Regeln im 19. Jahrhundert
Bei dem Londoner Turnier von 1883 versuchte man einige dieser Probleme zu beseitigen. Es war ein doppelrundiges Rundenturnier – nur die ersten zwei unentschiedenen Partien wurden verworfen, die dritte zählte. Johannes Zukertort machte 22/26. Angeblich verlor er die letzten drei Partien weil er den Stress nicht ausgehalten hat und seine Nerven mit Opium beruhigte. Doping Kontrollen gab es offensichtlich auch nicht.
Die größte Innovation war jedoch die von Thomas Wilson erfundene Schachuhr. Jetzt kam Schwung in das Schachspiel. Es wurde natürlich nicht an Wochenenden oder Feiertagen gespielt und die Zeitkontrollen waren, verglichen mit heute, nicht stressig – 15 Züge pro Stunde.
Also lieber Leser/Leserin, welches Turnier wünschen Sie sich für Weinachten? Wer weiß, vielleicht liest Santa Klaus ihren Wunsch.
Shogi - das bessere Schach?
Hier übergebe ich nun an Oliver Orschiedt, der in Zukunft diese Rubrik betreut.
In meiner Jugend war ich viele Jahre aktiver Schachspieler. Mit Anfang zwanzig - ich war mit einer Spielstärke um die 1900 weder besonders gut noch besonders schlecht - ließ die Begeisterung etwas nach. Da bist Du den ganzen Sonntag mit der Mannschaft unterwegs, spielst diese endlos langen Partien, die dann doch nur unentschieden ausgehen, und die Mannschaft verliert 3,5 zu 4,5. Das war einfach frustrierend. Dazu neue Interessen, Studium und Freundin - ich gab das Schachspielen auf.
Fünfzehn Jahre vergingen. Studienabschluss, Beruf, Familiengründung. Du könntest doch mal wieder Schach spielen! Turnierpartien waren mir immer noch zu langweilig. Ich spielte ein bisschen Fernschach, ein bisschen im Internet und schaute auch mal für das ein oder andere Blitzturnier in einem Schachklub vorbei. Eine Internetbekanntschaft von irgendeinem Schachserver spielte eines Tages in Pardubice/Tschechien das große Open mit. Ich verfolgte das auf der Webseite des Veranstalters. Dabei stolperte ich zufällig über die Information, dass auf der gleichen Veranstaltung neben Scrabble, Bridge und zahlreichen anderen Spielen auch die Europameisterschaft im Shogi ausgetragen wurde. Shogi - was ist das? Ich war verblüfft zu erfahren, dass das auch eine Schachvariante ist und begann mich näher damit zu beschäftigen.
Es gab Könige, Türme, Läufer, Bauern und Springer, aber auch so komische Dinger wie Lanzen und Generäle. Kein Remis? Das war schonmal interessant. Figuren wieder einsetzen? Cool - Tandem fand ich eigentlich auch kurzweiliger als Turnierschach. Japanisches Schach mit einem System von 150 vom Verband bezahlten Vollprofis in Japan, die von ihrem Gehalt tatsächlich auch leben können. Ob das unsere Schach-Bundesliga da mithalten kann? Zwei Stunden für eine typische Turnierpartie in Europa? Das hört sich gut an. OK, wo kann ich das spielen? Stuttgart, München - toll, ich komme aus Ludwigshafen. Dann eben mit dem Computer! Das Spielen mit der frei erhältlichen Software Shogivariants hat mir immerhin ein paar Wochen Spaß gemacht und mir genug Praxis gegeben mich mal auf einem Spieleserver online gegen Menschen zu versuchen. Ich stellte fest: das Spiel macht ja richtig Spaß! Es ist wie Schach, nur schien auf dem Brett wesentlich mehr los zu sein.
