Februar 2014
Das Schweigen des Rosses
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Skandinavien, unendliche Weiten... Eigentlich sollte man davon ausgehen, dass Pferde dort weitreichend Platz zum Auslauf haben, doch das folgende Stück des Norwegers Bakke und des Schweden Uppström zeigt das Gegenteil.

BakkeUppstromm6

In dieser ziemlich extremen Stellung würde Weiß gerne ein zweizügiges Matt ausführen, aber dann hat plötzlich ein schwarzer Unpaarhufer unerwünschte Freiheiten. Doch das Weiß zu verhindern und setzt nach sechs Zügen matt.

Viel Spaß beim Lösen, Vorschläge als Kommentar!

Europameister Jan Gustafsson ist mit von der Partie
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26. Februar 2014

Na Cisha, Alter

Seit ich ein Kind war, habe ich gewartet. Als ich vor zwei Jahren erfuhr, dass Jan Gustafsson auch mit dabei ist, wurde ich noch neugieriger. Seit dieser Woche ist es nun soweit – Cisha ist online gegangen!

Cisha ist eine Softwareschmiede, ein Systemhaus (oder so), aus der Hansestadt Hamburg. Mit Chess24 haben sie nun ein neues Schachportal in die Welt gebracht, dem Vernehmen nach von langer, längster Hand geplant, und was man so hörte, soll es „big“ werden. GM Jan, der alte Hamburger Jung´, hat irgendwann sogar das Bloggen eingestellt, um an diesem nach seinen Worten „streng geheimen Geheimprojekt“ mitzuwirken. Durch Gustafssons Rückzug aus der Bloggerszene hat die Schachgemeinde bereits einen hohen Preis gezahlt – und wir fragen natürlich: war es das wert? Hält Cisha, was es verspricht? Und was verspricht Cisha eigentlich?

Investigativ, wie Schachwelt.de nun einmal ist, schauten wir heute abend gleich mal vorbei, um unser Glück bei einer Online-Partie zu versuchen. Meinen Namen indes verschwieg ich beim ersten Besuch auf chess24.com – your playground – so der offizielle Titel. Auch meldete ich mich nicht an, sondern wurde als Gast gleich mit einem internationalen Gegner aus Spanien an einen Tisch gesetzt. Wer das wohl war? Illescas? Shirov? Jörg Hickl? Vermutlich wird es sich nie aufklären, doch deutet der Verlauf der Partie auf eine kaum großmeisterliche Spielstärke hin –bei meinem Gegner ebensowenig wie bei mir.

cisha-1

Es sieht nicht gut aus für Guest140466 - ist Schach bei Cisha doch nicht das Richtige für ihn? Jcdelarco drückt jedenfalls massiv auf die weiße Stellung. 

cisha-2

Ein kleines Mirakel - Guest140466 hat irgendwie Material gewonnen, und schon gleich gefällt ihm der neue Server viel besser

cisha-3

Die erste Partie geht an den begeisterten Gast140466 - hurra! Und auch die Rating ist schon gestiegen.

Ein Wort zur Webseite: sieht alles hübsch aus! Ein bisschen aufgeräumt vielleicht, in der Farbgebung etwas nordisch kühl (die Software kommt ja aus Hamburg), ansonsten aber klar und übersichtlich strukturiert. Überraschend eigentlich, dass auf der Startseite keine Schachmotive zu sehen sind – weder ein König noch das berühmte Pferd, und auch kein Schachmuster. Allerdings taucht rechts am Bildrand bei „Jetzt registrieren“ ein sympathischer, wenn auch etwas zerknautscher Turm auf, der ein wenig an Bernd das Brot erinnert. Man kann also doch merken, wo man da gelandet ist, und wer die Adresse chess24.com eingetippt hat, weiß ja sowieso, dass es nun irgendwie um Schach gehen wird.

Das Portal scheint auf den ersten Blick nicht nur die internationalen Spitzenspieler, sondern auch die etwas größere Schachgemeinde im Blick zu haben. Man kann beispielsweise gegen Kevin, Claudia oder Don Hugo spielen (möglicherweise in Anlehnung an Hugo Schulz, den Internationalen Schiedsrichter aus …. Hamburg, der hiermit herzlich gegrüßt sei) – und alle drei sind Computerprogramme unterschiedlicher Spielstärke. Kevin etwa „ist nicht besonders stark und verschenkt gerne Figuren“ – eher etwas für Einsteiger also, und das ist doch sehr angenehm. Offenbar wendet sich Chess24 an alle, Hobbyspieler, Neuschachspieler, aber dann eben auch an die härteren Kaliber, die mit Don Hugo zocken („Nur Hartgesottene sollten gegen ihn antreten“) oder nach der Registrierung mit anderen Menschen (echten Menschen!) im Netz spielen möchten.

cisha-4

Das alles geht ganz reibungslos, selbst ohne das Herunterladen von Software kommt man aus, und es kostet offenbar auch nichts, noch jedenfalls, und man setzt sich einfach ganz unkompliziert ans Brett.
In den Kategorien „Spielen“, „Lernen“ (Kurse, Videos, Taktiktrainer), „Lesen“ (Neuigkeiten, Wer ist wer in der Schachwelt) und „Sehen“ (Live-Übertragungen von Top-Veranstaltungen) kann man sich vielseitig durch die Welt des königlichen Spiels bewegen.
Das genaue Geschäftsmodell hat Cisha unserer Redaktion natürlich nicht unterbreitet – wird sich Chess24 über Werbung finanzieren wollen, oder auch durch Schachtraining, online erteilt an interessierte Gäste? Nach Angaben auf der Firmen-Webseite soll mit dem Portal "die vielseitigste und fortschrittlichste Schachplattform der Welt" entwickelt werden. Das klingt beeindruckend, und es lässt aufhorchen - nach hanseatischem Understatement klingt es ja eher nicht.  Da sich das Entwickeln der Seite mit sicher über zwei Jahren auch eine ganze Weile hingezogen hat, bauten einige bereits mit den Buchstaben des Firmennamens das originelle Certainly it goes more slowly than they have anticipated ("sicherlich hat es länger gedauert, als sie erwartet haben"). Doch g
ut Ding will Weile haben, und die Hamburger haben offenbar solide und umsichtig geplant, bevor sie starteten.

Und nun ist es soweit, sie sind online, alle können kommen, und was sollen solche Gedanken auch beim ersten Besuch, am ersten Abend! Es ist zumindest ein Portal für alle Gelegenheiten, zeitlos und schlicht, doch mit einem dezent ansprechenden Flair. Gerne schaue ich mal wieder vorbei, um zu spielen. Obwohl, eigentlich finde ich das Schachspielen zusammen mit echten Menschen ja viel schöner. Lang lebe der Vereinsabend.

Alles Gute also, Cisha, Du neues Internet-Projekt, lange haben wir auf Dich gewartet. Wir wünschen viel Glück, und lass Dich nicht von Facebook aufkaufen!

PS: Und falls Großmeister Jan mal im Hause ist -  wird er nun wieder bloggen, jetzt, wo beim streng geheimen Geheimprojekt alles fertig ist!?

 

Veni vidi vici
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23. Februar 2014

Veni vidi vici

Dieses Buch beschreibt noch einmal den Weg des jungen Norwegers Magnus Carlsen hin zum Weltmeistertitel. Den Anfang macht das Kandidatenturnier in London 2013. Dort trifft Carlsen auf Kramnik, Svidler, Gelfand, Radjabov, Aronjan, Grischuk und Ivanchuk. Eben dieser Ivanchuk soll letztendlich eine wichtige Rolle bei der Ermittelung des Herausforderers spielen! In einem unglaublich spannenden Finish reicht es zum Ende doch für Carlsens Turniergewinn, sehr zum Leidwesen von Exweltmeister Kramnik (der vielleicht das beste Schach in London zeigt).

Vassilios Kotronias

Carlsen´s Assault on the Throne
304 Seiten, gebunden, 1.
Auflage 2013.

Erhältlich bei Schach Niggemann

Dieser Teil wird im Buch mit 150 Seiten sehr ausführlich beschrieben und phantastisch bebildert von Anastasija Karlovich (Bilder in Farbe). Alleine dieser Abschnitt ist das Geld für das gesamte Buch wert! Hervorragende Analysen und umfangreiche Hintergrundberichte sorgen für ein exzellentes Lesevergnügen!

Den Hauptteil des Buches macht dann aber der eigentliche Titelkampf zwischen Vishy Anand und Magnus Carlsen aus. Die 10 Partien werden sehr ausführlich analysiert und kommentiert. Erfreulich auch, dass der genaue Zeitverbrauch pro Zug immer festgehalten wurde.

Auch hier gibt es zwischen den einzelnen Partien immer wieder umfangreiche Hintergrundberichte, Geschichten und Wissenswertes rund um das Match. Daneben sorgen, wie bereits erwähnt, die Farbfotos für ein sehr angenehmes Mitten-drinn-live-dabei-Feeling.

Über ein gutes Buch soll man nicht viel Worte verlieren, man soll es einfach lesen. Deswegen:

Carlsens´s Assault on the Throne ist ein exzellentes Turnierbuch über die Schach-WM 2013 das sich auf Augenhöhe mit Bronsteins „Zürich 1953“ oder Tal´s „Montreal 1979“ befindet!

Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von Schach Niggemann überlassen. 

