Unterdessen in Taschkent

Ich hatte ja angedeutet dass die Schach-Welt vielleicht zum FIDE Grand Prix nach Taschkent schauen würde - haben wir bisher nicht gemacht und jetzt ist das Turnier vorbei, dann eben ein kleiner zusammenfassender Rückblick. Die letzten Runden standen vielleicht etwas im Schatten des jährlichen Klassentreffens in London: beim London Chess Classic werden immer dieselben Spieler eingeladen, nur Nigel Short hat keine Lust mehr und kommentiert stattdessen und David Howell wurde durch Gawain Jones ersetzt. Aber von mir bis auf weiteres nichts über dieses Turnier in London, auch keine Jubelarien über Magnus Carlsen (die gibt es zur Genüge im Internet). In London geht es um Preisgeld, Elo und Prestige, in Taschkent darum wer vielleicht mal Weltmeister werden kann wobei der Weg noch laaaang ist. Dabei waren mit Caruana und Karjakin auch zwei Jungspunde die vielleicht mittelfristig mit Carlsen konkurrieren können zumal sie das in einigen Turnieren bereits taten.
Dieser Bericht ist ähnlich aufgebaut wie mein Bericht über London - gemeint ist nun das erste Turnier der FIDE Grand Prix Serie. Einen Unterschied gibt es: diesmal war Gelfand sicher nicht zufrieden - im Zyklus hat er noch alle Chancen, dann wird Taschkent eben sein Streichresultat. Zunächst ein paar nackte Fakten: auch diesmal teilten sich drei Spieler den ersten Platz, in London brauchte man dafür +3, nun reichte +2 also 6.5/11. Die Remisquote war relativ hoch, 44 von 66 Partien endeten friedlich (was aber nicht, zumindest nicht immer heisst dass vorher auf dem Brett nix los war). Es war eben ein ausgeglichenes Feld: jeder konnte jeden schlagen oder eben nicht, alle ausser Gelfand gewannen mindestens eine Partie und nur einer blieb ungeschlagen. Damit blieb es auch bis zum Ende spannend, nur drei Spieler konnten gar nicht mithalten - der bereits erwähnte Gelfand und hinter ihm noch Dominguez und Kamsky.

Kommen wir nun zu den Spielern im einzelnen, zunächst die drei Sieger:

Morozevich spielte wie Morozevich, mit Höhen und Tiefen dabei immer unterhaltsam. Seine Partie gegen Kamsky in der ersten Runde zeigte vielleicht schon wohin die Reise für beide gehen würde: in komplizierter Stellung stand Kamsky wohl erst besser aber einen halben Zug danach hoffnungslos verloren. Morozevich fuhr danach aber Achterbahn, auf der Habenseite u.a. ein spektakulärer Sieg gegen Leko (das schaffte in Taschkent nur Morozevich, und in London gar niemand). Selbst Remisendspiele sind bei ihm nicht immer remis, er gewann gegen Caruana und verlor gegen Karjakin, ein Diagramm muss sein:
Karjakin-Morozevich
Hier hatte Moro gerade 52.-Tc7+? gespielt, warum das Fragezeichen?

Karjakin machte es anders: immer solide und die Chancen nutzen die er bekam. Das mag mancher langweilig oder unattraktiv finden, der Erfolg gab ihm recht (wie gewinnt Carlsen eigentlich typischerweise seine Partien?). Dreimal konnte er so gewinnen: das Ende (oder fast) der Partie gegen Morozevich hatten wir schon, in der letzten Runde brauchte er 77 Züge um seinen Landsmann Ponomariov niederzuringen und damit zu zeigen dass Sveshnikov nicht unbedingt remis wird. Nur Mamedyarov führte ihn aufs Glatteis. Und gegen Wang Hao schoss er im Endspiel ein Eigentor was keine Folgen hatte da der Gegner es wegen Abseits aberkannte - hmm, Vergleiche zwischen Schach und Fussball hinken mitunter.

Wang Hao machte es diesmal ähnlich (in Biel haben wir ihn noch anders erlebt) und gewann auch bevorzugt auf Technik und im Endspiel. Nach 8 Runden hatte er nur 50% gewann dann aber zwei der drei letzten Partien, erst gegen Caruana (Slawisch Abtausch, die neue Modevariante) und zum Schluss gegen Mamedyarov. Damit verdarb er nicht nur deren Turnier ein bisschen sondern war plötzlich selber ganz vorne.

