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The Soviet Chess Primer - Ilya Maizelis

Wenn die beiden Ex-Weltmeister Karpov und Kasparov über das Buch sagen: „Ein bemerkenswertes Buch, durch das ich Schach gelernt habe“ und „ein wundervolles Buch“, sind das üppige Vorschusslorbeeren.

Über den Autor ist nicht viel in Erfahrung zu bringen. Geboren 1894 und gestorben 1978 gehörte Maizelis noch lange nicht zur Generation Internet. Er hat mit Yuri Averbakh zusammen ein paar Endspielbücher geschrieben. Wenn Averbakh als ausgewiesener Experte für Endspiele Maizelis ins Boot holt, kann er so schlecht nicht gewesen sein.

Das Buch lehrt den absoluten Anfänger, wie man Schach lernen soll. Das Englisch ist für jeden leicht verständlich, wobei gelegentlich (selten) ein drolliger russischer Satzbau einfließt, obwohl ein Brite die Übersetzung gemacht hat. Es ist eine Übersetzung des Soviet-Klassikers - daher der Name - aus der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts ins Englische und damit kein neues Buch. Im Original liefert kein Geringerer als Weltmeister Emanuel Lasker ein üppiges Vorwort. Weil es ein Lehrbuch ist, muss es auch angenehmerweise nicht neu, sondern nur gut sein. Dementsprechend fängt Maizelis bei Adam und Eva an und hangelt sich dann systematisch zu komplexeren Themen weiter. Dabei ist er stets strukturiert. Am Ende der Kapitel gibt es Fragen / Aufgaben und ein paar sogenannte „Entertainment pages“. Diese stehen im weiteren Sinne mit dem Thema des abgeschlossenen Kapitels in Verbindung und sind in der Tat sehr amüsant und interessant. Es werden z. B. Kurzpartien mit groben Fehlern gezeigt und kurz kommentiert, um spielerisch zu erkennen, warum bestimmte Strukturen / Aufbauten schlecht sind und was man mit den einzelnen Figuren so alles anfangen kann, wenn die Stellungen passen. Pädagogisch ist das allererste Sahne, weil man so die Lerneinheiten auflockert und den Spaßfaktor erhöht. Die Aufgaben sind auch für Fortgeschrittene Spieler nicht immer leicht zu lösen. Auch für mich waren immer wieder neue Erkenntnisse dabei. Dieses Buch liefert folglich wirklich eine Menge Stoff zur Verbesserung und sorgt dabei außerdem noch für gute Stimmung!

Ganz klar das beste Buch für Anfänger, das mir bisher in die Finger geraten ist. Eigentlich sollten alle Spieler unter 1800er Rating dieses Buch mindestens ein Mal durchgearbeitet haben. Gesponsort wurde dieses erstklassige Buch vom Schachversand Niggemann (schachversand.de).

Dennis Calder

Fide Instructor

Sterne5

Dennis Calder

Engagierter Schach-Spüler mit Hang zu salopper und ironischer Ausdrucksweise. Außerdem noch Fide-lizenzierter Trainer (Fide Instructor) und Buch-Rezensent.

Kommentare   

#1 Martin Rieger 2015-06-11 01:04
So sieht also ein etwas differenzierter und etwas kritischer Blick auf neue Bücher aus? Von den letzten drei Büchern erhielten alle drei 5 Sterne und somit die Beurteilung "sehr gut". Kritische Rezensionen sehen aber doch etwas anders aus! Ihre Rezensionen lesen sich wie Werbetexte für die jeweiligen Bücher.
#2 easyrider 2015-06-11 21:04
Ich habe die beiden rezensierten Bücher "Chess structures" und "The modern Tiger" selbst und kann die Beurteilungen von Dennis Calder weitestgehend bestätigen. Ich bin mit Mitschreibern in diesem Blog oder mit irgendeinem Mitarbeiter irgendeines Schachverlags weder verwandt noch verschwägert ;-)
#3 Dennis Calder 2015-06-13 09:49
Hallo Martin,
von den vielen Büchern und DVDs, die ich in der letzten Zeit rezensiert und hier (noch) nicht vorgestellt habe, habe ich mit den mir besonders positiv im Gedächtnis gebliebenen angefangen. Ich freue mich auf Deine Bewertung der Bücher!
#4 Martin Rieger 2015-06-14 07:38
Kein Stress! :-) Wenn ich in nächster Zeit dazukomme werde ich mal wieder was schreiben.

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