Zugzwänge

Letzten Monat erstaunte sich einer unserer treuen Löser über gegenseitigen Zugzwang in einer dafür eigentlich eher unverdächtigen Stellung. Der Gag war allerdings der dritte Zug 3.Tf2+!! (der Turm betritt das dreifach angegriffene Feld), der zwar notiert, aber ansonsten nicht weiter kommentiert worden ist. Warum dieser Zug gewinnt und warum es gerade der sein muss, kann ich jedem Leser empfehlen nachzuspielen.

Gegenseitigen Zugzwang (zu englisch übrigens mutual zugzwang) findet man in vielen Studien, so richtig zur Wirkung kommt er dann, wenn bei einer glaubhaften Verführung plötzlich die falsche Partei am Zug ist. Und da sind wir dann bei einem weiteren Stück aus dem Geburtstagsturnier von Harold van der Heijden, das sehr konsumentenfreundlich (sprich: mit wenig Nebenvarianten) daher kommt, aber leider nur im Bereich der Lobe zu finden war (Preisberichte im Problemschach kennen Preise als höchste Auszeichnung, gefolgt von ehrenden Erwähnungen und Loben). Wahrscheinlich war das Stück dem Preisrichter vom Tiefgang her nicht genug. Im Umkehrschluss heißt das natürlich lediglich, dass es nicht so unheimlich schwer ist wie so manch andere Studie.

Golubev


In diesem hübschen Stück von Golubev schafft es Weiß, seine starken Bauern und seine Aktivität zur Geltung zu bringen und einen ganzen Punkt einzufahren. Das Motiv ist ja bereits oben genannt, insofern wünsche ich den Lösern viel Glück und freue mich auf Kommentare.


Kommentare   

#1 Sven Joachim 2012-09-12 19:03
Mich hat beim vorigen Mal auch etwas gewurmt, dass die Datenbank-Banausen über 3.Tf2+ einfach so hinweg gegangen sind. Hoffentlich wird es diesmal besser, der dritte Zug ist wieder der entscheidende…
#2 MiBu 2012-09-24 16:43
Die Pointe im 3. und 7.Zug der hier vorgelegten Studie (leider ist die Raumnot der sD schon vorgegeben) erinnert mich an eine andere Studie, die mit mutual zugzwang endet und wie ich finde unfasslich elegant ist: wKe2, Tg5, Sh5, Bd3, h6, sKc3, Tc6, Lc7, Be7. Autor muss ich nachreichen. Weiß soll natürlich gewinnen - wie? (Wem die Stellung bekannt vorkommt, sie ist in John Nunn´s "Taktische Schachendspiele" zu finden.)
#3 Sven Joachim 2012-09-24 20:00
zitiere MiBu:
Die Pointe im 3. und 7.Zug der hier vorgelegten Studie (leider ist die Raumnot der sD schon vorgegeben) erinnert mich an eine andere Studie, die mit mutual zugzwang endet und wie ich finde unfasslich elegant ist: wKe2, Tg5, Sh5, Bd3, h6, sKc3, Tc6, Lc7, Be7. Autor muss ich nachreichen.


Diese Studie ist von Genrich Kasparjan.

Zitat:
(Wem die Stellung bekannt vorkommt, sie ist in John Nunn´s "Taktische Schachendspiele" zu finden.)
Oder in André Chérons Lehr-und Handbuch der Endspiele, erster Band, Nr. 441.
#4 MiBu 2012-09-24 20:50
Ich wusste noch, dass es einer der berühmtesten Studienkomponisten war, aber nicht mehr welcher. Bleibt mir nur noch nachzutragen: Kubbel-Gedenkturnier 1946, 1. Preis.

Aber zurück zur vorliegenden Studie; vielleicht macht ja doch noch jemand anders mit: 1.Te7+ Kf8 lag ziemlich auf der Hand, auch 2.d7 ist nicht fernliegend. Wohin geht der König nach dem erzwungenen Txc7+ ?
(Engines finden das übrigens blitzartig, die Variantenarmut ist hier äußerst hilfreich. Bei der Kasparjanstudie stehen sie dagegen vor Problemen.)
#5 MiBu 2012-10-06 21:06
Es will keiner...? Okay, nach 2.-Txc7+ folgt 3.Kd1! (warum wird gleich klar) Nun droht vor allem d8D+, also 3.-Txd7+ 4.Txd7 Ke8 5.Txb7 Dh7 6.Sd6+ Kf8 9.Kd2! und Schwarz ist in Zugzwang, Weiß kontrolliert außer h7 alle Felder auf der Diagonalen nach b1.

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