September 2014
Artist of the Chessboard
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Wer kennt von den heutigen Vereinsspielern noch Zukertort? Das wäre mal eine Umfrage wert. Vorstellbar, dass die junge Generation dahinter nicht viel mehr als eine dergestaltige Delikatesse vermuten würde:

Toertchen

In die Schachgeschichte ging Johannes Hermann Zukertort vor allem als tragische Figur ein: als Verlierer des ersten offiziellen Weltmeisterschaftskampfes, der im Jahre 1886 in drei Städten der USA ausgetragen wurde, und aus dem Wilhelm Steinitz als Sieger hervorging. Mit dem Wettkampf verlor der Unterlegene nicht nur ein Spiel, die menschliche Katastrophe folgte auf dem Fuße: finanziell litt Zukertort stark unter der Niederlage. Heutzutage erhält auch der Verlierer eines WM-Kampfes eine ausgezeichnete Entschädigung, mit der sich ein angenehmer Lebensabend bestreiten lässt. Damals strich nur der Sieger ein sattes Geldpolster ein. Die Kontrahenten in einem Zweikampf mussten ihren Einsatz entrichten, jede Seite hatte ihre Stakeholders, Mäzene und Geldgeber, die auf ihren Sieg wetteten. Der Wettkampf zog sich wochenlang hin, Zukertort, der in London lebte, musste übers Meer nach Amerika, wieder zurück – kurzum, er ging leer aus. Zudem war seine Gesundheit ruiniert, sein Selbstvertrauen erlitt einen irreparablen Schaden, er fand nicht mehr zu alter Stärke zurück. Zwei Jahre nach dem WM-Kampf starb er – an einem Schlaganfall, einer Herzschwäche, mutmaßlich gar an „gebrochenem Herzen“ (Broken-heart-syndrom ist in der Medizin ein anerkannte Krankheit: emotionaler Stress lässt die Herzgefäße verengen).

Durchaus plausibel, zu behaupten, dass die Niederlage Zukertort in letzter Konsequenz das Leben gekostet hat. Als er starb, war er gerade mal 45…

Abgesehen von dieser tragischen Note ist vieles im Leben Zukertorts von Mythen und Legenden umrankt. Er selbst hat sicherlich dazu beigetragen, dass „Wunderdinge“ über ihn in den Umlauf kamen. So soll er etliche Sprachen fließend gesprochen, mehrere Uni-Abschlüsse gehabt haben. Selbstverständlich auch den Doktortitel in Medizin, anscheinend hätte er sich sogar in mehreren Kriegen (1866 und 1870) ausgezeichnet und diverse Tapferkeitsmedaillen eingeheimst. Und so nebenbei sei er auch noch Klaviervirtuose usw. usw. gewesen…

Schaut man mal kritisch und genauer hin, was vor allem die polnischen Historiker Tomasz Lissowski und Cezary W. Doma?ski in ihrer Zukertort-Biographie Arcymistrz z Lublina  2002 taten, bleibt nicht viel von all dem übrig. Zukertort hat zwar in Breslau Medizin studiert, aber das Studium nie abgeschlossen, schon gar nicht mit einem Doktortitel. Auch seine Kriegsabenteuer in bestem Münchhausen-Stile waren geflunkert, höchstens als Helfer in der medizinischen Abteilung war er eventuell im Einsatz.

Offenbar warb der Pole im Londoner Exil für seine Sache, versuchte er, Gönner für sich einzunehmen.  Unbestritten musste er über ausreichend Witz, Charisma und Esprit verfügt haben, denn es gelang ihm tatsächlich, in England populär und geschätzt sowie in elitäre Schachzirkel aufgenommen zu werden. Zunächst noch ein paar weitere biographische Daten: in Breslau verlor sich der Student unwiderruflich ans Schach. Hier residierte Adolf Anderssen, der vielleicht der damals stärkste Spieler der Welt, zumindest der mit dem renommiertesten Namen, nachdem sich Morphy vom Schach zurückgezogen hatte. Zukertort wurde Schüler, dann Sparringspartner des großen Deutschen, wechselte unzählige Partien und Wettkämpfe mit ihm. 1867 ging Zukertort nach Berlin, wo er Redakteur der Neuen Berliner Schachzeitung wurde, 1872 dann entschloss er sich zum Umzug nach London, wo er sich ein besseres Auskommen als Schachprofi erhoffte. In der Londoner Zeit nahm seine Spielstärke auch kontinuierlich zu, er wurde zu einem der besten Spieler der Welt. Höhepunkt seiner Karriere war London 1883, wo er die gesamte Konkurrenz einschließlich Steinitz deutlich distanzierte. Erst gegen Ende des langen Turnieres, als er bereits als Sieger feststand, verlor er noch ein paar Partien, wodurch sein Vorsprung auf nur(!) drei Punkte vor Steinitz schmolz.

Die Schachöffentlichkeit betrachtete ihn danach als weltbesten Spieler, was den der eitle Steinitz nicht auf sich beruhen lassen konnte. Fast drei Jahre dauerte es schließlich, bis die Modalitäten für ein großes Match geklärt waren. Zukertort wollte in London spielen, Steinitz in seiner neuen Heimat USA. Schließlich fügte sich Zukertort in ein Match in Übersee, sicher ein psychologischer Vorteil für den fünf Jahre älteren Steinitz.  Zwar ging Zukertort rasch in Führung, verlor aber dann zusehends die Geduld. Er neigte zum schnellen, impulsiven Ziehen – sein Gegner verbrauchte oft doppelt so viel Bedenkzeit -, was ihm mehrere Partien kostete. Nach einer Berechnung, die von Johannes Minckwitz angestellt wurde, betrug der gesamte Bedenkzeitverbrauch während des Wettkampfes 48:27 Stunden für Steinitz, dagegen nur 31:39 Stunden für Zukertort!

Der nervlichen Belastung eines wochenlangen Ringens im WM-Zweikampf zeigte sich Steinitz letztlich besser gewachsen.

Soviel zur „Geschichte“, kommen wir zum Buch: Jimmy Adams hat in seiner Fleißarbeit so ziemlich alles zusammengetragen, was über Zukertort publiziert wurde: vor allem seine Partien, die machen den weitaus größten Teil der über 500 Seiten dicken Biographie aus. Adams selbst analysiert nicht, nimmt keine Stellung dazu. Er hat die Anmerkungen zu den Partien aus zeitgenössischen Quellen entnommen, mühselig zusammengetragen. Zukertort im Spiegel der damaligen (Schach-) Presse wird so erlebbar. Der andere Teil des Buches besteht aus Artikeln, die über Zukertort geschrieben wurden. Größtenteils sind dies unmittelbare Nachrufe auf seinen frühen Tod, einiges ist erst später, mit gewisser Distanz, geschrieben worden. In diesem Zusammenhang will ich auf eine Schwäche des Buches hinweisen: es fehlen erläuternde Hintergrundinformationen des Herausgebers. Adams hält sich vornehm zurück, möchte nicht eingreifen, und die Quellen für sich sprechen lassen. Nur in einem kleineren Artikel meldet er sich selbst zu Wort und weist auf den mangelnden Wahrheitsgehalt der von Zukertort selbst in Umlauf gebrachten Größenphantasien hin. Ansonsten bekommt

der Leser gerade noch mit, von wem einer der abgedruckten Artikeln geschrieben ist, muss sich aber selbst einen Reim darauf machen, wann und in welchem Zusammenhang der jeweilige Artikel geschrieben wurde. Es ist eben eine unkritische Ausgabe. Auch wird nirgends deutlich gemacht, dass es sich bei der nun 2014 in New in Chess erschienenen Erstauflage eigentlich um einen Reprint von 1989 handelt!  Adams gab das Buch damals in rotem Leinen mit goldverziertem Deckel in begrenzter Auflage heraus, diese raren Exemplare werden heutzutage unter Händlern hoch gehandelt (eines davon habe ich als Angebot im Internet gefunden – für schlappe 600 Dollar ist es erhältlich!).

