Salto nullo

Böse Zungen werfen dem ÖSB oftmals gerne Untätigkeit und eine gewisse Abneigung sich modernen Gegebenheiten anzupassen vor. Das weder das eine noch das andere stimmt, kann man leicht daran erkennen, dass der ÖSB eine innovative Internetturnierserie mit Meisterschaftscharakter ins Leben gerufen hat.

Die Serie trägt den stolzen Namen „Österreichischen Meisterschaft im Internetschach“ wird im Schnell- und im Blitzschach ausgetragen und hat alles was notwendig ist: eine Internetseite, Ausschreibung Blitz, Ausschreibung Schnell, Durchführungsbestimmungen, Infos zum Serverzugang, Turnierleiter, Bankverbindung, etc...  – wirklich alles da was man sich nur wünschen kann inklusive ÖSB-Logo und Segen! Es fehlt nur eines: die Mitspieler - jedenfalls traf das auf die ersten beiden Blitzturniere und das erste Schnellschachturnier zu. Und natürlich fehlen auch Berichte über die Turniere - allerdings was soll man über Turniere ohne Teilnehmer schreiben.

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Im Forum des ÖSB nahm der Turnierverantwortliche dazu Stellung und konnte sich das mangelnde Interesse nicht erklären, denn man hatte doch alles so gut geplant, der Präsident und der Generalsekretär waren informiert und man reiste sogar zum Serveranbieter nach Hamburg, um vor Ort ... fast hätte ich geschrieben die Turnierräumlichkeiten zu begutachten, aber dies hätte man ja auch von Österreich mit einem PC mit Internetzugang erledigen können. Zusätzlich hat man noch einige Leute befragt und nur positive Reaktionen bekommen und so ist es vollkommen unerklärlich warum niemand tatsächlich mitgespielt hat.

Da man in Österreich bei einem Misserfolg einen Schuldigen braucht, wurde natürlich schnell einer gefunden: die Krennwurzn! Hatte die doch am 19. März mittags ein Posting zur Betrugsgefahr bei Meisterschaften und beim Spiel um Geld beim Onlineschach mit Verlinkung zur Artikelserie in der Schachwelt abgesetzt und dies muss alle potentiellenTeilnehmer blitzartig davon abgehalten haben, um 19 Uhr beim ersten Blitzturnier teilzunehmen. Eine bis dahin vollkommen unbekannte Gefahr wurde öffentlich gemacht und den österreichischen Schachfreunden muss der Schock tief in die Glieder gefahren sein – langer Rede kurzer Sinn: Schuld ist die Krennwurzn! Eindeutig und logisch total nachvollziehbar!

Komisch ist nur, dass in den Durchführungsbestimmungen vom 1. März bereits ein Passus enthalten ist, der die Verwendung von Schachsoftware untersagt und unter Strafe stellt. Außerdem soll eine Überprüfung aller Partien mit einer Betrugserkennungssoftware durchgeführt werden - vier Tage sollte diese Überprüfung maximal in Anspruch nehmen und erst dann werden die Preisgelder ausbezahlt. Warum war beim Lesen dieser Zeilen niemand geschockt, sondern erst als die Krennwurzn ...

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Kommen wir zu etwas Erfreulicherem: Preisgelder gibt es zu gewinnen! In den Durchführungsbestimmungen steht: Preisgelder werden in den Ausschreibungen bekannt gegeben - in den Ausschreibungen steht: es werden mindestens drei Geldpreise ausgespielt; wie hoch die sein könnten oder nach welchem Schlüssel die berechnet werden – Fehlanzeige! Gut Preisgelder sind der Krennwurzn total egal, denn die Gefahr in einen Preisgeldrang zu kommen hält sich in überschaubaren Grenzen. Aber es sollte doch Spieler geben für die Preisgelder interessant sind und bei offiziellen Meisterschaften sollten entweder fixe Preise ausgelobt werden oder aber von Teilnehmerzahlen abhängige fixe Verteilungsschlüssel angegeben werden. Dazu kann man in den Durchführungsbestimmungen nur lesen, dass das Nenngeld abzüglich Organisationskosten ausgespielt wird.