Jobava spielt seine Eröffnung
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22. Februar 2014

b3 zu Ehren Bronsteins

Ich hatte bereits erwähnt, dass es in Runde sieben des Bronstein-Memorials turbulente Partien gab. Heute will ich zwei herausgreifen und ansatzweise kommentieren - fünf bzw. sechs Diagramme muss reichen. 1.b3 wie Bronstein, und zwar von Baadur (Jobava) und (IM Vitaliy) Bernadskiy [Es gab im Turnier noch zweimal 1.b3, aber das wurden dann doch vergleichsweise 'normale' Partien]. Soviel verrate ich vorab: einmal gewann Weiss, einmal Schwarz - und in beiden Fällen "sagt Houdini", dass das Ergebnis nicht unbedingt dem gesamten Partieverlauf entsprach. Und nun zur Sache:

Jobava-Dubov, Brett 1

1.b3 e5 2.Lb2 Sc6 3.e3 g6 4.h4

Jobava-Dubov 1

Hallo, da kommt der h-Bauer! In Wijk aan Zee (siehe Titelbild) spielte Jobava gegen Yu Yangyi ebenfalls b3, Lb2 und e3, aber nun das scheinbar bescheidene h3 mit der Idee g4 - denn der Gegner hatte sich mit d5, Lf5 und e6 aufgebaut. 4.-h5 5.Sf3 Lg7 6.c4 d6 7.d3 Sge7 8.Sbd2 a5 9.a3 0-0 Das ist nun eine relativ normale Stellung, die auch nach 1.c4 entstehen könnte - wer profitiert vom Intermezzo h4 h5 im 4. Zug? 10.Dc2 Tb8 11.Le2 Lg4 12.Pe4 Dd7 13.0-0-0

Jobava-Dubov 2

Heterogene Rochaden, wer profitiert davon? Mein laienhafter Eindruck ist, dass der weisse König (potentiell) luftiger steht. Schwarz legt auch sofort los - was er mit 10.-Tb8 bereits angedeutet und vielleicht ohnehin geplant hat: 13.-b5 14.cxb5 Txb5 15.d4 Tb6 um mit -Tfb8 Verstärkung zu holen, aber dazu kommt es nicht 16.Pc5 Df5 17.Ld3 Dc8 18.Pa4 Tb8 19.d5 Pa7 Mit ein bisschen Taktik konnte Weiss den Laden am Damen- (alias Königs-)Flügel zusammenhalten. 20.Lc4 c6 21.dxc6 Dxc6 22.e4 Pb5 23.Kb1 Tfc8 24.Ka2 So, der weisse König steht relativ sicher, der schwarze allerdings auch. 24.- Le6 25.Tc1 Lh6 26.Pg5 Lxc4 27.Dxc4 De8 28.Dd3 f6

Jobava-Dubov 3

Endlich eine (freiwillige) Schwächung am schwarzen Königsflügel - Jobava verzichtet auf 29.Txc8 Dxc8 30.Sf3 usw. und spielt stattdessen 29.f4!? fxg5 30.hxg5 Lf8?! Nach langem Rechnen bevorzugt Houdini hier 30.-Lg7 31.f5 gxf5 32.exf5 e4! 33.Dxe4 Lxb2 34.Kxb2 Txc1 35.Txc1 Df7 36.f6 Sd4! mit klarem schwarzem Vorteil. 31.fxe5 dxe5 32.Lxe5 Der b2-Läufer spielt mit! Das hat nur eine Figur gekostet. 32.-Txc1 33.Txc1

Jobava-Dubov 4

Und nun? Houdini plädiert für 33.-Td8 34.De2 Tc8 - mit schwarzem Vorteil, im Gegensatz zur Partie kommt der weisse Springer dann nicht nach c5, und die Dame nicht nach d5. 33.-Tc8 34.Sc5 Sc6 35.Sd7 Sxe5? Hier ging noch 35.-Lg7 was wahrscheinlich im Dauerschach endet, z.B. 36.Lxg7 Kxg7 37.Sf6 De5 38.Txc6 Sc3+ 39.Txc3 Dxc3 40.Dd7+ usw. 36.Dd5+ Df7 37.Dxf7+

Jobava-Dubov 5

1-0

Die zweite Partie ist womöglich noch kurioser oder dramatischer:

Bernadskiy-Sargissian, Brett 8

1.b3 Sf6 2.Lb2 e6 3.f4 b6 4.Sf3 Lb7 5.e3 g6 6.g4

Bernadskiy-Sargissian1

Es muss nicht immer der h-Bauer sein. Hier war noch nicht absehbar, welche Karriere der g-Bauer machen würde, und wie plötzlich sie enden würde. 6.-Lg7 7.Lg2 d6 8.De2 Sbd7 9.h4 doch noch (auch) der h-Bauer 9.-e5 10.h5 gxh5 11.g5 Se4 12.Th3 h6 13.Sc3 hxg5 14.Sxg5 Sxg5 15.fxg5 e4 16.Txh5 De7 17.Sd5 Lxd5 18.Lxg7 Tg8 19.Lc3 Se5 20.0-0-0 0-0-0

Bernadskiy-Sargissian2

Beide haben hier lang rochiert - noch ist nicht abzusehen, welche "Karriere" der weisse König machen wird. 21.Tg1 Kb7 22.Df2 De6 23.Df4 Sf3 24.Tgh1 a5? Schwarz übersieht, dass der Ld5 taktisch anfällig steht 25.Lf6 Ta8 26.Lh3 De8 27.g6! deswegen (siehe Kommentar zum 24. Zug) Dc6 28.g7 a4

Bernadskiy-Sargissian3

Dafür hat Schwarz nun Drohungen am königlichen Damenflügel, was tun als Weisser? 29.Lc3 So nicht - warum wird gleich klar. Houdini hat drei Varianten im Angebot:

1) 29.Ld7 Dxd7 (29.-Dc5 30.Lxa4 b5 31.Lxb5 Dxb5 23.c4) 30.Txd5  2) 29.b4 [ computertypisch, so bleibt die a-Linie geschlossen] Lxa2 30.b5 Dc4 31.d3 Db4 32.Dxe4+ Dxe4 33.dxe4 Le6 34.Lxe6 fxe6 - Lxa2 ist nicht erzwungen, ich zeige diese Variante vor allem, weil der schwarze e-Bauer hier verschwindet, während er später die Partie entscheidet 3) 29.Df5 Le6 30.Db5 Dxb5 31.Txb5 Lxh3 32.Txh3 axb3 33.axb3 Kc6 Jeweils ist das schwarze Gegenspiel neutralisiert, und der weisse g-Bauer bleibt ein Gewinnfaktor

29...axb3 30.axb3 Lxb3 31.cxb3 Pxd2

Bernadskiy-Sargissian4

Nun aber hat Schwarz jede Menge Gegenspiel - die zweite Figur darf Weiss keinesfalls nehmen, und für die erste hat Schwarz immerhin zwei Bauern. 32.Df6 Pxb3+ 33.Kd1 Dc4 34.Ke1 Dd3 35.Kf2 Ta2+ 36.Kg3 Dxe3+ 37.Kh4 Tf2 38.Tf5 Txf5 39.Lxf5 Df2+ 40.Kg5

Bernadskiy-Sargissian5

Mutig oder übermütig? Erinnerungen werden (bei mir) wach an einen eigenen Beitrag vor fast zwei Jahren. Damals erreichte der weisse König die gegnerische Grundreihe (und überlebte), diesmal ... ich habe ja bereits verraten, dass am Ende Schwarz gewinnt. Nach 40.Kh3 hatte er wohl nicht mehr als Dauerschach, schliesslich droht ja immer mal auch Lh7 von Weiss. 40.-Dg2+ 41.Lg4 Dxh1 (sofort 41.-Txg7 ist wohl genauer, dann behält Schwarz auch noch seinen f-Bauern) 42.Dxf7 Txg7+ 43.Lxg7 Pc5 44.Dd5+ Ka7 45.Da2+ Kb7 46.Dd5+ Ka7 47.Dc6 Will Weiss immer noch mehr als Remis? Er wird weniger bekommen. 47.-Dc1+ 48.Kg6 Kb8 49.Lf6 Pd3 50.De8+ Ka7 51.Ld7 Pb4 52.Le6 Dc6 53.Dh8? Weiss liess mehrere Chancen ungenutzt, den schwarzen e-Bauern zu entfernen - nun wird er partieentscheidend: 53.-e3 54.Dh4 Pd3 55.Lc4 e2 56.Lc3 e1D 57.Lxe1 Weg ist der e-Bauer, aber 57.-Dxc4

Bernadskiy-Sargissian6

0-1

 

 

The Diamond Dutch
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20. Februar 2014

The Diamond Dutch

Viktor Moskalenko
The Diamond Dutch
Strategic Ideas & Powerful Weapons
272 Seiten, kartoniert, 1. Auflage 2014.

Erhältlich bei Schach Niggemann

Das neueste Werk von GM Viktor Moskalenko (nach The Perfect Pirc-Modern, The Wonderful Winawer) widmet sich diesmal der Holländischen Verteidigung. Wer Moskalenko kennt, weiß, dass er nur über Sachen schreibt, die er auch ganz genau kennt. In diesem Fall über eine Eröffnung, die er selbst gerne und regelmäßig selbst anwendet. Von den 55 Partien im Buch sind 24 vom Meister höchstpersönlich kredenzt worden! Aber worum geht es eigentlich?

Moskalenko untersucht die Holländische Verteidigung von beiden Seiten aus, bespricht positionelle Feinheiten, geht auf taktische Fallstricke ein und gibt eine Anleitung, wie man mit beiden Farben diese Eröffnung besser handhabt. Dazu unterteilte er das Material in drei große Kapitel: Anti-Holländische Systeme (Staunton-Gambit, 2.Lg5 usw.), Stonewall/klassischer Holländer und Leningrader System.

