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Schmiergeld für Anand?

Es war eines der offenen Geheimnisse der letzten WM: Anand hatte eine Sonderzahlung für sich ausbedungen. 100 000 Euro hat er vor dem Kampf in Sofia von Haus aus mehr erhalten als Topalow. Es war ein Zusatzposten, den die bulgarischen Ausrichter zu tragen hatten.

Jeder hätte es in den Wettkampfregeln unter Paragraph 13.3. nachlesen können: "If the match is played in the country of one of the players, then the opponent shall receive 100,000 (one hundred thousand) euros from the Prize Fund." Berichtet wurde über diese Bevorteilung Anands jedoch weder vor noch während dem Match. Zehn Kollegen habe ich gefragt, ob sie während der WM davon wussten. Keiner wusste es. Nach der WM wurde es, als Silvio Danailow den Betrag erwähnte, unter Nachtreten von Topalows Manager verbucht und ignoriert.

Mich hätte interessiert, wie Anand die Sonderzahlung an sich rechtfertigt. Schließlich hatte ich in einer WM-Vorschau behauptet, dass Anand Privilegien verhasst seien, wie sie seine WM-Gegner Kasparow 1995 und Karpow 1998 oder im FIDE-WM-Turnier 2007 Kramnik genossen. Findet Anand es heute okay, wenn es nicht fair zugeht? Habe ich ihn falsch eingeschätzt? Wiederholt habe ich den in Indien urlaubenden Weltmeister seit Ende Mai per Mail kontaktiert, um seine Version zu hören, aber bis heute keine Antwort erhalten.

Topalow habe ich die Frage auch gestellt. Er sieht die 100 000 Euro für Anand als eine Art Schmiergeld, durchgesetzt von FIDE-Präsident Iljumschinow, um Anands Unterstützung in der FIDE-Wahl zu kriegen. Klingt krumm für meine Begriffe. Topalow ergänzte, dass die Zahlung ursprünglich in den offiziellen Papieren gar nicht aufscheinen sollte. Wenn das stimmt, wäre der Begriff Schmiergeld nicht ganz von der Hand zu weisen.

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