Kanzlerpartie

Als Lokomotive hat Steinbrück ausgedient Als Lokomotive hat Steinbrück ausgedient Österreichische Telefonwertkarte

Wie vielversprechend begann der Vorwahlkampf. Nachdem die SPD Peer Steinbrück nominiert hatte, war Schach öfter als sonst in der politischen Kommunikation. In Porträts wurde sein Hobby erwähnt, Kommentatoren versuchten einander mit schachlichen Metaphern zu übertreffen. Dass bei einem Fototermin mit Helmut Schmidt ein Schachbrett zeitweise falsch aufgestellt war, machte die Runde durch die Medien. Und dass Steinbrück auf dem Briefpapier des Bundesfinanzministeriums bei der Suche nach Schachsponsoren half, wurde viele Jahre später, weil er nun Kanzlerkandidat war, auf einmal zur Affäre, obwohl weder er persönlich noch Parteifreunde profitiert hatten.

Doch je mehr er für die Medien der Mann wurde, der kein Fettnäpfchen ausließ, umso weniger kam Schach noch vor. Aus der Schachszene kam keine Schützenhilfe. Mag der eine oder andere heimlich hoffen, dass unter einem wie ihm das Schach einen ganz neuen Stellenwert kriegen könnte - zur öffentlichen Thematisierung taugte unsere geteilte Leidenschaft nicht. Steinbrück versuchte einen Befreiungsstoß in der WELT, outete seine dänische Oma als Schachlehrmeisterin und verkündete, ob Wunschdenken oder Überzeugung, dass die Dame allein auch beim Schach nicht gewinne. Es half nichts. Nach einem Fingerzeig sah ihn schon mancher Schreiber mattgesetzt. Da poppt unmittelbar vor der Bundestagswahl ein anderer, schief verwendeter Schachbegriff auf: Die letzten Meinungsumfragen erwarten ein, nun ja, "Patt".      

Kommentare   

#1 Schachorganisator 2013-09-22 10:58
Bei patt ist eine Schachpartie zu Ende.
Ein patt bei einer Wahl gibt es faktisch nicht.
45% : 45% sollen dies zwar suggerieren, aber letztendlich wird der Abstand einige Tausend Stimmen oder mehr betragen.
Ich weiß zwar nicht, was bei einem Unterschied von weniger Stimmen passiert, aber ich denke, letztlich könnte eine einzige Stimme mehr reichen.

Was Steinbrück konkret betrifft: er selbst hat ja oft genug gesagt, dass er nur als Kanzler in ein künftiges Kabinett einzieht und danach sieht es wohl nicht aus - leider oder Gottseidank, je nach Sichtweise.

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