BbbD - Biel sagt bye-bye Dominguez

Im Juli ist schachlich jede Menge los: meinereiner schrieb hier bereits eine Vorschau zu Amsterdam, Stefan Löffler tat dasselbe für Dortmund und Achim Illner blickte zurück auf Astana. Fehlt noch Biel - im Titel erwähne ich zunächst einmal wer plötzlich nicht mehr mitspielt, obwohl er ursprünglich eingeladen wurde und offenbar zugesagt hatte. Immerhin fanden die Organisatoren mit Magnus Carlsen mehr als gleichwertigen Ersatz. Soweit so gut - wenn dem tatsächlich so war: erst trat Dominguez zurück, dann füllte Carlsen diese Lücke. Aber offenbar lief es andersrum - Carlsen wollte kurzfristig in Biel spielen nachdem ein Turnier in Rumänien abgesagt wurde, und dann machte Dominguez Platz für ihn. Diverse Schachsites nennen das eine sehr erfreuliche Nachricht, niemand wundert sich. Niemand - auch nicht die Turnierseite - schreibt wie dieser Deal genau zustande kam.

Wurde Dominguez einfach ausgeladen? Hat er, auf dringende Bitte der Organisatoren, "freiwillig" verzichtet? Wird er finanziell entschädigt? Bekommen Schachspieler der zweiten Reihe (für sie relativ spärliche) Einladungen nur noch unter Vorbehalt: Wenn ein stärkerer und/oder beliebterer Spieler Interesse zeigt bist Du wieder raus? Fragen über Fragen ... .

Natürlich ist das Turnier hochinteressant, wäre es auch ohne Carlsen denn sowohl Dominguez als auch die anderen Teilnehmer, zumindest die meisten, spielen nicht gerade langweiliges Schach - mit dabei sind noch Nakamura, Morozevich, Wang Hao, Bacrot und Giri. Aber für mich hat das Ganze, um mal meine schwäbischen Wurzeln zu betonen, ein Geschmäckle. Dominguez hatte sich womöglich bereits speziell vorbereitet und vielleicht einen Sekundanten angestellt. Um das mal auf unsere Blogfamilie zu übertragen: man stelle sich vor Stefan Löffler bekommt einen Auftrag für einen Artikel oder Turnierbericht, recherchiert, reist vielleicht zum Turnierort, schreibt bereits die ersten Sätze ... und dann heisst es "das macht jetzt ein Grossmeister"!?

bannerostsee300Bevor jemand mich als Carlsen-Hasser bezeichnet: mit ihm persönlich hat das nichts zu tun, ich hätte genau dasselbe geschrieben wenn Anand oder Aronian plötzlich Biel spielen wollten und dürften. Kramnik lasse ich mal aussen vor denn der spielt ja in Dortmund. Wobei ein Spieler offenbar das eine tut und das andere nicht lässt: Georg Meier ist im Biel-Open an Nummer 10 gesetzt. Demnach spielt er am 22.7. um 13:00 in Dortmund gegen Kramnik, und am 23.7. um 14:00 seine erste Partie in Biel.

Kommentare   

#1 casnad 2012-07-13 11:00
Man wird Dominguez ein Angebot gemacht haben, dass er nicht ablehnen konnte ...
#2 Südschachfreund 2012-07-16 18:10
Ein anderes Turnier wirft auch schon seine Schatten voraus: Bei den London Chess Classics stehen schon fünf Teilnehmer fest: Anand, Carlsen, Aronian, Adams und Kramnik. Das wird auch ein schönes Turnier.
#3 Thomas Richter 2012-07-16 23:13
@Südschachfreund: Na so sonnig ist das Dezemberwetter in London nicht dass das Turnier jetzt bereits kräftige Schatten wirft - obwohl die Organisatoren kräftig, für meinen Geschmack etwas zu kräftig die Reklametrommel rühren. Und davor gibt es z.B. noch die Olympiade (trotz aller Skandale rein schachlich gesehen interessant) und zehn Tage danach das erste Grand Priz Turnier ebenfalls in London: http://whychess.org/en/node/2253 hat das Feld mit Radjabov, Nakamura, Topalov, Kamsky, Wang Hao, Gelfand, Leko, Ponomariov, Mamedyarov, Dominguez, Giri und Kasimdzhanov. Drei der Biel-Teilnehmer dürfen also doch noch gegen Dominguez spielen (der eine wildcard bekam) und umgekehrt. Carlsen, Anand, Aronian und Kramnik verzichten auf die gesamte Serie - aber es gibt doch noch genug andere interessante Spieler.
#4 Südschachfreund 2012-07-17 12:41
Apropos Reklame: Gibts eigentlich von Bazna irgendetwas Neues? Auf der Turnierseite steht seit Wochen das gleiche, nämlich das es später gehalten wird.
#5 Stefan Löffler 2012-07-19 11:33
Es ist richtig, dass Carlsen nach der Absage von Bazna ein Turnier suchte. Weil er in der Vergangenheit immer gerne in Biel spielte und dieses Jahr nur wegen einer Reihe anderer Verpflichtungen (Bazna, Astana, Istanbul) abgesagt hatte, sprach sein Management mit den Veranstaltern in Biel. Die konnten Dominguez (der übrigens derzeit überwiegend in der Schweiz lebt, wo seine Freundin eine Anstellung als Physikerin hat) mit einer Einladung für 2013 vertrösten.

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