Mach´s noch einmal, Sven

MF Sven Noppes und GM Peter-Heine Nielsen MF Sven Noppes und GM Peter-Heine Nielsen OSt

Da ist sie wieder, die Schachbundesliga! Es gab einige oder sogar sechs Monate Pause, in denen die Spieler verschnauften und die Zuschauer selber üben mussten, doch nun öffnet die Liga wieder ihre Pforten und trifft sich an vier verschiedenen Spielorten zu den ersten Wochenenden der neuen Saison:

- in Berlin mit dem gefühlten Bundesliga-Urgestein SF Berlin, dem SV Griesheim sowie den beiden Aufsteigern König Tegel und Viernheim.

ilja schneider portrt

Ilja Schneider, ein Schachfreund aus Berlin

- in München laden die Bayern zu den ersten Runden ein und haben dazu gleich den neuen Deutschen Meister Klaus Bischoff engagiert – leider nicht als Spieler, doch immerhin als Kommentator, und allein dafür lohnt sich die Anreise in den Süden! Hinzu kommen die Gäste aus Mülheim und Wattenscheid, sowie der Münchner Reisepartner Eppingen. Wie wird ausgehen? Schau´n mer mal!

- im schönen Emsdetten versammelt sich der SK Turm mit seinem Reisepartner aus Katernberg, und zu Gast im Münsterland sind der SV Hockenheim und der Meister der letzten 49 Jahre, die OSG Baden-Baden. Es wird also wieder viel geboten für die zuschauenden Schachfreunde aus der Region, seien sie aus Burgsteinfurt, Nordwalde, Saerbeck oder Greven-Reckenfeld.

- und in Bremen hat die Schachabteilung das Weserstadion gebucht und empfängt dort den neuen Reisepartner Hamburger SK (moinmoin) sowie die Teams aus Trier und … Solingen! Eigentlich wäre Solingen ebenso wie Mülheim ja das stärkste Team der Liga, wenn da nicht noch Sven Noppes mit seinen Baden-Badener Jungens wäre. Im letzten Jahr hat Solingen an der Weser überraschend Punkte gelassen – am Samstag wird man sehen, wer den besseren Start in die neue Saison haben wird.

werder

Man ahnt schon, auf welcher Seite die Bremer sitzen

Wieder werden alle Partien live und (warum auch immer) kostenfrei ins Internet übertragen. Allerdings gibt es dabei ab dieser Saison eine leichte zeitliche Verzögerung, um das Schummeln mit SF Fritz und Houdini und wie sie alle heißen zu erschweren. Darum – lieber selber hingehen und live vor Ort zuschauen. Support your local Liga!

 Nach den nur sparsam erfreulichen Ereignissen rund um das Handy von Falko Bindrich (und später auch Jens Kotainy) hat die Liga nun zügig neue Regularien verabschiedet, um sich und die Welt gegen eDoping zu wappnen:

-         - Die Spieler dürfen keinerlei elektronischen Geräte mehr mit sich führen. Jeder, der so ein Gerät mit sich führt, verliert automatisch die Partie. (Obacht!)

-         - Jeder Spieler muss spätestens vor seinem ersten Einsatz eine Vereinbarung vorlegen, nach denen er sich auch den Regeln des DSB unterwirft, falls die Schach-Bundesliga aufgrund von Täuschungsversuchen Sanktionen gegen ihn ausgespricht.
(Das ist eine direkte Reaktion auf das juristische Dilemma, nach dem im letzten Jahr Falko Bindrich zwar durch die Liga gesperrt, aber nicht vom Schachbund bestraft werden durfte. Diese Teilung ist von nun an aufgehoben, und soll (mit Grüßen an Jens Kotainy) bald auch für Offene Turniere gelten.)

 

Und sonst? Rein sportlich werden die interessanten Punkte rund  um das erste Liga-Wochenende von Georgios Souleidis auf der Seite der Schach-Bundesliga aufbereitet. Alle Daten und Fakten, Spielorte, Eintrittspreise – wie immer lohnt ein Blick.

molly

Bundesliga-Auftakt! Nicht alle sind interessiert, aber das ist ja auch ok so

Abschließend noch ein Blick auf das Liga-Orakel aus Bad Homburg. Auch für die neue Spielzeit hat es mit Charme und Eloquenz eine 95%ige Wahrscheinlichkeit errechnet, dass Baden-Baden und auch Teamchef Sven Noppes einmal mehr Meister wird – zum fünfzigsten Mal in Folge, ein schönes Jubiläum.  (Direkt dahinter folgen die Schachfreunde des SV Mülheim-Nord, mit einer Wahrscheinlichkeit von immerhin 2,2 %).

