Jörg Hickl

Jörg Hickl

Großmeister, Schachtrainer, Schachreisen- und -seminarveranstalter.
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oder unter Schachreisen
Mittwoch, 06 Juli 2011 02:53

Feller&Co. gehen in Führung

Selten schafft es ein sportlicher Streitfall auf die juristische Ebene und gerade im Schach sind materielle Beweggründe als Auslöser eher zweitrangig. Allerdings scheint sich dies gerade zu ändern. Nach der letztjährigen Copyrightklage der Bulgaren gegen ChessBase könnte das Rybkathema demnächst die Justiz beschäftigen, und im bisher bedeutendsten Betrugsfall des französischen Schachverbandes zogen die mit hohen Sperren belegten Spieler (wir bericheteten mehrfach: Sebastien Feller gegen den französischen Verbandund ff.) jetzt vor den Kadi. Und dies mit Recht, zumindest auf Paragraphen-Ebene. Das Gericht setzte die Strafen aufgrund formaler Fehler außer Kraft, Sebastien Feller und Arnaud Hauchard sind ab sofort wieder spielberechtigt

Der Gang zur Justiz ist ein durchaus legitimer und verständlicher Schritt der französischen Spieler, wollen sie ihre Karrieren nicht kampflos beenden. Doch das Urteil kann die Schachwelt nicht befriedigen, denn anscheinend wurde der eigentliche Betrugsvorwurf gar nicht erst verhandelt (vielleicht auch von den Klägern auch nicht bestritten??). Interessant erscheint hierbei auch, dass auch nur zwei der drei Beschuldigten den Rechtsweg einschlugen. Der dritte im Bunde, IM Cyril Marzolo, akzeptierte das Urteil des Verbandes und bleibt dementsprechend gesperrt.

bannersr12013-web-anz400Nun ist es an der französischen Föderation zu prüfen, ob man gegen die angeblichen Betrügern in der nächsten Instanz vorgehen kann, oder ob sie aufgrund von Formalien straffrei ausgehen. Ein längerer Rechtstreit wäre wohl die Konsequenz. Der Verband erhielt in der Zwischenzeit einen neuen Präsidenten, der die Sache etwas emotionsloser sieht als sein Vorgänger. Bleibt zu hoffen, dass es nicht ausgeht wie das Schießen zu Hornberg.

Die Historie:

19. März 2011

Der französische Verband befindet Feller, Hauchard und Marzolo des Betruges für schuldig und spricht Strafen von 3-5Jahren aus.

Spieler und Präsidium gegen in Revision

19. Mai 2011

Die Revision führt zu einer Verschärfung der ursprünglichen Strafen: Bei Feller von drei auf fünf Jahre und Hauchard erhält zusätzlich zu bestehenden lebenslangen Sperre als Teamkapitän eine dreijährige als Spieler. Bei Marzolo bleibt es bei fünf Jahren.

25. Mai 2011

Das von den Spielern angerufene nationale französische Sportkommittee stellt sich hinter die Entscheidung des Verbands

27. Mai 2011

Antrag der Spieler auf einstweilige Verfügung um auf der französischen Mannschaftsmeisterschaft teilnehmen zu können, wird von Versailler Gericht abgelehnt.

29. Juni 2011

Das Gericht gibt dem Antrag Hauchards und Fellers statt und setzt die Strafen außer Kraft. Als Begründung wird ein formaler Fehler in den Regularien des Verbandes angegeben. Zudem war anscheinend das Präsidium nicht revisionsberechtigt, sondern der Antrag hätte von der Ethikkommission gestellt werden müssen. (Keine Haftung des Autors für Übersetzungsfehler..)

Eine genauere Darstellung der Geschichte ist auf Chessvibes nachzulesen (in englischer Sprache). Auf der Website der französischen Föderation findet man eine erste Stellungnahme.

Freitag, 24 Juni 2011 02:27

8 Jahre Sperre für Handybetrug?

Der Schachsport sieht sich mit einer ständig zunehmenden Reglementierung konfrontiert. Unter Anderem unterwerfen wir uns auf Jahre hinaus mit dem von Vielen nicht nachvollziehbaren Ansinnen der FIDE, Schach olympisch zu machen, den allgemeinen Dopingregeln der NADA (Nationale Anti-Doping Agentur), die auf die Besonderheiten unseres Sports nicht im Geringsten eingehen.

In gewisser Weise kann ich strenge Regularien verstehen, denn wie in anderen Sportarten auch, würden im Schach Viele ohne Zögern zu leistungssteigernden Maßnahmen greifen, wenn, ja wenn es welche gäbe… Für die von Kontrollen betroffenen Spieler bedeutet dies derzeit aber nur Beeinträchtigungen ihres täglichen Lebens, wie den dauerhaften Verzicht auf Mohnkuchen und größte Vorsicht bei der Einnahme von Medikamenten, denn jederzeit könnte ein Kontrolleur an der Tür klingeln.doping

Allerdings gibt es für uns, mit der Machtübernahme der Computer und immer kleiner werdenden elektronischen Bauteilen, andere Helfer, vor deren unerlaubtem Einsatz sich einige Schachspieler keineswegs scheuen. Jüngster Fall ist der anscheinend zweifelsfrei nachgewiesene Handybetrug auf der Deutschen Meisterschaft.

Wie können wir in Zukunft dieser Bedrohung Herr werden?

Bei nur drei bekanntgewordenen Fällen (Allwermann, Naiditsch und Shvartz), mit denen sich der Schachbund in den vergangenen 12 Jahren auseinanderzusetzen hatte, scheint der Handlungsbedarf überschaubar.

Auf Chessvibes.com forderte der unmittelbar betroffene Gegner Natsisids, GM Sebastian Siebrecht, unlängst ein Mitnahmeverbot jeglichen technischen Equipments, doch wie ist das zu kontrollieren? Ein Aufstellen von Scannern erscheint für Schachturniere unrealistisch und Kontrollen bedeuten eine Kasteiung Vieler für das Fehlverhalten Weniger.

Ohnehin ist die gegenwärtige Regelung, dass Handyklingeln zu Partieverlust führt, für nicht immer praxistauglich. Denken wir an den Fall im entscheidenden Match der Schweizer Mannschaftsmeisterschaft, als IM Ralf Hess in eindeutiger Gewinnstellung beim Stand von 3,5:3,5 einfiel, dass sein neues Handy noch aktiv war. Kurzerhand stellte er dieses in der Hosentasche ab, doch beim Herunterfahren löste er einen Ton aus – Partieverlust. Der Gegner aus Mendrisio wurde dadurch Schweizer Meister.
Oder der GM, der 8 Runden lang bei einem Open in Frankreich pünktlich um 14 Uhr am Brett saß. Die letzte Runde begann jedoch um 10 Uhr morgens und wurde jäh durch die Aktivierung seines auf Wiederholung stehenden Weckers um 10.15 Uhr unterbrochen…

Diese Liste ist lang und keiner der Betroffenen hatte Betrug im Sinn. Hier könnte man über die Einführung einer optional wählbaren (Geld-) Strafe nachdenken, die natürlich schmerzlich ausfallen muss (vielleicht 150 €), aber nicht den Ausgang des Turniers beeinflusst. Dies würde zudem Geld in die Veranstalterkassen fließen lassen.

Der Fall der DM ist jedoch anders geartet:

Harte Strafen unumgänglich?!

Bei nachgewiesenem Betrug ist der Verband gefordert.
Doch welche Handhabe besteht eigentlich? Kein Spieler ist direkt Mitglied im DSB, sondern nur die Vereine in einem Landesverband, der wiederum dem Schachbund angeschlossen ist - eine unglückliche Konstellation für ein schärferes Durchgreifen.

