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Der Rubikon ist überschritten

Die Fähre über den Rubikon fährt heute nicht mehr Die Fähre über den Rubikon fährt heute nicht mehr O.St.

Es ist schon wieder spät, und wieder ist ein Tag ins Land gegangen. Freuen wir uns also aufs Bett und auf das frühe Aufstehen, doch vorher - die Pflicht ruft! - noch eben eine schnuckelige Aufgabe aus den unendlichen Weiten des Schachbretts.

Der Problemkomponist S. Koslowski veröffentlichte 1931 eine elegante Studie in Swiat Sachowy, in der Weiß am Zug das Remis sichern soll:

koslowski 1931

Theo Schuster beschreibt in seinem schönen Buch "Schachkuriosa" das Problem wie folgt:
"Nach 1.Tf8+, Kd7 2.Tf7+, Ke6 hat Weiß kein Dauerschach. Trotzdem kann Weiß jetzt die "Sperre am Rubikon" herstellen. Wie?"

Sperre am Rubikon? Wahrscheinlich wäre auch Christian Wulff ganz froh gewesen, hätte er bei der BILD-Zeitung eine solche Sperre herstellen können. Aber so etwas gelingt wohl nur beim Schach, das damit ein weiteres Mal Vorbild ist für das richtige Leben.

Wie kann Weiß verhindern, dass der Rubikon nun überschritten wird? Mit dieser Frage entlassen wir die Leser in die Dunkelheit der Nacht. Man muss wahrscheinlich wieder Kandidatenzüge prüfen, verwinkelte Manöver testen und am Ende ist es dann der unwahrscheinlichste Zug, der die Lösung bringt. So ungefähr löst man Studien, glaube ich.

Die Lösung bringen wir morgen, aber zur Bedingung machen wir heute einmal ganz streng, dass vorher erst drei Leser einen Kommentar geschrieben haben müssen. Ja, wie im Märchen: drei sollen es sein. Wir probieren es einmal aus mit dieser Quote - denn irgendwie, was soll ich sagen, wird es auf Dauer ein wenig fad und einsam hier im Blog, wenn kaum mehr jemand in den Kommentaren schreibt. Also, bitte kommentiert doch mal ein bisschen ... ist doch viel lustiger und interessanter dann .... vielen Dank!
(Ich weiß, ich weiß, man muss sich erst registrieren. Aber wir sind ja hier unter uns - und ich glaube, nur Jörg Hickl, mein Chef, kann die echten Namen überhaupt sehen. Hier im Forum erscheint nur der Nickname (z.B. "Eigenheim", "Privatkredit", "Emir", "Präsident" oder so), und auch das Einloggen geht ja ganz schnell.
)

Gute Nacht an alle!

schlafenszeit

Olaf Steffens

Olaf Steffens, Diplom-Handelslehrer, unterrichtet an einer Bremer Berufsschule. FIDE-Meister seit 1997, ELO um die 2200, aufgewachsen in Schleswig-Holstein. Spielte für den Schleswiger Schachverein von 1919 (moinmoin!), den MTV Leck (hoch an der dänischen Grenze!), den Lübecker Schachverein, die Bremer Schachgesellschaft und nun für Werder Bremen.

Seit 2012 Manager des Schachbundesliga-Teams des SV Werder Bremen.

Größte Erfolge:
Landesmeister von Schleswig-Holstein 1994, Erster Deutscher Amateur-Meister 2002, 5.Platz beim letztenTravemünder Open 2013, und Sieger des Bremer Hans-Wild-Turniers 2018.

Größte Misserfolge:
Werd´ ich hier lieber nicht sagen!

Größte Leidenschaften:
früh in der Partie irgendetwas mit Randbauern und/ oder g-Bauern auszuprobieren und die Partie trotzdem nicht zu verlieren – klappt aber nicht immer.

