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Neun Länder, die wir mal besuchen könnten (Mit ohne Tippspiel)

Neun Tage, neun Reiseziele Neun Tage, neun Reiseziele

 "Ich tippe auf 2½:1½ für unsere Jungs.

Hätte nie gedacht, dass mich ein Schach-Event so fesseln kann..."

Matthias (im Kommentarbereich, vor der letzten Runde gegen Armenien)


Deutschland ist .... (und das ist wirklich so) .... Europameister! -


Letzte Woche las ich auf Jan Gustafssons schönem Blog, dass nun bald die Europameisterschaften beginnen würden, irgendwo im krisengeschüttelten Griechenland. Ich dachte mir nicht viel dabei und war auch nicht besonders neugierig darauf. Vielleicht kann ich ja mal reingucken, dachte ich, wer weiß.
Ein Blog-Besucher wünschte ihm und den anderen Spielern dann noch viel Glück für das Turnier– fand ich sehr nett!

Am Donnerstag ging es dann los in Porto Carras. Als gute Chronisten des Weltgeschehens schaut Schach-Welt, der Blog für die großen Zusammenhänge, noch einmal zurück auf das Turnier.

europareise 2011

Photo von der Rundreise - so langsam ging es immer weiter nach Süden und Osten.

(Wir weisen prophylaktisch darauf hin, dass die Reisekarte (Diercke Weltatlas 1977) vielleicht nicht mehr ganz den aktuellen Gegebenheiten entspricht.)


1) Team Germany - Montenegro 3:1

3:1, und keine Euphorie – irgendwie hatte wohl jeder erwartet, dass zumindest gegen Montenegro alles gut gehen würde. War ja auch so. Ein schöner Auftakt!

2) D- Team – Israel 2 : 2

Zu diesem Spiel kann ich nichts sagen. Hab´ erst später erfahren, dass es so ausgegangen ist. Wurde viermal schnell Remis gemacht? Ich weiß es wirklich nicht!

3) Németország – Magyarország 2,5 – 1,5

Nicht schön für alle Ungarn, doch so ist das eben, wenn man Judit nicht zum Mitkommen überreden kann. Prima Ergebnis, und der hübsche Sieg von Gustafsson gegen Balogh hat vielleicht zu einem ersten Aufhorchen rund um die Mannschaft geführt.

4) Jan und seine Freunde – Ukraine 3,5 : 0,5

War die Ukraine das erste Mal bei diesem Turnier dabei? Dem Ergebnis nach könnte das fast hinhauen. Aber wir wissen natürlich alle, dass die Ukrainer an ZWEI gesetzt waren. Favoriten also! Machte aber nichts – 3,5 Punkte für die Außenseiter. Schön, dass wir diesmal nicht auf der Seite der gestürzten Favoriten saßen! Ob´s auch am neuen Eröffnungs-Coach lag? Stefan Löffler bringt ein paar Hintergründe dazu in der ZEIT.

5) Germanien – Bulgarien 1 : 3

Um ehrlich zu sein – erst hier stieg ich ins Turnier ein. Letzten Montag stand auf der Schachbund-Seite ein Bericht über die tollen ersten vier Runden und den nun anstehenden Mannschaftskampf gegen Bulgarien.
Ich verfolgte also das erste Mal die Partien, und prompt verloren die Deutschen deutlich. Agonie befiel mich. Denn ist es nicht eigentlich immer so – sobald man einsteigt, kippen die Ergebnisse ins Gegenteil um (ganz wie an der Börse.)

schachteam unter druck

Hui, das war nicht schön - nach dem 1 : 3 stand das deutsche Team ein bisschen unter Druck

Nun war Bulgarien ganz vorne, und auch Topalov – noch ein Grund mehr für mich also, am nächsten Tag meinen Landsleuten die Daumen zu drücken.

6) Bella Italia – Team Tedesco 1 : 3

Italien war nicht so richtig stark, und Bulgarien gewann sein Spiel nicht – das Team von Bundestrainer Uwe Bönsch zurück an der Spitze! Rainer Buhmann mit einem hübschen Sieg, Georg Meier knetete Caruana viele Züge lang durch, und es gab zwei Remisen in den anderen beiden Spielen. Wunderbar. Die Euphorie begann sich anzubahnen.