Nachfolgend eine Partie aus dem Buch:

Petrosian,Arshak B (2480) - Moskalenko,Viktor (2440) [A90]

Lvov, 1988

1.d4 e6 2.c4 f5 3.Sf3 Sf6 4.g3 c6 5.Lg2 d5 6.0-0 Ld6 7.Se5 0-0 8.Lf4 Sg4 9.Sxg4 Lxf4 10.gxf4 fxg4 11.e3 Dh4 12.f3 g3 13.hxg3 Dxg3 14.Sd2 Sd7 15.Tc1 Sf6 16.De1 Dg6 17.c5 Ld7 18.Df2 Sh5 19.Kh2 Dh6 20.Dh4

e5

Schwarz am Zug

20. …e5!! 21.dxe5 d4 22.Sc4 dxe3 23.Sxe3 Dxf4+ 24.Dxf4 Sxf4 25.Tcd1 Le6 26.Kg3 Tae8 27.Tfe1 Lxa2 28.Td4 Sh5+ 29.Kf2 Txe5 30.Ta1 Ld5 31.Sxd5 cxd5 32.Txa7 Sf4 33.Lf1 Se6 34.Td1 Sxc5 35.b4 Se4+ 36.Ke3 Sg5+ 37.Kd4 Sxf3+ 38.Kc5 d4+ 39.Kd6 Tf6+ 40.Kc7 b5 41.Ta5 Te7+ 42.Kd8 Kf8 43.Lxb5 Se5 44.Kc8 Sc6 45.Lxc6 Txc6+ 46.Kd8 Td6+ 47.Kc8 Ke8 0-1

Mir hat das Buch sehr gut gefallen, bei Moskalenko weiß man einfach, dass er Ahnung vom Schach und vom Bücher schreiben hat. Seine Erklärungen sind schlüssig und nachvollziehbar, seine Tipps und Ratschläge zeugen von großem Sachverstand und als Leser hat man immer das gute Gefühl, etwas dazu zu lernen. Das Buch kann uneingeschränkt empfohlen werden!

Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von Schach Niggemann überlassen.

The Modern Anti-Sicilian
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Was tut man als Autor und/oder Verleger, wenn die offizielle Eröffnungstheorie schon mehr als reichlich durch Bücher und DVD´s abgedeckt ist?

Wenn ich jetzt ganz gemein wäre, würde ich sagen, man erfindet sich seine eigene Theorie!

So ähnlich empfinde ich es bei dem vorliegenden Werk, The Modern Anti-Sicilian. Das Anti im Buchtitel suggeriert etwas Gegenteiliges, Erfolgversprechendes gegen 1.e4 c5. Modern ist es auch noch, na dann kann ja eigentlich nichts mehr schief gehen! Oder?

Sergei Soloviov

The Modern Anti-Sicilian
1.e4 c5 2.a3
534 Seiten, kartoniert, 1.
Auflage 2014.

Erhältlich bei Schach Niggemann

Was tut man als Autor und/oder Verleger, wenn die offizielle Eröffnungstheorie schon mehr als reichlich durch Bücher und DVD´s abgedeckt ist?

Wenn ich jetzt ganz gemein wäre, würde ich sagen, man erfindet sich seine eigene Theorie!

So ähnlich empfinde ich es bei dem vorliegenden Werk, The Modern Anti-Sicilian. Das Anti im Buchtitel suggeriert etwas Gegenteiliges, Erfolgversprechendes gegen 1.e4 c5. Modern ist es auch noch, na dann kann ja eigentlich nichts mehr schief gehen! Oder?

Wobei ich zugeben muss, dass die Idee 1.e4 c5 2.a3 sicher ganz interessant und betrachtungswürdig ist. Ob es dafür aber ein über 550 Seiten starkes Manifest sein muss?

IM Sergei Soloviov ist Chef Editor des bulgarischen ChessStars Verlag, in der Vergangenheit hat er bereits einige Bücher auch selbst verfasst. Für dieses monumentale Werk hat er sich 10 Jahre Zeit genommen und in diesem Zeitraum nach eigner Auskunft ca. 4000 Partien zu dem Thema ausgewertet. Die Partien wurden größtenteils im Blitz/Schnellschachmodus absolviert. Das Urteil darüber, wie aussagekräftig das im Einzelnen wirklich ist, will ich jedem selbst überlassen. Ich persönlich würde mich auf alle Fälle nicht auf Blitz- oder Schnellpartien verlassen wollen.

Da die Theorie zu diesem Gebiet bisher nicht existent oder bestenfalls kümmerlich war, leuchtet das vorgehen des Autors, selbst für genügend Partiematerial zu sorgen, natürlich ein. Soloviovs Analysen scheinen sehr sorgfältig angefertigt worden zu sein, teilweise gehen die Untersuchungen sehr tief ins späte Mittelspiel hinein. Insgesamt 46 (!!) Kapitel gliedern das Material auf, auch hier ließ sich der Autor wahrlich nicht lumpen!

Das Buch dürfte mit Sicherheit für lange Zeit so etwas wie ein Referenzwerk für 2.a3 gegen Sizilianisch sein, etwas anderes ist aber für mich noch wichtiger:

Wer braucht solch ein Buch?

Meine ehrliche Antwort:

Keiner.

Sicher, die Idee ein verzögertes Flügelgambit (übrigens entstehen dabei auch Stellungen, die nach 1.e4 e6 2.Sf3 d5 3.e5 c5 4.b4 aufs Brett kommen) gegen Sizilianisch zu spielen ist funny. Aber die über 550 Seiten erschlagen einen, die Analysen (so gut sie auch sein mögen) gründen sich größtenteils auf Schnellpartien, man verliert einfach sehr schnell den Überblick.

Dazu kommt auch, dass man vor einigen Jahren die seltenen Varianten zum Überraschungszwecke gespielt hat und weil man vielleicht auch nicht so viel Zeit dafür investieren wollte. Soloviov kehrt diesen Umstand völlig um, nun muss man mehr lernen und wissen bei den Überraschungseröffnungen! Ich kann den Autor nur loben für seinen Fleiß, den er in dieses Monumentalwerk gesteckt hat. Trotzdem bleibt das Buch für mich nur ein theoretisches Gebilde ohne ein praxiserprobtes Fundament.

Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von Schach Niggemann überlassen. 

Atemnot
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17. Februar 2014

Atemnot

Jetzt ist sie endlich mein, die Harold van der Heijden-Datenbank für Schachstudien. Ihr wisst nicht wovon ich spreche? Na, von der größten Studiendatenbank, die ich kenne und die man direkt beim Autor ordern kann. Für ernsthafte Schachspieler meines Erachtens kaum verzichtbar.
Beim ziellosen Surfen in der Datenbank stolperte ich über den folgenden Fund.

Rivkin

In dieser Studie Rivkins besteht materiell fast Ausgleich, aber Weiß kann schnell nachweisen, dass dem schwarzen Monarchen ein wenig die Luft zum Atmen fehlt.

Weiß am Zug gewinnt!

David (1968)
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Ab und zu lande ich eher zufällig bei der Live-Übertragung von "irgendeinem" Turnier, und registriere da gelegentlich interessante oder kuriose Dinge. Im gegebenen Fall waren die Partien bereits beendet: ich liess mich von der Partie am Spitzenbrett (Remis in 12 Zügen) nicht abschrecken, weiter unten hate gleich dreimal ein Spieler noch seine Dame, und der Gegner hat gewonnen. Die Damenopfer waren durchaus unterschiedlich - aber das beginnt nur auf Englisch mit d, und "three different queen sacrifices" alliteriert rein gar nicht. Zwei waren durchschlagend, eines - zumindest laut HouDini - dubios, aber für das dritte d brauche ich dennoch den Namen des Turniers. Dieser Beitrag enthält auch - wie einer von Olaf Steffens vor ein paar Tagen - ein Bilderrätsel, ich wüsste die Lösung nicht und werde sie auch nur langsam verraten:

Im russischen Turnierkalender findet man jede Menge ???????? s - dieses Wort verstünde ich auch noch ohne Google-Hilfe, die dazugehörigen Namen und Orte eher nicht: Dvorkovich Memorial in Taganrog (wo ist das denn?), Kadyrov Memorial in 'Formidable' (häh?), Nezhmetdinov Memorial in Kazan (bekannt vom Kandidatenturnier), Alekhine Memorial in Voronezh (also auch dieses Jahr, aber wohl in kleinerem Rahmen), Tal Memorial in Moskau, Polugaevsky Memorial in Samara, Chigorin Memorial in St. Petersburg. 'Formidable' steht für Grozny, bekannt aus Funk und Fernsehen, und geehrt wird wohl der 2004 bei einem Bombenanschlag umgekommene tschetschenische Präsident Akhmad Kadyrov. Inwiefern das Einfluss auf das Teilnehmerfeld und das gespielte Schach hat, habe ich nicht untersucht. Ich will auch nicht im Detail diskutieren, wer die anderen Toten sind und wann, warum und in welchem Alter sie verstarben. David hatten wir noch nicht - David Howell, David Baramidze und auch der niederländische IM David Klein (den traf ich hinter den Kulissen in Wijk aan Zee) sind noch unter uns und bleiben es hoffentlich noch einige Jahrzehnte.

In Aserbaidschan gibt es demnächst ein Turnier zum Gedenken an Vugar Gashimov, und im weissrussischen Minsk momentan eines für David Bronstein. So, das wäre geklärt. Zu Bronstein nur ein paar kurze Worte: Er war einer der stärksten Spieler, die nie Weltmeister wurden - zusammen mit Keres, Rubinstein und Kortschnoi, vielleicht ist Aronian "zukünftig-historisch" der Nächste. 1951 war er sehr nahe dran, aber Botvinnik hatte und brauchte "draw odds" in diesem WM-Match. Bronstein schrieb das berühmte Turnierbuch zum Kandidatenturnier in Zürich 1953; sein Verhältnis zu den sowjetischen Autoritäten war, milde ausgedrückt, "schwierig". So, das muss hier reichen, nun zu den drei Stellungen aus Runde 4 im Turnier. Die ersten beiden darf der Leser selber lösen - sollte nicht allzu schwierig sein zumal ich schon einen Tip gegeben habe:

IM Bernadskiy - GM Shimanov, Schwarz am Zug

Bernadskiy-Shimanov

 

GM Tiviakov - GM Ehlvest, Weiss am Zug

Tiviakov-Ehlvest

Wie ich als Jugendleiter meinen D-Jugendlichen beigebracht habe: man muss nicht immer mattsetzen, um eine Partie zu gewinnen (wobei man in der Altersklasse mitunter doch mattsetzen muss, weil der Gegner in hoffnungsloser Stellung bis zum Matt weiterspielt).