Artist-of-the-Chessboard-1989

Insofern ist New in Chess zu danken, dass sie dem breiten Publikum ein wichtiges Stück Schachgeschichte in Softcover zum erschwinglichen Preis zugänglich machen!  

Die 2014-Ausgabe unterscheidet sich gegenüber dem 1989-Original nur durch eine kleine Ergänzung: ein Bild, auf dem man den englischen Großmeister Stuart Conquest Blumen am restaurierten Grab Zukertorts niederlegen sieht. Conquest entdeckte Zukertorts Grab auf einem Friedhof im Londoner Westen wieder. Er sorgte dafür, dass 2011 ein neuer Grabstein eingeweiht werden konnte.

Dafür ermöglicht es der dicke Sammelband, in eine vergangene Welt einzutauchen, sich ganz den schönen Partien und den zeitgenössischen Kommentaren hinzugeben, die meisten stammen aus der Feder von Zukertort selbst oder von Steinitz. Beide Meister waren journalistisch äußert rege, gründeten Schachperiodiken und trugen ihre Rivalität auch auf theoretisch-verbaler Ebene aus (Chess Monthly war Zukertorts Organ, Steinitz schrieb im The Field und später im International Chess Magazine).

Für jeden historisch interessierten Schachspieler ist das Buch ein großer Genuss.  

Denn Zukertort, das erkennen wir beim Nachempfinden seiner von Schönheit und Eleganz sprühenden Partien, war ein großartiger Spieler, den die Nachwelt nicht nur durch seine Niederlage in Erinnerung bewahren sollte. Seine außergewöhnlichen Fähigkeiten zeigten sich zum Beispiel bei seinen Blindvorstellungen. Dort war er ganz klar die Nummer Eins der Welt, er spielte schon mal gegen ein Dutzend Spieler Blindsimultan. Und es gelangen ihm dabei Partien wie diese:

Zukertort - Webber [C25]

10–fach Blind, London 15.01.1878

1.e4 e5 2.Sc3 Sc6 3.f4 exf4 4.Sf3 g5 5.h4!? g4 6.Sg5 h6 7.Sxf7 Das hochaggressive Allgaier-Gambit. Der schwarze König wird lange Zeit schutzbedürftig sein.

7. …Kxf7 8.d4 d6 8. ...f3! hielt Steinitz schon damals in seinen Kommentaren für das beste, moderne Engines bestätigen diese Ansicht.

9.Lxf4 Lg7 10.Lc4+ Ke8 11.Le3 Sf6 12.0–0!? Riskant. Sicherer sieht 12.De2 Sh5 13.0–0–0 mit langfristiger Initiative aus.

12...De7 von Steinitz kritisiert, vom Rechner gelobt!

13.Dd2!? g3! 14.Tae1!? Lg4?! Es war schwer zu überblicken, dass nach 14...Sg4! 15.Tf7 Dxh4 16.Txg7 Tf8! die schwarzen Drohungen gefährlicher als die weißen sein würden.

Zukertort

15.Sd5!? Forciert das Geschehen. Erst15.Tf4! war stärker. Auch wenn die moderne Software nicht immer einverstanden ist, müssen wir die Risikobereitschaft und die Fantasie Zukertorts hoch ansiedeln. Immerhin spielte er an 10 Brettern blind und scheute keinerlei Komplikationen. Beide Könige, auch sein eigener, geraten nun in akute Mattgefahr.

15. ...Sxd5 16.exd5 Se5 17.dxe5 Dxh4 18.Tf4 Lxe5 19.Ld4 Tf8? Notwendig war 19. ...Kd7!, wonach Weiß gefährdet steht. Da 20.Lxe5?? an …Dh2+ 21.Kf1 Dh1# scheitert, muss Weiß durch 20.Lb5+ oder 20.Tf7+ Schach bieten, um 20. …Taf8 zu verhindern. Nach 20. ...Kc8 muss er allerdings in irgendeiner Form die Qualität auf f4 geben, worauf nicht klar ist, ob er dafür ausreichend Kompensation erhalten kann. Schwarz wird sich mit …a6 nebst …Kb8 langsam konsolidieren können.

20.Lb5+ Ke7 21.Txe5+! dxe5 22.Lc5+ Kd8 23.Txf8# 1–0

Schwarz am Zug, was tun?
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20. September 2014

Damenendspiele in Bilbao

"Normale" Berichterstattung über Bilbao mache ich für den Schachticker, zumal die Schach-Welt mit Olaf Steffens einen Reporter vor Ort hat. Stattdessen wieder ein Bericht mit Leitmotiv "Multiplizität der Ereignisse" - dasselbe Thema mehrfach in ein- und demselben Turnier (bzw. nun in zwei parallelen Turnieren, offen und unter Ausschluss des männlichen Geschlechts, am selben Ort zur selben Zeit) in zum Teil kuriosen Variationen. Mehrfach ist auch der Leser am Zug und darf versuchen, (Damen)Züge zu finden, die die Damen am Brett nicht gefunden haben. Es wird eine Quadruplizität der Ereignisse, wobei ich mich im ersten Fall aus Rücksicht auf den beteiligten GM kurz fasse und auf Diagramme verzichte:

GM Sandipan (2619) - FM Frischmann (2254) 0-1

Der indische GM in Solinger Diensten versuchte, ein Damenendspiel mit vier gegen drei Bauern am selben Flügel zu gewinnen. Irgendwann kam er auf die Idee, einen Bauern zu opfern und gleichzeitig die Damen zu tauschen - also haben wir ein Bauernendspiel. Da ist es mitunter eine gute Idee, absichtlich ein Tempo zu verlieren - hier war es keine gute Idee. Der Gegner wusste, für welchen Verein er bei dieser Gelegenheit spielt - The Smashing Pawns Belvaux aus Luxemburg - und schmetterte einen Bauern auf die Grundreihe, damit hatte nur er wieder eine Dame. Das war nicht das einzige überraschende Einzelergebnis in dieser (und auch in anderen) Runde(n), aber wohl in der Entstehung das kurioseste und glücklichste. Solingen gewann übrigens 4,5-1,5.

Schon in Runde 2 gab es eine Spitzenpaarung (SOCAR-Moskau) und damit mehrere Duelle zweier prominenter Spieler, eines passt zum Thema:

GM Topalov (2784) - GM Morozevich (2731) 1-0 [Elozahlen hier und anderswo vor dem Turnier, die Elolücke zwischen diesen Spielern vergrösserte sich nicht nur wegen dieser Partie]

Nach 27 Zügen Benoni-Geplänkel entstand diese Stellung:

Topalov-Morozevich move 27

 

 

 

 

 

 

 

Weiss hat einen gedeckten Freibauern, wieviel besser steht er deswegen? Die Partie dauerte noch acht Züge: 28.De3 Dd6 29.Kg2 Kg8 30.Kf3 Da6 31.Ke4!? (31.Dxc5 war wohl auch nicht schlecht) 31.-Dxc4+ 32.Kxe5 Dxa2 33.Ke6 Dxb2 34.Df3 Kg7 35.g5

Topalov-Morozevich move 35

 

 

 

 

 

 

 

1-0 Eine Faustregel nicht nur in Damenendspielen ist "Qualität der Bauern zählt mehr als Quantität" - meistens geht es darum, welcher Bauer schneller laufen kann. Hier hat der d-Bauer vor allem die Funktion, seinen König zu schützen (35.-Db6+ 36.d6), und der g-Bauer ist wichtig, obwohl kein Freibauer.

