Remis mit 26 Mehrbauern

Schwarz am Zug, was tun? Schwarz am Zug, was tun?

Ich mache mal da weiter wo ich zuletzt aufgehört habe - Stellungen aus tatsächlich gespielten Partien mit dem Auftrag "Schwarz zieht und gewinnt" (mitunter auch Weiss, aber hier ist Schwarz dran). Unterschiede zum letzten Mal sind: es gibt nur eine Stellung (zu der ich dann noch die ganze Partie zeige), und die beteiligten Spieler haben den Gewinn beide nicht gesehen sondern erst hinterher auf der Pressekonferenz davon erfahren. Das Ganze geschah auf der russischen Meisterschaft. Svidlers Springer hatte gerade auf c5 einen Elefanten gefressen (so heisst der Läufer im Google-übersetzten Schachrussisch), und Vitiugov versäumte es ihn dafür zu bestrafen und gab stattdessen, mit noch etwa 30 Sekunden auf der Uhr, Dauerschach.

Dabei hatte er in dem Moment, und nochmal zwei Züge später, laut Houdini 26 Mehrbauern (oder noch mehr, für Leute die nur Klötze zählen hat Schwarz ja Turm und Läufer weniger). Das ist natürlich nicht wörtlich gemeint, erstens ist ja sogar im Tandem 16 Mehrbauern das absolute Maximum, zweitens wer will schon 26 Mehrbauern die nur die eigenen Figuren behindern? Sagen wir also, Houdini bewertet die Stellung als -26, gewonnener geht kaum für Schwarz. Aber warum? Was haben beide Spieler nicht gesehen? Wer diese Frage beantworten kann (am besten in 30 Sekunden) darf dann spekulieren warum sie es nicht gesehen haben. Den Chessbase-Pfeil habe ich spasseshalber drin gelassen - obwohl ich inzwischen weiss wie man das abstellen kann - aber Lxh1 ist jedenfalls nicht die Lösung.

Wie versprochen gibt es noch die gesamte Partie, allerdings ohne Kommentar. Ich kann zwar die französische Sprache recht fliessend (habe einige Zeit in Frankreich verbracht), aber von der französischen Eröffnung habe ich so gut wie keine Ahnung. Im Gegensatz zu Vitiugov, der nicht nur Grossmeister der gehobenen Kategorie ist sondern auch ein Buch über Französisch geschrieben hat. Ob er diese Variante schon mal auf dem Brett hatte und ob sie in seinem Buch besprochen wird entzieht sich meiner Kenntnis.

Noch ein paar Worte zum Turnier insgesamt: Es wurde sehr viel remis gespielt, nicht immer war es so spektakulär wie in dieser Partie, oft war es nicht zu vermeiden. Zur Strafe müssen oder dürfen am Montag gleich sechs Spieler nachsitzen und im Schnellschach den russischen Meister ermitteln - 5/9 reichte zum geteilten ersten Platz, aber eben nur zum 1.-6. Platz. Dabei sind, in alphabetischer Reihenfolge, Alekseev, Andreikin, Jakovenko, Karjakin, Potkin und Svidler. Letzterer besiegte nach überstandenem Abenteuer gegen Vitiugov heute Grischuk mit Schwarz und übernahm dadurch dessen Platz im finalen Finale.

Wird sich einer aus dem A-Team durchsetzen? Entscheidet der K-Faktor? Oder gewinnt am Ende wieder mal Svidler? Dass K nicht doppelt dominieren würde war schon vorher klar denn Kramnik hat auf seine Teilnahme verzichtet. Nur beim olympischen Marathon den ich mir heute auch angeschaut habe herrschte altmodische K-Dominanz: Kiprotich gewann vor Kirui, Kipsang und Keflezighi, aber das nur nebenbei.

Kommentare   

#1 Tiger-Oli 2012-08-13 01:19
Total durchgeknallte Partie - ich dachte immer, Französisch wäre was für sinnige Positionspartien mit einem Hauch edler Taktik.

Aber hier - Kraut und Rüben! Wo soll das noch hinführen. Wird am Ende auch das Damengambit mal zu einer spannenden Eröffnung werden?
#2 Krennwurzn 2012-08-13 10:28
Matt in 14 - das sollte ein Super-GM mit 2700 doch finden :lol: das sind ja bei 30 Sekunden auf der Uhr über 2 Sekunden pro Zug :lol:

(-#14): 26...Da5+ 27.b4 Dxb5 28.Dxd4 Txd4 29.Sb3 Te4+ 30.Le3 fxe3 31.Tc1+ Kb8 32.Tc3 exf2+ 33.Kd2 Lxh1 34.Td3 f1D 35.Td8+ Kc7 36.Kc2 Dbc4+ 37.Kb2 Te2+ 38.Td2 Txd2+ 39.Sxd2 Dfc1#

So und bevor's wer anderer macht, verabreiche ich mir zwei kräftige Ohrfeigen :cry:
#3 RainPiper 2012-08-13 13:11
Die (in meinen Augen) interessante Frage ist, was Schwarz hätte sehen müssen, um die Stellung als "mit 26 Sekunden auf der Uhr (plus Inkrement) gewinnbar" einschätzen zu können. Eigentlich gar nicht so viel, oder? Dass nach 26. .. Da5+ 27. b4 Dxb5 28. Dxb5 Sc2+ 29. Ke2 f3 matt ist, und dass Alternativen zu 28. Dxb5 (wie Houdinis 28. Dxd4) nur Verzweiflungsaktionen sein können.

Bei mir ist die Suche nach dem Gewinnweg (in der zur Verfügung stehenden halben Minute) daran gescheitert, dass sich in meinem Hirn irgendwie festgesetzt hatte, f3 (und nicht c2) sei "das Feld für das Springerschach".

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