Abschied von FAKE NEWS ?!

Der Großmeister der „FAKE NEWS“ und Selbstüberhöhung Donald Trump ist nun als Präsident vorerst einmal Geschichte. Im Trump Tower in New York gab es schon ein paar Schachveranstaltungen, beispielsweise die Viertelfinali des Kandidatenturniers für die Schachweltmeisterschaft 1995. Damals so wird gemunkelt sollte Trump gesagt haben, dass er in ein, zwei Jahren sicherlich auf diesem Niveau spielen könnte, wenn er denn wollte. Aber was hat das mit Schach zu tun? Nun es gibt auch in der Schachwelt so einige FAKE NEWS, die sich hartnäckig halten und gepflegt werden.

Mehr Partieverläufe als Elementarteilchen im Universum

Schon mit der Reiskornlegende kamen gigantische, ja astronomische Zahlen ins Spiel und viele Schachfreunde haben eine große Freude diese unglaublichen Zahlen noch extra überhöhen zu müssen und begehen dabei zwei Denkfehler. Erstens ist es nicht wirklich redlich etwas möglicherweise Unendliches wie das Universum mit etwas Endlichem zu vergleichen. Schach wird auf einem endlichen Brett mit einer endlichen Anzahl von Figuren gespielt und egal wie astronomisch die Zahlen auch werden, sie sind endlich. Der zweite Denkfehler ist, dass nicht die Spielverläufe das Thema sind, sondern die möglichen legalen Schachstellungen. Auch hier bewegen wir uns in astronomischen Dimensionen, denn es sollten 10^43 legale Schachstellungen existieren. Der Streit ob Schach jemals berechenbar wird, bewegt die Schachwelt seit dem Eintritt der Computer intensiv.

Fangen wir klein an: ein Tag hat 86.400 Sekunden und ein Rechenmonster wie Deep Blue schafft 200 Millionen Stellungen pro Sekunde. Das sind um die 10^13 Stellungen am Tag, in einem Jahr dann 10^15. Wäre gleichzeitig mit dem Urknall Deep Blue entstanden und würde seit damals ununterbrochen rechnen, so wären fast 10^26 Stellungen berechnet. Viel, verdammt viel, aber schauen wir uns die Zahlen – und außer Konkurrenz zuerst die Zahl der bereits berechneten 7-Steiner Tablebasestellungen als Voreinordnung der Dimensionen:

423.836.835.667.331
87.102.432.000.000.000.000.000.000
10.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000

als Diagramm an:

2021fakenews01

Das wären dann wie im Exceldiagramm sehr grob gerundet 0% - oder um die 8,7^-16 Prozent für jene, die auf genauere Zahlen schielen möchten - der möglichen 10^43 Stellungen. Zusätzliche Übertreibungen sind wirklich absolut unnötig ? „So big – so sad“

Dem Schach droht der Remistod

Auf diese FAKE NEWS oder soll ich besser sagen auf dieses Märchen sind schon Weltmeister und viele Weltklassespieler hineingefallen und mit ihnen massenhaft Schachfreunde aus aller Welt. Nun es gilt für jede Schachstellung, dass sie entweder gewonnen, verloren oder remis ist. Definitiv wissen wir Menschen nur für sehr wenige Stellungen, aber selbstverständlich gilt dies auch für die Grundstellung.

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Da die Annahme, dass die Grundstellung REMIS ist, nach heutigem Wissenstand die wahrscheinlicher ist als dass Weiß oder Schwarz gewinnt, kann man seriöser Weise meinetwegen von einer Remisgeburt sprechen, aber der Remistod ist definitiv FAKE NEWS.

Gewinnen aus eigner Kraft

Diese FAKE NEWS wird ebenfalls von der Grundstellung schonungslos aufgedeckt. Da die Bewertung einer Stellung vorgegeben ist und nicht verändert werden kann, muss es mindestens einen Zug geben, der dieses Ergebnis weitervererbt. Aus bitterer eigener Erfahrung wissen wir aber, dass es relativ leicht ist, durch einen Zug eine Stellung herzustellen, die schlechter bewertet ist. Wer hat nicht schon Gewinnstellungen ins Remis oder gar in den Verlust verdorben. Theoretisch unmöglich ist es aber mit einem Zug eine bessere Stellungsbewertung (1,0 oder =) zu erzielen. Eigene Kraft ist purer Nonsens – weder der stärkste Mensch noch ein Supercomputer können beispielsweise aus einer Remisstellung heraus einen Gewinnzug finden – das ist einfach theoretisch unmöglich! Eigene Fehler sind die unangenehme Realität für uns Menschen und auch die heutigen Maschinen sind nicht unfehlbar, das sollten wir auch nicht vergessen, obwohl die schon teuflisch stark sind. Die gute Nachricht für uns Menschen ist, dass wir Unfehlbarkeit nicht erreichen können und daher noch lange Freude am Schach haben werden, auch wenn die Maschinen schon lange nur mehr Remisen gegeneinander schieben.

