Krennwurzn

Krennwurzn

Anonymer aber dennoch vielen bekannter kritischer Schachösterreicher! Ironisch, sarkastisch und dennoch im Reallife ein netter Mensch - so lautet meine Selbstüberschätzung! Natürlich darf jeder wissen wer die Krennwurzn ist und man darf es auch weitererzählen, aber man sollte es nicht schreiben, denn die Krennwurzn hat so eine abkindliche Freude damit „anonym“ zu sein – lassen wir ihr doch bitte diese Illusion!

Motto: Erfreue Dich am Spiel, nicht an der Ratingzahl! Das Leben ist hart, aber ungerecht (raunzender Ösi)!
 
Sonntag, 01 April 2018 08:33

Kühlhausrevolte

Das Kandidatenturnier in Berlin ist zwar schon wieder Geschichte, aber es wurde uns ultraspannendes Schach geboten und ganz nebenbei wurde wieder einmal so richtig das Schach revolutioniert – kein Wunder, wenn Berlin und das Kühlhaus im Spiel sind, denn dort war klar und deutlich zu lesen: „Entering this building might substantially increase your IQ. Chess does that to humans.“

Schon im Jahr 2000 prallte der damalige langjährige Weltmeister Garry Kasparov an der eisigen Berliner Ziegelwand ab, die ihm ein junger Vladimir Kramnik mit geschickter Hand aufbaute und ihm damit den Weltmeistertitel abnahm. Viele Jahre später sorgte eben dieser Vladimir Kramnik wieder für eine Sensation in Berlin, wie uns der umtriebige Reporter Würgen Brüskieren von der australischen Schachzeitung „Schachlasziv“ exklusiv berichtete.

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Werfen Sie doch bitte einen Blick auf die beiden Stellungen. Stellung 1 ist klar für Weiß gewonnen und Stellung 2 ebenso klar – wenn nicht noch klarer – für Schwarz gewonnen. Gingen wir bisher davon aus, dass schachtheoretisch eine Stellung nur gewonnen, verloren oder remis sein kann, müssen wir nun durch häufiges Betreten des Kühlhauses erkennen, dass wir uns da gewaltig geirrt haben, aber hören wir nochmals genau bei den Pressekonferenzen zu.

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Würgen Brüskieren (Schachlasziv): Mister äh Wödmaster Vladimir Kramnik haben Sie den Begriff „Wildcard“ zu wörtlich genommen? Bisher galten Sie ja als praktisch unbesiegbarer Remiskönig – stärker als Leko und Giri zusammen?

VK: Ich war Weiß und stand zu diesem Zeitpunkt schon klar auf Gewinn, konnte aber noch keine konkrete Variante zu Ende rechnen. Aber es ist klar, dass diese Stellung gewonnen sein muss! Dass ich dann in Zeitnot nicht die richtige Fortsetzung gefunden habe, ändert nichts an der Tatsache, dass ich objektiv hier schon auf Gewinn stand.

Am nächsten Tag:

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Würgen Brüskieren (Schachlasziv): Mister äh Wödmaster Vladimir Kramnik nach ihrem gestrigen unverdienten Verlust in Gewinnstellung wollten Sie heute mit Schwarz wirklich unbedingt gewinnen?

VK: Gestern ist gestern und heute ist heute – ich geben jeden Tag mein bestes Schach! Nun hier war mir klar, dass ich schon klar besser, wenn nicht schon auf Gewinn stehe. Mir war aber noch nicht klar, welchen Fehler der Weiße mit seinem ersten Zug machen würde und daher steckte ich noch wenig Energie in die Berechnung konkreter Varianten, aber objektiv gesehen stehe ich hier schon auf Gewinn und muss das nur mehr irgendwie managen.

Wir müssen also die Schachtheorie umschreiben, denn die bisherige Meinung, dass eine Stellung eine theoretische Eindeutigkeit hat, wird durch die Anwesenheit von Vladimir Kramnik am Brett aufgehoben. Leider konnte die Krennwurzn die theoretischen Auswirkungen noch nicht mit dem Urelo aus Kreta vergleichen, weil aufgrund des schlechten Wetters kein Flug vom BER (Flughafen Berlin Brandenburg „Willy Brandt“) nach Elo - der dortige Flughafen ist für verwaiste Schachspieler ohne Titel schon geöffnet - möglich war – aber nächstes Jahr oder später zum gleichen Datum sollte es Flüge geben.

 

Kleine Schachrevolution – oder warum Zusehen schwieriger wird als Spielen!
Früher, ja früher war alles besser – sogar die Zukunft war früher besser und einfacher hört und sagt man immer wieder gerne. Früher waren die Spitzengroßmeister gottgleiche Künstlerpriester und die einzigen, die die Geheimnisse des Schachs durchschaut haben und wir Zuseher und Patzer (in Erinnerung an Bobby Fischer) konnten nur staunend und voller Bewunderungen deren Äußerungen lauschen. Es war eine ideale Welt: da die Fans dort die Meister!

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Aber stimmte das wirklich so – ja das wurde so gelebt, aber die Grundlagen dazu waren gar nicht gegeben, denn Schach ist im Wesen ein endliches Spiel in einem endlichen Raum und damit theoretisch lösbar. Künstlerische Freiheit existieren überhaupt nicht, denn für jede einzelne Stellung gilt, dass sie entweder gewonnen, remis oder verloren ist – mehr geben die Regeln nicht her, auch wenn uns dieses Wissen nur für wenige Stellungen zweifelsfrei zugänglich ist. Aber diese immer schon existierende und bekannte theoretische Einschränkung wurde von der Schachfangemeinde nahezu „religiös“ ignoriert, so wie Kreationisten die Evolutionstheorie ablehnen.

Hilfreich dabei waren die ersten Auftritte der Schachcomputer, die man locker schlagen konnte und jene, die die 2000 Elomarke überschritten waren anfangs sehr teuer. Doch das änderte sich rasch als die ersten Programme auf Diskette verfügbar wurden und sich IBM mit einem Großrechnerteam einschaltete und in den Jahren 1996 und 1997 die Sache eigentlich klärte. Dann kam das neue Jahrhundert und Mitte der Nullerjahre war eigentlich klar: Maschine schlägt Mensch! Die Romantik war damit vorbei.

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Nun kam 2017 der nächste „Schock“ AlphaZero – ein künstliches neuronales Netzwerk - erlernte Schach in affenartiger Geschwindigkeit selbst und zerlegte – wenn auch in nicht ganz sportlich fairer Manier – die besten Engines und stieß damit die Tür in neue Welt auf.

Wo liegt nun das Problem für uns? Nun die Profis sehen das schon lange pragmatisch, wenn auch manchmal etwa gereizt, wie beispielsweise eine Reaktion von Magnus Carlsen gegen GM Maurice Ashley bezeugt, als dieser ihn auf eine gewinnbringende Enginevariante in einem Interview ansprach. Liest man dann aber genauer, kann man erkennen, die Profis wissen was sie können und was sie nicht können. Und sie wissen auch Maschine schlägt Mensch - das ist ja schon seit 1997 keine weltbewegende Neuigkeit mehr! Also verhalten sie sich typisch menschlich und schauen, was sie davon zu ihrem Nutzen verwenden können und was für sie unbrauchbar ist und bauen das Brauchbare ganz pragmatisch in ihre Arbeit ein. Das menschliche Schach profitiert damit ganz klar vom Computer – aber dennoch hat sich im Kampf am Brett nichts Wesentliches verändert: es gewinnt der vorletzte Fehler!

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Und jetzt kommen wir Schachfans ins Spiel – wir sind die „Verlierer“ dieser Entwicklung. Früher – vergessen wir nicht da war alles herrlich – saßen wir vor der Zeitung oder dem Bildschirm (Teletext) und spielten die Partien der Stars nach und verstanden nichts oder sehr wenig. Dann kamen die gedruckten Analysen und wir verstanden das was dort geschrieben war, ob das nun stimmte oder nicht war eigentlich egal. Da uns die Fähigkeiten und die Möglichkeiten fehlten, mussten wir das tun, was Menschen in solchen Situationen schon immer taten: GLAUBEN!! Und wir waren glücklich, denn aus unserem Unvermögen strahlten Stars hervor zu denen wir bewundernd hochblicken konnten.

Mit der Niederlage von Kasparov gegen die Maschine und die folgende Chancenlosigkeit kommender Weltmeister gegen die Engines zerbrach diese einfache Glaubenswelt und die Götter wurden zu fehlbaren Sterblichen wie wir auch. Und damit begann unser großes Dilemma, denn mittlerweile ist es einfacher, ja sehr viel einfacher Schach zu spielen als Schach zuzusehen! Verstanden wir früher nichts, so liefern uns die Maschinen jetzt eine „nahezu perfekte“ Einschätzung der Stellung und dennoch wieder haben wir ein Verständnisproblem: was davon kann der Mensch – dessen Fan wir vielleicht sind – am Brett sehen und was bleibt – bzw. muss – ihm verborgen bleiben? Wieder können wir die Ereignisse nicht richtig einordnen und wieder sind wir in einer emotionalen Geisterbahn ohne Ausweg gefangen.

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Unsere Situation hat sich damit nicht wirklich verbessert, denn unsere eigenen schachlichen Fähigkeiten helfen uns gleich wie früher nichts, um ohne Computer das Geschehen am Brett einschätzen zu können und mit Computer wissen wir nicht, was Topprofis sehen können und was nicht. Fakt ist ja, dass die Fähigkeiten des Menschen durch viele Faktoren begrenzt sind. Kein Mensch kann alle 5 Steiner sicher nach Hause spielen, geschweige denn 6 oder gar 7 Steiner. Damit ist klar, dass wir auch in allen anderen schachlichen Phasen Irrtümer begehen müssen. Ist Schach damit ein Glücksspiel? Ich würde mit einem klaren JEIN antworten – theoretisch für Menschen JA, praktisch aber NEIN! Denn eigentlich ist Schach für uns Menschen ein Kampfsport und solange das so bleibt, ist alles gut und schön!

Nur Zusehen müssen wir neu lernen!! Und dabei können uns die Maschinen noch nicht helfen – aber damit eröffnet sich doch ein weites neues Feld für Schachsoftwarefirmen und für Weihnachtswünsche!

Alle zwei Jahre wieder kommt in der Vorweihnachtszeit in der hanseatischen Telenovela „Diese Wüllenwebers“ ein Sohn namens Fritz auf die Welt und bekommt einen Rufnamen damit man die Söhne unterscheiden kann. 2015 erblickte „Fritz 15 Arnold“ als Frühgeburt in Magdeburg das Licht der Welt. Warum Fritz 16 den Beinamen „Vincent aus Goch“ bekam war nicht klar zu recherchieren. Wurde er gar in den gelben Sonnenblumenfelder um Goch gezeugt oder hatte er eine Neugeborenengelbsucht? Wir wissen es nicht und werden es wohl auch nie erfahren – aber eines kann verraten werden, Fritz Vincent hat vollständige Ohren!

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 Das Originalbild finden Sie in der Neuen Pinakothek in München

Nun stellt sich bei so vielen Söhnen die berechtigte Frage – was ist daran noch interessant? Klar haben die jüngeren Söhne mehr Potential, denn sie können ja am Erfahrungsschatz der Älteren reifen und haben die besten Jahre noch vor sich, aber dennoch so viel wirklich Neues gibt es nicht.

Der neue Fritz bekommt nun viele Features vom vorjährigen ChessBase 14 eingebaut und ChessBase hat im Laufe des Jahres viele Programmfunktionen auch in den Webapps verfügbar gemacht. Meiner Meinung nach sind die Hamburger in diesem Bereich viel konkurrenzfähiger geworden und damit kommen wir schon zur entscheidenden Frage: brauche ich den Fritz 16?

Die Antwort ist klar: NEIN, ABER es doch schön ihn zu haben! Ein wirklicher Bedarf ist nur für jene gegeben, die schon lange keine neue Version gekauft haben, aber ist es nicht eine Freude sich selbst in der Vorweihnachtszeit zu beschenken? Zaubert nicht dieses schöne Gelb einen Hauch von Frühsommer auf den grauen Herbstbildschirm?

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Vincent aus Goch - könnte täglich von Ihrem Bildschirm lachen

Also meine Empfehlung bekommt das Programm aus reinen egoistischen Gründen und ich verzichte bewusst auch auf die Vorstellung neuer Funktionen und Gimmicks. Die neue Engine habe ich erst gar nicht getestet und dennoch hatte ich beim Testen eine innere Freude mit ein paar Neuigkeiten und da ich Ihnen, lieber Leser, diese Freude nicht nehmen möchte, endet meine Vorstellung von Fritz 16 bevor sie begonnen hat.


FRITZ 16 (Herstellerangaben)

Neue 64-Bit Multiprozessorengine von Vas Rajlich („Rybka“)
Verbesserte 64-Bit Programmoberfläche (optional 32-Bit)
Premium-Mitgliedschaft für die neuen ChessBase Accounts sowie für den playchess-Server (sechs Monate)

Mit Fritz 16 bleiben Sie mobil: der ChessBase Premium Account (6 Monate) garantiert vollen Zugriff auf die ChessBase Web Apps (auch für iPads, Android Tablets und Smartphones): 6.000 Schach-Trainingsvideos, 60.000 Taktikaufgaben, 8 Millionen Partien in der Live- Database und natürlich Onlineschach auf playchess.com.

Systemvoraussetzungen für Fritz 16

Minimum: Dual Core, 2 GB RAM, Windows 7 oder 8.1, DirectX11, Grafikkarte mit 256 MB RAM, DVD-ROM-Laufwerk, Windows Media Player 9 und Internetzugang.
Empfohlen: PC Intel i5 oder AMD Ryzen 3 (Quadcore), 4 GB RAM, Windows 10, DirectX11, Grafikkarte mit 512 MB RAM oder mehr, 100% DirectX10-kompatible Soundkarte, Windows Media Player 11, DVD-ROM Laufwerk und Internetzugang.
Systemvoraussetzungen für ChessBase Account: Internetzugang und aktueller Browser, z.B. Chrome, Safari. Für Windows, OS X, iOS, Android, Linux.

Montag, 26 Juni 2017 14:10

Christian Hursky neuer ÖSB-Präsident

Man darf sicherlich das Wort „historisch“ bemühen, wenn man an die Wahl am Sonntag in Graz denkt – nein es wurde kein Kandidat einer unbekannten Liste Bürgermeister – es trat der österreichische Langzeitzeitschachpräsident Prof. Kurt Jungwirth nicht mehr zur Wahl an. Dieser hatte das Amt seit 1971 inne und viele Schachspieler in Österreich hatten noch nie einen anderen Präsidenten erlebt. Nach über 45 Jahren im Amt übergab er am Sonntag an den ehemaligen Wiener Schachpräsidenten Christian Hursky – ein Grund für die Krennwurzn diesen einmal zu interviewen:

Krennwurzn:
Herr Hursky – ich kann es immer noch nicht glauben – es gibt tatsächlich einen neuen ÖSB-Präsidenten. Können Sie sich der Schachöffentlichkeit mal kurz vorstellen?

Hursky:
Natürlich – ich bin vor ein paar Tagen 56 Jahre alt geworden. Hauptberuflich bin ich Dispoleiter bei einer Mineralölfirma und Landtagsabgeordneter aus Wien-Favoriten. Neun Jahre lang war ich Präsident des Wiener Schachverbandes und spiele wenn mir Zeit bleibt auch gerne mal in einer unteren Liga in Wien Schach. Da hört und sieht man auch die „kleinen“ Probleme der Schachvereine – eine sehr gute und wichtige Erfahrung für mich.

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Krennwurzn:
Lassen Sie mich mal rechnen: 40 Stunden Job, aktiver Politiker und Schachpräsident – wie geht sich das zeitlich aus?

Hursky:
Für Schach wende ich ca. 10-15 Stunden pro Woche auf und ich bin ein sehr gut organisierter Mensch, der sehr teamorientiert arbeitet. Schon in Wien haben wir ein schlagkräftiges Team aufgebaut und dies werde ich nun auch im ÖSB so machen. Meine Arbeitsweise ist Probleme zu erkennen, diese offen anzusprechen und dann durch gemeinsames Besprechen diese zu lösen!

Krennwurzn:
Neue Zeiten für den ÖSB also – was wird sich ändern, wandert das Büro von Graz nach Wien?

Hursky:
Kurzfristig ist keine Übersiedlung nach Wien geplant und Walter Kastner wird Sekretär bleiben und die Büroräumlichkeiten in Graz weiter nutzen. Im Zeitalter der modernen Kommunikation sind Bürositze nicht wirklich wichtig und stehen auf meiner Prioritätenliste ganz unten.

Krennwurzn:
Ok – was steht ganz oben – was möchten Sie im ÖSB erreichen?

Hursky:
Nun bei der Wahl wurden schon ein paar Weichen gestellt – mit Johannes Duftner und Friedrich Knapp wird es zwei neue Vizepräsidenten und damit eine Verjüngung dieses Gremiums geben. Mit Franz Modliba und Johann Pöcksteiner sorgen zwei erfahrene Kollegen für Kontinuität und dafür dass Expertise nicht verloren geht. Generell werden wir uns breiter aufstellen (müssen) weil das die Anforderung unserer Zeit ist – wir müssen darauf achten, dass wir die Funktionäre weder zeitlich noch arbeitsmäßig überlasten. Daher müssen wir alle noch besser lernen zu delegieren.
Wichtig ist mir, dass der ÖSB sowohl für die Hobbyspieler als auch für die Spitzenspieler da ist – das darf kein Gegeneinander sein: wir brauchen die Breite und wir brauchen auch Erfolge, um die Sportförderung zu rechtfertigen.
Im Jahr 2020 wird der ÖSB 100 Jahre alt und dieses Jahr gilt es ab sofort vorzubereiten. Mir schwebt ein „Medienjahr“ vor – es muss uns mehr gelingen mit Schach in die Öffentlichkeit zu kommen. Geplant ist zur Zeit eine gemeinsame Turnierserie über alle Bundesländer. Wir müssen dabei auch die Bremse, die durch Länderinteressen, manchmal existiert lösen und gemeinsame Projekte auf den Weg bringen. Ich bin bewusst als Präsident des Wiener Schachverbandes zurückgetreten um als ÖSB-Präsident wirklich auch für alle sichtbar für ALLE Präsident zu sein.
Schon jetzt laufen gerade im Jugendbereich schon ein paar länderübergreifende Initiativen und im Medienbereich müssen wir unser Organ „Schach aktiv“ verbessern und für neue Zielgruppen attraktiv machen.

Krennwurzn:
Wer soll das alles bezahlen, wer hat so viel Geld … möchte ich fast singen ;-) Aber im Ernst gefragt: nach den Sommerolympiaden in London und Rio hat der BSFF (Bundessportförderungsfonds) doch die Weichen gestellt, dass mehr Geld in medaillenträchtige Sportarten fließen soll.

Hursky:
Das stimmt zwar, aber auch gute Nachwuchsarbeit findet Anerkennung im BSFF. Wir haben gerade in diesem Bereich wohl das erfolgreichste Jahr hinter uns. Ganz aktuell wurde Florian Mesaros Doppel-Europameister in Budva und im Blitz landet hinter ihm auf Platz 3 mit Felix Blohberger noch ein Österreicher am Stockerl und auch schon vorher waren wir sehr erfolgreich. Das sind schon die ersten positiven Auswirkungen vom Projekt Batumi 2018 das wir in ein generelles Jugendarbeitsprojekt „Meister von morgen“ umwandeln und weiterführen möchten.
Im absoluten Spitzenbereich versuchen wir neben Markus Ragger auch Valentin Dragnev ins Team Rot-weiß-Rot zu bringen und somit auch Perspektiven für andere zu schaffen. Eine gewisse wirtschaftliche Absicherung ist eine Grundvoraussetzung für Erfolg im Spitzensport!

Krennwurzn:
Wenn man sich aber die Förderkriterien anschaut, dann braucht ein Schachspieler der die geforderten Leistungen erbringt keine Förderungen mehr, denn dann ist er schon in den Top 20 und kann wohl auch ohne Förderungen gut vom Schach leben.

Hursky:
Dieses Problem ist uns klar und auch die BSO versteht dies – daher werden die Kriterien ja nicht stur ausgelegt sondern von Menschen entschieden. Um Erfolg zu haben, müssen wir den Fokus vom Geldverdienen auf die Vorbereitung legen, denn nur mit besserer Vorbereitung und gesicherter Existenz sind Erfolge möglich.
Ebenso holen wir uns da auch von anderen Sportverbänden Expertise und praktische Hilfe – so bereiten sich Damen und Herren Schachnationalmannschaften im Bundessportzentrum Südstadt auf ihre Aufgaben vor – der erste Schritt in dieser Richtung wurde von Harald Schneider-Zinner gesetzt. Dort können wir vielfältige sportliche Expertise in Anspruch nehmen und unsere Spieler treten dort auch in Kontakt mit anderen Sportlern, die dann schnell sehen, dass Spitzenschach schon um vieles härter ist als eine Partie Schach im Kaffeehaus.

Krennwurzn:
Kommen wir aufs internationale Parkett – Österreich ist in der FIDE ja sehr gut vernetzt – wie sieht Ihr persönlicher Fahrplan da aus?

Hursky:
Prof. Kurt Jungwirth – zu dem ich ein sehr gutes persönliches Verhältnis habe - wird weiterhin in seinen FIDE Funktionen bleiben und mir auch in Österreich als Ehrenpräsident des ÖSB mit Rat und Tat zur Seite stehen. Johann Pöcksteiner – wir haben schon in Wien gut miteinander gearbeitet – wird seine Funktion in der ECU weiter pflegen. Und ich werde bis 2018 – nächster FIDE Kongress in Batumi – diese Kontakte nutzen und das Netzwerk kennenlernen und dann Entscheidungen treffen.

Krennwurzn:

Ihr Vorgänger Prof. Kurt Jungwirth und sein „steirisches“ Team hatten ja keine große Freude mit der Krennwurzn – wie ist ihr Umgang mit Kritik, die gerade wenn sie ironisch oder gar sarkastisch ausfällt persönliche Grenzen überschreiten kann?

Hursky:
Kritik ist per se einmal nicht schlecht, sollte aber nicht persönlich sein und auch nicht persönlich genommen werden. Mein Motto „Durchs Reden kommen d' Leut zam“ sollte von Anfang an verhindern, dass sich Meinungsverschiedenheiten zu handfesten Konflikten aufschaukeln, die dann eine Eigendynamik entwickeln, die für beide Seiten nicht gut ist.

Krennwurzn:
Jetzt sprechen wir schon sehr lange und ein Thema fehlt bisher fast komplett: Frauen im Schach! Wir haben zwar im Schul- und Jugendschach viele Mädchen, verlieren diese aber dann fast vollständig, wenn Ausbildung, Beruf und Familie ins Spiel kommen.

Hursky:
Das stimmt und Sie sind ja ein sehr ungeduldiger Forderer von mehr Frauen im Schach. Mein Zugang ist, dass hier wie auch schon im Kinder- und Jugendbereich ein Weg der kleinen Schritte gegangen werden muss, um langfristig etwas zu ändern. Neben Spielerinnen brauchen wir auch Funktionärinnen im Schach um Themen anzusprechen und zu verbessern, die uns helfen, Frauen längerfristig im Schach zu halten. Das fängt bei den Spiellokalen, -terminen an und geht in einem weiten Bogen bis dahin, dass ein Schachspieler auch mal duschen und ein frisches Hemd anziehen soll.
In Wien haben wir mit Margot Landl eine sehr engagierte Frau im Vorstand, die sich auch medial gut in Szene setzen kann. Mit Uschi Fellner haben wir in der Medienlandschaft eine begeisterte Schachspielerin und wir müssen versuchen, diese Kontakte und Möglichkeiten zu nutzen, Schach für Frauen attraktiver zu machen – wie gesagt ich bin da für die kleinen Schritte, verstehe aber die Ungeduld der Krennwurzn gut!

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IM (WGM) Eva Moser gegen den Christian Hursky

Krennwurzn:
Wie sieht Ihre persönliche Planung als Präsident aus – 45+ Jahre werden sie wohl eher nicht schaffen.

Hursky:
(Lacht) Das ist auch nicht mein Ziel. In Wien war ich 9 Jahre lang Präsident und ich hoffe sagen zu dürfen ich habe da etwas weitergebracht und viele Projekte auf Schiene gebracht. Über die Dauer einer Amtsperiode sollte man sich keine zu großen Gedanken machen, aber ich denke, dass so um 10 Jahre herum eine gute Perspektive ist, wenn man längerfristig etwas schaffen möchte.

Krennwurzn:
Was wären so längerfristige Ziele? Das hört sich zwar gut an, sagt aber wenig aus.

Hursky:
Neben den schon angesprochenen Zielen sollten wir vielleicht weiterdenken und beispielsweise ähnlich dem Schachhaus in Wien ein bis drei weitere solche Zentren in den Bundesländern schaffen. Das wird realistischerweise nur klappen, wenn wir über die Landesverbandsgrenzen hinwegschauen und sich zwei oder mehrere Bundesländer die Finanzierung teilen. Der Vorteil des Schachhauses ist, dass wir damit über eine Lokation verfügen, die uns alleine zur Verfügung steht und uns beispielsweise im Jugend- aber auch im Damenbereich nicht ganz unwichtig raus aus den Gaststätten bringt. Zudem darf man die Wirkung als öffentlich sichtbares Haus für Schach auf die Gesellschaft nicht vergessen.

Krennwurzn:
Herzlichen Dank für das Gespräch und die Zeit für das Telefonat zwischen zwei Terminen – alles Gute für die Präsidentschaft!

Hursky:
Danke und vielleicht trifft man sich ja mal auch persönlich!

Die Wahl ist geschlagen und es gibt einen neuen DSB Präsidenten – für viele überraschend und für viele Insider auch wieder nicht, denn schon lange hörte man aus den bekannt gut informierten Kreisen, dass die Chemie in den Führungsgremien nicht stimmt. Öffentlich sichtbar war nur, dass aktive Funktionäre bei der vorhergehenden Wahl nicht mehr antraten und dass der Streit im Spitzenschach nicht mehr kontrollierbar war. Aber fragen wir den nunmehrigen Ex-Präsidenten Herbert Bastian einmal selbst …

Krennwurzn:
Wenn ich mir Ihre ersten Reaktionen nach der Abwahl in Erinnerung rufe, so erinnert mich das an „der Mohr hat seine Arbeit getan, der Mohr kann gehen.“ Sind Sie wirklich persönlich gekränkt, dass Ihre Arbeit nicht entsprechend gewürdigt wurde und die Delegierten ihr demokratisches Recht zur Abwahl genutzt haben?

