Wow - Remiskrise schon wieder beendet

Umkämpfte Krone Umkämpfte Krone OSt

Da kommt man arglos nach Hause nach einem schönen Fußball-Schachturnier in Bremen, und was ist? Gelfand hat Anand geschlagen und führt 4:3 bei der WM in Moskau!
Ein Paukenschlag - nach sieben Runden liegt der Herausforderer nun in Führung, und es ist an Anand, das Match wieder in seine Bahnen zu lenken. Dafür hat der Titelverteidiger noch gute fünf Spiele Zeit. Wir können neugierig sein, wie das Ringen der beiden Großmeister sich nun entwickeln wird.

Gelfand hatte heute ein weiteres Mal die weißen Steine, und so wie ich es verstehe, zauberten die Spieler wiederum die slawische Eröffnung auf das Brett.
Im Gegensatz zu den sechs Runden davor blieben diesmal aber eine Menge Figuren nach der Eröffnung auf dem Brett, und Gelfand konnte einigen Druck aufbauen auf dem Damenflügel. Was soll man sagen - seine Dame besetzte die siebte Reihe, die Springer drangen in die schwarze Stellung ein, und obwohl Anand einen Bauern gewinnen konnte, fand sein Läufer auf c8 kein gutes Versteck mehr und ging im Gegenzug verloren. Mehrfigur für Gelfand!
Der Weltmeister fischte noch im Trüben und sandte einen Freibauer gefährlich weit in Richtung Grundreihe. Doch sein Herausforderer hatte das bereits einkalkuliert - und führte die Partie elegant mit einem stillen Zug zum Gewinn.

gelfand- anand 7

 Gefährlich droht der schwarze Freibauer, der nach Th1+ sogar mit Tempo einziehen würde.
    Doch nach dem schönen Sxe6
half auf Dauer nichts mehr gegen Sg6+ und Tg7 matt.

Mit welchem Konzept wird Anand morgen kontern? Wir gucken uns das an - und melden uns wieder! 

PS Das Bremer Fußballschach-Turnier gewann der unglaubliche Hamburger SK - zwar ohne Viswanathan Anand,
      dafür aber mit Loek van Wely (kein Scherz!), Niklas Huschenbeth, Merijn van Delft und anderen bärenstarken 
      Spielern. Glückwunsch!



 

Olaf Steffens

Olaf Steffens, Diplom-Handelslehrer, unterrichtet an einer Bremer Berufsschule. FIDE-Meister seit 1997, ELO um die 2200, aufgewachsen in Schleswig-Holstein. Spielte für den Schleswiger Schachverein von 1919 (moinmoin!), den MTV Leck (hoch an der dänischen Grenze!), den Lübecker Schachverein, die Bremer Schachgesellschaft und nun für Werder Bremen.

Seit 2012 Manager des Schachbundesliga-Teams des SV Werder Bremen.

Größte Erfolge:
Landesmeister von Schleswig-Holstein 1994, Erster Deutscher Amateur-Meister 2002, 5.Platz beim letztenTravemünder Open 2013, und Sieger des Bremer Hans-Wild-Turniers 2018.

Größte Misserfolge:
Werd´ ich hier lieber nicht sagen!

Größte Leidenschaften:
früh in der Partie irgendetwas mit Randbauern und/ oder g-Bauern auszuprobieren und die Partie trotzdem nicht zu verlieren – klappt aber nicht immer.

Kommentare   

#1 Thomas Richter 2012-05-20 22:20
Schwarz konnte das Matt schon noch verhindern bzw. verzögern: ab der Diagrammstellung 1.Sxe6 Th1+ 2.Kxh1 e1T+ 3.Kh2 Txe5!! - aber irgendwie verständlich dass Anand darauf keine Lust hatte.
In früheren Weisspartien versuchte Gelfand sich mit Läufer gegen Springer, heute mal Springer gegen Läufer (wenn man den Klotz auf c8 als solchen bezeichnen kann ...).

P.S.: Baden-Baden war beim Fussballschach-Turnier nicht dabei? Sie müssten zwar auch auf Anand verzichten, aber hätten doch erstmals in dieser (und der letzten) Saison den bekannten Fussballer Magnus Carlsen einsetzen können.
#2 Olaf Steffens 2012-05-20 22:30
Hallo Thomas,

Bist Du da beim Wettkampf - unser Mann in Moskau? Dann viele Grüße, und danke für den schönen Bericht über Gelfand und Sveshnikov neulich!

Baden-Baden war wirklich nicht dabei heute, aber gegen diesen HSK wären auch sie nicht angekommen. Sogar Werder Bremen haben sie hinter sich gelassen, die Hamburgers, und auch die Fußbrothers aus Jena und die Werkself von Deep Chess. Hochverdient - 19:1 Punkte oder so.
Mit Hamburg wird zu rechnen sein!
#3 Thomas Richter 2012-05-21 09:09
Moin Olaf,

Nee ich bin nicht in Moskau - habe mich nicht getraut zu fragen ob Jörg Hickl meine Reisekosten erstatten würde! Falls mein Gelfand/Sveshnikov Bericht den Eindruck erweckte: die Infos hatte ich mir im Internet zusammengesucht. Generell hatte ich fast alle Berichte hier und anderswo im eigenen Wohnzimmer geschrieben, nur für den über Wijk aan Zee hatte ich vor Ort recherchiert.

Wer übrigens vor Ort ist: Ulrich Stock (DWZ 1919, Elo 2083) für "Die Zeit". Auf http://www.zeit.de/sport/index gibt es momentan zwei Sportarten: Fussball (es gab ja ein wichtiges Spiel in München Samstagabend) und Schach. Ich finde Herr Stock macht seine Sache - das Geschehen einem breiten Publikum zu vermitteln - sehr gut.

Die Teilnahme an unserer Kommentarfunktion ist nur registrierten Mitgliedern möglich.
Login und Registrierung finden Sie in der rechten Spalte.