DSOL: Finale für Werder, Pokal für Porz

Man kann nicht alles haben Man kann nicht alles haben OSt

Der lange Marsch des SV Werder durch die Institutionen der Deutschen Schach-Online-Liga - sieben Runden Vorrunde, Viertelfinale, Halbes Finale, Finale - wurde wenige Meter vor dem Erreichen des Siegerpodestes gestoppt. Das wirkmächtige junge Team der SG Porz knüpfte mit einem 2,5 - 1,5 Erfolg an alte Vereinstraditionen an und holte den Pokal nach großem Kampf verdient an den Rhein!

Leicht favorisiert war Grün-Weiß Bremen an die vier Bretter gegangen, mit Vlastimil Babula sicherte sogar ein handfester Großmeister das Spitzenbrett, doch auch wenn er mit dem progressiven Eröffnungskonzept von IM Christian Braun gut zurechtkam und bei beidseitig umherwandernden Königen leichte Feldvorteile zu haben schien - am Ende reichte man sich die Hand zu einem spannend ausgekämpften Remis.

Werder Porz 2005
Werder - Porz ...!? Da war Vlastimil Babula doch schon einmal dabei -
2005 im großen Stichkampf
um die Deutsche Meisterschaft (hintere Reihe, 3. von rechts)        (Foto: Werder Bremen)

Auch an den anderen drei Brettern klangen die Wertungszahlen der WerderanerInnen ein wenig imposanter als auf Porzer Seite, doch andererseits - Ratings sind Ratings aus der realen Welt, mit echten Figuren und echten Gegnern, und im Netz unter Schnellschachbedingungen am heimischen Schreibtisch sieht das ja alles oft schon wieder ganz anders aus.

Zwar waren Jari Reuker und Olaf Steffens, das Online- Kommentatorenschwadron bei den Werdertigers, zur Halbzeit verhalten optimistisch angesichts der Stellungen von Lara Schulze gegen Robin Gallasch sowie Nikolas Wachinger gegen Jonas Gallasch: hier etwas Druck im Endspiel, dort ein Wolgagambit-Aufmarsch gegen den weißen Damenflügel, das sah nach etwas aus.

Werder Team
Grün-Weiße, von vielen Seiten bedrängt

Dunkle Wolken am grün-weißen Werderhimmel zogen indes am zweiten Brett auf, wo die SG Porz mit Dmitrii Marcziter listig noch eine vierte starke Schachfachkraft postiert hatte. Gegen Sven Charmeteaus Grünfeld-Inder schien Dmitrii aus der Eröffnung zunächst nicht viel erwirkt zu haben - eine energische Stellungsöffnung mit Zentralturm auf e4 kündigten allerdings bald Ungemach an, und ein feiner Bauernhebel hob Svens Stellung dann endgültig aus allen Angeln.
Beeindruckend gemacht, und die Führung für die SG mit einem runden Sieg am zweiten Brett. Würden die anderen BremerInnen das noch ausgleichen können?

Sie konnten nicht. Zu geschickt die Kölner, mit starkem Gegenspiel nun von Robin Gallasch gegen Lara Schulze und einem klugen mannschaftsdienlichen Remisangebot, das durch die bessere Berliner Wertung bereits den Mannschaftssieg bedeutete. Kein Pokal für Werder!

Pokalhai
Die Kölner Haie angeln sich den Pott!

Auch Nikolas Wachinger sah sich mit einer massiven Ausbremsung konfrontiert. Jonas Gallasch hatte sein Wolgagambit in eine gut handhabbare Position überführt und gewann mit einem hübschen Freibauernvormarsch eine Figur, ehe eine Wendung im Endspielt dann überraschend noch zum Unentschieden führte. 2,5 - 1,5 für Porz, der Endspielsieg!

Wir wollen (müssen) es gerne noch einmal sagen, Finalsieg, stark gemacht von Porz - herzlichen Glückwunsch zum tollen Erfolg in der 1.DSOL! Auch Werder Bremens junges Team hat sich überaus achtbar ebenfalls geschlagen, nur allein das Endspiel wollte nicht mehr so ganz gelingen. Dennoch, tiptop, bärenstark in Vor-und Hauptrunde, und ein klasse zweiter Platz in der obersten DSOL-Gruppe.

WerderEins, wie allen anderen Werder-Vertretungen, hat es viel Spaß gemacht, an diesem spontan und mit sehr viel ehrenamtlichen Elan von DSB und Chessbase aus dem Boden gezauberten bundesweiten Turnier teilzunehmen. Gerne wieder! (Und dann, liebe Porzer, versuchen wir es noch einmal, mit dem Pokal ...!)

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Werdertigers-Übertragung (mit speziellen Soundfeatures): https://www.twitch.tv/videos/738027886

Turnierseite: https://dsol.schachbund.de/ergebnisse.php?s=2020&l=1z&r=30

SG Porz: https://sg-porz.de/pages/posts/sg-porz-gewinnt-die-dsol-278.php 

Better Call Saul - Music Video from MOCEAN on Vimeo.

Olaf Steffens

Olaf Steffens, Diplom-Handelslehrer, unterrichtet an einer Bremer Berufsschule. FIDE-Meister seit 1997, ELO um die 2200, aufgewachsen in Schleswig-Holstein. Spielte für den Schleswiger Schachverein von 1919 (moinmoin!), den MTV Leck (hoch an der dänischen Grenze!), den Lübecker Schachverein, die Bremer Schachgesellschaft und nun für Werder Bremen.

Seit 2012 Manager des Schachbundesliga-Teams des SV Werder Bremen.

Größte Erfolge:
Landesmeister von Schleswig-Holstein 1994, Erster Deutscher Amateur-Meister 2002, 5.Platz beim letztenTravemünder Open 2013, und Sieger des Bremer Hans-Wild-Turniers 2018.

Größte Misserfolge:
Werd´ ich hier lieber nicht sagen!

Größte Leidenschaften:
früh in der Partie irgendetwas mit Randbauern und/ oder g-Bauern auszuprobieren und die Partie trotzdem nicht zu verlieren – klappt aber nicht immer.

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