Bastian:
Bei der Wahl gab es eine lächerliche Selbstdarstellung von einigen, die noch nicht begriffen haben, dass man als Funktionär Verantwortung gegenüber der gesamten Organisation hat und sein Mandat nicht für persönliche Zwecke missbrauchen darf. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob man mich letztlich wirklich abwählen wollte oder ob es am Ende nur ein Zufallsergebnis wurde. Auch wenn es anscheinend alle wissen, ich weiß immer noch nicht, warum ich so abgestraft wurde. Absolut sicher bin ich mir, dass die wirkliche Basis mich gewählt hätte. Bei dem, was in Linstow geschehen ist, wäre jeder Mensch, der nicht absolut gefühlskalt ist, gekränkt. Andererseits habe ich es erwartet und bin schnell darüber hinweggekommen. Der Zerfall der Umgangsformen im DSB ist ja schon länger erkennbar. Wenn ich überhaupt etwas dazu sagen wollte musste es schnell geschehen. Nach spätestens drei Tagen interessiert sich niemand mehr dafür. Das Bild vom Mohr trifft allerdings zu. Genau so hat man mich behandelt. Nach vier Wochen Dauerstress mit der Kongressvorbereitung nach der schweren Erkrankung von Uwe Bönsch tat das sehr weh.

Krennwurzn:
Dankbarkeit ist im Ehrenamt keine Kategorie – es ist schwer, aber damit muss man sich abfinden und das wird in Zeiten der sozialen Medien nicht einfacher. Einfacher zu beantworten erscheint mir die Frage nach dem Warum des Abstrafens: Freunde und Gegner sind sich da scheinbar einig: Bastian ist ein guter Organisator, hat gute Idee und Visionen, ist ein ehrlicher und harter Arbeiter, aber kein Teamplayer! Ganz offen gefragt: verlangen Sie als Chef zu viel von Ihren Kollegen und das in einem zu autoritären Ton?

Bastian:
Wird mir das wirklich vorgeworfen? Das ist amüsant. Intern wurde mir ständig vorgeworfen, ich sei viel zu weich, viel zu nett, hätte keine Führungsstärke, würde viel zu viel selbst machen und müsste mehr delegieren. Verlangt habe ich z.B., dass die Aufstellung der Nationalmannschaft zuerst mit dem Präsidium abgesprochen wird, bevor ich es aus den Medien erfahre. War das zu viel verlangt? Oder dass Konflikte wie zwischen Luther und Rogozenco nicht öffentlich, sondern intern ausgetragen werden. War das zu viel verlangt? Wenn man im DSB Vorschläge macht, reagieren manche Leute schon extrem allergisch. Eins von vielen Beispielen war mein Vorschlag, eine Frau ins Präsidium zu holen. Schon das war zu viel und hat heftigste Reaktionen hervorgerufen. Klar bin ich sehr temperamentvoll, da konnte auch mal eine Überreaktion kommen. Dazu stehe ich.
Und noch etwas: Ich bin ganz sicher ein Teamplayer. Wer solche Vorwürfe übernimmt, sollte zuallererst prüfen, um es sich nicht um Projektionen handelt. Solche Vorwürfe kommen nämlich in der Regel von Leuten, die selber nicht teamfähig sind oder mich aus irgendwelchen Gründen bekämpfen. Aber auch hier: Ausnahmen bestätigen die Regel.
Das mit dem autoritären Ton weise ich klar zurück, aber meine Ansprüche sind wohl zu hoch. Deshalb werde ich künftig nur noch mit Leuten zusammenarbeiten, die ein Mindestniveau halten.

Krennwurzn:
Wenig delegieren, vieles selbst machen ist sicherlich kein optimaler Führungsstil, denn es entzieht den anderen u.a. das Vertrauen Arbeiten selbstständig erledigen zu können. Die Frauenquote im Schach ist ultragrottig, aber dieses Problem geht in den Männerklubs unter – vielleicht kommen wir später noch auf dieses Thema zu sprechen. Die Causa „Nationalmannschaft“ erinnert mich ein wenig an die negativen Auswirkungen von Cordoba auf den österreichischen Fußball. Der EM-Titel deckte Konflikte zu und schürte die Hoffnung nun dauerhaft mit den „großen Jungs“ mitspielen zu können und da sich dies nicht erfüllte – Klammer erfüllen konnte, brachen dann die Konflikte brutal auf. Hier wurden Erwartungen enttäuscht und Hoffnungen geweckt, die unrealistisch waren – hätte hier nicht ein DSB Präsident die Fallhöhe zwischen Wunsch und Realität etwas reduzieren sollen?

Bastian:
Klar ist viel delegieren, wenig selber machen der bessere Stil. So schlau bin ich auch. Im DSB arbeiten alle Referenten sehr selbstständig und sie machen gute Arbeit, aber sie machen am liebsten ihre eigene Arbeit, und das ist die Crux. Aufträge nehmen sie weniger gerne entgegen, und das gilt auch für die Hauptamtlichen. Und da ich nicht gerne autoritär auftrete – auch wenn das nicht zutreffende Gegenteil behauptet wird – ziehe ich oft das konfliktfreiere und schnellere Selbermachen vor.
Wenn wir nun auf die Verantwortung des DSB-Präsidenten kommen, möchte ich zuerst die von der Satzung verordnete Impotenz der von der Öffentlichkeit erwarteten Omnipotenz gegenüberstellen. Für den Sport ist der Vizepräsident Sport in Verbindung mit dem Leistungssportreferenten zuständig. Der Präsident hat da erst mal gar nichts zu melden, was ich für eine krasse Fehlkonstruktion halte. Mir gegenüber wurde es damit begründet, dass ja auch mal ein Präsident kommen könne, der nichts vom Spitzenschach versteht. Vielleicht habe ich den Fehler gemacht, mich nach außen immer vor meine Vizepräsidenten zu stellen, aber so habe ich nun einmal Führung gelernt. Ich bin nicht der Typ, der andere opfert, wenn Fehler passieren.

Krennwurzn:
Welche Fehler sind im Leistungssport passiert? Oder sind da in Wirklichkeit nur unerfüllbare Träume geplatzt – wie oben schon angemerkt?

Bastian:
Darauf muss ich länger antworten. Arkadij Naiditsch und Klaus Deventer (damals Referent für Leistungssport) waren unversöhnlich zerstritten. Dann hat Arkadij unseren Sponsor mit seinem Verhalten in Tromsø dermaßen verärgert, dass dieser jegliche weitere Förderung von ihm abgelehnt hat. Damit war unser bester Spieler und Zugpferd draußen. Von mir verlangte Arkadij 30.000,- € jährliche Sonderzahlung, damit er auf den Föderationswechsel verzichtet, was wir unmöglich leisten konnten. Diese Dinge liegen in Arkadijs Charakter begründet und sind aus meiner Sicht keine Fehler des DSB. Immerhin ist es in vielen Sitzungen 2011 gelungen, die zerstrittenen Nationalmannschaften wieder zu vereinigen, und wir fanden dank Uwe Bönsch mit UKA einen zuverlässigen Sponsor, was die Spieler mit dem Gewinn des Europameistertitels belohnt haben.
Der Leistungssport ist im DSB mittlerweile ein Stiefkind. Die Nationalmannschaften sind dem Vizepräsidenten Sport zugeordnet, der unter anderem noch die Senioren, die Frauen und den Ausbildungsbereich mitbetreut. Wie sollen bei dieser Auslastung neue Ideen reifen? Ich habe immer vergeblich gefordert, dass die Nationalmannschaften enger dem Präsidium zugeordnet werden. Die Aufstellungen habe ich manchmal von unserer Webseite erfahren, und mein Wunsch, dass das Präsidium zuerst informiert werden solle, damit es sich vor Veröffentlichung eine Meinung bilden kann, wurde abgewiesen. Ein Präsidiumsmitglied war z.B. strikt dagegen, weil es der Meinung war, vom Spitzenschach keine Ahnung zu haben. Was zumindest teilweise umgesetzt werden konnte, waren die Kooperationen mit Dortmund, Baden-Baden, Dresden und Erfurt. Dadurch kamen unsere Spitzenspieler und Spitzenspielerinnen wieder mehr in Kontakt mit der Weltspitze. Für die kommende Periode hatte ich einen Ausbau dieser Kooperationen und grundlegende Reformen im Leistungssport geplant.
Der Kongress hat nun ein Schulschachpräsidium eingesetzt. Ob das das richtige Signal an junge Spielerinnen und Spieler ist, sich dem Leistungssport zu widmen, wage ich zu bezweifeln. Da muss dringend nachgebessert werden. Was bleiben wird ist die positive Entwicklung im Frauenschach.
Letztlich müssen wir aber zugeben, dass der Deutsche Schachbund derzeit nicht das schachliche Niveau hat, um sich in der Weltspitze zu etablieren. Und wenn man die Abläufe auf dem letzten Kongress betrachtet, muss man heilfroh sein, wenn es nicht noch weiter abwärts gehen wird.

Krennwurzn:
Stehen wir da nicht vor einem Dilemma? Einerseits brauchen wir eine Wohlfühlzone im Schach damit die Kinder langfristig beim Schach bleiben und anderseits bräuchten wir eine spitzensportliche Brutalität in der Förderung um international mithalten zu können. Spitzenkarrieren fangen heute immer früher an und wer mit 18 Jahren die 2700 nicht erreicht, aus dem wird kein Topspieler mehr. Sollten wir unsere Förderrichtlinien Spitzensport nicht daraufhin ausrichten, um nicht Geld an Spieler zu verbrennen, die sowieso keine Chance mehr haben dürften?

Bastian:
Ich sehe das nicht als ein Dilemma an, sondern als eine Frage geschickter Aufgabenteilung, und die gibt es längst. Für die Wohlfühlzonen außerhalb der häuslichen Rechner müssen die Vereine sorgen. Unterstützt werden sie mit solchen Highlights wie die DJEM, die DSAM, die vielen Schulschachturniere, die Vereinskonferenzen, die Schulschachkongresse, die Mädchen- und Frauenschachkongresse, die Ländermeisterschaften, die Bezirks- und Verbandsturniere usw. Überall wachsen wir in den letzten Jahren, so ist z.B. die Zahl der Open-Turniere in Deutschland von 2012 bis 2016 von 331 auf 481 gestiegen. Oder die Rekorde beim Alsteruferturnier und in Karlsruhe. Im Spitzenschach stehen Reformen an, das ist für mich klar. Druck kommt ja auch vom Innenministerium und vom DSB. Umso unverständlicher ist für mich die Zusammensetzung des neuen Präsidiums angesichts der drohenden Forderungen von außen. Können wir uns überhaupt sicher sein, dass Weltklasseschach noch ein Ziel im Deutschen Schachbund ist? Oder haben wir schon resigniert? Der schon lange geforderte „Masterplan“ ist bisher von den Verantwortlichen im Bereich Leistungssport nicht vorgelegt worden. Hoffentlich kommt er jetzt und gibt eine Antwort auf die gestellte Frage.

Krennwurzn:
Welche Chancen bzw. Aufgaben wird der DSB nicht wahren können, weil Herbert Bastian als Präsident abgewählt wurde?

Bastian:
Dem DSB ist mit meiner Abwahl keine Chance verloren gegangen, und er wird alle Aufgaben wahren können. Man muss sich nur ein bisschen anstrengen. Ich bin sicher, dass der Verband verwaltungstechnisch dank Ralf Chadt-Rausch und Uwe Bönsch in den letzten zwanzig Jahren noch nie in einem vergleichbar guten Zustand war, und dieses Präsidium hat die beste Bilanz vorgelegt, an die ich mich erinnern kann. Daran ändert die Tatsache nichts, dass es mit meinem schlechtesten Wahlergebnis quittiert wurde. Ob ich an irgendeiner Stelle vermisst werde, wird sich zeigen, immerhin war ich seit 1992 durchgehend als Funktionär auf Bundesebene präsent, und da haben sich auch vielerorts Freundschaften entwickelt.

Krennwurzn:
Kommen wir aufs internationale Parkett – unter Ihrer Präsidentschaft hat es ja einen Schwenk in Richtung Kirsan Ilyumzhinov gegeben und Deutschland hat dafür wieder einen FIDE Vizepräsidenten bekommen. War das eine richtige Entscheidung und bleiben Sie FIDE Vizepräsident oder geht das Amt automatisch auf Ihren Nachfolger über?

Bastian:
Hier muss ich Einiges richtigstellen. Unter mir gab es keinen Schwenk Richtung Ilyumshinov, sondern die Entscheidung dafür, wieder mit der FIDE-Führung zusammenzuarbeiten, anstatt gegen sie zu arbeiten. Der unselige Streit 2010 vorm CAS hat die FIDE fast 1,5 Millionen Euro gekostet, und das alles nur für die Ego-Pflege gewisser Leute ohne ein brauchbares Ergebnis für den Schachsport. Was hätte man mit dem Geld alles Sinnvolle anfangen können! Mein Engagement gilt dem Schachsport, nicht einer Person. Gleichwohl respektiere ich das, was Kirsan Ilyumshinov für das Schach geleistet hat, und persönlich habe ich mit ihm nur die besten Erfahrungen gemacht. Ich bilde mir immer ein persönliches Urteil über Menschen und beteilige mich nicht an Treibjagden, wie ich sie jetzt am eigenen Leib erlebt habe. Was Kirsan Ilyumshinov ansonsten vorgeworfen wird, kann ich nicht beurteilen, das überlasse ich der Justiz.
Es ist falsch, dass Deutschland den Vizepräsidenten für den Schwenk bekommen hat. Richtig ist, dass der Deutsche Schachbund von der FIDE als einer der wichtigsten nationalen Verbände angesehen wird, mit dem man kooperieren will. Ein Tauschgeschäft gab es nicht. Meine Entscheidung, für eine Kandidatur bereit zu stehen, fiel erst nach dem eindeutigen Wahlergebnis zugunsten von Ilyumshinov. Unabhängig vom Vizepräsidenten hätte ich auf jeden Fall eine rasche Aussöhnung mit der FIDE angestrebt, weil ich Kooperation für richtig halte, und deshalb halte ich meine Entscheidung nach wie vor für richtig.
Nach den Ereignissen in Linstow habe ich der FIDE meinen sofortigen Rücktritt angeboten. Mir wurde jedoch gesagt, dass meine Wahl in Tromsø primär eine Personenwahl war und nicht die Wahl eines Vertreters des Deutschen Schachbundes. Und ich wurde gebeten, im Amt zu bleiben, was ich folglich bis zu den planmäßigen Wahlen 2018 tun werde. Im Presidential Board der FIDE vertrete ich den Schachsport in Deutschland, nicht das Präsidium des Deutschen Schachbundes. Da ist immer noch ein Unterschied, und man traut mir das in der FIDE zu. Sehr gerne hätte ich im Lasker-Jahr 2018 die Weltmeisterschaft oder das Kandidatenturnier nach Deutschland geholt und stand kurz vorm Erfolg. Ob das jetzt noch klappen wird, weiß ich nicht. Hier scheint das ja auch die Mehrheit nicht zu wollen.

Ob das jetzt noch klappen wird, weiß ich nicht. Hier scheint das ja auch die Mehrheit nicht zu wollen.

Krennwurzn:
Die Mehrheit fürchtet da wohl die Kosten – nebenbei gibt es ja bei der Vermarktung via AGON das alte Problemfeld, dass die Kosten für Liveübertragungen schwer via Werbung finanziert werden können, weil man – ebenfalls aus gutem Grunde – nicht exklusiv übertragen kann. Hier müssten die Verbände die Interessen der Schachspieler (freier Zugang zu Übertragungen) UND die Interessen der Veranstalter (Einnahmen via Werbung) in Einklang bringen können – ich sag’s ehrlich: mir fällt da keine Lösung ein, aber der aktuelle Zustand mit „Piratenübertragungen“ und Klagen ist sicherlich nicht gut fürs Schach.

Bastian:
Die Blitz- und Schnellschach-WM in Berlin wurde von AGON finanziert, beim DSB entstanden ca. 3.500,- € Kosten für Reisen und Hotel unserer beteiligten Mitarbeiter und Funktionäre. Auch das Kandidatenturnier würde von AGON finanziert werden.

Krennwurzn:
Die Leute fürchten ja DRESDEN 2008 - die Olympiade ...

Bastian:
Die Olympiade 2008 in Dresden hat doch den DSB nur das gekostet, was im damaligen Olympiaausschuss freiwillig für Begleitmaßnahmen verbraten wurde (Sternfahrten, Olympiamagazin, Partnerschulen usw.). Das entstandene Defizit bei der Olympiade selber wurde von der Stadt Dresden übernommen. Und heute werden WM und CT von AGON finanziert. Sobald bezahlte Spieler antreten, handelt es sich um wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb. Beitragsgelder dürfen a priori gar nicht in solche Veranstaltungen fließen, das würde die Gemeinnützigkeit kosten.

Krennwurzn:
Die Finanzierung durch AGON könnte ja wackeln, da die Einnahmen aus den Übertragungsrechten nicht den Erwartungen entsprechen könnten. Gerüchteweise könnte der „Rücktritt“ von Kirsan Ilyumshinov im März dieses Jahres mit ausstehenden Zahlungen aus diesem Kontrakt in Zusammenhang stehen.

Bastian:
Hier kann ich in keinem Punkt widersprechen. Das wäre dann das Problem von AGON, nicht des Deutschen Schachbundes.

Krennwurzn:
Ein großes Anliegen war Ihnen das „Lasker Jahr 2018“ – mal ganz ehrlich gefragt: interessiert das heute noch jemanden wirklich? Nicht weil ich ein großer Geschichtsignorant wäre frage ich, sondern weil hier in Österreich Steinitz fast ein Unbekannter ist und es in Wien gerade mal seit seinem 110. Todestag einen Steinitzsteg gibt, den viele namentlich nicht kennen.

Bastian:
Das Lasker-Jahr ist ein Ansatz, im Deutschen Schachbund das Zusammengehörigkeitsgefühl zu stärken und die Vereine zu besonderen Anstrengungen zu motivieren. Wir haben sehr früh damit angefangen, und inzwischen habe ich das Gefühl, dass der Gedanke angekommen ist. Der Kongress hat Finanzmittel in Höhe von 20.000,- € für Aktionen bewilligt, was ich für sensationell halte. Die nun Verantwortlichen haben versprochen, das Jahr zu einem Erfolg für den Deutschen Schachbund zu machen. Mehr kann ich mir nicht wünschen. Einen sehr umfangreichen Ideenpool habe ich vorgelegt, der sicher durch die DSJ und andere noch weiter angereichert wird. Die Jubiläen der Solinger SG und des SC Bamberg, beide 1868 gegründet, sowie das umfangreiche Programm der Lasker-Gesellschaft sollen idealerweise mit eingebunden werden. Mal ehrlich, ist das nicht eine supergute Chance für den Schachsport?

Krennwurzn:
Ganz ehrlich – mir ist das zu romantisch ;-)

Bastian:
Ein bisschen Romantik kann dem Schachsport doch nicht schaden …

Krennwurzn:
Ein Problem der Schachwelt ist meiner Meinung nach, dass es zu einer Art Aufspaltung kommt: da die Spieler in der Komfortzone Internet und Turniere und dort die Funktionäre in ihrer Regel- und Schachpolitwelt und da es noch erträglich läuft, entfernt man sich dennoch immer weiter voneinander – ist da ein Crash nicht vorprogrammiert?

Bastian:
Gute Frage, auf die ich keine Antwort habe. Aber ich habe die Hoffnung, dass die Menschen immer häufiger merken werden, welche Energie sie aus der persönlichen Begegnung auf den großen Events schöpfen können, wie zuletzt die zentrale Bundesligaendrunde in Berlin. Ich konnte dort in zwei Tagen als DSB-Präsident mehr zukunftsweisende Gespräche führen als sonst über das ganze Jahr aufsummiert. Und neue Freundschaften erschließen, auch zu Personen, die mich bis dato im Internet nur angegiftet haben.

Krennwurzn:
Zum Abschluss – was bleibt von der Ära Bastian als DSB-Präsident?

Bastian:
Das müssen andere beurteilen.

Krennwurzn:
Klar, aber mich interessiert die Eigeneinschätzung!

Bastian:
Okay: Es bleibt die nicht mehr abzuwehrende Einsicht, dass die Frauen in der Zukunft zum Schachsport gleichwertig dazugehören werden.

Krennwurzn:
Wie geht es mit dem Funktionär Herbert Bastian weiter? Oder starten Sie in der Pension und ohne Funktionärsbelastung noch einen Angriff auf den GM-Titel? Erster deutscher Seniorenweltmeister …

Bastian:
Ob ich meinen Kopf nach dem Stress der letzten Wochen wieder soweit zum Funktionieren bringen kann, dass ich nochmal an das Niveau über Elo 2000 herankomme, bezweifle ich momentan. Aktuell arbeite ich an der Übersetzung eines Schachbuches aus dem 18. Jahrhundert, das lastet mich erst mal aus. Ob es 2018 in der FIDE weitergehen wird, ist eine weitere Option. Mir schwebt da ein weiteres schachhistorisches Projekt vor, das ich aber nur anpacken werde, wenn die Rahmenbedingungen stimmig gemacht werden können und ich mir den Start kräftemäßig noch zutraue.

Krennwurzn:
2000 Elo reichen ja noch locker zum „Krennwurzn Stechen“ – vielen Dank für das Gespräch und Alles Gute in den nächsten Jahren!!

Bastian:
Herzlichen Dank.

Dienstag, 15 November 2016 12:16

ChessBase EVO 14

Die Krennwurzn sitzt verunsichert und wortlos vor einer Rezension – das können Sie nicht glauben lieber Leser? Ist aber die Realität – schon einige Zeit liegen mir Betaversionen von ChessBase 14 vor und ich weiß nicht, was ich davon halten soll, also zäume ich das Pferd von hinten auf und gebe eine klare Kaufempfehlung ab!

CB14 01


Ist ChessBase 14 besser als ChessBase 13? Check! Hat es neue Funktionen? Check! Ist es das Geld wert? Check! Soll man sich ChessBase 14 kaufen – ein klares Check, denn man darf hier ruhig ein wenig egoistisch sein, denn:

die WM und Weihnachten stehen vor der Tür – gönnen Sie sich etwas für Ihr Hobby!

Ja und wo zum Henker hat die Krennwurzn dann noch ein Problem? Naja lassen wir die krennwurzischen (Pseudo?!)-Bauchschmerzen mal beiseite und werfen einen Blick auf die neuen Funktionen:

Assisted Analysis (AA)

Sicherlich DIE Innovation von ChessBase 14 und auch eine kleine Vorentscheidung wohin der Weg im ewigen Streit Analyse bzw. Übertragung mit oder ohne Engine gehen könnte: die Analyse mit Engine ohne Enginebewertung!

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Klickt man den Turm c8 an, so färben sich alle möglichen Zugfelder in den Farben tiefrot (absoluter Blunder) über diverse Rot-, Gelb- und Grüntöne bis tiefgrün (guter Zug) ein. Die Engine zeigt eine Bewertung des möglichen Zuges ohne die bekannten Plus oder Minus x,yz oder sogar das gefürchtete 0,00 auszuwerfen. Der User bekommt zwar eine maschinelle Unterstützung, muss dann aber diese farblichen Informationen selbst in Varianten umsetzen. Ich persönlich habe das bei den Übertragungen der WM Partien getestet und war wirklich begeistert, denn man starrt nicht mehr sklavisch auf Zehntelveränderungen von Enginebewertungen, sondern versucht selbst wieder mehr zu verstehen und wird aber sofort ein wenig aufgeweckt, wenn der eigene Wunsch- oder Fragezug im tiefen Rot erscheint.

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Wieder der Tc8, aber diesmal in Schwarz und die Farbgebung ist ein wenig blasser und hier zeigt sich auch eine kleine Schwäche des Systems, dass meiner Meinung nach noch nicht optimal auf Engine und Datenbankerkenntnisse zugreift. Der stärkste Zug Txc4 ist in der Stellung sehr hellgrün – vielleicht aus zu menschlicher Angst, es könnte ein Rechenfehler vorliegen – und der Zug Le6 ist tiefgrün. Beide Züge gewinnen, aber Txc4 ist kräftiger und auch schöner!

CB14 04

Noch nicht umgesetzt ist die Einbindung von Tablebaseinformationen, aber das ist gar nicht so schlecht, denn hier kann sich der Laie ein wenig eine Vorstellung davon machen, wie die Maschine bei der Farberstellung arbeitet. Vielleicht sollte man hier ebenso wie bei Eröffnungsstellungen die Farbe Blau für Theorie einsetzen.

Aber diese Funktion ist wirklich ein Highlight und ich denke es wird mit den schon implementierten Features wie Drohung anzeigen, etc und den zu erwartenden Weiterentwicklungen eine wirklich wertvolle Funktion für die Zukunft werden.

Video AA Matthias Wüllenweber von CB


Taktische Analyse (TA)

Mit dieser von Fritz übernommen und verbesserten Funktion kann man nun auch in ChessBase 14 eine einzelne Partie oder mehrere Partien aus einer Datenbank einer schnellen automatischen Analyse unterziehen und man bekommt für den Durchschnittsspieler sicherlich sehr brauchbare Ergebnisse und eine gute Übersicht, was in der eigenen Partie alles möglich gewesen wäre.

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Man bekommt so einen schnellen Überblick über die Partie und das ist sicherlich auch ein praktisches Feature, wenn man schnell ein paar Analysen für die Homepage des Vereins oder eines Turniers braucht – denn so in zirka 20 Minuten je nach Leistungsstärke des eigenen Computers hat man brauchbare Ergebnisse, die man nur noch mit eigenem Senf auffetten muss – eine Arbeitserleichterung!

Video TA Matthias Wüllenweber von CB

Viele kleine Verbesserungen

Es kommt mehr Farbe ins Spiel – nein keine Angst, die FIDE hat keine zusätzliche Farbe ins Regular aufgenommen – ChessBase hat einen Weg gesucht, Partien mit vielen verästelten Kommentaren etwas übersichtlicher zu machen und die Varianten und Untervarianten in zarte Pastellfarben gehüllt.

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Die Schnellkommentierungsleiste wurde ausgebaut und auch die Trainingsfragen wurden überarbeitet und sind nun noch besser nutzbar. Eine ChessBase eigene Konvention wurde über Bord geworfen und Speichern ersetzt nun wie in vielen Programmen üblich die aktuelle Partie ohne wie bisher ungewollt Dubletten in der Datenbank zu erzeugen. Ersetzen entfällt daher komplett und will man eine eigene Version speichern, so bleibt der übliche Weg „Speichern als …“. Ich denke eine sehr sinnvolle Änderung – manchen wird hier die vollwertige Rückgängigfunktion fehlen, aber ich vermute mal, dass dies bei Schachpartien, Varianten und Kommentaren nicht so einfach umzusetzen wäre.