Ich beschloss die Schachszene meiner Heimat zu infizieren und im Rhein-Neckar-Raum eine stabile Shogiszene aufzubauen. Tatsächlich fanden sich unter meinen Schachfreunden ein gutes halbes Dutzend Leute, die sich für die Idee begeistern ließen. Wir besorgten Material und begannen Spielabende zu organisieren. Das war vor fünf Jahren. Inzwischen sind wir etwas gewachsen, haben eine eigene Webseite und Shogi ist jetzt fester Bestandteil des Oberliga-Schachklubs Ludwigshafen 1912 geworden. Wir haben 2010 zehn Turniere in Ludwigshafen organisiert, unter anderem die Deutsche Jugendmeisterschaft. 2011 sind wir Gastgeber der Europameisterschaft und erwarten den Besuch einiger Profis.
Die meisten aktiven Shogispieler Deutschlands spielen Schach. Einige Titelträger und Spieler mit Bundesligaerfahrung sind darunter. Die Einschätzung "Shogi ist ja eigentlich das bessere Schach, aber es wird hier halt zu wenig angeboten" wird selbst hie und da von stärkeren Schachspielern geäußert. Die Auffassung muss man natürlich nicht teilen. Aber vielleicht lohnt sich doch mal ein Blick auf diese hierzulande noch ziemlich exotische Schachvariante.
Vor einigen Tagen rief mich Jörg Hickl an und bot mir die Mitarbeit hier im Blog an. Ich habe spontan zugesagt und möchte Euch in der nächsten Zeit regelmäßig vertiefende Informationen zum Thema Shogi geben. Hier auf SCHACHWELT gibt es unter dem Menüpunkt Spezial/Shogi ein paar weitere Erläuterungen und die Erklärung der Regeln. Wer sich für die Geschichte und die Szene in Japan interessiert, kann mal bei shogi.de vorbeischauen und von dort weitersurfen. Die besten Infos zur Spielszene in Deutschland findet man auf shoginet.de.
Georg Siegel - Nachruf
Siegel,Georg (2480) - Christiansen,Larry (2590)
Zum Abschluss möchte ich den Nachruf von Georgs langjährigen Mannschaftskameraden Christian Maier zitieren, der noch viele weitere interessante Informationen enthält.
Freiburg trauert um sein größtes Schachtalent
Frauenpower pur!
2010 WWCC Antakya (2.23), 05.12.2010
17.Sf6+! Das offensichtliche 17.Sd6 hat auch einiges für sich, aber der Textzug ist noch stärker. 17...Kh8? Vielleicht bereits der Verlustzug. Erforderlich war 17...gxf6 18.exf6 Txd1+ 19.Lxd1! (19.Dxd1 Dd8 20.fxe7 Dxd1+ 21.Lxd1 Sxe7) 19...Dd8 (19...Ld6? 20.Dd2!+-) 20.fxe7 Sxe7 was den Schaden noch einigermaßen in Grenzen gehalten hätte. Vielelicht war auch 17...Lxf6 18.exf6 Txd1+ 19.Lxd1 Dd8 20.fxg7 Kxg7 21.Lc2± etwas besser. Aber gut dass der König in die Ecke ging, denn sonst wäre die folgende Kombination leider nie ans Tageslicht gekommen. 18.Sg5 Txd1+ 19.Dxd1! Sd8 Überraschenderweise bereits der einzige Zug, denn nach 19...gxf6 20.exf6 Dd7 21.Sxf7+ Kg8 22.Sh6+ Kh8 23.Dg4 gewinnt Weiß sofort. 20.Dh5! Natürlich spielt sich die Stellung für Weiß bereits wie Butter, aber das Beste kommt erst noch!
20...gxf6 Pogonina musste bereits in den sauren Apfel beißen, denn nach 20...h6 21.Sxf7+ Sxf7 22.Dxf7 gxf6 23.exf6 Ld6 24.Dxf8+ Lxf8 25.Lxc7 kann Schwarz aufgeben. 21.exf6 Dc6! Schlau verteidigt. Pogonina setzt ihre Hoffnung auf die Matt-drohung auf g2, aber die Rechnung geht nicht auf! Die Widerlegung ist allerdings sehenswert.
