Moderner Schnittpunkt

Der Autor der diesmaligen Studie ist ein echtes Phänomen: Wieland Bruch ist wohl einer der größten Kenner von Zweizügern. Darüber hinaus gilt seinem Interesse aber auch einer ganz anderen Seite des Schachkompositionskosmos, und zwar der Studie.

Damit fällt er nicht in eine der zwei typischen Kategorien der Studienkomponisten: Zum einen sind da echte Spezialisten, die außer in der Studienkomposition gar nicht in Erscheinung treten, zum anderen sind da starke Partieschachspieler, unter anderem auch GMs wie John Nunn, Jan Timman oder Michael Prusikin, die als Komponisten in Erscheinung treten. Ein Zweizügerspezialist ist da die absolute Ausnahme. Und so sind auch seine Stücke völlig andersartig, da er bemüht ist, Probleminhalte in die Studie zu überführen und dabei höchst eindrucksvolle und originelle Meisterwerke schafft. Das folgende Stück, erschienen in der Schwalbe 2012, gehört definitiv dazu.

Bruch R

 

Auch wenn das Material halbwegs ausgeglichen erscheinen mag, sind die Bauern auf b2 und g2 echte Riesen und dann gibt es auch noch eine schwarze Batterie gegen den König und einen angegriffenen weißen Turm. In Kombination führt das dazu, dass Houdini bei mir lange Zeit großen schwarzen Vorteil anzeigt und das, obwohl die Varianten hier recht kurz sind. Doch Weiß hat einen schmalen Pfad ins Remis.

Viel Spaß beim Knobeln!

Kommentare   

#1 Woltmann 2013-04-09 18:19
Seit Tagen schleiche ich immer wieder um dieses Diagramm herum und warte auf den ersten Hinweis des geneigten Publikums.
Möglicherweise ist der einzige Weg für Weiss sich selbst irgendwie ins Patt zu manövrieren. Wie das allerdings mit einer kurzen Variante gehen soll, ist mir nicht ganz klar. Vielleicht muss ich das doch mal auf einem Brett aufbauen.
In der Konsequenz heisst das aber wohl, dass wenn der König dort wo er ist nicht ins Patt kommt, dann muss er da weg. Ka7, b7 oder b8 kommen in Frage.
Gibt es irgenwelche Techniken, die man zur Lösung von Schachproblemen heranziehen kann? Im Nahschach ist eine beliebte Frage vor dem nächsten Zug: Was droht? Alle Schachs überprüfen, jede Möglichkeit des Gegners zu schlagen überprüfen etc... Das kann ein wenig helfen, sich zu orientieren.
Hier weiss ich gar nicht so genau, wo ich ansetzen soll.
#2 Losso 2013-04-10 10:23
Und ich schaue täglich hier rein in der Hoffnung, es würde jemand etwas schreiben. ;-)
Die drei Schwerter, die Weiß üblicherweise in Kompositionen zur Verfügung hat, sind die Mattdrohung, das Schachgebot und der Zugzwang. Bei Remisstudien kommt noch das Patt und das Dauerschach/die Dauerschachdrohung hinzu.
Meistens kann man weiße Drohungen ausschließen, wenn es mehr als vier (Schätz-/Erfahrungswert meinerseits) schwarze Paraden der Drohung gibt.

Schwarzen Zugzwang kann man hier wohl ausschließen. 1.Kb8 kann man hier zudem schon aus zwei Gründen ausschließen: Erstens droht das nichts und zweitens müsste man auf alle schachbietenden Läuferabzüge und Umwandlungen Remiswege aufzeigen.
Ansonsten hast Du Patt ja schon ins Spiel gebracht, Dauerschach ist natürlich auch ein mögliches Thema hier.

Studien sind oft so aufgebaut, dass es eine Einleitung gibt, bevor das eigentliche Studienmotiv gezeigt wird. Das ist auch hier der Fall, auch wenn die Einleitung sehr kurz ist (also kein reziproker Zugzwang im 25. Zug ;-). Die Einleitungen sind teilweise nettes Beiwerk, aber sie sollen, so wie hier, auch Spuren verwischen.
#3 Helmut 2013-04-10 23:33
Ich hab's! Weiss gewinnt sogar!
1.Dd4+ KxS
2.Dd5+ Tc5
3.Db3+ Kc6
4.Db7# -- das war ja einfach :-*

Nee, im ernst: Dd4 mit Dauerschach tendiere ich zu, aber die Anzahl an Varianten ist recht groß ohne Brett. Und erschwerend kommt hinzu, dass ich nirgendwo einen "modernen Schnittpunkt" sehe.