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Praktisch ist auch, dass man jetzt aus dem Programm direkt Zugriff auf seinen CB-Account hat – allerdings fehlt hier noch der Zugriff auf den Shop, aber das kann ja noch werden. Es gibt weitere – ich möchte fast sagen unzählige – kleine Verbesserungen an allen Ecken und Enden des Programms, die man nicht alle testen und erwähnen kann, da hilft nur sich das Programm selbst zu kaufen – Schleichwerbung ;-). Eine möchte ich dennoch erwähnen: man kann jetzt Suchmasken speichern und die aktuelle Stellung direkt in die Suchmaske übernehmen.

Warum meckert die Krennwurzn trotzdem?

Jetzt mal Butter bei die Fische!! ChessBase 14 ist besser als die Vorgänger, es gibt wesentliche Neuerungen und die Krennwurzn hat Bauchschmerzen und weiß nicht was sie schreiben soll??

„Gute Mädchen kommen in den Himmel, böse überall hin!“ – dieses Bonmot, das es auch als Buchtitel gibt, könnte ein Teil der Antwort sein. ChessBase „EVO“ 14 ist wirklich solide und brav, aber es ist keine „sündige, teuflische Eva“ die wirklich reizt und Sehnsüchte auslöst. Eine – nein DIE – beste Datenbanksoftware für Schach, aber es fehlt mir ein wenig der Blick auf die Konkurrenz und deren Angebote und die damit verbundenen klaren Konter. Das Angebot von ChessBase ist mittlerweile so vielfältig, dass man es auch als unübersichtlich bezeichnen könnte.

Die Konkurrenz punktet nicht mit mehr oder besseren Features sondern mit Einfachheit und Übersichtlichkeit. Wenn man weiß wie, dann bekommt man bei ChessBase mehr und tiefere Informationen als anderswo, aber anderswo bekommt mag man zwar weniger Informationen erhalten, aber diese werden viel einfacher am Silbertablett serviert. Vielleicht wird die Krennwurzn alt, faul und träge, aber die verdammte Aufgabe in unserer Informationsgesellschaft ist nun mal die Informationen schnell, kompakt und übersichtlich zu liefern – auch wenn es unmöglich ist, die im Schach enthaltene Information twitterlike in 140 Zeichen zu liefern, so wünschen wir uns das Unmögliche doch … versteckt in unserem Herzen!

Konkret ansprechen möchte ich dabei beispielsweise den Teil „Übertragungen“ bei playchess.com:

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Wenn ich auf diese Liste schaue, bekomme ich Augenkrebs, der Kopf wird glutrot, wie nach einer zu starken Prise Kren am Jausenbrot und dann setzen tiefe Depressionen ein! Ich ungeduldiger User kann nicht nach Spieler suchen (das geht sogar bei der CB-Gratisapp am Handy), die Turniere sind nach Tag, Runden und sonst noch was aufgespalten. Und wenn ich jetzt noch wissen möchte, wie es im Turnier steht? Die Partien in ChessBase speichern und dann die Turnierstatistik aufrufen geht – aber das ist jenseits aller Eleganz! Aber ich wünsche mir noch mehr: ich will nicht nur eine Tabelle, sondern eine Livetabelle – am besten eine in der ich selbst noch rumbasteln kann und was-wäre-wenn Spielchen visualisieren könnte …

Natürlich könnte man auch aktuelle Nachrichten in den Übertragungsbereich eingliedern oder schneller und einfacher zugänglich machen – die meisten Informationen sind ja schon im ChessBase System vorhanden – sie müssen nur mehr „einfach“ – das ist die große Schwierigkeit – für den User zugänglich gemacht werden!

Ja, ja – so eine „sündige, teuflische Eva“ könnte schon noch Würze in das Schachleben der Krennwurzn bringen – und die Krennwurzn könnte sich noch viel mehr vorstellen!

CB14 09


Fazit der Krennwurzn

CB14 ist eine konsequente Weiterentwicklung der Vorgängerversion mit ein paar wirklich netten Neuerungen, aber es ist „nur“ eine Evolution und keine Revolution.

Was mir neu gut gefiel:

  • Assisted Analysis (NEU) – die Neuerung!!
  • Taktische Analyse (NEU)
  • Kleine Verbesserungen und
  • wenig optische Veränderungen zur Vorversion

Was mir noch fehlt:

  • Vereinigung von ChessBase und Fritz GUI (Grafische Benutzeroberfläche)
  •  Zusammenstutzen und Vereinheitlichung des Angebotes (Jäten)
  •  Schreibweise verbessern und Spielerlexikon haben auch noch Potential
  •  individuelle Anpassungsmöglichkeiten in der Ribbon Button Leiste
  • Übersicht über alle Einstellungen, Abos, ... in einem Report (html)
  • Firmeneigenes Supportforum

Und bitte nicht vergessen: die WM und Weihnachten stehen vor der Tür – gönnen Sie sich etwas für Ihr Hobby!

CB14 01


Systemanforderungen ChessBase 14 - Herstellerangaben

Minimum:
Pentium-PC, 1 GB RAM, Windows 7, DirectX9 Grafikkarte mit 256 MB RAM, DVD-ROM Laufwerk, Windows Media Player 9 und Internetverbindung (Aktivieren des Programms, ChessBase Cloud und Updates).

Empfohlen:
PC Intel Core i5, 2.8 GHz, 8 GB RAM, Windows 10, DirectX10 Grafikkarte (oder kompatibel) mit 512 MB RAM oder mehr, Windows Media Player, Adobe Flash Player (Live-Übertragung), DVD-ROM Laufwerk, Full-HD Monitor und Internetverbindung (Aktivieren des Programms, ChessBase Cloud und Updates).

Internet: Info und Shop www.chessbase.de


Kleingedrucktes (nicht lesenswert)

Lob, Geschenkkörbe, Weinflaschen und Sympathiebekundungen per Email an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Kritik, Beschwerden, Unmutsäußerungen bitte nur an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! – aber bitte nur bezüglich des Programms, nicht aber über die Krennwurzn – dafür können die nichts!

Ich lege auch eine pdf-Version zum Download bereit – wer ganz erzürnt ist, bitte ausdrucken und ganz genüsslich ganz heftig klein zerreißen und dann gemütlich hinsetzen und ein gutes Glas österreichischen Rotwein trinken!

Danksagung

An jene Leser, die es so weit geschafft haben und noch nicht eingeschlafen sind!

Und zu guter Letzt an ChessBase Hamburg für die Bereitstellung der Betaversionen und der Geduld mit der Krennwurzn!

Der Titel erinnert ein wenig an das Märchen „Die Schöne und das Biest“, holpert aber auch ein wenig und da kommt die Krennwurzn ins Spiel. Aber halt eine kurze Auszeit für eine Zwischenfrage – wer ist „der Schöne“? Nun das ist ganz klar und einfach zu beantworten – der langjährige und treue Star des Vienna Chess Open: DER RATHAUSSAAL!

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Wohl einer der schönsten Spielsäle für Schachopen weltweit und das im absoluten Zentrum Wiens an der Ringstraße wo die historischen Gebäude wie auf einer Perlschnur aufgefädelt sind.

Bevor wir uns ganz der Romantik hingeben, kommen wir zum Holpern und der Krennwurzn zurück. Vienna Chess Open waren immer in ungeraden Jahren und damit immer alternierend mit der Schacholympiade – warum nach der planmäßigen Austragung 2015 im August 2016 schon wieder eine Austragung. Die offizielle Begründung Terminschwierigkeiten wegen der Renovierung des Wiener Rathauses führten schnell zu gewissen Gerüchten in der Schachwelt zumal auch die politischen Verhältnisse in Österreich und damit auch in Wien momentan sehr volatil sind. Das machte die Krennwurzn ein wenig hellhörig und so machte sie sich auf dem Weg nach Wien, um vor Ort die Turnierverantwortlichen zu befragen.

Gewählt wird in Wien erst wieder 2020 und damit sollte einer Austragung 2019 politisch nichts im Weg stehen, aber warum geht der Termin 2017 nicht, denn im Rathaus wird ja schon länger umgebaut und der Rathaussaal ist ja schon teilweise saniert worden, das ist für jeden ersichtlich. Und warum heuer die Terminplanung Dienstag bis Dienstag mit einer Doppelrunde? Vorzeichen eines Niedergangs? Das letzte Vienna Chess Open im Rathaus? Fragen über Fragen, die die Krennwurzn dem Turnierdirektor IO Johann Pöcksteiner persönlich stellen wollte.

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Stürmische Zeiten ??

Normalerweise lässt der Name Krennwurzn österreichischen Schachfunktionären einen kalten Schauer über den Rücken laufen und löst sofortige unaufschiebbare Expresstermine aus – nicht aber hier: Ok, Sie haben Fragen? Also los!

Das Wichtigste zuerst: die nächste Austragung des Vienna Chess Opens im August 2019 ist gesichert – es gibt bereits internationale Voranmeldungen beispielsweise einer koreanischen Schachgruppe, die heuer hier mit Trainer und Betreuer im C-Turnier mitspielen, aber auch von anderen Schachfreunden und Stammkunden des Turniers! Das Wort Kunde kennt die Krennwurzn nur aus dem heimatlichen Aschach im Zusammenhang mit Schachturnieren – ansonsten hat man oft etwas andere Wahrnehmungen. Ja, Kunden! bekräftigte Pöcksteiner der etwas verdutzt dreinschauenden Krennwurzn. Wir wollen den Schachspielern etwas bieten und unser Niveau halten oder verbessern und diese Überlegungen haben zu den Terminverwerfungen geführt.

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Zwei Koreanerinnen in Wien

Fix aus den Planungen der Stadt bezüglich der Rathaussanierung geht hervor, dass 2017 eine Austragung im August unmöglich war, weil im Sommer 2017 größere Umbauten und Sanierungen rund um den Rathaussaal geplant sind. Der Rathaussaal selbst wird nie komplett gesperrt, weil sich die Stadt immer die Möglichkeit für eine Nutzung offen halten muss, da es auch unvorhergesehene Anforderungen geben könnte, aber Zugänge, Nebenräumlichkeiten, etc sind in diesem Zeitraum nicht oder nur erschwert benutzbar, sodass ein reibungsloser und ungeteilter Turnierablauf schlicht nicht möglich wäre. Als Alternativen boten sich an: 2017 ausfallen lassen und damit eine vierjährige Pause von 2015 bis 2019, eine Austragung 2017 an einem anderen Ort in Wien oder eben die etwas verkürzte Austragung mit einer Doppelrunde 2016 für die wir uns entschieden haben. Wien vier Jahre ohne Schachtopveranstaltung wollten wir als Schachvorstand Wien nicht, ein anderer zentraler Austragungssaal mit ähnlichem Ambiente wie der Rathaussaal ist finanziell und organisatorisch außer Reichweite. Unter diesen Voraussetzungen war dann schnell der Zeitplan klar: 2016 das „Risiko“ Vienna Chess Open im Olympiajahr – sowohl Schach als auch die laufende in Rio – nehmen und ich denke die 600+ Teilnehmer aus 49 Nationen geben uns Recht! 2018 die Staatsmeisterschaften in Wien und ab August 2019 wieder ganz klassisch im Zweijahresrhythmus das Vienna Chess Open ohne Doppelrunden!

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Auch im schönsten Ambiente ist Denken harte Arbeit

Die Schachspieler müssen sich keine Sorgen um das Turnier machen und wie die Krennwurzn auch bemerkt hat, bietet der Veranstalter Hotelzimmer zu günstigeren Konditionen an, was aber wegen der Konkurrenz von Buchungsplattformen immer schwieriger wird. Daher legt der Veranstalter wie auch schon andere den Fokus auf Angebot abseits des Schachbrettes wie Stadtspaziergänge mit Schachgeschichte, Besichtigungen mit individuellen Touch, die nicht von der Stange angeboten werden, usw… Der Schachspieler als Kunde – keine schlechte Nachricht denke ich mal!

Die Krennwurzn ist aber nicht nur wegen der Schachpolitik nach Wien gefahren, nein natürlich nicht, sie wollte natürlich auch Schachfreunde treffen und die Stadt Wien mit dem vielfältigem kulturellen und kulinarischen Angebot genießen und sogar ein wenig Zeit für Schach blieb übrig. Zuerst eine Stellung als Warnung, dass die Krennwurzn, obwohl am Schachbrett selbst absolut ungefährlich, als Zuseher extrem gefährlich ist.

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Weiß am Zug hat eine Qualität mehr, die bessere Bauernstruktur – was soll da noch passieren? Erraten: die Krennwurzn als Zuseher (Knofel) und es geht Ruck Zuck und der Punkt ist weg!

1. Tc8+ Kg7 (Tc7 wäre noch stärker) 2. Td8?! (besser h5 mit unlösbaren Problemen für Schwarz) 2 … Sxg2! ist noch nicht die Katastrophe aber mit Krennwurzneinwirkung 3. Txe6?? Sxf4! macht die Katastrophe perfekt, denn mit 3. Kxg2 Txe1 4. Dg4+ Dg6 5. Dxd4 f6 wäre Weiß noch im Spiel geblieben…

Eine gewisse positive Fernwirkung der Krennwurzn ist allerdings gegeben, wenn man an die Partie von FM Florian Sandhöfner gegen GM Marius Manolache aus der 3. Runde denkt. Entsetzt saß die Krennwurzn mit Engine bewaffnet vor dem Monitor weil sie sah, dass Florian dem Gegner in Gewinnstellung die Chance zur Zugwiederholung anbot.

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Ein „das darf aber jetzt nicht wahr sein“ in den Bart gemurmelt und schon hatte der rumänische GM Einsehen mit der Krennwurzn und ging selbst mit Dc2 der drohenden Zugwiederholung aus dem Weg, was nach Tg4 Dd3 Tg7 schließlich zum Gewinn für Florian führte!

Dass bei Begegnungen Deutschland - Österreich nicht zwangsläufig immer die Deutschen das glücklichere Ende haben zeigt dieser Turniersplitter aus der Begegnung GM Markus Ragger gegen GM Gerald Hertneck aus der 5. Runde.

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Ragger, der nichts aus der Eröffnung herausholen konnte, ist gerade dem Damentausch und dem dann wohl unweigerlichen Remis aus dem Wege gegangen und macht sich nun mit 25. h3 ein Luftloch – allerdings wäre ihm nach 25. … Db1+ 26. Kh2 De4!! die Luft dennoch ausgegangen, denn der Läufer f4 kann wegen 27. … Lf1 nicht ziehen und auch die Tricks auf c6 funktionieren nicht! In weiterer Folge konnte Ragger den überlebenden schwarzfeldrigen Läufer gewinnträchtig opfern und die Partie in über 60 Zügen für sich entscheiden.

2016Wien08

GM Gerald Hertneck spielte ein Superturnier,
wurde aber brutal an The Doors erinnert
„The old get old and the young gets stronger“

Das Turnier hat die Nummer 1 GM Markus Ragger mit 8/9 solo als Start-Ziel-Sieger für sich entschieden und hat sich damit wieder den 2700 in der Liveratingliste angenähert. In der letzten Runde entschied er sich allerdings mit Weiß zu einem Schnellremis und dem damit verbundenen alleinigen Turniersieg und gegen die Chance mit einem Sieg die 2700 in der FIDE Septemberliste zu überschreiten.

Dahinter stürmten junge Schachspieler mit 7,5 das Podest wobei IM Volodymyr Vetoshko (Startnummer 19) aus der Ukraine die Nase nach Zweitwertung vor dem deutschen Vincent Keymer (Startnummer 38) hatte, der hier in Wien eine IM Norm machte und an der GM Norm nur ganz knapp vorbeigeschrammt ist. Eine weitere IM Norm machte der 15jährige Türke Emre Emin Dedebas. Einen detaillierten Überblick über die Turnierstatistik können Sie sich lieber Leser wie gewohnt auf Chess-Results machen!

2016Wien09

Hinten Funktionäre des Wiener SV:
Margot Landl, Präsident LAbg. Christian Hursky, Vizepräsident Peter Jirovec, Angela Blohberger

Vorne Turniersieger: Vincent Keymer, Markus Ragger, Volodymyr Vetoshko
(© Wiener Schachverband / Gerhard Peyrer)

Bleibt noch die Frage nach 2019. Klar das Turnier findet statt, da gibt es keinen Zweifel, aber die Frage der Fragen ist, wie hoch ist die Gefahr, dass die Krennwurzn das Vienna Chess Open 2019 mitspielt? Obwohl – oder gerade weil !? – es so ein schönes Turnier ist, ist die Wahrscheinlichkeit eher gering. Aber die Gefahr von plötzlichen Krennwurzneinfällen bei einzelnen Runden kann nicht ausgeschlossen werden!

2016Wien10

Grau, teurer Freund, ist alle Theorie,
und Grün des Lebens goldner Baum.


Weiterführende Informationen zum Vienna Chess Open

Homepage des Turniers

Ergebnisse und Partien

Die hervorragenden Fotos in diesem Artikel stammen Großteils vom Schachfotografen FM Peter Kranzl (herzlichen Dank!!) und können auf seiner sehenswerten Homepage bewundert werden – nehmen Sie sich aber etwas Zeit mit, denn Peter hat schon viele Events mit seiner Kamera besucht!

Dienstag, 28 Juni 2016 15:46

Nunn mal ganz genau gerechnet

Schon durch den Titel ist klar, dass nun kein Artikel der Krennwurzn kommen kann, sondern nur eine kleine Einleitung zu einer hochinteressanten Endspielanalyse. Vor ein paar Jahren trat der ehemalige Vereinskollege und Schachfreund FM Heinrich Rolletschek an die Krennwurzn heran und erzählte ihr, dass er einen Fehler in einer bedeutenden Endspielanalyse von GM John Nunn gefunden hat und fragte die Krennwurzn, ob sie bereit wäre seine Analysen mit dem Computer zu überprüfen.

Nun(n) muss man dazu dem Leser noch erklären, dass FM Heinrich Rolletschek so etwas wie ein „Alpen-John-Nunn“ ist und in unserem Lande seit vielen Jahren eine Institution in Endspielfragen ist. Ebenso wie GM John Nunn und der Deutsche GM Karsten Müller ist FM Heinrich Rolletschek ein begnadeter Mathematiker, hat aber im Gegensatz zu den beiden vorgenannten die Mathematik und nicht Schach zu seinem Brotberuf gemacht und unterrichtet als Professor am RISC (Research Institute for Symbolic Computation) der Johannes Kepler Universität in Hagenberg bei Linz.

Aber verlassen wir das Geschwafel der Krennwurzn und wechseln einmal die Sprache, denn auch ein Brexit sollte nicht zu einem Engxit führen und uns von der Sprache der Wissenschaft entfremden.

Analysis of a bishop ending
by FM Dr. Heinrich Rolletschek, Austria

Diagram 1 shows a position from the game Pinter–Alterman, Beersheba 1991, which had previously been analyzed by the winner, Pinter, in Chess Informant, in Nunn’s Chess Endings, and in Fundamental Chess Endings by Mu?ller und Lamprecht. All these authors conclude that Black could have drawn with correct defense. The goal of this article is to show that Position 1 is already winning for White. In fact White always wins with the white king on d4, the black king on d6 and bishops on white squares, unless of course Black to move can capture the white bishop. (In Diagram 1 the kings will immediately move to d4 and d6, respectively.)

2016Nunn01In order to consider the most complex case, we start with Diagram 2, where the white bishop is temporarily trapped in the upper left corner region, and where some effort is needed to set it free. Once this is accomplished, it is clear that White can reach Diagram 3, which is actually a natural starting point for the analysis. If it is Black to move in Diagram 3, then he loses a pawn right away, but at first White can reach this position only with White to move.

2016Nunn02

As preceding analysis by Nunn and others shows, White wins if he manages to get his bishop to the central square d5; in this case Black cannot prevent the loss of a pawn, no matter where his bishop is placed. Black’s best defence is to answer the move Bd5 by Bd7, reaching Diagram 4. In the game Alterman resigned when the loss of a pawn was imminent, and Nunn says nothing as to how White should go about realizing the extra pawn. Indeed, at this point it is justified to assess the game as won for White on general grounds; after all, the pawns are sufficiently far apart, and Black’s remaining pawn is still blocked on a white square. Even so, it seems that the win is still not entirely trivial and that it is worthwhile investigating how play may continue. (Of course, this ending is also covered by the recently constructed tablebase for seven-piece endgames.)

2016Nunn03

Consider Diagram 5. (If Black gives up the Pb5 rather than Pf5, the winning procedure is similar.) We will describe a winning method which is certainly not the only one but absolutely reliable. White starts with the move f5, then moves the king towards g5 and threatens to support the passed pawn. This forces the black king to move in front of the Pf5, allowing White to break through to the pawn b5 and reach a position akin to Diagram 6. Here White still has to work a little bit, since 1. B×b5? B×f5 does not win. However, after an appropriate preparation a pawn exchange does win. As a matter of fact, the main variation starting from Diagram 2 does not lead to Diagram 6, but to a related position which is reached from Diagram 6 after the moves 1. Bc2 Be8 2. Bb1 Bd7 3. Bd3 Kf6 4. Kd5 Ke7
5. Be4.

The preceding discussion indicates that the winning procedure in Position 2 consists of the following five stages:

Stage 1: White gets the bishop out of the upper left corner region and reaches Position 3, first with White to move.
Stage 2: White gets the bishop to the central square d5. (This is the intermediate goal which, according to earlier authors, White is unable to accomplish.)
Stage 3: White forces the win of a pawn, typically after reaching Position 3 with Black to move.
Stage 4: After winning the Pf5, White makes a bypass manoevre, threatening to support the passed pawn, and thus forces a breakthrough to the Pb5.
Stage 5: White exchanges the Pf5 for Black’s Pb5 such that a winning ending B+P v. B is reached.

Stage 3 is dealt with in detail by previous authors, and there is no need to repeat their analysis; we will give only one main line for this part of the winning procedure. Stages 1 and 4 are fairly straightforward, and may be dealt with without considering many different lines; it is not hard to establish that White can always achieve the respective intermediate goals. Although Stage 5 is no particularly complicated either, it is slightly tricky and involves the kind of play where concrete and precise analysis is called for.

Not surprisingly, the central part of our analysis concerns Stage 2. As noted, previous authors claim that White cannot achieve the specified intermediate goal, so what about it? Nunn writes:

You will often find attempts in endgame books to analyse such positions based on the kind of corresponding-squares analysis we saw in [ . . . ]. In this type of analysis, the various positions of the bishops are examined to see which form reciprocal zugzwangs. The trouble with this method is that play is often not restricted to bishop manoeuvres; for example, in [ . . . ] a triangulation by the
whithe king played a crucial role in one line and without this White would not be able to win. Therefore the assumption that king manoeuvres will play no part may not be justified and can give rise to incorrect conclusions.

With this remark Nunn refers to his analysis of Stage 3, but, as it turns out, it also provides the hint for Stage 2! For this stage earlier analysis did not consider a temporary retreat of the white king, but with bishop manoeuvres alone White is indeed unable to achieve his goal. We note in passing that king manoevres occur in each of the five stages, but Stages 2 and 3 are the only ones where this is not obvious in the first place.

At first glance it may seem surprising that a temporary king retreat is the key to White’s success during Stage 2. Given that bishop manoeuvres are not sufficient, it may appear that Black can defend himself by the following strategy:

  • answer bishop moves by bishop moves as if the kings remained on d4 and d6;
  • answer a retreat of the white king by a retreat of the black king;
  • when the white king moves in the background, then move the black king in the background while keeping contact with the square d6;
  • when the white king moves back to d4, then move the black king back to d6.

However, this defence strategy fails for a subtle reason. The point is that whenever the black king moves to a white square, it causes some damage to the defence: sometimes the black bishop is obstructed, and sometimes the black king is exposed to a bishop check, which may likewise upset the balance. On the other hand, if the black king only moves on black squares, then he can return to d6 only in an even number of moves, and this allows White to apply triangulation.

In spite of the above remark by Nunn, we feel that it makes sense to consider corresponding squares in this ending, as applicable for Stage 2. Of course, the meaning of corresponding squares has to be defined appropriately; they are characterized as follows. Suppose that the white king is on d4, the black king on d6, the white bishop on a square X, and it is White to move. Then the following assertions hold:

(1) If the black bishop is not standing on one of the squares corresponding to X, then White can at least finish Stage 2 with bishop moves alone; in some cases White can even directly win a pawn or reach some position which occurs during Stage 3 in the main variation.
(2) If the black bishop is standing on one of the squares corresponding to X, then White cannot achieve any of the goals specified under (1) without a temporary retreat of the king.

With kings on d4 and d6, it is always Black’s best defence to move his bishop to a corresponding square. Similarly, with kings one move away from d4 and d6, respectively (and not on d5), Black should either move the bishop to a corresponding square or else play Kd6, otherwise White achieves his goal after playing Kd4 and forcing Kd6. Thus knowledge of corresponding squares provides valuable help for the analysis. Moreover, we may immediately stop analysis in any secondary line as soon as a position is reached with kings on d4 and d6, White to move and Black’s bishop not on a corresponding square, provided that assertion (1) above has been established for the case in question. The following table shows the most the most important pairs of corresponding squares:

2016Nunn04

During Stage 2 the white bishop will not move to any square other than d3, e2, f1, f3, g2 and h3 until d5 is occupied, except for one line where a pawn is won directly. This is not a coincidence: for every other position of the white bishop there exists more than one corresponding square, and moving the bishop to such a position is not the right way to challenge the defence. A complete list of all corresponding squares may be used for a a proof of assertion (2) above, but this plays no role for our analysis. Let us now prove assertion (1) for the corresponding squares in our table.

Trivially, d7 is the only square corresponding to d3. Next, assume that the white bishop is on g2. In order to keep it from d5, the black bishop must be on the diagonal a2–g8, but if it is not standing on f7, then White can win a pawn immediately. For instance, with the black bishop on c4 there follows 1. Bh3 Be6 2. Bf1 Bd7 3. Bd3.

With the white bishop on f1, it is clear that a corresponding square can only be c6 or e8. However, with the black bishop on c6 there follows 1. Be2 Be8 2. Bf3 Bf7 3. Bg2, and the black bishop must leave the corresponding square. This line also shows that c6 is the only square corresponding to e2.

With the white bishop on f3, c4 is clearly the only square where the black bishop covers d5, is ready to answer Bg2 by Bf7, and where it prevents the move Be2. If the black bishop were on a2, b3, e6 or g8, then 1. Be2 would win a pawn right away.

Finally, consider the white bishop on h3. The black bishop must be on d7 or g6, in order to protect the Pf5 and answer Bf1 by Be8. However, with the black bishop on d7 there follows 1. Bg2, and Black must let the bishop to d5, since 1. . . . Be6?! would lose a pawn after 2. Bf1 Bd7 3. Bd3.

