(Mit Tippspiel)
Wir befinden uns im Jahre 2012 n. Chr. Ganz Bundesliga-Deutschland ist von Baden-Badenern besetzt... Ganz Deutschland? Nein! Das von unbeugsamen Schachspielern bevölkerte Städtchen Bremborium hört nicht auf, dem Dauermeister in der Liga Widerstand zu leisten. Und das Leben ist nicht leicht für die badischen Legionäre, die am kommenden Wochenende im Weserstadion an die Bretter gehen müssen …
Na gut, na gut - bevor es mir an den Kragen geht, will ich gerne sofort zugeben, dass nicht nur die SG Baden-Oos, sondern natürlich auch Bremborium mit Legionären spielt! Doch sind wir nicht alle irgendwie Legionäre? Das geht ja schon in der Bezirksliga los -nur die wenigsten Clubs richten sich nach dem Wohnortprinzip. Die meisten greifen gerne zu, wenn es interessante Verstärkungen aus dem Nachbarort gibt.
Der Weg zum Bremer Stadion führt durch manch´ dunklen Tunnel
Doch zurück zum Spitzenkampf der Bundesliga. Das Spiel der Werderaner gegen Baden-Baden hat sich zu einem echten Hochlicht der Liga gemausert. Die Begegnung ist mittlerweile ebenso ein Klassiker wie
- FC Barcelona – Real Madrid in der spanischen Liga
- De Nederlands – Duitsland auf den Fußballmeisterschaften der Welt
- Karpov – Kasparov in den 1980er Jahren
- Husumer SV – Schleswiger Schachverein in der Verbandsliga Nord! (viel Glück am Sonntag, Jungs!)
In den letzten Jahren glänzten beide Mannschaften mit dauerhaft starken Platzierungen. Fast kontinuierlich erreichten sie die ersten beiden Plätze in der Liga – wobei sich Baden-Baden fünfmal (!) in Folge (!) den Titel (!) sicherte.
Saison 2010/2011
und! Saison 2009/ 2010
und! Saison 2008/ 2009
und! Saison 2007/ 2008: 1.Baden-Baden 2.Werder Bremen
Saison 2006/ 2007: 1. Baden-Baden 2. Hamburger SK!
Saison 2005/ 2006: 1.Baden-Baden 2.Werder Bremen
Saison 2004/ 2005: 1.Werder Bremen (nach Stichkampf) 2.Köln Porz
Kaum ein Pokal, den die SG Baden-Oos nicht schon gewonnen hätte!
Die Ausgangslage
Wie ist die Ausgangslage vor dem großen Showdown? Darüber wird man vieles lesen können, auf dem gut gemachten Portal der Schachbundesliga oder auch beim Schachbund. Auch die Werder-Homepage informiert in einem Vorbericht über die Konstellationen rund um das Match.
Deshalb hier im Blog nur die kleine, einfache Daumenregel: wer gewinnt, ist durch, hurra!
Die acht am Rande des Schwarzwaldes aufgewachsenen Jungs der SG Baden-Oos führen nach einer souveränen Saison bereits mit einem Punkt Vorsprung. Sollten sie auch noch gegen acht waschechte Bremer am Samstag gewinnen, wären sie wohl nur noch schwer einholbar.
Manchmal fragt man sich ja schon –
ist Jan Gustafsson wirklich ein echter Süddeutscher? (Photo: Stefan64 - vielen Dank!)
Umgekehrt könnte Bremen mit einem Sieg am Samstag den Dauermeister um einen Punkt abhängen. Allerdings neigten die Hansestädter in den Vorjahren zu Aussetzern gegen nominell schwächere Mannschaften – und so lauert auch schon gleich am Sonntag die SG Trier darauf, ihren Vorjahres-Erfolg gegen die Norddeutschen zu wiederholen.
Also – wenn Werder gewinnt, bleibt das Titelrennen immer noch spannend.