Anscheinend lassen die Regularien aber einen Ausschluss von bis zu drei Jahren auf DSB-Ebene zu. Siebrecht forderte eine Sperre analog zu Dopingvergehen und anderen Sportarten: 2 Jahre bei einer durchschnittlichen Sportleraktivität von 10 Jahren. Die Laufbahn eines Schachspielers dauert 40 Jahre und länger, was seiner Meinung nach zu einer deutlich höheren Strafe führen muss (4x2=8 Jahre?).

Um klar zu machen, dass es hier nicht um ein Bagatelldelikt geht, könnte man noch einen Schritt weitergehen: Aberkennung der DWZ und Antrag an die FIDE zu evtl. Titel- und Elolöschung. Doch auch dieses würde das Problem nicht vollständig lösen, könnte doch der gebrandmarkte Spieler am Ende auf die Idee kommen, die hochdotierten Preise für Elolose auf amerikanischen Turnieren einheimsen… coveru1anz

Das Präsidium des DSB wird frühestens bei der nächsten Zusammenkunft, Ende Juli, zu dem Fall Natsidis Stellung nehmen. Es liegt keine leichte Aufgabe vor ihm. In den bisherigen Fällen fielen die Strafen ganz oder sehr moderat aus (z. B. Presseerklärung des DSB 2004 auf Teleschach.de). Doch der öffentliche Druck ist erheblich gestiegen. Es ist an der Zeit, dieses leidige Thema abzuschließen. Sollte die Strafe in einer Sperre eines Turnieres bestehen, das der Spieler sowieso nicht mitspielen will, kann ich mir vorstellen, dass wir mit einem Anstieg der Fälle zu rechnen haben.

Der französische Verband verhängte übrigens jüngst im Fall Feller&Co. Sperren von bis zu fünf Jahren.


Die Schachwelt-Leser haben klar entschieden.

Der Zwischenstand unserer Umfrage "Handybetrug - welche Strafe ist angemessen?" zeigt ein deutliches Ergebnis: Fast 94% sprechen sich für harte Strafen ab 2 Jahren Sperre aus. Am beliebtesten mit 44% war die komplette Löschung eines Spielers aus dem deutschen Schach inklusive Aberkennung von Wertungszahl und evtl. Titel. 18% waren an eine Anlehnung an die Strafen der Franzosen über 20% stimmten sogar für ein noch drastischeres Strafmaß um den Abschreckungsfaktor zu erhöhen.

2 Jahre auf allen Ebenen inkl. DWZ-, Elo- und Titellöschung
68        44.4%

mehr als 5 Jahre - die Strafe muss der Abschreckung dienen
31        20.3%

5 Jahre wie bei den Franzosen
27        17.6%

2 Jahre auf DSB-Ebene
17        11.1%

Bagatelle, Ermahnung reicht
6          3.9%

1 Jahr auf DSB-Ebene
4          2.6%

Zum Umfrageergebnis

1992 konnten sich der Weltschachbund, Weltmeister Garri Kasparow und sein Herausforderer Nigel Short nicht über die Austragungsmodalitäten des anstehenden WM-Kampfes einigen. Es kam zum Bruch. Kasparow und Short gründeten ihren eigenen Verband, PCA (Professional Chess Association) – der Wahlspruch der FIDE „Gens una Sumus“ (wir sind eine Familie) galt nicht mehr. Zustände, die beim Boxen schon lange zuvor an der Tagesordnung waren, hielten Einzug: Zwei Verbände mit zwei Weltmeistern, wobei der Titel der FIDE ohne die schillernde Persönlichkeit des weltbesten Spielers, Kasparow, immer mehr an Bedeutung verlor.

Doch auch Kasparow hatte es nicht leicht, für das Match gegen Short Sponsoren zu finden. Bei den Buchmachern galt er mit 4,5:1 als klarer Favorit und seine Anpassung an Boxersprüche mit "It will be Short and it will be short!" erleichterte die Sache nicht unbedingt. Doch gelang es mit Hilfe der Times of London in Englands Hauptstadt einen würdigen Rahmen zu schaffen. Doch die Buchmacher sollten recht behalten. Nach 9 Runden stand es 7:2 am Ende 12,5:7,5 für Kasparow.

Im Oktober soll es nun unbestätigten Angaben zufolge zu einem Rematch im belgischen Leuven im Oktober kommen. Natürlich nur ein Schaukampf mit verkürzter Bedenkzeit, denn nach seinem überraschenden Rückzug vom Turnierschach vor sechs Jahren, hat Garri keine elogewertete Partie mehr gespielt. Sein Fokus gilt der russischen Politik mit dem Bestreben Präsident zu werden. Allerdings agiert er hier deutlich weniger erfolgreich als im Schach. Seine Partei kämpft auch nach Jahren noch mit der 5%-Marke.

short400classicDer Wahlgrieche Short hingegen, derzeit mit Elo 2682 die Nummer 54 der Welt und hierzulande bestens bekannt durch seine permanente Präsenz auf dem Schachserver schach.de, ist nach wie vor aktiver Turnierspieler. An der Einschätzung der Buchmacher wird sich aber auch 18 Jahre später wenig geändert haben.

In Erinnerung blieb mir Shorts Äußerung in einem Interview vor langer Zeit auf der Jugend-WM. Auf die Frage nach seinem größten Hobby antwortete er „chasing girls“. Möglicherweise auch ein Grund, weshalb der Englands größtes Talent sich nie in den TOP10 positionieren konnte.

Freitag, 17 Juni 2011 10:33

Die Geometrie des Schachbretts

Nach so viel Politik ist es an der Zeit, schachlich wieder etwas zu arbeiten. Zur Aufpeppung eines langweiligen Wochenendes haben sich Studien trefflich bewährt:

Die Geometrie des Schachbretts hat Ihre eigenen Gesetze und weicht häufig in verblüffendem Maße vom normalen menschlichen Denken ab. Sehr plastisch stellte dies Richard Réti in seiner bekannten Bauernendspielstudie dar:

Richard Réti, 1921, Weiß am Zug - Remis

retistudi1

Es ist verblüffend, wie der weiße König, der sich weit außerhalb des Bauernquadrats befindet, den gegnerischen Freibauern noch einholen kann.

Mit diesem Verständnis fällt die Lösung der nächsten Aufgabe deutlich leichter:

Weiß am Zug - Remis

bendspiel2


Ein nettes Beispiel fand ich unlängst in einem alten Sportverlagsbuch. Als Komponist ist nur "Gaja" angegeben – mir unbekannt. Vielleicht kann hier ein Leser Licht ins Dunkel bringen*.

Gaja, Weiß am Zug - Gewinn

gaja1

* "Der Verfasser heißt Richard Kenneth Guy, ist geboren am 30. September 1916 und laut Wikipedia - wie passend! - emeritierter Mathematikprofessor an der University of Calgary: http://de.wikipedia.org/wiki/Richard_Kenneth_Guy Die Studie wurde in CHESS, Vol. 4, No. 38 vom 14. Oktober 1938 auf Seite 78 veröffentlicht."
Vielen Dank an unseren Leser Eckart, der uns in Windeseile erleuchtete!

Lösungen in unserem Lösungsbereich

Heute folgt Teil 2 unseres Interviews mit Michale S. Langer. Im ersten Teil nahm präsentierte er die Meinung des Deutschen Schachbundes zu Image und Finanzen sowie Betrug im Schach, jetzt nimmt er Stellung zu dem heiß diskutierten Them des letzten Jahres Nationalmansnchaft/Bundestrainer und dem Frauenschach.

