um die Schönheit der Schachkomposition zu präsentieren, doch diesmal geht es auch bei mir in die andere Richtung: Das Studium der Lösung war bei dieser preisgekrönten Studie von G. Teodoru faszinierend, aber ich verstand sie nicht. Daher habe ich Hoffnung, dass die Löser hier mir etwas helfen.

teodoru

Schwarz hat viel mehr Material, aber auch einen schlecht stehenden König. Dies gilt es mit den verbliebenen, vereinten weißen Kräften zu nutzen. Die ersten vier Züge geht das auch ziemlich gut, aber danach wird es wahrhaft mysteriös.

Weiß am Zug gewinnt, Ideen wie immer als Kommentar.

Moderner Schnittpunkt
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Freitag, 05 April 2013 01:00

Moderner Schnittpunkt

Der Autor der diesmaligen Studie ist ein echtes Phänomen: Wieland Bruch ist wohl einer der größten Kenner von Zweizügern. Darüber hinaus gilt seinem Interesse aber auch einer ganz anderen Seite des Schachkompositionskosmos, und zwar der Studie.

Damit fällt er nicht in eine der zwei typischen Kategorien der Studienkomponisten: Zum einen sind da echte Spezialisten, die außer in der Studienkomposition gar nicht in Erscheinung treten, zum anderen sind da starke Partieschachspieler, unter anderem auch GMs wie John Nunn, Jan Timman oder Michael Prusikin, die als Komponisten in Erscheinung treten. Ein Zweizügerspezialist ist da die absolute Ausnahme. Und so sind auch seine Stücke völlig andersartig, da er bemüht ist, Probleminhalte in die Studie zu überführen und dabei höchst eindrucksvolle und originelle Meisterwerke schafft. Das folgende Stück, erschienen in der Schwalbe 2012, gehört definitiv dazu.

Bruch R

 

Auch wenn das Material halbwegs ausgeglichen erscheinen mag, sind die Bauern auf b2 und g2 echte Riesen und dann gibt es auch noch eine schwarze Batterie gegen den König und einen angegriffenen weißen Turm. In Kombination führt das dazu, dass Houdini bei mir lange Zeit großen schwarzen Vorteil anzeigt und das, obwohl die Varianten hier recht kurz sind. Doch Weiß hat einen schmalen Pfad ins Remis.

Viel Spaß beim Knobeln!

Gabeln und Spieße
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Samstag, 09 März 2013 10:18

Gabeln und Spieße

Wir wagen einmal einen Blick gen Osten. In den Staaten des ehemaligen Warschauer Paktes gibt es nicht nur hervorragende Problemkomponisten, auch und insbesondere Studien entstehen dort in hoher Zahl und Qualität.

Das folgende Beispiel entstammt dabei der Zeitschrift "Problemist Ukraini" und erlangte im Jahresturnier 2009 den geteilten 3. Platz.

Neistadt

In dieser Gewinnstudie von Vazha Neistadt hat Weiß gerade einmal das Läuferpaar und einen Bauern für die schwarze Dame. Doch der schwarze König hat sich weit in das weiße Lager vorgewagt, zu weit, wie sich zeigen wird. Die Lösung ist zwar ziemlich direkt, aber die entscheidende Pointe ist wirklich sehr hübsch und eignet sich als Lehrbeispiel für das gelungene Zusammenspiel von Läufer und Springer.

Viel Spaß beim Lösen!

Ein seltenes Motiv, die Dritte
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Freitag, 01 Februar 2013 18:18

Ein seltenes Motiv, die Dritte

Bei denjenigen, die sie gelöst haben oder schon kannten, hat die Studie des vorigen Monats sicherlich einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Auch ich denke immer wieder mit Vergnügen an sie.

Manchmal fragt man sich, was für ein meisterliches Gehirn da wohl gewirkt haben muss, das solche Kunstwerke hervorbringt. Und so gehört zu den Studien, die einem immer mal wieder einfallen, auch die folgende, die erst jüngst vom Österreicher Peter Krug in das Rennen um einen der Spitzenplätze beim Turnier der British Chess Problem Society geworfen wurde und als sechstbeste Komposition leider nur die 2. ehrende Erwähnung erreichte. Unser von Alpen durchzogenes Nachbarland leistet sich übrigens gleich zwei Spitzenstudienkomponisten. Neben dem Autor hier ist das Günter Amann, der in der letzten Zeit viele spektakuläre und mit Preisen ausgezeichnete Studien präsentierte und anscheinend auch ein respektabler Schachspieler ist.

Krug

Ich habe ja gelernt, dass für partienahe Endspielstudien jetzt mein Kollege Michael Schwerteck zuständig ist, daher ist es wohl in Ordnung, ein besonderes Augenmerk auf den künstlerischen Ausdruck zu legen. Wobei man dazu sagen muss, dass auch in der Schachkomposition ein Quintupelbauer mit eingesperrtem schwarzen Läufer und gerade noch so eben legaler Stellung für Naserümpfen sorgt und durch den Inhalt gut begründet sein möchte. Das ist meines Erachtens hier absolut der Fall.

Unser "seltenes Motiv" kommt hier ganz am Anfang und nur in halber Form. Ein paar Züge später kommt es dann zu einem Springer vs. Läufer-Duell, das ich so vorher noch nie gesehen habe und das, wie oben gesagt, einen nachhaltig prächtigen Eindruck bei mir hinterlassen hat.

Das Material ist in etwa ausgeglichen, der schwarze König steht schlecht, was schlussendlich auch die Partie entscheidet, die schwarze Dame ist deutlich aktiver als die weiße. Ich wünsche viel Erfolg beim Finden der Lösung. Houdini 1.5 hat es bei mir nicht gepackt, zumindest nicht in 10 Minuten auf mittelmäßig alter Hardware. Vielleicht hilft ja menschliche Phantasie, die der Autor wohl zuhauf gehabt haben muss.

Weiß am Zug gewinnt, Lösungsideen und Anmerkungen wie immer als Kommentar.