Schwarz muss sich zuerst um Ausgleich bemühen

Da wird es bei einigen schon Klick machen – Ausgleich? Richtig Schwarz hat schon Ausgleich egal mit welchem Zug Weiß die Partie beginnt. Natürlich hat Weiß ein Mehrtempo aber verloren ist Schwarz dadurch nicht. Auch wenn in der Praxis Weiß um die 55% der Punkte holt, braucht man keine Aversionen gegen Schwarz entwickeln. Die Partie ist ausgeglichen und kann nur durch Fehler aus diesem Gleichgewicht gekippt werden – aus menschlicher Sicht sind Fehler mit Schwarz ein wenig wahrscheinlicher oder leichter zu machen.

Die Stellung ist unklar

Nun das ist ein klarer Fall von FAKE NEWS – jede Stellung hat genau eine Stellungsbewertung (1,0 oder =), da existieren keine Unklarheiten nur Unwissenheit unserseits – gemein irgendwie.

Der beste Zug

Das ist ein sehr schwieriges Thema. Wir wissen nun ja, dass wir mit einem Zug maximal die bereits feststehende Stellungsbewertung (1,0 oder =) weitervererben können – verschlechtern ja, verbessern nein! Verschlechtert sich die Stellungsbewertung (1,0 oder =) so ist der Zug objektiv schlecht, wobei er aber praktisch durchaus gefährlich sein kann. Jene Züge die weitervererben sind theoretisch gleichwertig, praktisch gibt es aber doch viele Unterschiede. Wieder so ein Beispiel wo sich Theorie und Praxis ein wenig auf die Füße steigen. Den „besten Zug“ gibt es wohl nicht, aber den besten Zug in dieser Situation und gegen diesen Gegner zu diesem Zeitpunkt … das könnte existieren.

Wir brauchen neue Schachformen – 960er, ohne Rochadeschach, …

FAKE NEWS in reinster Form!! Wir haben mit klassischem Schach ein Spiel, dass beiden Seiten in der Praxis gute ähnlich gleiche Chancen bietet. Weiß erreicht 55% der Punkte – das liegt nicht so weit weg vom theoretischen Wert 50% - diese Voraussetzung müssen die anderen Schachvariationen erst einmal nachweisen. Und Schach ist für uns Menschen immer noch kompliziert genug – denken wir an das kreative Spiel von Dubov oder an die aktuellen Schlachten von Caruana gegen Duda und Tari gegen Firouzja beim Tatasteelchess in Wijk.

Was wir wirklich brauchen, ist uns die Angst vor dem Verlieren zu nehmen, denn diese treibt uns zu unattraktivem Schach, falschem Ehrgeiz und damit einige leider auch zum Cheating! Verabschieden wir uns von unnötigen FAKE NEWS, Übertreibungen usw. und erkennen wir, dass noch niemand eine Schachpartie gewonnen hat, ohne dass ein anderer diese verloren hätte. Verlust und Gewinn sind untrennbar miteinander verbunden. Also erfreuen wir uns am Spiel, am Wettkampf, an der Spannung, … und nicht an den Elopunkten!!

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Kommen wir zu einem der schlechtesten Verlierer aller Zeiten – und hoffentlich kein Vorbild mehr für die nachkommende Schachgenerationen – Donald Trump zurück, der statt versöhnlicher Worte zum Abschied lieber drohte:

"We will be back in some form" – das gilt leider wohl auch für FAKE NEWS.

Krennwurzn

Anonymer aber dennoch vielen bekannter kritischer Schachösterreicher! Ironisch, sarkastisch und dennoch im Reallife ein netter Mensch - so lautet meine Selbstüberschätzung! Natürlich darf jeder wissen wer die Krennwurzn ist und man darf es auch weitererzählen, aber man sollte es nicht schreiben, denn die Krennwurzn hat so eine abkindliche Freude damit „anonym“ zu sein – lassen wir ihr doch bitte diese Illusion!

Motto: Erfreue Dich am Spiel, nicht an der Ratingzahl! Das Leben ist hart, aber ungerecht (raunzender Ösi)!
 

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