Nationalmannschaft/Bundestrainer

SW: Vor einiger Zeit verließ Schalke 04s Trainer Felix Magath den Verein, als es zu Differenzen mit den Spielern kam. So erlebt man Fußball und andere Sportarten ständig. Im Schach hingegen war es an der Mannschaft zu gehen – der Trainer blieb. Bitte definieren Sie Job und Aufgaben unseres Bundestrainers.
ML: Beide Bundestrainer, Uwe Bönsch und Bernd Vökler (originär ist er für unseren Nachwuchs zuständig) sind für die Betreuung und Ausbildung aller unserer Kaderspieler zuständig. Ein großer Teil ihrer Arbeit entfällt auf administrative Tätigkeiten. Die Stellenbeschreibungen beider Trainer sind mit dem Bundesinnenministerium abgestimmt und damit ein Mosaikstein unserer Förderung aus öffentlichen Zuwendungen.
Hier ein kurzer Überblick von Uwe Bönschs Kernaufgaben:
  • Koordinierung und Planung des Trainings und der Wettkämpfe der A/B/und C-Kaderspieler der Frauen und Männer sowie der Finanzplanung und Abrechnung
  • Delegationsleiter und Mannschaftsleiter bei der Schacholympiade, Mannschaftswelt- und Europameisterschaften, dem Mitropacup und Länderkämpfen der Frauen und Männer
  • Inhaltliche Planung, Organisation und Durchführung der A- Trainerausbildungen und A- Trainerweiterbildungen
  • Inhaltliche Planung und Durchführung von nationalen und internationalen Lehrgängen der FIDE Trainerakademie sowie Aufgaben als Direktor der Akademie und Mitarbeit in der Trainerkommission der Fide
SW: Wofür brauchen wir A-Trainer? Soweit ich das System verstanden habe liegen die Aufgaben des C-Trainers auf Vereins-, die des B-Trainers auf Landes- und des A-Trainers auf Bundesebene. Und da gibt es zwei Stellen. Derzeit haben wir aber mehr als 30 Lizenzierte?! Letztlich bilden wir aus, ohne eine Verwendung zu haben. Oder gibt es hier genug Bedarf?
ML: Die Unterscheidungen zwischen den einzelnen Ausbildungszielen sind in unseren Ordnungen fest geschrieben. Dass diese Ordnungen auf die Anforderungen des DOSB zugeschnitten sind und sein müssen, ist selbstredend.
Ein Ziel unseres gesamten Ausbildungswesens besteht in einer möglichst hohen Anzahl förderungsfähiger (Geldmittel der Sportbünde) Trainer. Darüber hinaus muss auch die Qualität der inhaltlichen (sowohl schachspezifisch als auch methodisch und didaktisch) Arbeit mit der jeweiligen Zielgruppe gewährleistet werden.
In Summe haben wir m.E. eher zu wenig ausgebildete Trainer und Betreuer.

SW: Über das Thema Nationalmannschaft wurde bereits in epischer Breite berichtet. Hier interessiert eigentlich nur noch ein Punkt: In Pressemeldungen des DSB hieß es schlichtweg, die Forderungen der Spieler konnten nicht erfüllt werden. Sie verglichen das Prozedere mit Tarifverhandlungen. Doch dort reagiert man auf Forderungen mit einem Angebot. Hat es ein solches jemals gegeben?
ML: Es hat vor jedem Großereignis ein Angebot des Deutschen Schachbundes bzw. genauer gesagt, der Wirtschaftsdienst GmbH an die Spieler gegeben. Im letzten Jahr wurde dieses dem im finanziellen Umfang denen der Vorjahre entsprechende Angebot abgelehnt. Seit dieser Ablehnung arbeiten Präsidiumsmitglieder des DSB gemeinsam mit der WD GmbH  verstärkt daran, den im Vorfeld von Khanty – Mansijsk genannten Forderungen der Spieler so weit wie möglich und dabei unsere eigenen Vorstellungen berücksichtigend gerecht zu werden.
Im Moment wird das Angebot für die Mannschafts-EM im November in Heraklion von der WD GmbH abschließend ausgearbeitet. Dieses Angebot wird ob der Tatsache dass wir zwei Sponsoren akquirieren konnten (ein Gesamtsponsor und ein weiteres Unternehmen, das den Fokus seiner Förderung auf den Spitzensport legen wird), eine deutliche finanzielle Verbesserung für die Spieler darstellen!

SW: Von Seiten des Schachbunds hörte ich vor langer Zeit, dass man junge Spieler so lange mit Turnierbeschickungen unterstützen würde, bis sie den Großmeistertitel erreicht hätten. Ab dann wären sie auf sich gestellt. Rückblickend würde ich dies als verantwortungsloses Handeln bezeichnen. Fördert man sie doch bei der Erlernung einer brotlosen Kunst (Sport, Wissenschaft oder wie auch immer). In kaum einem westeuropäischen Land sind die finanziellen Rahmenbedingungen für Schachprofis so schlecht wie in Deutschland. Ist das Eigennutz oder gibt es inzwischen eine Stelle, die junge Spieler entsprechend ehrlich berät, bzw. ihnen nahelegt, einem gut bürgerlichen Beruf nachzugehen?
ML: Sind die Rahmenbedingungen in anderen westeuropäischen Ländern tatsächlich (so viel) besser? Die meisten beschriebenen Probleme sind leider auch auf die meisten anderen Nationen übertragbar!
Zumindest im Bereich der Honorare bewegt sich der Deutsche Schachbund weltweit -und in diese Betrachtung beziehe ich auch unsere europäischen Nachbarn ein-  betrachtet, eher im oberen Segment.
Unstrittig ist aber, dass die Zahl der Veranstaltungen in Deutschland, die ob ihrer Preis- und Startgelder das Schachprofitum interessant und lukrativ abbilden würden, leider nur  überschaubar groß ist.
Der letzte Teil Ihrer Frage ist schwierig zu beantworten. In letzter Konsequenz muss jeder für sich selbst entscheiden, welchen Weg (Schachprofi oder eben doch „bürgerlich“) er / sie einschlägt.
balkosofa1SW: Und da es wieder einmal um das liebe Geld geht…. Viele Besucher des Blogs haben nicht die geringste Ahnung, was im Schach verdient wird, was zu Spekulationen über das Einkommen der Schach“profis“ führt). Gibt es Profitum im deutschen Schach oder wie definieren Sie einen Schachprofi? Wahrscheinlich kaum mir der offiziellen Schachbundversion Elo über 2300, wie beim Ramadacup oder weil ein Mensch nichts anderes macht, daraus aber kaum Einkommen generiert?!
ML: Ja! M.E. gibt es Profitum im deutschen Schach. Eine in jeder Hinsicht tragfähige Definition zur Frage „Was ist ein Schachprofi“ kann ich ob der sehr unterschiedlichen individuellen Ausgangssituationen und Sichtweisen nicht liefern.

SW: Ohnehin ist das Image der Topspieler oder derer, die vom Schach leben möchten, sehr mäßig. In polemischen Blogs sehen sie sich Bezeichnungen wie „Gierschlünde“ ausgesetzt und auch auf unserer Plattform waren derartige Tendenzen spürbar. Was in anderen Sportarten voll akzeptiert wird, ist im Schach unredlich?! Der Schachbund hat jedenfalls in der Vergangenheit kaum etwas unternommen, um seine Spitzenspieler in dieser Hinsicht zu unterstützen und so die Kluft zwischen Breiten- und Spitzensport immer größer werden lassen. Im Gegenteil, bei dem noch schwelenden Konflikt mit der Nationalmannschaft konnte man sich zeitweise des Eindrucks nicht erwehren, die Spieler wären ein notwendiges Übel.
ML: Zu allererst: Unsere SpitzenspielerInnen sind ein wichtiger Teil des Ganzen für eine insgesamt erfolgreiche Zusammenarbeit im deutschen Schach!
Beide Seiten, sowohl die Vertreter des DSB-Präsidiums als auch Spieler, haben in dem im vergangenen Jahr öffentlich ausgetragenen Konflikt Fehler gemacht, die dann und dies teilweise auch zu Recht in der Öffentlichkeit massiv kritisiert wurden. Ich hoffe, dass wir zukünftig entspannter miteinander den für mich nachvollziehbaren Wunsch nach einer besseren Bezahlung (wer möchte nicht so gut wie möglich bezahlt werden!?) im Rahmen des jeweils Machbaren bearbeiten und öffentlich kommunizieren.

