bevor die Partien an den Spitzenbrettern der Schlussrunde im gleichnamigen Open vorbei waren? Der Showdown zwischen den führenden Istratescu und Shanava dauerte vier Minuten. Nein, keiner der beiden hatte sich verspätet (und in Deizisau gab es eine grosszügige Karenzzeit von 30 Minuten). Sie baten den Schiedsrichter der die Uhr anstellte doch gleich am Brett zu bleiben um das Remis nach sieben Zügen zu bestätigen - auch das war nicht notwendig. Und was machten die Verfolger?
An Brett 3 grübelten Bischoff und Baklan über zwanzig Minuten an den ersten zehn Zügen und dachten dann auch "warum alle Figuren entwickeln wenn man schon vorher remis machen kann?".
Brett 4 zwischen Edouard und Petr sah nach der Eröffnung vielversprechend aus, nach 24 Zügen war es auch remis - aber das war wohl eher aus Versehen und nicht schon vor der Partie geplant.
Lange versuchte es Solodovnichenko gegen den jungen Rapport - obwohl oder vielleicht gerade weil er morgens (ja es gab Doppelrunden) mit am längsten gespielt hatte und eine Gewinnstellung nicht gewinnen konnte. Mittags stand er (sagen jedenfalls die Engines) meistens leicht besser, am Ende leicht schlechter, das Remis war wohl gerecht.
Und dann hätte noch Benno Jaeschke zu den beiden eingangs erwähnten aufschliessen können, aber mit Elo 2224 darf man schon mal gegen einen Titelträger verlieren. Bei Jaeschke hat es im siebten Versuch gegen GM Erdos endlich geklappt, davor remisierte er gegen GM Swinkels und holte 4.5/5 gegen IMs.
Das allles klingt vielleicht zynisch, so meine ich es aber nicht. Ich habe durchaus Verständnis dafür wenn Profis das Erreichte absichern wollen, zumal bei neun Runden in 4 1/2 Tagen. Bischoff war insgesamt sicher nicht faul - einige seiner Partien wurden bereits vor der Zeitkontrolle remis, aber das war jeweils ein Erfolgserlebnis gegen nominell stärkere Spieler. Ausserdem half er, trotz Erkältung, gleich zweimal beim Livekommentar in der Zeitnotphase. Was meinen die Leser dazu?
Noch kurz zum Turnier insgesamt in dem es natürlich auch Partien gab die nicht Remis wurden: Die Elo-Favoriten Bacrot und Naiditsch mussten erfahren dass man nicht immer gegen schwächere Spieler gewinnen kann. Und wenn man sich dann noch einmal verrechnet (Naiditsch) oder die Theorie vergisst (Bacrot) reicht es nicht mehr für einen Platz ganz oben. Mit einigen Gegnern machte Naiditsch aber kurzen Prozess. Bacrot zeigte unter anderem dass Damentausch nicht gleichbedeutend ist mit remis - siehe sein Endspiel in Runde 7 gegen Rapport und die geduldige Massage in der Schlussrunde gegen Hannes Rau. Auf Jan Gustafssons Blog gab es doch einige Endspielspezialisten, vielleicht lesen die auch hier mit und wollen sich zu Bacrot-Rapport äussern? Dort streiten sich momentan ja nur noch Leute wer das Licht ausmachen darf ... . Und dann möchte ich noch den Georgier Tornado Kamikadze Tornike Sanikidze erwähnen, einmal (Runde 4) ging es schief, in Runde 8 hatte er dann das Glück des (Todes)Mutigen. So das wars zu Deizisau.
P.S.: Weiss eigentlich jemand wie das Osteropen in Norderstedt ausgegangen ist? Siegerehrung war vor gut zwei Stunden, im Internet steht noch nix.
Kommentare
und - wieviel Wasser floss denn nun den Neckar herunter, bis das Remis vereinbart war?
Danke für den Blick aufs Deizisauer Turnier - war schön, hier darüber etwas zu lesen!
Zu Norderstedt: Du hast es bestimmt schon gesehen, mittlerweile sind alle Ergebnisse online.
Maxim Turov hat gewonnen, bei gleicher Buchholzwertung knapp vor Niclas Huschenbeth.
Wenn Du es wirklich wissen willst, es waren ca. 12000 Kubikmeter - die Partie am Spitzenbrett dauerte ja etwa 4 Minuten und der mittlere Abfluss am Pegel Plochingen ist laut Wikipedia 46,4 m3/s (hab ich mal auf 50 aufgerundet).
Falls es nochmal ein Superturnier in Nanjing geben sollte: dort am Yangtze-Fluss sind auch Kurzremisen feuchter ... .
Meine Bemerkung zum Osteropen war eher allgemein: Wenn Blogger oder Journalisten über ein Turnier berichten sollen muss es zumindest einige aktuelle Infos auf der Homepage geben. Vielleicht schreibt Niclas Huschenbeth ja noch was.
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