Nenngeld muss man natürlich bezahlen, das leuchtet sogar der Krennwurzn ein: 12 Euro fürs Blitz- und 15 Euro für Schnellschach. Und das für eine Turnierserie mit dem klingenden Namen  „Österreichischen Meisterschaft im Internetschach“ – da bin ich dabei! Aber halt - das Kleingedruckte soll man immer lesen!

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Das Nenngeld ist nicht für die Serie sondern für jedes einzelne Turnier, dann mal schnell den Taschenrechner zücken und rechnen: 13x Blitz + 1x Bundesland + Finale sind 180 Euro und für Schnellschach dann 225 Euro – in Summe 405 Euro Nenngeld – etwas weniger, wenn man’s nicht ins Finale schafft! Gut dafür hat man keine Extrakosten für Anreise und Unterkunft, aber möchte man nicht auch gerne Menschen treffen.

In den Durchführungsbestimmungen wird dann auch noch verlangt, dass man die Bankdaten bekannt gibt, damit mögliche Gewinne überwiesen werden können. In den Medien wird immer zu Recht gewarnt, dass man mit der Weitergabe von Bankdaten sehr vorsichtig sein sollte und es ist nicht ersichtlich, warum man dies dann für mögliche Gewinne vorab machen sollte – wo doch den meisten klar sein sollte, dass sie keine machen werden und jenen die welche machen werden die Höhe unklar ist.

Zudem muss man am Server, der von einer privaten Firma betrieben wird, zwingend seinen Namen bei den Benutzerdaten eintragen, was aber laut Serverbedingungen eine freiwillige Angelegenheit ist. Zusätzlich seine ÖSB-ID bei den persönlichen Daten eintragen. Selbstverständlich ist klar, dass man bei der „Österreichischen Meisterschaft im Internetschach“ seinen Namen glaubhaft machen muss – es sollte aber genügen, wenn man dies dem Veranstalter ÖSB gegenüber macht und aus datenschutzrechtlicher Vorsicht sollte man nicht einen Veröffentlichungszwang auf einem privaten Server vorschreiben.

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Natürlich hat man sich auch über die möglichen Teilnehmerzahlen Gedanken gemacht und der Turnierverantwortliche hat im ÖSB-Forum die Zahl von 10 Teilnehmern als Kalkulationsgrundlage angegeben. In Worten ZEHN in Zeichen ##### ##### um diese gigantische Anzahl anschaulich zu machen – und ja es geht um die „Österreichischen Meisterschaft im Internetschach“. Hoffentlich fängt da jetzt ja kein Preisgeldjäger zum Rechnen an.

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Und all diese Planung, diese Arbeit mit Ausschreibung, Durchführungsbestimmungen, Abschätzungen von Risiken, usw. wird mit ein paar Tastendrucken einer Krennwurzn bezüglich Betrugsmöglichkeiten zunichte gemacht! Ich sage es Ihnen ehrlich: an so einer Selbstüberschätzung leidet nicht einmal die Krennwurzn! Wäre es daher doch nicht denkbar, dass man ...

NEIN! Daran darf man als gelernter Österreicher erst gar nicht denken!

Krennwurzn

Anonymer aber dennoch vielen bekannter kritischer Schachösterreicher! Ironisch, sarkastisch und dennoch im Reallife ein netter Mensch - so lautet meine Selbstüberschätzung! Natürlich darf jeder wissen wer die Krennwurzn ist und man darf es auch weitererzählen, aber man sollte es nicht schreiben, denn die Krennwurzn hat so eine abkindliche Freude damit „anonym“ zu sein – lassen wir ihr doch bitte diese Illusion!

Motto: Erfreue Dich am Spiel, nicht an der Ratingzahl! Das Leben ist hart, aber ungerecht (raunzender Ösi)!
 

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