Frauenschach

Wir stellten das Frauenschach auf den Prüfstand. In den letzten Jahrzehnten wurde verhältnismäßig viel Geld für die Förderung des Frauenschachs ausgegeben. Ihr Anteil am Gesamttopf liegt bei 41% bei einem Mitgliederanteil von unter 5%. Weder in der Breite noch in der Spitze konnten spürbare Ergebnisse erreicht werden. Die einzige deutsche Spielerin, die jemals nennenswert eine Elozahl über 2300 erreichte, ist Elisabeth Pähtz. Doch entstammt diese aus einer schachbegeisterten Familie, der Vater ist Großmeister. Sie hätte ihren Weg auch ohne bevorzugte Unterstützung gemacht. In unserem Forum traf die hohe Förderung  auf wenig Gegenliebe und die nichtschachspielende Bevölkerung reagiert zumeist mit Verwunderung auf den Artenschutz der Frauen. Sind wir hier nicht weit über das Ziel hinausgeschossen und reichen Jahrzehnte des Misserfolges nicht aus, um hier zu einer grundlegend anderen Einschätzung zu kommen?
ML: Ich bin der Ansicht, dass Frauen im gesamten Schachsport insbesondere  im Hinblick auf Mitgliedergewinnung eine der Zielgruppen der Zukunft sind.  Es muss unser gemeinsames Ziel sein, deutlich mehr Frauen und Mädchen an die Bretter und in unsere Vereine zu bringen. Um dieses Vorhaben zu realisieren ist es wichtig, die mehrheitlich vorgetragenen Wünsche und Motive Schach spielender Frauen (also auch den nach separat durchgeführten Wettkämpfen) zu berücksichtigen.
Unser zukünftiges Hauptaugenmerk muss auf  der Vermarktung auch des Frauenschachs liegen. Wir müssen die Erfolge von Frauen (unabhängig von ihrer ELO) stärker als bisher imagefördernd für das deutsche Schach einsetzen.
Dass dies insbesondere außerhalb der schachspezifischen Öffentlichkeit möglich ist, zeigt u.a. die Präsenz von Elisabeth Pähtz in den Medien.
Zur Förderung im Bereich Leistungssport: Eine Förderung der Frauen ist notwendig und prinzipiell richtig! Nicht desto Trotz muss immer wieder neu geprüft werden, wie finanzielle Mittel so adäquat wie möglich eingesetzt werden. Diesem Anspruch muss aus meiner Sicht unabhängig von der Thematik Frauenschach Rechnung getragen werden. Es muss also Jahr für Jahr unter Einbeziehung externer und interner Faktoren  abgewogen werden, wer in welchem Umfang gefördert wird. Natürlich würde ich mich darüber freuen, deutlich mehr Spielerinnen in höheren Regionen der Frauenweltrangliste zu finden.

SW: Natürlich ist Frau Pähtz ein Aushängeschild, aber ist ihr Werdegang auf Förderung zurückzuführen oder auf das großmeisterliche Umfeld? Lassen wir sie einfachhalber außer Acht.
Dass es jetzt möglich ist, mit gut 1400 DWZ (was ca. Platz 45.000 in Deutschland entspricht) an der Endrunde einer Deutschen Meisterschaft teilzunehmen, verwundert doch sehr. Es erinnerte mich etwas an einige meiner Schnellturniere, bei denen man versuchte, krampfhaft einen Damenpreis loszuwerden, sich jedoch keine Teilnehmerin fand. Was ist das messbare Ergebnis jahrzehntelanger Sonderförderung?
Das eine (die 1400) hängt mit dem anderen (der Förderung unserer Leistungsspitze) zumindest nicht direkt zusammen. Alle Teilnehmerinnen haben sich für die DEM qualifiziert und gehen damit zu Recht in Bonn an den Start. Wenn die Qualifikation mit einer DWZ von knapp über 1400 möglich ist, dann ist das eben so.
Und trotzdem::
Es wäre schöner, wenn es bei zukünftigen Teilnehmerfeldern unserer DEM´s  gelänge, den DWZ-Schnitt deutlich zu steigern!

SW: Herr Langer, wir danken für die Beantwortung unserer Fragen.
Jahrzehntelang war die Öffentlichkeitsarbeit des Deutschen Schachbundes kaum messbar. Zeitweise gelangten noch nicht einmal Ergebnisse der so wichtigen Schacholympiaden zu den Presseagenturen. Doch gibt es erste Anzeichen, dass sich daran etwas ändern könnte.
Unser Portal entwickelte sich in den letzten Monaten zu einer Plattform, auf der unliebsame Themen zur Sprache kamen, was bei verschiedenen Funktionären große Zustimmung fand.
Nun möchten wir auch den oftmals Hauptbetroffenen, den Deutschen Schachbund, zu den kontrovers diskutierten Themen Stellung nehmen lassen.

Den Anfang macht Michael S. (Sebastian) Langer, 44, Vizepräsident Finanzen des Deutschen Schachbundes und ebenfalls Präsident des Niedersächsischen Schachverbandes
(Aufgrund der Länge des Interviews erfolgt eine Aufteilung in zwei Blöcke. Wir starten mit „Image und Finanzen“ sowie „Betrug Im (Online-)Schach). In Teil 2 folgen „Nationalmannschaft und Bundestrainer“ und „Frauenschach“)
Guten Tag Herr Langer, vor wenigen Wochen standen Sie ChessBase für ein längeres Interview zur Verfügung. Wir möchten dieses nun durch Fragen erweitern, die in Zusammenhang mit unseren viel diskutierten Blogthemen stehen.

Image und Finanzen

SW: Schach als Spiel genießt in der Gesellschaft einen hohen Stellenwert – geschätzte 8 Millionen Deutsche sollen der Regeln kundig sein. Zu Zeiten des Kalten Krieges erreichten die Fernsehsendungen mit Helmut Pfleger eine Million Zuschauer! Viele Firmen nutzen Schach für Werbezwecke. Besteht hier nicht ein riesiges Potenzial?
ML: Leider ist der Deutsche Schachbund nicht der Inhaber der „Rechte“ am Schachspiel. Das bedeutet u. a., dass Großkampagnen, in denen Schach als positiv wirkendes Instrument genutzt wird, nicht die Zustimmung des DSB erfordern. Wenn wir mit Sponsoren verhandeln, müssen wir Ihnen also prinzipiell mehr als das positive Image unseres Spiels liefern (Erfolge, Sympathieträger, Chancen auf Amortisation ihrer Investition….).
Zur TV- und generell Medienpräsenz: Nicht nur Schach ist weitgehend vom Fernsehschirm verschwunden. Eigentlich gibt es dort nur noch Fußball, Boxen und Formel 1. Im Winter dann noch ein bisschen Biathlon (weil wir dort megaerfolgreich sind!?) und ein klein bisschen Skispringen (da waren wir vor noch nicht zu langer Zeit megaerfolgreich). In der von mir gelesenen Lokalzeitung gibt es im Sportteil Fußball, Fußball und zum Schluss noch mal Fußball.