Wir wollen und können das nicht widerlegen, denn immerhin hat die OSG eine Reihe von ziemlich guten Spielern in ihren Reihen. Jedoch: Magnus Carlsen steht nicht mehr in ihrem Kader, und das ist doch schon eine gewisse Schwächung im Meisterschaftsrennen. Oder nicht? Darum halten wir einfach mal dagegen und sagen – Solingen macht´s!

***

Noch ein kleines internationales Quiz zum Schluss: weiter oben haben wir ein Foto versteckt, auf dem eine Bremer Schachmannschaft zu sehen ist. Die Frage ist - welche Mannschaft war der Gegner? Einsendungen bitte rechtzeitig bis zum Saisonbeginn hier im Kommentarbereich! 

Olaf Steffens

Olaf Steffens, Diplom-Handelslehrer, unterrichtet an einer Bremer Berufsschule. FIDE-Meister seit 1997, ELO um die 2200, aufgewachsen in Schleswig-Holstein. Spielte für den Schleswiger Schachverein von 1919 (moinmoin!), den MTV Leck (hoch an der dänischen Grenze!), den Lübecker Schachverein, die Bremer Schachgesellschaft und nun für Werder Bremen.

Seit 2012 Manager des Schachbundesliga-Teams des SV Werder Bremen.

Größte Erfolge:
Landesmeister von Schleswig-Holstein 1994, Erster Deutscher Amateur-Meister 2002, 5.Platz beim letztenTravemünder Open 2013, und Sieger des Bremer Hans-Wild-Turniers 2018.

Größte Misserfolge:
Werd´ ich hier lieber nicht sagen!

Größte Leidenschaften:
früh in der Partie irgendetwas mit Randbauern und/ oder g-Bauern auszuprobieren und die Partie trotzdem nicht zu verlieren – klappt aber nicht immer.

Kommentare   

#1 Thomas Richter 2013-10-09 20:26
Ohne Carlsen ist Baden-Baden sicher nicht schwächer, denn die letzten vier Jahre holte er genau null (0) Brettpunkte für "Team Grenke". Offenbar hat er sich - was die Bundesliga betrifft - immer noch nicht von seiner Niederlage gegen Bartosz Socko in der Saison 2008/2009 erholt und verzichtete vorsichtshalber auf weitere Einsätze. Wurde er eigentlich dafür bezahlt, dass er vielleicht mal spielt, und jedenfalls für keinen anderen deutschen Verein?

Eine andere Frage - hat ja auch ein bisschen mit der Bundesliga zu tun: Weiss jemand, was der Hintergrund ist für die B- (oder C- oder D-) Teams beim European Club Cup? Solingen hat immerhin noch zwei IMs (Wegerle und Schaefer, in der Bundesliga an 14 und 15 gemeldet), Eppingen hat nur einen CM im Aufgebot, und Muelheim sogar einen Elolosen und drei Spieler der Kategorie 1900-2000. Hätten sie mir Bescheid gegeben, dann hätte ich mich geopfert, wäre schnell in den Verein eingetreten und würde in Rhodos mitspielen.
#2 MiBu 2013-10-09 20:40
Zum Quiz: Sieht so aus, als wäre der kräftige Herr an 2 Peter Svidler und der deutlich schmächtigere an 3 Michael Adams, es dürfte also eine Aufnahme von OSG vs Werder aus der Saison 11/12 sein.

