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Aus den Metropolen

Achtung Zeitumstellung! Achtung Zeitumstellung! OSt

  Bevor die große Mutter FIDE mir bald schon den FM-Titel aberkennt, noch schnell ein Bericht für Schach-Welt, den Blog meines Vertrauens. Viel gibt es zu berichten:

- Heute nacht um zwei werden in Europa wieder die Uhren vorgestellt. Nicht vergessen, und Vorsicht auch bei Mannschaftskämpfen, dass man nicht verschläft! Zwar können die Schiris mittlerweile ja die Augen zudrücken, wenn es mit der pünktlichen Anreise nicht ganz klappt, aber die meisten Gegner zumindest fordern die kampflose Niederlage, wenn man aufgrund der Zeitumstellung den Partiebeginn verpasst. Kontumazieren nennt man das in Österreich, und das ist mindestens genauso schlimm wie es sich anhört.

Darum also, schön heute nacht um zweie die Uhren vorstellen, auch bei den Osteropen in Deizisau und Norderstedt!

 

     -  In der Bezirksliga Nord, zwischen Flensburg, Husum, Sylt und Eckernförde, steht der Schleswiger Schachverein von 1919 schon einen Spieltag vor Saisonschluss als Meister und Aufsteiger in die Verbandsliga fest - herzlichen Glückwunsch dazu! Die Schleswiger sind damit so ein bisschen das Baden-Baden des Nordens. Mein alter Verein, in dem ich Anfang der Achtziger Jahre das Schachspielen lernte, ist also wieder auf dem Weg nach oben. So soll das sein!

schloss gottorf

Wie auch dieses Bild belegt, ist in Schleswig immer gutes Wetter. (Hier ein Blick auf das Schloss Gottorf - danke an Frank Maahs/ Wikipedia für das Bild!)

-     Beim Kandidatenturnier in London ruhen heute die Figuren, die Bretter werden gepflegt, geputzt und, falls es Schäden in der Grasnarbe gibt, ausgebessert. Acht Spieler wollten dem Baden-Badener Weltmeister Vishy Anand demnächst den Titel streitig machen, doch so wie es aussieht, haben nurmehr Vladimir Kramnik und der junge Magnus Carlsen eine reelle Chance auf den Turniersieg. Kramnik sammelt in den Partien des zweiten Umlaufs Punkt um Punkt und rang gestern in einer monumentalen Partie seinen direkten Konkurrenten Levon Aronjan nieder. Von dieser Begegnung werden sich noch unsere Enkel erzählen!

Zeitgleich und für viele völlig unvermutet unterlag auch Carlsen – der Norweger hatte gegen Ivanchuk in ausgeglichener Stellung einfach munter weiter auf Gewinn gespielt und brachte sich erst damit in Schwierigkeiten (ein beliebtes Phänomen unter Schachspielern). Nach ungefähr sechs Stunden gab sich Carlsen geschlagen – eine bittere Niederlage für ihn, nachdem das Turnier bisher so rund für ihn gelaufen war.

carlsen-ray morris hill

Schmerzhafter erster Partieverlust in London: Magnus Carlsen
For the photo - thanks, Ray Morris-Hill! http://raymorris-hill.smugmug.com/

Zwei Runden vor Schluss liegt Kramnik mit einem halben Punkt in Führung. Schauen wir mal, ob er weiter so cool bleibt und seine Punkte einfährt. Erst aber muss er noch (ebenso wie wir) die Zeitumstellung hinter sich bringen.

-    Schon in einer Woche rollen in Schwetzingen wieder die Figuren in der Schach-Bundesliga. Da mag sich so manch einer fragen – Schwetzingen, wo ist denn das? Dabei ist dieser schöne Ort eine kleine Perle in der Nähe von Heidelberg, so dass Sonne und gutes Wetter allein schon von Amts wegen garantiert sind, wenn sich alle 16 Mannschaften der Liga zu den letzten drei Runden im Schwetzinger Schloss treffen.

Rein sportlich mag die Luft zwar schon so ein wenig raus sein, denn Baden-Baden ist so gut wie Meister, und auch die Chancen der SF Berlin sind nicht mehr so ganz riesig, den fünftletzten Platz zu erreichen. Doch man weiß ja nie (vor allem bei den Berlinern!), und was soll es auch – viele tolle SpielerInnen werden dort sein, man kann Wein trinken, in der Sonne sitzen, und drei Tage lang Schach und guten Kaffee genießen. Auf also, in den Süden!