Das dritte Beispiel ist komplizierter, ich beginne einige Züge vor dem Damenopfer:

FM Igonin (2118) - GM Khalifman (2611), Weiss am Zug

Igonin-Khalifman

Hier folgte (nicht etwa 24.Dxh6+?? sondern) 24.Sxe6+?! fxe6 25.Tg3 Df7?! (nach 25.-g5 muss Schwarz weder 26.f4 g4 usw. befürchten noch 26.Txg5+ hxg5 27.Dxg5+ Kf7! 28.Lg6+ Kg8! 29.Lxe8+ Dg7) 26.Lxg6 Dxg6 27.Txg6 Kxg6

Igonin-Khalifman2

Nun haben wir eine Stellung mit ungleicher Materialverteilung, in der Weiss (Initiative!) "eigentlich" klar besser steht und zunächst auch richtig fortsetzte: 28.Dg3+ Kf7 29.Tf4?! (am besten ist laut Houdini 29.De5 Sd5 30.Dh5+ Ke7 31.Dxh6 usw., aber diverse andere Züge sind auch leicht besser für Weiss) 29.-Tg8 (dumm gelaufen, Schwarz nutzt nun die offene g-Linie, und der weisse Turm auf f4 verhindert Dc7+) 30.De3 Lxg2 31.De5 Lh3+ 32.Kh1 Lf5 33.Dc7+ Kg6 34.Td4 Tg7 35.Dc6 Tag8 36.f3 Kh7 37.Td1 Lh3 

Igonin-Khalifman3

0-1

Was soll man dazu sagen? In komplizierter Stellung konnte sich der bessere und erfahrenere Spieler durchsetzen!? Wer ist eigentlich Temur Igonin? 1999 in Las Vegas hat Khalifman geheiratet ein Pokerturnier gewonnen die FIDE KO-Weltmeisterschaft gewonnen, 2000 erblickte der Usbeke Igonin das Licht dieser Welt, 2011 hat er bereits einen Weltmeister besiegt - Anand im Simultan. Im Bronstein-Memorial besiegte er in Runde 1 einen IM und holte in den nächsten vier Runden insgesamt immerhin 2/4 gegen grossmeisterliche Gegner (Sieg gegen Jumabayev, remis gegen Kovalev und Ehlvest). Als ob das noch nicht genug ist: Noch weiter oben in der Tabelle steht momentan ein gewisser Alexey Sarana, Russe mit Elo 2295, ebenfalls Baujahr 2000 - gegen fünf GMs holte er 3.5/5 (+3=1-1). Vor kurzem konnte er bei anderen Gelegenheiten zweimal hintereinander Savchenko besiegen, immerhin ein respektabler Grossmeister, in Deutschland vielleicht zu seinen besten Zeiten Kandidat für die Nationalmannschaft. Kinder an die Macht?? Beide sind momentan auf GM-Norm Kurs, noch werden vier Runden gespielt. Ganz oben stehen nach fünf Runden Jungstar Daniil Dubov und Altmeister Khalifman, beide 4.5/5.

Bevor ich den Artikel veröffentliche, noch der neueste Stand nach sieben von neun Runden: Die beiden Kids sind etwas zurückgefallen - Sarana hat 4/7 (TPR 2620), Igonin 3.5/7 (TPR 2544). Vorne besiegte Dubov Khailfman und verlor dann gegen Jobava - in einer Partie, die ich auf die Schnelle rein gar nicht kapiere (1.b3 e5 2.Lb2 Sc6 3.e3 g6 4.h4 usw. - Jobava hat Weiss). Ein Damenopfer gab es nur in der Partie Zhigalko gegen Zhigalko - Andrey opferte gegen Sergey die Dame und gab Dauerschach, brüderlich wurde der Punkt geteilt. Das können die Kosintseva-Schwestern auch, gespielt wurde die spanische Abtauschvariante. Es gab noch diverse turbulente Partien, vielleicht noch Stoff für einen anderen Beitrag.

Ein praktisches Repertoire?
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Gibt es eine Zauberformel für gelungene Repertoirebücher?

Offiziell lautet die Antwort: Nein! Inoffiziell sollten zukünftige Autoren mal bei
John Watson vorbeischauen….

Alexei Kornev
The King´s Fianchetto Defences
White Repertoire with 1.d4 and 2.c4 - Vol 2
288 Seiten, kartoniert, 1. Auflage 2013.

Erhältlich bei Schach Niggemann

Dieses Buch ist der 2.Teil einer, auf drei Bände ausgelegten, Reihe. Teil 1 behandelte hauptsächlich das Damengambit, Teil 2 die königs- und grünfeldindischen Systeme und Teil 3 wird sich in der Hauptsache mit Nimzoindisch befassen.

Da ich in Teil 1 im Abschnitt über das Tschigorinsystem ein dickes Loch in der Kornevschen Analyse fand, ging ich an dieses Werk nicht ganz unvoreingenommen heran.

Zum theoretischen Teil:

Gegen Grünfeldindisch empfiehlt der Autor das Abtauschsystem mit Sf3 und Le3. Der Vorteil dieses Abspiels liegt sicher darin begründet, dass man mit Weiß, vorausgesetzt man stellt sich nicht ganz dämlich an, nur sehr schwer verlieren kann. Ob man damit aber gegen einen gut vorbereiteten Grünfeldjünger einen greifbaren Vorteil herausholen kann mag auch hinsichtlich der außerordentlichen Komplexität der entstehenden Stellungen mehr als fraglich erscheinen. Für einen Einsatz beim Fernschach ist dieser Ansatz sicherlich gerechtfertigt aber ich habe doch starke Zweifel, dass sich der Durchschnittsschächer (also wir alle, bis auf ein paar Ausnahmen ;-) ) sich diese Variantenanhäufungen überhaupt merken, bzw. verstehen kann!

Gegen Königsindisch bleibt der Autor seiner Linie treu und macht den Leser auf die Variante 1.d4 Sf6 2.c4 g6 3.Sc3 Lg7 4.e4 d6 5.Le2 0-0 6.Lg5 aufmerksam. Auch hier ist die Kenntnis konkreter Varianten wichtiger als das Verstehen von typischen Mittelspielideen. Ich kann mich auch täuschen und vielleicht tue ich dem Autor Unrecht, aber ich behaupte, kein normaler Vereinsspieler kann sich das alles merken! Zu komplex und zu anspruchsvoll erscheinen diese Abspiele.

Einzig gegen Pirc/Modern empfiehlt er ein einfaches, leicht verständliches Abspiel: 1.d4 d6 2.e4 Sf6 3.Sc3 g6 4.Le3. Folgerichtig ist dieses Kapitel auch das stärkste im Buch! Ein gutes, starkes System bei dem es mehr um Ideen/Pläne geht als um 35zügige Varianten. Wobei ich hier anmerken muss, dass es mir nicht ganz einleuchtet, wieso der Autor plötzlich auf eine 1.e4 Variante umschwenkt anstatt in gewohnten 1.d4 Gefilden zu bleiben.

Für mich macht dieser Teil des weißen Repertoires keinen runden Eindruck. Es schwankt zwischen theoretischer Korrektheit und einer Unverträglichkeit bezüglich der praktischen Anwendung. Es will alles perfekt machen und schießt dabei über das Ziel hinaus. Ähnlich wie bei Avrukh wird hier mit Atomraketen auf Spatzen geschossen.

Fernschachspieler, Spitzenspieler, Sekundanten von Carlsens nächstem Herausforderer oder einfach begeisterte Analytiker können mit diesem Buch sicher sehr gut arbeiten. Für den einfachen Vereinsspieler meiner Meinung nach zu komplex und auch nicht wirklich stimmig. 

Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von Schach Niggemann überlassen.

Caro-Kann unter Beschuss
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Eines der schwierigsten Unterfangen im Schachspiel dürfte es sein, einen eingefleischten Caro-Kann Anhänger aus der Reserve zu locken. Egal ob man nun eine positionelle oder eine eher taktische Herangehensweise dagegen wählt, der betuchte 1. ...c6 Spieler baut sich seelenruhig gemäß der Caro-Kann-Schemata auf und der Weißspieler kann sich dann sämtliche Zähne an dieser Verteidigung ausbeißen.

Das dürfte auch der Grund dafür sein, dass es auf dem Schachbuchmarkt deutlich mehr pro Caro-Kann Bücher gibt als dagegen, bzw. fällt mir auf Anhieb keines ein, dass ein probates Mittel gegen Caro-Kann aufzeigt.

Einen ernsthaften und auch sehr seriösen Versuch macht jetzt der ukrainische GM Alexey Bezgodov (ELO 2494):

Alexei Bezgodov

The Extreme Caro-Kann
Attacking Black with 3.f3
272 Seiten, kartoniert, 1. Auflage 2014.

Erhältlich bei Schach Niggemann 

Im Zentrum des Geschehens steht die Fantasy-Variante 1.e4 c6 2.d4 d5 3.f3.

Dieser Zug beinhaltet ein Gambit und steht in deutlicher Verwandtschaft mit dem Diemer-Duhm-Gambit.

Der Autor hat das vorhandene Material in 8 Kapiteln unterteilt: Seltene Erwiderungen, die Fianchetto Variante 3. …g6, Semi-Französisch mittels 3. …e6, 3. …Db6, das Abspiel 3. …e5, die Hauptvariante 3. …dxe4, wichtige Partien und Übungsaufgaben. Insgesamt analysiert der Autor 68 Partien, bindet diese in seinen theoretischen Überblick mit ein und in den abschließenden Übungsaufgaben (51) werden typische Mittelsspielstellungen aufs Korn genommen.

