Effektives Schachtraining (4) - Tipps für eine höhere DWZ

Schach ist oftmals ein sehr konkretes Spiel, doch kann die Kenntnis und Einhaltung grundsätzlicher Regeln und Verhaltensweisen den Alltag des Vereinsspielers deutlich erleichtern. Heute beschäftigen wir uns mit der „elektronischen“ Seite des Schachlernens:

Elektronische Hilfsmittel

Noch lebhaft erinnere ich mich an den irritierten Blick einer Rezeptionistin des Spielerhotels, als ich Ende der 80er Jahre meinen neuen Atari Computer (mit immerhin 2 MB Hauptspeicher) samt großem Röhrenmonitor auf das Zimmer schleppte. Seitdem hat sich viel getan. Datenbanken und Computerprogramme bestimmen den Alltag des modernen Spitzenspielers. Eine Turnierteilnahme ohne Notebook erscheint vielen undenkbar.

Fritz, Rybka & Co. machen uns stark?!

Unbestritten kam es inzwischen zur Wachablösung im Schach - die Maschinen haben übernommen. Begründet liegt dies primär in der taktischen Anfälligkeit des Menschen - vor allem bei knapper werdender Bedenkzeit. Jede Publikation muss es sich heutzutage gefallen lassen, von irgendjemanden mit einer Engine auf Richtigkeit überprüft zu werden, und auf Schachservern im Internet trifft man im Chat immer wieder auf die Aussage „Mein Rybka/Fritz sagt X steht schlecht.“ Wird es etwas schwieriger, führt der Weg des geringsten Widerstandes unweigerlich zum „Kiebitz zuschalten“-Knopf. Der Computer gibt eine brauchbare, für viele unantastbare Stellungsbewertung und damit ist die Sache abgehakt. Natürlich ist es schön, immer eine Antwort zu erhalten – doch was bringt uns die Maschineneinschätzung wirklich? Da nicht mehr nötig, reduzieren wir das eigene Denken, aber genau das bringt uns beim Lernen nach vorne. Die Stellungsbeurteilung des Rechners basiert auf völlig anderen Grundlagen als die menschliche. Z. B. lernen wir mit dem König bei Bedrohung in die Ecke zu gehen. Der Computer würde aber ohne zu zögern (wobei ihm dieses Wort bereits fremd ist) genauso den Marsch in die Brettmitte in Betracht ziehen. Sehr vieles im Schach ist eben berechenbar – doch nicht für den lernenden Schachspieler unter DWZ 2000. Er muss das menschliche, praktische Schach verstehen und dazu gehören auch unabdingbar Emotionen!

Die Datenbanken

Zu meinen ersten Turnieren reiste ich mit drei Informatoren - Bücher mit telefonbuchartigen Auflistungen von Schachpartien. Dreimal 700 Partien entsprechen mit gut 2 kg dem Gewicht eines heutigen Laptops. Allerdings gewährt die moderne Technik innerhalb von Sekunden Zugriff auf 4 Millionen Partien. Datenbanken bieten eine erhebliche Erleichterung bei der Spielervorbereitung und eine gute Ergänzung eröffnungstheoretischer Arbeit. Zu nahezu jeder Stellung lassen sich Partievorläufer finden.

DVDs/CDs

Deutlich seltener als auf dem Buchsektor sind hier gute Produkte anzutreffen.

Die schnelle und damit kostengünstige Produktion lässt die glänzenden Scheiben aber wie Pilze aus dem Boden sprießen. Mit einer Spielzeit von einigen Stunden können DVDs im Allgemeinen nur einen Überblick verschaffen – sie ersetzen niemals ein Buch! Zuweilen liefern sie aber eine gute Portion medialer Unterhaltung: Also Chipstüte auf und Fernseher an!

Beeindruckend fand ich jedoch die auf Anfänger abzielende Serie Fritz&Fertig, die Kinder auf spielende Weise an die Materie heranführt.


Bisher erschienen:

Effektives Schachtraining (1)

Effektives Schachtraining (2)  Schach in der Theorie

Effektives Schachtraining (3) - Schach in der Praxis

Effektives Schachtraining (5) - Schach im Internet und Schachtrainer

Jörg Hickl

Großmeister, Schachtrainer, Schachreisen- und -seminarveranstalter.
Weitere Informationen im Trainingsbereich dieser Website
oder unter Schachreisen

Webseite: www.schachreisen.eu

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