Diese drei Spieler bekamen 140 Grand Prix Punkte, drei landeten knapp dahinter und holten nur 80 Punkte - so sind die Regeln, hart und vielleicht nicht ganz fair? Beim Preisgeld ist die Lücke nicht so gross: vermutlich bekamen die ersten drei 22.333€ und die nächsten drei 15.000€. Als da wären:

Local hero Kasimdzhanov - bekannt als deutscher Eröffnungstrainer in Porto Carras, nebenbei Sekundant von Anand und früher mal Weltmeister (vom Status vergleichbar mit dem Damentitel von Anna Ushenina?). Er blieb als einziger ungeschlagen, da kann er es sicher verkraften dass er nur einmal gewann (gegen Wang Hao) zumal er nach Elo letzter hätte werden müssen. Theorie kennt er - Höhepunkt(?) war die letzte Runde gegen Gelfand: die beiden blitzten 41 Züge im Sveshnikov-Sizilianer und hatten danach mehr Zeit auf der Uhr als vor der Partie. Kasim war übrigens der einzige der Gelfand im Sveshnikov testete oder auch nicht, vier andere (Svidler, Caruana, Ponomariov und Gelfand) verzichteten auf 3.d4.

Mamedyarov spielte wie Mamedyarov (oder wie Morozevich?), am Ende gewann er einmal zu wenig oder verlor einmal zu oft - wie schon erwähnt, Wang Hao gönnte ihm den (alleinigen oder geteilten) Turniersieg nicht. Remishassern kann ich u.a. das M&M Duell Morozevich-Mamedyarov nahelegen - da war jede Menge los bevor es im Dauerschach endete, angefangen hat es auch mit der slawischen Abtauschvariante.

Caruana konnte zwar als einziger alle drei vom Tabellenende besiegen, aber gegen den Rest holte er nur =6-2. Zum zweiten Mal hintereinander (nach Bukarest) hat er ein paar Elopünktchen verloren, auch für ihn geht es nicht immer nur aufwärts - neues Jahr, neue Chancen?

Dabei will ich es belassen. Dahinter holten drei Spieler 50% - hätte Leko in der letzten Runde seinen Endspielvorteil gegen Caruana verwertet (keine Ahnung ob das objektiv drin war) dann wäre er statt seines Gegners geteilter Dritter. So waren alle drei (Leko, Svidler und Ponomariov) ziemlich genau im Elosoll. Gelfand, Dominguez und Kamsky hatte ich schon erwähnt.

Kommentare   

#1 Gerhard 2012-12-06 20:59
Schach hat Ähnlichkeiten mit Boxen: Es gewinnt nicht immer der, der immer vorwärts geht und den den Kampf macht.
Moro hat gewaltige Energien in seine Partien gesteckt und auch gegen Karjakin in völlig ausgeglichener Stellung noch aktive Versuche mit einem Spezial-Königsmarsch versucht.
Gegen Mamedyarov meldete die Maschine auch zwischenzeitlich sehr großen Vorteil, aber es wurde nichts mit dem Sieg.

Gegen solch starken Spieler solche Gefechte anzetteln zu können und zwar praktisch immer, dazu gehört etwas!
Respekt!
#2 Thomas Richter 2012-12-07 21:26
Hallo Gerhard,
Ich mag Morozevich auch (aber nicht nur ihn), aber meiner Meinung nach sind Deine Beispiele etwas zu sehr durch "seine Brille" gesehen. Im remislichen Turmendspiel versuchte auch Karjakin zu gewinnen, und seine Versuche waren eher berechtigt und am Ende von Erfolg gekrönt (wer es nicht fand oder wusste, im Diagramm gewinnt 53.Tc6!!). Gegen Mamedyarov stand Moro vielleicht ein paar Züge lang klar besser, aber insgesamt würde ich sagen dass diese beiderseits gehaltvolle Partie keinen Verlierer verdiente und "zu Recht" remis wurde.
Ich weiss auch Karjakin zu schätzen der (inzwischen auch verglichen mit Caruana) etwas 'unterbelichtet' ist.

