Jenbach ist im österreichischen Schach derzeit das Maß aller Dinge. An diesem Sonntag gelang in der alpenländischen Bundesliga der 18.Sieg in Folge. Dabei ist die Tiroler Mannschaft weder beim Durchmarsch in der vorigen Saison noch in die laufende Saison nominell als Topfavorit gegangen. Tirolisch ist allerdings nur der Ort, aus dem der Bärenteil des Geldes kommt und wo alle paar Jahre mal ein Heimwochenende stattfindet. Der einzige Österreicher im Team, Oliver Lehner, kommt aus Ostösterreich. Vielmehr besetzen Ungarn (Gymesi, Acs), Deutsche (Gustafsson, Schlosser, Bönsch) und ein Ukrainer (Wolokitin) die Bretter. Selbst einer der Sponsoren ist aus Deutschland, der Schulmedienverlag LB Medien von Anita Stangl nämlich unterstützt Jenbachs Titelkampf. Am Freitag wurde der nominell stärkste Widersacher Baden besiegt, am Samstag das bis dahin ebenfalls punktverlustfrei Maria Saal. Wenn Jenbach im nächsten Kampf eingangs des abschließenden Saisonwochenendes am 3.März in St.Veit an der Glaan Wulkaprodersdorf meistert, ist der Titel praktisch sicher.
Für Wulkaprodersdorf spielt und siegt Ilja Schneider, und wenn seine Mannschaftsführung mitspielt und ihm in den letzten Kämpfen ein ausreichend hohes Brett gibt, um noch mindestens zwei Großmeister vorgesetzt zu bekommen, hat der Exblogger vom leider zugesperrten Schachzoo übrigens allerbeste Chancen auf eine GM-Norm. Eine Enttäuschung auf der ganzen Linie ist die Saison dagegen für den Meister von 2008 Baden. Obwohl am fünften oder selbst am letzten der sechs Bretter noch ein Spieler mit 2631 (der Russe Turow) sitzt, wurden schon fünf Mannschaftspunkte abgegeben. Ein Rückschlag ist die Saison auch für das österreichische Schach. Die Verantwortlichen der meisten Mannschaften sind nämlich von der Legionärskrankheit infiziert. Die Einsätze in Österreich lebender Spieler liegen nur noch um die vierzig Prozent und bei einigen Teams deutlich darunter: Bei Jenbach und Salzburg sind es bisher sechs von 42 Partien, bei Baden elf, bei Lackenbach vier, bei Wulkaprodersdorf überhaupt erst eine. Richtig ab vom Trend weicht nur Maria Saal mit 32 und Markus Ragger als einzigem Österreicher am Spitzenbrett.
Weiterlesen...