Sehr gut gefallen haben mir die zahlreichen verbalen Erklärungen und auch die Querverweise auf vergleichbare Literatur, bzw. die vorhandene, offizielle Theorie. Außerdem ist mir positiv aufgefallen, dass Bezgodov nicht nur das Material gesammelt und bewertet hat, sondern dass er auch sehr viele eigene Ideen und Vorschläge in das Buch mit aufgenommen hat. Ich habe natürlich viele Varianten genauer unter die Lupe genommen und versucht, irgendwo Fehler oder Unzulänglichkeiten auszumachen, vergebens. Zum Beispiel verbessert der Autor eine wichtige Hauptvariante aus Lars Schandorffs Caro-Kann (Grandmaster Preparation):

1.e4 c6 2.d4 d5 3.f3 dxe4 4.fxe4 e5 5.Sf3 Lg4 und nun nicht 6.Lc4 wie bei Schandorff sondern der neue Zug 6.c3 Sd7 7.Ld3! Ld6 (auch Jovanka Houska bricht hier in ihrem „Play the Caro-Kann“ mit der Bemerkung ab, Schwarz könne hier um das Feld e5 kämpfen?! ) 8.0-0 Sgf6 9.Sbd2 0-0 10.Sc4 Lc7 11.Lg5 Te8 12.Dc2! Lxf3 13.Txf3 b5 14.Se3 Lb6 15.Sg4 exd4 16.c4 mit mehr als einiger Kompensation für den Bauern.

Auch in den anderen Abspielen hat Bezgodov gut recherchiert und die kritischen Abspiele sehr genau analysiert. Zumindest ist mir mit meinen vorhandenen Mitteln (Engines, Datenbanken, Bücher) nichts Gegenteiliges aufgefallen.

Zu den entstehenden Stellungen kann ich nur sagen: Nichts für schwache Nerven! Hochtaktisch, kompliziert und fern jeder Schablone. Also alles Sachen, die ein Caro-Kann Spieler hasst!

Zusammenfassend ein sehr gutes und ehrliches Eröffnungsbuch mit seriösen, tiefgreifenden Analysen. Dazu gesellen sich viele ungespielte Neuerungen und Ideen die aus diesem System eine nicht zu unterschätzende Waffe gegen Caro-Kann darstellen.

Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von Schach Niggemann überlassen.

Warum Caruana dem Kandidatenturnier fehlen wird
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Als ich hier kürzlich meine Spieler des Jahres 2013 nominierte, habe ich einen Fehler gemacht. Fabiano Caruana hätte einen höheren Platz verdient, vielleicht Platz drei oder vier. Er ist der Spieler, der Carlsens Stil am nächsten kommt. In der Eröffnung sucht er nur eine spielbare, seinem Gegner nicht so angenehme Stellung. Dann kämpft er, stellt Probleme, findet Ressourcen, ist gut in der Chancenverwertung. Nach Zürich, wo er zwar nur das Schnellturnier gewann, aber immerhin geteilter Zweiter wurde und Aronjan dessen erste Marshall-Niederlage in dessen mehr als zwanzig langen Schwarzpartien mit dieser Eröffnung beibrachte, bin ich überzeugt: Der 21jährige mit italeinischen und US-Pass fehlt dem am 11. März beginnenden Kandidatenturnier.

Chanti-Mansisk ist nicht sein Lieblingsort, und die mitunter heftigen Minustemperaturen auch noch im März hätten ihm nicht behagt, aber er hätte Chancen gehabt. Nicht so gute wie Kramnik und Aronjan, aber so gute wie Topalow und, wie ich glaube, bessere als alle anderen. Wissen Sie, wie viele gewertete Partien er in den letzten zwölf Monaten bestritten hat? 114. Auf solche Zahlen kommen Profis, die Opens und Ligen spielen. Aber da kommt kein anderer Weltklassespieler auch nur in die Nähe. In den nächsten zwölf Monaten könnten es bei Caruana wohl auch nur noch halb so viele sein. Einfach, weil kaum Einladungsturniere anstehen und der nächste FIDE-Grandprix bestimmt nicht, wie veröffentlicht am 14. Mai starten wird.

Im letzten Grandprix hat er mehr Punkte gesammelt als jeder andere. Sowohl Punkte im Turnier (26) als auch Grandprixpunkte (460). Doch nach Streichresultat (380) lagen Topalow (25,5 / 455 bzw 415) und Mamedscharow (24 / 415 bzw 395) knapp vorn. Im Weltcup scheiterte Caruana im Viertelfinale an Vachier-Lagrave im Schnellschach. Als nach Kramniks Weltcupsieg ein Eloplatz frei wurde, hatte Caruana knapp das Nachsehen gegenüber Karjakin. Hätte es die FIDE nicht auf einmal eilig gehabt mit der Ausschreibung des Kandidatenturniers, hätte sich gut ein anderer Veranstalter finden können, der Caruana den Platz gegeben hätte. Die Bulgaren sprachen immerhin schon davon (weil Topalow ja qualifiziert ist). Die FIDE hätte auch mit gutem Recht sagen können, ein vierter Russe komme nicht in Frage. Caruanas letzte Hoffnung war, dass Anand sich eine weitere Schlappe ersparen will und aufs Kandidatenturnier verzichtet. Schon Wochen vor dem Meldeschluss am 20. Januar fragte sein Trainer Tschutschelow bei Anand nach. Doch der ließ ausrichten, dass er selbst spielen will.

Dieses Jahr war in Wijk aan Zee einiges anders: zwei statt drei GM-Gruppen (zwei ist besser als null), Ausflüge nach Amsterdam und Eindhoven (zumindest Amsterdam war ein voller Erfolg), erstmals seit 1997 ein Deutscher in der A-Gruppe (zwei Erfolgserlebnisse für Arkadij Naiditsch in den letzten beiden Runden). Neu für mich war Zugang zum Pressebereich "hinter den Kulissen". Schwerpunktmässig war ich für den Schachticker tätig, daneben auch für die Lokalzeitung, unsere Vereins-Homepage (das dritte 'Artikeltje' kommt noch) und jetzt auch - nachdem Stefan Löffler mich bereits indirekt erwähnte (s.u.) - für dieses Publikum. Für mich war alles neu und faszinierend - das habe ich in meine Berichte mit einfliessen lassen. Für diverse 'Kollegen' ist es wohl Routine und "alle Jahre wieder".

banner-seminarturnier300-anz2014Ich habe meine Rolle/Aufgabe etwas anders interpretiert: vielleicht als Einziger hatte ich auch ein Interview mit Etienne Goudriaan, Letzter der B-Gruppe, sicher als Einziger eines mit Tom Adriaanse aus Den Helder der sein 23. Amateurturnier seit 1963 spielte ("jedes Jahr treffe ich jede Menge alte Bekannte!"). Auch das ist Schach in Wijk aan Zee! Ich war fünfmal vor Ort, was jetzt noch kommt sind fünf Höhepunkte (auf ein bis zwei konnte ich verzichten), aber zunächst ein kleiner Blick hinter die Kulissen. Hinter der Tür, die sich mit einer Magnetkarte öffnen lässt, befinden sich

1) ein langer Gang, in dem die meisten offiziellen Videos aufgenommen werden. Da müssen die Spieler durch - wer seine Partie verloren hat, darf sofort und wortlos verschwinden. Vor einigen Jahren warteten offenbar diverse Journalisten auf Anand, aber der fand irgendwie einen Hinterausgang. Links und rechts vom Gang sind noch einige Büros, die restlichen ca. 50 Wochen des Jahres Umkleideräume (das Spiellokal ist ja normalerweise eine Sporthalle).

2) ein grosser Analyseraum. Dort verfolgen diverse starke niederländische Amateure die laufenden Partien, mit oder ohne Computerhilfe - das ist wohl auch Grundlage für die offiziellen Rundenberichte. Nach den Partien erschienen auch einige, aber bei weitem nicht alle Spieler, es war insgesamt eher Ausnahme als Regel. Vor einigen Jahren war das offenbar noch anders, aber mittlerweile gilt "schnell zurück ins Hotel, nach der Runde ist vor der Runde, vorbereiten auf den nächsten Gegner"?

3) der Presseraum wo man seine Laptops anschliessen kann mit Internet-Zugang. Auf grossen Monitoren werden auch hier die laufenden Partien gezeigt, aber man kann sie auch (mit Houdini-Kommentar) auf dem eigenen Bildschirm verfolgen. Wer war alles da hinter den Kulissen? Bestimmt vergesse ich einige, zumindest (ich beginne mit den Einheimischen) Peter Doggers, Gert Ligterink, Hans Ree, Dirk Jan ten Geuzendam, Evgeny Surov, Joachim Schulze (Chessbase-Fotograf), Dirk Poldauf. Ausserdem das Tata-Presseteam, Live-Kommentatoren wie Yasser Seirawan, Erwin l'Ami, Lawrence Trent und Ian Rogers, Ehrengäste wie Yochanan Afek, Emil Sutovsky und Gennadi Sosonko. Witzigerweise fragte (ausgerechnet) Sosonko mich, warum ich so gut Niederländisch spreche - vielleicht hatte er nur mitbekommen, dass ich eine deutsche Website vertrete aber nicht, dass ich seit gut 15 Jahren in NL wohne. Nun Tag für Tag, insgesamt fünf von elf Runden im A-Turnier:

Tag 1 und Runde 1: Trauriger Höhepunkt war gleich zu Beginn die Schweigeminute für Vugar Gashimov - vor zwei Jahren spielte er sein letztes Turnier in Wijk aan Zee. Wie ich schon im Kommentar erwähnte: kurz davor herrschte die unvermeidliche Geräuschkulisse (ein paar hundert Amateure vor Beginn der Partien), dann war es mausestill. Schwer, danach sofort zur Tagesordnung überzugehen - "the show must go on". Aber dabei will ich es für diesen Tag belassen.