Den Damen widme ich mich, passend zum Thema, etwas ausführlicher:

Cramling (2516) - Kovalevskaya (2431) 0-1

Trotz der respektablen Elozahlen erinnerte diese Partie phasenweise an Mavuso Lunga - Cheda von der Olympiade. Nun gut, die Bedenkzeit war wohl mitunter knapp, und da die Damen an nur vier Brettern spielen ist der Druck womöglich noch grösser als bei den Herren - jede einzelne Partie zählt! Das Mittelspiel überspringe ich, da es nicht zum Thema gehört, bis auf einen Moment:

Cramling-Kovalevskaya move 30

 

 

 

 

 

 

 

Weiss am (31.) Zug - wie konnte sie nun die Partie am einfachsten beenden und den gegnerischen Widerstand (vermutlich) sofort brechen? Stattdessen entstand dann dieses Damenendspiel (Stellung nach 44.-DxTb6):

Cramling-Kovalevskaya move 44

 

 

 

 

 

 

 

Im weiteren Verlauf liefen die weissen Freibauern am Damenflügel, Schwarz warf ihren h-Bauern über Bord und installierte dessen Kollegen auf g3 - Stellung nach 67.-g3:

Cramling-Kovalevskaya move 67

 

 

 

 

 

 

 

Nun musste Weiss mit dem König flüchten (Kf1 entweder sofort oder nach ein paar Damenschachs), das machte sie nicht und nach 68.De1? Dd3! ist die Stellung, kaum zu glauben aber wahr, bereits objektiv remis. Aber dann passierte dies:

Cramling-Kovalevskaya move 76

 

 

 

 

 

 

 

Zuletzt 76.Dxf6?? Dd1+. Weiss hat einen Mehrbauern zu viel, ohne den auf g2 wäre noch alles im Lot. Hier ist ein schwarzer g-Bauer mehr wert als diverse weisse Bauern. Ohne Worte ... oder "alte Schwedin!".

Noch kompliziert-kurioser verlief die nächste Partie, auch wenn sie auf chess.com so beschrieben wurde: "Khotenashvili easily won a queen ending with two connected passed pawns to secure both match points." Ich beginne etwas früher, sofort nachdem das Damenendspiel im 33. Zug entstand:

Khotenashvili (2507) - Pogonina (2482) 1-0

Khotenashvili-Pogonina move 33

 

 

 

 

 

 

 

Weiss steht wohl angesichts der Bauernschwäche auf c6 etwas besser, aber ist das ausbaufähig? Das nächste Diagramm setze ich nach dem 72. Zug:

Khotenashvili-Pogonina move 72

 

 

 

 

 

 

 

Schwarz tat zwischenzeitlich ... eigentlich nichts, während der weisse König nach b4 marschierte (und das war noch nicht das Ende der Reise). Nun tat sich etwas, nämlich 72.-De2 73.Dxc6 Dxf2. Nächstes Diagramm nach dem 85.Zug von Weiss:

Khotenashvili-Pogonina move 85

 

 

 

 

 

 

 

Damit haben wir das Titelbild - Schwarz am Zug, was tun? Selbst hatte ich diese Stellung zufällig live gesehen und dachte "was macht der weisse König auf g5?". Das ist kein (zusätzlicher) Hinweis auf die Lösung - natürlich geht es darum, diese Königsstellung auszunützen. Live roch ich selbst keinen Braten, und als Vorbereitung auf diesen Artikel habe ich dann die komplette Partie zusammen mit Houdini durchgeklickt, der hier "piepte". Einigen Schachfreunden habe ich diese Stellung geschickt mit derselben Frage "Schwarz am Zug, was tun?". Sie haben (nationale oder FIDE-)Elo ca. 1400-2557, damit sind sie (bis auf einen!?) anonym. Sechs fanden die Lösung (zum Teil mit der Bemerkung "wenn man weiss, dass etwas geht ..."), vier scheiterten, diverse andere haben meine email (noch) nicht beantwortet. Es ist also, auch wenn man weiss dass etwas geht, nicht ganz trivial. Von den vier schrieben zwei "keine Ahnung", einer sah die Idee aber nicht alle Varianten, und einer wollte das spielen was auch aufs Brett kam und dann einen kreativ-illegalen Zug. Die Partie ging weiter mit 85.-Dh6+ 86.Kf6 g5+ 87.Kxf5 Dg6+ 88.Ke5 - soweit auch in der email, und nun 88.-Dxg3+!!??. Dazwischen steht der schwarze g-Bauer (nicht immer ist es hilfreich, wenn man einen g-Bauern hat!). Also 88.-gxh4 und Pogonina verzichtete zunächst auf (89.)gxh4 sondern spielte erst 89.Da7+ Kh6 90.gxh4. Die nächsten Züge verrate ich nicht - da sie die Lösung der nächsten Aufgabe andeuten - nächstes Diagramm nach 92.Kd5:

Khotenashvili-Pogonina move 92

 

 

 

 

 

 

 

Der Gewinn ist dahin, aber Schwarz am Zug muss diese Partie nicht verlieren - war 92.-Dxh4 etwa ein Gewinnversuch? Das letzte Diagramm setze ich nach 99.Kxh4:

Khotenashvili-Pogonina move 99

 

 

 

 

 

 

 

Den Rest der Partie hat chess.com ja bereits zusammengefasst!

Passend zum Thema dieses Artikels war die womöglich letzte Partie des gesamten Turniers ein Damenendspiel, das Caruana und (mit ab hier leichtem Vorteil) Karjakin vom 58. bis zum 101. Zug übten, bevor sie sich auf remis einigten und die Abschlussfeier nicht weiter verzögerten. Das war aber nach Redaktionsschluss und beiderseits sauber vorgetragen.

 

 

 

 

Favorisiert Teil 2
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19. September 2014

Favorisiert Teil 2

Kommen wir nochmal zurück auf die eigenen Favoriten der Schachkomponisten. Einer von diesen war der der Armenier Genrich Kasparjan. Dieser war auch und insbesondere im Partieschach ein ganz großer: als zehnmaliger armenischer Meister dürfte er durchgängig zu den besten hundert Spielern seiner Zeit gehört haben.

In der Schachkomposition gehörte er 1972 zu den ersten, denen der Großmeistertitel der Schachkomposition verliehen wurde. Neben seinen Partien und seiner Tätigkeit als Trainer hinterließ Kasparjan, der 1995 im Alter von 85 Jahren verstarb, über 500 Studien der Nachwelt.

Kasparyanwin

Weiß am Zug hat zwar materielles Übergewicht, aber sein letzter Bauer ist angegriffen, während Schwarz selbst darum bemüht ist, sich eine neue Dame zu verschaffen. Im Zweifel kann er eventuell sogar eine weiße Dame entstehen lassen, sofern es ihm gelingt, selber seine Bauern so voranzubringen, dass Weiß sie nur unter Opfer, Dauerschach oder auch gar nicht aufhalten kann.