Kommentare   

#1 schmusebaer26 2012-01-08 23:36
Nun, alsooooo gut. Hab ich mich halt doch angemeldet. Die Hürde der Registrierung ist einfach nicht zu unterschätzen. Nach der Einführung selbiger habe ich das Schreiben erst mal eingestellt.
Aber die Lösung würde mich schon interessieren. Zumal ich mich grade mit Turmendspielen beschäftige, nachdem ich mit in den vergangenen ca. 15 Jahren Vereinsschach erfolgreich davor gedrückt habe. :-*
Daher passt es ganz gut, ich werde über das Problem nachdenken und vielleicht lerne ich dann anhand der Lösung wieder was.
#2 Gausdal72 2012-01-09 11:20
ich freue mich auf die morgige Lösung...
#3 Woltmann 2012-01-09 13:29
Dritter?

Hallo Olaf,

ich kann das Problem nicht lösen und schreibe daher den 3. Kommentar.

Die Registrierung scheint für viele eine große Hürde zu sein. Schade eigentlich. Sind die Zugriffszahlen auf diese Seite auch geringer geworden oder nur die Anzahl der Kommentare? Wäre ja mal interessant zu klären. Vielleicht seid Ihr gar nicht so alleine... Viele Leser, wenig Kommentare kann ja auch schweigender Genuß sein, oder so!?
+2 #4 Thomas Richter 2012-01-09 14:17
Gehen wir mal systematisch vor:
3.Kh6: Kf7: isses nicht.
3.Tf6+ Tf6: isses auch nicht.
3.Tf5 könnte funktionieren, und - je nachdem wie Schwarz reagiert - im 4. Zug Kh6: oder Tf6+ oder wieder Tf7+. Damit wäre auch die Frage beantwortet welche Funktion der weisse Bauer auf e4 hat (so ungefähr löse ich mitunter Studien).

P.S.: Vielleicht spielte nicht nur die Tatsache eine Rolle dass man sich registrieren muss, sondern auch dass man (ich jedenfalls) mitunter trotz Registrierung und Login keinen Kommentar schreiben konnte. Das scheint inzwischen zu funktionieren.
+1 #5 Bercher 2012-01-09 19:32
Also ich weiß auch nicht wie ...


wie Schwarz nach 3. Tf5 noch gewinnt ! :-)
#6 MiBu 2012-01-09 20:53
Das muss eine Premiere sein: Es wird eine Lösung VOR der offiziellen Veröffentlichung durch die Schachwelt im Kommentarbereich verraten und NICHT wegmoderiert! (So stand etwa bei "König über Bord" ein diesbezüglicher Warnhinweis, der inzwischen auch verschwunden ist.) Meiner Auffassung bringt es den usern übrigens mehr, wenn sie eine Aufgabe mit Schwarmintelligenz auch über die Kommentare lösen können, als nach ein paar Tagen Wartezeit mit der fertigen Lösung beglückt zu werden.

Thomas R. hat nicht nur mit der Lösung, sondern auch mit seinem Hinweis recht: Auch ich (und sicher nicht nur ich) konnte des öfteren aus technischen Gründen keinen Kommentar schreiben.
#7 Olaf Steffens 2012-01-09 21:38
Moinmoin,

hey, das ist lustig hier! Vielen Dank für die vielen Kommentare - macht Spaß zu lesen. ;-)
MiBu hat Recht mit der Schwarmintelligenz - so langsam findet die Gruppe den Weg zur Lösung. Und wenn in der Gruppe dann auch noch Thomas Richter dabei ist, braucht man ohnehin keine Sorgen mehr zu haben!

Also, Glückwunsch zur richtigen Lösung! (... und ich bin froh, dass ich die Lösung selber nachlesen konnte - Tf5 fand ich gar nicht so einfach zu finden.)
#8 Thomas Richter 2012-01-09 23:23
Tja, vielleicht habe ich zu schnell zuviel verraten, Olaf nimmt es mir offenbar nicht übel ... . Ich hätte mich auch auf Hinweise beschränken können wie "der Th6 ist ungedeckt, der auf a6 vielleicht auch, und was soll der Bauer auf e4?" Letzteres war für mich ausschlaggebend - in einer Partie hätte ich es sicher nicht gefunden, denn da steht bei mir ab dem ersten Zug ein Landwirt auf diesem Feld!

