The Modern Anti-Sicilian

Was tut man als Autor und/oder Verleger, wenn die offizielle Eröffnungstheorie schon mehr als reichlich durch Bücher und DVD´s abgedeckt ist?

Wenn ich jetzt ganz gemein wäre, würde ich sagen, man erfindet sich seine eigene Theorie!

So ähnlich empfinde ich es bei dem vorliegenden Werk, The Modern Anti-Sicilian. Das Anti im Buchtitel suggeriert etwas Gegenteiliges, Erfolgversprechendes gegen 1.e4 c5. Modern ist es auch noch, na dann kann ja eigentlich nichts mehr schief gehen! Oder?

Sergei Soloviov

The Modern Anti-Sicilian
1.e4 c5 2.a3
534 Seiten, kartoniert, 1.
Auflage 2014.

Erhältlich bei Schach Niggemann

Was tut man als Autor und/oder Verleger, wenn die offizielle Eröffnungstheorie schon mehr als reichlich durch Bücher und DVD´s abgedeckt ist?

Wenn ich jetzt ganz gemein wäre, würde ich sagen, man erfindet sich seine eigene Theorie!

So ähnlich empfinde ich es bei dem vorliegenden Werk, The Modern Anti-Sicilian. Das Anti im Buchtitel suggeriert etwas Gegenteiliges, Erfolgversprechendes gegen 1.e4 c5. Modern ist es auch noch, na dann kann ja eigentlich nichts mehr schief gehen! Oder?

Wobei ich zugeben muss, dass die Idee 1.e4 c5 2.a3 sicher ganz interessant und betrachtungswürdig ist. Ob es dafür aber ein über 550 Seiten starkes Manifest sein muss?

IM Sergei Soloviov ist Chef Editor des bulgarischen ChessStars Verlag, in der Vergangenheit hat er bereits einige Bücher auch selbst verfasst. Für dieses monumentale Werk hat er sich 10 Jahre Zeit genommen und in diesem Zeitraum nach eigner Auskunft ca. 4000 Partien zu dem Thema ausgewertet. Die Partien wurden größtenteils im Blitz/Schnellschachmodus absolviert. Das Urteil darüber, wie aussagekräftig das im Einzelnen wirklich ist, will ich jedem selbst überlassen. Ich persönlich würde mich auf alle Fälle nicht auf Blitz- oder Schnellpartien verlassen wollen.

Da die Theorie zu diesem Gebiet bisher nicht existent oder bestenfalls kümmerlich war, leuchtet das vorgehen des Autors, selbst für genügend Partiematerial zu sorgen, natürlich ein. Soloviovs Analysen scheinen sehr sorgfältig angefertigt worden zu sein, teilweise gehen die Untersuchungen sehr tief ins späte Mittelspiel hinein. Insgesamt 46 (!!) Kapitel gliedern das Material auf, auch hier ließ sich der Autor wahrlich nicht lumpen!

Das Buch dürfte mit Sicherheit für lange Zeit so etwas wie ein Referenzwerk für 2.a3 gegen Sizilianisch sein, etwas anderes ist aber für mich noch wichtiger:

Wer braucht solch ein Buch?

Meine ehrliche Antwort:

Keiner.

Sicher, die Idee ein verzögertes Flügelgambit (übrigens entstehen dabei auch Stellungen, die nach 1.e4 e6 2.Sf3 d5 3.e5 c5 4.b4 aufs Brett kommen) gegen Sizilianisch zu spielen ist funny. Aber die über 550 Seiten erschlagen einen, die Analysen (so gut sie auch sein mögen) gründen sich größtenteils auf Schnellpartien, man verliert einfach sehr schnell den Überblick.

Dazu kommt auch, dass man vor einigen Jahren die seltenen Varianten zum Überraschungszwecke gespielt hat und weil man vielleicht auch nicht so viel Zeit dafür investieren wollte. Soloviov kehrt diesen Umstand völlig um, nun muss man mehr lernen und wissen bei den Überraschungseröffnungen! Ich kann den Autor nur loben für seinen Fleiß, den er in dieses Monumentalwerk gesteckt hat. Trotzdem bleibt das Buch für mich nur ein theoretisches Gebilde ohne ein praxiserprobtes Fundament.

Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von Schach Niggemann überlassen. 

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Kommentare   

#1 Tiger-Oli 2014-02-22 11:50
Moinmoin,

danke für die offene Bewertung des Buches. Über 500 Seiten nur für 2.a2-a3 ist natürlich eine ganze Menge, und das will man wahrscheinlich nicht wirklich.
Vor einigen Jahren hat Alexei Bezgodov ein bemerkenswertes Buch zum selben Thema verfasst:

Challenging the Sicilian with 2.a3!?

Auch er hat sich glaube ich eher auf Blitz- denn auf Turnierpartien verlassen (müssen), aber auch damit kann man ja Erfahrungen sammeln.
Das Buch ist nicht zu lang und auf alle Fälle sehr inspirierend. Leider ist es aber kaum noch zu erhalten, oder nur zu hohen Preisen. Es scheint mir aber einen Blick wert zu sein. Die Zukunft gegen Sizilianisch liegt bei 2.a2-a3, oder aber bei 2.b2-b3 - irgendwo dort!
Hier ist eine nette Leseprobe zum erwähnten Buch:

http://www.chessdirect.co.uk/acatalog/2.a3_prom.pdf

A.Bezgodov

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