(Interessante Vorberichte zur Endrunde findet man auf dem vielseitigen Portal der Schach-Bundesliga. Alle Partien werden dort wie immer zeitgleich live und kostenlos ins Netz gestellt – fast könnte man sich fragen, ob man sich da die Anreise und das Eintrittsgeld für die Veranstaltung möglicherweise auch sparen könnte? Aber was soll´s – auch wenn ich hier die Politik und das Marketing des Schach-Bundesliga e.V. nicht ganz verstehe, hoffe ich und drücke die Daumen, dass das Schwetzinger Schloss trotzdem hübsch voll und die Veranstaltung ein toller Erfolg wird!)

-    Neuer Bremer Meister wurde heute IM Tobias Jugelt vom Delmenhorster SK. Wie schon mehrfach in den Vorjahren, hat Tobias das Turnier mit Lockerheit dominiert und sich sicher Punkt um Punkt erspielt. Er ist damit der Bremer Mann bei der Deutschen. Herzlichen Glückwunsch zum Titel!

- Auch wenn es schon etwas her ist – am 29.März 1886, also heute vor 127 Jahren, gewann der Österreicher Wilhelm Steinitz in New York, St.Louis und New Orleans den weltallerersten offiziellen WM-Kampf und wurde dadurch der erste Weltmeister der Schachgeschichte. Dazu (wenn auch nachträglich) gratuliert die Schachwelt-Redaktion! Zugleich sind wir umso gespannter, wer sich wohl morgen und übermorgen in London als Nachfolger von Wilhelm Steinitz empfehlen wird.
wilhelm steinitz

Wilhelm Steinitz: einer der stärksten Spieler des 19. Jahrhunderts und Freund heroischer Königswanderungen

Moin, und frohe Ostern allen Leserinnen und Lesern!

PS Zwischenstand Bayern - HSV 9 : 1  .... was ist denn da schon wieder los? HSV!

Olaf Steffens

Olaf Steffens, Diplom-Handelslehrer, unterrichtet an einer Bremer Berufsschule. FIDE-Meister seit 1997, ELO um die 2200, aufgewachsen in Schleswig-Holstein. Spielte für den Schleswiger Schachverein von 1919 (moinmoin!), den MTV Leck (hoch an der dänischen Grenze!), den Lübecker Schachverein, die Bremer Schachgesellschaft und nun für Werder Bremen.

Seit 2012 Manager des Schachbundesliga-Teams des SV Werder Bremen.

Größte Erfolge:
Landesmeister von Schleswig-Holstein 1994, Erster Deutscher Amateur-Meister 2002, 5.Platz beim letztenTravemünder Open 2013, und Sieger des Bremer Hans-Wild-Turniers 2018.

Größte Misserfolge:
Werd´ ich hier lieber nicht sagen!

Größte Leidenschaften:
früh in der Partie irgendetwas mit Randbauern und/ oder g-Bauern auszuprobieren und die Partie trotzdem nicht zu verlieren – klappt aber nicht immer.

Kommentare   

#1 Thomas Richter 2013-03-31 12:02
Auf Amateurniveau hatte unser Gegner letztes Wochenende zum Glück Verständnis für insel-spezifische höhere Gewalt. Wegen extremem Niedrigwasser (kann bei Ostwind mit Windstärke 8 passieren) fiel die Fähre von Texel ans Festland morgens aus. "Unsere" Fähre um 12:00 fuhr zwar wieder war aber voll: das eine Auto kam als vorletztes noch mit, das andere war das zweite das eine Stunde warten musste - den bereits vorgewarnten Gegner telefonisch informieren dass wir eine Stunde später kommen war kein Problem. Er hätte aber auch sagen können "Euer Problem, das war vorhersehbar, warum seid Ihr nicht Freitag abends angereist und habt in einem Hotel übernachtet?".

Vor einigen Jahren passierte dasselbe bei einem Heimspiel: der Gegner konnte gar nicht kommen. Wir haben den Mannschaftskampf dann verlegt statt zu sagen "schwimmen oder ein Flugzeug chartern geht doch auch".

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