Der Gewinnweg ist wie immer schmal und endet mit einem Motiv, das man nicht alle Tage sieht.

Viel Spaß beim Lösen!

Analysen für alle!
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Europapokal in Bilbao, Grand Slam Finale in Bilbao, gutes Wetter in Bilbao - was soll man sagen, so viele Eindrücke! Die besten Spieler der Welt sind zu sehen im Euskalduna Jauregia, dem großen Turniergebäude am Fluss, man sieht Topalov, Shirov, den großartigen Morosevich, den meisterlichen Caruana, dazu noch Anand, Aronian, Karjakin, alle, alle sind mit im Saal und zeigen, was sie können, ringen miteinander um Feinheiten und die beste, genaueste Idee, bei der aber bis zum Ende nie ganz klar ist, ob sie gelingen wird, denn auch die Gegner sind ja Könner und setzen alles daran, mit viel Energie und trickreichen Wendungen noch Widerstand und für die eigene Mannschaft noch einen wichtigen halben Punkt zu erkämpfen. Soviel Schach auf einmal, und die besten Spieler des Planeten sind gleich nebenan, gleich neben uns, dem Schachvolk, die wir uns auch mühen, aber dann doch nicht so viel verstehen und immer wieder die falschen Züge machen, traurig aber wahr!
So ist es also beim Europapokal der Mannschaften, hola companeros, über vierzig Mannschaften aus ganz Europa sind zusammengekommen, Norweger, Russen, Italiener, Iren, ein buntes schönes Bild, und mittendrin auch vier Vereine aus Deutschland:

Csapat
  Das Europapokalturnier ist auch in diesem Jahr wieder sehr international

- Schachfreunde Berlin: sie mussten leider auf Ilja Schneider verzichten und hatten es dadurch natürlich schwer gegen SHSM Nashe Nasledie, eines der favorisierten russischen Über-Teams. Doch immerhin und sehr respektabel, Rainer Polzin schlug Evgenij Najer, und Arnd Lauber remisierte gegen Aleksey Dreev, und ähnlich aufregend war wohl auch der Berliner Kampf in Runde zwei gegen Bronshoj Skakforening, bei dem sich beide Mannschaften am Ende auf ein 3 : 3 einigten. (Leider gibt es keine Partien bislang, die man zeigen könnte - Dennes Abel wies aber auf die spektakuläre und meinem Eindruck nach beinahe illegale Stellung hin, die bei Arnd Lauber am ersten Brett gegen Thorbjorn Bromann nach 1.d2-d4, d7-d5, 2.Lc1-g5, f7-f6 und allgemeinen Verstrickungen entstand.)

- Mülheim-Nord hatte einen etwas holprigen Start in den Wettbewerb, doch was soll man auch tun, wenn man gleich in der ersten Runde gegen die Grantham Sharks aus England ran muss - auf dem Papier vielleicht kein allzu dominanter Gegner, doch wie Engländer so sind, da wird gekämpft und mutig nach vorne gespielt, und so trat in dieser ersten Turnierrunde so ungefähr alles ein, was man sich so wohl nicht direkt gewünscht haben mag. Nach einem Remis in Runde zwei treffen die Mülheimer heute auf den Cercle d'Echecs Fontainois und haben weiter alle Chancen auf einen guten Kampf.
Das Team aus dem Westen der Bundesliga ist in Bilbao ja nicht durchgängig mit Profis besetzt und verfolgt damit ebenso wie die SF Berlin und Werder Bremen einen eher basisdemokratischen Ansatz, bei dem auch Amateure des Vereins an die Bretter gehen. Das mag auf Kosten der Spielstärke gehen und, wie manche sagen, einem Europapokalturnier nicht angemessen sein, doch eigentlich ist es ehrenvoll, denn beim Schach heißt es ja "Gens Una Sumus", und alle sollen mitspielen dürfen. Wer weiß, die Amateure von heute sind die Meister von morgen!

- Die SG Solingen präsentiert sich in schicken neuen, fast königsblauen Trikots, sportlich, sportlich, und auch ihre Aufstellung ist ambitioniert und gibt ihnen einen guten Stand im internationalen Feld. Markus Schäfer, Erster Vorsitzender des Bundesliga e.V., wird zufrieden sein, denn mit nunmehr vier satten Punkten wird Solingen heute gepaart gegen das gefährliche Odlar Yourdu aus Armenien. Hopp auf!

- Werder Bremen, die offizielle Vertretung der norddeutschen Tiefebene, startete mit einem satten 5,5 - 0,5 gegen das russische Team von Ladya Kasan in den Wettbewerb, und surprise!, IM Gerlef Meins, das erste Werder-Brett, besiegte den Super-Großmeister Gata Kamsky! Wir waren selber sehr beeindruckt von unserem schönen Erfolg, doch schade, schade, am Abend schon erfuhren wir, dass alles nur ein Übertragungsfehler im Netz gewesen war, alle Partien und Bretter bei uns falsch zugeordnet wurden in unserer ersten Runde, und wir tatsächlich hoch mit 0,5 - 5,5 untergegangen waren. Bedauerlich, doch wir versuchten, damit zu leben. Als Werderaner und Fußballfreunde gehen wir durch die Erfahrungen der letzten Jahre ja bereits professionell mit Niederlagen um, auch mit hohen!
Werderzwo
Werderzwo in Bilbao - Matthias Krallmann, Joachim Asendorf, Stephan Buchal, Semjon Bart,
Gerlef Meins, Sascha Pollmann, Olaf Steffens

Der gestrige Tag machte uns dann näher bekannt mit dem Cercle d`Échecs de Monte Carlo, ungefähr gleich stark wie wir, und zum Beginn der Runde nur zu dritt an den Brettern! Bei Null Toleranz hätte das um 15 Uhr schon die frühe und halbwegs beruhigende 3 : 0  Führung für uns bedeuten können, doch auch wenn der Schiedsrichter die drei monegassischen Nachzügler zunächst nullte, schafften sie es doch, ihre Uhren noch in Gang zu setzen - offenbar hatten sie bis zum Rundenbeginn noch lange mit dem Hauptschiedsrichter über eine leicht fehlerhaft dargestellte Mannschaftsaufstellung im Internet diskutiert, und von diesem dabei auch die Erlaubnis erhalten, noch nachträglich zur Partie zu erscheinen. Irritierend war das ganze Hin und Her dennoch, zumindest für unsere drei Spieler Gerlef Meins, Matthias Krallmann und Semjon Bart.

Sascha
             Sascha Pollmann: Live-Bilder vom Europapokal!

Der sehr intensive Mannschaftskampf endete am Ende mit einem 4 : 2 für Bremen - damit gewann Werder nach dem schönen Fußball-Finalsieg 1992 im Europapokal der Pokalsieger ein weiteres Mal mit zwei Toren Vorsprung gegen Monaco! Einen großen Anteil daran hatte diesmal Joachim Asendorf, Teil des Bremer Kreisels, der grün-weißen FM-Mittelachse - FIDE-Meister Asendorf hielt eine schwerblütige, tiefstrategische Partie gegen GM Efimov lange gekonnt im Lot, verwickelte im richtigen Augenblick mit subtilen Ideen, und konterte den Großmeister am Ende mit einem versteckten Trick gelungen aus. Glückwunsch, Joachim!
Joachim
       FM Joachim Asendorf - mit Weiß und Schwarz ein gefährlicher Gegner

Werder spielt heute gegen den aus weiter Ferne angereisten Huginn Chessclub aus Island. Die Übertragungen der Partien live funktionieren vielleicht nicht immer ganz reibungslos auf der Turnierseite, ich weiß es nicht, und leider sind auch die pgn-Dateien mit den einzelnen Spielen nicht gut zu finden, sollte es bereits welche geben. Sonst aber, sonst aber ist alles großartig organisiert, und vor allem gibt es Kaffee satt für alle Spieler, den freundliche Voluntarios dem Gast einfüllen und mit Milch und Zucker ergänzen. Sehr sehr nett - Daumen hoch für die spanischen Ausrichter, die alles im Hintergrund arrangieren, ihre Zeit spendieren für Organisation, Aufbau, Ablauf, Verkabelung der Bretter und was es nicht alles noch mehr gibt auf einem Mammut-Ereignis dieser Art.

