Traditionell trifft sich die deutsche Schachjugend zwischen Weihnachten und Neujahr in relativ kleinem Kreis bei den deutschen Jugend-Vereinsmeisterschaften in Magdeburg. Das wurde dieses Jahr, warum auch immer, abgesagt bzw auf "Ende April bis Ende Juni 2021" verschoben. Stattdessen gibt es nun Turniere an einem anderen Ort, nicht ganz klar wo: der Chessbase-Server ist wohl in Hamburg, aber der Turnierleiter stammt aus dem Münchner Bezirksverband. Da durften alle Vereine melden, auch mehrere Mannschaften, und viele taten dies.
"Daten und Fakten" zum U12-Turnier stehen hier, darunter wer alles mitspielte oder mitspielen wollte und auch der Zeitplan. Nur zu ein paar Teams: Welche Schachfiguren haben mitgespielt? Blaue Springer kommen aus Paderborn. Rote Türme fehlten dagegen, auch wenn es diesen Verein in München an der Isar und Halle an der Saale gibt. Der Münchner Verein ist mir ein Begriff: da habe ich mal ein Schnellturnier gespielt - wenn auch keinen Mannschaftskampf. Weisse Damen waren an allen Partien beteiligt, bis sie abgetauscht, eingestellt oder geopfert wurden. Das zweite war wohl häufiger als das dritte, derlei gibt es aber auch unter Weltklassespielern und da heisst es dann "mouse slip". Auch danach spielten sie noch an zwölf Brettern mit Beteiligung eines Berliner Vereins. Doppelbauern waren wohl ab und bis zu einem gewissen Zeitpunkt in einigen Partien vorhanden, durchgehend nur wenn ein Kielär Verein beteiligt war.
Welche Landesverbände waren beteiligt? Alle, mehr oder weniger. Baden nicht allzu zahlreich, dafür haben sie einen sehr lokalpatriotischen Verein - die nennen sich Baden-Baden. Bayern-Bayern hat dagegen nicht mitgespielt, aber immerhin Bayern München, in anderen Altersklassen hat auch Bavaria Regensburg gemeldet. Es gab noch mehr Fussballer im Turnier, neben Bayern München war auch Werder Bremen vertreten. Hamburger SK im HSV, das war einmal, aber auch sie haben mitgespielt. Das Bundesland Preußen gibt es meines Wissens nicht, aber auch Borussia Lichtenberg aus Berlin war mit dabei.
Der stärkste Spieler war sicher Siegbert Tarrasch (Emanuel Lasker war wohl verhindert), daher der Rest des Berichts aus der Perspektive dieses meines Münchner Vereins.
Ein Team hatten wir frühzeitig, kurz vor Meldeschluss zeigten noch zwei weitere Spieler Interesse. Also brauchte ich als Jugendleiter noch zwei für eine zweite Mannschaft, bekam fünf und brauchte noch einen für eine dritte Mannschaft. Es hat geklappt, damit verbundene Turbulenzen kurz vor Weihnachten bleiben - auch wenn andere Münchner Vereine etwas involviert waren - gerne vereinsintern. Danach noch etwas Bürokratie: Formular für Mannschaftsaufstellungen digital ausfüllen, herunterladen, ausdrucken, unterschreiben, einscannen und wieder hochladen. Auch einen Ehrenkodex habe ich unterschrieben. Da muss man u.a. hoch und heilig versprechen, dass man der Jugend ein gutes Vorbild ist betrifft (kein) Doping und (kein) Missbrauch von Medikamenten - Schach ist schließlich Sport! Zunächst konnte ich mich nicht selbst als Mannschaftsführer angeben, da dieser Teil der DWZ-Liste nur auszugsweise erscheint. Aber auch das hat sich geklärt, und dann war zunächst Weihnachten.
Da konnte ich ausschlafen, heute mussten aber alle für Ferienzeiten recht früh aufstehen: Anwesenheitskontrolle um 9:00, und vorher vereinsintern überprüfen ob auch alle da sind. Das war der Fall - die meisten wohl irgendwo in München, zwei Geschwister aus dem Weihnachtsurlaub in Ägypten zugeschaltet. Da ist es offenbar etwa 20 Grad wärmer bei niedrigeren Corona-Fallzahlen. Digitales Multitasking war angesagt: Zoom-Konferenz für das gesamte Turnier, vereinsintern GotoMeeting und noch einige Details per WhatsApp, Email oder telefonisch klären.
Pünktlich um 9:15 begannen dann die ersten Partien - wie sich schnell herausstellte nicht alle insgesamt zweihundertzwölf Partien. Zwecks Auslosung wurden die Teams übrigens nicht etwa nach DWZ-Schnitt sortiert, sondern alphabetisch. So übernahm zunächst ATSV Oberkotzau die Tabellenführung, musste sie aber direkt an VSG 1880 Offenbach abgeben - die bekamen in Runde 1 das Freilos und gewannen so schnell 4-0. Zugzwang hat wohl nicht bereut, dass sie mit vollem Namen MSA (Münchner Schachakademie) Zugzwang heissen - schließlich will man Schach spielen und nicht kampflos gewinnen. Letzteres schafften aber dann wohl noch einige weitere Vereine. Partien sollen (mit Klarnamen) in die Chessbase-Datenbank aufgenommen werden, einige (1.e4 1-0) sind da nicht allzu aussagekräftig. SK Tarrasch 1945 München spielte so doppelt gegen den bereits erwähnten SC Borussia Lichtenberg, im ersten Fall war das Nummer 15 gegen Nummer 2 laut DWZ-Setzliste. Tarrasch3 traf auf den SC Brandeck-Turm Ohlsbach (wo ist das denn?).
Runde 2 verzögerte sich etwas: erst wiederholte Versuche, Partien doch noch zu starten, dann Meldung fehlender Ergebnisse (in einigen Partien einigte man sich auf kampflose Remisen), dann nochmals Anwesenheitskontrolle - einige Teams hatten sich bereits verabschiedet. Um 11:00 war es dann soweit. Tarrasch1 spielte nun gegen Karlsruhe aus dem Südweschten. Tarrasch2 blieb gegen Kirchseeon im Münchner S-Bahn Bereich, und Tarrasch3 machte sich auf die weite Reise nach Lübeck. Aus Lübecker Kreisen habe ich im Turnierchat erfahren, dass zwei von vier Partien zustande kamen. Ähnlich war es offenbar in einigen anderen Matches, und weitere Teams verabschiedeten sich. Längere Diskussionen, und um 11:45 wurde das Turnier abgebrochen. Gab es derlei bereits? Jaha, im Kandidatenturnier - da wurden immerhin sieben von vierzehn Runden gespielt, nun ein bis zwei (Ergebnisse der zweiten Runde nicht vorhanden) von sieben.
Woran lag es? Meine Theorie: Der Chessbase-Server wurde positiv getestet (nicht auf Stabilität unter diesen Turnierbedingungen), dann verschlechterte sich sein Zustand rapide und nun muss er beatmet werden. Ich wünsche gute Besserung, schließlich soll ab 15:00 das nächste Turnier (Altersklasse U16) stattfinden. Offiziell lag es an der schlechten Internetverbindung der Teilnehmer: wenn sie mal für einige Millisekunden ausfällt meckert das System, und wenn derlei gehäuft vorkommt bricht alles zusammen.
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