Es ist schon etwas länger her, da erfand man im alten Griechenland die Olympischen Spiele für alle damals schon entdeckten Sportarten. Bei hohen Temperaturen wurde gerungen, gelaufen, Diskus geworfen, all so etwas, manchmal sogar nackt, und nach vier Jahren Pause traf man sich dann wieder für die nächsten schönen Wettbewerbe unter freiem Himmel, die man des Abends dann bei Wein, Oliven und Sirtaki ausklingen lassen konnte.
Eine harmonische Veranstaltung war es allemal, doch umso irritierender erschien es schon in der Antike, dass sich eine kleine Gruppe sogenannter Sportler nicht dem allgemeinen Konsens beugen wollte. Die Schachspieler waren es, einmal mehr, die sofort mit ihren eigenen olympischen Regeln aufzuwarten suchten. Nicht nur dass sie sich weigerten, nackt ihre Partien zu bestreiten, auch sah man sie nur selten beim abendlichen Sirtaki-Tanzen am Strand, denn die Schachsportler gingen meist früh in ihre Hütten zurück, um sich (worauf auch immer) vorzubereiten.
Besonders eigentümlich jedoch die Angewohnheit, dass der Antike Welt-Schachverband AWS darauf bestand, nicht die bewährte olympische Taktung von vier Jahren einzuhalten. Entgegen der althergebrachten Tradition lud der AWS hartnäckig alle zwei Jahre zur Olympiade, sehr zum Missvergnügen der übrigen Verbände, deren Athleten immer nur nach einer zähen vierjährigen Wartezeit zu diesem höchsten aller Sportfeste aufbrechen durften. Die Schachspieler aus nah und fern waren natürlich auch im Zweijahres-Abstand gerne dabei, allen voran die Finnen, die lieber einmal zuviel als einmal zu wenig ans warme Mittelmeer reisten. (Ähnlich wie heute waren sie aber auch schon in der Antike bei diesem Wettbewerb eher chancenlos.)
Olympisches Schachbuchlesen auf dem Rad - diese Sportart erfordert gute Nerven und ein gutes Buch
Wie schon von Homer in seinen Gedichten kritisch angemerkt, verweigerte der Antike Weltschachverband eine Begründung für den merkwürdigen Zwei-Jahres- Rhythmus – und tut es noch heute. Historiker vermuten in diesem Umstand sogar einen gewichtigen Grund für die jahrhundertealte Abseitsstellung der Schachspieler in der internationalen Sportfamilie. Als der AWS im Jahre 175 vor Christi sogar mit strategischen Planungen für eine monatlich auszurichtende Olympiade begann, lief das Fass über – nicht nur den Finnen wurde das dann doch zu viel mit der ganzen Reiserei quer durch Europa, auch die eher langmütigen Griechen zeigten sich aufgewühlt und schlossen den Schachsport kurzerhand aus dem olympischen Katalog aus.
Der AWS und die FIDE als ihr Rechtsnachfolger richten seitdem eine eigene Schacholympiade an anderen Orten aus (vorzugsweise im schönen Asien), doch traurig ist man in Schachkreisen nach wie vor über diese gefühlte Isolation – denn die anderen Sportlerinnen und Sportler aus allen Disziplinen treffen sich und sind alle vier Jahre fröhlich beisammen. Nur die Schachsportler, sie sitzen alleine bei ihrer Olympiade im trüben Tromsö. Gens ohne sumus - schade! -
An diesem Freitag ist Reisetag, und am Samstag geht es los mit einer weiteren Olympiade nur für das königliche Spiel – diesmal zieht es die internationale Familie an den Polarkreis, ins (wer weiß es noch nicht?) norwegische Tromsö. Andere Familienmitglieder können die Gelegenheit nutzen, mit GM Jörg Hickl die Olympiade im Altmühltal zu verfolgen - und das klingt als Alternative ja eigentlich auch ganz gut.
Auch wenn wir selber mit unserem Redaktionsteam leider nicht als Teilnehmer zugelassen wurden - der Schach-Welt-Blog wünscht den Spielerinnen und Spielern des Deutschen Schachbundes sowie allen Betreuern vor Ort eine tolle (zweijährige) Olympiade! Und grüßt uns den Weltmeister Carlsen!
Hopp auf, gelle!
Noch ein kleines olympisches Rätsel zum Schluss:
Welche(r) deutsche Spieler(in) war bei den letzten drei Olympiaden als Aktive(r) dabei,
kam dabei aber noch nicht für die deutsche Mannschaft zum Einsatz?
Kommentare
das sind alle sehr sehr gute Tips! Leider ist der oder die Gesuchte noch nicht dabei:
a) Wilfried Bode zählt nicht direkt zu den Aktiven (trotzdem natürlich viele Grüße nach Hameln!)
b) Liviu-Dieter Nisipeanu - diesmal dabei, vorher nicht? Krennwurzn wird es wissen, aber leider ist es nicht ganz die richtige Lösung.
c) Annegret Mucha, eine sehr sehr starke Idee von SF Hebbinghaus, und damit wohl richtig (leider kann ich nicht alle drei Olympiaden überprüfen, aber weil Holger sowieso immer alles richtig tippt, wird es sicherlich stimmen!
Allerdings ... offenbar gibt es noch jemand anderen, ebenfalls dreimal dabei, aber nicht für Deutschland. Weitere Tipps sind willkommen!
Gemeint waren die letzten drei Olympiaden, in Khanty Mansiysk, Istanbul, und .. jetzt in Tromsö. Danke für Eure Einsendungen - auch wenn Ihr wohl bei den Olympiaden vor Tromsö gesucht habt, korrekterweise. Pardon!
Die korrekte (bzw. gemeinte) Lösung hat somit einmal mehr SF Hebbinghaus ermittelt - es ist Oliver Müller vom SV Werder, der in Tromsö nun zum dritten Mal in Folge dabei ist, im Team des Blinden-und Sehbehinderten Weltverbandes.
Grüße an alle, und viel Spaß bei den Olympischen Spielen!
Von dieser Olympiade kann man viel lernen, z.B.:
Wenn 1500 Menschen gleichzeitig in eine Spielsaalvwollen und es nur vier Sicherheitsschleusen gibt, kann es zu -Staus mit Wartenzeiten bis zu 40 Minuten kommen, was den pünktlichen Turnierstart und auch die Karenzzeitregelung in Frage stellt.
Oder.
Wenn die Menschen vor dem Betreten des turniersaales mit einem Metalldetektor untersucht werden (Durchgehrahmen wie beim Flughafen) deren Rucksäcke aber neben diesen einfach durchgereicht und den Besiotzern wieder ausgehöndigt werden, ohne dass mal jemand hineinscheut, dann ...
...bringt die Sicherheitskontrolle nichts!!!
(Ist mir am ersten Tag wirklich so passiert).
Mal sehen, was ich noch so dazulerne...
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