Winning democratic elections in FIDE
About ten days ago chess World was shocked by New York Times allegations of the Turkish Chess Federation (later TCF) president Ali Nihat Yazici buying votes of the delegates in order to win chess OL 2012 in Istanbul. The revelation itself (strange enough) came from the TCF financial audit where it stated that TCF president has spent approx 90.000,-euros for the delegates travel, stay and other costs.
Confronted with the issue Mr. Yazici admitted to NY Times that though he did help delegates (who otherwise could not have come) with their travel, he did not spend a single cent for the delegates airfares! Such a contradiction in a one single statement can only mean that a) guy is overconfident in his political position or b) he is completely insane or c) (the most likely in this case) both.
How do you help someone travel from point A to point B without spending any money on his travel? The best solution I would suggest would be using a famous Aladdin Flying Carpets (probably Ali Nihat found them in Grand Bazaar).
Situation heated up and last weekend TCF had a general assembly in order to approve the financial statements and money spent. Being a true patriot Mr. Yazici honestly admitted that in order to serve a Turkish national interest and bring the Olympiad to Istanbul he should be allowed to bribe.
Fortunately for Ali Nihat 67(out of 119) TCF assembly members have agreed that in order to serve the best of the National interests TCF president should indeed be given a James Bond kind of licence.
Buying votes has been a matter of speculation for many years within FIDE and natural question is : did TCF president “stimulate” delegates to vote only on the Istanbul 2012 OL issue or is it a wide practice going as far as FIDE Presidential elections?
I would say that buying votes, buying people, is not a matter of situation - it is a matter of character.
In Torino 2006, former SWIFT president, Belgacom CEO, accomplished business leader and a known chess mecena Dutchman Bessel Kok decided to run for FIDE president and in the democratic election defeat the current autocratic FIDE president and finally bring to the chess community everything Western values stand for. Naturally, Bessel could not do it alone, so his newly formed team included two impeccable freedom fighters. Two personalities led by principles, turning down any potential bribes and ready to sacrifice everything for the values they stand for. Those two freedom fighters were Ali Nihat Yazici and Geoffrey Borg. According to Mr. Yazici story, current FIDE president has in 2006 election offered him a different sort of bribes - Vice president position within FIDE, direct cash, than even more cash…you name it. True to himself and his principles, freedom fighter Mr. Yazici turned down all this indecent proposals.
Today both of our freedom fighters belong to the inner FIDE circle. Mr. Borg having had a different well paid FIDE top functions, while Mr. Yazici is currently FIDE Vice presidents and one of the strongest supporters of everything he (as a freedom fighter) in 2006 fought against.
According to his own statements, after 2006 election, Mr. Yazici finaly saw” the light” and recognized the genious of the current FIDE president.
Now, we come to the second part of the “democratic election”, OK you have a budget to spend for “the higher cause”, you have unmistakenly identified the target (after all you are top professional there, veteran with years of experience),but how do you ensure that the agrrements would hold and “the right cause” be supported, because…..you know…..people..could be…. treacherous.
So, (now comes the best part), in order to ensure “the legitimate” voting procedures, you take the proxy of your “business partner”. Country of my birth, Bosnia & Herzegovina, has recently entered this grey alley. Having, a close historic ties with Turkey and being one of the brotherly nations Bosnian ailing chess federation recently received a financial help (approx 25.000,-euros) from the big Turkish brother.
Naturally, even without this financial injection Bosnia would have supported the interests of its Turkish brothers.
Also, it would have been terrible if Bosnian official delegate would make a mistake in the voting box crossing a wrong political option (because, you know….vote is secret). So, what we do, (to ensure the correct decision and no mistake in proceedings),…. while official Bosnian delegate (and federation vice president) is underway to Khanty, Ali Nihat already has Bosnian voting proxy.
At the FIDE congress itself , Bosnian delegate Mr. Bogut, turns out to be a loose cannon and (can you believe it !) decides to show up and would even like to vote (also having a major argument with TCF president and proxy behind ones back practice)
True to himself, a freedom fighter, and a staunch democracy supporter Mr. Yazici, naturaly withdraws given proxy and happily allows the present delegate to vote.
During the OL in Khanty I have heard about a dozen of similar stories, only this time without loose cannons
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