Im Hintergrund auf Platz drei steht mit 3 Punkten Rückstand auf Baden-Baden zur Zeit der Schachclub Eppingen. Ob das Team noch mit einem Schlussspurt auf den ersten Platz vorrücken kann - wer weiß!
Die Spieler
Wer kann schon immer wissen, wer da nun so anreisen wird zum Bundesligaspiel? Sven Noppes wird es wissen, der Teamchef der OSG, und auch Ingolf Meyer-Siebert, sein Bremer Pendant, hat bestimmt schon eine Ahnung.
Schon lange gab es zwar Diskussionen darüber, ob es dem deutschen Schach hilft, wenn man Bundesligamannschaften allein mit ausländischen Spielern besetzen darf. In Bremen zumindest beantwortete man diese Frage mit einem hanseatisch klaren „Ja“ und setzte in dieser Saison bisher noch nicht einen Deutschen ein. Bei Baden-Baden stehen insgesamt sieben Spieler mit deutschem Pass im Kader.
Dennoch werden sich in dieser Woche wohl eher wieder Schachspieler aus aller Herren Länder und wer weiß, sogar von anderen Kontinenten ins Flugzeug, ins Auto oder in die Bahn setzen, um beim Bundesliga-Showdown in Bremen anzutreten.
Weit ist der Weg, lang ist die Reu´- diese einfache Wahrheit gilt besonders
auch für internationale Rückreisen nach verlorenen Mannschaftskämpfen
Wer vermag schon zu sagen, wie sinnvoll diese weiten Anreisen immer sind? In der letzten Saison bestieg der für Bremen spielende Großmeister Quang Le in Vietnam ein Flugzeug, um 10.000 km (einfache Strecke) nach Deutschland zur Bundesliga zu reisen. Der Weg hat sich gelohnt – er holte einen kampflosen Punkt, weil die gegnerische Mannschaft nur zu siebt antrat. Da freut man sich!
Wäre Quang Le mit dem Bus zum Bundesligaspiel gereist,
hätte die Anfahrt wohl noch länger gedauert
Wohnt man dagegen im selben Ort,
kann man auf dem Weg zum Heimspiel noch Schachbücher lesen
Und wer gewinnt denn nun?
Schach-Welt, der Blog für die objektiven Wahrheiten, analysiert heute exklusiv die Chancen beider Teams vor dem großen Liga-Finale. Es wird vermutlich für viele Jahre der stärkste Mannschaftskampf in Bremen mit der höchsten Dichte an Top-Großmeistern sein.
Wir wollten wissen: wer schneidet besser ab bei den acht aussagekräftigsten Vergleichskriterien? Dazu befragten wir Eddie, unser Redaktions-Orakel. Hier sind die Ergebnisse:
Bekannt für die schonungslose Wahrheit seiner Prognosen: Eddie, das Orakel
1.Rating: die (mehr oder weniger) Schwarzwälder haben einen gefühlten ELO-Vorsprung gegenüber den (mehr oder weniger) Bremern. Falls wirklich Weltmeister Viswanathan Anand und Magnus Carlsen an den ersten beiden Brettern auflaufen werden, wird dieser Vorsprung sogar noch deutlicher sein.
Doch wie heißt es immer so schön: die ELO-Rating ist egal, denn sie ist ja nur vergangenheitsbezogen – über die Zukunft sagt sie nichts aus. (Das merke ich auch immer wieder, wenn mich ein Gegner mit DWZ 1800 vom Brett fegt!)
So gesehen ist die ELO-Feldüberlegenheit der Badenser kein Menetekel an der Wand des Weserstadions.
Werder Bremen - Baden-Baden ½ : ½
2.Trend: man hat ja immer so seine Angstgegner, und vergangene Niederlagen setzen sich oft als kleines Trauma in einer der beiden Gehirnhälften fest. Wir sind daher investigativ tätig geworden und haben untersucht, wie der Klassiker in den letzten Jahren ausgegangen ist:
2010/2011 Baden-Baden – Werder Bremen 5:3 (klare Sache!)
