Diverse Fundstücke

Bei der Lektüre von Schachzeitungen denke ich manchmal so bei mir: Das könntest Du eigentlich den Lesern der schach-welt präsentieren. Aber dann nehme ich oft genug davon Abstand, weil ich denke, dass es nur Kleinigkeiten sind, bei denen eventuell sehr schnell eine Lösung vermerkt ist. Daher habe ich angefangen, ein wenig zu sammeln und bringe heute vier Fundstücke aus verschiedenen Äras.

Geschlagene 170 Jahre auf dem Buckel hat diese Miniatur von Théodore Herlin, die man heute so wohl nicht mehr komponieren würde, aber die wohl die kleinste Darstellung eines öfter in der Schachkomposition wiederkehrenden Themas darstellen könnte.

Herlin4

Weiß am Zug, matt in vier. Keine Tipps!

Nur geringfügig Jünger ist das folgende Stück von Sören A. Sörensen, das immerhin schon vor über 150 Jahren veröffentlicht wurde.

 Sörensen3

Hier kommt das Matt schon nach drei Zügen. Pfiffig und die weißen Figuren wirken hübsch zusammen. Die Figuren, die noch nicht optimal postiert sind im weißen Lager sind recht offensichtlich, trotzdem kann man hier schnell daneben greifen.

Gehen wir achtzig Jahre weiter. Während der Wirren des zweiten Weltkriegs ersann Herbert Hultberg dies:

Hultberg4

Weiß setzt in vier Zügen matt und schließt dabei auf amüsante Weise eine schwarze Verteidigungsressource aus.

Und dann schließlich sind wir schon am Ende des vorherigen Jahrtausends angelangt. Milan Velimirovic sorgte ja schon letztes Mal für blendende Unterhaltung, das folgende Matt in zwei Zügen stellt dabei wohl einen Rekord dar.

Velimirovic2

Der fokale Punkt ist wohl schnell ausgemacht, so dass man danach nur noch checken und genießen darf, dass das wirklich alles funktioniert. Viel Spaß, Lösungen, Anmerkungen etc. bitte als Kommentar.

Kommentare   

#1 joerg005 2015-03-05 22:11
ad 2: 1.Sd4 Lg8 2.Lb3 mit Drohung Sa6#. Nach 2...Ta8 folgt 3.Tc6#, auf 2..Lb3: 3.Sb3#, jedoch mal wieder äusserst hinterfotzig von Schwarz, lässt er doch vor Schwäche den Läufer auf dem Weg nach b3 schon bei c4 plumpsen.
#2 MiBu 2015-03-05 22:48
Der Zweizüger sagt mir zu: Nach 1.d4 droht Lxe5#. Der Bauer kann auf acht verschiedene Weisen geschlagen werden (inkl. zweimal e.p.), aber alles hat ein Problem. Allzu schwer ist das vielleicht nicht, aber spektakulär schon. Erstaunlich, dass der Autor das ans Laufen bekommen hat.
#3 joerg005 2015-03-05 22:56
Ja, MiBu, allerdings zum Lösen wirklich nur 'ne Fingerübung, ein Saltimocchio des Problemschachs.
#4 MiBu 2015-03-09 17:23
Ist schon richtig, das Feld d4 ist mit Neonfarbe markiert...! Aber was bitte ist der/die/das Saltimocchio?

Im ersten Dia geht es leicht grob zur Sache: 1.Kc7 beschränkt den sK auf a6 und a5; es folgt Lf6, Ld8 und Kb7#.
#5 joerg005 2015-03-10 00:25
Kennste kein Saltimbocca - Spring-in-den-Mund?!? Occhio = Auge 8)
ad 2: 1.Lf3 mit 2.Le4: könnte klappen, bei 1...ef 2.e4, bei 1...Lf5: 2.Sd4
#6 MiBu 2015-03-10 10:10
Ich räume ein, mir noch nie Gedanken darüber gemacht zu haben, warum Saltimbocca Saltimbocca heißt und was das wörtlich übersetzt bedeutet - no parlare Italiano! (Ich habe auch keinen blassen Dunst, welchen Grund es für die Bezeichnungen "Strammer Max" oder "Uitsmijters" gibt.)
#7 joerg005 2015-03-10 13:02
Dito, no parlare italiano. Nehme an, dass jedoch selbst Gugels Universalübersetzer an diesem Kunstwort scheitert. 8)
Zur von Dir beispielhaft genannten, deutschen Extremspezialität vermerkt Wiki u.a.:
" Der Ausdruck Strammer Max wurde um 1920 im Sächsischen mit der Bedeutung „erigierter Penis“ gebildet und anschließend auf das Gericht übertragen, wohl weil es ein besonders „kräftigendes“ belegtes Brot ist. "
#8 Krennwurzn 2015-03-10 19:26
Bei Dialekt scheitert der Google Universalübersetzer natürlich (noch - hoffentlich lange) aber die Suchmaschine findet die Lösung: Saltimbocca alla romana (römischer Dialekt: Salt' im bocca!, „Spring in den Mund!“)
http://de.wikipedia.org/wiki/Saltimbocca_alla_romana
#9 joerg005 2015-03-11 06:58
Claro Krennwurzn, pero provar Saltimocchio. 8)
ad 3: 1.c7 - droht c8S# - f4 2.e4 - mit Mattdrohung e5 und Td5, also geht kein Se3 - fe e.p. 3.c4 Le6 4. Sb5#
#10 Losso 2015-03-11 19:24
Oh, ist ja doch alles gelöst.
Bei 1. leitet Weiß mit seinem ersten Zug eine Selbstverstellung ein, die auch als Inder bekannt ist. Bei 2. wird der Effekt genutzt, dass in der Ausgangsstellung 1.Sd4? Lg8 noch ginge, während nach 1.Lf3 Lxf5 2.Sd4 nur noch Le6 möglich ist, was Sxe6 matt ermöglicht.
Bei 3. gibt es den Sonderfall, dass es einen Unterschied ausmacht, ob der e-Bauer "normal" oder en passant geschlagen wird.

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