Die schachpolitische Schlacht ist geschlagen. Chaotisch war´s. Sehr chaotisch. Die mitgliederstarken Verbände haben mehrheitlich Karpow gewählt. Iljumschinow und seine Chaostruppe bleibt dank der Stimmen vieler schachlich unbedeutender Länder am Ruder. Das Ergebnis von 95:55 ist zu deutlich, als dass es mit dem Nachweis, dass einige Stimmen gekauft waren, zu erschüttern wäre.
Zu den größten Verlierern zählt der Deutsche Schachbund. Sein Präsident Robert von Weizsäcker war bei der Wahl des Europäischen Verbands nur chancenloser Zählkandidat (Toppy-Manager Danailow setzte sich gegen den Veranstalter der nächsten Schacholympiade in Istanbul und Iljumschinow-Spezi Ali Nihat Yacizi durch). Von Weizsäcker warb vor allem um Unterstützung für Karpow. Seine Wahlkampfkosten wurden, soweit nicht von Chessbase getragen, zum guten Teil vom DSB vorgestreckt. Karpows Geldgeber sind im Wort, sie zurückzuerstatten. Dass von Weizsäcker während der FIDE-Generalversammlung zusammenklappte, ist hoffentlich keiner bösen Einsicht geschuldet, dass der DSB auf den Kosten sitzen bleibt. Denn es kommt noch ein Posten dazu.
Der DSB ist nämlich einer der fünf Verbände, die vor dem Internationalen Sportgericht in Lausanne die Nominierung Iljumschinows angefochten haben. Das Verfahren endete zwar mit einer Ermahnung an die FIDE, dass die Regularien nicht deutlich genug seien, aber nicht mit der erhofften roten Karte an den Kalmücken und dass die Verfahrenskosten von den Verbänden zu tragen seien. Mal sehen, ob Karpow Inc. vor seiner Abwicklung in die Bresche springt.
Der DSB verweist zwar des öfteren auf klamme Kassen, zahlt seinen beiden mit eindreiviertel Ausnahmen mit Amateuren bestückten Teams in Chanti-Mansisk nicht nur vertretbare Taschengelder sondern erkleckliche 15 000 Euro aus.
Wenigstens bleibt der Kampf um alle Medaillenplätze nach dem 2:2 zwischen der Ukraine und Russland spannend.
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