Tag 2 und Runde 4 - nicht in Wijk aan Zee, sondern im Rijksmuseum Amsterdam. Höhepunkt war vor Beginn der Runde das Gruppenfoto vor Rembrandts Nachtwache:

Gruppenfoto Nachtwache

Dieses Motiv wurde zigmal fotografiert, ich hatte keine eigene Kamera und übernehme es mit freundlicher Genehmigung von Evgeny Surovs Bericht mit vielen anderen bunten Bildern. Ähnlich erschien es in fast allen grossen niederländischen Tageszeitungen (siehe dazu auch Johan Huts Artikel auf schaaksite.nl), und abends war "Schach im Museum" auch Thema im Fernsehprogramm 'Nieuwsuur' (etwa vergleichbar mit Heute-Journal oder Tagesthemen). Johan Hut schrieb dazu: "Turnierdirektor Jeroen van den Berg war bei dieser Gelegenheit genauso wichtig wie Clarence Seedorf, neuer Trainer von AC Mailand". Live habe ich das nicht gesehen, an meinen Turniertagen war ich von 10-22 Uhr unterwegs - eigentlich gerade rechtzeitig zu Hause um den Fernseher anzuschalten, aber ich musste noch was essen und dann noch was schreiben. Was Medieninteresse betrifft: der Ausflug ins Rijksmuseum war ein Volltreffer!

Aus meiner Sicht: ich war gerade rechtzeitig im Pressebereich angekommen, schon sagte Pressechef Tom Bottema "wir gehen zur Nachtwache!". Diverse normale Museumbesucher wunderten sich vielleicht "was ist hier denn los?". Die Partien selbst wurden in 'neutraler' Atmosphäre gespielt, im Auditorium unten im Keller - mit Platz für 250 Zuschauer, das reichte gerade so. Später gab es für 'VIP's' (Journalisten und Tata-Gäste) noch eine Führung durch das Museum - dadurch habe ich das Ende einiger Partien verpasst aber war rechtzeitig zurück zur Analyse von van Wely und Harikrishna:

Foto Amsterdam

Auch dieses Foto stammt von Evgeny Surov (Link oben). Der Herr im dunkelblauen Jackett passt elomässig nicht dazu und heisst Thomas Richter. Qua Kleiderordnung habe ich mich an die Gepflogenheiten angepasst, das ist nicht mein tägliches Outfit. Irgendwann habe ich mich ein bisschen eingemischt - in einem Katalanen wollte van Wely Lg5 und Lxf6 spielen, ich fragte "hat Schwarz die Zeit, um das mit -h6 zu verhindern?". van Wely: "Who knows?", und dann haben sie das ziemlich lange untersucht.

Noch eine Anekdote: Macauley Peterson (offenbar speziell für diesen Tag angereist) wunderte sich, warum ein Schachjournalist ausgerechnet auf Texel wohnt - später wunderte Dirk Jan ten Geuzendam sich auch. Die Antwort: Ich bin kein Journalist - jedenfalls nicht nach der Definition der deutschen, niederländischen und französischen Wikipedia (auf Englisch ist es unklar). Demnach ist Journalist zwar kein geschützter Beruf, aber ein Beruf - man darf sich nur als solcher bezeichnen, wenn man damit (weitgehend) seinen Lebensunterhalt verdient. Für mich ist es Hobby, ich habe einen anderen Beruf.

Tag 3 und Runde 7: Höhepunkt war die Analyse von Gelfand und Aronian hinter den Kulissen, obwohl oder vielleicht gerade weil sie Russisch sprachen was ich nicht beherrsche - in der Hinsicht bin ich genauso gut oder schlecht wie die ebenfalls kibitzenden Dirk Jan ten Geuzendam und Erwin l'Ami, nur Surov hat mehr verstanden. In hohem Tempo flogen die Figuren übers Brett ... . Bei einem anderen Postmortem (van Wely-Gelfand) hat ein Journalist fleissig Varianten mitgeschrieben - das war, soweit ich es mitbekommen habe, das einzige Mal, dass auch ein Verlierer (van Wely) im Pressebereich erschien. Gelfand-Aronian endete remis, offenbar habe ich die Tendenz der Analyse verstanden. Als ich hinterher fragte: "What's the conclusion, it was a correct draw?" meinten beide "more or less" und Aronian "We had some fun in the opening". Gelfand war, trotz unbefriedigendem Turnier, recht gut gelaunt. In seiner langen Karriere hat er schon diverse Höhen und Tiefen erlebt, heute hatte er ein halbes Erfolgserlebnis, und mit Aronian versteht er sich ausgezeichnet.

Ich hatte das fast verpasst, zwischendurch war ich im Turniersaal und auch beim Livekommentar vor Ort (in einer Grundschule nebenan). Dann war die Partie Gelfand-Aronian vorbei, sind sie etwa schon verschwunden? Nein, sie sassen im Analyseraum. Später wurde van Wely Held des Tages aus (zumindest) niederländischer Sicht mit seinem spektakulären Sieg gegen Nakamura. Sein offizielles Video-Interview ist vielleicht nicht ganz jugendfrei, und einiges was er im Pressebereich sagte war auch nicht unbedingt zitierfähig.

Tag 4 und Runde 10: Schach war zunächst Nebensache gegenüber Schachpolitik und auch Politik - Pressekonferenz von Garry Kasparov. Da niemand die erste Frage stellen wollte, hab' ich das eben gemacht: "Was sind Ihre genauen Pläne zum Elosystem?" Die Antwort war etwa fünf Minuten lang, angefangen mit "this requires lots of preparation". Im Prinzip lief es darauf hinaus: mehr Spieler mit Elozahl = mehr Sponsoren fürs Schach. Hmm, warten potentielle Sponsoren nur darauf, dass jede Vereinsmeisterschafts-Partie und jeder Monatsblitz Elo-ausgewertet wird? Danach war es vor allem Wahlkampf, und zur Situation in der Ukraine und zu den Olympischen Winterspielen in Sotschi hatte Kasparov auch eine Meinung. Irgendwann auch noch Fragen und Kommentare zum laufenden bzw. beinahe beendeten Turnier in Wijk aan Zee.

Auf diesen Höhepunkt konnte ich tendenziell auch verzichten - Politik interessiert mich durchaus, aber nicht unbedingt in diesem Rahmen, Schachpolitik eher weniger. Obwohl es durchaus nett war, diesen Zirkus vor Ort mitzuerleben. Schachlicher Höhepunkt war: Aronian sicherte sich den Turniersieg eine Runde vor Schluss (wie auch Saric in der B-Gruppe). Die fällige Pressekonferenz wurde auf morgen verschoben, heute stünde er zu Unrecht im Schatten von Kasparov.

Daher gab es für mich auch noch (was ansonsten nicht geplant war)

Tag 5 und Runde 11: Kurz nach Rundenbeginn fiel auch die Entscheidung in der Amateurgruppe 4H - ein Vereinskollege akzeptierte nach 10 Zügen das gegnerische Remisangebot und war damit Wertungssieger. Was das noch bedeutete bzw. welchen Wunsch ich ihm erfüllen konnte, behalte ich exklusiv für unsere Club-Homepage. Mein journalistischer Höhepunkt war vielleicht dieser: es gab Gerüchte, dass Wesley So einen Verbandswechsel anstrebt und Amerikaner werden will. Aus gut informierten Kreisen (Wesley So) wurde das bestätigt, "but it is going to be a long process".

Das hat sich eher zufällig ergeben, gekommen war ich ja für Aronians Pressekonferenz. Die war aus meiner Sicht kürzer (11 statt 49 Minuten), kurzweiliger und gehaltvoller als die von Kasparov. Auf meine vielleicht dumme Frage "How will you keep your form?" hatte er eine interessante Antwort.

Und dann war alles vorbei, vom Tata-Pressedienst und von einigen 'Kollegen' habe ich mich verabschiedet mit "bis nächstes Jahr!". Es war interessant, es hat Spass gemacht, es war aber auch anstrengend.

Schach ist ein Sport, der viele Anhänger hat
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Schön ist unsere Bundesliga! Landauf, landab treffen sich die Teams, ringen an Sams-und Sonntagen verbissen um Punkte, und wir mussten lernen, dass der Meister in den letzten Jahren immer aus dem Süden kommt. Die Fans sind gerne mit dabei, oft weitgereist, sie sehen harte Kämpfe und rauhe Männer. Selbst einen großen Betrugsskandal hat die höchste deutsche Spielklasse schon überstanden. Die Fans sind immer noch da, und sie sind begeistert. So ist es eben, in einer der besten Ligen der Welt. Es lebe die Fußball-Bundesliga! (Persönlicher Nachtrag: Und der HSV!)

Gerne würde auch die Schach-Bundesliga einen Hauch des Erfolgs erleben, den die große Schwester aus der Fußball-Abteilung nun schon seit über 50 Jahren vorlebt. Doch der Weg scheint weit:

- es ist eigentlich selten, dass sich große Zuschauermengen rund um die Bretter drängeln

- anders als im Fußball hängen sich nur recht wenige Jugendliche Mannschaftsfotos des deutschen (Schach)Rekordmeisters OSG Baden-Baden an die Wand

- kaum einmal gibt es Schachmeldungen in der Sportschau, und ebenso rar sind sie im Radio

- die Fans nehmen ihre Liga zur Kenntnis, anders als im Fußball indes scheinen Leidenschaft und Identifikation dabei aber nicht aufzukommen.

Nicht schön, aus Schachspielersicht! Oder zumindest ist es verbesserungswürdig – und hier kommt Bernard Verfürden ins Spiel. Vielen ist er bereits durch die DeepChess!! – Seite bekannt. Parallel dazu engagiert er sich  für das Marketing des Schach-Bundesliga e.V. und arbeitet als solcher im Vorstand an einem Konzept zur Steigerung der Attraktivität der Liga.

ilja-bundesliga

Bundesliga für alle! Welcher Schachfreund tummelt sich hier am Brett?

