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Dirty Nigel

Nigel Short kommentiert den Weltcup Nigel Short kommentiert den Weltcup Wikimedia

Der Weltcup geht gerade in die heiße Phase. Bis Mittwoch werden zwei WM-Kandidaten ermittelt, wobei der dank Elo vorberechtigte Kramnik kurioserweise für Karjakin kämpft. Angeheizt wird die Stimmung auch durch einen Wechsel der Livekommentatoren: Anstelle von Zsusza Polgar und Larry Trent sind nun Dirk Jan ten Geuzendam und vor allem Nigel Short dran. Shorts schlüpfrige Anekdoten und Belehrungen zum Spiel seiner Kollegen entzweien das Publikum. Ist das boshaft, peinlich, zu viel Information? Oder überfällig, ein Quotenbringer und Vorbild für andere Livekommentatoren?

 

Das bösartigste, was ich von Trent und Polgar erinnere, war nach einem Studiobesuch des 17jährigen Danil Dubow die Bemerkung: "Er ist ja sehr nett, das hatte ich echt nicht erwartet." Dirty Nigels kontrovseren Auftritt habe ich ehrlich gesagt nicht selbst verfolgt (vielleicht wissen kommentarfreudige Leser mehr?) sondern wurde in den Kommentaren bei Chessvibes aufmerksam auf einen Tweet von Zsuzsa Polgar, die sich heftig erregte, wie ihr Nachfolger im Kommentatorenstudio einen weiblichen Gast behandelte. Da Polgar und ihr Mann Paul Truong in Tromsö auch als Pressechefs fungieren, deutet darauf hin, dass es da gerade richtig knallt. Mal sehen, wer in den nächsten Tagen kommentieren darf.

Kommentare   

#1 lvapatzer 2013-08-25 13:56
Ich habe mir große Teile der Berichterstattung angeschaut
und halte Short für den mit Abstand besten Kommentator
(fachlich sowie unterhaltend).Wenn Frau Polgar mit minimalen Gehässigkeiten(die den Unterhaltungswert wesentlich steigern) ein Problem hat,sollte sie ihre Definition
der Professionalität dringend überprüfen und nicht diesen lächerlichen PC-Codex einfordern.
#2 Schmidt 2013-08-25 14:56
Zumal es a) kein besonders feiner Stil ist, als Kommentatorin den Nachfolger öffentlich zu brandmarken und b) das Breittreten einer solchen Angelegenheit per Twitter nur dazu führt, dass noch mehr Leute im Archiv wühlen, um sich die entsprechenden Szenen anzuschauen, während es sonst vermutlich kaum jemand wahrgenommen hätte.
#3 Thomas Richter 2013-08-25 16:06
Ich habe die "umstrittene" Szene live mitbekommen: IM Eva Repkova war zu Gast, und Short erwähnte dass sie Kramniks Ex-Freundin ist. Repkova hatte damit offenbar kein Problem und antwortete lächelnd "that's long ago, but I still cheer for Vlad". Sie haben sich offenbar in Freundschaft getrennt - ein Kommentar auf Chessvibes suggeriert (Quelle: Kramnik-Interview 2003) dass sie eine Familie gründen wollte und Kramnik zu dem Zeitpunkt noch nicht. Eventuell (vermutlich?) wurde davor offline gefragt, ob man dieses Thema erwähnen kann?

Andere Tweets von Susan Polgar lassen vermuten, dass es ihrer Meinung nach _Kramnik_ gegenüber unfair oder unhöflich war? Für mich ein Sturm im Wasserglas.

Letzter 'short [Short] moment' aus der heutigen Liveübertragung - Teil einer Diskussion über russische Misserfolge bei Mannschaftswettbewerben. Geuzendam: "Warum wurde Deutschland Europameister?" Short: "I talked to Gustafsson about it, and he said that all players hate each other". Da kann man schon eher hinterfragen, ob Gusti das genau so meinte und ob er einverstanden ist dass es viel später öffentlich erwähnt wird.
#4 Friedrich 2013-08-25 22:11
Ich fand Trent und Polgar als Duo ausgezeichnet - anregend und kompetent. Gelegentlich hatte ich das Gefühl, dass Trent sich anstrengen musste um sich bei Polgars überschäumenden Wortfluss einzuklinken.
Short ist allerdings unterhaltsamer. Er hat diesen englischen Humor mit viel Übertreibung, Ironie aber auch Gelassenheit. In diesem Sinn muss man wohl auch das Gusti Zitat werten. Jan Gustavson hat - seinem (leider eingeschlafenen) Blog nach zu urteilen - einen ganz ähnlichen Humor.
#5 Stephan 2013-08-25 23:27
Ich fand Polgar als Kommentatorin eher mäßig: ein ständiger Redeschwall mit wenig informativen, aber dafür "überschwänglichen", nichtssagenden Kommentaren. Trent versuchte hin und wieder erfolglos, sie zu stoppen. Das Duo ten Geuzendam + Short ist dagegen das Beste, was an Kommentatoren derzeit auf dem Markt ist (ja, noch besser als der wirklich hervorragende Klaus Bischoff): interessant, unterhaltsam und wird auch von den Spielern geschätzt. Die Short'sche Ironie empfinde ich keinesfalls als beleidigend (höchstens gegenüber seinem Lieblingsgegner, der FIDE und ihrem Präsidenten), sondern als freundlich und lustig.
#6 joerg005 2013-08-26 14:32
Nigel is the best, ich denke.
Warum er aber mit seinem Großvater kommentiert, erschliesst sich mir nicht. Sein Opa ist ja maximal Stichwortgeber.
Bester Spruch von Nigel: Schadenfreude ist die beste Freude. In deutsch wohlgemerkt.
#7 joerg005 2013-08-26 16:22
Nur am Rande. Lediglich Startnummern mit den Ziffern ' 1, 2, 3 ' scheinen eine Chance zu haben. Schon im Viertelfinale war Kamsky ( 8 ) einziger Aussenseiter.
#8 Friedrich 2013-08-26 20:13
@Joerg

ja, das dachte ich auch. Hätte Short noch einen kongenialen Partner, dann wäre das der natürlich absolute Hit. Shorts Potential ist längst nicht ausgeschöpft.
#9 Gerhard 2013-08-30 22:10
Short ist ein Glücksfall! Seine ausgewählte, überlegte Sprache, sein Wissen,über Schach selbst und Schachgeschichte, zudem ein Weltenbürger seiend - was will man mehr! Ich finde auch gut, daß er nicht nur trocken beim Schach bleibt und manch Anekdote einflechtet. Bei Ankedoten ist immer die Frage, ob sie verletzend sein können. In diesen Tagen vermeidet er das konsequent und bleibt innerhalb der Grenzen.
Seinen Partner finde ich auch witzig, witty und die beiden passen perfekt zusammen.
Zu allem Überfluß dann noch die wunderbaren Analysen von Kramnik - ein Wunderhorn an Wissen und Weitsichtigkeit. Ein extrem wichtiger Spieler, wie es einst etwa Karpov war. Was er zeigt, hat oft höchste Qualität,

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