2009/2010 Baden-Baden – Werder Bremen 3:5
2008/2009 Baden-Baden – Werder Bremen 4:4
2007/2008 Baden-Baden – Werder Bremen 4,5:3,5
2006/2007 Baden-Baden – Werder Bremen 6:2 (klare Sache …)
2005/2006 Baden-Baden – Werder Bremen 4:4
2004/2005 Baden-Baden – Werder Bremen 4,5: 3,5
Was schließen wir aus der Historie? Punkt für Baden-Oos!
Werder Bremen – Baden-Baden ½ : 1½
Wenn der Trend sich am Samstag bestätigt,
dann droht dem Weserstadion Land unter
3.Spielort: Gespielt wird am Samstag ab 14 Uhr in der Ostkurve des Weserstadions - dort befinden sich die (wie sagt man so schön?) Business Logen. Die Bremer kennen sich dort schon aus. Sie wissen, wo der Kaffee steht, wie man zu den Toiletten kommt, und überhaupt – unter Feng-Shui-Gesichtspunkten ist dies ein klarer Vorteil gegenüber den Gästen aus dem Badischen, die sich in dem ungewohnten Umfeld erst noch zurechtfinden müssen. So etwas kann manchmal bis zur ersten Zeitkontrolle dauern, und deshalb: Punkt für Werder!
Werder Bremen – Baden-Baden 1½ : 1½
4. Berg und Tal: welches Team kommt aus einer idyllischen Umgebung, in der (ganz im Gegensatz zum Bremer Sommer) die Sonne immer scheint und in der man schöne Wälder, Seen und Berge findet?
Ganz Bremen wurde rund ums Weserstadion erbaut. Das Wetter aber ist oft durchwachsen.
Mmh, süddeutscher Sommer
Punkt für Baden-Baden!
Werder Bremen – Baden-Baden 1½:2½
5.Heimrecht: Wer kann schon sagen, wie viele Schachfreunde zum Spiel an die Weser reisen werden? Aufgrund der kurzen Anfahrtswege erscheint es wahrscheinlich, dass ein größerer Teil der Zuschauer Sympathien für die Bremer Lokalmatadoren hegen wird. Obwohl beim Schach eine offensiv geäußerte Publikumsunterstützung nicht en vogue ist (vielleicht ist das unser Problem?), mag sich diese positive Grundstimmung beflügelnd auf die Heimmannschaft übertragen.
Hinzu kommt: für das Rahmenprogramm hat sich der Hobby-Schach- und Ex- Fußballnationalspieler Marco Bode (Werder!) angekündigt, was die Werder-Aura im Saal noch verstärken wird. Auch die Bremer Schachjugend wird am Spielort erwartet! Darum: Punkt für Werder.
Werder Bremen – Baden-Baden 2½ : 2½
6.Spielerpersönlichkeiten: Baden-Baden hat die beiden Europameister Arkadij Naiditsch und Jan Gustafsson im Team (von letzterem behaupten böse Zungen allerdings, er wäre gar kein echter Schwarzwälder Jung´). Auch an den anderen Brettern findet sich eine hohe Dichte an Schach-Prominenz: die bereits erwähnten Anand und Carlsen, Svidler, Adams, Shirov, Bacrot, Dautov – was für eine Fülle an großen Namen! Einziger Nachteil – sie werden nicht alle gleichzeitig spielen können, denn das fällt irgendwann auf.
Und bei Werder? Der Promi-Faktor ist bei den Nordwestdeutschen nicht so hoch. Punkten die Bremer etwa nur mit soliden Starkspielern, die kein spektakuläres Image haben? Aber nein doch! Vugar Gashimov tummelt sich im Bereich der TopTen in der Welt, und Luke McShane gewinnt laufend Top-Turniere, obwohl er irgendwie gleichzeitig Bankangestellter ist.