Wenn etwas ungerecht ist dann was momentan in London passiert: Kramnik spielt meiner Meinung nach das beste und kreativste Schach, aber alle schauen vor allem auf Carlsen der von seinen Gegnern reihenweise Geschenke bekommt. Na gut, Kramnik mag ich auch - und ich bin einer der wenigen "Journalisten" die das Carlsen-Fieber zumindest relativieren.
#3 Gerhard 2012-12-07 22:57
Das mit der Brille mag stimmen. Aber ich weiß, daß, um so wie Moro zu spielen, eine gehörige Energie dazugehört. Gegen Karjakin hat er m.E. durch sein Königsmanöver Kf7, g7, h6, g5 zu entschieden auf ein Resultat gespielt. Den Zug Tc6 in für Moro schon langweiliger Stellung hatte er schlicht übersehen.
Karjakin ist in der Tat der Hoffnungsgarant neben Caruna für die Zukunft. Ich hatte schon länger erwartet, daß Karjakin sich zu den 2800ern gesellt. In letzter Zeit spielt er aber aus irgendwelchen Gründen nicht mehr so überzeugend.
Ich habe bisher immer Kramnik höher gewertet als Carlsen, aber in London spielt Carlsen m.E. sehr, sehr stark. Auch Kramnik spielt gewaltiges Schach. Er hat seinen dritten Frühling! Mag sein, daß Carlsen auch Glück hat. Z.B. stand er gegen Kramnik und Mickey Adams schlechter.
Gegen Aronian heute fand ich Kramniks Auflösung Sb3: im späten Mittelspiel zu verflachend. Carlsen hätte das vermutlich gewonnen (oder auch nicht, wer weiß).

Was ich noch sagen möchte: Aronian ist unglaublich! Nach 2 Startniederlagen setzt er sich in den Konferenraum und analysiert fröhlich mit. Der Junge ist in dieser Hinsicht vom anderen Stern. Er verkraftet Niederlagen offenbar gut - und sucht nicht die Schuld in gewissen Umständen. Ich glaube, es gibt KEINEN Spieler sonst in der Weltelite, der es ihm in dieser Beziehung gleichtut. Obwohl er ehrgeizig ist, verdriesst ihn eine oder 2 Niederlagen nicht so sehr, daß er etwa unansprechbar wäre. Das ist in der Welt des Leistungssports GANZ erstaunlich!
Hut ab vor Aronian!
Er ist witzig, kennt auch noch (deutlich) anderes als Schach, ist geistreich und einigermassen uneitel. Er kommentiert Partien von Carlsen und Kramnik so, als bespräche er Partien von Leuten, die über ihn stehen. Er hat es nicht nötig, diese Spieler herabzuwürdigen oder ihre Größe nivellieren zu wollen. Er lässt alles an seinem Platz.
#4 Spieler K 2012-12-08 13:17
Thomas R's Kommentar erscheint mir etwas mißgünstig. Magnus C ist offenbar in London eine Klasse für sich. Besonders beeindruckend sind das Selbstbewußtsein und die Objektivität, mit denen er Risiken eingeht, die gerade noch zu rechtfertigen sind. Das wird sicherlich auch wieder zu Niederlagen führen, aber bis dahin hat er mit seiner Spielweise genug Siege eingesammelt, die jene mehr als kompensieren. Ich kann daran nichts Ungerechtes erkennen. (Ein Magnus C in dieser Form braucht keinen Weltmeistertitel.)
#5 Thomas Richter 2012-12-08 22:11
Nochmal zur Weltspitze wobei ich mit Carlsen anfange aber nicht aufhöre. Das mit gerade noch zu rechtfertigem Risiko könnte man so sehen wenn er zweischneidige Stellungen anstreben würde in denen er zwar schlechter steht aber Konterchancen hat (so macht es mitunter Aronian). Mein Eindruck ist aber dass Carlsen gegen Adams und McShane "einfach schlecht" stand, und dass das so nicht geplant war. Dann hat Gawain Jones gegen ihn die Dame geopfert - selbst wenn das korrekt bzw. spielbar war muss danach jeder Zug sitzen, und das in sich anbahnender eigener Zeitnot. Drei Geschenke in einem Turnier sind für mich eigentlich mehr als die Schachpolizei erlaubt. Wenn sonst niemand überzeugt kann man so gerne ein Turnier gewinnen, aber ..... .

Aronian-Kramnik: tja, irgendwann musste Vlad (muss man in ähnlichen Stellungen) seinen positionellen in einen materiellen Vorteil umwandeln? Nur schön stehen reicht auch nicht um eine Partie zu gewinnen. Vielleicht hat er den falschen Zeitpunkt oder die falsche Methode gewählt, ich denke niemand (wirklich niemand) kann das am Brett abschliessend beurteilen.

Was Auftreten und Interessen ausserhalb des Schachs betrifft kann man Aronian vielleicht am ehesten mit Svidler vergleichen, wobei dem vielleicht der letzte Ehrgeiz und/oder das letzte bisschen Spielstärke für die absolute Weltspitze fehlt (trotz Ausnahmen z.B. World Cup).

