Wie jedes Jahr veröffentliche ich meine Top Ten, wie ich sie auch der russischen Zeitschrift 64 für die von ihr organisierte Schach-Oscar-Wahl übermittle, mit einigen kurzen Erklärungen.
1. Wladimir Kramnik steht hier als verhinderter Weltmeister, als symbolische Reverenz an den punktgleich Ersten des Kandidatenturniers, der beim spannendsten Turnier seit Jahren da beste Schach gezeigt hatte, als Sieger des Weltcups und als erstes Brett des Mannschaftsweltmeisters.
2. Magnus Carlsen steht bei mir - quasi punktgleich - auf Platz zwei. Den neuen Weltmeister und überlegenen Weltranglistenersten setzt ja sonst fast jeder auf Platz eins. Das bringt den Schachoscar schon genug in Gefahr, weil es die Wahl langweilig macht, hat der Norweger sie doch seit 2009 jedes Jahr gewonnen. Hinter diesen beiden klafft für mich eine Lücke.
3. Lewon Aronjan hatte 2013 wenig Glück. Weil er im Kandidatenturnier von den Favoriten als erster verlor, riskierte er danach zuviel. Trotz seiner Superleistung bei der Mannschafts-WM reichte es für Armenien nicht für einen Medaillenrang. Seine Klasse zeigt, dass er hinter Carlsen weiter Platz zwei in der Weltrangliste belegt.
4. Boris Gelfand hat in Moskau das nominell stärkstbesetzte Turnier des Jahres gewonnen, wurde beim Grandprixturnier in Paris geteilter Erster und hält bei für seine 45 Jahre fantastischen 2777 Elo.
5. Viswanathan Anand hat im ersten Halbjahr viel und risikorfreudig gespielt, in Baden-Baden gewonnen und in Wijk aan Zee gegen Aronjan die Partie des Jahres kreiert. Gegen einen Carlsen in großer Form zeigte er sich als fairer Verlierer.
6. Peter Swidler überraschte als geteilter Dritter in London, wurde Russischer Meister und überzeugte bei der Mannschafts-EM in Warschau - als einziger im russischen Team.
7. Wesselin Topalow hat den Grandprix verdient gewonnen und sich fürs bereits im März in Chanti-Mansisk anstehende Kandidatenturnier qualifiziert.
8. Fabiano Caruana gewann Zürich, wurde geteilter Erster in Paris und verpasste leider denkbar knapp Platz zwei der Grandprixwertung und damit die Qualifikation für Chanti-Mansisk.
9. Arkadi Naiditsch erspielte sich zeitweise einen Platz in den Top zwanzig der Welt und gut hundert Punkte Vorsprung auf die nächstplatzierten Deutschen. Und das obwohl er mit seinem in den USA recht erfolgreichen Chess Evolution Newsletter allerhand zu tun hat.
10. Schachrijar Mamedscharow wurde Schnellschachweltmeister und Mannschaftsweltmeister mit Aserbaidschan, gewann das Grandprixturnier in Peking und einen Platz im Kandidatenturnier, bei dem sich der originelle Taktiker hoffentlich nicht als Punktelieferant sondern als belebendes Element zeigen wird.
Sie sind herzlich eingeladen, anderer Meinung zu sein und in einem Kommentar Ihre eigenen Spieler des Jahres zu posten.
Kommentare
Für mich gehört aber auch Klaus Bischoff dazu. Der Mann ist einfach nur sympatisch und verdient Deutscher Meister!
1.Magnus Carlsen
Grund:
Weltmeister, Weltranglistenerster
2.Vladimir Kramnik
Grund:
zeigte das beste Schach, Sieger Weltcup, punktgleich mit Carlsen in London, Mannschaftsweltmeister
3.Boris Gelfand
Grund:
Seit über 20 Jahren über ELO 2700, mit 45 Jahren immer noch voll dabei und ein großartiger Fighter.
4.Vishy Anand
Grund:
Selten hat es so einen fairen und anständigen WM-Verlierer wie ihn gegeben. Menschlich wie auch im Schach ein absolutes Vorbild.
- Adams (von 2725 auf 2754, von Platz 24 auf Platz 13): grossartige Leistung in Dortmund, und auch bei anderen Superturnieren - endlich wird er wieder eingeladen - hat er nie enttäuscht.
- Vachier-Lagrave (von 2713 auf 2745, von 30 auf 15): anderthalb Jahre kriselte er, jetzt ist er wieder da? Beinahe hätte er sich für das Kandidatenturnier qualifiziert ... .
- Eljanov (von 2678 auf 2733, von 69 auf 21), wenn auch vor allem durch Erfolge bei Turnieren der zweiten Kategorie (Reykjavik Open, Poikovsky).
Da wäre auch noch Karjakin - der zwar ein eher durchwachsenes Jahr hatte aber immerhin Norway Chess souverän gewann (und auch aufgrund der dort gewonnenen Elopunkte im Kandidatenturnier dabei ist).
Ja ich weiss, das sind dann mehr als 10 Spieler - und ich wüsste nicht welchen von Stefan Löfflers zehn Namen ich streichen würde. Aus internationaler Sicht am ehesten Naiditsch, der neben Licht auch Schatten hatte - und nach "objektiven" Elo-Kriterien nicht besser ist als Eljanov. Er gehört sicher in die engere Wahl, nur ob es zu top10 reicht ist Ansichtssache. Beim Oscar-Gesamtergebnis wird er da sicher nicht landen, aber jeder einzelne Journalist "darf" die Sache auch durch seine nationale Brille betrachten ... .
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