Mit seinem Aufruf Die Bundesliga kommt zu Dir wirbt Bernard nun bei den ZuschauerInnen, Fans, Gästen der Ligaspiele um direkte Rückmeldungen - was finden sie gut an der Bundesliga, worüber freuen sie sich, und was vermissen sie rund um die stärkste Liga der Welt?
Die Bundesliga bietet Spitzensport auf ihrem sehr gut gemachten, kostenfreien Live-Portal im Netz. Aber sind die Partien zu lang, oder sind sie zu kurz? Sollten die Mannschaften im einheitlichen Trikot spielen, und brauchen die Zuschauer mehr Kaffee vor Ort? Warum zeigt man die Partien eigentlich umsonst im Internet - will man gar nicht, dass jemand vorbeikommt? Und vor allem - sollte Magnus Carlsen für Werder Bremen spielen?

karpov-bundesliga

 Bundesliga für alle! Wie heißt dieser Spieler, der schon lange dabei ist?

Bernard wird für jede Antwort dankbar sein. Die Liga hat sicherlich noch (wie er es nennt) Performance Potential – doch das liegt vielleicht gar nicht so sehr an der Liga, und eher an dem Sport, der dort betrieben wird.
Schach ist für viele Außenstehende einfach nicht so attraktiv, wie wir es uns wünschen. Nicht alle verstehen das Spiel (mir geht es ja genauso), und die, die es verstehen, wollen deshalb noch lange nicht stundenlang zuschauen. Möglicherweise sollte man mehr Blitz- und Schnellschach spielen bei den Ligarunden, so wie kürzlich erst beim inspiriert konzipierten Großmeisterturnier in Zürich. Das hätte etwas, fürs Auge und für das Gemüt.

Die Bundesliga kommt zu Dir – beinahe klingt es ja wie eine subtile Drohung, und ich fragte mich bereits, wo ich die sechzehn Teams denn bloß unterbringen soll, wenn sie wirklich einmal kommen. Doch der Schachwelt- Blog freut sich, den Aufruf der Liga zu verbreiten, und wir wünschen dieser Initiative viele aufschlussreiche Rückmeldungen!

Und nun? Das Wort hat Bernard Verfürden!

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Bundesliga für alle! Wie heißt dieser Spieler - kommt nicht aus Hambuuurch, und ist dennoch ein alter Kumpel von Jan Gustafsson?

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Liebe Leserinnen, liebe Leser,

im Juni 2013 habe ich mein Amt als Marketing-Vorstand der Schachbundesliga angetreten. Dieses Amt sieht vor, die Bundesliga mittelfristig noch attraktiver zu gestalten und vor allem Sponsoren zu finden, die eine langfristige Zusammenarbeit mit uns wünschen. Die bereits geleistete Arbeit der handelnden Personen war erstklassig, so dass heute ein gutes Fundament besteht, auf dem ich aufbauen kann. Aktuell besuchen pro Spieltag bis zu 15.000 Frauen und Männer die Liveübertragung der SBL im Internet. Die eingeführten zentralen Spieltage sind mittlerweile etabliert und von uns Schachspielern so akzeptiert, dass wir uns jetzt schon auf Eppingen 2014 freuen dürfen.

Wenn aber alles so gut läuft, warum schreibe ich Sie dann eigentlich an?

Trotz der guten Entwicklung haben wir aber an anderen Stellen noch viel Performance-Potenzial. Ich persönlich finde die vielen Werbe-Popups auf unserer Website störend und ich bin mir sicher, dass ich mit dieser Meinung nicht alleine stehe. Na klar, ganz ohne Werbung wird es in Zukunft nicht gehen. Aber wenn schon Reklame integriert werden muss, dann von Sponsoren, die die Bundesliga unterstützen und nicht den Geldbeutel eines Providers mit schlechtem Support.

Auch glaube ich, dass wir das Angebot vor Ort (an den jeweiligen Spieltagen) überdenken müssen. Wenn an manchen Spieltagen der höchsten deutschen Spielklasse mehr Spieler anwesend sind als Zuschauer, dann ist eine Veränderung unabdingbar. Wobei es hier nicht an der Attraktivität der Angebote vor Ort liegt. Möglicherweise wissen aber die meisten Schachspieler gar nicht, welch tolles Rahmenprogramm sie erwartet? Meine Vision ist es, das an einem Derbytag (z.B.: Katernberg gegen Mülheim oder SF Berlin gegen Tegel) der Veranstaltungsort aus allen Nähten platzt und die Zuschauer von den Angeboten begeistert sind.

Als dritter Punkt ist die Zusammenarbeit mit vielen seriösen Sponsoren, die langfristig ihr Geld in uns investieren wollen, dringend notwendig. Dies würde bedeuten, dass wir dann auch die Jugendarbeit in den Bundesligavereinen in Zukunft nachhaltig fördern und die Öffentlichkeitsarbeit der Bundesliga weiter verbessern könnten.

Zu diesem Zweck habe ich die Kampagne „Die Bundesliga kommt zu dir“ ins Leben gerufen. Ich möchte heute mit Ihnen gemeinsam damit beginnen.

„Die Bundesliga kommt zu dir…“, was bedeutet das?

Marketing und Vermarktung hat im Vorstand und bei den Bundesligavereinen mittlerweile den höchsten Stellenwert. Nicht der Vorstand alleine kreiert Ideen und Vorschläge, sondern viele Impulse kommen auch aus dem Gremium der SBL-Mitglieder. Das ist gut, aber nach meiner Ansicht kann hier noch mehr getan werden. Denn der wichtigste Impuls und die wertvollste Meinung wurden bisher nicht abgefragt: Ihre!

Ich möchte Sie daher jetzt und heute dazu einladen - ja vielleicht sogar ermuntern – mir per Email Ihre Meinung und Ideen zur Schachbundesliga mitzuteilen.

<    1) Was müssen WIR mehr tun, damit SIE zu den Bundesligakämpfen kommen?

      2) Was hat SIE bisher davon abgehalten, zusammen mit Vereinskameraden die Spielorte zu besuchen?

Sie erreichen mich unter der Email-Adresse: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! . Ich freue mich auf Ihre Reaktionen; lassen Sie Ihren Gedanken ruhig mal freien Lauf.

Oder besuchen Sie uns doch einfach einmal vorab? Im Februar und im März finden alleine 5 Runden in der Schachbundesliga statt. Die Termine finden Sie auf unserer Homepage.

Herzlichst Ihr

Bernard Verfürden

Tata! Die Endspielrubrik ist wieder da, diesmal mit frischem Material aus Holland. Auch in diesem Jahr war das Niveau der Endspielbehandlungen nicht berauschend. Logisch, Carlsen war ja nicht dabei. Aber auch aus Fehlern kann man ja lernen, also schauen wir uns einfach mal ein paar Beispiele an. Die wichtigste Lektion, die ich in diesem Artikel vermitteln will, ist folgende: Schematisches Denken spielt im Endspiel zwar eine wichtige Rolle, darf aber nicht in blindes Befolgen abstrakter Regeln ausarten. Die konkreten Umstände der Stellung dürfen nie aus den Augen verloren werden.

In der Partie Karjakin - Gelfand kam sogar ein Weltklassemann auf erstaunliche Weise vom rechten Weg ab. Die Diagrammstellung ist für Weiß eigentlich kinderleicht gewonnen (er besitzt u.a. zwei Mehrbauern!), nämlich ganz einfach mit 42.Ka5 nebst Durchmarsch des b-Bauern. Schwarz hat nicht einmal den Ansatz einer Verteidigung und ich vermute, Gelfand hätte einfach aufgegeben. Doch irgendwie geisterten Karjakin offenbar gewisse Lehrsätze aus seiner Jugend im Kopf herum und er verfiel auf den Zug 42.Tf3? Offenbar nach dem Motto "erst sollst du den gegnerischen König abschneiden, dann ist es noch einfacher". In Wirklichkeit wird es aber nur komplizierter, denn der schwarze König steht ohnehin zu weit weg, wogegen nun der e-Bauer zu einem echten Ärgernis wird. Aber die Stellung bleibt zunächst trotz allem klar gewonnen. 42...e4 43.Tf1 e3 44.Kc4?? Bei aller Liebe: Den aktiven König zurückzubeordern, ist nun wirklich Humbug. Vielleicht war Karjakin einfach rechenfaul oder er hatte schon wieder einen schlauen Spruch im Kopf wie "im Endspiel sollst du nichts überstürzen". Dabei gab es auch hier noch äußerst geradlinige Gewinnwege, z.B. 44.Te1 Te8 45.b6 Kf5 46.Kb5 Ke4 47.Kc6 Kd3 48.Kxd6+- Sicherlich keine Variante, die einen Karjakin normalerweise überfordert, wenn er unbefangen aufs Brett schaut. 44...Tc8+ 45.Kd3 (?) (45.Kb4!) 45...Tc5 46.b4 Txd5+ 47.Kxe3 Txb5 48.Tf4! Endlich wieder ein guter Zug, nach welchem die Stellung zum Glück immer noch knapp gewonnen ist. Karjakin hatte inzwischen sicherlich gemerkt, was er angerichtet hatte und riss sich mächtig am Riemen. Die weiteren Züge sind auch ohne Kommentar verständlich: d5 49.Kd3 Rb7 50. Kc2 Rb8 51. Kc3 Rb7 52. Rf8 Rc7+ 53. Kb3 Rd7 54. b5 d4 55. Kc2 d3+ 56. Kd2 Rd5 57. Rg8+ Kh6 58. Rg5 Rd4 59. Rc5 Kg6 60. b6 1-0 Warum einfach, wenn's auch kompliziert geht?

