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Endlich 2012!

Auf ein Neues Auf ein Neues O.St.

Es ist soweit – wir haben das Jahr 2012 erreicht. Nach einer alten Prophezeiung des deutschen Regisseurs Roland Emmerich wird in den nächsten zwölf Monaten aus welchem Grund auch immer die Welt untergehen. Wer von uns also mit seiner aktuellen DWZ oder ELO-Rating unzufrieden ist, kann sich zurücklehnen und auf den Weltuntergang freuen. Bald werden die schachlichen Probleme ein Ende haben!

 

Endlich 2012 bedeutet aber auch, dass wir von nun an wieder 365 Tage Zeit haben, um Schönes zu erleben in einem tollen neuen Schachjahr. Also Glückauf! Was wartet auf uns?

- Mannschaftskämpfe, Trainingsabende, Analysen mit netten Menschen und zufriedenen Gegnern,

- die eine oder andere Gewinnpartie mit anschließender Euphorie

- die eine oder andere Verlustpartie und anschließende Agonie

- eine neue Variante gegen die Englische Eröffnung: 1.c2-c4, Sg8 – h6!

- Die Hoffnung auf ein Comeback von Arkadij Naiditsch in der Deutschen Nationalelf. Zur Olympiade in Istanbul wird (so bleibt zu hoffen) der gegen ihn verhängte Bann aufgehoben, so dass Schachbund, Trainer und Spieler wieder die besten Leute ans Brett bringen können.

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Keine einfache Sache, aus sovielen Spielern die richtigen auszuwählen

- Die Berliner Jugendblitzeinzelmeisterschaft 2012 wirft ihre Schatten voraus. Im nun schon vergangenen Jahr 2011 konnte Jan-Paul Cremer den begehrten Titel für sich sichern, in würdiger Nachfolge von Robert Rabiega, der bestimmt auch schon einmal Meister der Berliner Jugend war. Auch ich würde gerne einmal Berliner Jugendblitzmeister werden, doch ich fürchte, nicht mehr alle Antrittsbedingungen erfüllen zu können. Schade!

- Tolle Turniere in Wijk aan Zee und Dortmund, die Offenen Bremer Landesmeisterschaften und der Weltmeisterschaftskampf zwischen Boris Gelfand und Vishy Anand stehen auf dem Programm. Langsam gefällt es mir, wie die Spieler an den verschiedenen Spielorten aufeinandertreffen - fast wie beim Tennis. Schade nur, dass fast immer nur dieselben Supergroßmeister an den Start gehen dürfen! Wenn es sich nicht gerade um das Turnier in London handelt, sieht man sie kaum einmal mit anderen, leichtgewichtigeren GMs ringen. Dabei wäre gerade das viel interessanter als das zehnte Theorieduell zwischen Aronian und Nakamura in Folge.

- Die Bundesliga ermittelt ihren wahren Meister. Alle Mannschaften mussten schon Federn lassen, so dass der Wettlauf um die Spitze noch nicht entschieden ist. Umso schöner! Auch das Meisterschafts-Tippspiel hier im Blog läuft weiter bis zum Mai – ob unser treuer Leser Scheiterer mit seinem Tipp auf Dresden als Meister doch noch Recht behalten wird?

- Ab dem 1.Januar 2012 wird auf offiziellen Turnieren der Europäischen Schachverbandes ECU das Remisangebot vor dem 40.Zug verboten. Hoppla! Scheinbar gilt das aber noch nicht für Liga-Spiele in Deutschland oder die Offenen Bremer Landesmeisterschaften in der Osterwoche. Aber – wir sind gewarnt. Und es wird in Zukunft wohl schwieriger, mal eben ein freundschaftliches Remis nach wenigen Zügen einzustreuen. Gefordert ist der volle Arbeitstag – Teilzeitregelungen sind nicht mehr, seit Silvio Danailow den Schachverband anführt. Doch auch das alles ist natürlich wieder nur zu unserem Guten, und zum Wohle des Schachsports. Ich denke, wir sollten uns da keine Sorgen machen....

naiditsch - anand

Arkadij Naiditsch - Viswanathan Anand, Dortmund 2004

An dieser Stelle entschied sich Naiditsch, mit 23.Sf3-d2 umzugruppieren im Sinne der Sicherheit. Anand antwortete mit 23....Se5-g4, woraufhin 24.Sd2-f3 folgte. Der schwarze Springer wanderte nun wieder zurück nach e5, und Weiß spielte wiederum 25.Sf3-d2. Nach einem letzten Springerzug 25....Se5-g4 einigten sich die Spieler auf Remis - mehr schien nicht sinnvoll, denn jedes Abweichen hätte wohl größere Nachteile mit sich bringen können. Dann schon lieber Remis, durfte man damals noch denken - aber von heute an werden wir so etwas in der ECU nicht mehr sehen.

 - In noch einer Hinsicht ist heute ein sehr, sehr historischer Tag - die ECU hat am 1.Januar 2012 ihre neue Kleiderordnung in Kraft gesetzt, nach der Spielerinnen und Spieler „neat and tidy“ (gepflegt und ordentlich) am Brett erscheinen sollen. Mal schauen, welche Geschichten sich daraus noch ergeben. Ich habe mir meinen Schlips schon mal bereitgelegt - rätselhaft ist mir allerdings nach wie vor, wie man ihn binden kann.

dresscode

Von den gefährlichen Nebenwirkungen eines einheitlichen Dresscodes
zeugt dieses Beispiel aus dem Tanzsport

- Auch in 2012 bleibt wieder viel Zeit für ein verschärftes schachliches Training und im Anschluss daran für tolle Erfolge in Mannschaftskämpfen und bei Open-Turnieren. Wenn diese Erfolge allerdings ausbleiben – dann bleibt uns ja immer noch die Hoffnung auf Roland Emmerich und den Weltuntergang. Aber auch für dieses Ereignis gilt: immer hübsch auf den Dresscode achten!

Alles Gute also in 2012!

 

Olaf Steffens

Olaf Steffens, Diplom-Handelslehrer, unterrichtet an einer Bremer Berufsschule. FIDE-Meister seit 1997, ELO um die 2200, aufgewachsen in Schleswig-Holstein. Spielte für den Schleswiger Schachverein von 1919 (moinmoin!), den MTV Leck (hoch an der dänischen Grenze!), den Lübecker Schachverein, die Bremer Schachgesellschaft und nun für Werder Bremen.

Seit 2012 Manager des Schachbundesliga-Teams des SV Werder Bremen.

Größte Erfolge:
Landesmeister von Schleswig-Holstein 1994, Erster Deutscher Amateur-Meister 2002, 5.Platz beim letztenTravemünder Open 2013, und Sieger des Bremer Hans-Wild-Turniers 2018.

Größte Misserfolge:
Werd´ ich hier lieber nicht sagen!

Größte Leidenschaften:
früh in der Partie irgendetwas mit Randbauern und/ oder g-Bauern auszuprobieren und die Partie trotzdem nicht zu verlieren – klappt aber nicht immer.

Kommentare   

#1 Roggenossi 2012-01-03 18:31
Wobie ich die gute Nachricht überbringen möchte, daß wir heuer sogar 366 Tage Zeit haben, wofür auch immer. :D

Beim Tanzsport-Plakat mußte ich lachen. Einen Dresscode halte ich für ein absurde Idee. Es ist viel wichtiger daß Top- und sonstige Spieler authentisch und natürlich rüberkommen. Aus diesem Grund haben die Stones mehr Groupies als die Sängerknaben.

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