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Daniel Fridman ist Deutscher Meister 2012

Daniel Fridman Daniel Fridman stefan64

Mit eindrucksvollen 7,5 aus 9 gewinnt der an 1 gesetzte Daniel Fridman die Deutsche Meisterschaft 2012. Herzlichen Glückwunsch zum verdienten Turniersieg.

Handelten wir vor zwei Tagen noch Igor Khenkin als klaren Favoriten, ließ dieser in den beiden letzten Runden das Turnier „austrudeln“. Einmal mehr zeigte sich, dass eine risikoaverse Einstellung ausgezeichnet für Mannschaftskämpfe und solide Einzelturniere ist, Turniersiegen aber im Weg steht. Dabei hatte Khenkin das leichtere Restprogramm bei einem halben Punkt Vorsprung. Doch mit zwei mehr als farblosen Remispartien gegen Spieler um die 2400 Elo (seine Eloerwartung lag bei dieser Gegnerschaft bei rund 80%), bei denen bereits die Eröffnungswahl eine gewisse „Are we friends today?“-Grundhaltung signalisierte, blieb am Ende nur der zweite Platz.

Trotzdem waren die beiden Topgesetzten eine Klasse für sich. Der Pulk auf Platz 3 (Kotainy, Siebrecht, Stern und Wagner) weist einen ganzen Punkt Abstand auf.

Khenkins Eloabstand auf den drittenTitelaspiranten, Rainer Buhmann, vergrößerte sich mit diesem Turnier auf fast 40 Punkte, was die lästige Nominierungsdiskussion für die anstehende Schacholympiade in Istanbul durchaus wieder anheizen könnte.

Details unter http://www.dem-2012.de/

Jörg Hickl

Großmeister, Schachtrainer, Schachreisen- und -seminarveranstalter.
Weitere Informationen im Trainingsbereich dieser Website
oder unter Schachreisen

Webseite: www.schachreisen.eu

Kommentare   

#1 Emanuel 2012-03-11 03:27
Eines bleibt unklar:
Wieso weicht Niclas Huschenbeth im Endspiel der Zugwiederholung aus, wenn ein Remis aufgrund des Eloschnitts den sicheren 3.Platz bedeutet und er sowieso nicht mehr Erster oder Zweiter werden kann?

Der Huschenbethsche Grundsatz, jede Partie auf Sieg zu spielen, ist ja wunderbar, aber manchmal muss man auch von seinen Prinzipien abweichen und klug sein.
#2 Thomas Richter 2012-03-11 13:31
@Emanuel: Kommt drauf an ... vor allem wie das Preisgeld verteilt wurde. Ein Sieg bedeutete den ungeteilten dritten Platz für Huschenbeth, der wäre vielleicht doch mehr wert als ein geteilter 3.-6. Platz mit bester Wertung. Wäre für mich nur gerecht, zumindest wenn die Wertungsunterschiede sehr gering sind - was potentiell immer passieren kann, siehe Platz 8-10: alle 5.5/9, Blübaum (Gegnerschnitt 2419) vor Becker (2418) und Donchemko (2415).
Ausserdem war Siebrecht vor der Runde punktgleich mit Huschenbeth, konnte ihn also eventuell noch überholen. Dass dessen Partie gegen Degtiarev immer remislich war und dann auch remis endete hat Huschenbeth während der Runde vielleicht gar nicht mitbekommen?
Also: Huschenbeths Entscheidung war im Nachhinein falsch (hinterher ist man immer schlauer), aber während der Runde nicht unbedingt.
#3 Emanuel 2012-03-11 14:42
Ich habe die Übertragung gestern live verfolgt, und meines Wissens war die Partie von Siebrecht absolut totremis bzw. bereits beendet, als Huschenbeth sich kurz vor Schluss entschloss auf Gewinn zu spielen - von daher die Verwunderung.

Es gibt natürlich mehre Möglichkeiten, wie das Ganze Sinn macht. Vielleicht hat sich Niclas voll auf seine eigene Partie konzentriert und zu irgendeinem Zeitpunkt gedacht: "OK. Siebrecht spielt noch, ich versuch alles." Und danach einfach nur noch auf sein eigenes Brett geschaut.

Deine Vermutung, mehr Geld für den ungeteilten Dritten wäre natürlich auch eine Möglichkeit, wobei ich das etwas dürftig fände. Ein paar hundert Kröten sind schnell weg, und ein dritter Platz bei der Deutschen bleibt - auch wenn man den Titel wie Niclas schon mal gewonnen hat, ist ein dritter Platz ja in gewisserweise die Bestätigung, dass man da oben hingehört!
#4 Thomas Richter 2012-03-11 17:42
Das müsste man Huschenbeth schon selber fragen - bisher hat er sich (anders als Melanie Ohme) auf seiner Homepage noch nicht zu seinen Niederlagen geäussert. Zumindest vermute ich dass er sich nicht erst "kurz vor Schluss" entschied auf Gewinn zu spielen sondern sich schon vorher vom Qualitätsopfer mehr erhoffte. Die Zugwiederholung war dann ja um die Zeitkontrolle zu schaffen, das zweite Mal wich Dennis Wagner aus.