 

Eine andere bekannte Regel lautet, dass man im Endspiel den König aktivieren soll. Das ist natürlich nicht verkehrt, wird aber gerne missverstanden: "Aktivieren" ist im Sinne von "ins Geschehen einbinden" zu verstehen, nicht von "möglichst weit nach vorne laufen"! Ein gutes Beispiel, wie es nicht geht, liefert die Partie van Delft - Brunello aus dem B-Turnier. Hier standen die weißen Figuren eigentlich schon recht gut: Sein König behält gleichzeitig den Freibauern und den eigenen Königsflügel im Auge, der Turm schneidet den schwarzen König ab. Bei vernünftiger, ruhiger Verteidigung sollte Weiß gute Remischancen haben, z.B. sieht 62.Td5 logisch aus. "Turm hinter den Freibauern", tja, auch diese Regel gilt nicht ausnahmslos, aber doch ziemlich häufig. Fatal war hingegen die Partiefolge 62.Kf3?! Td6 63.Ke4?? (was soll der König hier?) d3 Nun musste Weiß seinen Turm zurückziehen und nach 64.Tb1 d2 65.Td1 Kg5 gab er bereits auf. Sein Turm spielt überhaupt nicht mehr mit und sein "aktiver" König muss wegen Zugzwangs bald wieder zurückweichen. Immer wieder traurig, wenn man stundenlange harte Verteidigungsarbeit auf solche Weise leichtfertig zunichte macht.

"Freibauern müssen laufen" ist noch so eine Weisheit, die man immer wieder hört. Ja, im Prinzip richtig, aber doch bitte mit Sinn und Verstand! Also nicht so wie in der Partie Reinderman - Bok: Der Freibauer marschiert nicht von alleine durch, sondern braucht offensichtlich die Unterstützung des Königs. Was liegt also näher als 45.Ke4, was in der Tat glatt gewinnt. Mit seinem abgeschnittenen König hat Schwarz keine Chance, auch ein Angriff auf die weißen Königsflügelbauern ist viel zu langsam. Stattdessen geschah jedoch geradezu anfängerhaft 45.b5?? Tb4! und ohne den König war die Partie nicht mehr zu gewinnen.

Es ist wirklich so: Diese Großmeister sind uns Amateuren in fast allen Belangen des Spiels natürlich weit überlegen, aber im Endspiel unterlaufen auch ihnen immer wieder ganz elementare Fehler. Was ich hier zeige, sind keineswegs Einzelfälle; es handelt sich sogar eher um die Regel als um die Ausnahme. Werden solche Sachen heutzutage nicht mehr trainiert?

Fazit der heutigen Lektion: Die bekannten Endspielregeln sind schön und gut, aber sie können auch gewaltig in die Irre führen, wenn man ihnen blind vertraut. Eigentlich sollte man bei jeder Regel noch einen kurzen Halbsatz hinten dranhängen: "...wenn es gut ist!"

Leider keine Hochzeiten
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02. Februar 2014

Leider keine Hochzeiten

Vier Hochzeiten und ein Todesfall hieß ein Film aus den 90ern. Leider habe ich nicht über Hochzeiten zu berichten, statt dessen hat die Schachwelt einige Todesfälle zu verkraften. Vugar Gashimov wurde bereits geehrt, aber im Januar 2014 gab es noch zwei weitere, dessen schachliches Andenken wir bewahren sollten.

Am 27. Januar verstarb 62-jährig der ungarische Schachgroßmeister Gyula Sax. Sax war mehrfach im Kandidatenzyklus, aber nie so ganz nah dran an der Krone. 1978 gewann er gemeinsam mit Lajos Portisch, Zoltán Ribli, András Adorján, István Csom und László Vadász die Schacholympiade.

Als ich darüber nachgedacht habe, ob mir eine Partie von ihm einfällt, dachte ich an die gegen Mihai Suba in Hastings. Da man aber einen Spieler wohl nicht mit einer verlorenen Partie ehren sollte, habe ich bei der Recherche die „Revanche“ 9 Jahre später im Zonenturnier in Budapest gefunden.

SubaSax

Suba-Sax, Budapest 1993

Weiß steht schon verdächtig. Dass 16.Sd5? aber gleich zu entscheidendem Nachteil führt, ist schon etwas überraschend. Sax fand durchgehend die besten Züge und machte kurzen Prozess. 16.-Sxd5 17.Lxd5 c4! Weiß hat sicherlich wenig Interesse an der Öffnung der c-Linie. Hier ist es schon vorbei, zumindest wenn man den Bewertungen der Blechkisten Glauben schenken mag und die sind ziemlich zuverlässig.

Weiß spielte und gab nach der schönen Zugfolge 18.Da4 b5 19.Dxb5 Tab8 20.Dxc6 Dxa3! auf. Die Endstellung verdient ein Diagramm, ein schönes Ende mit Damenopfer.

SubaSax2

Erst gestern habe ich zudem Kenntnis vom Ableben Karlheinz Bachmanns erhalten, der am 7.1. 75-jährig verstarb. Der FM war noch bis ins hohe Alter national und international auf Seniorenturnieren anzutreffen, nachdem er eine Schachkarriere hingelegt hatte, in der er einige Jahre in der Bundesliga spielte und auch Einsätze für die deutsche Mannschaft bekam.

Dass er auch noch im hohen Alter schlagfertig war, kann man im folgenden Partiefragment sehen, das aus dem Jahr 2009 stammt.

BachmannPusch

Bachmann-Pusch, Finsterbergen 2009

Schwarz steht schon komplett auf Abbruch, doch anstatt langweilig mit 27.a4 zu gewinnen, schlug hier 27.Txc7+! Kxc7 28.Dxa7+ Kc6 29.Tc1+ Kd5 30.Td1+ durch und Schwarz bekannte sich geschlagen.

Bachmann war auch als Problemkomponist aktiv und beschäftigte sich dabei insbesondere mit Zuglängenrekorden im Selbstmatt, also richtig abgefahrene Sachen.

Zum Studium kann ich folgendes Selbstmatt empfehlen, an dem ich mir selbst mit Rechnerunterstützung die Zähne ausbiss.

Bachmanns14

Karlheinz Bachmann, Selbstmatt in 14, harmonie 2009

Weiß hat die ganze Armee bis auf einen Läufer, aber wie zwingt man den schwarzen Bauern zum Matt des Königs auf h1?

1. Lb5 b6 2. Lc4 b5 3. Tg2+ bxc4 4. h8=D c3 5. Dha8 cxd2 6. Sb2

Plötzlich darf Schwarz umwandeln und alle Umwandlungen enden genau nach dem 14. Zug. Absolut erstaunlich. Kurz zur Notation: Da, wo Ausrufezeichen stehen, hat Schwarz mehrere Züge, die anderen enden dann aber eher.

6.-d1=D 7. Df4+ Df3! 8. Dc1+ Dd1 9. Df3+ Ke1 10. Dce3+ De2 11. Th2 Dxe3 12. Sd3+ Dxd3 13. Df2+ Kd1 14. Df1+ Dxf1#
6.-d1=T 7. Da6+ Td3 8. Dg4 Ke1 9. Te2+ Kf1 10. Te4 Kf2 11. De2+ Kxg3 12. Sf5+ Kh3 13. Df3+ Txf3 14. Df1+ Txf1#
6.-d1=L 7. Dd3+ Le2! 8. Daf3+ Ke1 9. Tg1+ Lf1 10. Dh5 Kf2 11. Sg4+ Ke1 12. Dc3+ Ke2 13. Sh2+ Kf2 14. Tg2+ Lxg2#
6.-d1=S 7. Dd3+ Ke1 8. Dae4+ Se3 9. Te2+ Kf1 10. Dd1+ Sxd1 11. Te1+ Kf2 12. Sd3+ Kxg3 13. Tg1+ Kh3 14. Sf2+ Sxf2#

Vor ein paar Tagen begann in Zürich das Chess Challenge Turnier mit der bisher noch nie erreichten Kategorie 22 (ELO-Schnitt 2800). Zum Auftakt gab es ein Blitzturnier mit einigen sehenswerten Partien. Besonders stach dabei die originelle Eröffnungsbehandlung des frischgebackenen Weltmeisters Magnus Carlsen hervor. Gegen Levon Aronjan beantwortete Carlsen als Nachziehender zum Beispiel 1.d4 Sf6 2.Sf3 mit 2. …b5 und konnte die Partie, obwohl er immer unter Druck stand, Remis halten.

Gegen Vishy Anand packte Carlsen dann mit Weiß eine Kuriosität aus, das Rieger/Simon Gambit:

Carlsen,Magnus (2872) - Anand,Viswanathan (2773) [A06]

Zurich CC Blitz, 29.01.2014

1.Sf3 d5 2.b3 c5 3.e4

rsgambit

Budapester Gambit im Anzug!

Dieses Gambit hatte ich vor 20 Jahren mit einem Vereinskollegen analysiert und im Chessbase-Magazin 38 unter dem Namen Rieger/Simon Gambit vorgestellt!

In der Blitzpartie ging es weiter mit 3. …dxe4 und nun Carlsens Neuerung 4.Sg5!?

(wir analysierten damals nur 4.Se5 mit der Damenfangidee 4. …Dd4? 5.Lb2! nebst Sc3/Sc4)

4. …Sf6 5.Sc3 Sc6 6.Lc4 e6 7.Lb2 Le7 8.0-0 0-0 9.Scxe4 Sxe4 10.Sxe4 e5 11.f4 exf4 12.Dh5 Sd4 (12. …Le6 sollte ausgleichen) 13.Txf4 g6 14.De5 b6 15.Taf1 Lf5 16.g4 Le6 17.Lxe6 fxe6 18.Txf8+ Lxf8 19.Sf6+ Kh8

caan2

Hier zog Carlsen 20.c3 Sc6 21.Se8+ und 1-0.

Finden Sie das Matt in 3 Zügen statt 20.c3?