Karjakin: mit ihm müssen wir Geduld haben, und er mit sich selbst? Nach seinem kontroversen Verbandswechsel dauerte es auch einige Zeit bis die Zusammenarbeit mit Dokhoian Früchte abwarf, wer weiss welche (neuen) Möglichkeiten er jetzt dank seines Privatsponsors hat. Und in Trainingsphasen gehören leichte Rückschläge eventuell dazu, für ihn zählt vor allem das übernächste Kandidatenturnier!!?

Fehlt noch jemand? Ich weiss nicht so recht was ich von Radjabov halten soll: nach Elo ist er momentan vor Karjakin und Caruana, meine Kristallkugel vermutet dass er eher weniger Restpotential hat - auch weil er weniger ehrgeizig ist und sich in Turnieren gerne mit dem zweiten Platz zufrieden gibt. Aber das kann sich ändern.
#6 Intucal 2012-12-09 00:24
zitiere Thomas Richter:
Nochmal zur Weltspitze wobei ich mit Carlsen anfange aber nicht aufhöre. Das mit gerade noch zu rechtfertigem Risiko könnte man so sehen wenn er zweischneidige Stellungen anstreben würde in denen er zwar schlechter steht aber Konterchancen hat (so macht es mitunter Aronian). Mein Eindruck ist aber dass Carlsen gegen Adams und McShane "einfach schlecht" stand, und dass das so nicht geplant war. Dann hat Gawain Jones gegen ihn die Dame geopfert - selbst wenn das korrekt bzw. spielbar war muss danach jeder Zug sitzen, und das in sich anbahnender eigener Zeitnot. Drei Geschenke in einem Turnier sind für mich eigentlich mehr als die Schachpolizei erlaubt. Wenn sonst niemand überzeugt kann man so gerne ein Turnier gewinnen, aber ..... .


Ich möchte mir nicht anmaßen, die schachliche Wahrnehmung der Spitzenspieler durchschauen und erklären zu können. Indizien (die Resultate der best of the rest - Spieler gegen Carlsen auch und gerade in Stellungen, die für Ottonormalschachspieler einfach erscheinen) sprechen aber doch dafür, dass die Stellungen, die Adams und McShane gegen den Norweger verloren haben, offenbar nicht "einfach schlecht" und ohne Konterchancen für Carlsen waren. Anzunehmen, diese Jungs würden in derartigen Stellungen einfach mal Punkte verteilen, finde ich etwas naiv. Wahrscheinlicher scheint mir, dass Carlsen selbst in einfach scheinenden Stellungen noch Ressourcen wahrnimmt, die ausreichend sind, auch Weltklassespielern noch Probleme stellen zu können. Dabei sehe ich nicht, dass er in London tatsächlich mal die Kontrolle verloren hat. Ein Beispiel ist die Partie gegen Kramnik. Viel schlechter kann man in der Variante nach der Eröffnung nicht stehen, aber Carlsen hat trotz glattem Minusbauer gegen einen starken Techniker scheinbar problemlos Remis gehalten.
+2 #7 uvo 2012-12-09 00:29
Ich kann die Kritik an Carlsen nicht so richtig nachvollziehen, denn letztlich kommt jeder Sieg nur durch gegnerische Fehler zustande (unter der Annahme, daß eine Partie bei beiderseits perfektem Spiel remis endet).

Die Art und Weise, wie ein Sieg erzielt wird, läßt sich doch immer irgendwie gegen den Sieger wenden:

In schlechterer Stellung macht der Gegner einen dicken Patzer? "Geschenke".

Ein interessantes, aber eigentlich inkorrektes Opfer gebracht? "Glück, daß der Gegner nicht die beste Verteidigung findet".

Aus der Eröffnung heraus überspielt? "Der Gegner hat sich ja gar nicht gewehrt", oder "Mit der Heimanalyse hätte ich das auch gewonnen".

Im Endspiel gewonnen? "Mit mehr Zeit hätte der Gegner das locker zusammengehalten".

Letztendlich kommt es nur auf die erzielten Punkte an, und davon hat Carlsen unglaublich viele.
-2 #8 Thomas Richter 2012-12-09 22:28
Ich sehe meine Bemerkungen nicht als Kritik an Carlsen: der Erfolg gibt ihm Recht, und sein Erfolgsrezept ist eben zumindest zum Teil "auf gegnerische Fehler warten und diese ausnützen". Vielleicht spielt eine Rolle dass Carlsens Gegner besonders nervös sind, extra auf Nummer Sicher gehen wollen, ... und genau das geht dann schief? Carlsen hat jedenfalls gegen Adams und McShane keine versteckten Ressourcen gefunden, die haben die Gegner für ihn gefunden.