Let us now turn to a detailed analysis of the ending, starting from diagram 2.

1. Bc8 Be4
2. Ke3

At this point White can make only make progress by means of a king manoevre, of course, since the bishop can only return to a6. The idea is simple: by making a little round tour and returning to d4 in an odd number of moves (namely five), White passes the move to Black, assuming that the black king moves between d6 and e7 so as to keep the white bishop trapped in the upper left region. At move 4 Black will also have the option of moving the king to d5, threatening to penetrate White’s camp, but here, too, he will be forced back to d6 immediately. Otherwise every other move by Black allows the white bishop to get free more quickly. At the moment Black cannot play 2. . . . Kd5?, of course, since the resulting pawn ending would be lost immediately (3. Bb7+ Kc4 4. B×e4 f×e4 5. f5 Kd5 6. f6 Ke6 7. K×e4 K×f6 8. Kd5).

Instead of the text move, 2. Kc3 would be less accurate, since after 2. . . . Ke7 3. Kd2 Kd6 White cannot continue 4. Ke2?? Kd5. Instead White can transpose to the main line by 4. Ke3.

2. . . .   Ke7
3. Ke2 Kd6
4. Kd2 Kd5       4. . . . Ke7 makes no difference.
5. Kc3 Kd6

Obviously, any bishop move would be answered by 6. Bb7+, and 5. . . . Kc6 by 6. Be6.

6. Kd4 Kc7           After 6. . . . Bc2(b1) 7. Bb7 the white bishop also gets free, while other moves would even lose the Pf5 right away.
7. Be6 Kd6
8. Bb3 Bb7

Black already has to play accurately: the text move is the only one which forces White to go through Stage 2 of the winning procedure. After 8. . . . Bb1?! the white bishop can already occupy d5, while other moves along the diagonal a8–h1 allow White an immediate win of a pawn: 8. . . . Bc6?! 9. Bc2 Bd7 10. Bd3, or 8. . . . Bf3?! 9. Bc2 Bg4 10. Bd3.

9.   Bc2 Bc8
10. Bd3 Bd7

Now position 3 has been reached. At this point we regard Stage 1 as finished, although the white bishop actually got free four moves ago.

11. Bf1 Be8

It was shown above that e8 is the only square corresponding to f1, and how White gets through Stage 2 after 11. . . . Bc6. Now a suitable moment has arrived for White to apply a king manoevre in the rear.

12. Kd3! Kd7

All things considered, this is the most tenacious defence for Black. There are numerous alternatives, but they all prove insufficient:

(a) After 12. . . . Bg6 or Bh5 there follows 13. Ke3 Be8 14. Kd4. White has successfully applied triangulation, and the black bishop must leave the corresponding square.
(b) After 12. . . . Bf7?! White can again proceed as in line (a), but in this case he can win even more quickly by 13. Bh3 Be6 (13. . . . Bg6? 14. Kd4 Bh7 15. Bf1) 14. Kd4 Bd7 15. Bg2, and Black must let the white bishop to d5, since 15. . . . Be6? 16. Bf1 Bd7 17. Bd3 would lose a pawn right away.
(c) After 12. . . . Bc6 13. Bh3 Be4(d7) 14. Kd4 the black bishop cannot reach the corresponding square g6.
(d) 12. . . . Bd7 is the most tenacious of the bishop moves, but again White answers 13. Bh3, intending to win with 14. Kd4 as in line (c). Black can prevent this only by 13. . . . Kd5, but after 14. Bg2+ Kd6 15. Kd4 he must let the white bishop to d5, as in line (c). If in plays 14. . . . Ke6 instead of 14. . . . Kd6, then the white bishop also reaches d5 after 15. Kd4.
(e) 12. . . . Kd5(c6) 13. Bg2+ Kd6?! 14. Bh3 loses a pawn after 14. . . . Bg6 15. Kd4 Bh7 16. Bf1 or 14. . . . Bd7 15. Kd4 Be6 16. Bf1 Bd7 17. Bd3. Therefore it is better for Black to move the king to a different square on move 13 (13. . . .Kd5–e6 or Kc6–c7), but this allows the white bishop again to reach d5.
(f) 12. . . . Ke6 is again answered by 13. Bg2, intending to get the bishop to d5 after 14. Kd4. Black can be prevent this only by 13. . . . Kd6, which leads to line (e), or by 13. . . . Bf7, which also loses a pawn after 14. Bc6. This is yet another example how a black king move to a white square may obstruct the bishop.
(g) 12. . . . Kc7 or 12. . . . Ke7 is answered by 13. Kc3!, putting Black in zugzwang. Black can no longer play 13. . . . Kd7, and after 13. . . . Kd6 14. Kd4 or 13. . . .Bd7(c6) 14. Kd4 Kd6 White has successfully applied triangulation: the black bishop must leave the corresponding square or has left it already. It remains to consider 13. . . . Kc7–c6 or 13. . . . Ke7–e6, but these moves lead to lines (e) or (f), respectively; here the fact that the white king is placed on c3 rather than d3 plays no role.

13. Be2

White takes advantage of the fact that the black bishop cannot move to the corresponding square c6.

13. . . .Kd6

This is now the only move which requires further consideration. In every other case there follows 14. Kd4, and after 14. . . . Kd6 the black bishop would be on the wrong square. Now, however, Black would be fine after 14. Kd4?! Bc6.

14. Kc3

Now White tries to apply triangulation, taking advantage of the fact that the black king has already returned to d6 in two moves. After 14. . . . Bc6 15. Kd4 or 14. . . . Kc6 15. Kd4 Kd6 the goal has been achieved: the black bishop has left or must leave the corresponding square.

14. . . . Bd7

Black tries to answer king triangulation by bishop triangulation: after 15. Kd4?!

Bc6 White would have to start over again. After 14. . . . Bc6 or any king move other than 14. . . . Kd5 there follows 15. Kd4, as shown in the preceding note. Thus it only remains to consider 14. . . . Kd5, which is answered by the obvious reply 15. Lf3+. Now 15. . . . Ke6 16. Kd4 allows the white bishop to reach d5, while after 15. . . . Kd6 16. Kd4 the black bishop cannot move to the corresponding square c4.

15. Bf1!

The bishop returns to f1 so as to frustrate bishop triangulation by Black. Now 15. . . . Bc6 is answered by 16. Bh3 Bd7(e4) 17. Kd4, and the black bishop cannot bet to g6.

15. . . . Kd5

This allows White to finish Stage 2 as in line (e) in the note on move 12. However, Black has no better alternative. After any other king move there follows 16. Kd4 Kd6 17. Bd3, and any bishop move other than 15. . . . Bc6 is likewise answered by 16. Kd4, whereupon the black bishop cannot move to e8.

16. Bg2+ Kd6
17. Kd4   Be8           17. . . . Be6?! 18. Bf1 Bd7 19. Bd3 would lose a pawn right away.

18. Bd5 Bd7

We have reached diagram 4, so Stage 3 of the winning process begins. As noted earlier, this stage was analyzed in detail by previous authors, so we only show one main line.

19. Bb3 Bc8
20. Bf7  Bb7
21. Be8 Ba6
22. Kd3 Ke7
23. Bc6 Kd6
24. Bf3  Bc8
25. Kd4 Bd7
26. Bd1 Be8
27. Bc2 Bd7
28. Bd3

The end of Stage 3 is reached, and Black cannot keep his pawns any longer. We only consider a line where Black gives up the pawn 5, for in the other case the winning procedure is similar.

28. . . . Be8

Of course 28. . . . Kc6 would be weaker, since after 29. Ke5 White gains not only a pawn but also an active king position.

29. B×f5 Bc6
30. Bd3  Bd7
31. f5     Bc6
32. Be2  Be8
33. Ke4  Bd7
34. Kf4   Be8

 

There was hardly any need to consider other options for Black during the preceding moves: clearly White can always move the king to g5, threatening to support his passed pawn, which ensures an easy win unless Black can get his king to f8 in time. The only thing White has to watch out for is a counterattack against the Pb4, and indeed, after 34. . . . Kd5 (instead of 34. . . . Be8) Black threatens 35. . . . B×f5 36. K×f5 Kd4, eliminating White’s last pawn. However, in this case there follows 35. f6, when 35. . . . Ke6 36. Bg4+ or 35. . . . Be8 36. B×b5 loses immediately, while 35. . . . Kd6 36. Kg5 is also hopeless.

35. Bf1

This is a waiting move: after 35. Kg5 Ke7 White finds it more difficult to make further progress. In this case 36. f6+ Kf8 leads to the kind of position which White wants to avoid: he cannot win the Pb5 without giving up the Pf6, which is already advance to far, and minor details decide about win or draw. After the text-move a counterattack is again insufficient for Black, for instance 35. . . . Kd5 36. Kg5 Kd4 37. f6 Kc3 38. B×b5 Bf7 39. Be8 B×e8 40. b5, and one of the white pawns will promote. This line shows why White played 35. Bf1 rather than 35. Bd3. The bishop sacrifice 39. Be8 is not the only way to win, but the quickest one. If in this line Black plays 36. . . . Ke5 (instead of 36. . . . Kd4), then there follows 37. f6 Ke6 38. Bd3! Kd6 39. Kf5, and Black no longer has any reasonable move.

35. . . . Ke7

Black’s retreats the king and gives up the square e5, but this is now his best course. The alternative 35. . . . Bd7?! also does not prevent White from breaking through with the king to the Pb5, this time by threatening to support his passed pawn: 36. Kg5 Ke7 37. Kg6 Kf8 38. Kf6. With the king marching along the sixth rank, the win is straightforward: 38. . . . Be8 39. Ke6 Bc6 40. Bd3 Be8 41. Kd6 Kf7
42. Be4 Kf6. In the main line this position will be reached two moves later, and the win require one more slight subtlety.


36. Ke5 Bd7
37. Bd3 Bc6
38. Be4 Bd7

39. . . . Be8 40. Kd5 leads to the position which is reached three moves later in the main line.

39. Kd5 Be8

Now Black has reached the best defensive setup against the current arrangement of White’s pieces. White has to pass the move to Black by means of triangulation with the bishop.

40. Bd3 Bd7

After 40. . . . Kf6 White can transpose to the main line by 41. Kc5, when Black must reply 41. . . . Bd7, but slightly quicker is 41. Kd6 Bh5 42. B×b5 K×f5 43. Bd7+ or 41. . . . Kf7 42. Be4 Kf6 43. Bc6. In both cases the main line is again reached, but play is shortened by two or four moves, respectively.

41. Bc2 Be8

Again Black has nothing better: 41. . . . Kf6 42. Kd6 Be8 43. Bd3 or 41. . . . Kf7 42. Kd6 Be8 43. Be4 leads to the preceding note.

42. Be4 Bd7

After 42. . . . Kf6 43. Kc5 Bd7 just leads to a transposition of moves, while after 43. . . . Ke5 44. Bc6 Bh5 45. Bd7! White wins the Bb5 without giving up the Pf5. However, in the latter line White must avoid 45. B×b5? K×f5 46. Bd7+ Kf6, and even though White advance his last pawn, Black draws. The reason is that the white king is not placed well enough on c5; with the king on d6 White would win easily, as it ultimately happens in the main line.

43. Kc5 Kf6

Black is again in zugzwang. Other king moves are also answered by 44. Kd6, followed by Bc6 or f6, while after 43. . . . Be8 there follows of course 44. Bc6.

44. Kd6 Be8

Or 44. . . . Bc8 45. Kc6 etc.

45. Bc6   Bh5
46. B×b5 Kxf5
47. Bd7+

No further analysis is needed: by pushing the pawn White wins without any further problem.

Freitag, 15 Januar 2016 20:46

24. Donauopen Aschach an der Donau 2015

Über 250 Spieler aus 13 Nationen, darunter 9 Großmeister, 9 Internationale Meister und viele weitere Titelträger sorgten in drei Turnieren für eine spannende Schachwoche nach Weihnachten in Aschach. Gespielt wird traditionel vom 26. Dezember bis 31. Dezember, wobei am 27. Dezember immer eine Doppelrunde angesetzt ist. Angeführt wurde die Setzliste von der bulgarischen Nummer 5 GM Nikita Mairorov vor dem ebenfalls erstmals in Aschach spielenden GM Vladislav Nevednchy der rumänischen Nummer 7 vor den bereits öfter in Aschach spielenden serbischen GM Nikola Sedlak und GM Dusan Popovic, die in ihrer Heimat die Nummer 8 und 9 sind. Neben der rumänischen Nummer 2 der Damen IM Irina Bulmaga traten erfreulicherweise viele starke Damen im Turnier an. Mehr zum Teilnehmerfeld und den Ergebnissen finden sie auf der informativen Homepage im Internet. Hier möchte ich Ihnen nur einen kleinen Überblick über das Turnier geben:

2016Aschach01Blick in den Turniersaal von der Bühne aus

Runde 1

Eine lokale Sensation schaffte der Oberösterrreicher Wilhelm Kirchmayr, der mit den schwarzen Steinen gegen den finnischen IM Miikka Maki-Uuro ein Remis erzielen konnte. Ebenfalls mit den schwarzen Steinen erzielte die Nummer 91 Margot Landl gegen die Nummer 40 einen vollen Erfolg!

Runde 2

Für die Überraschung der Runde sorgte die junge Slowenin WFM Teja Vidic (2112) die nach einer gelungenen Eröffnung mit einem hübschen Tete-a-Tete von Springer- und Läuferpaar ihren Landsmann IM Leon Mazi – einem Stammgast in Aschach – in einem fulminanten Schlussangriff überzeugend schlagen konnte.

2016AschachR2

Tete-a-Tete im Zentrum

Vidic erreichte nach weiteren guten Partien den hervorragenden 27 Platz in der Endabrechnung und auch Mazi steckte diese frühe Niederlage noch gut weg und wurde noch punktegleich mit dem Turniersieger 7.

Runde 3

Am Doppelrundentag gab es den großen Auftritt von Jörg Hanisch (2132 – Nummer 38) – schon am Vormittag konnte er gegen IM Thomas Reich das Endspiel Dame gegen Turm für sich entscheiden nachdem der IM vorher mehrmals einem Remis ausgewichen war. Aber damit war der Hunger noch nicht gestillt, denn am Nachmittag musste GM Vladimir Sergeev ebenfalls eine Niederlage hinnehmen.

2016AschachR3

Auch GM unterlaufen manchmal Fehler – Da3+ führt in die Niederlage, Schwarz muss mit e5 selbst einen Freibauern forcieren, um noch ins Remis entwischen zu können. Wieder einmal bewahrheitet sich der alte Merksatz: in Damenendspielen entscheidet nicht die Zahl der Bauern, sondern deren Gefährlichkeit. Ein wohl unvergesslicher Tag für den Schachfreund Hanisch.

Neben dem Turnier in gewohnter freundschaftlicher Atmosphäre freuten sich viele Schachfreunde auch über die vom Veranstalter angebotenen Side Events, wie eine Bierverkostung, eine Playersparty und eine Fahrt in die Großdisko Empire.

Runde 4

In dieser Runde erwischte es den Aschachsieger der Jahre 2011 und 2013 GM Nikola Sedlak gegen den jungen österreichischen IM Peter Schreiner.

2016AschachR4

Mit g5 war der GM doch ein wenig optimistisch und unvorsichtig, denn das Qualitätsopfer auf c4 führte den Weißen auf die Gewinnerstraße.

Runde 5

Der Zug g5 hat den beiden serbischen Teilnehmern in diesem Turnier wenig Glück gebracht.

2016AschachR5

GM Dusan Popovic (2545) erreichte gegen den jungen Oberösterreicher FM Florian Schwabeneder (2380) eine gewinnträchtige Stellung, jedoch mit g5 gewann er die Qualität aber nicht die Partie. Chancenreicher wäre Dxb2 gewesen.

Runde 6

In dieser Runde kamen es zum Duell zweier österreichische Nachwuchsspieler. Der noch nicht ganz 11jährige Marc Morgunov (1776) traf mit den weißen Steinen auf den schon etablierten 21jährigen Lukas Handler (2397). Die Eröffnung lief für Marc sehr gut.

2016AschachR6

Lukas musste nun eine schwierige Entscheidung für den Läufer auf b7 treffen und entschied sich für c5, was der junge Marc ganz kühl auskonterte, weil es am Königsflügel keinen durchschlagenden Mattangriff gibt.

Runde 7

Im A-Turnier endeten die ersten beiden Bretter schnell remis und so blieb nur IM Schreiner mit der Chance auf den Turniersieg über, allerdings war seine Stellung mit Schwarz zu diesem Zeitpunkt sehr verdächtig.

2016AschachR7

Diese Stellung führte zum Remis auf den beiden Spitzenbrettern

Für Spannung um den Kampf um den Turniersieg war gesorgt und so entwickelten sich scharfe Partien auf den nächsten Brettern. So ergaben sich hinter den drei Spitzenbretter auf den weiteren acht Brettern nur entschiedenen Partien. Auch der junge Marc Morgunov – als Nummer 101 in der Schlussrunde auf der Bühne – musste gegen IM Thomas Reich nach hartem Kampf eine Niederlage hinnehmen. Nach hartem Kampf konnte Schreiner die Partie gerade noch halten und damit stand der Turnierendstand fest. Sieben Schachfreunde beendeten das Turnier mit 5,5 Punkten – von den folgenden Sechs mit 5 Punkten, schafften es nur mehr die Hälfte in die Preisgeldränge.

Nach hartem und spannendem Turnierverlauf fielen wie üblich die Entscheidungen erst in der letzten Runde und davon dauerte die längste Partie über 100 Züge, das nennen die Schachfreunde dann eine Seeschlange und das im schönen Schiffermarkt Aschach an der Donau.

Endstand A

1. GM Nevednichy Vladislav
2. IM Schreiner Peter
3. GM Maiorov Nikita
4. GM Horvath Jozsef
5. IM Shkapenko Pavel
6. Kaczur Florian
7. IM Mazi Leon

Schlecht lief es für Pero Dumancic im B-Turnier, da er mit den weißen Steinen eine Niederlage hinnehmen, aber da heute auf den vorderen Brettern auch für die anderen nicht optimal lief, konnte er das Turnier dennoch für sich entscheiden. Aber das Feld rückte enger zusammen und fünf Spieler erreichten 5,5 Punkte. So sind alle Preisgeldträger punktegleich, aber nur drei dürfen aufs Stockerl.

Endstand B

1. Dumancic Pero
2. Kranebitter Gerhard
3. Juricevic Ante

Wie ein Routinier holte der junge Bauer mit einem Remis die Turniersiegernte ein. Ein wirklich schöner Erfolg für das 12-jährige Nachwuchstalent aus Hörsching. Einen Stockerlplatz gab es auch für den veranstaltenden Verein Hartkirchen durch Daniel Buchroither.

Endstand C

1. Bauer Sebastian
2. Jahrke Jonas
3. Buchroither Daniel

Es ist anzunehmen, dass sich die Veranstalter für das 25. Turnier so manche Überraschung einfallen lassen, vielleicht werfen Sie mal einen Blick auf die Homepage (die neue Ausschreibung kommt aber traditionell immer etwas spät im Jahr)!

Wollen Sie aktuelle Bilder vom Turnier 2015 sehen, dann darf ich Sie auf die Seite des FM Peter Kranzl verführen, der nicht nur ein FIDE-Meister sondern ein ganz großer Schachfotomeister (FM) ist, auch wenn es offiziell bei der FIDE diesen Titel nicht wirklich gibt, auch wenn Sie dort sehr wohl einen FM Peter Kranzl finden, der dieser Foto- und Schachmeister in Personalunion ist!

Donnerstag, 07 Januar 2016 21:22

Markus Ragger im Gespräch mit der Krennwurzn

Markus Ragger die österreichische Nummer 1 erreichte in der FIDE-Eloliste erstmal Rang 50 - das ist die beste Platzierung eines Österreichers seit Bestehen der Elowertung. Allerdings konnte er die 2700 Schallmauer (noch) nicht durchbrechen, obwohl er mit 2699,7 in der persönlichen Livewertung schon ganz, ganz nahe war. Schon im Frühsommer verabredete die Krennwurzn in Erwartung der Überschreitung ein Interview, das aber aufgrund von beiderseitigen Terminschwierigkeiten erst in den ersten Tagen dieses Jahres durchgeführt werden konnte. Ich hoffe, Sie liebe Schachfreunde haben trotzdem etwas Zeit und Lust für dieses ausführliche Gespräch mitgebracht.

Krennwurzn:
Lassen wir gleich mal den Patriotismus mit der Krennwurzn komplett durchgehen - bist Du der stärkste österreichische Schachspieler aller Zeiten? Nach Elo erscheint mir das ganz klar und nach dem Krieg ist das wohl auch kein Thema - mir fiele nur Dein Kärntner Landsmann Karl Robatsch als möglicher Konkurrent ein. Aber vor dem Krieg hatten wir mit Wilhelm Steinitz auch einen Weltmeister - also habe ich Kenneth W. Regan von der Buffalo University gefragt und dessen Antwort fiel nach seinem Intrinsic Performance Rating ganz klar aus: Ragger mit 2700 ist stärker als Steinitz mit seinen 2500. Bei dieser Methode werden die "Skills" und die Qualität der Entscheidungen in den Partien stärker bewertet als die reinen Ergebnisse. 1964 hat aber Bobby Fischer Steinitz auf die Nummer 3 seiner Alltime Weltrangliste gesetzt. Aber verlassen wir die Theorie und hören Deine Meinung:

Ragger:
Schach hat sich derart weiterentwickelt, dass derartige Vergleiche nicht angebracht sind – zudem war Steinitz zur seiner Zeit die absolute Nummer 1 der Welt. Durch den Computer ist generell das Niveau im Schach unheimlich gestiegen. Bezüglich Robatsch muss man sagen, dass heutige Spieler mit dem Computer rund um die Uhr einen ultrastarken Trainingspartner zur Hand haben – es war in der Zeit von Robatsch ungleich schwieriger entsprechende Trainingspartner zu finden.

2016Ragger01

Krennwurzn:
Gut kommen wir zum Thema Computer, Alexander Grischuk sagte mal er habe eine Workstation um die $ 6.000 und Magnus Carlsen soll eine Maschine um die $ 60.000 verwenden – wie sieht das bei Dir aus?

Ragger:
Ich habe auch zwei ganz gute Computer, die immer mal wieder erneuert werden, aber mir ist die letzte Leistungsfähigkeit nicht so wichtig, da es mir wichtiger erscheint, den Computer als Werkzeug zu verwenden, um Idee und Varianten zu prüfen und zu entwickeln. Die Arbeit mit dem Computer ist wichtiger als der Computer selbst.

Krennwurzn:
Hartnäckig hält sich bei vielen Schachfreunden das Märchen vom Talent, das ohne harte Arbeit zum Erfolg kommt und daher glauben viele Schachfreunde der Schachprofi lebt ein süßes Leben mit spät aufstehen und wenig arbeiten – wie sieht ein normaler realer Tag im Büro Ragger aus?

Ragger:
Nach dem Aufstehen in der Früh gibt es zuerst einmal Frühstück und dann beginnt die tägliche Schacharbeit – meist so um die 6-8 Stunden am Tag. Da bleibt wie bei anderen auch noch ein wenig Zeit für andere Aktivitäten – allerdings betreibe ich auch ein Grundlagenausdauerfitnessprogramm mit Laufen und Radfahren, um fit für Schach zu bleiben. Aber es gibt auch viel intensivere Trainingstage, wenn man beispielsweise mit anderen trainiert, dann besteht der Tag wirklich nur aus Schlafen, Essen und hartem Schachtraining, damit man die Zeit wirklich optimal nutzen kann.

Krennwurzn:
Bleibt da doch Zeit für Hobbies oder zählen Laufen und Radfahren schon zu diesen?

Ragger:
Naja so ein bisschen dazwischen, natürlich freut mich die Bewegung in der Natur, aber ich mache das Training drei bis viermal die Woche eben auch, weil es für mein Schach wichtig ist. Hobbies sind neben Schach auch viele andere Spiele, wie Kartenspiele, Backgammon, Brettspiele … eigentlich alle, die einen strategischen Hintergrund haben.

Krennwurzn:
Wie darf man sich so ein 6-8 Stunden Training vorstellen?

Ragger:
Die Arbeit mit Chessbase, analysieren mit Engines und schnelle Datenbanksuchen, bilden den Löwenanteil des täglichen Trainings. Weiters sind Videos, zum Beispiel von Chessbase, Chess24, aber auch youtube nützlich um einen ersten Überblick zubekommen oder einfach die Sichtweise eines starken Spielers zu einer Variante zu sehen. Aber auch klassische und moderne Schachbücher und damit das Denken am Brett sind ebenfalls ein fixer Bestandteil meines Trainings. Wobei ich bevorzugt mit von starken Spieler selbst kommentierten Partiensammlungen (Fischer meine 60 Denkwürdigen Partien) und aktuellen Eröffnungsbüchern trainiere.

Krennwurzn:
Gar kein Onlineblitz oder Zocken auf Servern?

Ragger:
Sehr selten! Bullet bringt meiner Meinung nach gar nichts. Blitz kann man schon spielen, aber man muss sich dann auch die Partien ansehen, um Lehren aus diesen ziehen zu können. Drei Stunden Blitz ohne Analyse bringen sehr wenig - ich denke das gilt für alle Schachspieler.

Krennwurzn:
Du wirst ja in Kürze 28 Jahre alt und hast nach der Matura ein Semester Mathematik studiert und könnest jetzt schon vielleicht mit einem Doktorrat abgeschlossen haben und daran möchte ich meine Frage anschließen: wieviel Elo hätte ein Dr. Ragger?

Ragger:
Das kann man schwer sagen, aber wenn man den doppelten Arbeitsaufwand in Betracht zieht, dann sollten es schon weniger sein, denn sonst hätte ich etwas falsch gemacht (lacht). Aber ich denke es ist wie überall, dass Spitzensport und gleichzeitige universitäre Ausbildung zeitlich nicht unter Hut zu bringen sind.

Krennwurzn:
Beginnend mit Fischer gibt es einige Spitzenschachprofis, die nicht weit über die Grundschulausbildung hinausgekommen sind – findest Du diesen Trend richtig?

Ragger:
Matura (das entspricht dem Abitur in Deutschland) sollte man schon noch machen, da diese dann später mit 25 oder älter, wenn es mit der Schachkarriere nicht geklappt haben sollte, doch sehr schwer nachzuholen ist. Förderlich für das Schach (und andere Randsportarten) in einem kleinen Land wie Österreich wäre es, wenn junge Spieler ähnlich wie bei den Schigymnasien ihre Schulausbildung besser auf den Trainings- und Wettkampfkalender anpassen könnten. Hier könnte das Schulsystem ohne hohe Zusatzkosten einfach vielen jungen Sportlern eine nicht unwesentliche Flexibilität ermöglichen.