Ka7/Kb7 halte ich für falsch, danach kommt Schwarz z.B. mit Läufer- oder Turmschach (hatte ich als stillen Zug in Erwägung gezogen zwecks Dauerschach.).
Ein Schach mit (Übergang zum) Dauerschach müsste es wohl schon sein. (Weitere Kandidaten:dafür: Tc2+ und/oder d4+)

Kleine Tricks hat Weiss ja auch noch auf Lager wie Txb2 axb a3/a4+...
Nicht ganz einfach, scheint mir...
#4 Woltmann 2013-04-11 12:01
Wenn man im Internet etwas schreibt, ahnt man manchmal gar nicht, wieviele Menschen sich damit auseinandersetzen, ohne sichtbare Spuren zu hinterlassen. Der Verfasser hat schnell das Gefühl, in ein Loch zu schreiben. Auch der 3-Züger auf Deinem Blog hat erst einen Kommentar. Zeit hat er mich trotzdem schon gekostet!:-)
Helmut verfolgt einen anderen Ansatz als ich. Wenn ich auf der Suche nach einem Dauerschach bin, hilft der Königszug wohl nicht so sehr. Komme ich aber nach Kb7, Tg7+ nach a6 ist mir der Rückweg versperrt, Viel weiter vorwärts komme ich aber auch nicht. Wenn ich jetzt noch ein paar meiner verbliebenen Figuren mit Schachs oder so opfere, geht mir bald die Puste aus, was Zugmöglichkeiten betrifft. Ich forsche weiter.
#5 Losso 2013-04-11 13:54
zitiere Woltmann:
Möglicherweise ist der einzige Weg für Weiss sich selbst irgendwie ins Patt zu manövrieren.


zitiere Woltmann:
Komme ich aber nach Kb7, Tg7+ nach a6 ist mir der Rückweg versperrt,


Diese beiden Sätze von Dir habe ich mal rausgesucht, um mal Deine Forschung etwas in geordnete Bahnen zu lenken ;-)
#6 Woltmann 2013-04-11 15:43
Also wage ich mich an eine konkrete Variante. 1. Kb7 Tg7+ 2. Ka6 g1D 3. Sc7 Txc7 (oder Läufer, ist egal) 4. Tc2+ Txc2 5. Db4+ Kxb4 1/2
Problem: 1. ... Tg7+ ist nicht erzwungen. Und was passiert nach 2. b1D oder Ta7+ statt g1D? Oder, oder, oder.
#7 Losso 2013-04-11 16:45
Na, das ist doch schon mal etwas.
Also: 1.Kb7 droht matt nach 2.Dc6+ Kb4 3.Te4+, 1,-g1D wehrt sich nicht gegen die Drohung, sondern würde das Matt nur um einen Zug verzögern. 1.-Tg7+ ist der stärkste schwarze Versuch, da nach 1.-Lxe2 2.Dc6+ immerhin noch Dauerschach ist.
Nach 1.-Tg7+ 2.Ka6 droht zwar nicht mehr Dc6+, aber 2.Dd4+ nebst 3.Dxd6#. Daher ist auch 2.-g1D oder 2.-g1L erzwungen. (Damit ist die zweizügige Einleitung fertig.)

3.Sc7! ist super, aber es wäre wohl kein Schnittpunkt, wenn es egal wäre, wer auf c7 nimmt.
#8 Helmut 2013-04-12 19:48
Dank der Hinweise von Losso ist es bis 3.Sc7 jetzt einfach.
Und wenn der Turm schlägt (Txc7), tauscht Weiß die Türme auf c2 und danach 5.Db4 (KxD=patt, Kc6=matt Kd5=De4).

Wenn der Läufer schlägt (3...Lxc7), will mir ähnliches nicht gelingen, Weiß hat das Schlupfloch auf b7, aber Turmtausch und dann Dc6 will irgendwie nicht klappen, da der König ja nicht schlagen muss. Nach Dauerschach sieht das dann nicht aus, oder? Diese Variante scheint immer noch kompliziert für mich.
#9 Losso 2013-04-16 17:07
Das erste Pattbild ist also da. Fehlt noch das zweite.
Kleiner Tipp: Im ersten Pattbild hat sich der Turm geopfert (von wegen "Weiß tauscht die Türme" - der wird einfach geopfert) und der weiße Bauer ist gefesselt. Im zweiten Pattbild tauschen die beiden ihre Funktion.

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