Hui, schon ist wieder Abend, und langsam wandern die Gedanken hin zur schmucken New Yorker Markthalle, in der in diesen Tagen Magnus Carlsen und Sergei Karjakin ihren Titanen-Kampf um die Weltmeisterschaft austragen.
Gleich geht es weiter, fünf Partien sind gespielt, die Erste ein fades Remis, die Zweite ein noch zäheres Remis, doch in den dann folgenden Runden wurde es schon deutlich aufregender. Carlsen und Karjakin klappten ihre Visiere hoch, und viele Schachfans in Old Europe mussten sich die Nacht um die Ohren schlagen, um der Übertragung bis zum (jeweils unentschiedenen) Schluss zu folgen.
Auch wenn die internationale Schachwelt-Redaktion natürlich schon weiß, wie das Match ausgehen wird, wollen wir es zu diesem Zeitpunkt natürlich nicht verraten und die allgemeine Hochspannung nicht verderben.
Wir verweisen daher auf ein schönes Interview, das das wunderbare Deutschlandradio am vergangenen Samstag mit GM Matthias Blübaum geführt hat - und Matthias als zweitbester deutscher Spieler (Rätsel an die Leser: hinter wem?!) schildert seine Eindrücke vom Auftaktspiel in New York und sagt ein bisschen auch den Ausgang der WM voraus. Ein Hineinhören lohnt - im Link einfach rechts unten auf das Foto klicken, dort befindet sich der kleine "Audio"-Knopf für das Interview.
Titelverteidiger haben es nicht leicht - oft lauern im Hintergrund schon die Herausforderer!
Und sonst? Bei aller Prominenz, die sich zur Zeit im Fulton Market versammelt hat, fehlt offenbar ein ganz wesentlicher Repräsentant unseres geliebten Weltschachverbandes FIDE.
Viel hörten wir bereits von den zahllosen Reisen des FIDE-Präsidenten Kirsan Ilyumzhinov, der weit über die Grenzen Kalmykias hinaus die Welt besucht und für den Schachsport wirbt. Leider sind die USA zur Zeit offenbar nicht das Reiseziel seiner Wahl - ob es einfach an den Sanktionen liegt, mit denen ihn die Amerikaner zur Zeit belegt haben, wer weiß das schon so genau. Vielleicht passte es ja auch einfach nicht, rein zeitlich.
Als durchaus würdigen Ersatz sehen wir in New York stattdessen den schon rein optisch sehr präsidentiellen Ulrich Stock von der ZEIT - es ist traumhaft, wie er von den Spielen berichtet und die Figurenmanöver auf dem Brett in seinen Artikeln lebendig werden lässt:
"Im 18. Zug scheint der Wumms in Erfüllung zu gehen, als Karjakin seinen noch auf der Grundreihe stehenden Damenläufer abfeuert wie eine Rakete, die nach einem Flug übers ganze Brett am anderen Ende auf dem Feld h6 in die schwarze Königsstellung einschlägt. Im Nu drängt das Publikum näher an die Bildschirme. Stumpf steckt der weiße Läufer im schwarzen Grund. Er zittert noch. Wo bleibt die Explosion?"
Wumms im 18.Zug - wer braucht da noch einen echten Präsidenten?
Vielleicht klappt es ja ein anderes Mal mit einem Besuch von Ilyumzhinov. Solange gucken wir als Schachvolk einfach zusammen mit unserem Vorsitzenden via Internet zu, sowas verbindet ja auch, ganz basisdemokratisch irgendwie. Und schwupp - schon wird es wieder Zeit. Auf geht's zur 6.Runde im WM-Kampf!
Berge explodieren, Schuld ist der Präsident (Fehlfarben)
(Und ... na klar, morgen dann Schach-Bundesliga gucken, auch in Bremen. ELO-Bären vor Ort, und zum Anfassen. Ohne Internet ist Schach am Schönsten!)
Kommentare
natürlich hinter Segej Kalinitschew
ob es einfach an den Sanktionen liegt(?)
An die sich nur die Deutschen halten, jedenfalls nicht die Amerikaner...
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