Krennwurzn:
Aktuell sieht man in der Weltrangliste einen wahren „Jugendwahn“ und die Krennwurzn formulierte die radikale Forderung 2500 mit 15, 2600 mit 16 und dann ab 18 2700+. Muss man die Schulausbildung komplett für die Schachkarriere kippen?

Ragger:
Ich denke, dass die aktuelle Situation auch damit zusammen hängt, dass viele ältere Spieler den Umstieg ins Computerschachzeitalter nicht geschafft haben und daher haben wir so wenige ältere Spieler in der Weltspitze. Aber Anand und Kramnik, die Schach noch ohne Computer gelernt haben, zeigen, dass es durchaus möglich ist, mit den Jungen mitzuhalten. Ich erwarte mir in Zukunft wieder mehr Leute 40 und 50+ in der Weltspitze, wenn es diesen gelingt die Motivation hoch zu halten. Und auch die schon angesprochene körperliche Fitness könnte die Karrieren wieder verlängern – aber natürlich kann man das nicht mit Sicherheit sagen und wir müssen abwarten, wie sich die Dinge tatsächlich entwickeln. Aber ein Augenwink könnte schon Carlsen und sein Erscheinungsbild als junger sportlicher Weltmeister sein.

Krennwurzn:
Du bist jetzt Nummer 50 der Welt, was fehlt jetzt noch, um den Sprung in die absolute Weltspitze zu machen?

Ragger:
Das ist wieder schwer zu sagen, ich habe da schon ein paar Ideen, die ich noch versuchen möchte, aber die sage ich Dir vielleicht erst dann, wenn sie geklappt haben. Wichtig ist aber vor allem gegen die Allerstärksten spielen zu können, denn nur durch dieses Kräftemessen kann man selbst stärker werden. Wichtig für mich war da auch das Match gegen Shakhriyar Mamedyarov in Wien.

Krennwurzn:
Da muss ich als Computerfuzzi einwerfen, dass im CB Livebook die Neuerung 18. b4 in der ersten Partie bereits seit Februar 2015 mit Vorteil öffentlich zu sehen gewesen wäre.

2016Ragger02

Für die Maschinenwelt war 18. b4 im August 2015 keine Neuerung mehr...

Ist das ein Fehler in der Vorbereitung oder doch ein ungerechter Vorwurf, weil ein Mensch ja nicht alles wissen kann?

Ragger:
Ich glaube nicht, dass Mamedyarov den Zug kannte – meiner Empfindung nach hat er ihn am Brett gefunden. So wie ich übrigens auch, aber leider erst als ich meinen Einleitungszug in diese Variante gemacht habe.

Krennwurzn:
Interessant – ich dachte mir, das ist meine Spezialität.

Ragger:
Nein, das kommt in allen Spielstärken vor und dürfte psychologische Hintergründe haben. Im konkreten Fall habe ich dann b4 gesehen und gedacht: oje der könnte interessant sein und habe dann weiter gerechnet und leider erkennen müssen: der ist richtig gefährlich!

Krennwurzn:
Aber solche Matches oder Spitzenturniere fehlen in Österreich, um die heimische Spitze weiter zu bringen?

Ragger:
Leider, aber man muss auch die wirtschaftlichen Realitäten anerkennen. Das Problem ist, dass es zurzeit nur einen Österreicher gibt, der bei solchen Turnieren mitspielen könnte und dass andere Länder eben ihren Spielern die Chance geben wollen, bei solchen Turnieren mitzumischen. Wünschenswert wäre es aber öfter gegen die absoluten Topleute spielen zu können, denn nur so kann man selber besser werden.

Krennwurzn:
Beim Thema Topleute fällt mir als Fan fällt mir ein Endspiel mit ungleicher Materialverteilung in der Bundesliga gegen den Weltmeister Anand ein, dass Du remis halten hättest können – ärgert so was einen Profi auch länger?

Ragger:
Eigentlich nicht, denn ich hatte eine sehr gute Partie und das Endspiel war zuerst ja nicht trivial und beide Seiten trafen nicht immer die besten Entscheidungen.

2016Ragger03

Eine interessante Situation:
Schwarz kann hier die Dame gegen zwei Türme opfern
oder aber mit Dc2 zwei Türme für die eigene Dame geben!!

Ich hab jetzt nicht mehr alle Feinheiten im Kopf, aber es überwiegt die Freude über die Partie und die interessanten Momente. Auf meiner Homepage und bei youtube gibt es eine Videoanalyse dazu von mir.

Krennwurzn:
Stört es Dich, wenn die Krennwurzn nur aufgrund Computerhilfe sagt, Du hast dieses oder jenes verbockt?

Ragger:
Eigentlich nicht und es gehen ja einige Kommentatoren bei Spitzenturnieren dazu über ohne Computer zu analysieren, denn nur so kann man dem menschlichen Kampfverlauf besser folgen.

Krennwurzn:
Da bin ich anderer Meinung, denn dann versteh ich ganz ehrlich gesagt gar nichts! Für mich ist der Computer – noch das könnte sich in Zukunft bald ändern - eine Hilfe, um zu verstehen, wie es in der Partie steht.

Ragger:
Vielleicht wäre es aber doch besser zuerst einmal ein, zwei Minuten selbst nachzudenken und dann erst den Computer zu befragen, sonst besteht die Gefahr, dass Informationen über den Schwierigkeitsgrad der Stellung verloren gehen. Zeigt ein Computer +3 an, dann kann es den Fall geben, dass man dreimal hintereinander immer den einen Zug finden muss und gerade der 3. Zug der Schwierigste ist. Die Stellung ist sehr kompliziert und es ist ein schmaler Grat. Es gibt aber auch +3 Stellungen in denen fünf Züge die Bewertung halten und man kann von einer einfachen Gewinnstellung sprechen.

Krennwurzn:
Das Bild mit dem spitzen Grat und dem gemütlichen Weg auf der gemähten Wiese leuchtet mir ein.

Ragger:
Diese Information in welchem Gelände sich die Partie bewegt, kann bei zu starkem Blick auf den Computer verloren gehen, weil gewonnen ist gewonnen, aber dass es auf einem schönen Wanderweg sicherer ist als auf einem steilen Steig am Grat, das weiß man als Bergwanderer auch. Und in der Praxis gilt, dass die meisten tollen Opfer doch nicht funktionieren und daher von den Computer gar nicht aufgezeigt werden, obwohl der Mensch doch einen Blick darauf wirft, weil eben das Motiv in der Stellung erkennbar ist. Auch so was geht durch einen reinen Computerblick verloren und damit auch ein wenig Spannung für den Zuseher, die ja der Spieler am Brett ohne Computerunterstützung tatsächlich erlebt! Mit einem zu starken Blick auf Computerbewertungen geht der menschliche Kampfverlauf verloren – der Computer zeigt 0,00 und die Spannung ist weg, aber am Brett versucht beispielsweise Weiß seinen gefühlten Vorteil doch noch irgendwie umzusetzen. Außerdem ist der Computer mit einem gefundenen 0,00 Zug schon „zufrieden“ wobei der Mensch am Brett schon noch zwei, drei andere Züge im Auge hat von denen manche auch problembelastet sein könnten und schon ist die menschliche Sicht der Stellung nicht mehr so problemlos und easy!

Krennwurzn:
Wie bewertest Du Stellungen am Brett? Mit +3 oder so …

Ragger:
Nein in Zahlen gar nicht: angelehnt an die klassischen Informatorbewertungen mit gut, sehr gut und gewonnen – wobei die Übergänge sind da oft fließend.

Krennwurzn:
Wenn Du nach Deiner Einschätzung besser stehst, aber vielleicht doch nicht gewinnen kannst, weil es möglicherweise keinen Gewinnweg gibt, wann brichst Du ab und willigst ins Remis ein.

Ragger:
Wenn ich besser stehe, möchte ich gewinnen. Es besteht da eher die Gefahr, dass man die Stellung dann überreizt und noch verliert. Grundsätzlich sollte man bessere Stellungen weiterspielen, aber manchmal fürchtet man sich ein wenig und willigt ins Remis ein – mache ich aber nur wirklich ganz selten. Denn wenn man besser steht oder auch nur glaubt, sollte man weiterspielen, denn nur so kann man noch gewinnen!

Krennwurzn:
Wie sieht die Bewertung von schlechten oder Verluststellungen aus – wann gibst Du auf?

Ragger:
Das spielen von Verluststellungen ist natürlich schwierig, da man mit eigner Leistung nichts mehr erreichen kann, aber dennoch versuche ich so lange wie möglich Widerstand zu leisten und den Gegner vor Probleme zu stellen. Gibt man die Stellung innerlich zu früh auf, so wird man auch am Brett keine Chance mehr vorfinden, sie doch noch retten zu können.

Krennwurzn:
Du lebst schon länger in Graz in einer Partnerschaft mit einer starken Schachspielerin und daher kann ich Dir die Thematik Short und Frauenschach nicht ersparen - meine kurze Frage: warum spielen Frauen schlechter?

Ragger:
Stärker wird man nur im Spiel gegen stärkere Gegner und daher hemmen möglicherweise Frauen Grand Prix usw. die Weiterentwicklung der stärkeren Spielerinnen, weil es wirtschaftlich natürlich einträglicher ist diese Turniere zu spielen. Die Polgarschwestern und Hou Yifan zeigen, dass Frauen, die verstärkt in der allgemeinen Klasse spielen, durchaus das Potential haben, weiter zu kommen. Zudem spielen auch viel weniger Frauen Schach als Männer.

Krennwurzn:
Macht es Dir etwas aus gegen Frauen zu spielen oder sind Dir Gegner generell eher egal?

Ragger:
Mir ist es eher egal gegen wen ich spiele, aber ich spiele grundsätzlich lieber gegen stärkere Gegner. Aber gegen ein Duell gegen Hou Yifan hätte ich absolut nichts einzuwenden, da sie die momentan bekannteste aktive Frau im Schach ist, wenn auch wohl zur Zeit nicht die amtierende Weltmeisterin!

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Meldet sich ein Sponsor für ein Match gegen Ragger?

Krennwurzn:
Nummer 50 der Welt, aber die 2700 noch nicht geknackt. Ich frage auch, weil gerade in Aschach beim 24. Donauopen 2015 war ich – wie ich im Nachhinein erfahren habe - in der Situation, dass ich für einen Zug lang die Chance hatte, die 1900 zu knacken und mich dann schon ganz kurz geärgert habe, um dann die Willkürlichkeit dieser Grenze wieder zu erkennen und anzuerkennen. Wie stark ist das Ziel 2700+ für Dich?

Ragger:
2700 wären schon cool – und es wäre auch mal nett sich in der Liveratingliste zu etablieren. Aber schachliche Ziele sind mir dann doch noch wichtiger. Mir war im Oktober gegen Alexander Grischuk eine spannende Partie wichtiger, als irgendwie Remis abzuklammern und die 2700 zu erreichen, da ich vor der Partie 2699,7 hatte. Am Brett war ich dann von der spannenden Stellung gefesselt, aber als Ziel habe ich sie dennoch nicht aus den Augen verloren!

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Lieber in Zeitnot von Grischuk mit Sxd6 einen ganzen Turm opfern,
als mit Tc1 auf Remis klammern, um die 2700 vielleicht sicher zu stellen.

Krennwurzn:
Noch ein wenig höher die Eloleiter, was denkst Du über Carlsen. Was zeichnet ihn aus und wird er lange an der Schachspitze bleiben?

Ragger:
Das ist schwer zu sagen, denn statistisch betrachtet kann es durchaus möglich sein, dass Carlsen einmal einen WM Kampf verlieren könnte, auch wenn er immer als 60-70% Favorit ins Rennen gehen sollte. In der Weltrangliste hat er aber schon einen guten Vorsprung und es zeichnet ihn aus, dass er es auch in einfachen Stellungen immer wieder schafft, die Gegner vor schwer lösbare Probleme zu stellen. Oder auch die Partie gegen Nakamura in London, wo er mit dem Läufer studienartig die Springer dominiert hat. Ich finde, er bringt einfach öfter als andere solche ausgewöhnlichen Leistungen. Bei der Blitz WM in Dubai ergab sich die Möglichkeit sich mit ihm kurz zu unterhalten und ich muss sagen, dass er privat ein ganz netter Typ ist.


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Carlsen gegen Ragger – Schacholympiade Dresden 2008

Krennwurzn:
Und die Konkurrenten …

Ragger:
Extrem stark reicht nicht wie das Beispiel Hikaru Nakamura zeigt, der ein ungewöhnlich negatives Score gegen Carlsen hat, sodass ein Sieg gegen diesen in einem Match fast undenkbar schein. Man muss auch gegen diesen speziellen Spieler eben gut spielen – als Beispiel möchte ich Wladimir Kramnik nennen, der eben damals gerade gegen Garri Kasparov das richtige Momentum hatte, um diesen zu besiegen – in einem Turnier wären seine Karten schlechter gewesen. Ansih Giri, Fabiano Caruana und andere jüngere könnten Carlsen aber durchaus gefährlich werden.

Krennwurzn:
Ist die größte Änderung von Garri Kasparov zu Magnus Carlsen, dass heute nicht mehr so stark nach Eröffnungsvorteil gesucht wird, sondern spielbare Stellungen angestrebt werden.

Ragger:
Es ist heute unglaublich schwieriger Eröffnungsvorteil zu erreichen, es wird wichtiger in Stellungen zu kommen, die einem selbst besser liegen als dem Gegner, die leichter zu spielen sind, die den Gegner vor größere Probleme stellen, usw. Richtiger Eröffnungsvorteil wäre zwar schön, gibt es aber sehr selten.

Krennwurzn:
Was macht dann heute einen Spitzenspieler aus?

Ragger:
Es ist wohl eine Kombination von Schachverständnis, Nervenstärke, körperlicher Fitness und auch der Bereitschaft hart für den Erfolg zu arbeiten. Es gibt sicherlich unterhalb der Top 50 einige Schachspieler, die vom Schachverständnis in den Top 30 sein müssten, es aber aus diversen Gründen nicht schaffen.

Krennwurzn:
Ein anderes Thema erregt immer wieder die Schachwelt: Cheating und zwar das tatsächliche und das oftmals wohl auch zu Unrecht vorgeworfene wie bei der Frauen EM im Vorjahr?

Ragger:
Also ich persönlich war noch nie davon betroffen – weder als Betrogener als auch als Beschuldigter, kann daher dazu aus erster Hand nicht viel dazu sagen. Es ist ein Problem und die Turnierorganisatoren müssen sich diesem stellen, denn ich denke es ist zurzeit etwas zu leicht für die Betrüger. Ebenso stellen ungerechtfertigte Anschuldigungen wie gegen meinen Teamkollegen Kreisl bei der EM ebenso wie auch der Fall Sandu bei der Frauen EM ein großes Problem dar – ich denke, dass in beiden Fällen ein Blick auf die Partien eine eindeutige Antwort gibt und man auch über Maßnahmen gegen die Anschuldiger und zum Schutz ehrlicher Spieler nachdenken sollte.

Krennwurzn:
Denke ich auch, man könnte Anschuldigen auch als psychologische Waffe gegen Spieler einsetzen.

Ragger:
Ich befürchte nicht wirklich, dass jemand so weit gehen würde, aber ausschließen kann man das auch nicht!

Krennwurzn:
Kommen wir wieder ein wenig zu Dir und Deinen Zielen zurück. Das Leben als Schachprofi gilt ja als hart – Georg Meier hat einmal gesagt, er wüsste schon was ihm noch fehlt, um über die 2700 zu kommen, aber hat sich dann doch für ein Studium entschieden. Wie sehen Deine Pläne aus?

Ragger:
Überlegungen gibt es schon vielfältige, aber ich glaube ich werde schon beim Schach bleiben! Zurzeit habe ich noch große Freude am Spielen, aber ich kann mir auch vorstellen später einmal als Trainer oder Autor zu arbeiten. Die finanzielle Situation ist in Ordnung, auch wenn man nicht ganz genau auf den Stundenlohn blicken darf, aber das gilt wohl für viele, bei denen das Hobby auch der Beruf ist.

Krennwurzn:
Hast Du schon einmal als Sekundant für einen Topspieler gearbeitet oder ist das zu gefährlich, wenn man selbst an die Spitze möchte?

Ragger:
Habe ich noch nicht, ist aber sicherlich auch eine sehr interessante Option. Natürlich müssen dann beide die Karten offen legen, damit wie bei einer Trainingspartnerschaft auch, erfolgreiches Arbeiten möglich wird. Geheimhaltung von Eröffnungsvarianten hat durch die Computer und das Internet nicht mehr den Stellenwert, der ihm aus früheren Zeiten nachgesagt wird. Aber es gibt sicherlich noch einige Aspekte, die in so einer Arbeit immer noch geheim gehalten werden müssen.

Krennwurzn:
Noch ein kurzer Blick nach Österreich – warum haben wir hinter Dir so eine Lücke und wer könnte diese in fünf bis zehn Jahren auffüllen?

Ragger:
Wir sind erst seit 10 Jahren Sport und haben noch kürzer erst wirklich mit dem Team um GM Zoltan Ribli auch Strukturen für die Entwicklung von Spitzenschach. Schaut man sich die Leistungen bei Staatsmeisterschaften der letzten Jahre an, so haben viele 2600+ Leistungen gebracht, allerdings keine GM-Normen erzielen können, weil uns eben mindestens zwei, drei Großmeister fehlen. Aber ich blicke da optimistisch in die Zukunft – namentlich von den Jungen möchte ich alters- und elomäßig nur Valentin Dragnev und Florian Mesaros nennen, gebe aber zu mich nicht intensiv mit deren Partien beschäftigt zu haben. Aber ich glaube wir sind auf einem guten Weg.

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Krennwurzn:
Weil wir gerade beim Nachwuchs sind – wie schaut da die Planung bei Euch aus? Oder sind Kinder erst nach der Karriere ein Thema? Und dürften die dann auch Schachprofis werden?

Ragger:
Kinder sind auch während der Karriere durchaus ein Thema und wenn sie Spaß und Freude daran haben, gibt es keinen Einwand meinerseits gegen eine Schachprofikarriere!

Krennwurzn:
Danke für das Gespräch und die Zeit – Ich wünsche Dir 2700+ und Alles Gute und ein Fräulein Ragger mit 2800+ in 20 Jahren!

Anhang Partien des Artikel zum Nachspielen


Partien zum Download - kommentiert von Walter Kastner für die Homepage des ÖSB


Nachtrag 31. März 2016 -- Markus Ragger überschreitet in der Liveratingliste als erster Österreicher die 2700 Elogrenze!!

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Sonntag, 13 Dezember 2015 15:02

Wann ist ein Senior ein Senior

So sollte eigentlich ein deutschsprachiger Welthit unbestätigten Quellen ursprünglich lauten, wurde aber wegen phonetischen Stolpersteinen dann doch als Männer mit der Textzeile „Wann ist ein Mann ein Mann?“ veröffentlicht. Reale Stolpersteine gibt es seit dem Vorjahr als die FIDE beschloss, dass es nun zwei FIDE Seniorenkategorien geben sollte und Österreich dies als FIDE Musterland sofort umsetzte und in den nationalen Elolisten nun S50 bzw. S65 bei den entsprechenden Spielern vermerkte. Nun waren nicht alle mit dieser Einteilung zufrieden und so wandte sich der Schachlandesverband OÖ – eifrige Leser wissen es: das ist das Heimatbundesland der Krennwurzn – hilfesuchend an das nicht minder unbekannte IST (Institut für Sinnlose Turniere), welches schon hervorragende Arbeit bei Turnierserien ohne Teilnehmer und Mannschaftsturniere für Zwei, und GLEICH weitere geleistet hatte. Und gemeinsam gelang es eine schöne Ausschreibung mit Umschiffung fast aller FIDE Vorgaben zu schaffen:

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Ziel war es, dass sich zwei landestypische Senioren - also Menschen, die älter als 60 sind oder es in diesem Jahr noch 60 werden – mit einem Jungsenior verstärken können, ohne aber die echten oberösterreichischen 60er Senioren zu diskriminieren, wenn gar drei von ihnen einen Mannschaft bilden wollten. FIDE S65 Senioren gehen als Untergruppe in die OÖ 60er Senioren ein, aber die FIDE S50 Senioren werden aufgeteilt in die Untergruppe OÖ 60er Senioren und in den einen Spieler, der 1965 und älter sein darf. Mit dieser Regelung hat man die von der österreichischen Eloliste angebotenen Hilfsmittel von S50 und S65 elegant obsolet gemacht – ein wie immer genialer Winkelzug des IST!

Da die Regelung sonnenklarer nicht sein könnte, startet – wohl auch mangels einfacher Kontrollmöglichkeiten – guten Mutes ohne jegliche Alterskontrolle in das Turnier. Lediglich der Titelverteidiger Grieskirchen verzichtet auf eine Mannschaft, da diese im Vorjahr den Titel unter der Ausschreibung, dass jeder Senior – egal ob S50 oder S65 – FIDE gemäß ein Senior ist, errungen hatte, weil sie erkannten, dass sie über zu wenige OÖ 60er Senioren verfügten, um mit der Vorjahresseniorenlandesmeisterschaftsmannschaft antreten zu dürfen. Andere waren da nicht so zimperlich und sagten sich, dass ausschreibungsgemäß sich doch wohl „ein Spieler 1965 und älter“ im Teilnehmerfeld finden lassen wird und traten frohen Mutes an!

Hier das erspielte Turnierergebnis:

2015Sen02

Nun aber nach ein paar Tagen kontrollierten doch einige die Aufstellungen – natürlich aufwendig und händisch, denn einen OÖ 60er Seniorenhinweis gibt es in keiner nationalen und internationalen Eloliste oder vergleichbaren Druckwerken. Und nun ist Vöcklabruck der neue Seniorenlandesmeister im Schnellschach für Mannschaften vor Steyr und Hörsching!

2015Sen03

Wobei auch dieses Ergebnis einer Klärung vor dem Internationalem Sportgerichtshof CAS wohl kaum standhalten könnte und auch die Experten des IST (Institut für Sinnlose Turniere) grübeln noch wie die Vorgabe der Teilnehmerberechtigung

„Alle Spieler(innen) mit Jahrgang 1955 und älter,
wobei ein Spieler 1965 und älter sein darf“

überhaupt eingehalten werden kann! Geht man vom Jahrgang 1965 aus, so ist klar, dass Spieler(innen) mit Jahrgang 1955 und älter Schwierigkeiten haben dürften nicht älter als Jahrgang 1965 zu sein. Anderseits erscheint es total unsinnig zu sein, bei Spieler(innen) mit Jahrgang 1955 und älter eine Extrapassung für Spieler mit dem ultrabiblischen Alter von 1965 Jahren einzufügen – auch wenn der bereits 92jährige Erwin Rauscher hoffentlich noch viele Jahre an Senioren und anderen Turnieren teilnehmen wird.

Aber nicht nur in der Heimat der Krennwurzn ist das IST (Institut für Sinnlose Turniere) aktiv, sondern auch jenseits der österreichischen Grenzen will man nun aktiv werden und nach ersten Erfolgen wie Geheimpartien bei einer Landesmeisterschaft in der Ukraine, um Yifan Hou keine Informationen über Muzychuks Spiel zu geben – eine wirklich grenzgeniale Idee im Zeitalter von Facebook, Twitter und Co – verdichten sich auch die Gerüchte, dass man auch den DSB beliefern möchte, da dort schon eine jahrelange Unzufriedenheit mit der DEM herrscht und es immer schwieriger wird Ausrichter zu finden. Die Lösung der Experten des IST ist von einer nicht zu übertreffenden logischen Klarheit und Schönheit: Die DEM der Jahre 2016 und folgende werden mit geheimen Teilnehmern an geheimen Orten mit geheimen Partien gespielt!!

Mittwoch, 09 Dezember 2015 14:05

Komm Blei Eins

„Komm Blei Eins“ könnte die mafiös phonetische Aussprache des Begriffes Compliance lauten, der sich nach der Geschäftswelt nun auch den Weg in die Welt der hohen Sportpolitik bannen möchte. In Deutschland wurde gerade die Genesis des Sommermärchens heftig diskutiert und in der FIFA musste Blatter seinen Platz räumen. Ebenso sind viele hochrangige Funktionäre vor allem in den USA Gerichtsverfahren ausgesetzt. Aber noch im September wollte sich unser geliebter FIDE Präsident Kirsan Ilyumzhinov opfern und die FIFA als Präsident übernehmen und mit sicherer Hand in bleifreie Gewässer steuern. Und sogar sein ehemaliger Konkurrent um die FIDE Präsidentschaft den Ex-Weltmeister Garry Kasparow bot öffentlich sein Hilfe an einen Kampagnenslogan zu finden:

2015Compliance01

Die Welt hätte so schön sein können, wenn da nicht schon wieder dunkle Wolken aufgezogen wären und das US Finanzministerium Ende November den FIDE Präsidenten Kirsan Ilyumzhinov wegen Vergehens bezüglich des Syrienembargos unter anderem die Einreise in die USA verboten hätte. Natürlich hat dieser immer betont und auch jetzt wieder betont: bei seinen Reisen zu arabischen Diktatoren geht es immer nur um die Verbreitung von Schach, was auch immer von der Weltpresse abgelichtet wurde – wie seine legendären Schachpartien gegen Saddam Hussein, Muammar al-Gaddafi und eben auch gegen Baschar al-Assad!

2015Compliance02
Warnhinweis: Schach kann ihre Gesundheit massiv beeinträchtigen!

Am Nikolaustag 2015 setzte Kirsan Ilyumzhinov gegen den Krampus US Finanzministerium die stärkste aller Waffen ein: den Rücktritt ohne wirklich zurückzutreten, um wirklich mit voller Härte zurück treten zu können! Die Vorwürfe gegen ihn sind falsch und daher sind auch die Sanktionen gegen ihn selbstverständlich aufzuheben und in der kurzen Zeit, die das US Finanzministerium dazu brauchen wird, den Irrtum einzugestehen, wird gemäß den Regeln der Compliance unser geliebter Präsident … ja auf was eigentlich verzichten?

2015Compliance03Das ist ein Krampus - jedenfalls in der alpenländischen Volksmeinung

Nun stand fast zeitgleich auch das 20-jährige Jubiläum als FIDE Präsident an und so gingen auch ein wenig die auf der FIDE Homepage veröffentlichten Glückwünsche unter! Völlig ausgefallen scheinen die Reaktionen auf die Sanktionen von den westlich demokratischen Schachpräsidenten. Compliance ist ja eine schöne Sache, aber wenn man zwar nicht im wörtlichen Sinne „Komm Blei Eins“ fürchten muss, so erscheint es doch ratsam, sich nicht aus der Deckung zu wagen, denn man könnte – nach einem Freispruch für Kirsan – seine Zuneigung und natürlich auch Posten verlieren! Und ein weitsichtiger Blick nach Österreich zeigt, Schachpräsidenten können auch noch 30, 40 und 2016 sogar 45jährige Amtsjubiläen feiern!