7) Rumänien – Team D 1,5 : 2,5

Hier begannen die Deutschen, beständig gegen meine Tipps zu spielen. Gesetzt hatte ich auf ein wenig erbauliches 2 : 2, doch was machen die Jungs? Daniel Fridman gewinnt, und die anderen drei bringen weitere 1,5 Punkte nach Hause – und dabei hatte Arkadij im Turmendspiel zwischendurch schon sieben Bauern weniger. Auch der Übertragungswagen funktionierte nicht so richtig – ständig gab es ein Freeze auf den Schachbrettern und die Stellungen änderten sich nicht. Am Ende aber Sieg für D – nachdem zwischendurch schon 2 : 2 gemeldet worden war! Die Schach-Frenzy nahm Formen an.

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8) Aserbaidschan – Deutsche Land 1;5 : 2,5

Aserbaidschan Favorit, mein Tipp aber dennoch 2 : 2. Ich hatte Jan Gustafsson noch eine nächtliche Depesche nach Porto Tarrasch gesandt, damit die Mannschaft diesmal nicht schon wieder gegen meinen Tipp spielt. Hat aber nichts genützt – Aserbaidschan wurde umgebogen, der Ü-Wagen arbeitete störungsfrei, und vor allem Arkadij Naiditsch spielte eine wuchtige Partie gegen Radjabov. Toll!
Und das hieß – in der letzten Runde spielt Team Germany am Spitzentisch um den Titel. Schlaflose Nächte in deutschen Wohnungen!

9) Deutschland – Armenien 2,5 : 1,5

Armenien? Einige wiesen darauf hin, dass auch der junge Wildeshausener Spartak Grigorian von dort kommt. Und obwohl auch einige Fans von Armenier Bielefeld für Armenien die Daumen drückten, wollte heute darauf im deutschen Team niemand Rücksicht nehmen. Immerhin ging es heute um Gold (!), und das allein war schon unglaublich genug.
Nach fünf Minuten die erste Verblüffung – ein schnelles Remis am ersten Brett! War das gut oder schlecht, zu früh oder genau richtig? Der Blick zurück sagt: alles richtig gemacht. Arkadijy spanische Eröffnung führte zum ersten halben Punkt, und darum zur Feier des Tages:

Ein Fan-Video zur Spanischen Eröffnung - wir singen Spanische Eröffnung ...


Wie es weiterging – wir wissen es längst! Daniel sicherte ein Remis, Georg Meier eroberte durch eine ungemein harmonische Spielführung einen ganzen Punkt, und Jan Gustafsson (wohnt zwar in Hamburg, könnte aber auch glatt ein Werderaner sein) federte alle Bemühungen seines Gegners gekonnt zum Unentschieden ab. Alte Schule! Und wunderbar – 2,5 : 1,5 für Deutschland, Euphorie auf allen Sendern. Großartig!-

Der letzte große Mannschaftserfolg liegt elf Jahre zurück – 2000 in Istanbul gewannen Artur Jussopov, Robert Hübner, Rustem Dautov, Christopher Lutz, Klaus Bischoff und Thomas Luther eine phantastische Silber-Medaille.

Der Gewinn des EM-Titels fällt für mich in eine ähnliche Kategorie – und ich freue mich sehr, dass ich es diesmal so direkt miterleben durfte!

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tippspiel

Das Tippspiel der letzten Runde ist entschieden. In diesem Video (pardon, bin etwas erkältet) könnt Ihr nachsehen, wer die Bremer Schokolade gewonnen hat.

Wenn Du der Gewinner bist – schick´ mir einfach Deine Adresse. Bitte melde Dich! Die Schoki geht dann auf den Weg.


Olaf Steffens

Olaf Steffens, Diplom-Handelslehrer, unterrichtet an einer Bremer Berufsschule. FIDE-Meister seit 1997, ELO um die 2200, aufgewachsen in Schleswig-Holstein. Spielte für den Schleswiger Schachverein von 1919 (moinmoin!), den MTV Leck (hoch an der dänischen Grenze!), den Lübecker Schachverein, die Bremer Schachgesellschaft und nun für Werder Bremen.

Seit 2012 Manager des Schachbundesliga-Teams des SV Werder Bremen.

Größte Erfolge:
Landesmeister von Schleswig-Holstein 1994, Erster Deutscher Amateur-Meister 2002, 5.Platz beim letztenTravemünder Open 2013, und Sieger des Bremer Hans-Wild-Turniers 2018.

Größte Misserfolge:
Werd´ ich hier lieber nicht sagen!

Größte Leidenschaften:
früh in der Partie irgendetwas mit Randbauern und/ oder g-Bauern auszuprobieren und die Partie trotzdem nicht zu verlieren – klappt aber nicht immer.

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