Aehnliche Tips gab ich übrigens bei der Vereinsmeisterschaft heute abend einem Jugendspieler: "auch eine meiner Figuren ist ungedeckt, Springer können auch rückwärts ziehen, ich meine den Sd5 nicht den auch f3!!" - und dann spielte er Se3 (nachdem er zwei dreimal Züge zurücknehmen durfte) und behauptete glatt dass er das auch ohne Hilfe gefunden hätte.

Ach übrigens Olaf, die Wellensittiche waren in Travemünde diesmal offenbar keine Glücksbringer? (Sie wurden im mir vorliegenden Pressebericht von Rüdiger Pflaum erwähnt)
#9 Dirk Paulsen 2012-01-10 09:25
Ja, also ich bin begeisterter Studienlöser und auch sonst Fan von Studien. Nun gibt es darüber, wie man immer wieder, auch bei Trainingseinheiten mit Schülern, feststellt, verschiedene Auffassungen. Der eine lobt die Ästhetik, möchte aber nicht lösen(müssen). Ein anderer bemängelt den mangelnden Praxisbezug, ein dritter erfreut sich an einer kniffeligen Aufgabe -- und möchte möglichst wenig verratten wissen, um die Entdeckerfreude zu erhalten.

Ich führe oftmals Studien vor, in welchen ich betone, dass diese nicht zum Lösen geeignet ist, sondern nur zum Staunen über die Schönheit des Schachs. Denn: es sind oftmals (oder gar meistens) nicht die Anfangszüge sondern ein Schlussbild. Sehr häufig ist es auch unerfreulich zu lösen, weil der Clou der Angelegenheit in einer komplexen und erst zu findenden Verteidigung liegen, die man (Schachspieler üblich) am liebsten übersieht (und sich hinterher natürlich am meisten drüber ärgert).
Bei der vorliegenden Studie habe ich, noch bevor der Hinweis auf Theo Schuster erfolgte, sofort das Motiv erspäht, wie ich dreist behaupte. Die Ausführung hingegen blieb mir zunächst verborgen. Da ich nun beim Weiterlesen feststellte, dass die ersten beiden Züge bereits vorgegeben waren, war der Schlusszug Tf5 innerhalb von Sekunden zu finden. Ohne den Hinweis hätte man vielleicht doch an anderen Stellen gesucht.

Ich hatte den Hinweis, dass bereits 8 Kommentare eingegangen waren, so dass ich sicher sein konnte, dass zumindest einer die richtige Lösung enthält. So entfällt der Gedanke, hier nun einen sinnreichen Kommentar zu hinterlassen, der möglicherweise als erster den richtigen Lösungszug angibt (und selbst dann wäre es nicht nachprüfbar, im Grunde für Niemanden, wie man drauf gekommen ist, wie schnell man tatsächlich war und ob man nicht eventuell den "kleinen Helfer" benutzt hat. Dies wäre nur der Fall, wenn man direkt bei Veröffentlichung des Artikels online wäre und innerhalb von Sekunden eintippen würde. Aber selbst dann wären die eingeheimsten Ehren vermutlich gering.

Bei dem Problem "König über Bord" hatte ich kurze Zeit vorher Jörg Hickl am Telefon. Er meinte, er würde diese Aufgabe gleich einstellen, als hübsches Problem, und fragte mich, ob ich es vielleicht kennen würde? Als er etwa die Hälfte der Figuren angegeben hatte, funkte ich bereits dazwischen, gab ihm die Positionen der restlichen Figuren durch -- und jene des vermissten Königs. Es war eines meiner Lieblingsprobleme, auf welches mich ein beinahe entrüsteter Leser einer (Schach-)Zeitung aufmerksam machte, der das Problem für einen Fehldruck erklärte.