An Thomas: So leicht ist das mit dem Anheuern auch nicht, es sind nur Spieler spielberechtigt, die auch für den Verein gemeldet waren: "12.8.1 The teams shall be composed of six players all of whom must be members of the club and were entitled to play for the club in the national team championship of the federation which was
organized within one year before the start of the current European Club Cup. However, players who
are foreigners to the federation in which the national team championship is organized, must have
played at least two games in this championship. Foreigners are defined as those which are either
belonging to another federation in the FIDE Rating List valid at the start of the national team
championship or have a permanent residence outside the federation in which this national team
championship is organized."
Natürlich (?) kann man das mit Geld heilen: "12.8.2 If a participating club wants to include a player who does not fulfill the requirements of
article 1.2 the club has to pay an amount of 2500 Euro (1000 Euro for the women event) to ECU.
These players have to be announced to the Tournament Director before the deadline for nomination
of teams and the extra fee has to be paid to ECU before start of the competition. In the open
competition no more than two players, in the women's competition no more than one female player,
may be replaced."
#3 Thomas Richter 2013-10-09 21:46
Schade eigentlich, 2500 Euro aus eigener Tasche bezahlen will ich nun auch wieder nicht! Eher ein Detail: Dürfen die Mühlheimer Amateure (normal z.T. in der vierten und fünften Mannschaft) mitspielen weil sonst niemand wollte und Zeit hatte, oder ist das vielleicht auch ein Dankeschön für eine Spende in die Vereinskasse?

Die Regeln kannte ich schon, vielleicht deswegen spielte Aronian in der letzten Saison genau zwei Partien für Baden-Baden. Erklärtes Ziel war ja, mit ihm endlich mal den Cup zu gewinnen - aber jetzt sind nicht nur Anand und Carlsen verhindert (und wären ohnehin nicht spielberechtigt), sondern auch Svidler, Shirov und Movsesian die alle für russische Vereine antreten. Es gab vor einigen Jahren auch mal einen kleinen Skandal, als Caruana für einen (ich glaube spanischen) Verein spielen wollte aber (da keine zwei Partien) nicht durfte - ist "mit Geld heilen" eine neue Regel?

Ausnahmen gibt es wohl für Länder die gar keine eigene Meisterschaft haben - meines Wissens Aserbaidschan, SOCAR spielt vorne mit Caruana, Giri, Kamsky, Wang Hao und Topalov - dahinter immerhin noch Radjabov, Mamedyarov und Safarli.
#4 paulmagriel 2013-10-10 02:35
Aufsteiger aus Kreuzberg? Ein Freudscher Verschreiber?! Jedenfalls könnten Sie sich damit unbeliebt machen in Tegel, lieber Herr Steffens, zumal die auch noch die erste Runde in Berlin ausrichten.
- Übrigens war Carlsen nicht nur auch mal für die SF Berlin gemeldet, sondern hat tatsächlich auch gespielt: in der Saison 2004/05.

Die Wahrscheinlichkeit, dass Baden-Baden deutscher Meister wird, halte ich mit 95% noch für stark untertrieben. Mir leuchtet auch ihr Konzept nicht so ganz ein, aber wem´s Spaß macht. - Nur: wem macht so etwas Spaß?
A propos Spaß: Wo steht das eigentlich, dass Spieler keine Handys mit in den Spielsaal nehmen dürfen? Hab es auf die Schnelle nicht gefunden.
#5 Olaf Steffens 2013-10-10 09:13
Moinmoin Herr Magriel,

Ascheregen über mein Haupt, und lebenslange Minusbauern - das war wirklich ein schlimmer Patzer, ein echter Bock, mit Kreuzberg statt König Tegel. Heidewitzka. Verzeihung, liebe Tegeler!

Wir waren ja letztes Jahr noch selber dort am schönen Tegeler See in der letzten Runde der 2.Liga und wurden mit 7,5 : 0,5 wieder nach Bremen zurückgeschickt vom neuen Bundesliga-Aufsteiger. Also, eigentlich weiß ich, wie König Tegel heißt, und es gab auch keine guten Gründe dafür, den Namen hier zu verwechseln. (Außer natürlich, dass Berlin so groß ist aus Bremer Sicht, und die zahlreichen starken Vereine dort, starke zweite Mannschaften auch noch, das ist beinahe schon verwirrend. Aber trotzdem - Tegel bleibt Tegel!)

Zur Meisterschaft und zum Spaß daran habe ich wie Sie auch keine so rechte Meinung, denn superaufregend ist es nicht. Außer natürlich Solingen zieht in diesem Jahr durch. Wer weiß!

Und zu Ihrer letzten Frage - das hat mich auch sehr aufgeschreckt, mit dem Verbot der elektronischen Geräte "am Mann", und sonst Partieverlust.
Ich habe darüber in der Turnierordnung nichts gefunden. Laut Aussage des Bundesliga-Turnierleiters Herrn Kohlstädt gilt diese Regelung ab der neuen Saison für die 1.Liga. Er hat es auf Nachfrage auch nochmal bestätigt.