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Die gute Kinderstube nicht vergessen und immer artig gratulieren!

 

 

In der hanseatischen Telenovela war früher dem Vater Matthias Wüllenweber mit seiner holländischen Frau beinahe jährlich die Freude zu teil, dass ein Sohn mit Namen Fritz das Licht der Welt erblickte. Doch dann nach der Trennung - ob es am Alter oder den Reizen des Ostens geschuldet war – wurde aus dem jährlichen ein zweijähriger Zyklus. Eine Konstante blieb aber erhalten: der Geburtstermin in der beginnenden Vorweihnachtszeit.

Der 2013 neugeborene Fritz Maddox „Dieb (engl: Deep)“ Wüllenweber der 14. verabschiedete sich vom Singledasein und trug trotz seiner ungarischen Mutter noch stolz den Beinamen „Dieb („engl: Deep)“ seines berühmten Stiefbruders dem Weltmeister Fritz Edi Wüllenweber. Dennoch war sein Vater wohl mit seiner Spielstärke nicht ganz zufrieden und schaute sich nach einer neuen Partnerin um und fand im nahen Polen sein neues Glück. Nach zwei Jahren erblickte nun Fritz Arnold Wüllenweber der 15. das Licht der Welt. Da seine Mutter nicht ohne Vorgeschichte ist und um auch den weltmeisterlichen Druck vom jüngsten Spross zu nehmen, wurde der Beiname „Dieb („engl: Deep)“ gestrichen. Aber lassen wir die Vergangenheit ruhen und erfreuen uns an der Rückkehr des verlorenen Sohnes in die Schachwelt.

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Auch wenn die Namensgebung einfacher geworden ist, so ist der Lieferumfang doch ziemlich umfangreich. Neben dem schon bekannten Aussehen seiner Brüder möchte Fritz Arnold 15. Wüllenweber mit einer Reihe von plattformunabhängigen Apps die Onlinewelt erobern. Zwar läuft die Fritz 15 GUI nur in der Windowswelt, aber mit den Apps und dem neuen ChessBase Account steht dem User nun auch auf anderen Plattformen und Geräten ein umfangreicher Zugang zu Schachwelt offen.

2015Fritz02

Nicht alles ist wirklich neu, aber es wurde in eine neue Verpackung verfrachtet und die Krennwurzn hat den Eindruck, dass so manches mit zu heißer Nadel gestrickt wurde und nicht ganz so stimmig wirkt. Wer seine Spielstärke verbessern will, der kann die kleinen Helferlein jetzt wirklich überall nutzen – aber bitte nur dort wo es wirklich erlaubt ist! Und da denkt die Krennwurzn nicht an den Betrug ansich, sondern auch im Reallife ist es nicht überall gerne gesehen, wenn man nur mehr auf sein Handy oder Tablet blickt und seinem Hobby frönt. Natürlich ist die Versuchung hoch, denn das Angebot umfasst auch reichliche Unterhaltung mit in der ChessBase Mediathek.

Fritz Arnold der 15. Wüllenweber hat einen verbesserten und überarbeiteten Freundmodus, der sich schneller und besser der eigenen Spielstärke und Bedenkzeitverbrauch anpasst und damit landen wir bei der Frage: wie stark spielt die neue Fritzengine nun wirklich? War es bisher oft üblich, dass man unter der Hand und in Foren wahre Wunderdinge über den neuen Fritz-Sprössling erzählte, die sich dann meist in der Realität nicht wiederspiegelten, so ist zur Zeit noch nichts Konkretes bekannt. Aber dadurch ergibt sich die Chance sich Fritz 15 als Weihnachtsgeschenk selbst zu kaufen und sich auf ganz altmodische Weise, selbst ein Bild von der Spielstärke zu machen!

Der offizielle Geburtstermin ist Montag, der 23. November, aber auf der Reise nach Hamburg kam es in Magdeburg am heutigen Freitag, den 20. November, zu einer Frühgeburt, aber ich kann Sie, lieber Leser beruhigen, Mutter und Kind sind wohlauf!!


FRITZ 15 (Herstellerangaben)

Neue 64-Bit Multiprozessorengine
Verbesserte 64-Bit Programmoberfläche (optional 32-Bit)
Premium-Mitgliedschaft für die neuen ChessBase Accounts sowie für den playchess-Server (sechs Monate)
Datenbank mit über 1,5 Mio. Partien

Mit Fritz 15 haben Sie nicht nur direkten Zugang zum playchess-Server sondern auch zu den neuen ChessBase Webtools

Systemvoraussetzungen für Fritz 15

Minimum: Pentium III 1 GHz, 2 GB RAM, Windows XP (Service Pack 3), 7/8, DirectX9, Grafikkarte mit 256 MB RAM, DVD-ROM-Laufwerk, Windows Media Player 9 und Internetzugang. Empfohlen: PC Intel i5 (Quadcore), 4 GB RAM, Windows 10 oder 8.1, DirectX10, Grafikkarte mit 512 MB RAM oder mehr, 100% DirectX10-kompatible Soundkarte, Windows Media Player 11, DVD-ROMLaufwerk und Internetzugang.

Systemvoraussetzungen für ChessBase Account:

Internetzugang und aktueller Browser, z.B. Chrome, Safari. Für Windows, OS X, iOS, Android, Linux.

Donnerstag, 12 November 2015 14:23

Entdeckersucht - Let’s check

Im Jahre 2011 brachte eine bekannte Hamburger Schachfirma die Weltneuheit „Let’s check“ auf den Markt und nicht einmal zwei Jahre später diagnostizierte der weltbekannte Schachpsychologe Dr. Matinul bei der Krennwurzn eine schon seit dem frühen 20. Jahrhundert für ausgerottet gehaltene Erkrankung: die Entdeckersucht!! Nun Neugierde gehört doch ganz normal zum Menschen und ist eine wesentliche Triebfeder für den Fortschritt, was soll daran krankhaft sein, werden Sie, lieber Leser, nicht ohne Grund einwerfen.

Lassen wir dazu Dr. Matinul zu Wort kommen: Die großen westlichen „Entdecker“ entdeckten beispielsweise den Victoriasee an dem natürlich schon seit Generationen Menschen lebten und wurden für etwas gefeiert, dass schon vielen durchaus gut bekannt war!

Genauso geht es der Krennwurzn, wie unten stehendes Beispiel deutlich zeigt. Am 16. November wurde wenig überraschend der einzig mögliche Zug Kh7 tatsächlich gespielt!

2015Entdecker1

Und dieser Zug wurde dann zwei Tage später am 18. November von der Krennwurzn „entdeckt“ und sie gilt nun für „Let’s check“ bis in alle Ewigkeit als Entdecker dieser Stellung, genauso wie John Hanning Speke als Entdecker des Victoriasees. Da die Zahl der noch zu entdeckenden Seen im Vergleich der noch zu entdeckenden Schachstellungen verschwindend klein ist, kann man bei Seen nicht von einer wirklichen Sucht sprechen!

Aber wie kam es zu dieser Erkrankung der Krennwurzn? War diese nicht ein erbitterter Kritiker und Verhöhner von „Let’s check“? Ja, Sie erinnern sich richtig, aber das hilft rein gar nichts, wie uns Dr. Matinul schlüssig erklärt: Sie können erkennen, dass Schnupfen eine lästige Krankheit ist und dennoch jedes Jahr oder öfter daran erkranken! Bei der Entdeckersucht ist es vollkommen egal, ob sie die Schwächen und Probleme erkennen ...

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In dieser Stellung liegt ein ganz schwerer Fall vor – die Sechssteiner sind schon lange gelöst - und dennoch entdeckte die Krennwurzn gleich zwei von sieben möglichen Remiszügen mit verschiedenen Expeditionen (Engines) und verschwendete dafür sinnlos Ökostrom der Güteklasse 1! Warum? Nur für den Eintrag in der Datenbank „Entdeckt von Krennwurzn“.

Da sich das Krankheitsbild der Entdeckersucht rasch verschlimmerte und die Krennwurzn nur mit äußerster Disziplin davon abgehalten werden konnte, auch auf beruflich genutzten Computern auf Entdeckerjagd zu gehen, da diese wesentlich mehr Rechenleistung als der private vier Kerner AMD aufzuweisen hätten, hatte nun Dr. Matinul die rettende Medizin parat:

Die Grundidee von Let’s check ist einfach genial, aber die Ausführung lässt eher an einen Marketinggag denken und daher muss die Krennwurzn zur Heilung niederschreiben, was und welche Funktionen seine Entdeckersucht noch wesentlich verschlimmern würde!

Starten wir mit obenstehenden Endspiel – ein Sechssteiner und diese sollten in Let’s check generell schon eingespielt und damit zwar unentdeckbar sein, aber doch ein schönes Service. Gleichzeitig führt jeder weißer Zug zu Remis, was aber nicht zwangsweise bedeutet, dass die Stellung unverlierbar ist, denn nach 1. e4 f5! bietet sich Weiß mit 2. e5?? erstmalig eine Verlustchance.

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Nun diese ist sehr, sehr gering, denn erstens würden viele zuerst die Könige in Bewegung setzen und dann erst die Bauern, aber es zeigt uns, dass auch eine theoretische Remisstellung noch verloren werden kann und dieses Restrisiko sollte man bewerten und grafisch darstellen in Let’s check! Ein anderes Extrem wäre eine Stellung in der es nur einen einzigen Zug gibt, der zu Remis führt und alle anderen zu Verlust. Beide werden am in Let’s check mit 0,00 also Remis angeführt, ohne dass die Schwierigkeit des Erreichens des Remis bewertet wird. Und wen sollte man als Referenz für die Schwierigkeit herannehmen? Einen emotionslosen Computer mit Tablebaseunterstützung, einen Supergroßmeister oder einen durchschnittlichen Schachspieler? Und wie sollte man das Ergebnis darstellen?

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Eine Idee wäre die Ampelfarben zu verwenden und hier würde man sehen, dass die Stellung ein hohes Remispotential, bei sehr geringem Verlust- und Gewinnpotential und das fette C stünde dafür, dass die Stellung absolut Remis ist (durch Tablebases abgesichert) – ein normales C möglicherweise mit einer Computerbewertung 0,xx – würde nur die aktuelle Computermeinung darstellen.

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So oder ähnlich würde dann eine Stellung mit einem einzigen Remiszug (fett wenn tablebasegeprüft bzw. kursiv bei Computermeinung) aussehen. Und hier sehen wir schon ein weiteres Problem. Wenn es nur einen Zug gibt, der nicht verliert, dann gibt es mit Sicherheit keinen Gewinnzug, aber dennoch sind damit Gewinnchancen nicht wirklich ausgeschlossen und all das müsste in die Bewertung einfließen. In erster Lesung sollte das allerdings nur für den Menschen gelten, aber es ist durchaus mit der praktischen Erfahrung in Einklang zu bringen, dass auch Computer außerhalb der perfekten Lösungen noch Fehler machen.

Werfen wir einen Blick auf die schwierigste aller Stellungen

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Auch diese kann nur 1,0 oder = sein und nehmen wir an, wir bekommen die Information, dass die Grundstellung Remis ist! Diese Information hilft uns nicht wirklich weiter, denn alle schachlichen Probleme sind in dieser Stellung enthalten und wir wissen auch nicht, welche Züge Remis sind oder ob es schon Züge gibt, die theoretisch bereits verloren sind.
Die bekannteste Gefahr ist 1. g4 e6 2. f3?? Dh4# in verschiedenen Variationen – es kann also schnell gehen – allerdings verlieren wenige so und auch kann man darauf nicht die Aussage begründen 1. g4 sei schon verloren, aber doch die Aussage, dass dieser Zug gefährlicher ist als beispielsweise 1. Sf3, der diese „Drohung“ mal aus der Stellung nimmt. In der Grundstellung droht Alles und wenn sie Remis ist, dann sind alle Bedrohungen beherrschbar und lösbar. Wir müssen „nur“ mehr alle Bedrohungen erkennen und daran scheitern wir wohl. Aber die Idee wäre eben diese Bedrohungen zu erkennen, sie zu klassifizieren und damit eine Chance zu haben, eine Stellung besser als mit +0,15 zu bewerten, weil wir die innewohnenden Gefahren erkennen können bzw. statistisch bewertbar machen. Die absolute Sicherheit können uns nur gelöste x-Steiner bieten, den Rest müssen wir abschätzen und zwar für Maschinenschach, was eher mäßig interessant erscheint, und für Menschenschach. Und hier müssten wir eine Methode finden, die uns sagt, wie schwierig es ist, das feststehende oder wahrscheinlichste Ergebnis zu erreichen. Diese Bewertung der Schwierigkeit alle Probleme zu handeln, könnte uns auch zu einer brauchbareren Cheatererkennung führen als die bekannte „Houdini first choice“ Methode.

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Es gibt zwar schon Ansätze, aber Engines mit echter Mustererkennung für menschliches Schach gibt es noch nicht am Markt und so kann Dr. Matinul erklären, dass die Entdeckersucht der Krennwurzn erfolgreich geheilt ist ... aber es ist wie bei jeder Suchterkrankung, man weiß nie, wann sie wieder ausbricht!

Donnerstag, 03 September 2015 12:48

Sag mir wo die Spieler sind

„Sag mir wo die Blumen sind, wo sind sie geblieben ... wann wird man je verstehen?“ sind Textfragmente eines der wohl berühmtesten Antikriegslieder. Dieses Kettenlied handelt davon, dass wir oft und gerne immer wieder die gleichen Fehler machen und wenig aus der Geschichte lernen.

Nun geht es bei unserem schönen Spiel nicht um Leben oder Tod, aber dennoch neigen auch wir dazu immer im alten Trott zu verweilen – möglicherweise um uns unangenehmen Fragen nicht stellen zu müssen. Eine dieser Fragestellung ist die Jugendarbeit oder viel besser die Effizienz derselben. Nun möchte wohl niemand – auf keinen Fall der Schreiber dieser Zeilen – die Jugendarbeit schlecht schreiben oder reden, denn sie ist das Wichtigste im Schach, denn in ihr wird die Basis für die Zukunft gelegt. Dennoch wollte die Krennwurzn einmal einen kritischen Blick auf das Thema werfen, denn sie hatte das Gefühl, dass sich bei uns im Schach sehr viele Jugendliche tummeln, die dann so ab 20 einfach verschwinden. „Sag mir wo die Blumen sind, wo sind sie geblieben?“

2015Blumen1995

Hier sieht man nur eine kleine Eindellung bei den 20er nach der Jugend und einen Berg in den 30er, den man auf die geburtenstarken Jahrgänge und dem Hype der Kasparov-Karpov Zeit und wohl auch noch auf die von Bobby Fischer hervorgerufene Schachbegeisterung zurückführen kann. Gleichzeitig begann aber schon der Mitgliederschwund und es wurde verstärkt in Jugendarbeit investiert.

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10 Jahre später ist die Eindellung nach der Jugendzeit schon massiver zu sehen, aber die Zahl der Jugendlichen ist fast gleich geblieben, obwohl über ein Tausend Spieler weniger gemeldet waren.

2015Blumen2015

Wieder 10 Jahre später hat sich die Eindellung zu einem großen breiten Tal nach der Jugend vertieft und wieder hat man weit über tausend Spieler verloren.

2015Blumen2015Verlust

Nun habe ich versucht die verlorenen 2.000 Spieler in die Grafik einzuschätzen, um das Tal mit Spielern aufzufüllen. Das ist natürlich eine sehr gewagte Sache, denn Verluste aus der Jugendarbeit sind natürlich und können viele Ursachen haben. Jetzt könnte man das Kind gleich mit dem Bade ausschütten und sagen was manche heimlich denken: die Jugendarbeit kostet nur viel Geld und bringt wenig bis nichts – die Leute spielen ein paar Jahre Schach, weil es beispielsweise in der Schule opportun ist, die Vereine betreiben Jugendarbeit weil es dem Zeitgeist entspricht und weil es dafür Förderungen gibt!

Nun wie fast immer bei einfachen populistischen Äußerungen fallen dabei ein paar Feinheiten unter den Tisch, aber das ist ja egal, wenn man nur heftig und laut auf den Tisch schlagen will. Der Kontakt mit Schach – auch wenn es dann nicht zum Hobby wird – schadet niemals, denn auch diese Leute können im späteren Leben mit dem Schachbetrieb in Berührung kommen, sei es als Entscheider über Förderungen, Sponsoring, usw. oder aber als Eltern, die ihre Kinder in eine Schachgruppe schicken. Also können wir mit Jugendarbeit keinen Fehler machen, aber dennoch müssen wir uns fragen, warum verlieren wir dennoch so viele „Blumen“ für immer oder nur zeitweise für über 10 Jahre.

Ein Ansatzpunkt könnten die Frauen sein, die sind ja in den Diagrammen ganz zart vertreten sind. Eine Frauenquote von unter 6% bei den Stammschachspieler liegt sogar drastisch unter der Frauenquote von 16% in österreichischen Vorstandsetagen! Es ist wohl kein Zufall, dass die Eindellung in die Jahre der Ausbildung und der Familiengründung fallen und dass wir dort dann mit den Frauen auch viele Männer für das Schach verlieren. Also müssten wir nachdenken, was wir nach der erfolgreichen Jugendarbeit unternehmen können!

„Sag mir wo die Blumen sind, wo sind sie geblieben ... wann wird man je verstehen?“

Freitag, 19 Juni 2015 12:16

Bundesliga in der Provinz

Nun die Lage in der stärksten Liga der Welt – der deutschen Bundesliga - wird ja kontroversiell in vielen Foren diskutiert. Viele Rückzüge von Mannschaften, Aufstiegsverzicht, etc und dahinter steckt meist, dass die Finanzierung der Mannschaft nicht so leicht zu sichern ist. Öffentliche Kassen sind meist klamm und private Sponsoren ziehen sich oft bald wieder zurück, weil sie erkennen müssen, dass sie eigentlich Mäzene sind und der Werbewert dem eingesetzten Geld nicht einmal annähernd nahe kommt. Aber das ist ja alles bekannt und wurde schon unendlich oft durchgekaut – also zur Frage: wie läuft das im kleinen Österreich ab? Immerhin haben die Österreicher gerade im Zillertal das deutsche Prinzen-Mitropacupteam 3:1 geschlagen!

Im kleinen Österreich spielen 12 Mannschaften in der Bundesliga, die früher Staatsliga hieß, und aus den darunterliegenden drei 2. Bundesligen steigt jeweils eine Mannschaft auf und daher müssen die letzten drei der Bundesliga in die entsprechenden Zweitligen absteigen. Rückzüge gibt es sehr selten und auch das Aufstiegsrecht wird meist in Anspruch genommen. Aber dennoch ist auch hier nicht alles eitel Wonne, denn wirft man einen genaueren Blick auf die abgelaufene Saison 2015/15, so muss man erkennen: die Bundesliga findet in der Provinz statt.

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Die vier bevölkerungsreichsten Bundesländer, die fast 60% der gemeldeten Schachspieler haben und auch wirtschaftliche Schwergewichte sind, stellten gerade mal eine einzige Bundesligamannschaft und das war der Aufsteiger Grieskirchen aus Oberösterreich! Die Hauptstadt Wien, das Schach-Präsidentenbundesland Steiermark und Niederösterreich hatten gar keine Mannschaft in der vergangenen Bundesligasaison. Außer einer Mannschaft aus Salzburg kommt keine weitere Mannschaft aus einer Landeshauptstadt. Kärnten und Tirol stellen mit sieben Mannschaften mehr als die Hälfte der Bundesligisten und nur noch das kleinste Bundesland das Burgenland stellt zwei Mannschaften.

Tirol profitiert von der Nähe zu Deutschland und verfügt auch über einen entsprechenden wirtschaftlichen Hintergrund. Anders sieht die Lage im Burgenland und in Kärnten aus, denn dort gibt es höhere Sportförderungen und man braucht weniger Sponsorgelder, um den Spielbetrieb aufrecht zu erhalten. Das Burgenland profitiert hier von seiner Grenzlage im Osten und war nach dem EU-Beitritt elf Jahre lang „EU Ziel 1-Gebiet“ und wurde daher besonders gefördert, um das Burgenland wirtschaftlich aufholen zu lassen.

In Kärnten, das ein Drittel der Bundesligamannschaften stellt, sieht die Sachlage etwas anders aus – auch dort sind es die öffentlichen Sportförderungen, die manches erleichtern, aber es gibt dort auch traditionell eine starke Schachszene und mit Markus Ragger kommt der stärkste Österreicher aus Kärnten. Zudem finden in diesem beliebten Urlaubsland auch viele Schachturniere rund um das Jahr statt.

International in die Schlagzeilen kam Kärnten aber auch, weil der Rechtspopulist Jörg Haider bis zu seinem Unfalltod 2008 dort langjähriger Landeshauptmann war und dort ein System aufbaute, dass unter anderem zum Problemfall Hypo-Alpe-Adria führte, was Kärnten nun regelmäßig auch in die internationalen Schlagzeilen bringt. Das Bundesland hat aufgrund von damals gegebenen Haftungen massivste finanzielle Probleme und gilt daher als Griechenland Österreichs und auch hier wird über eine Insolvenz nachgedacht. Zudem gab Kärnten auch sonst einfach zu viel Geld aus und muss nun aufgrund von Bundesvorgaben massiv sparen! Davon sind nun auch die Sportförderungen sind betroffen und es wird also interessant zu beobachten werden, wie die Kärntner Vereine es schaffen werden, diese Gelder durch private Sponsorengelder zu ersetzen – ich denke mal, die Chancen dafür sind - auch wenn es schwierig wird - doch aufgrund der traditionell starken Schachszene gegeben.

Kommen wir zum Abschluss noch zur Frage, wer spielt den in der österreichischen Bundesliga? Nun in Summe sind die Nicht-FIDE Österreicher mit 58% klar in der Mehrheit, die stärkste Einzelnation sind aber doch die Österreicher gefolgt von den Deutschen und den Kroaten. Diese drei stellen mit einer satten ¾ Mehrheit das Gros der Bundesligaspieler.

2015AUT BL02

Und wie schlagen sich die Österreicher selbst in der Bundesliga?

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Naja nicht so toll! 42% der Spieler haben 41% der Bretteinsätze, steuern aber nur 36% der Punkte für ihre Mannschaften bei. Das ist aber auch nicht so schlecht, denn immerhin können internationale Erfahrungen gesammelt werden.

Wie in Deutschland dürfte es auch hierzulande das Problem geben, dass die Bundesliga nicht nur die Öffentlichkeit nicht erreicht, sondern es nicht einmal schafft die Masse der Schachöffentlichkeit in ihren Bann zu ziehen, denn wie sonst sollte man erklären, dass die Bundesligaklubs dort sind, wo die wenigsten Schachspieler wohnen und auch FIDE-Österreicher de facto Legionäre im eigenen Land sind?

Warum schafft man keine Fanbindung? Bei Einzelspieler gibt es starke Fanlager und auch bei Nationalmannschaften gibt es starke Emotionen, wie beispielsweise gerade jetzt, wo die Österreicher die Deutschen 3-1 schlagen, werden Erinnerungen an Cordoba wach. Oder auch wenn man sich die Diskussion rund um Arkadij Naiditsch und einen möglichen Föderationswechsel ansieht – auch wenn man sich von manchen Äußerungen in diesem Zusammenhang mit Grauen abwenden muss. Aber warum schafft man so wenig emotionale Bindungen an Bundesligamannschaften oder noch schlimmer: warum sind diese so vielen Schachfreunden schlicht weg egal?

Leider kann man diese Frage nicht so leicht beantworten, weil die Gründe wohl vielschichtig sind, aber ich denke alle Beteiligten sollten darüber nachdenken und nach Verbesserungen suchen und dabei nicht den Fokus auf eigene Befindlichkeiten und kurzfristige Vorteile legen, sondern das Problem so objektiv wie möglich ausleuchten, denn funktionierende Meisterschaften sind das Hauptanliegen vieler Schachspieler an die Verbände!

„So the winner takes it all and the loser has to fall“ sangen ABBA schon in den 70er Jahren. Zwar fragte die Krennwurzn schon vor der Wahl bei Joachim Gries wegen eines Interviews an, erhielt aber eine Absage allerdings auch mit der Aussicht darauf nach der Wahl vielleicht doch eines zu machen. Da die Wahl – je nach Sichtweise knapp oder klar – 109 zu 79 für Herbert Bastian ausging, schätzte die Krennwurzn die Chancen auf ein Interview mit Joachim Gries sehr gering ein. Aber man sollte es nicht für möglich halten auch eine Krennwurzn kann sich irren und es entstand ein hochinteressantes Gespräch über den DSB und Verbandsprobleme auch im Allgemeinen. Wer auf das Waschen von Schmutzwäsche in der Öffentlichkeit hofft, dem kann ich nur empfehlen hier mit dem Lesen aufzuhören.

Krennwurzn:
Erlauben Sie zuerst eine persönliche Frage - Sie hatten am Anfang des Jahres gesundheitliche Probleme mit dem Herzen geht es Ihnen jetzt wieder gut und könnten Sie sich den Schachfreunden ein wenig vorstellen?

Joachim Gries:
Ich bin am 01.11.1950 geboren, verheiratet seit 9.2.1976 mit meiner Ehefrau Petra Gries und habe 11 Kinder (6 Söhne und 5 Töchter). Von Beruf bin ich Studienrat mit den Fächern Mathematik und Sport, bin im Alter von 21 Jahren erstmals in einen Schachclub eingetreten (Schachfreunde Friedberg/Hessen). Parallel dazu habe ich zunächst von meinem 13. – 21. Lebensjahr gefochten (war 1971 - 12. in der deutschen Hochschul-Rangliste und hatte damals berechtigte Hoffnungen noch auf den Olympiazug nach München zu springen). Musste meine Fechterkarriere aber 1971 bedingt durch eine Meniskusverletzung abrupt beenden und da ich mein Sportstudium nicht an den "Nagel hängen" wollte bin ich auf Volleyball umgestiegen, das ich damals bereits als Hobby regelmäßig spielte. Im Zuge der wachsenden Begeisterung für dieses Spiel landete ich dann bei der SG Rodheim (Rosbach vor der Höhe bei Friedberg(Hessen) und wir schafften innerhalb von 6 Jahren den "Durchmarsch" von der Kreisklasse bis in die Regionalliga. Dort spielten wir fast 10 Jahre in einer unveränderten Formation und schafften es 1982 - 1984 in der 2.Bundesliga zu spielen. Bereits damals hatte ich vielfältige weitere zusätzliche Aufgaben wahrgenommen

  1. Abteilungsleiter Volleyball in der SG Rodheim
  2. Vereinsvorsitzender in der SG Rodheim
  3. Schiedsrichterobmann im hessischen Volleyballverband und Ausbilder von SR
  4. Staffelleiter in der Regionalliga
  5. Bundesliga Schiedsrichter

Während all dieser Jahre habe ich u.a. auch noch Schach, quasi als Ausgleichssport, in Friedberg, Klein Karben und Oberursel gespielt. Der größte schachliche Erfolg war dabei der Aufstieg der Schachfreunde Friedberg mit denen ich damals in die Oberliga aufgestiegen bin.