Ich nahm mich damals der Aufgabe an -- und konnte ihn ebenfalls innerhalb von (vielleicht 10) Minuten mit der richtigen Lösung zurückrufen. Kein Fehldruck, deshalb so hübsch. Seitdem führe ich es häufig vor, und habe bereits etliche Temperamentsausbrücke erlebt, bei denen die Beobachter ab und an so weit gingen, auf die Unmöglichkeit einer korrekten Lösung (ohne geimeine Falle) wetten zu wollen.

Nun ja, eine Lösung für das Problem, wie man hier online hübsche Schachprobleme stellen kann ohne dass der Leser bereits über die Kommentare die Lösung nachlesen könnte, fällt mir auch nicht ein. Gehen würde es nur, wenn der Autor über eingehende Kommentare vor deren Veröffentlichung informiert würde, und sie entsprechend moderieren könnte. Dies würde aber einen erheblichen Aufwand für ihn darstellen, dauerhafte Verfügbarkeit fast implizieren -- und doch gelegentlichen Unmut unvermeidlich belassen. Also: stellt gerne hübsche Probleme rein, jeder Autor, aber verabschiedet euch, ihr lieben Leser, von dem Gedanken, dass es eine Art "Wettbewerb" gibt. Draufschauen, sich für sich selbst an der gefundenen Lösung erfreuen, alternativ auf die Veröffentlichund der Lösung warten -- auch über Kommentare erhältlich --, sich dann an ihr erfreuen, so oder so das Problem für den nächsten Schachabend in Erinnerung behalten (oh, die Schattenseite: kennen natürlich dort auch alle schon, da sie selbstverständlich Schach-Welt Leser sind...), na und überhaupt, allseits weiterhin frohes Schaffen! Uff...
#10 Losso 2012-01-10 13:32
Die technischen Probleme kann ich bestätigen. Ich konnte zwischenzeitlich nur mit dem UC Browser eines älteren Handies hier überhaupt noch kommentieren. Alle gängigen Browser scheiterten.

Es gibt einige Lösungen für das Thema Lösung bekannt geben oder nicht. Schön macht es zB das Problemschachspielerforum matplus.net. Dort kann man man die Hinweise des Autors und die Lösung nacheinander freischalten und dann auch selbst kommentieren und die Kommentare anderer User einsehen.

Dieses Schwarmintelligenz-Lemma von MiBu ist zum Teil zutreffend. Es gibt Aufgaben, die so schwer sind, dass da auch diese nichts bringt und es gibt einfache, bei denen man sie nicht bracht und bei denen es dann auch Sinn macht, die User um ein paar Tage zu bitten, bevor sie die Lösung posten.

Ansonsten könnte ich mir gut eine Rubrik "Studie des Monats" / "Problem des Monats" hier vorstellen. Was meint die Community? Ich könnte das im Zweifel sogar übernehmen. Leider sucht die Schach-Welt aber nur Redakteure für Senioren- und Computerschach...
#11 Olaf Steffens 2012-01-10 15:52
Hallo Losso,

mail doch vielleicht mal an Jörg Hickl - ich glaube, es ist eine prima Idee mit einer Rubrik "Studie des Monats/ Problem des Monats".
Wir freuen uns immer über Zuwachs - und dass wir (auch) Redakteure für Senioren-und Computerschach suchen, ist wahr, aber alle anderen Themen/ Rubriken sind natürlich auch spannend.

Also; Losso - sehr gerne! :-)
#12 Woltmann 2012-01-10 16:48
Hallo Losso! Super Vorschlag!
Und wenn Du das auch gleich übernehmen willst, würde ich das toll finden! Andere schreiben ja immer nur, was alles toll wäre, wollen aber nix machen!

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