Vermutlich (hoffentlich) werden die Schiedsrichter vor Ort es noch einmal ansagen, vor der Partie.
#6 Schachorganisator 2013-10-11 12:16
Keine Handys in der 1.Bundesliga.
Schon bei der beantragten Spielsperre für Falko Bindrich im Vorjahr spielte es eine Rolle.
Hier die seinerzeitige Begründung:
Zitat:
Bei seiner Entscheidung hat das Präsidium insbesondere berücksichtigt, dass bereits das Beisichführen technischer Hilfsmittel untersagt ist.
In der TO der 1.Bundesliga vom 15.06.13 steht hierzu:
Zitat:
5.3.4 Der Schiedsrichter ist verpflichtet, den Gebrauch von Computern im Turnierareal zum Zwecke der Berichterstattung (Live-Übertragung, etc .) zu gestatten. Die Spieler dürfen während ihrer laufenden Partie keinen Zugriff auf Mobiltelefone, Computer und sonstige elektronische Geräte ohne Zustimmung des Schiedsrichters haben oder sich diesen verschaffen; das gleiche gilt für Mannschaftsführer während des Wettkampfs ihrer Mannschaft. Die Spieler und Mannschaftsführer sind bei begründetem Verdacht
auf Benutzung von Geräten gemäß Satz 2 auf Verlangen des Schiedsrichters verpflichtet, diese Geräte einzuschalten und zur Überprüfung auszuhändigen. Bei
begründetem Verdacht auf Benutzung von Geräten gemäß Satz 2 ist der Spieler auf Verlangen des Schiedsrichters verpflichtet, die Überprüfung des Inhalts seiner Kleidung, Taschen oder Gepäckstücke, ferner die Überprüfung seiner Person mit Metalldetektoren zuzulassen. Der Schiedsrichter kann gegen den Spieler und Mannschaftsführer bei Verstoß gegen Pflichten aus d
en Sätzen 2 bis 4 Ordnungsmaßnahmen nach Ziff. 8.1 verhängen.
Von automatischem Partieverlust steht hier nichts und natürlich auch nichts von einer Spielsperre.

Allerdings stehen unter 8. die möglichen Strafen.
Zitat:

8.Strafen
8.1
Bei Verstößen gegen die Turnierordnung können der Schiedsrichter und der Turnierleiter
folgende Strafen gegenüber Mitgliedern, Spielern, Mannschaftsführern und Zuschauern verhängen:
a) Ermahnung,
b) Verwarnung,
c) Verweis,
d) Zeitstrafen,
e) Annullierung von Spielergebnissen und Anordnung
von Wiederholungsspielen,
f) Erkennung auf Verlust von Partien,
g) Ausschluss von der laufenden Runde,
h) Anordnung, den Spielbereich oder das Turnie
rareal zu verlassen Mehrere Strafen können nebeneinander verhängt werden.
#7 Olaf Steffens 2013-10-11 17:15
@MiBu

So sieht´s aus, junger Freund - souverän gelöst!

@Schachorganisator

Danke für die Details aus der Turnierordnung. Das hilft ja immer weiter, und wer sonst soll die hier einstellen, wenn nicht der Schachorganisator himself?
Wenn ich auch die Worte lese, so kann ich daraus noch nicht erkennen, dass man durch das Mitführen eines schönen Smartphones schon sofort genullt wird. Obwohl, andererseits -

Die Spieler dürfen während ihrer laufenden Partie keinen Zugriff auf Mobiltelefone, Computer und sonstige elektronische Geräte ohne Zustimmung des Schiedsrichters haben oder sich diesen verschaffen

Man darf es also nicht, und wenn der Schiri will, kann er sofort nullen - auch wenn er als Sanktionen ebenfalls ermahnen oder verwarnen könnte. Muss er aber nicht. Auch gleich kann die Null kommen - vielleicht ist es so gemeint, und die neue Richtlinie.
(Zum Glück bin ich kein Jurist. Oder auch - leider. Wer weiß das schon.)
#8 Schachorganisator 2013-10-11 17:26
An sich ist die Strafe im Ermessen des SR.
Mitunter gibt es aber "Orientierungsvorgaben".
Es wäre ja tatsächlich ungerecht, wenn der eine Spieler eine Verwarnung bekommt, während ein anderer sofort mit einer "Null" bedacht wird.

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