SW: Der DSB sieht sich permanenter und oftmals berechtigter Kritik ausgesetzt. Doch scheint mir die ehrenamtliche Struktur nicht geeignet zu sein, um die Anforderungen zu erfüllen. Kaum einem Mitglied ist jedoch bekannt, wie der Schachbund sich finanziert und worin seine Aufgaben liegen.
ML: Der Deutsche Schachbund finanziert sich aus derzeit knapp 600.000,-- € Beitragsgeldern und ca. 150.000,--€ aus öffentlichen Zuwendungen. Die weiteren Einnahmen sind in erster Linie durchlaufende Posten. Die größte Ausgabenposition besteht in unseren Personalkosten (Sportdirektor Horst Metzing, Geschäftsführer DSJ Jörg Schulz, Büroleitung Louisa Nitsche, Mitarbeiter Finanzwesen Guido Feldmann, Teilzeitkraft im Sekretariat, Anja Liesecke und unsere bereits erwähnten zwei Bundestrainer), die für das Haushaltsjahr 2011 inkl. Nebenabgaben in Höhe von 352.000,-- € kalkuliert wurden. Es folgen der Leistungssport mit 119.000,-- € und der Zuschuss an die Deutsche Schachjugend in Höhe von 56.500,-- €.
Unmittelbar nach dem DSB-Kongress werde ich, wie schon in den Jahren zuvor den Jahresabschluss 2010 und die dann dort verabschiedeten Planzahlen für die nächsten Jahre (bis einschließlich 2013) auf www.schachbund.de veröffentlichen.
Zur Einnahmenseite muss ich noch anmerken, dass die Einnahmen aus Beitragsmitteln ob der zurückgehenden Mitgliederzahlen in den letzten Jahren rückläufig sind. Noch vor wenigen Jahren beliefen sich die eingehenden Mitgliedsbeiträge auf 640.000,-- €.


SW: Es gibt viele engagierte Mitarbeiter, die Energie und Zeit opfern, um ihren Aufgaben gerecht zu werden. Zum Teil bringen diese wohl noch mehr Geld mit als das sie kosten. Hier schmerzen öffentliche Angriffe oftmals sehr. Doch kann Schachpolitik auf ehrenamtlicher Basis langfristig funktionieren?
ML: Öffentliche (und intern) vorgetragene Angriffe ärgern mich dann, wenn sie unsachlich und pauschal sind. Mir (und den meisten anderen!?) würde es in diesen Fällen also nicht besser gehen, wenn wir bezahlt würden. Ich glaube schon, dass ein Großteil der Arbeit auch zukünftig ehrenamtlich geleistet werden kann. Ich befürworte aber, dass insbesondere imagefördernde Arbeiten (Öffentlichkeitsarbeit, Kontakte zu Sponsoren,…) ob der notwendigen Sicherung von Nachhaltigkeit im professionellen Bereich angesiedelt werden. In diesem Sektor sehe ich eines der schnellstmöglich zu behebenden Defizite in der Arbeit des Deutschen Schachbundes.
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SW: In dem Artikel „Schach – der Billigsport“ regten wir an, eine großangelegte Imagekampagne zu starten um langfristig Schach der breiten Bevölkerung näherzubringen und zu zeigen „Schach ist toll“ – wir haben ein Produkt, das sich verkaufen lässt und nicht im Hinterzimmer einer dunklen Kneipe verschwinden muss. Das geht jedoch nur mit einer professionellen Mannschaft. Die Startfinanzierung sollte über eine deutliche Beitragserhöhung sichergestellt werden. Außer den Vereinsbeiträgen (in denen auch die Verbandsabgaben enthalten sind) haben unsere Schachspieler nur geringe Aufwendungen für die Ausübung des Sportes aufzuwenden. Ist es in diesem Zusammenhang Ihnen nicht zuzumuten, etwas in einen funktionierenden Verband und die Zukunft zu investie
ML: Hier müssen wir alle einen Schritt zurück! Zuerst müssen wir sowohl innerhalb unserer Strukturen als auch in der Öffentlichkeit (nochmals) erkennbar herausarbeiten, dass wir in Deutschland einen herausragend flächendeckend organisierten Spielbetrieb, solide Haushaltsführungen, eine perfekte DWZ-Auswertung und in der Breite Turnierangebote „en masse“ vorweisen. Hiermit unterscheiden wir uns von mindestens 90 % der Schachwelt. Dieser Status Quo wurde weitgehend ehrenamtlich in den verschiedenen Organisationsebenen des deutschen Schachs aufgebaut und gepflegt. Ich betone diese Aspekte nicht, um nach Komplimenten zu fischen. Es ist mir wichtig, dass diese Basics auch zukünftig die Grundlage unserer Arbeit darstellen (müssen). Im zweiten Schritt müssen wir endlich unsere Defizite benennen (keine echte Weltklasse –Top Ten-, zu wenig lukrative Spielmöglichkeiten für unsere Spitze, zu wenig zielgerichtetes Marketing, Rückgang der Mitgliederzahlen, Vereinssterben,…), diese priorisieren und in erster Instanz abschließend die notwendigen to do´s  und Zuständigkeiten zum Abstellen dieser Defizite verbindlich vereinbaren. Wenn diese Vereinbarungen mit den derzeit vorhandenen finanziellen Mitteln  nicht realisiert werden können, muss dies  transparent abgebildet werden. (Erst) an dieser Stelle wäre es dann unsere gemeinsame Aufgabe, die ggf. notwendigen Gelder sowohl extern als auch intern (also aus Beitragsgeldern) zu akquirieren. Zum Stichwort „Gemeinsam“: Damit meine ich alle: Präsidium, Spieler, Länder, Vereine,……! Der Deutsche Schachbund muss sich unter Einbeziehung aller Ebenen seinen Aufgaben stellen. Das Präsidium des DSB muss erkennbar als Ideen- und Impulsgeber auftreten!


Betrug im (Online-)Schach

wird anscheinend in unserem multimedialen Zeitalter ein ernstzunehmendes Thema, über das der Schachwelt-Blog mehrfach berichtete. Jüngst verhängte der französische Verband drakonische Strafen von 3 bis 5 Jahren Sperre gegen eine Gruppe um Nationalspieler Feller.
Die mir bekannten Betrugsfälle im deutschen Schach mit denen der Schachbund bisher konfrontiert wurde, liegen lange zurück und  betrafen Clemens Allwermann und die jetzige Nummer 1, Arkadij Naiditsch. Die Strafen fielen mehr als moderat aus – im Fall Naiditsch verhängte man eine Sperre für ein Turnier, an dem er ohnehin nicht teilgenommen hätte, und soweit ich mich noch erinnern kann, wurde Allwermann nur auf Ebene des Bayerischen Schachbundes gesperrt. Können professionell aufgestellte Verbände leichter mit solchen Themen umgehen oder handelt es sich für den DSB dabei nur um Bagatelldelikte?
ML: Das Verhängen von Strafen ist im Deutschen Schachbund nicht einfach. Unsere (die des DSB) Mitglieder sind gemäß Satzung die Mitgliedsorganisationen und die Ehrenmitglieder. Die einzelnen Spieler sind nur mittelbar dem Deutschen Schachbund angeschlossen (eingetreten sind sie in ihren jeweiligen Verein). Es ist aus diesem Grund am ehesten möglich, etwaige Sanktionen in den eigenen Verantwortungsbereichen (also vom DSB ausgerichtete Meisterschaften, Mitgliedschaften in Kadern) vorzunehmen. Für alles über unseren Kernbereich Hinausgehende sind langwierige Verfahren (und ich finde dies prinzipiell auch richtig) einzuleiten.
Zur inhaltlichen Beurteilung: Das Thema Betrügen in all seinen Facetten ist m. E. eine der größten Gefahren, der unser Sport ausgesetzt ist. Ich hoffe, dass es gemeinsam mit Veranstaltern möglich ist, diese Bedrohung auf das erreichbare Minimum zu beschränken. Ebenso hoffe ich, dass diejenigen, die auf sportlichem Wege „ihre Punkte“ einfahren wollen, immer noch fast 100% der Schachszene darstellen!
Zur Frage des Umgangs mit diesem Thema: Eventuell verliefen Verfahren in einem professionell geführten Verband schneller!?
Die im Vorfeld bereits kontrovers diskutierten 82. Deutschen Einzelmeisterschaften werden vom 26. Mai bis 3. Juni  ausgetragen. Als Austragungsort wählte man das IBIS-Hotel in Bonn dabei werden Frauen- und Herrenturnier erstmalig gemeinsam ausgetragen. Eine Website gibt es auch, allerdings findet man derzeit keine über die nachfolgende Pressemitteilung hinausgehende Informationen. Selbst der Ausrichter ist nicht zu ermitteln.