1986 musste ich meine aktive Volleyballkarriere einstellen, da ich massiv an Asthma erkrankte und durch mehrere Knieoperationen alle meine Menisci eingebüßt hatte. Die Arthrose in den Kniegelenken nahm damals "galoppierende" Geschwindigkeit auf. Somit erfolgte folgerichtig/zwangsläufig der Wechsel zum Schachsport (ab ca. 1987), in dem neben aktiven Spielen in den Mannschaftskämpfen vor allem der Aufbau und die Betreuung von Schulschach_AG`s zu meinen neuen Aufgaben gehörte.
1989 wurde ich in Hessen zum Ausbildungsreferenten gewählt, ein Amt, das ich bis heute wahrnehme und in dem neben der Trainerausbildung, der SR-Ausbildung vor allem auch die Lehrerfortbildung einen breiten Raum einnahm. Ab 1997 wurde ich Mitglied in der Lehrkommission des DSB und arbeitete dort bis 2007 aktiv mit, obwohl ich in den Jahren 2001 - 2003 noch zusätzlich Präsident in Hessen war.
2007 übernahm ich das Amt des Ausbildungsreferenten auf DSB-Ebene und übernahm dort anschließend das Amt als DSB Vizepräsident Sport (2011 - 2015) und bis 2015 auch zeitweise die kommissarische Leitung des Ausbildungsreferates, weil der gewählte Ausbildungsreferent wegen beruflicher Überlastung leider nicht zur Verfügung stand.

Bis Mai 2015 war ich Vizepräsident im DSB und kandidierte dann am Bundeskongress gegen Herbert Bastian, eine Entscheidung, die ich nach ein paar Tagen Abstand durchaus ambivalent sehe:

  1. Einerseits habe ich mir viel Stress und Ärger erspart, insbesondere im Hinblick auf die finanzielle Situation des DSB. Die Durchführung/Einberufung eines außerordentlichen Kongresses im Herbst dieses Jahres, in dem ein komplett neuer Haushalt vorgelegt werden soll, weil der bisher vorgelegte "nicht ab(zu)stimmungsfähig" war wirft ein bezeichnendes Bild auf die Gesamtsituation im DSB. Meine Ehefrau ist überglücklich darüber, (obwohl sie meine Kandidatur unterstütze und sich der zusätzlichen zeitlichen Belastung bewusst war), dass ich nunmehr nicht mehr in dem bisherigen Maße mit Schachthemen gebunden bin. Insbesondere der teilweise aufgestaute Ärger, z.B. nach Präsidiumssitzungen den die Familie zumeist ertragen musste entfällt - mithin also ein massiver Zugewinn an Lebensqualität für mein/unser Familienleben.
  2. Andererseits habe ich gesehen, dass wir nur mit massiven Einschnitten das "finanzielle Desaster" das uns im DSB droht unbedingt angehen müssen. Dem neuen Präsidium sind durch die Forderung nach einem neuen Haushalt die bisherigen Defizite nachhaltig aufgezeigt worden und im Prinzip ist es gut, dass der alte und neue Präsident Entscheidungen der Vergangenheit nunmehr selbst korrigieren muss.

Meinen im Januar erlittenen Herzinfarkt habe ich sehr gut überstanden. Nach Aussage der Ärzte ist die "Pumpe" ohne Schädigung geblieben. Mein Blutdruck und mein Puls hat sich wieder auf ein einem Level eingependelt, das mich an meine Zweitligazeiten erinnert. Alles in allem fühle ich mich wie "neugeboren".

Krennwurzn:
Das ist erfreulich zu hören! Dennoch war die Schachwelt vor dem Kongress doch sehr überrascht über die Rücktritte so vieler Präsidiumsmitglieder und auch dass Sie nach Ihrer Wiedergenesung als Präsident kandidiert haben, sehen viele als Anzeichen dafür, dass es neben möglicherweisen persönlichen Gründen auch massive sachliche Auffassungsunterschiede im Präsidium gegeben haben muss. Können Sie uns da ein wenig Ihre Sicht der Dinge darlegen?

Joachim Gries:
Das Präsidium ist "explodiert", die Auffassungen gingen in vielen Themen quasi diametral auseinander. Es war folgerichtig, dass fast das komplette Präsidium die "Reißleine" zog. Persönliche Interessen haben hierbei sicherlich ebenfalls eine Rolle gespielt. Für mich, für die anderen Kollegen kann ich nicht sprechen und möchte auch keine weitere Vermutung äußern, entscheidend waren in meinem Rechenschaftsbericht zwei Dinge, einerseits die Finanzkrise mit dem BMI, die noch nicht beendet ist, denn die Subsidiaritätsprüfung steht noch aus und andererseits mein Gesundheitszustand (Stand: Mitte/Ende Februar - damals befand ich mich noch in der Reha und konnte noch nicht absehen wie sich meine Gesundheit entwickeln würde).
Die Gefahr, die uns durch die Subsidiaritätsprüfung droht ist nicht absehbar, insbesondere könnte ein Ergebnis zwischen Komplettstreichung aller Zuschüsse bis zu minimalen Veränderungen herauskommen. Wer allerdings berücksichtigt, dass unsere Personalquote knapp unter 50% liegt und zwei Mitarbeiterinnen in ca. 12 Monaten wieder ihre Arbeit auf der Geschäftsstelle in vollem Umfang aufnehmen werden und wir dann mit größter Wahrscheinlichkeit auf über 50% steigen werden, weiß, dass bei solchen Prozentwerten die Gewährung von BMI-Mitteln in größter Gefahr sind. Darüber hinaus hatten wir vor kurzer Zeit eine Beitragserhöhung um 2 € durchgeführt mit der wir eigentlich die Erfordernisse für die nahe Zukunft lösen wollten. So wie es sich jetzt darstellt (siehe Kongressbeschluss - Vorlage eines neuen überarbeiteten Haushaltes), zeigt, dass diverse Haushaltspositionen massiv überarbeitet werden müssen (Kürzungen! oder gar Streichungen!), das gilt insbesondere auch für den Personalbestand auf unserer Geschäftsstelle, obwohl gerade hier in den letzten 24 Monaten diverse MitarbeiterInnen eingestellt wurden.

Krennwurzn:
Subsidiaritätsprüfung und Personalquote klingen ein wenig "technisch" und dürfen den Nichtfunktionären eher unbekannt sein, können Sie das unseren Lesern noch kurz erläutern?

Joachim Gries:
Eine Subsidiaritätsprüfung ist ein Verfahren/Mittel, das dem BMI zur Verfügung steht, um einen Verband zu überprüfen. Prüfkriterien sind zunächst u.a. die Prüfung der Struktur, wie z.B. Personal (Wie viele Stellen?), Kosten (Wie teuer ist das Personal?), Buchungen (Welche Gebühren/Kosten/Investitionen fallen an?), usw., im zweiten Schritt wird überprüft in welchem Verhältnis steht der Kostenfaktor "Personal" zu dem Gesamthaushalt. In unserem konkreten Fall haben wir ca. 450.000 € Personalkosten bei einem Gesamtvolumen von ca. 900.000 €. Das entspricht somit einer Quote von ca. 50%. Grundsätzlich sieht es so aus:

  1. jeder Sportverband, der Mitglied im DOSB ist wird in "olympisch" und "nichtolympisch" eingestuft. Die NOV (Nichtolympischen Verbände) werden im Vergleich zu den olympischen Verbänden deutlich geringer mit finanziellen Mitteln durch das BMI bezuschusst als die olympischen. Der DOSB ist diejenige Stelle, die dem BMI vorschlägt in welcher Höhe Zuschüsse erfolgen sollen.
  2. Wie bekannt, hatten wir im letzten Jahr einen heftigen Streit darüber, ob Schach weiterhin Fördermittel für den Leistungssport bekommt. Es ging damals nicht darum, ob Schach als Sport anerkannt wird oder nicht. Leider wurde in der Öffentlichkeit diese saubere Trennung nicht immer so exakt vollzogen.
  3. Sicher ist, dass wir, (die Auseinandersetzungen und die Einschaltung des Finanzausschusses des Bundestages sind sicherlich jedem bekannt) die Zuschussthematik insofern für uns zunächst positiv beenden konnten, dass die ursprünglich vorgesehene Komplettstreichung der Fördermittel (135.000 €) durch intensive Verhandlungen und Gespräche in eine Kürzung auf nur 93.000 € mündete.
    Nach den letzten Informationen (Stand: 09.Mai2015) aus dem DOSB müssen wir mit einer weiteren Kürzung auf ca. 80.500 € rechnen, da der "Verteilungstopf" (2,17 Millionen €) konstant bleibt, aber bedingt durch die Aufnahme weiterer nichtolympischer Verbände, der Anteil für jeden Verband damit kleiner wird.
  4.  Das BVA (Bundesverwaltungsamt) hat uns in den letzten 4 Jahren insgesamt 2-mal geprüft. Die zweite Prüfung "Nachprüfung" wurde nötig, weil es eine gewisse Anzahl von "Anmerkungen" gab, die wir zunächst abarbeiten/umsetzen mussten. Ein Punkt hierbei war u.a. der komplette Rückkauf der Anteile der Wirtschaftsdienst GmbH.
    Festzustellen ist, dass wir alle Auflagen erfüllt haben und deshalb zunächst auch weiterhin förderwürdig blieben. Angemerkt wurde bereits damals, dass wir nach Ansicht des BVA einen nicht unbedingt niedrigen Personalbestand haben (im Vergleich zu unserem Jahresbudget und in Bezug auf die Anzahl unserer Mitglieder).

Im vergangenen Jahr, als die Komplettstreichung der BMI-Mittel im Raume stand und wir in intensiven Gesprächen mit dem BMI standen wurde seitens des BMI unverhohlen damit "gedroht", zeitnah (in 2015 - vorausgesetzt, wir bekommen wieder Fördermittel) eine Subsidiaritätsprüfung durchzuführen. Aus Fällen, die in der Vergangenheit anderen Sportverbänden widerfahren sind und auch aus den Gesprächen im letzten Jahr beim BMI ist diese Quote für den DSB sicherlich eine "herbe Hypothek", die nicht unbedingt hoffungsvoll in die Zukunft blicken lässt. Meine Einschätzung ist daher nicht unbedingt positiv, aber vielleicht haben wir auch einfach mal Glück!

Krennwurzn:
Die öffentlichen Kassen sind seit der Finanzkrise 2008 eher leer und nach dem nicht so optimalen Abschneiden bei der Sommerolympiade 2012 in London (für Deutschland gab es zu wenige Medaillen und für Österreich gar keine) wurde in vielen europäischen Ländern die Sportförderung kritisch hinterfragt und da Schach sowohl medial als auch im Spitzenbereich nicht liefern kann, erscheinen mir Kürzungen in erster Lesung einmal logisch. Blickt man dann aber tiefer und denkt an Einstein, der sagte Schach ist das Spiel, das die Verrückten gesund hält, und nimmt die pointierte Formulierung verrückt aus dem Spiel, dann bleibt doch die Erkenntnis, dass man vom Schach viel Positives ins praktische Leben mitnehmen kann. Kurz gefragt: Setzen wir mit unserer Spitzenschachorientierung nicht aufs falsche Pferd oder fallen wir als reiner Breitensportverband aus den Fördertöpfen?

Joachim Gries:
Die Entwicklung im olympischen Bereich ist gelinde gesagt "Unerträglich"! Warum formuliere ich dies so negativ? Antwort: Die olympischen Verbände schließen im Vorfeld der Olympiade mit dem BMI sogenannte "Zielvereinbarungen"/"Erwartungsverträge" ab, die ihre Berechtigung nur daraus ableiten, dass nach Ablauf der Olympiade das eingetretene Resultat jedes(r) AthletenIn evaluiert wird. Konkret bedeutet dies, dass die möglichen Medaillenränge in ein Punktesystem übertragen werden und dann festgestellt wird, ob die Erwartungen erfüllt wurden. Ein solches Verfahren ist zwar auf den ersten Blick transparent, aber auf den zweiten Blick entstehen bei dem kritischen Beobachter doch Bedenken:

  1. Die Sportler "opfern"/"investieren" extrem viel Zeit in ihren Sport (vielfach können sie keinen Beruf ausüben und leben von der Sporthilfe), um sich in der Weltspitze zu etablieren. Allerdings sind alle nur Menschen, d.h. Magenverstimmung, "mit dem linken Fuß zuerst aufgestanden", Wetterfühligkeit, besonderer Stress bei Olympiade, etc. sind Faktoren, die nicht planbar sind und demzufolge eigentlich auch entschuldbar sein müssten. Aber eine Entschuldigung für VERSAGEN gibt es formal gesehen nicht, denn das Nichterreichen der erwarteten und damit förderungswürdigen Platzierung führt zur Kürzung/Streichung der Zuschüsse.
  2. Wenn also die Spitzenverbände einem solchen "Druck" durch das BMI ausgesetzt sind, herausragende Platzierung mit ihren Sportlern erreichen zu müssen, ist es nur allzu verständlich, wenn die Verantwortlichen alles unternehmen, um eine maximale Leistung des Athleten zu ermöglichen und die Athleten noch zusätzlich mit der Drohung unter Druck setzen, welche Konsequenzen damit verbunden sind, wenn sie nicht die gewünschte Platzierung erreichen. Wie nahe wir uns in einer solchen Situation beim Doping befinden, kann wahrscheinlich fast jedermann ahnen/bzw. nachvollziehen.
  3. Wie paradox unsere Gesellschaft beim Thema Doping handelt lässt sich auch daran ermessen, dass einerseits ein Weltrekord/Olympiasieg quasi gefordert wird und andererseits das Erreichen eines solchen Titels mit Unterstützung durch Dopingmitteln mittlerweile nicht nur juristisch, sondern auch ethisch-moralisch in der Gesellschaft als verwerflich angesehen wird. "Gefeiert wird der Sieger - dann ist er Superstar, andernfalls, falls ihm Betrug nachgewiesen werden kann "Verräter an den Werten der Gesellschaft". Dazwischen scheint es in unserer Gesellschaft nichts mehr zu geben. Ein guter 6. Platz ist der berühmte "Blechplatz" und keiner weiteren Erwähnung würdig.

Alle Spitzensportler bewegen sich in einem Umfeld, das höchste psychische und physische Anforderungen stellt. Ein "Versagen" gehört nicht zum Vokabular, obwohl gerade dies uns die Chance eröffnen würde, sie die Spitzensportler etwas sympathischer und menschlicher wahrzunehmen. Leider verfahren viele Medien immer noch nach dem Prinzip "Bad News are good news!" und ein Platz "unter ferner liefen" ist nicht einmal eine Meldung wert. Versucht man Schach in diesem Problemfeld "Profi - Amateur" zu verorten wird schnell klar was in unserem Sport unbedingt geklärt werden muss. Seit Jahren "drückt" sich der DSB vor der Klärung der Frage: " Wann sehe ich einen Sportler als Amateur und wann als Profi an?"

Insofern müsste sich der Schachbundesliga e.V. und der DSB zusammensetzen und eine tragfähige Struktur/Profilizenz, etc. auf den Weg bringen. Die Förderung des Nachwuchs-Spitzenschachs, z.B. das "Schachjahr für Matthias Blübaum und Dennis Wagner" (übrigens eine Drittelfinanzierung zwischen DSB/Sponsor/Eltern) hat sich insofern bewährt, als die gesetzten Ziele nicht nur erreicht, sondern sogar teilweise überboten wurden. Eine Fortschreibung solcher Förderkonzepte ist anzustreben, da sie nicht nach dem "Gießkannenprinzip", sondern konkret an Einzelpersonen und mit einem überschaubaren Finanzaufwand umgesetzt werden.

Der Unterstützung von großen Turnieren, wie z.B. Dortmund, Baden-Baden stehe ich deutlich skeptischer gegenüber, z.B. deshalb, da die "Startgelder" für deutsche Nationalspieler bei solchen Turnieren die Fördermittel für das Schachjahr unserer Prinzen überstiegen. Insofern sehe ich die Investitionen in unsere Nachwuchsspieler mit einer höheren Priorität, als Möglichkeiten zu eröffnen, dass unsere Spitzenspieler gegen Weltklassespieler antreten können.

Fazit:
Die gleichzeitige Förderung des Spitzensportes und des Nachwuchsleistungssportes gehören unabdinglich zu den Aufgaben eines Sportverbandes. Der Breitensport, zu dem wir in unserem Verband fast 99% unserer Mitglieder zählen müssen, hat ein Anrecht darauf in seiner Sportentfaltung gleichberechtigt neben dem Spitzensport zu stehen. D.h. auch in diesem Segment müssen Finanzmittel bereitgestellt werden, so dass neben der Mitgliedergewinnung auch die Mitgliederbindung sichergestellt werden. Projekte zu diesen Themen gibt es unzählige, umso wichtiger ist es, diese Aktivitäten zu stützen und zu fördern. Es ist nicht nötig große Workshops oder Akademien zu organisieren, hilfreich und notwendig ist es unseren Vereinen Materialien an die Hand zu geben mit denen sie die Vereinsarbeit/die Alltagsarbeit besser und effektiver bewältigen können.

Krennwurzn:
Immer öfter hört man bei Schachfreunden, dass man "die da oben" ohnehin nicht wirklich braucht, es gibt so viele Möglichkeiten Schach zu spielen und Vereine und Verbände sind sowieso überholt und nicht mehr zeitgemäß beziehungsweise kommt auch die Aussage: pfeifen wir auf die Förderungen und Spitzenschach und zahlen uns den funktionierenden Rest (Mannschaftsmeisterschaften) einfach selbst.

Joachim Gries:
Diese provokante Aussage passt zu der großen Anzahl "der Nichtwähler" bei Wahlen im Bund oder in den Bundesländern. Es ist mittlerweile bei vielen Schachspielern in den Vereinen (an der Basis), tatsächlich so, dass "die da oben" als nicht unbedingt nötig angesehen werden. Vielfach ist dies dem Umstand geschuldet, dass Projekte und Themen aufgegriffen werden mit denen sich die Basis nicht identifizieren kann, bzw. überhaupt keinen Bezug dazu hat. Es wird sehr oft darüber geklagt, dass sich der Verband doch endlich um die Belange der Vereine kümmern möge. Diese Aussage lässt sich an vielen Regeländerungen der Vergangenheit exemplarisch nachvollziehen:

  1. Abschaffung der Hängepartien - Aufschrei der Schachspieler, "Das Schachspiel droht zu sterben"
  2. Abschaffung der "langen Bedenkzeit" -Die Qualität der Partien geht verloren!
  3. Abschaffung von Alkoholika, Zigaretten - Warum müssen wir dies mitmachen!
  4. Handyklingeln - Was soll so ein Unsinn!
  5. Mitbringverbot von Handy, Smartphone, etc. - Ich will doch gar nicht betrügen?
  6. Einführung der Fischerbedenkzeit - Wir haben nur mechanische Uhren, wollen die uns ruinieren?

Die Aufzählung ist sicher unvollständig. Es gibt noch viel mehr Themen, die für Irritationen sorgen und dazu beitragen, dass die Basis sich nicht mehr im Fokus der zuständigen Funktionäre fühlt. Umso wichtiger ist es für unsere Vereinen, die die wichtigste Rolle innehaben, denn sie sorgen und kümmern sich darum, dass neue Mitglieder geworben, vorhandene Mitglieder an den Verein gebunden werden, Nachwuchs gefördert wird und last but not least ein "VEREINSLEBEN" tatsächlich praktiziert wird, Die verantwortlichen Funktionäre dürfen dies niemals vergessen. Eine gute Verbandsentwicklung wird sich intensiv der Probleme und Aufgaben der Vereine stellen müssen, wie z.B. keine kostenfreie Nutzung mehr von Spielräumen (insbesondere in Ballungsräumen), kaum Nachwuchsspieler [weil es keine Trainer, bzw. Spieler gibt, die dies Aufgabe ausfüllen können], das Vereinsturnier (Vereinsmeisterschaft) kommt nicht mehr zu Stande, weil die meisten Spieler keine freien Spielabende haben (sie spielen meistens parallel in weiteren Vereinen mit), usw. Die Liste kann beliebig verlängert werden, besonders dann, wenn man zusätzlich die Internetangebote hinzufügt, die jedes weltweites Schachspiel "rund um die Uhr" ermöglichen. Der Begegnungscharakter, die persönliche Präsenz am Brett, das Gespräch, das "gemeinsame Bier", die gemeinsamen Vereinsabende treten deutlich in den Hintergrund. Wir entwickeln uns zunehmend in einem immer schnelleren Maße zu EINZELGÄNGERN, die sich vielleicht noch zu einem Mannschaftswettkampf treffen, aber spätestens danach wieder in alle Himmelsrichtungen auseinandergehen. Gemeinsame Partieanalysen am realen Brett finden nur noch selten statt. Verbandsentwicklung unter diesem Aspekt gesehen, muss bewirken, dass die Vereinsmitglieder wieder regelmäßig in den Verein kommen 

Fazit:
Wir müssen glaubhaft machen, dass wir uns für die Belange unserer Vereine interessieren und bei der Lösung von Problemen helfen wollen und KÖNNEN. Wir benötigen Vereinsberater, die langjährige Erfahrungen in der Vereinsorganisation erworben haben und sich den aktuellen Fragestellungen nicht verschließen.

2015JoachimGries

Krennwurzn:
Ein heißes Thema sind auch Einzelmeisterschaften und Spitzenturniere

Joachim Gries:
Was mich besonders bewegt, das habe ich auch in meinem mündlichen Rechenschaftsbericht vor dem Kongress ausgeführt, ist die Durchführung/Organisation unserer deutschen Meisterschaften. Wir haben seit Jahren eine sinkende Anzahl von Bewerbern für die Durchführung von deutschen Meisterschaften. In den letzten Jahren sind deshalb Herbert Bastian (Saarbrücken) Michael S. Langer und Michael Woltmann (Verden) im Langschach und ich (Gladenbach) im Schnellschach - Männer und Frauen- als Ausrichter eingesprungen. Dass ein solcher Zustand nicht zum Dauerzustand werden darf ist wahrscheinlich nachvollziehbar. Notwendig wäre an dieser Stelle deshalb eine Erhöhung des DSB-Zuschusses an die potentiellen Ausrichter. Leider ist eine solche Erhöhung in den letzten Jahren nur in unzureichender Höhe erfolgt. Wir liegen trotz leicht erhöhter DSB-Zuschüsse immer noch in einem Bereich von mindestens 10.000 € den der Ausrichter aufbringen muss. Kleine Vereine, die keinen Sponsor/Mäzen haben laufen Gefahr sich finanziell zu "übernehmen". Das kann nicht im Interesse des DSB liegen. Eine Gegenfinanzierung muss zwingend durch Umschichtung erfolgen.

Ich stand mit diesem "basisorientierten Ansatz" (Unterstützung unserer Vereine bei der Durchführung von deutschen Meisterschaften) ziemlich allein. Die Erhöhung der Zuschüsse für deutsche Meisterschaften fiel im Vergleich zur Unterstützung von Turnieren, wie z.B. Baden-Baden und Dortmund, sehr bescheiden aus.

Krennwurzn:
Da kann die Krennwurzn mal ganz unverschämt Ihre Boshaftigkeit ausleben: Ist nicht die Problematik jene, dass sowohl der Deutschen Meisterschaften und der Bundesliga Geld und Teilnehmer fehlen und man immer wieder sisyphosartig versucht Formate, die sich nachweislich am Markt bei den Schachspielern und -fans nicht durchsetzen, künstlich am Leben zu erhalten?

Joachim Gries:
Für die Organisation der Bundesliga möchte ich an dieser Stelle nicht sprechen, denn dies ist der Zuständigkeitsbereich des Bundesliga e.V. und die Vereine regeln und besprechen ihre Organisationsstruktur dort in regelmäßigen Abständen in ihren turnusmäßigen Treffen. Dort werden neue Organisationsformen diskutiert und thematisiert und nach entsprechendem Beschluss in der Praxis erprobt.
Zu den deutschen Meisterschaften habe ich bereits eine ganze Menge in meinem Rechenschaftsbericht in der Kongressbroschüre gesagt. Zusammenfassend kann ich festhalten:

  1. Die Bezuschussung für den Ausrichter ist zu niedrig
  2. Die Durchführung und Organisation unter den momentanen Rahmenbedingungen ist ländlich strukturierten Regionen vorbehalten. Ballungsräume kommen nur dann in Frage, wenn dem Ausrichter ein Sponsor zur Seite steht

Krennwurzn:
Kommen wir zum Schluss noch zum heftig diskutierten Thema FIDE

Joachim Gries:
Wie schon in anderen Bereichen auch war sich das Präsidium bezüglich FIDE-Kongress Tromsö (Iljumschinow vs. Kasparow) uneins. Ich vertrat damals, wie auch heute, die Position, dass beide Kandidaten nicht vom DSB wählbar waren und zwar deshalb, weil beide nicht nur dem Korruptionsverdacht ausgesetzt waren, sondern nachweislich auch mit Korruption gearbeitet haben. Ein Verband, der solche Kandidaten unterstützt rückt sich damit selbst in die Nähe der Korruption. Der DSB war und sollte auch weiterhin ein Verband sein in dem das Wort Korruption und seine damit verbundenen Aktivitäten geoutet sind.

Krennwurzn:
Da teile ich Ihre Ansicht, dass beide Lager nicht wählbar waren! Allerdings verstehe ich auch den Ansatz von Herbert Bastian dennoch in die Institutionen zu gehen, weil man mit dem Oppositionskurs der letzten Jahre genaugenommen nichts erreicht hat. Welche alternativen Möglichkeiten gäbe es noch - ein FIDE Austritt demokratischer Föderationen?

Joachim Gries:
Ob Herbert Bastians FIDE - Weg der richtige ist, wage ich zu bezweifeln. Das Argument, nur das Beste für das deutsche Schach im Auge zu haben, muss erst bewiesen werden. Die Nichtberücksichtigung deutscher SR bei der Schacholympiade in der Türkei (wegen Rechtsstreitigkeiten zwischen FIDE und den Unterstützern von Karpow) ist ein Beweis für "die harte Haltung gegenüber Kritikern". Auch die Forderung/Angebot an den DSB mit Zahlung einer Summe X die Beziehungen zwischen DSB und FIDE wieder in geordnete Bahnen zu lenken - ist kein Freundschaftsdienst und im Prinzip ein "NO GO".

