Giri überall

Kaum zu glauben, dass Anish Giri noch zur Schule geht: Vorige Woche bestritt er sechs Runden in der Französischen Mannschaftsmeisterschaft, wo er seine inoffizielle Elo erstmals über 2700 hievte, ab heute Donnerstag spielt er in Malmö, dann stehen die Niederländische Meisterschaft an, die er 2009 als 15jähriger gewann, und im Juli dann sein erster Auftritt bei den Dortmunder Schachtagen, bevor er sich im August zum Training mit Vladimir Chuchelov an die französische Küste begibt und dann, falls er eine Wildcard erhält, zum Weltcup nach Chanti-Mansisk reist. Nebenbei schreibt er auch noch Eröffnungs- und Trainingsartikel für Chessvibes, kommentiert das Schachgeschehen in der Zeitschrift Schach und kümmert sich um seine hervorragende, dank vielen Helfern sechssprachige (!) Website. In der Schule fehle er so oft, da kommt es auf ein paar Tage mehr oder weniger nicht an, sagte er mir bei seinem Besuch in Wien, den er zwischen Französischer Liga und Malmö auch noch unterbrachte.

Anlass war ein in das Erste Wiener Kinderschachfest (Bildbericht) eingebettetes Uhrensimultan gegen Österreichs beste Junioren und Juniorinnen anlässlich der Präsentation eines Projekts, das sozial benachteiligten Kindern freien Schachunterricht ermöglicht und an dem ich nicht ganz unbeteiligt bin. Giri schlug das gemittelt fast 2250 starke Achterteam mit 6:2, kam aber nicht ungeschoren davon: Gegen Fabian Platzgummer kostete ihn ein Eröffnungsfehler eine Qualität, und trotz späterer Remischancen kämpfte ihn der Tiroler nieder. Die größte Überraschung aber war, dass Kathi Newrkla mit Schwarz ihn an den Rand einer Niederlage brachte. Hinterher analysierte Giri die kritischen Momente für seine Gegner und die Zuschauer selbstkritisch. Übrigens kann man die Partien mit diesen Nachbemerkungen nachspielen.
Ein klasse Auftritt war es aber auch, weil Giri vor dem Match mit den zum Fest gekommenen Kindern spielte und Fragen beantwortete: Etwa, ob er denn schon eine Freundin hat. "Schon? Leider nicht mehr." Mitleidige Anschlussfrage: Ob er denn nun in Wien eine Freundin sucht? Da gab er feixend zurück: "Nicht nur hier, überall!" Das erklärt dann wohl, warum er so viel unterwegs ist. 

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