Gut 30 Spieler sind bei den Herren am Start. Der amtierende Deutsche Meister IM Niclas Huschenbeth stellt sich im Bonner IBIS Hotel der Aufgabe Titelverteidigung. Doch er ist nicht der einzige Favorit. GM Daniel Fridman, Deutscher Meister 2008, führt die Setzliste mit der besten ELO Wertungszahl an. Aber auch sein Teamkollege in der Nationalmannschaft GM Jan Gustafsson, der Vorjahreszweite GM Igor Khenkin und der Hockenheimer GM Rainer Buhmann werden ein gewichtiges Wort bei der Titelvergabe mitsprechen.

Teilnehmer mit Verein und ELO Zahl:
GM Fridman, Daniel – Schachverein Mülheim-Nord  – 2661
GM Gustafsson, Jan – Ooser SC Baden-Baden – 2646
GM Khenkin, Igor – Wiesbadener SV – 2620
GM Buhmann Rainer – SV Hockenheim – 2579
IM Huschenbeth, Niclas – Hamburger SK – 2502
IM Seel, Christian – SC 1950 Remagen – 2484
IM Stern, René – SK König Tegel  – 2483
Dranov, Aleksandr – Godesberger Schachklub 1929 – 2465
GM Siebrecht, Sebastian – Sportfreunde Katernberg 1913 e.V. – 2460
IM Gschnitzer, Dr. Oswald – SG Heidelberg-Kirchheim – 2444
GM Tischbierek, Raj – SC Kreuzberg e.V. – 2431
FM Poetsch Hagen – Sfr. Schöneck – 2424
Lubbe, Nikolas – Hagener SV - 2422
IM Seger, Rüdiger - SG Trier – 2412
IM Jugelt, Tobias – Delmenhorster SK V 1931 – 2403
Hänsel Thomas – SV Empor Erfurt – 2373
André, Gordon – SG Aufbau Elbe Magdeburg – 2363
FM Natsidis, Christoph – SV Bannewitz – 2363
Krassowizkij, Jaroslaw – SV Jedesheim 1921 – 2356
Bracker, Frank – Hamburger SK von 1830 eV – 2355
IM Bastian, Herbert – SV Saarbrücken 1970 e.V. – 2332
FM Müller, Oliver C. – SV Werder Bremen – 2327
FM Kummerow, Heiko – Recklinghäuser Schachgemeinschaft Läufer Ost – 2326
FM Vatter, Hans-Joachim – SK 1879 HD-Handschuhsheim – 2326
Strache, Michael – SV Sangerhausen e. V. – 2317
Svane, Rasmus – Lübecker SV von 1873 – 2297
Molinaroli, Martin – SK Münster 32 – 2286
FM Krause, Ullrich – Lübecker SV von 1873 – 2283
Rietze, Clemens – USV Potsdam – 2283
FM Zill, Christoph – SK Freising – 2278
FM Pitschka, Claus - SC Garching 1980 – 2276
Lederle, Vitus – SC Dillingen – 2226
Kessler, Andreas – SG Reil-Kinheim – 2167
Kliewe, Hans-Jürgen – ASV Grün-Weiß Wismar – 2105

Etwa 18 Spielerinnen werden im Frauenturnier erwartet. “Es war ein Wunsch der Spielerinnen gemeinsam mit den Männern zu spielen, auch um die Attraktivität der Veranstaltungen zu erhöhen,” erklärt Frauenreferent Dan-Peter Poetke. Und dieser Wunsch war dem Veranstalter, dem Schachbund Nordrhein-Westfalen, herzlich willkommen.

Favoritinnen sind die Kaderspielerinnen Sarah Hoolt und Hannah Marie Klek. Doch auch die Vorjahreszweite Heike Vogel oder die Godesberger Lokalmatadorin Olga Lopatin werden ihre Ansprüche auf die vordersten Plätze geltend machen. Eine letzte Qualifikantin wird erst Mitte Mai ermittelt. Fanden die Deutschen Frauenmeisterschaften traditionell erst im Sommer statt, müssen nun die Zeitpläne der Qualifikationen erst angepasst werden.

Teilnehmerin mit Verein und ELO Zahl
Hoolt, Sarah – SF Katernberg – 2213
Klek, Hannah Marie – SC Erlangen – 2147
Lopatin, Olga – Godesberger SK – 2125
Vogel, Heike – SK Kerpen – 2122
Leveikina, Jevgenia – SK Herne-Sodingen – 2100
Schulz, Steffi – König Tegel – 2082
Schmidt, Jade – Hamburger SK – 2075
Frey, Alisa – SC Eppingen – 2059
Ries, Jutta – SC FK Babenhausen – 1987
Orlova, Liubov – IFA Chemnitz -1973
Mass, Elvira – Godesberger SK – 1970 (Reservespielerin bei ungrader Spielerzahl)
Kohls, Vera – Delmenhorster SK – 1878
Hielscher, Ulla – DB Kiel – 1876
Reiter, Brigitte – SV Mülheim Nord – 1863
Aden, Dagmar – VfR Heisfelde – 1817
Weinmann, Helene – SV Schwalbach – 1421
Nestuley, Nadezda – Hamburger SK

Weitere Informationen: www.dem-2011.de

Das positive Image des Schachs wird gerne von privatwirtschaftlichen Unternehmen für Werbekampagnen genutzt. Schachfiguren oder Slogans wie "Sie sind am Zug" sind dabei häufig anzutreffen. Jüngst bediente sich nun auch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) der Symbolkraft. Eine Anzeige zum sensiblen Thema „Hilfe für Opfer von Gewalttaten“ startete mit einem stilisierten Schachfigurenbild als Aufmacher.

Beim besten Willen gelang es mir aber nicht, einen Zusammenhang zwischen unserem Spiel und der Thematik herzustellen. Ist Schach Opfer, Täter oder Helfer? Unserem Image förderlich scheint die Anzeige mir jedoch keineswegs zu sein. Was meinen Sie dazu?

Zu sehen ist die komplette Anzeige in der Februarausgabe von SBK-leben, dem Magazin der Siemens-Betriebskrankenkasse, auf Seite 2. Zum Download auf SBK

Auf unsere Bitte um eine Stellungnahme erhielten wir vom BMAS bisher keine Antwort.


Banner Schachreisen 2015 vollfarbig blau neuUpdate:

Soeben erreichte mich die Stellungnahmes des BMAS. Anscheinend hat man dort ein völlig anderes Verständnis des Schachs. Nachfolgend die komplette Mail mit freundlicher Genehmigung des Referatsleiters Joachim Zweig. Die für mich völlig unverständliche Passage habe ich blau eingefärbt. Vergleiche zu Optiker- und Malerinnung lasse ich unkommentiert.
 

Sehr geehrter Herr Hickl,

vielen Dank für Ihre mail zu unseren Publikationen und Anzeigen „Hilfe für Opfer von Gewalttaten“, die ein Segment aus Schachfiguren enthalten.
Zunächst eine kleine Richtigstellung: Das 'Schachfigurenbild' verwenden wir schon seit 2004 auf den entsprechenden Veröffentlichungen zum Opferentschädigungsgesetz; von einem 'Start' kann also nicht die Rede sein. Seitdem, also nun schon über 7 Jahren später, ist Ihre Mail die erste Kritik zu diesem Bild.

Nun zur Auswahl des Bildes selbst:
Wie die anderen Bundesministerien arbeitet das BMAS mit verschiedenen 'Schmuckbildern' auf seinen Veröffentlichungen. Dies ist u.a. notwendig, um bei der Vielzahl der Publikationen über das Bild einen Wiedererkennungseffekt zu ermöglichen. Teilweise ist das sehr einfach, weil ein konkreter Gegenstand, eine Situation etc. abgebildet wird, teilweise muss auf symbolische Schmuckbilder zurückgegriffen werden.

