Grimms Märchenstunde, ein persönlicher Nachtrag
Vor einigen Tagen schrieb ich eine Rezension zu dem Buch „Playing the Trompowsky“ von IM Richard Pert. Ich habe dort anhand einiger exemplarischer Varianten aus dem Buch gezeigt, dass meiner Meinung nach dem Autor dort einige Fehler unterlaufen sind. Also habe ich das Buch negativ bewertet weil ich glaube, dass gerade bei einem Eröffnungsbuch der Schwerpunkt auf die Korrektheit einzelner Varianten liegt. Was taugt ein Eröffnungsbuch wenn ich den Analysen nicht trauen kann, beziehungsweise wenn ich im schlimmsten Fall vielleicht sogar in einer schlechten Stellung lande? Mein Anliegen war niemals ein persönlicher Angriff auf den Autor oder eine Herabwürdigung seiner Arbeit. Sollte dies den Eindruck erweckt haben, möchte ich mich natürlich dafür entschuldigen! Mir ist selbstverständlich klar, dass man gekränkt und/oder sauer ist wenn man negative Kritik zu lesen bekommt über das eigene Werk.
Aber…meine Aufgabe als Rezensent ist das gerechte, objektive ausgewogene Bewerten. Ich bewerte Bücher immer aus der Sicht des zahlenden Kunden, nicht aus der Sichtweise des Autors oder des Verlages. Als ich zum Beispiel damals das neue Chessbase 10 negativ bewertete…war ich bei Chessbase ab sofort eine „Persona non grata“. Darauf kann und darf ich aber keine Rücksicht nehmen, alles andere wäre unglaubwürdig.
Wie sagte doch ein kluger Kopf: Es ist fast unmöglich, die Fackel der Wahrheit durch ein Gedränge zu tragen, ohne jemanden den Bart zu versengen…
Auf der anderen Seite wurde mir bisweilen vorgeworfen, ich sei bei meinen Beurteilungen zu „weich“, lobe zu viel und gebe zu wenig Kritik. Wie man sieht, eigentlich kann man es niemanden recht machen! Im Übrigen schreibe ich die Rezensionen in meiner knappen Freizeit (ich bin berufstätig und nebenbei habe ich auch noch 3 Kinder), es ist also ein Hobby von mir, ich habe davon keinerlei finanziellen Gewinn.
Aber zurück zu dem Buch:
Als meine Besprechung veröffentlicht wurde, musste ich mich persönlichen Anfeindungen, Lügen und einer Herabwürdigung meiner Person ausgerechnet im Blog des Quality Chess Verlages erwehren.
Es wurde zum Beispiel behauptet, ich sei vom Herausgeber der Europa Rochade „rausgeschmissen“ worden! In Wahrheit schickte ich keine Rezensionen mehr an diese Zeitung weil der Herausgeber ohne meine Erlaubnis unter meinen Rezensionen nicht Schach Niggemann als Bezugsquelle angab sondern einfach einen anderen Schachhändler!
Andere anonyme User stellten meine Kompetenz in Frage und machten sich über mich lustig. Ich bin kein Titelträger, das ist klar, aber wie man bei uns in Bayern so schön sagt „auf der Brennsuppen“ bin ich deshalb auch nicht daher geschwommen. Ich selbst bezeichne mich als Hobbyschachspieler mit jetzt beinahe 30 Jahren Turnierschacherfahrung .Meine ELO beträgt aktuell 2147 und meine DWZ 2010, das bedeutet, ich bin mit meiner Zahl besser als 95% aller organisierten Vereinsspieler in Deutschland.
Außerdem schreibe ich jetzt seit gut 7 Jahren Rezensionen und glaube schon behaupten zu können, mich in Sachen Schachbücher ein wenig auszukennen.
Sollte dies nicht reichen als Qualifikation zum Besprechen von Schachbüchern?
Auf mein Bestreben hin wurden von GM John Shaw und GM Jacob Aagaard diese beleidigenden und herabwürdigenden Kommentare im Quality Chess Blog größtenteils gelöscht. Dafür noch einmal mein Dank an dieser Stelle!
Der Autor des Buches, IM Richard Pert antwortete öffentlich auf meine Kritik und griff 2 Varianten auf, die ich unter anderem kritisierte. Auf die anderen Abspiele, die ich auch in meiner Kritik erwähnte, ging der Autor leider nicht ein. Mittlerweile habe ich in verschiedenen in- und ausländischen Schachforen noch mehr Varianten aus dem Buch gesehen die einfach so wie im Buch definitiv nicht funktionieren.
Wie gesagt, das ist kein Angriff auf den Autor sondern nur eine Klarstellung, was ich (und auch andere) in dem Buch gesehen habe. Für meinen Geschmack sind die Varianten und Abspiele ganz einfach nicht gründlich recherchiert. Wir sprechen hier auch nicht von 1-2 Varianten sondern einer ganzen Handvoll. Als Gegenzug dazu habe ich in dem Buch von Kotronias (Königsindisch) auch nach tagelangem Stöbern mit diversen Engines keinen Fehler entdeckt!
Soviel zu dem Vorwurf des Autors dazu, ich „kritisere wohl sehr gerne“.
Ja was denn jetzt? Sanfter Weichspülkritiker oder bissiger Haudraufkritiker?
Ich entschuldige mich dafür, wenn ich mit meiner Kritik einigen Leuten auf die Füße getreten bin.
Trotzdem werde ich auch zukünftig meine Rezensionen so schreiben, wie ich sie vor mir selbst verantworten kann ohne Rücksicht auf Interessen jeglicher Art Anderer.
Ich hoffe, ich konnte meinen Standpunkt noch einmal klarstellen und bitte darum, bei zukünftigen Rezensionen auf das Buch, bzw. die dazugehörige Kritik Stellung zu nehmen und nicht auf meine Person.
Martin Rieger, 10.August 2013

Martin Rieger
Kontakt: rieger@schach-welt.de
Kommentare
Umgekehrt: Wenn ich auch nur den leisen Verdacht habe, dass eine Rezension einseitig die Interessen des Verlages verfolgt, ist das Produkt für mich unkaufbar !
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