Hab' gerade nachgesehen, bei Punktgleichheit wurden die Preise nach Hort-System verteilt: für den glatten dritten Platz hätte es 2000 Euro gegeben, für den dritten bis sechsten (dritter nach Wertung) wenn ich richtig gerechnet habe 1662 Euro.
Ob ein dritter Platz bei der DEM sooo wichtig ist im Schach-Lebenslauf? Mittelfristig müsste die Bestätigung dass man da hingehört, d.h. zu Recht Grossmeister ist und nicht irgendeiner, auch über internationale Erfolge kommen? Für Kotainy der dann Dritter wurde ist es wohl sein bisher grösster Erfolg - ein bisschen Glück hatte er vielleicht dass erst Buhmann die Züge verwechselte und dann Khenkin in derselben Variante mit Remis einverstanden war. Aber sollte von ihm nicht mehr kommen (zunächst der GM-Titel) ist es in einigen Jahren vergessen?
-3 #5 Stefan Löffler 2012-03-11 19:43
Danke, Julian Jorczik! Danke, dass Du uns durch Deine uneigennützige Niederlage in der letzten Runde gegen Fridman vor einem weiteren Deutschen Meistertitel Chenkins bewahrt hast.

Dann wäre es Bundestrainer Uwe Bönsch noch schwerer gefallen, seine Nichtnominierung für die deutsche Auswahl bei der Schacholympiade Ende August in Istanbul zu begründen. Hier nochmal die wichtigsten Argumente: Chenkin ist kein Teamspieler, sondern wäre ein Fremdkörper in jedem deutschen Team. Chenkin mangelt es an Kampfgeist (siehe letzte zwei Runden). Chenkin ist kein Vorbild. Und mit 44 Jahren (wird er im März) auch nicht mehr steigerungsfähig.
+1 #6 tigran_barmbek 2012-03-11 21:24
Inzwischen hat Niclas Huschenbeth sich auf seiner Homepage geäussert. Danach gilt: Alle, die mit Engine-Unterstützung meinen, er würde krampfhaft auf Gewinn spielen, sollen das remis bitte selber am Brett erst mal finden.
#7 Emanuel 2012-03-11 21:52
Niclas Huschenbeth schreibt auf seiner Homepage:
"(...) Nach einem weiteren Fehler von Dennis kam ich sogar in Vorteil und Dennis bot mir remis an. Zu diesem Zeitpunkt wäre ich mit dem Remis Dritter gewesen, allerdings geteilter Dritter. Ich weiß nicht, was ich gedacht habe oder ob ich überhaupt viel gedacht habe. Jedenfalls sah ich meine Stellung als besser bis gewonnen an und spielte weiter."

Ich wage mal zu behaupten, dass Niclas in einigen Jahren mit etwas mehr Erfahrung in einer ähnlichen Situation das Remis nehmen wird. Objektiv betrachtet hatte er einfach sehr viel zu verlieren (siehe was passiert ist) und so gut wie gar nichts zu gewinnen: 5 mickrige Elopunkte; nach Thomas Richters Rechnung etwa 338 Euros und den ungeteilten statt den geteilten, aber trotzdem alleinigen dritten Platz.
Bei dem Risk-Reward-Verhältnis muss man sich schon sehr sicher sein, dass man die Partie nicht verliert - manchmal ist es eben ganz schlau, den Khenkin zu machen :-)

Bleibt zu hoffen, dass sich Niclas Huschenbeth von diesem Rückschlag schnell erholt und bei der Europameisterschaft wieder mental auf der Höhe ist!
#8 Guido Montag 2012-03-15 12:54
Die Deutschen Meisterschaften sind vorbei,
und still ruht der See.
Die Internetseite www.dem-2012.de/
wird nicht weiter aktualisiert. Es gibt keine (inoffizielle)
DWZ- oder Elo-Auswertung, wie sonst bei Berichterstattungen von Turnieren üblich. Die Normenauswertungstabelle ist auf dem
unvollständigen Stand zur 8.Runde.
Auch bei chess-results.com finden sich keine Informationen.

So popularisiert man kein Schach.
#9 Whitepawn 2012-03-16 23:55
an Herrn Löffler: Julian Jorczik hätte mit Sicherheit gerne gewonnen und sich durch den Sieg über Fridman einen Geldpreis gesichert. Ihre Beleidigungen gegenüber einem der besten Schachspieler Deutschlands (Khenkin) sind unerträglich. Eine persönliche Feindschaft? Jedenfalls können wir froh sein, einen Spieler dieser hohen kreativen Spielstärke vorweisen zu können. Ob er steigerungsfähig ist, das wissen Sie mit Sicherheit nicht zu beurteilen. Oder haben Sie je auf diesem Niveau gespielt? Sie sollten sich schämen für so einen schäbigen Kommentar.

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