Das BMAS verwendet z.B.
für die Arbeitsschutzbroschüre 'Klare Sache'
eine Zeichnung. Das bedeutet aber nicht, dass nur Jugendliche, die von Farbeimern getroffen werden, nun schützenswert sind. (Auch die Malerinnung hat sich bis heute noch nicht beschwert.)
für die Arbeitsrechtsbroschüre
die sich nicht nur an Brillenträger wendet. (Bisher auch noch keine Proteste von der Optikerinnung.)
oder an die Broschüre zur Grundsicherung
die natürlich auch für Menschen gilt, die nach links abbiegen.

Viel wichtiger ist es bei sehr sensiblen Themen - wozu z.B. Gewaltverbrechen und damit Opferschutz aber auch z.B. Themen aus dem Behindertenbereich gehören - ein Foto oder eine Grafik zu finden, durch die betroffene Personen nicht diskriminiert werden oder in diesem konkreten Fall durch die Darstellung einer Gewaltszene gar zur Nachahmung animiert werden.

Aus dem Grund hatten wir uns entschieden, ein Bild mit Schachfiguren zu wählen, da gerade die Plötzlichkeit des Ereignisses - also das Schachstellen einer Figur -  so manchen Spieler genauso überrascht wie das Opfer einer Gewalttat.
Dennoch wissen Sie - besser als ich -, dass es genügend Abwehrmöglichkeiten im Schachspiel gibt, um den Schaden für die eigenen Figuren möglichst gering zu halten oder ein Schachmatt sogar zu verhindern.

Das Gleiche gilt für die Menschen, die Opfer einer Gewalttat wurden. Mit einem wesentlichen Unterschied: Das Spiel für die geschlagene Schachfigur ist endgültig beendet. In der Realität aber gibt es Dank des Opferentschädigungsgesetzes für die Menschen, die Opfer einer Gewalttat wurden, eine Möglichkeit auf Entschädigung und Unterstützung, damit sie weiter aktiv am Leben teilnehmen können.

Dafür steht das Hilfe- und Entschädigungsgesetz und dafür werben wir - sicherlich auch in Ihrem Sinne.

Mit freundlichen Grüßen

Joachim Zweig

Referatsleiter

 

Freitag, 22 April 2011 16:45

Ein Orden für einen Schachspieler

Der bulgarische Präsident verlieh den höchsten Orden des Staates, Stara Planina 1. Klasse, an den Präsidenten der Europäischen Schachunion (ECU), Silvio Danailow, für seine Verdienste um das bulgarische Schach und körperliche Ausbildung.
Der Stellenwert der Ehrung und des Schachs in Bulgarien wird bei einem Blick auf die Vorgänger deutlich: U. a. Colin Powell, Sylvie Vartan, Nicolas Sarkozy, Silvia (Queen of Sweden), Angela Merkel, Tony Blair, José Manuel Barroso, Condoleezza Rice, Nelson Mandela, Jaap de Hoop Scheffer, Silvio Berlusconi.

Bekannt wurde Danailow nicht nur als Schachspieler sondern vornehmlich als Manager Weselin Topalows. Unter anderem gelang es ihm, mehrere Millionen Euro für die Ausrichtung des letzten WM-Matches zwischen Anand und Topalow in Sofia aufzutreiben. Noch immer besteht sein erklärtes Ziel darin, die Schachkrone nach Bulgarien zu holen. Betrachtet man die aktuelle Form seines Schützlings, ist er davon aber meilenweit entfernt.

Zurzeit führt er einen Prozess mit dem Hamburger Unternehmen ChessBase um das Copyright an Schachpartien, der letzte Woche in erster Instanz verlorenging.
Mittwoch, 20 April 2011 14:07

Hessenmeisterschaft mit 4 Spielern

Anfang Februar wurde an dieser Stelle lebhaft über die Zukunft der Deutschen Meisterschaften diskutiert: Stell dir vor, es ist Deutsche und niemand geht hin! Auslöser  war die mangelnde Beteiligung der Spitzenspieler. Immer wieder gängiges Argument der Verfechter einer Amateurmeisterschaft ist, dass jeder Spieler die Chance haben soll, sich zu qualifizieren.
Doch das scheint die Betroffenen überhaupt nicht zu locken: Die gerade stattfindende Hessische Meisterschaft markiert einen neuen Tiefpunkt in der Geschichte des Landesverbandes. Gerade einmal vier Spieler meldeten sich für das für Hessen ab DWZ 2300 offene A-Turnier, das zur Qualifikation zur DM berechtigt. Drei dieser Spieler rangieren zudem noch deutlich unter dem Startkriterium von DWZ 2300...
.
Interessanterweise gibt es somit mehr Preise als Spieler. Zugegeben, selbst der erste von 750 € ist kaum dazu angetan um nach Abzug der Kosten nach von einem nennenswerten Gewinn zu sprechen, doch sind Schachspieler daran gewöhnt.

Welche Erfahrungen müssen wir noch machen, um das gegenwärtige System zu verändern?

Hier geht es zur Website des Hessischen Schachverbandes.

Sonntag, 17 April 2011 02:18

Grenzwertige Grenzgänger

Die wunderschöne Schweiz erinnert mich immer an das aus Asterix & Obelix wohl bekannte letzte gallische Dorf, das den Römern noch erfolgreich Widerstand leistet. Unser Nachbarland trotzt dabei nicht nur der allgewaltigen EU, auch die Schachuhren scheinen im Land der Uhrmacher langsamer zu laufen. Noch immer gelten in den letzten Jahrzehnten nur leicht modifizierte Ausländerbeschränkungen. So darf in einer Mannschaft nur ein, im Ausland wohnhafter, Nichtschweizer eingesetzt werden. Eine Sondersituation besteht für Spieler, die zwischen 1994 und 98 mindestens 20 Partien in schweizer Ligen absolvierten. Die sog. Schachschweizer sind Inländern gleichgestellt.
Aufgrund der Insellage limitierten diese strikten Regeln grenznahe Vereine ohne entsprechendes Hinterland. Um diesen den Betrieb zu erleichtern, schuf man den Spielertypus des sogenannten Grenzgängers. Spieler, die im benachbarten Ausland nicht weiter als 20km Luftlinie von der Landesgrenze ansässig waren, wurden ebenfalls Inländern gleichgestellt. Mit diesem Regelwerk konnte man lange Zeit gut leben, auch wenn es einige Blüten trug. Unter anderem wurden Grenzgänger der Nordschweiz zuweilen südlich der Alpen eingesetzt.
Der aufgrund des Ausländermangels stark begrenzte Spielermarkt beschränkte ambitionierte Newcomermannschaften erheblich. So auch Réti Zürich: Frisch aus der zweiten Liga aufgestiegen, hegte man umgehend Meisterschaftsambitionen und suchte krampfhaft nach Verstärkungen. Der Ausländerplatz war mit dem weltklassegroßmeister Alexey Dreev schnell besetzt, doch dies alleine reichte nicht - aber woher die Spieler nehmen? Hilfe versprach die Auslegung des Reglements nach eigenem Gusto: Man einigte sich mit den deutschen Spielern Tobias Hirneise und Sebastian Bogner (Mitglied der deutschen Nationalmannschaft auf der letzten Schacholympiade!), einen deutschen Zweitwohnsitz grenznah zu beantragen um so den  wichtigen Grenzgängerstatus zu erlangen.
-Anzeige-
bannersr400anz Der Verdacht auf Briefkastenadressen lag hierbei natürlich nicht fern, und die Mitkonkurrenten legten Protest ein. Der Leiter der Nationalliga A, Markus Angst, entschied diplomatisch, es gäbe nichts zu entscheiden und so wanderte der Fall zur nächst höheren Instanz, dem Verbandsschiedsgericht. Dieses ordnete an, dass bis zum 12.04. Unterlagen einzureichen seien die belegen, dass Wohnsitz auch gleichbedeutend mit dem Lebensmittelpunkt sei. Zusätzlich ging es um Anmeldebescheinigungen und Informationen, wie oft und wie lange man am fraglichen Wohnsitz lebt, wo man arbeitet oder studiert usw.. Es erinnert etwas an den Fall Boris Becker, dem vor Jahren nachgewiesen wurde, dass er mehr als 185 Tage/Jahr in Deutschland verbrachte und somit hier steuerpflichtig wurde.
Der Verfügung wurde nicht oder nur unzureichend nachgekommen. Am Freitag sperrte der Verband die Spieler Bogner und Hirneise für weitere Einsätze in der schweizer Liga!
Réti Zürich gehört damit noch immer zu den Topmannschaften der Liga, muss aber die Poleposition aufgeben.

