Pflicht - große und kleine Rochade und eine Sensation

So könnte man das Abschneiden der deutschen Mannschaft bei der FIDE Team Weltmeisterschaft 2013 im türkischen Badeort Antalya vom 24. November bis 6. Dezember kurz umreißen.

WM A1

Der Blogtitel als Bild dargestellt :-)

Die Pflicht gegen die beiden nominell schwächeren Mannschaften wurde sofort in den ersten Runden erfüllt und es kam so was wie Hoffnung auf, dass es doch besser laufen könnte als bei der EM in Warschau. Denn trotz allen möglichen Verboten durch die FIDE und die Organisatoren was die Bewaffnung im Hotel und Spielbereich betraf, wie man dem offiziellen Bulletin entnehmen konnte,

WM A3

war eine kreative Mannschaftsaufstellung nicht verboten und so fand man Naiditsch auf dem ungewohnten 4. Brett wieder, was die Vorbereitung für Gegner nicht gerade vereinfachte.

WM A4

Dann kam allerdings die große Rochade ins Spiel und die deutschen Mannen musste zum Teil bittere Niederlagen hinnehmen, auch wenn man diese ehrlicherweise erwarten oder genauer gesagt befürchten musste. Aber wie der Ösi zu schön sagen pflegt: „zu Tode gefürchtet ist auch gestorben!“ Ja und weil wir gerade in der Alpenrepublik sind, wenden wir uns einem ganz schlimmen Exemplar zu: der Krennwurzn! Diese überlegte schon welche Begriffe sie für die drohende Niederlagenserien verwenden könnte, wobei nach der kleinen, die bereits gemachte große Rochade klar ist. Dann folgt der Audi und die Olympiade – aber wie nennt man sechs oder gar sieben Niederlagen in Serie?

Nun die deutsche Mannschaft erlöste die Krennwurzn von der unangenehmen Denkarbeit und schaffte einen unglaublichen 3:1 Sieg gegen Armenien, der Dank eines vorweihnachtlichen Halbpunktegeschenks von Meier an Aronian nicht in ein armenischen Debakel ausgeartet ist.

WM A2

Dann wurde zwar wieder kurz rochiert und zum Abschluss wieder ein klarer Sieg gegen Aserbaidschan eingefahren und man diese noch in der Tabelle überholen konnte. Abgerundet wurde die Leistung noch durch den ersten Preis am 3. Brett für GM Daniel Fridman mit einer Eloleistung von 2794.

WM A6

Gewonnen hat das Turnier schlussendlich doch – darf man da schon überraschend schreiben - Russland, das mit einem Sieg in der Vorschlussrunde gegen die Ukraine diese von der lange eingenommenen Führungsposition verdrängten. Durch einen hohen Sieg gegen den Gastgeber Türkei konnte in der Schlussrunde China noch aufgrund der Brettpunkte an der Ukraine vorbeiziehen.

WM A5

Wollen Sie wissen, was schachlich dort wirklich passiert ist, dann empfehle ich Ihnen die lesenswerten Beiträge von Olaf Steffens, der diesmal das Geschehen offiziell auf den Seiten des Schachbundes zur Team Weltmeisterschaft kommentieren durfte!

Krennwurzn

Anonymer aber dennoch vielen bekannter kritischer Schachösterreicher! Ironisch, sarkastisch und dennoch im Reallife ein netter Mensch - so lautet meine Selbstüberschätzung! Natürlich darf jeder wissen wer die Krennwurzn ist und man darf es auch weitererzählen, aber man sollte es nicht schreiben, denn die Krennwurzn hat so eine abkindliche Freude damit „anonym“ zu sein – lassen wir ihr doch bitte diese Illusion!

Motto: Erfreue Dich am Spiel, nicht an der Ratingzahl! Das Leben ist hart, aber ungerecht (raunzender Ösi)!
 

Kommentare   

#1 Losso 2013-12-06 11:44
Ein respektables Ergebnis. Platz 6 war zwar drin, aber überhaupt eine der Mannschaften außer Türkei und Ägypten hinter sich zu lassen, ist schon eine gute Leistung.
Gefühlsmäßig würde ich bei allem Respekt für deren hervorragenden schachlichen Qualitäten sagen, dass Baramidze derzeit nicht das Format für Schach auf diesem Niveau besitzt, Khenkin nicht das Format für Brett 1. Aber auf der Flughöhe ist die Luft eben auch unheimlich dünn.
#2 Thomas Richter 2013-12-07 11:26
Ein bisschen Eigenwerbung - auch diesmal habe ich auf chess-international.de berichtet, bisher zweimal und ein Artikel mit u.a. "Einzelkritik" der deutschen (und auch der russischen) Spieler kommt noch. Auch diesmal haben Olaf und ich uns gegenseitig verlinkt.

Ein bisschen "sneak preview" als Antwort auf Losso:
- Das "Experiment" mit Khenkin an Brett 1 und Naiditsch an 4 hat wohl nicht funktioniert, aber das weiss man erst hinterher (bzw. schon während dem laufenden Turnier, aber dann kann man es nicht mehr ändern). Man konnte kaum damit rechnen, dass Khenkin so aufspielen würde wie im April 2010 bei der russischen Mannschaftsmeisterschaft (mit Weiss Sieg gegen Wang Hao, mit Schwarz Remis gegen Wang Yue und Ivanchuk und Sieg gegen Ponomariov). Man konnte eher erwarten oder erhoffen, dass Naiditsch hinten so spielen würde wie zuletzt bei der EM. Aber so kam es eben nicht - damals 5.5/7 gegen Eloschnitt 2624, nun 4.5/8 gegen Eloschnitt 2625. Form ist so eine Sache ... .

- Zu Baramidze: Er hat (wiederum) Lehrgeld bezahlt, aber wer sollte sonst (an Brett 5) spielen? Gustafsson hatte offenbar keine Zeit und/oder keine Lust, Huschenbeth stagniert auch, die Prinzen sind noch nicht so weit. Man hätte statt Baramidze einen erfahreneren Spieler aufstellen können (Buhmann oder gar Bischoff), aber ist das ein Zukunftskonzept?

Generell ist der EM/WM-Vergleich interessant: Bei der EM spielte Naiditsch (als einziger im Team) viel besser. Diesmal spielten Fridman und auch Meier (bei beiden Turnieren 4/8, aber nun deutlich stärkere Gegner) besser. Khenkin und Baramidze haben zwei schlechte Turniere hintereinander erwischt. Für einen Erfolg (Plazierung deutlich oberhalb der Setzliste) müssten alle Normalform zeigen, und ein zwei Spieler mehr als das.
#3 Schachorganisator 2013-12-10 15:40
Trotz allem erstaunlich, dass wir nicht nur den 7.Platz erreicht haben, sondern mit deutlichen Siegen gegen Armenien und Aserbaidschan bewiesen haben haben, was geht.
Das alles mit nur 2 Spielern, die etwas mehr als ihre ELO leisteten!
Auch wenn die Niederlande und Armenien in Reichweite waren, an die Ukraine und Russland reichten wir nicht heran, um hier inoffizieller "Europameister" zu werden.

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