Mit Tomi Nyback spielt ein schachverrückter Finne für die Bremer, der sich auch nicht zu schade ist, in seinem eher durchschnittlich starken Nationalteam das Brett Eins zu besetzen. Darüber hinaus könnten bei Werder die zwei Nachwuchskräfte Simon Bart und David Kardoeus ihren Liga-Einstand feiern - das hätte einen gewissen Charme und würde bereits im Einklang stehen mit dem von den Bremern vorgelegten neuen Bundesligakonzept.
Leider waren die letzten drei Absätze sehr lang. Aufgrund der vielen Informationen fällt es schwer zu sagen, welcher Verein bei den Spielerpersönlichkeiten vorne liegt.
Wir machen es uns darum einfach und sagen: je ein halber Punkte für beide Mannschaften!
Werder Bremen – Baden-Baden 3:3
7. Fußball: Welches der beiden Schachteams hat eine Fußballabteilung im Verein, die 2004 Deutscher Meister geworden ist (und dabei 3:1 in München gewann) ?
Meisterschalen-Graffiti am Bremer Vereinsheim
Punkt für Werder!
Werder Bremen – Baden-Baden 4 :3
8. Europapokal: Beide Vereine haben in den letzten Jahren als wahre Dauergäste die deutschen Farben beim Europapokal der Mannschaften vertreten (immer irgendwie ergänzt von den Schachfreunden Berlin). Leider hat es für keinen (auch nicht für Berlin) dort für den ganz großen Wurf gereicht – aber die Ergebnisse waren passabel bis schon ganz gut. Und: kein Team ist dort jemals so unter die Räder geraten ist wie Leverkusen bei ihrem 1:7 in Barcelona!
Darum: je ein halber Punkt für beide Mannschaften!
Endergebnis: Werder Bremen - Baden-Baden 4,5:3,5
Wir stellen fest: wieder hat ein neutrales Orakel ein wegweisendes Ergebnis vorweggenommen. Der offizielle Schachwelt-Tipp lautet hiermit:
Knapper Heimsieg für Werder!
(…. da bin ich als Bremer als froh!)
Und wenn auch noch der HSK am Wochenende seine beiden Spiele gewinnt – dann ist die Schachwelt wieder so halbwegs in Ordnung.
Kleines Tippspiel
Wir laden wieder ein – gebt uns Eure Prognosen im Kommentarbereich! Wie endet das Spiel Werder vs The Bad´n Badeners am nächsten Samstag in Bremen?
Zu gewinnen gibt es passend zum Bundesliga-Kampf der Titanen eine tolle DVD mit dem Film
King Kong (in der Version von 2006)
Abgabeschluss ist Samstag, der 17.März um 11 Uhr (Schach-Welt-Blog-Serverzeit).
Viel Spaß, und vielleicht bis bald, im Bremer Weserstadion!
Kommentare
lauf, keuch, lauf , keuch - AUAAAAA!!!!!!
Hört, hört!
PS (at) Krennwurzn: Ewiger Zweiter im deutschen Fußball ist nicht der FC B., sondern Vizekusen. Sollte man eigentlich auch in Ösiland wissen...
Da Werder im Europapokal auch schon mal 7 Gegentore eingefangen hat und die Baden-Badener Spielerpersönlichkeiten hanseatischer sind als die Bremer, tippe ich auf ein 4,5:3,5 für den alten und neuen Tabellenführer - wichtiger ist sowieso, dass der HSK die Abstiegsplätze verlässt (vielleicht haben sich die Katernberger ja in Osterburg und Cappelle la Grande zu sehr verausgabt).
6 : 0 gewinnen
Bremen dafür ohne Gashimov, aber - diese Saison erstmals - mit Eljanov. Aus dem hohen Norden nur Nyback und Hammer.
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