Die Annäherung, die von Herbert Bastian vollzogen wurde - erscheint nicht wenigen Schachspielern in Deutschland als ein "Opfern deutscher Positionen - gegenüber der FIDE". Die Ausführungen zur Korruption möchte ich nicht wiederholen!

Die Position des DSB lässt sich auch in der NEUTRALEN Rolle manifestieren. Wir haben es nicht nötig auf "Schmusekurs" mit Präsidiumssitz in der FIDE zu äugen. Die geschäftlichen Beziehungen (Finanzen, ELO, Titel, etc.) laufen über das FIDE-Büro und sind absolut unabhängig von irgendwelchen Funktionen in der FIDE.
Die Kontakte in der ECU und im westlichen Europa sind seit Tromsö nicht mehr die besten und bedürfen der Verbesserung. Hier sind bilaterale Gespräche dringend notwendig (siehe Aussage Michael S. Langer bei ChessBase).

Der langfristige Aufbau eines Kandidaten ist in der Vergangenheit gescheitert. Alle Versuche Iljumschinow zu entmachten sind gescheitert. Ein Austritt aus der FIDE ist aber dennoch nicht nötig, denn die Chaoszustände in den 1990 - 2005-er Jahren sind überwunden. Die Infrastruktur funktioniert, der Präsident ist umstritten. Die Föderationen können aber ihren Aufgaben nachkommen.
Allerdings kann es passieren, dass Entscheidungen getroffen werden, z.B. die Vergabe der Blitz- und Schnellschachweltmeisterschaft nach Berlin 2015, ohne dass dies dem DSB-Präsidenten bekannt gegeben wurde, obwohl er zum gleichen Zeitpunkt in China weilte. Der DSB ist zwar nicht Ausrichter, aber es müsste eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein den zuständigen Präsidenten der betroffenen Föderation zu informieren, insbesondere dann, wenn er außerdem Vizepräsident der FIDE ist.

Ein Zusammenschluss, eine Kooperation mehrerer Föderationen zu einer Interessengemeinschaft ist denkbar, aber nicht außerhalb der FIDE. Das "Hochhalten demokratischer Strukturen" und die Unterstützung bedürftiger Mitglieder (ohne Korruptionsinteressen) kann ein Weg sein langfristig in der FIDE Veränderungen einzuleiten. Gegenseitiger Respekt, Vertrauen und Offenheit müssen Grundlage der angestrebten Kooperationen sein. Politisches Taktieren, Lavieren, diplomatisches Geplänkel sind kontraproduktiv.

Krennwurzn:
Sie sagten Sie sehen die Kandidatur jetzt ambivalent – wie ist Ihr persönliches Verhältnis zum Präsidenten heute?

Joachim Gries:
Mit Herbert Bastian verband mich eine langjährige persönliche Freundschaft, aber in den letzten Jahren und Monaten haben wir durchaus unterschiedliche Einschätzungen von Sachfragen entwickelt. Er stieß in der Vergangenheit eine Vielzahl von Ideen und Projekten an, die er mit viel Engagement und Kreativität vorantrieb, die den DSB zum Teil finanziell stark belasteten, vergaß aber leider dabei, dass es im DSB möglicherweise wichtigere "Baustellen" gab (deutsche Meisterschaften - ausgeglichenen Haushalt, etc.)

Und täglich grüßt das Murmeltier mag man sich denken und Schach ist ja eine der letzten Oasen des Machismo, denn auch in der Wissenschaft und in der Kunst ist das Thema schon lange durch und auch die weltberühmten Wiener Philharmoniker haben schon Frauen in ihren Reihen!

Nun hat Nigel Short im New in Chess Magazin einen Artikel „Vive la difference“ im Vorfeld seines Wettkampfs am 25+26. April gegen Kasparow in Saint Louisettkampfs am 25+26. April gegen Kasparow in Saint Louis veröffentlicht und dort geschrieben: „Männer und Frauen sollten einfach akzeptieren, dass sie anders verdrahtet sind" und in der folgenden Diskussion auf Twitter noch nachgelegt: „Männer und Frauen haben unterschiedliche Gehirne. Das ist ein biologischer Fakt.“ Eine gute Übersicht über die Ereignisse liefert ChessBase im Artikel „Zu kleine Gehirne“ mit vielen Links zum ausgelösten Rauschen im Medienwald!

2015Gehirn01


Nun gibt es Studien, dass der Spielstärkeunterschied der Weltspitze im Schach zwischen Männern und Frauen nur darauf beruht, dass einfach weniger Frauen im Spitzenschach vertreten sind und natürlich auch Studien, die dies bezweifeln. In den Expertenstreit möchte ich gar nicht eingreifen, sondern ganz einfach einmal annehmen, dass Short mit seinem vermuteten geschlechtsspezifischen Leistungsunterschied Recht hat und dann darüber nachdenken wie sich dieser in der Realität darstellen würde und dann aus diesen Erkenntnissen den geschlechtsspezifischen Leistungsunterschied abschätzen zu versuchen. Machen wir daher einen Blick auf einen Sport, wo es tatsächliche anatomisch bedingte geschlechtsspezifische Leistungsunterschiede gibt und wählen den 100 Meter Sprint. Frauen sind da 1 Sekunde langsamer als Männer was die Weltrekorde betrifft - 9,50 zu 10,5 ganz grob gesprochen.

Unbestritten ist dann, dass eine noch so gute Frau es niemals ins WM-Finale schaffen würde – auf’s Schach umgelegt ist also ein SUPER-GM (2700+) unmöglich – ebenso würde keine Frau es in ein internationales Event schaffen, was schachlich GM-Niveau entsprechen könnte. Nicht einmal in das Finale vieler Landesmeisterschaften würde es die schnellste Frau schaffen und das lege ich mal locker auf gutes IM-Niveau! Und dennoch ist fast jeder männliche Hobbysportler gegen die schnellste Frau hoffnungslos verloren – möglicherweise wären auch gut trainierte Sportler aus anderen Sportarten (Fußball, Tennis, etc) in der Masse langsamer. Und jetzt bedenken wir, das alles verursacht eine einzige Sekunde oder grob umgerechnet eine um 10% schlechtere geschlechtsspezifische Leistung!

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Nun wie sieht das im Schach aus und starten wir bei Landesmeisterschaften und nehmen wir als Land Österreich und schauen ins Jahr 2006 zurück nach Köflach zur geschlossenen Staatsmeisterschaft (Kat. 7 – Eloschnitt 2401 – IM-Niveau), die von der bekannten IM Eva Moser mit 6/9 gewonnen wurde. Vergleichbares ist mir aus der Welt des 100 Meter Sprints nicht bekannt und wohl eher unwahrscheinlich bis sogar möglicherweise schlicht unmöglich!

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Im Jänner 2015 spielte die Chinesin Hou Yifan beim Traditionsturnier in Wijk an Zee und ließ dort drei Herren in der Tabelle hinter sich und hatte auf Aronian nur einen halben Punkt Rückstand. Das wäre wie wenn eine Sprinterin beispielsweise am berühmten Letzigrund im 100 Meter Finale nicht nur nicht Letzte würde, sondern ganz knapp hinter einem zwar in etwas schlechter Form befindlichen absoluten Weltklassesprinter ins Ziel käme – das kann man einfach nur mehr unrealistisch einstufen! Möglicherweise wären wir da bei einer halben Sekunde oder einer um 5% schlechteren Leistung angekommen!

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Und nicht zu Letzt hat es Judith Polgar im Oktober 2005 auf Rang 8 der Weltrangliste geschafft – nebenbei taucht auf dieser Liste Nigel Short auf Rang 32 unter – und dies wäre auf Sprintverhältnisse umgelegt sogar für Hollywood absolut nicht einmal träumbar, denn wir sprechen von 9,80 und zirka 2,5% Leistungsunterschied und vergessen wir nicht der deutsche Rekord liegt bei 10,05 aus dem Jahr 2014.

Kann man damit einen möglichen geschlechtsspezifischen Leistungsunterschied im Schach ausschließen? Ehrlich gesagt nein, aber ein vergleichender Blick sollte uns sagen, dass falls es ihn doch geben sollte, dieser ziemlich klein – wenn nicht sogar vernachlässigbar - sein könnte. Und möglicherweise existiert er auch gar nicht – dafür würde auch sprechen, wie ein Kind entsteht: aus je einem halben weiblichen und männlichen Satz an Erbinformationen (DNA) entsteht ein einziger Zellkern mit einem neuen, vollständigen Chromosomensatz und würden da von den Frauen „kleinere Gehirne“ weitergegeben, dann könnte das eine Abwärtsspirale auslösen und so funktioniert Evolution erfahrungsgemäß einfach nicht!

Was bleibt? Wir haben einen zu geringen Frauenanteil im Schach und zu viele Machoträumer und Short versteht es immer wieder sich zum richtigen Zeitpunkt auch mit zweifelhaften Aussagen in Sachen PR in eigener Sache in Szene zu setzen!

Ja und der Mensch als Mann und Frau ist doch ein wunderbares Wesen und mit all seinen Schwächen auch unheimlich erfolgreich!

In den Reaktionen auf die für manche zu lockeren Gespräche mit DSB-Präsident Bastian im August 2014 war unter anderem auch der Wunsch, die Krennwurzn möge doch auch mal den DSB-Vize Finanzen bequatschen. Ende Jänner 2015 schickte die Krennwurzn also eine Gesprächsanfrage und bekam eine positive Rückmeldung und das Gespräch begann via Email – nach ein paar beiderseitigen beruflichen, privaten und urlaubsbedingten Pausen, kann dieses Gespräch nun endlich online gehen!

Krennwurzn:
Starten wir mit etwas Smalltalk: „Michael S Langer“ langjähriger DSB-Vize Finanzen und aktiver Schachspieler wie der Präsident auch, was sollten unsere Leser noch über Dich als Person wissen?

MSL:
Ich bin 48 Jahre alt, seit 22 Jahren verheiratet und im "richtigen Leben" in einem bundesweit im Bereich der beruflichen Bildung agierenden Unternehmen Regionalleiter Niedersachsen. Neben meinen Aufgaben im Deutschen Schachbund bin ich u.a. seit 2007 Präsident des Niedersächsischen Schachverbandes. Meine Hobbys neben dem Schach sind Lesen und das Reisen mit meiner Frau. Ach ja: Wir haben zwei Katzen!


2015MSL1DSB Vize Finanzen Michael S Langer

Krennwurzn:
Nun die Katze ist ja schon aus dem Sack: Du hast bekanntgegeben für keine weitere Funktionsperiode als Vize-Finanzen zur Verfügung zu stehen – es stellt sich daher die logische, aber kurze Frage: warum?

MSL:
Ich bin nach 12 Jahren an den Punkt gekommen, an dem ich meine Tätigkeit im DSB nachhaltig hinterfragt habe. Und ich bin dabei zu dem Ergebnis gekommen, dass ich die Arbeit im Präsidium inhaltlich und atmosphärisch nicht mehr positiv genug bewerten kann, als dass ich mir ein „weiter so“ hätte abringen können. Details über meine Unzufriedenheit werden im Rahmen des DSB-Kongresses sicher intensiv diskutiert und sind vorab in meinem schriftlichen Kongressbericht nachzulesen.

Krennwurzn:
Kurze Zwischenfrage: Präsident Niedersachsen bleibst Du?

MSL:
Ich werde mich ab Mai mit (noch) mehr Intensität der Arbeit als Präsident des Niedersächsischen Schachverbandes zuwenden. Und darauf freue ich mich!

Krennwurzn:
Schauen wir erst einmal ein wenig zurück: 2014 mit dem drohenden „Supergau“ des Verlust des Status „förderungswürdiger Sport“ für Schach war sicherlich schwierig – wie sieht Dein Rückblick auf 2014 aus?

MSL:
Ich antworte mal in Schlagworten! Anstrengend, nervenaufreibend, die Grenzen des Ehrenamtes austestend und am Ende so erfolgreich wie eben unter den derzeitigen Rahmenbedingungen möglich. Wir dürfen jetzt (weiter) Anträge an das BMI stellen! In welcher Höhe diese Anträge beschieden werden, wissen wir im Laufe des Jahres! Aber: Das ist mehr, als im Mai 2014 zu erwarten war! Die Haushaltslage des DSB hat sich durch die sehr späte Zahlung der BMI-Gelder im Dezember 2014 und die damit verbundene "Nichtmöglichkeit", das Geld auszugeben, nachhaltig konsolidiert. Der Jahresabschluss weist ein Plus von knapp 90.000,--€ aus und steigert unsere Liquiditätsrücklage auf knapp 260.000,-- €. Ich habe dem Präsidium trotz dieser positiv klingenden Zahlen einen ersten Entwurf des Nachtragshaushaltes vorgelegt, der eine Fortsetzung des Sparkurses, zumindest bis zum Zeitpunkt des Vorliegens eines für die kommenden Jahre mehr Sicherheit vermittelnden Bewilligungsbescheides, vorsieht.

Krennwurzn:
Viele Funktionäre klagen über die immer steigende Belastungen und dennoch hat man das Gefühl, dass die Masse der Schachspieler – sagen wir es salopp - Unmut gegenüber den Funktionären empfindet. Da muss doch was falsch laufen?

MSL:
Je weiter sich die Arbeit von der Basis der SchachspielerInnen entfernt, desto skeptischer wird diese Arbeit beurteilt. Es ist uns, wie so vielen anderen Verbänden und Institutionen, niemals wirklich gelungen, die intensive ehrenamtliche Arbeit im Dachverband (die manchmal weit über ein eigentlich verträgliches Maß hinaus geht) als nutzbringend für die Basis darzulegen. Um dieses Ansinnen nachhaltig zu verfolgen, bedarf es m.E. einer schriftlichen Ausarbeitung, die das, was der DSB leistet, in Gänze und vor allem transparent abbildet. In Stichworten: Spielbetrieb, Wertungen, stabile Finanzen, Leistungssportförderung….! Und das für 10,-- Euro im Jahr! Und natürlich: Das eine oder andere lässt sich auch inhaltlich verbessern.

Krennwurzn:
Kontrovers diskutiert wird auch, inwieweit Spitzensportförderung Aufgabe des DSB ist. Das Schachjahr zeigt super Erfolge, erscheint aber auch irgendwie sinnlos, wenn die Leute dann (berechtigterweise) studieren gehen!

MSL:
Die Förderung der Prinzen hat gezeigt, dass gesetzte Ziele mit der notwendigen Stringenz erreicht werden können. Und Ja: Ich finde es in fast allen Fällen richtig, dass erst der Beruf bzw. der Weg in denselben kommt. Ich plädiere dafür, dass wir mit diesem Thema realistisch umgehen. Der DSB wird keinen Weltmeister "produzieren" können!

Krennwurzn:
Ich würde gerne ein wenig noch in die Zahlen gehen und da drängt sich die Frage nach der doch sehr hohen Liquiditätsreserve gerade im Hintergrund von kolportierten, möglichen Beitragserhöhungen auf.

MSL:
Mein vorgelegter Haushaltsentwurf zielt darauf ab, dass keine Beitragserhöhung (zumindest für die Jahre 2016 und 2017) notwendig wird! Für den Kongress habe ich deswegen einen Antrag auf Beibehaltung der derzeitigen Beitragsstruktur gestellt.
Du beanstandest die Höhe der Liquiditätsrücklage!? Seit ich im Amt bin, lege ich fast schon gebetsmühlenartig dar, dass der DSB eine Rücklage von ca. 220.000,--€ benötigt. Dies begründet sich damit, dass im ersten Quartal keine Einnahmen erzielt werden können, die erste Beitragsrate unserer Mitgliedsverbände wird im April gezahlt, und nichts desto trotz Gehälter, Miete und anfallende Rechnungen gezahlt werden müssen. Rechnet man dann noch einen Aufschlag für unvorhergesehene Ausgaben hinzu, kommt man auf die von mir genannte Summe!

Krennwurzn:
Den großen Brocken Personalkosten möchte ich eher außen vor lassen, aber ein Blick auf 94T Kosten für Ehrenamt und 63T für die Geschäftsführung im Gegensatz zu 108T Leistungssportförderung in der auch 25T für Bundestrainer enthalten sind, schaut doch etwas „ungleichgewichtet“ aus.

2015MSL2„Einnahmen_und_Ausgaben_2013“ – PDF von DSB-Homepage

MSL:
Es stimmt! Unsere Personalausgaben sind gemessen am Gesamthaushalt hoch. Aber, wie soll der DSB denn ohne Hauptamtlichkeit überhaupt funktionieren? In den Personalausgaben sind die Kosten für unsere Trainer inkludiert. In den Kosten für die ehrenamtlichen Aufwendungen sind alle Kosten, die für den DSB im Laufe eines Jahres (also auch Kongress, Kommissionen, Präsidiumssitzungen….) enthalten. Und dass eine Geschäftsstelle Kosten (Miete, Dienstreisen, Geräte, laufende Renovierungen….) verursacht, ist selbstverständlich. Der Leistungssport hatte in den letzten Jahren mehr Geld zur Verfügung. Die geringe Summe des Jahres 2013 begründet sich u.a. mit erst in 2014 zu zahlenden Rechnungen.

Krennwurzn:
Ein weiteres heikles Thema in der Öffentlichkeit ist die etwas intransparente Sache mit der DSB Wirtschaftsdienst GmbH. Ist die noch notwendig, zeitgerecht oder soll die abgewickelt werden?

MSL:
Die WD GmbH tätigt vom Grundsatz her alle Aufgaben unseres wirtschaftlichen Zweckbetriebs. Und wirklich heikel war und ist sie nicht. Sie gehört mittlerweile zu 100% dem DSB! Von ihrer Gründung im Jahr 1985 gehörte sie bis in das Jahr 2010 verdienten (Einzel-)Mitgliedern des DSB. Ihre Einlage in Höhe von damals jeweils 10.000,-- DM haben sie zwei oder dreimal mit einer kleinen Dividende „entlohnt“ bekommen. Man braucht viel Enthusiasmus für die Sache, um das als lohnende Anlage zu bewerten. Der DSB hat die Anteile dann in zwei Schritten gekauft. Erst wollten Erben der Eigner ihre Anteile „loswerden“ und dann hat das BMI sich den Restankauf „gewünscht“. Die Irritationen und Spekulationen über diese Minifirma begründen sich wohl hautsächlich damit, dass der Jahresabschluss nicht Bestandteil der Kassenprüfung war.

Krennwurzn:
Noch heikler erscheint mir der Komplex den man mit Compliance bezeichnet. Immer wieder werden im Umfeld von FIDE Wahlen Korruptionsverdachtsfälle in die Öffentlichkeit gespielt. Wie damit umgehen und vor allem auch mit dem Problem, dass es natürlich Funktionäre geben kann, die in die eigene Tasche arbeiten.

MSL:
Ich beschränke mich in meiner Antwort erst mal auf den DSB. Ich kenne keinen Fall, in dem in Deutschland während meiner 12-jährigen Amtszeit tatsächlich Korruption nachgewiesen wurde. Dass es immer mal wieder Gerüchte gibt, liegt auch an der mittlerweile oft zu recht sehr kritischen und misstrauischen Betrachtung aller großen Sportorganisationen.

Krennwurzn:
„Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube..“ wird sich hier in Erinnerung an einen Dichterfürsten ein Großteil der Leserschaft denken, obwohl es auch nach meinen Informationen keinen gerichtlich nachgewiesen Korruptionsfall gegeben hat. Aber in der öffentlichen Wahrnehmung gab es doch Vorfälle die eine „schiefe Optik“ aufwiesen – sowohl in Deutschland als auch natürlich international. Dürfen sich da der DSB und seine Funktionäre da so einfach in die Burg „juristisch Bewiesenes gibt es nicht“ zurückziehen?

MSL:
Was soll ich antworten? Natürlich kenne ich auch Gerüchte! Und ich weiß auch, wie wir intern mit diesen Gerüchten umgegangen sind. Aber: es gibt in dem Zeitraum, in dem ich in erster Reihe gearbeitet habe, eben keinen nachgewiesenen bzw. beweisbaren Korruptionsfall. Ich mache es mir etwas einfacher und weiche ein bisschen ab: Die Art und Weise, in welcher der Wahlkampf in der FIDE geführt wurde, empfand ich in vielfacher Hinsicht als grenzwertig! Ich möchte nicht, dass diese Form der Politik so Einzug in den DSB hält. Und last but not least: Nein! Der DSB darf nicht die Augen verschließen!


Ältere Gespräche DSB-Spitze mit der Krennwurzn

Dez 2013 - DSB Vize Woltmann im Interview mit der Krennwurzn

Aug 2014 – Bastian mit Krennwurzn
                   über Olympia, Prinzen und Geld
                   über FIDE und Frauen

Mittwoch, 01 April 2015 10:05

Urelo in Kreta entdeckt!

Bereits im September des Vorjahres war die Krennwurzn nicht wie viele dachten wieder einmal auf Urlaub und ließ sich in der Bratpfanne (Balos Peach) in Nordwestkreta die Sonne auf den schon ganz beachtlichen Bauch scheinen, sondern diesmal war es eine geheime archelogische Expedition in die Geheimnisse der Schachgeschichte.

2015Elo01Hier in der Bratpfanne hätte die Krennwurzn unbeschwerte Ferien verbringen können, aber was tut man nicht alles fürs Schach!

Nahe der heutigen Ortschaft Elos im Westen Kretas grub ein internationales Expertenteam nicht nur nach antiken Bauten, sondern ging auch einem Hinweis eines 1958 entdeckten Kommentars zu Platons Ideenlehre nach indem gesagt wird, dass das Elosystem schon den alten Griechen bekannt war und im Eloheiligtum in Kreta verehrt wurde. Wahrscheinlich wurde Schach und das Wertungssystem von kretischen Rückkehrern aus Truppen, die mit Alexander dem Großen in Persien und an den Grenzen Indiens waren, schon viel früher nach Europa gebracht.

2015Elo02Das Ausgrabungsteam bei der Arbeit in der griechischen Septembersonne!

Natürlich steht das im krassen Widerspruch zur bekannten Lehre wonach das Elosystem von Arpad Elo erfunden wurde. 1959 – ein Jahr nach dem Fund eines kleinen Hinweis auf ein Eloheiligtum in Kreta – begann der Ungar das heute bekannte System zu entwickeln - natürlich kann das Zufall gewesen sein, aber wir werden es nie mit Sicherheit wissen, aber es besteht die Möglichkeit, dass er von einem Freund auf der Universität von Milwaukee Kenntnis vom antiken Elosystem gehabt haben könnte.

2015Elo03Moderne Archeologie mit altertümlichen Geräten kann schweißtreibende Arbeit sein - aber dafür kann man sogar eine Krennwurzn gebrauchen!

Mit Sicherheit wissen wir allerdings, dass das Elosystem so seine Schwächen hat und nur auf statistischen Berechnungen fußt und uns daher viele, viele Probleme beschert. Die Elozahlen sind nicht fixe Größen sondern die Wahrheit liegt in einem Nebel vergraben – man kann nur die Wahrscheinlichkeit für den Spielausgang angeben und aus einer Partie und schon gar nicht aus einem Zug kann man keine wirklich haltbaren Schlüsse ziehen, weil – ja weil – ein fixer Bezugspunkt fehlt. Nun wurde bei den Grabungen im September ein URELO gefunden, das genau diese Probleme löst – genau wie beim Urkilogramm und Urmeter gibt es nun auch eine fixe Referenz auf die alles exakt zurückgerechnet werden kann. Inflation, Normalverteilung und Standardabweichung sind ab jetzt nur etwas für Weicheier! Jetzt wird einfach und auch richtig gemessen und die Zahlen lügen nun mal nicht.

2015Elo04Aber auch Präzesionstechnik wurde verwendet ... natürlich ohne Krennwurznhilfe!

Was hat das für praktische Auswirkungen auf das Schach? Nun jetzt kann man die Elozahl für jeden einzelnen Zug eines jeden einzelnen Spielers berechnen. Betrüger werden also sofort aufgedeckt, weil ein von einer Maschine gespielter Zug vom URELO sofort erkannt wird. Aber wie darf man sich das vorstellen? Nun fangen wir ganz einfach an und legen eine Notation einer Krennwurzn Partie neben das URELO und starten wir die Berechnungen und wir sehen, dass der Zug 1. e4 am 15. November 2014 mit einer Elozahl von 1815 gespielt wurde und der Gegner mit 1. ... c5 und 2266 Elo geantwortet hat, was unweigerlich – wenn auch nicht verwunderlich – zu einer Niederlage der Krennwurzn führte! Doch viel wichtiger wurde am gleichen Tag auch von Magnus Carlsen der Zug 1. e4 gespielt, aber mit einer Rekord-Elo von 3325 und sein Gegner Vishy Anand antwortet ebenfalls mit 1. ... c5 aber nur mit einer Elo von 2637 und schon da war klar, dass Vishy an diesem Tag auch den Fehler 26. Kd2 (Elo 2593) nicht bestrafen wird können und nur den Zug 26. ... a4 mit Elo 2599 bringen wird können, da für den Hammer 26. ... Sxe5 der Elobedarf für Vishy bei unglaublichen 4753 Elo gelegen wäre!

War bisher und bei oberflächlicher Betrachtung der Zug 1. e4 immer gleich stark, weil ja die zugrunde liegende Stellung nur remis, gewonnen oder verloren sein kann - was auch durch das URELO nicht bestritten wird – so kann nun jeder einzelne Zug von dieser Ebene, die den Maschinen vorbehalten ist, weggehoben werden und individualisiert werden. Das URELO kann in Kombination mit der Person, dem Ort und der Zeit die Stärke eines Zuges berechnen. So spielte Carlsen den Zug 1. e4 in Wijk gegen Saric nur mit Elo 2702 und dies reichte an diesem Tag nicht aus um einen Sieg einzufahren.

2015Elo05Der Flug des Elophönix

Leider ist es zur Zeit noch notwendig, dass sich das Urmeter in unmittelbarer Nähe zur Originalnotation befindet um genaue Werte zu liefern, aber die Forscher arbeiten hart daran auch historische Partien auswerten zu können und wir dürfen schon gespannt sein, was uns diese Auswertungen an neuen Erkenntnissen bringen werden und für das Jahr 2016 ist ein eigener Server geplant auf dem alle gespielten Partien in Echtzeit ausgewertet werden können – gegen eine geringe Gebühr von 0,815 EuroCent pro Partie! Aus steuerlichen Gründen sollte dieser mit eigenem Solarstrom betriebene Server in der Nähe des antiken Eloheiligtum in Kreta stehen und zu einem Eloheiligtum 2.0 werden.