Grüße aus Bilbao!

DSB-Finanzen vorerst gerettet
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Die Streichung der Leistungssportförderung für 2014 ist abgewendet. 93 000 Euro erhält der DSB heuer vom Bundesministerium des Inneren, die Kürzung gegenüber 2013 macht unter 30 Prozent aus. Die Haushaltssperre wird aufgehoben, sobald dem Verhandlungsergebnis der offizielle Bescheid folgt, ist heute auf der DSB-Seite zu lesen.

Ein Finanzloch drohte dem DSB auch im Prozess, den Falko Bindrich angestrengt hatte. Der frühere Juniorennationalspieler forderte mehr als 60 000 Euro Schadensersatz, weil er nach der Nichtherausgabe seines Mobiltelefons, um einen möglichen Betrugsversuch bei einer Bundesligapartie 2012 zu untersuchen, kurzzeitig gesperrt wurde und nicht in seinem Verhalten sondern dieser Sanktion die Ursache seines beschädigten Rufs sehen wollte. Nach der Verhandlung vor dem Berliner Landgericht ist damit zu rechnen, dass Bindrichs Klage abgeschmettert wird. 

Ein wichtiger Schritt steht allerdings noch aus: Der Dachverband DOSB muss seine Förderkriterien im Dezember so ändern (und ist laut einer Erklärung von Ende Juni auch dazu willens), dass Schach auch 2015 weiter regulär gefördert werden kann.

 

 

Sinn und Unsinn im Schachtraining
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Kennen Sie das? Sie haben schon einige gute Bücher zum Thema Schachtraining gelesen und doch stagnieren Sie auf der ELO-Leiter? Sie trainieren und trainieren und doch treten Sie auf der Stelle? Gründe, warum das so ist, kann es viele geben. Kann aber auch sein, dass Sie bisher vielleicht einfach mit den falschen Büchern trainiert haben.

1 69

Willy Hendriks
Erst ziehen, dann denken
Sinn und Unsinn im Schachtraining
256 Seiten, kartoniert, 1. Auflage 2014, original erschienen 2012.

IM Willy Hendriks stellt in seinem neuen Buch Erst ziehen, dann denken eine provokante These auf. Er behauptet, die althergebrachten Methoden des Schachtrainings wie das Studium charakteristischer Positionen oder das Festhalten an bestimmten Faustregeln sind nicht dazu geeignet, große Fortschritte zu erreichen.

Bei diesen Aussagen hätte sich Steinitz im Grabe herumgedreht, falls es derartig postkinetische Kräfte gäbe, die solche Phänomene des Okkulten auszulösen imstande wären.

Nach Meinung des Autors brauchen Schachspieler nicht erst einen Plan bevor sie Kandidatenzüge ausfindig machen, Versuch und Irrtum ist ein sehr häufiger und in der Tat höchst effektiver Weg um den besten Zug zu finden. Hendriks verwendet neueste wissenschaftliche Erkenntnisse zur Funktionsweise unseres Gehirns und wirft dabei eine ganze reihe interessanter Fragen auf:

Kann jeder (ob man nun talentiert ist oder nicht) ein Großmeister werden?

Warum klingen manche Ratschläge von Schachtrainern wie das neueste Horoskop?

Kann man besser werden durch das Ankreuzen einer To-Do-Liste?

Ist es möglich, Meisterebene zu erreichen ohne jemals einen Plan zu erstellen?

Der Autors präsentiert dazu eine ganze Fülle von großartigen Schulungsunterlagen und Trainingsbeispielen die dazu gedacht sind, seine Aussagen zu unterstreichen.

Man kann über das Buch diskutieren, darüber streiten oder darüber den Kopf schütteln aber eines nicht: es verteufeln. Hendriks legt zugegebener Maßen sehr provokante Thesen auf den Tisch und so mancher mag sich fragen, was er eigentlich die letzten Jahre falsch gemacht hat. Vielleicht gar nichts! Aber vielleicht fehlte einfach noch das letzte "UmdieEckedenken“, der letzte fehlende Lichtstrahl und der Mut, auch mal Regeln zu brechen, Konventionen beiseite zu schieben und eine neue Sichtweise zu gewinnen.

Ich habe mich beim Lesen prächtig amüsiert, Hendriks schreibt locker und humorvoll. Nie wird es langweilig oder eintönig, immer wieder überrascht er mit neuen verrückten Ideen die uns aus unserem Dornröschenschlaf erwachen lassen. Durch seine Sichtweise erweitern wir unseren schachlichen Horizont ganz erheblich und es gibt bestimmt nicht viele Schachbücher die das bewerkstelligen können. Für mich ein wirklich großartiges Buch mit vielen frischen Ideen und exzellenten Beispielen.

Wenn Sie dieses Buch gelesen haben, fühlen Sie sich wie Neo aus dem Film Matrix, als er erfährt, dass sein bisheriges Leben eine Illusion war und das jetzt sein echtes Leben beginnt.

Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von der Firma Schach Niggemann zur Verfügung gestellt.

Martin Rieger

 

 

Doku über Boris Gelfand
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12. September 2014

Doku über Boris Gelfand

Filmfest Hamburg zeigt den außergewöhnlichen Dokumentarfilm: Album 61 als Deutschlandpremiere.

ALBUM 61 

Auf diesen Moment hat Boris Gelfand immer gewartet: Der aus Weißrussland stammende jüdische Schachprofi tritt gegen den indischen Weltmeister Viswanathan Anand an. Von Kindesbeinen an wurde Boris systematisch zum künftigen Champion erzogen, sein verstorbener Vater widmete sein Leben der Ausbildung des Sohnes am Schachbrett. In ausgefeilten Diagrammen und 60 Fotoalben dokumentierte Gelfand senior die Entwicklung seines Sohnes, die nun fast an ihrem Höhepunkt angekommen ist. Vor den Augen der ganzen Schachwelt und seiner Mutter liefert sich Boris einen dramatischen Kampf um die beste Strategie und die stärksten Nerven. Album 61 ist ein vibrierender Schach-Krimi und das vielleicht letzte Kapitel einer besonderen Vater-Sohn-Beziehung.

Anand Gelfand Filmfest 650

Halil Efrat (*1968) arbeitet als Cutter und Dokumentarfilmregisseur. Für sein Debüt Souvenir erhielt er 2006 den israelischen Filmpreis. Album 61  ist sein zweiter langer Dokumentarfilm.

