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Effektives Schachtraining (1)

In den ersten Ausgaben des Magazins Schachwelt erschien mein Artikel zum Thema Schachtraining. Nun  möchte ich das Thema nun allen unseren Blogbesuchern näherbringen.und hoffe mit dem neuen Medium zu einer Diskussion anzuregen, die in den herkömmlichen Printmedien nicht erfolgen kann.

Effizientes Schachtraining (1)

Eine Entscheidung für das Turnierschach hat oft lebenslange Folgen. Man spielt nicht einfach mal so, denn unsere herausfordernde Sportart setzt erhebliche Kenntnisse voraus. Alleine die komplexen Regeln stellen für viele eine Hemmschwelle dar. Einmal mit dem Schachvirus infiziert, stellt das Spiel eine lebenslange Herausforderung dar und begleitet uns, wie kein anderer Sport, bis ins hohe Alter.
Ziel der meisten Spieler ist es, mit möglichst geringem Arbeitsaufwand ein für sie zufriedenstellendes Leistungsniveau zu erreichen. Doch der Weg ist steinig. Zu viele gut gemeinte Ratschläge der Mitspieler gehen in die unterschiedlichsten Richtungen - man ist oft auf sich gestellt.
Da auch ich nie einen klaren offiziellen Leitfaden zur Schachausbildung kennengelernt habe, möchte ich in diesem Artikel Erfahrungen aus meiner nahezu 15-jährigen Trainertätigkeit wiedergeben. Sie basieren zumeist auf einer Zusammenarbeit mit Spielern bis zu einer DWZ von 2100. Für den darüber beginnenden Leistungssport gelten unter Umständen andere Voraussetzungen auf die hier nicht näher eingegangen werden soll.

Die viel zitierte russische Schachschule

… gibt es nicht! Zumindest konnte ich trotz Nachfrage bei diversen russischen Großmeistern, nichts Bestimmtes in Erfahrung bringen. In Zeiten des Kalten Krieges wurde Schach zu einem Politikum. Die wirtschaftlich schwächere Sowjetunion sah hierin eine Möglichkeit, den Klassenfeind USA zu übertrumpfen. Entsprechend wurde das Schach finanziell gefördert. Ein Schachtrainer erhielt Anfang der 80er-Jahre ein doppeltes Ingenieursgehalt und die Aussicht auf Turniere reisen zu dürfen. Für Spieler war es natürlich nicht minder attraktiv.

Eine Ausbildung anhand eines speziellen, pädagogisch aufgebauten Trainingsplans, dem alle folgen mussten, gab es jedoch nicht. Konzentriert man eine große Anzahl Kinder an einem Stützpunkt und lässt sie permanent mit starken Trainern arbeiten, erscheint es eine logische Folge, Spitzenspieler in Masse produzieren zu können.

Die Entwicklung im kapitalistischen Westen musste zwangsweise anders verlaufen. Nahezu alle deutschen Großmeister der vergangenen Jahrzehnte sind Autodidakten. Wie viele meiner Kollegen habe auch ich niemals Schachunterricht erhalten. Mit 18 Jahren kam es zur ersten Open-Teilnahme, mit 21 Jahren folgte jedoch schnell der IM-Titel, mit 22 der des Großmeisters. Verglichen mit geltenden Maßstäben spät und nicht besonders effektiv, doch mit der entsprechenden Motivation sind erhebliche Steigerungen auch im fortgeschrittenen Alter möglich.

Heutzutage ist einiges erheblich einfacher geworden. Neben einem breiten Turnierangebot stehen dem Lernenden viele die Ausbildung unterstützende Maßnahmen zur Verfügung. Neben einer Flut an Publikationen gibt es eine Reihe elektronischer Hilfsmittel, und auch qualifizierte Trainer sind vorhanden.

Bisher erschienen:

Effektives Schachtraining (2)  Schach in der Theorie

Effektives Schachtraining (3) - Schach in der Praxis

Effektives Schachtraining (4) - Tipps für eine höhere DWZ

Effektives Schachtraining (5) - Schach im Internet und Schachtrainer

Jörg Hickl

Großmeister, Schachtrainer, Schachreisen- und -seminarveranstalter.
Weitere Informationen im Trainingsbereich dieser Website
oder unter Schachreisen

Webseite: www.schachreisen.eu

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