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Hello again Bad Wiessee

In einigen Tagen ist es wieder so weit: Die Offene Bayerische Meisterschaft in Bad Wiessee steht vor der Tür. Es wird meine zweite Turnierteilnahme sein. Für die eingefleischten Teilnehmer bin ich damit noch ein echter Frischling. Teilnehmer, denen man ohne weiteres bereits die hundertste Teilnahme zutrauen würde, schwärmen vom Tegernsee, den Bergen und den Turnierbedingungen. Das tue ich auch, aber egal.

Was macht das Turnier so besonders?

Normalerweise würden in Bad Wiessee Ende Oktober die Lichter ausgehen, nur das Schachturnier bringt den Wirten eine weitere Woche angetrunkene und fleischessende Gäste. Die Hotels bleiben gut besucht, allein an Spielern sind es 470. Nicht mitgerechnet die Zivis äh bufdis, oder wie die neuerdings heißen, für die Anwärter auf den Seniorenpreis.
Der Altersschnitt, der maximal noch in politischen Partein erreicht wird, macht dieses Turnier für Menschen wie mich attraktiv. Menschen, die einmal über 2400 hatten und sich aufgrund zusammengespielter Normen, jetzt Internationaler Meister nennen dürfen. Das man mit den unter 20-Jährigen  nicht mal eine Fussballmannschaft zusammenbekmmt, verdanken die Teilnehmer der geschickten Planung der Organisatoren, das Turnier direkt außerhalb jeglicher Schulferien zu legen.

Außerdem gibt es interessante Großmeister zu treffen. Mein persönlicher Favorit ist Ulf Andersson. Die Legende holte im letzten Jahr 100%, gut die drei kampflosen Punkte nicht mitgerechnet. Aber ich will jetzt auch nicht kleinlich werden. Des Weiteren spielen aus aller Herren Länder weitere Großmeister mit. Letztes Jahr führte die Deutsche Delegation Daniel Fridman an, der Deutschland dieses Jahr als einziger beim World-Cup vertrat.
Übrigens einer der Großmeister die aus Symphatie-Gesichtspunkte deutlich unterschätzt werden. Ich kann mich an mein einziges Bundesligawochenende erinnern, an dem Daniel am Samstag nach seiner Partie, nicht wirklich der Herr über sein Handy war. Sagen wir so, der Anrufer schien nicht zu wissen, dass 3mal wegdrücken heißt „RUF JETZT NICHT AN!“

Was macht man nach der Partie?

Natürlich wird eines der zahlreichen Restaurants aufgesucht und so lange Weizenbier geschlürft bis man auf einmal  mit drei Läufern gegen vier Springer spielt. In den Restaurants ist der Teufel los. Dass man zufällig den Gegner der gerade gespielten Runde trifft ist nicht außergewöhnlich. Auch das Essen ist gut und wer mich kennt, weiß, dass ich da eine gewisse Kernkompetenz besitze.

Es gibt aber auch Kurioses aus dem Restaurant-Wesen. So musste ein Freund von mir feststellen, dass der Koch eines Restaurants sein Schnitzel großzügig mit Plastikfolie garniert hatte. Gut, dachte ich, wir sind eine sehr liberale Truppe, aber wie sagte schon ein bekannter Politiker aus Bayern: „Äh wer für alles äh offen äh ist, ist nicht äh mehr ganz äh dicht!“ So forderten wir dann auf der Rechnung den präzisen Hinweis auf das Plastik, da wir uns, ob eines möglichen geminderten Mehrwertsteuersatzes bei Plastikprodukten, nicht ganz sicher waren.

Wie kommt man nach Bad Wiessee? Ich habe letztes mal den Flugweg ausgetestet. Als überzeugter Öko und eingefleischter Vegetarier verzichte ich dieses Jahr natürlich auf das Flugzeug und nehme, na? Das Auto natürlich! Da muss man dann auch mal konsequent sein. Aber natürlich, alle die sich nichts aus der Zukunft unserer Kinder machen, also ich arbeite noch dran, aber die Floskel ist einfach zu platt um sie nicht zu benutzen, können auch die Bahn nehmen. Man kann dann mit dem Bus direkt ins Örtchen reinfahren, und direkt ans Brett oder ins Bett fallen.

Ich habe Ihnen den Mund wässerig gemacht? Tja, Pech gehabt, die Teilnehmerliste ist schon seit Tagen voll. Vielleicht nächstes Jahr!
Jonathan Carlstedt

Seit Juni 2011 bin ich Internationaler Meister, seit Januar 2011 habe ich 100 Elopunkte verloren. Seit Juni 2010 habe ich mein Abitur in der Tasche, seit August 2011 betreibe ich eine Schachschule in Lüneburg. Beruflich bin ich also Schachspieler, Trainer, Organisator (siehe links oben), Journalist und Autor. Hauptberuflich macht mir Schach Spaß. Alles was Sie nie über mich wissen wollten, werden Sie in diesem Blog erfahren. Viel Spaß beim Lesen!

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