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=a5ew_cb4dyc


Soweit die Pressemeldung. Zu sehen ist das Werk zunächst aber anscheinend nur im Kino vor Ort: http://www.filmfesthamburg.de/de/programm/Film/21687/album-61

 

 

Der gefährliche Bill Bo!
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11. September 2014

Bilbao und seine Bande

Schach-Europapokal ab Sonntag im Baskenland

"Bill Bo und seine Bande
zogen lang schon durch die Lande,
jetzt hat man sie gefangen,
nun müssen sie auch hangen"

(Augsburger Puppenkiste)

Tja, das war sicherlich nicht schön für Bill Bo, den alten Räuberschach-Hauptmann, und seine Mannschaft - gefangengenommen vom Herzoglich-Bayerischen Regiment aus Alheim und nun, nachdem sie im Lande bereits allerlei Schindluder getrieben haben, von der Höchststrafe bedroht. Doch das ist das Gute an der Augsburger Puppenkiste - zum Glück geht es am Ende wohl doch noch irgendwie gut aus, sogar aus Räubersicht.

In einer ähnlich kniffligen Lage wie Hauptmann Bill Bo befinden sich ab dem kommenden Sonntag auch einige der Teams, die zum Europapokal der Landesmeister nach Bilbao reisen werden.

Auf dem Papier und wohl erst recht am Brett gehen sie im Baskenland als Außenseiter und ohne große Chancen ins Rennen, die kleineren Mannschaften aus Butrinti (Albanien), Edinburgh und Bon Accord (Scotland!) oder auch die offizielle Vertretung Dänemarks, die Bronshoj Skakforening.
Zwar werden sie sich alle wacker ins Getümmel werfen, doch wie das so ist in unserem Sport – die ELO-Zahlen und die damit verbundenen Wahrscheinlichkeiten setzen vielen Hoffnungen schon vor Spielbeginn ein nüchternes Ende.
Und schon kann man erahnen, dass die drei intergalaktisch starken russischen Vereine SHSM Moskau (mit Alexander Morozevich), SPB St Petersburg (mit Petr Svidler!) und Malakhite (mit Alexander Grischuk, Sergey Karjakin, Peter Leko und Alexej Shirov) selbst in den schlimmen Zeiten des Ukraine-Konflikts energisch um den Titel mitspielen wollen. Doch Vorsicht!, denn da gibt es ja noch ein paar weitere Interessenten:

- Obiettivo Risarcimento aus Italien (mit Fabiano Sieben-auf-einen-Streich Caruana, und dazu Nakamura und Lagrave!)  

- SOCAR aus Aserbeidschan (Giri, Kobobov, Wang Hao, Topolaf, und und und und)

Dazu natürlich der Titelverteidiger, der sensationelle Vorjahressieger aus Tschechien:

- G Team Novy Bor (Sasikiran, Harikrishna, Navara und weitere starke GMs)

BilbaoCollageFernandoPascullo
         So sieht´s aus in Bilbao! (Foto: Fernando Pascullo)

Wie es sich für einen zünftigen Europapokal gehört, sind wieder allerhand Regeln in Kraft, die den Wettbewerb noch ein wenig würzen:

-          - Kein Remisangebot vor dem 40.Zug – das Gebot lautet „spielen, spielen, spielen“. Ungewohnt, unheimlich, unnötig – und wahrscheinlich erst einmal sehr gewöhnungsbedürftig für Turnier-Neulinge

-          - Pünktliches Erscheinen zur Partie wird honoriert, jede minimale Verspätung sanktioniert – es gilt wie bei allen großen FIDE-Veranstaltungen zero tolerance.
Müßig wahrscheinlich, dagegen noch anzumurren, die Argumente wurden ja schon vielfach ausgetauscht. Trotzdem kommt mir diese drastische Strafe unangebracht vor – wer zu spät erscheint, verliert ja ohnehin schon Bedenkzeit, und der Gegner kann das Spiel auch problemlos ohne ihn in Gang setzen (anders als im Fußball oder Tischtennis) und hat dadurch keine wesentlichen Nachteile. Warum also Null Toleranz? Wie bei der Olympiade in Tromsö ist dies auch jetzt in Bilbao eigentlich ziemlich unnötig.

-         - Es gilt der Dresscode der Europäischen Schachunion (ECU) - da sollte man wohl lieber noch mal schnell nachlesen, was konkret gefordert wird. Wie sieht es aus mit kurzen Hosen, und darf man beispielsweise Sandalen und Socken miteinander kombinieren?

Beinkleid
             Aus welchem Land kommt dieser Spieler?

Im Frauenwettbewerb des European Club Cup startet als deutsche(r) Vertreter(in) der SV Bad Königshofen.

Zeitgleich mit dem Europapokal wird in Bilbao auch wieder das Grand Slam Masters Final stattfinden, für das sich in diesem Jahr Paco Vallejo, Vishy Anand, Levon Aronian und Ruslan Ponomariov qualifiziert haben.

Der Europapokal, unendliche Weiten

Die von Jürgen Kohlstädt geleitete Bundesliga entsendet mit der SG Solingen, dem SV Mülheim Nord, den SF Berlin und dem SV Werder Bremen (hey hey) in dieser Spielzeit glatt vier gediegene Rigen ins Rennen, und auch hier sind einige Mannschaften schon wieder stärker als andere. Wo bleibt da die innerdeutsche Solidarität? Denn während die Westteams und vor allem die Solinger mit jeweils vier internationalen Großmeistern sehr passabel aufgestellt sind, setzen die anderen beiden Mannschaften nur einen (Rainer Polzin von den Chessfriends) oder, wie soll man sagen, gar keinen Großmeister (Werder Bremen) in das Flugzeug nach Spanien.
Im Titelrennen werden es diese beiden Clubs damit wohl ähnlich schwer haben wie The Smashing Pawns aus Belvaux (Luxemburg) und die Grantham Sharks aus England – doch letztlich, wir erinnern uns, ist Schach ja eigentlich nur ein Spiel, und wichtig ist überhaupt erst einmal, dass man dabei ist.

 WerderGrnWeiss
Nicht alle mögen dieses Grün, aber zusammen mit den Schachbrettern sieht es doch eigentlich ganz schön aus

Die Profis der Werder-Schachabteilung hatten mit einem feinen fünften Platz in der vergangenen Bundesliga- Saison als Nachrücker einen Startplatz für den Europapokal erhalten.
Im Gegensatz zu früheren Jahren spielen die grün-weißen Werderaner in Bilbao diesmal jedoch die Amateurkarte und halten der geballten Gegnerschaft in den sieben Runden eine gefährliche FIDE-Meister-Mittelachse entgegen (Stephan Buchal- Joachim Asendorf- Matthias Krallmann- Olaf Steffens), eine neue Werder-Raute sozusagen, einen Bremer Kreisel, und dagegen werden SOCAR, Malakhite, Petr Svidler und Bronshoj Skakforening erst einmal ein Mittel finden müssen.
Vorne bei den Bremern sorgt der erfahrene IM Gerlef Meins für die nötige Umsicht, und an den anderen beiden Brettern bieten die Hansestädter mit Sascha Pollmann (Ostwestfälische Schachschule) und dem quasi unschlagbaren Semjon Bart zwei weitere Spieler mit großem Potential auf.

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                Norddeutsches Schachteam bei Bier und Paella
                                (Alle Fotos von Bill Bo: Ute Kirchhof, 
http://digital-kunst.npage.de/    Herzlichen Dank!)

Ob es für Werder reichen wird, und wofür eigentlich, wird sich ab Sonntag in Bilbao zeigen. So ein Turnier kann lang und ernüchternd sein, wenn die gegnerischen Mannschaften nicht nett sind.
Wenn es in den sieben Runden nun aber gar nicht laufen sollte, bleibt den Bremern (und allen anderen Teilnehmern) immer noch die gute spanische Paella, die schöne Sonne des Baskenlandes - und der Gedanke an Bill Bo, denn auch der ist nach seinen Abenteuern meist glücklich und zufrieden wieder nach Hause zurückgekehrt.

