Vor Jahren verglich man in einer Fernsehsendung die Gedächtnisleistung von Schach- und Nichtschachspielern. Die Versuchsanordnung war denkbar einfach – ein Schachbrett wurde durch einen Karton abgedeckt. Im ersten Schritt baute man eine Partiestellung auf, die Abdeckung wurde für wenige Sekunden angehoben. Dies genügte dem ungarischen Großmeister Andras Adorjan, um anschließend rund dreiviertel der Figuren korrekt aufzubauen. Der Nichtschachspieler hingegen blieb im Bereich von 5 %.
Der zweite Teil des Versuchs basierte auf einer willkürlichen Anordnung der Figuren. Und auch hier schaffte der Großmeister ein besseres Ergebnis als der Laie. Allerdings nur knapp mit ca. 15 zu 5 %. Das Ergebnis war eindeutig: Schachspieler orientieren sich an Mustern.
So fällt uns ganz schnell jede Kleinigkeit auf, und ganz besonders fokussieren wir auf die Verwendung von Schach (-symbolen) in der Werbung. Gestern erreichte mich eine Postkarte, auf der ein Schachbrett abgebildet war. Hier mögen Affen, Männer, Frauen, Alkohol oder was auch immer zu sehen sein, zuerst wandert unser Blick zur Figur, und das Ergebnis ist häufig ernüchternd.
Dabei muss ich immer wieder an die Werbung für die Gelben Seiten denken: „Fragen Sie jemanden, der sich mit sowas auskennt!“ Eigentlich kann es doch nicht so schwer sein – immerhin behaupten geschätzte vier Millionen Deutsche, die Schachregeln zu kennen.
Wo ist (unter Anderem) der weiße König?
Gut, vielleicht gibt es auch die eine oder andere Ausnahme,
aber dies hier ist nur unterschwellige Werbung für eine Schachkreuzfahrt und zählt deshalb nicht.
Ohnehin zahlte der Statist hier, um auf das Bild zu kommen....
Nicht selten nutzen Firmen das hohe Image des Schachs in der Gesellschaft für ihre Werbezwecke. Leider nur das Image des Schachs, das Image der Schachszene ist weitaus weniger positiv behaftet.
Wir berichteten hier schon mehrfach über Verwendung auf höchstem Niveau – so spielte man bei der Deutschen Bank vor Jahren über die Seiten des Brettes (d.h., die linke untere Ecke war weiß), Helmut Schmidt und Peer Steinbrück machten Werbung für ihr neues Buch und Arnold Schwarzenegger benutzte die Figuren für die Startseite seiner damals neuen Homepage.(inzwischen ging es back to the roots, das Thema wechselte - für den Terminator ist unumstritten er der Fachmann)
Auffallend ist der Mangel an Fachwissen auch in diversen Filmproduktionen. Aber.....
Der Leser ist am Zug
Liebe Leser, helfen Sie uns!
Kennen Sie ein schachliches Beispiel, in dem etwas nicht mit rechten Dingen zuging oder getürkt wurde (dieser Begriff stammt übrigens von dem wohlbekannten Schachtürken)?
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Kommentare
Näheres bei Bonaventura - http://www.vigilie.de/2013/stefan-zweig-schachnovelle/
Quelle: E. Meissenburg: "Stefan Zweig Schachspieler" in S. Poldauf, A. Saremba (Hrsg): MARGINALIA, Randbemerkungen zur Geschichte und Kultur des Schachspiels, Band 1, Berlin 2007. Der Artikel enthält die Partienotation nebst den Kommentaren aus der Schachnovelle.
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