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Blogger verpisst euch, keiner vermisst euch?

Die zum Teil irritierenden bis bösartigen Reaktionen auf meinen schnoddrig-liebevollen Gruß an meinen blogmüden Kollegen Ilja Schneider sollten mich nachdenklich stimmen. Nun habe ich zum Nachdenken derzeit keine Zeit (wie jeder Mediennutzer wissen sollte, werden Schreiber fürs Texten und nichts Denken bezahlt). Also erkläre ich mal kurz, warum es diesen Blog immer noch gibt.

Ich habe vor einigen Monaten meinen eigenen, ertraglosen und oft missverstandenen Blog eingestellt, um an dieser Stelle wenigstens ein paar läppische Euro zu verdienen. Dass ich hier weniger satirisch und weniger bissig zu Werk gehen soll, fand ich okay. Als Jörg Hickl die Zeitschrift SCHACHWELT einstellte, weil es einfach nicht gelang, mehr zahlende Leser zu finden, rechnete ich mich der Einstellung dieses Blogs. Doch weil der Ausstieg aus der Zeitung nicht den Ausstieg aus dem Schachgeschäft für ihn bedeutet, will er diese Website erhalten und bat mich weiterzubloggen. Zuletzt war ich einige Wochen selten online und fuhr hier, auch mangels bewegender Ereignisse, auf Sparflamme. Das ist für die anstehenden interessanten Schachzeiten anders geplant, auch wenn ich in nächster Zeit aufgrund anderer Verpflichtungen (Familie, Wiedereinfindung in Wien, Aufbau eines Schachlehrteams, Brotjobs), jetzt nicht mehr als gemittelt zehn Minuten pro Tag habe.

Aber wo soll dieser Blog eigentlich hin? Warum kriege ich keine Hinweise auf kleine und große Sauereien mehr zugemailt? Was erwarten die Leser? Wie soll sich die Schachbloggosphäre überhaupt entwickeln?

Zoodirektor Ilja Schneider ist ja nicht der einzige, der kürzer getreteten ist. Olaf Teschkes Schachanteil und damit Aneckungspotenzial ist deutlich zurückgegangen. Diplom-Blogger Georgios Souleidis beschränkt sich in eigener Sache seit einiger Zeit weitgehend auf Kürzestbeiträge und bloggt wenigstens noch eifrig im bezahlten Bereich. Die Schachblätter bleiben weiterhin lieb am Rande. Das bisschen Gegenöffentlichkeit, was wir der weichgespülten Landschaft zwischen Chessbase und Schachbund.de entgegenzusetzen vermögen, ist auf dem Rückzug. Vielleicht braucht die deutschsprachige Schachzene uns einfach nicht und will endlich blogfrei leben.

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