Turnierseite

Brauchen wir eine Reform der 2. Bundesliga?
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Vor wenigen Tagen las ich auf der DBS-Website, dass der Schachbund über eine grundlegende Reform der 2. Schachbundesliga durch die Einführung einer dritten Liga nachdenkt [PDF] Das Papier endet mit dem Satz „Die Diskussion ist eröffnet!“, und diesen Ball nehme ich auf. Um das Ergebnis vorwegzunehmen: Ich kann den Reformplänen wenig abgewinnen und werde das im Folgenden begründen. Nun, Mäkeln alleine ist nicht hilfreich, daher habe ich mir Gedanken gemacht, ob es Alternativen zu dem vorgelegten Entwurf gibt. Ich skizziere im Anschluss an die Kritik meinen Vorschlag einer weniger tiefgreifenden Neugestaltung.

Das Ausgangsproblem ist u.a., dass im Lauf der Jahre insbesondere die Staffel Ost der 2.BL eine geographische Schieflage bekommen hat, die zu enormen Entfernungen zwischen den einzelnen Spielorten geführt hat. Zugegebenermaßen war dieses Problem bis dato für mich im Wortsinne fernliegend, spiele ich doch für DJK Aufwärts Aachen, also einem Klub aus der westlichsten Großstadt Deutschlands, der somit in der Staffel West zu Hause ist. (Ich persönlich wäre von der Reform übrigens wenig betroffen, denn mit Rangnummer 16 von 16 – wenn wir die zwei Jugendbretter mal außer Acht lassen – gehöre ich zwar diese Saison zum Kader, werde aber nie oder so gut wie nie spielen. Es ist nicht zu erwarten, dass sich das in den kommenden Jahren ändert.) Die Staffel West hat ihren Schwerpunkt in Nordrhein-Westfalen, acht von zehn Mannschaften stammen aus diesem Bundesland. Die Entfernungen dort sind relativ übersichtlich, so dass man in der Regel problemlos am Morgen des sonntäglichen Spieltags anreisen kann. Der finanzielle Aufwand für Fahrten und Übernachtungen (in der Regel nicht erforderlich) ist somit sehr übersichtlich. In der Staffel Ost spielt man in der kommenden Saison zum zweiten Mal mit Doppelspieltagen, wie man sie aus der ersten Liga kennt, weil man aufgrund der Entfernungen ohnehin häufig am Vorabend anreisen müsste.

Was schlägt nun der DSB vor? Aus den vier Staffeln á 10 sollen zwei á 12 werden mit Doppelspieltagen. Auf diese Weise würde der Sprung zwischen erster und zweiter Liga geringer. Das ist richtig, wenn man den Sprung in finanziellen Dimensionen misst, wird doch der Kostenaufwand für alle Vereine – auch die in der Staffel Ost – mit zwei zusätzlichen Matches und mehr Übernachtungen größer. Ich frage mich, ob das so sein muss oder ob das Problem der nicht wahrgenommenen Aufstiegsrechte vor allem aus dem Westen (ja, auch Aachen hat einmal verzichtet) nicht eher dazu führen sollte, den für die erste Liga erforderlichen finanziellen und zeitlichen Aufwand zu reduzieren, statt ihn in der zweiten Liga Richtung Erstliganiveau anzuheben. Ich denke, viele kleinere Vereine können das nicht leisten und müssten nolens volens in die neue 3. Liga zurück. Ich frage daher die Befürworter dieses Vorschlags, welche Vorteile für die Vereine der künftigen zweigleisigen 2. Liga Nord/Süd (oder Ost/West?) damit verbunden wären.

kf2105220pxZweiter Punkt des Modells ist wie schon angedeutet eine 3.Liga mit sechs Staffeln, die dann kürzere Entfernungen haben sollen, was insgesamt die DSB-Ebene von 56 Mannschaften auf 100 fast verdoppelt. Die Austrocknung der Oberligastaffeln wird im Konzept kleingeredet, wir reden aber dennoch von 350 bis 400 Spielern, die damit „nach oben abgesaugt“ werden. Ist dieser massive Schritt in Zeiten eher zurückgehender Mitgliederzahlen sachlich gerechtfertigt?

Als weiterer Vorteil ist eher möglicher Normenerwerb genannt, weil man mit einem verpassten Einsatz in der 2. BL keine Norm mehr machen kann. Das stimmt im Ansatz (es sind neun Runden, für eine Norm sind neun Wertungspartien erforderlich), aber dafür sind auch nur noch gut die Hälfte Akteure in der 2.BL. Ob in der dritten Liga Normerfüllungen realistisch sind, ist Stand heute nicht gut vorherzusagen.

Das Modell gefällt mir also nicht. Was kann man aber tun, um die eingangs skizzierte Schieflage abzumildern? Hierzu eine kurze Rückblende: Vor dem Mauerfall gab es vier Staffeln 2. BL. (Es gab damals natürlich keine Staffel Ost, die vierte Staffel hieß Südwest.) Ich erinnere mich, dass bei der notwendigen Integration der Vereine des „Beitrittsgebietes“ überlegt wurde, eine fünfte Staffel einzuführen; ich weiß nicht, warum man sich dagegen entschieden hat. Ich hielt es damals für sinnvoll und sehe es heute immer noch so.

Mein Reformvorschlag ist also relativ banal: Die 2.BL sollte wie bisher in Zehnergruppen spielen, aber nicht mehr in vier, sondern in fünf Staffeln: Nord, Süd, West, Ost, Mitte. Der Übergang ist leicht zu schaffen, man gesteht jeder Oberliga (zehn Staffeln) einmalig einen zusätzlichen Aufsteiger zu. Die 1.BL hätte dann natürlich das Problem, dass fünf Mannschaften absteigen würden, wenn aus jeder Staffel der 2.BL einer aufsteigt. Das vorliegende Konzept sieht nicht mehr, sondern weniger Absteiger aus der 1.BL vor (Warum eigentlich?) An Zuschnitt der Weststaffel muss kaum etwas geändert werden, aber die anderen Staffeln könnten dann vielleicht so neu sortiert werden, dass die Reisezeiten wieder annehmbar würden.

Wie sehen Sie das? Anregungen, Kritik, eigene Reformideen usw. sind als Kommentar willkommen! 

Aus dem Familienalbum
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Alle schauen nach St. Louis - dabei ist das Turnier doch schon entschieden. Heute gab es auch noch ein kleines aber feines Blitzturnier in Moskau mit bekannten und weniger bis unbekannten russischen Namen. Gewonnen hat Morozevich mit 15.5/19 vor Savchenko, Malakhov, Riazantsev, Grachev, Najer und Belous - bis auf Belous sind mir alle vom Namen her bekannt, respektable GMs aber keine wirkliche Konkurrenz für Moro. Wo waren denn Karjakin und Grischuk? Die haben auch mitgespielt, holten 10.5/19 und landeten damit direkt hinter den bereits erwähnten Spielern. Warum, wird Thema dieses Artikels - man mag mir Schadenfreude unterstellen, aber in dieser Häufung ist es auch im Blitzschach auf diesem Niveau bemerkenswert. Ich tue dem Turnier sicher unrecht, wenn ich nur Reinfälle und keine Einfälle dokumentiere - aber das soll nur ein schneller spontaner Beitrag werden.

