Im Französischen Schachverband wird am 31. März ein neuer Präsident gewählt. Nicht von Vertretern der Landesverbände wie in Deutschland sondern in direkter Wahl von den Vertretern der Schachvereine. Henri Carvallo kandidiert nicht mehr. Die zwei Kandidaten heißen Léo Battesti und Diego Salazar. In Wahrheit, so Insider, kümmere sich Carvallo ohnehin lieber um sein Schloss und sei Vizepräsident Battesti längst am Ruder.
Durch die korsische Turnierserie ist er international bekannt. Einige wissen auch von seinem langjährigen Engagement im Schulschach. Auf seiner beeindruckenden Kampagnenwebsite sieht man Battesti unter anderem mit Sandrine Bonnaire (ihr Film "Die Schachspielerin wurde auf Korsika gedreht), mit Kasparow, Karpow und Anand. Die besten französischen Spieler und Spielerinnen unterstützen dagegen mehrheitlich Salazar, dessen Kampagne online ebenfalls einiges hermacht und der sich 2010 als Motor des Außenseitersiegs von Chalons in der französischen Liga und mit einem lokalen Schulschachprogramm profiliert hat. Beide Kandidaten sind vor der Wahl quer durch Frankreich unterwegs, um ihr Programm vorzustellen und sich über die Sorgen und Nöte der Basis zu informieren (oder zumindest so zu tun). Beide Kandidaten haben übrigens auffällig viele Frauen im Team.
Am Freitag abend hat Battesti einen Knaller gelandet. Er hat einen Sponsoringvertrag über 600 000 Euro für vier Jahre für den Französischen Schachverband unterschrieben. Einzelne Anhänger feiern ihn bereits als Wahlsieger. Oscaro, ein rasch expandierender Onlinediscounter für Autoteile mit einem Jahresumsatz von an die 200 Millionen Euro, erfüllt den Vertrag allerdings nur dann, wenn Battesti am 31. März gewählt wird. Oscaros Gründer und Miteigentümer Pierre Noel Luiggi stammt aus Bastia genau wie Battesti. Der war in jungen Jahren militanter Separatist (Mitgründer der Korsischen Befreiungsfront), fast zehn Jahre lang Journalist und ist seit gut zwanzig Jahren Politiker. Viel besser vernetzt kann man in Korsika nicht sein.
Einer der wichtigsten Männer hinter Battestis Kampagne ist denn auch ein weiterer erfolgreicher Korse: Den Webauftritt managt der Internetunternehmer Sebastien Simoni. Erst kürzlich waren Battesti, Simoni und Luigi bei einer korsischen Businesskonferenz gemeinsam auf dem Podium. Der schöne Titel der Veranstaltung: Corsic´amore! Ob wir das nun englisch oder doch lieber italienisch lesen, bleibt uns überlassen. Ein eingefleischter Salazar-Anhänger sieht da am Ende vielleicht eher etwas wie ...Camorra.
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