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Hopp auf, Olympia!

Die Spiele sind eröffnet Die Spiele sind eröffnet O.St.

Die Figuren sind aufgebaut, der Strom fließt durch die Bretter, und (am Wichtigsten) auch Kaffee steht schon bereit - die Olympischen Schachspiele können beginnen. In Istanbul treffen sich Teams aus über 150 Ländern dieser Welt, um bei den Frauen und Männern über elf Runden die Titel auszuspielen. Nach der gestrigen Eröffnungsfeier im WOW Convention Center wird das Turnier bis in den September hinein dauern – viel Gelegenheit also für fanatische Online-Schlachtenbummler, im Netz die Myriaden von Partien zu verfolgen, die bis zur Siegerehrung gespielt werden.

(WOW Convention Center - das klingt etwas ungewohnt, aber eigentlich ist es ein ganz flotter Name! Zumindest hat es mehr Flair als so mancher Stadionname in der Fußball-Bundesliga. Spielt nicht zum Beispiel die SpVgg Greuther Fürth in der Trolli Arena? Ich glaube, vorher hieß es sogar Playmobil Stadion. Man merkt es sofort - Fußball ist ein Sport für echte Männer.)

Die Board Pairings  für die erste olympische Runde (Beginn um 15:00 Ortszeit, also 14 Uhr zwischen Rantrum und Regensburg) werden von der Turnierleitung in ansprechender Form präsentiert.

Bei den Herren bekommt es heute unter anderem die Dominikanische Republik mit der an Eins gesetzten Russischen Schachschule zu tun, die Ukraine trifft auf den Irak, und Team Germany wurde mit Neuseeland zusammengelost. Mal sehen - große Überraschungen sollte es heute noch nicht unbedingt geben. Wenn ein Spieler aus einer der favorisierten Mannschaften patzt, wird die ELO- Übermacht an den übrigen 3 Brettern vermutlich immer noch das erwartete Resultat zustande bringen.

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Blick auf die Live-Partien - kurz nach Spielbeginn waren scheinbar noch nicht alle Bretter besetzt

Wie es aussieht, sind nicht alle Länder mit allen Top-Spielern angereist – Weltmeister Anand ist anders als sein Herausforderer Gelfand nicht mit an den Bosporus gekommen. Peter Swidler fehlt, und auch Magnus Carlsen läuft nicht auf. Dennoch sind viele wohlklingende Namen dabei, und wie jedes Mal ist es eine große Feier für das Schach und für (auch wenn es kitschig klingt) die Freundschaft, das Kennenlernen und bessere Verstehen.

Wir freuen uns, dass Deutschland trotz einiger vertraglicher Streitigkeiten noch immer nicht von der FIDE verboten wurde und darum dieses Mal noch teilnehmen kann. Zwölf Spieler aus deutschen Landen gehen an den Start:

Bei den Damen:

Elisabeth Pähtz (sie wohnt ja auch schon in der Türkei)

Marta Michna (mit Norderstedt gerade in die Bundesliga aufgestiegen)

Tatjana Melamed (aus Halle – stets gefährlich)

Melanie Ohme (wird auf ihrem Blog sicher berichten)

Elena Levushkina (WGM aus München)

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Live-Videos auf der Turnier-Homepage - hier ein Blick auf das russische Damenteam


Bei den Herren:

Arkadij Naiditsch (war vom DSB zwar gesperrt, wurde aber für die Olympiade zum Glück wieder freigeschaltet)

Igor Khenkin (hat sich mit starken ELO-Wertungen ins Team zurückgekämpft)

Daniel Fridman (amtierender deutscher Meister!)

Georg Meier (was soll man sagen – einfach stark)

Jan Gustafsson (traditionsreicher Hamburger Großmeister und eigentlich unbezwingbar)

Und es gibt noch zwei weitere Deutsche an den Brettern:

Sergey Salov (Internationaler Meister vom traditionsreichen Lübecker SV - er geht für die Weltauswahl des ICSC (International Committee of Silent Chess) in Istanbul an die Bretter)

Oliver Müller (FM vom traditionsreichen SV Werder Bremen, der in der Auswahl des IBCA (Weltverband der Blinden-und Sehbehinderten) spielt – heute sogleich gegen Bulgarien!)

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Auch in Istanbul ist es immer der selbe Konflikt - entweder Schachspielen, oder die Sonne genießen!
                                                                                             (Foto: Emese Kazár)

Heute geht es los.
Hopp auf, Olympia - genießen wir die Spiele!

*********

Wichtige Leserfragen:

1) Lieber Schachspielen, oder lieber die Sonne genießen?

2)
Es brennt mir ja unter den Nägeln, und ich frage mich, ob die FIDE da nicht wieder irgendetwas falsch verstanden hat. Also: warum findet die Schacholympiade eigentlich alle zwei Jahre statt (2008 Dresden, 2010 Khanty-Mansijsk, 2012 Istanbul)? Sind nicht Olympiaden regulär immer mit einem Zeitabstand von vier Jahren gedacht? Ich hoffe auf das Forum!

Olaf Steffens

Olaf Steffens, Diplom-Handelslehrer, unterrichtet an einer Bremer Berufsschule. FIDE-Meister seit 1997, ELO um die 2200, aufgewachsen in Schleswig-Holstein. Spielte für den Schleswiger Schachverein von 1919 (moinmoin!), den MTV Leck (hoch an der dänischen Grenze!), den Lübecker Schachverein, die Bremer Schachgesellschaft und nun für Werder Bremen.

Seit 2012 Manager des Schachbundesliga-Teams des SV Werder Bremen.

Größte Erfolge:
Landesmeister von Schleswig-Holstein 1994, Erster Deutscher Amateur-Meister 2002, 5.Platz beim letztenTravemünder Open 2013, und Sieger des Bremer Hans-Wild-Turniers 2018.

Größte Misserfolge:
Werd´ ich hier lieber nicht sagen!

Größte Leidenschaften:
früh in der Partie irgendetwas mit Randbauern und/ oder g-Bauern auszuprobieren und die Partie trotzdem nicht zu verlieren – klappt aber nicht immer.

Kommentare   

+1 #1 Holger Hebbinghaus 2012-08-28 16:33
0. Ich weiß zwar nicht, ob der SV Jenapharm Jena ebenso traditionsreich ist wie die genannten Vereine aus der dritt- und viertschönsten Hansestadt, aber in jedem Fall nimmt auch Annegret Mucha teil, und zwar für die Frauenauswahl des ICSC.
2. Bekanntlich lautet das olympische Motto "Citius, altius, fortius" (schneller, höher, stärker), und die FIDE ist eben so schnell, dass sie schon nach 2 Jahren eine neue Olympiade stattfinden lässt :-)
+1 #2 Olaf Steffens 2012-08-28 16:50
Hallo Holger,

danke für den schnellen Hinweis - da hätte ich nachgucken sollen bei dem Damenturnier. Natürlich gehört Annegret Mucha mit hinein in die Auflistung. Gut, dass es Dir gleich aufgefallen ist.
Moin aus Bremen (Hansestadt)

Olaf

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