Legen wir los:

Karjakin-Mozharov, Runde 3

Karjakin-Mozharov

 

 

 

 

 

 

 

Weiss am Zug verliert: 56.Sg4?? Dg2 matt - Erinnerungen werden (bei mir) wach an eine eigene Partie - damals in Hoorn allerdings nach 17 Zügen und ohne Zeitnot. Ansonsten war Mozharovs a-Freibauer nicht ungefährlich, aber Weiss sollte (erfolgreich) mit Dauerschach entwischen.

Belous-Karjakin, Runde 4

Belous-Karjakin

 

 

 

 

 

 

 

Hier steht Schwarz mit dem gefährlichen c-Freibauern klar gewonnen, aber Weiss drohte mit 45.Se8 Matt - und das gespielte 45.-Lf5+?? 46.Kd4 1-0 war nicht die beste Verteidigung.

Karjakin-Malakhov, Runde 11

Karjakin-Malakhov

 

 

 

 

 

 

 

Was ich im 17. Zug hinbekam, gelang Karjakin hier im 18. Zug - Weiss am Zug verliert mit 18.Se5?? Txh2+ 0-1. Ebenfalls nach dem Motto, die gegnerische Drohung mit dem eigenen Zug erst schaffen - da die Verteidigung 19.Kxh2 Th8+ 20.Sh4 (oder auch 19.Sxh2) nicht mehr existiert.

Morozevich-Karjakin, Runde 15

Moro-Karjakin 1

 

 

 

 

 

 

 

Schwarz fand hier eine geniale Möglichkeit, eine Figur einzustellen und doch zu behalten: 27.-g5?? 28. f5 usw., ein paar Züge wurden noch gespielt und dann gab Karjakin in dieser Stellung auf:

Moro-Karjakin 2

 

 

 

 

 

 

 

Moral der Geschichte: Turmendspiele sind nur dann Remis, wenn beide Türme mitspielen.

In dieser Form hat Karjakin in einem möglichen WM-Match gegen Anand keine Chance - wobei es durchaus sein kann, dass er mit seinen Gedanken nicht in Moskau sondern in Sochi war. Hatte er denn nur "Pech" und gar kein Glück?

Karjakin-Moskalenko, Runde 9

Karjakin-Moskalenko

 

 

 

 

 

 

 

Schwarz muss hier nicht unbedingt den Problemzug 67.-Te3 finden, einfach 67.-Dh6 führt zu einem glatt gewonnenen Turmendspiel. Stattdessen spielte Moskalenko 67.-Dg5+ 68.Dxg5+ fxg5+ 69.Kxh5 Kf6 70.Kxg4 und verlor später dieses Turmendspiel.

Karjakin-Grischuk, Runde 18

Karjakin-Grischuk

 

 

 

 

 

 

 

Schwarz am Zug verliert mit 42.-Db4?? 43.Lxb4 1-0.

Grischuk ist auch noch einmal dran:

Grischuk-Motylev, Runde 11

Grischuk-Motylev

 

 

 

 

 

 

 

43.Txd6? Sxd6!! 44.Se5+ und gleichzeitig 0-1.

Beim Zeus: Carlsen jetzt bei Coca Cola
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Als unbefangener Griechenland-Urlauber denkt man ja vor lauter Sonne, Feta und Mittelmeer erst einmal gar nicht an Schach, vor allem nicht, wenn man sich in der großen Mittagshitze von 11 bis 15 Uhr wie unter einer Heizdecke durch die Gegend schleppen muss.
Dass Schach im antiken Hellas sogar zu den olympischen Sportarten zählte, ist im heutigen Straßenbild kaum mehr zu erkennen. Betrübt nimmt man zur Kenntnis, dass es in diesem schönen Land weniger Schach als vielmehr das berühmte Tavli-Spiel ist (hierzulande eher bekannt als Backgammon), mit dem sich die Menschen bzw. Männer in den schattigen Cafés die Zeit vertreiben, wenn sie mit Verve zwei kleine Würfel über das Spielfeld schmettern und dann entschlossen ihre Steine der Ziellinie zutreiben. Im Schachbezirk Deutschland ist es allerdings auch nicht viel besser – hier zerschießen die Leute stattdessen mit verblüffender Ausdauer kleine bunte Bonbons auf ihren Smartphones.

Feta
                    Da lacht das Herz des Urlaubers!

Umso erstaunlicher ist es, dass im Griechenland der Neuzeit ausgerechnet ein Schachspieler Werbeträger einer großen Marke ist: Magnus Carlsen! Nun kennen wir unseren jungen Weltmeister ja bereits als schmuckes Model für G-Star Raw (wer oder was immer das auch ist), doch aktuelle Recherchen deuten an, dass sich nun auch der Coca-Cola-Konzern die Dienste des jungen Norwegers gesichert hat. 

CarlsenColaEins

Wir sehen einen Kiosk in Thessaloniki am vergangenen Sonntag – doch wer ist das junge Model rechts im Bild? Das ist doch nicht etwa ....

CarlsenColaZwei

Die Identität der hübschen jungen Frau dürfen wir hier leider nicht preisgeben (tut uns leid, Jungs!), doch schauen wir weiter nach rechts, so sehen wir - heureka, den Weltmeister, mitten in einer aktuellen Coca-Cola-Werbung! Wer hätte das gedacht - war Carlsen bei seinem WM-Kampf gegen Anand nicht immer mit einem großen Glas Apfelsaft in die Partie gegangen? Nun also Coca-Cola, das Getränk der aufstrebenden Jugend.

Es fällt auf, dass Carlsen auf dem Bild recht entspannt und optimistisch aussieht – vielleicht entstanden die Bilder schon vor Beginn des laufenden Sinquefield Cups und der fabelhaften Siegesserie von Fabiano Caruana mit sechs Gewinnpartien in Folge.
Auch wirkt der junge Norweger recht froh und unbeschwert. Dies mag ein ein Indiz dafür sein, dass die Bilder noch vor seiner Niederlage gegen Arkadij Naiditsch bei der Olympiade aufgenommen wurden - dort spielte Carlsen ja bereits mit Coca Cola statt mit dem bewährten Apfelsaft, was den erstaunlichen Verlauf dieser großen Kampfpartie in ein ganz neues Licht rückt. Auch die Querelen rund um den WM- Rückkampf mit Anand belasteten den Weltmeister zu dieser Zeit offenbar noch nicht.

Doch warum sieht man diese Werbung nur in Griechenland – warum nicht auch Carlsen-Cola in Deutschland, Österreich, und den USA? Oder kommt das alles noch? Wir versuchten bereits, Magnus zu dieser Werbung zu befragen, doch leider scheiterte es daran, dass niemand in der Redaktion Norwegisch spricht. Auch bei REWE in Bremen-Findorff wollte sich die Leiterin einer Coca-Cola Verkostung nicht zu der Anzeige äußern (und zum Schachsport schon gar nicht).

Nicht nur ist es unerwartet, dass Magnus Carlsen das Gesicht dieser Werbung ist. Experten für Alt-Griechisch wie Robert Hübner und Frank Zeller werden es ebenso bestätigen wie so manch unwissender Griechenland-Reisende: das letzte Wort im Anzeigentext oben rechts sieht ganz so aus wie ELO, so ungefähr jedenfalls, nur auf griechisch geschrieben.
Beim Zeus, was hat das alles zu bedeuten? Gab es Ärger im Olymp, oder schmeckte der Apfelsaft einfach nicht mehr? Rätsel über Rätsel - wer kann helfen?