Eher ist es Kritik an Leuten die Carlsen in den siebenundzwanzigsten Himmel hochloben. Zum Beispiel suggeriert Raymund Stolze auf Schachticker dass Carlsen _wegen London_ im Kandidatenturnier haushoher Favorit ist. Naja, nächstes Mal in London fehlen Gegner der Kategorie die er dieses Mal in London vorwiegend besiegte. Und gegen die Weltspitze hat Kramnik einen mindestens gleichwertigen Eindruck hinterlassen (Aronian diesmal nicht, aber bei anderen Gelegenheiten auch).

Für mich hat eben Kramnik insgesamt souveräner und attraktiver gespielt - ich schaue da auf die Partien und nicht nur auf die Ergebnisse.
#9 Gerhard 2012-12-10 19:45
Thomas: So ist das nunmal mit relativierenden Einschätzungen zur Performance eines Superstars.
Klar handelst Du Dir hier Kritik ein!

Zu den einzelnen Partien: Ich fand schade, wie Adams 2 schöne Stellungen verhunzte: Gegen Carlsen stand er besser, aber "fand" einige schwächende Züge, als es darum ging, einfach nur gut dazustehen. Das fand ich für Adams sehr schade. Ich glaube, Adams war sehr unglücklich danach, war es doch eine trockene Stellung mit Positionsplus, die ihm besonders liegt.
Gegen Mc Shane musste Adams auch gewinnen. Das war auch ein nicht ausgenutzter, stabilerVorteil. Mc Shane hatte in dieser Partie furchtbar gelitten.

Kramniks Vorteil gegen Carlsen war FÜR MICH leider nur symbolisch. Das Comittment e4 mit rückständigem Bauer, was so nach dem Bauerngewinn wohl erzwungen war, verdarb die Gewinnchancen doch äusserst.
Insgesamt sehe ich Kramnik und Carlsen gleichauf in diesem Turnier. Man muß aber zugeben, daß Kramnik NIE in Gefahr war bzw. schlechte Stellungen zu verteidigen hatte!! (oder habe ich da as übersehen?) Sein Manko war, daß er in einigen Remispartien leider nur minimale Vorteile hatte, eben immer im Endspiel und da SCHEINT der Graben zumeist nicht so groß zu sein wie etwa im Mittelspiel.
+1 #10 nobibla 2012-12-11 14:33
Vielleicht sollte dieses Zitat vom hochgeschätzten Kramnik eine realistische Bewertung ermöglichen: "Unter den Menschen bin ich ja eigentlich die Nummer eins. Denn Magnus spielt nicht wie von dieser Welt."

Da sollten wir "Laien" uns nicht weiter bemühen, die Qualitäten des einen oder anderen zu bewerten, da Kramniks Zitat völlig eindeutig ist und er auch den nötigen Sachverstand besitzt.
#11 Thomas Richter 2012-12-11 16:29
Kramnik sagte zumindest auch dass er sich selbst in dieser Form Chancen einräumt das Kandidatenturnier zu gewinnen. Andere Zitate (noch krasser "the position is dead even, so Magnus will win") sind vielleicht sogar eine Parodie auf den ganzen Hype um Carlsen? Möglich ist es m.E. denn Kramnik macht gerne mal Witze, auch über sich selbst.
#12 nobibla 2012-12-11 16:36
Letztlich ist das alles eine Geschmacksfrage. Ich finde es jedoch bemerkenswert, das Carlsen nie schiebt. Selbst gestern, als ihm ein Remis zum Turniersieg gereicht hätte, hat er weitergespielt. Dagegen hat Kramnik ohne großen Kampf ins Remis eingewilligt.
#13 Gerhard 2012-12-11 22:37
Nobibla: Ich schätze Carlsen sehr, aber schau Dich doch auch mal in der Presse um: Kevin Spraggett, der ehemalige Kanditat, meinte auch, daß Kramnik zumindest den geteilten Turniersieg verdient hätte. Und das meine ich auch. Adams entschuldigte sich dann ja auch bei Kramnik (in der Presskonferenz!), daß er seine schöne Position gegen Carlsen gründlich SELBST verdarb und SO die Entscheidung um den Turniersieg herbeiführte. Niemand zwang Adams, die gute Stellung so zu verderben...das war allein er selbst. Und das, nachdem er gekonnt einen Bauern "entführt" hatte.

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