Drei sind einer zu viel

Die Drei-Punkte-Regel hat im Schach nichts verloren. Sie ist schon im Fußball zweifelhaft. Dort hat sie zwar dazu geführt, dass weniger Spiele 0:0 enden, aber eben auch dazu, dass eine Mannschaft, die einmal führt, ihren Vorsprung umso härter verteidigt, mit dem Resultat: mehr Fouls, mehr gelbe und rote Karten, weniger zusätzliche Tore.
 
1) Es gibt im Schach bessere Maßnahmen gegen saftlose Remisen, nämlich die Sofia-Regel oder mildere Verbote von Remisabsprachen vor dem 30. oder 40.Zug. Oder dass bei Punktgleichheit zunächst die mehr erzielten Siege zählen, bevor die schwierige Sonneborn-Berger-Wertung herangezogen wird.
 
2) Im Schach verführt die Honorierung eines Sieges mit drei Punkten gegenüber nur einem Punkt für ein Remis zur Manipulation, insbesondere in doppelrundigen Turnieren wie dem Grand Slam-Finale, dessen erste Hälfte gerade in Brasilien über die Bühne gegangen ist. Heute gewinne ich, in der Rückrunde du, macht einen Punkt mehr für jeden, als wenn wir zweimal remis spielen. Für offizielle Wettbewerbe, etwa ein doppelrundig ausgetragenes Kandidatenturnier ist eine Drei-Punkte-Regel absolut verboten. Schon in doppelrundigen Turnieren ohne Drei-Punkte-Regel hat es solche Partieabsprachen gegeben.
  
3) Der Informationsgehalt der Tabelle ist zweifelhaft. Nakamura hat in Sao Paolo sieben Punkte geholt. Hat er eine gewonnen und vier remisiert? Oder zwei gewonnen, zwei verloren und eine remisiert? Vallejo hat nur drei Punkte. Drei Remis oder einmal gewonnen und viere verloren? Für die Eloauswertung kommt es auf die erzielten ganzen und halben Punkte an und die Drei-Punkte-Auswertung ist irrelevant.
 
Stimmt schon, die Information 3,5 aus 5 ist auch nicht komplett. Mehr Information auf gleichem Raum wäre mit dem Siegverhältnis zu leisten. Da sähe eine Tabelle so aus: Grand Slam Finale, Stand nach 5 von 10 Runden: 1. Iwantschuk 3-1, 2. Nakamura 1-0, 3.-5. Anand, Aronjan, Carlsen je 1-1, 6. Vallejo 1-4
Hat sich leider schon in den deutschen Ligen, trotz vieler Befürworter und einer richtigen Debatte darüber vor ca. zwanzig Jahren, nicht durchgesetzt. Damit hätten wir ziemlich sicher die höhere Siegzahl als Drittkriterium nach Mannschaftspunkten und Brettpunkten (bzw. Siegverhältnis). Und mehr Siege wären etwas wert. Schade eigentlich.
 
 

Die Teilnahme an unserer Kommentarfunktion ist nur registrierten Mitgliedern möglich.
Login und Registrierung finden Sie in der rechten Spalte.