Ewas irritierend wirkt die Tatsache, dass Sponsor und Mannschaftsführer Réti Zürichs der voraussichtlich kommende Präsident des Schweizerischen Schachbundes, Prof. Dr. Adrian Siegel, ist.
Hopp Schwyz!
Freitag, 15 April 2011 02:02

GM Daniel Fridman im Gespräch

Großmeister Daniel Fridman, 35 und Deutschlands Nummer 3 (87 in der Welt mit Elo 2661) stand Deep Chess Rede und Antwort. Sein persönlicher Werdegang und umstrittene schachliche Themen wie Bundesliga, Deutsche Meisterschaft und der Einsatz bei der Olympiade in Dresden kommen zur Sprache. Darüber hinaus analysiert Fridman ausführlich eine Partie gegen Sergey Erenburg, die in keiner Datenbank zu finden ist.

 


Weitere Informationen zu Daniel Fridman auf Wikipedia
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Das Duell FC Bayern München gegen SG Porz bestimmte die ersten 15 Jahre der einteiligen Bundesliga maßgeblich. Einzig der SG Solingen gelang es vereinzelt noch in den Titelkampf einzugreifen.
Mit dem  Ausstieg Münchens 1995 (Franz Beckenbauer wollte die „Klötzchenschieber“ nicht länger unterstützen) und dem freiwilligen Rückzug der SG Porz aus Unzufriedenheit mit dem Bundesligamanagement 2005, ging eine Ära zu Ende.

Deep Chess interviewte nun den für deutliche Worte bekannten Schachmäzen der SG Porz, Wilfried Hilgert,  zu Fragen der Schachbundesliga und zum Deutschen Schachbund. Das Kandidatenfinale zwischen Hübner und Kortchnoi, 1980 in Meran, ließ man Revue passieren ebenso wie den persönlichen Werdegang des Porzers und seine Motivation Schach zu fördern.

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Der Deutschen Reiterlichen Vereinigung, dem Dachverband der Reiterei, droht Ungemach. Im Herzen des Münsterlandes formiert sich eine Bewegung zur Stärkung der Rechte der im Reitsport unterrepräsentierten Männer: Man(n) fordert eine eigene Disziplin ohne Frauenbeteiligung – das Männerreiten. Immer weniger Männer finden in der heutigen Zeit zum Reitsport. Ihr Anteil beträgt nur noch 25%. Um diese Abwärtsspirale zu stoppen, sollen die Geschlechter nun getrennte Wege gehen.




Sie fragen sicher, was das Thema mit Schach zu tun hat. Auslöser dieser seltsam anmutenden Vorstellung war anscheinend unsere kritische Auseinandersetzung mit dem Thema Frauenschach. Drei Spieler, angeführt vom Vorsitzenden des Schachvereins Aldesleben, Kurt Wagner, sind gleichzeitig Mitglieder im örtlichen Reitverein. Inspiriert von unserem Artikel entstand die verwegene Idee, in dem von Frauen dominierten Sport den Männeranteil zu steigern oder zumindest den Leistungsdruck zu senken. „Was im Schach möglich ist, muss auch beim Reiten gehen! Ich sehe nicht ein, warum wir nicht in den Genuss einer Förderung analog zu den Schachspielerinnen kommen sollen.“ Soweit Kurt Wagner.

Anscheinend unterliegt der Sachverhalt einer rechtlichen Prüfung, die Antwort der reiterlichen Vereinigung steht noch aus.

Ich kann mir kaum vorstellen, dass das Begehren gute Aussichten hat, aber falls doch, sehen wir bald auch artgeschützte Männer beim Synchronschwimmen - Beinchen hoch!
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Sehr interessant auch der passende Beitrag zum Synchronschwimmen auf Wikipedia:

Hier zwei Auszüge:

"Der Deutsche Schwimm-Verband lässt Männer an Wettkämpfen teilnehmen, aber nach FINA-Regeln sind derzeit nur Frauen zu Wettkämpfen zugelassen."

"Ursprünglich nur von Männern ausgeführt, wurde es in den 1950er Jahren zu einer nur von Frauen betriebenen Sportart. Durch den Amerikaner Bill May wurde es wieder für Männer zu einer olympischen Disziplin. Er wäre im Jahre 2004 mit Kristina Lum als Partnerin bei den Olympischen Spielen Duett geschwommen. Allerdings sperrt sich die FINA noch gegen die Teilnahme von Männern bei Olympia oder internationalen Wettkämpfen. In Frankfurt gibt es die Besonderheit eines männlichen Synchronschwimmervereins – in Deutschland und Europa wohl einmalig. Es handelt sich um eine Gruppe homosexueller Synchronschwimmer innerhalb des Frankfurter Volleyball Vereins. Die Gruppe trägt den Namen „synchro libido“ und ist auf internationalen Wettkämpfen wie den Outgames vertreten. In Bochum findet man den zur Zeit einzigen aktiven männlichen Wettkampfschwimmer Niklas Stoepel. Die Geschichte dreier männlicher Synchronschwimmer auf ihrem Weg zur Teilnahme an deutschen Meisterschaften wird in dem Dokumentarfilm Der Traum vom Schweben (2004) erzählt; der Film Männer im Wasser (Schweden, 2008) zeigt, wie ein Männerhockeyteam die midlife-crisis mit dem Streben nach der Teilnahme an den Weltmeisterschaften im Synchronschwimmen zu bewältigen sucht."
Donnerstag, 24 März 2011 15:38

Schach - der Billigsport!

In den vergangenen Wochen thematisierten wir diverse Missstände im deutschen Schach und stießen damit erfreulicherweise auf positive Resonanz bis in die oberen Etagen unserer Schachpolitik. Erhellende Leserkommentare und weiterführende Kontakte zu Funktionären zeigten jedoch auf, dass es zu einfach wäre, den schwarzen Peter einzig dem Deutschen Schachbund in zuzustecken. Oftmals ist dieser aufgrund seiner ehrenamtlichen Struktur zu sehr limitiert, um für das Schach zukunftsträchtige Konzepte aufzubauen und umzusetzen. Zwar hält der weltweit drittgrößte Verband einen beispiellosen Spielbetrieb am Laufen, doch darüber hinaus funktioniert wenig.
Kein Wunder, denn die Unterstützung durch die Mitglieder fällt mit sage und schreibe 8,00 € pro Jahr kaum messbar aus - keine rosige Ausgangslage für vernünftiges Wirtschaften und prosperierende Schachlandschaften..

Zusammen mit den Österreichern scheinen wir allein auf weiter Flur zu stehen. Zum Vergleich: Die Holländer erzielen mit einem Viertel an Mitgliedern ähnlich hohe Einnahmen. Sie fordern mehr als 33 €/Jahr ein, die Schweizer sogar 68 CHF, was ca. 51 € entspricht. Die Beiträge des französischen Verbandes sind mir nicht bekannt, doch erhält er zusätzliche Zuwendungen eines Sponsors in Höhe von 200.000 €, so dass hier sogar ein kleines Gehalt von 2.000 €/Monat an den Präsidenten gezahlt werden kann. Die ersten drei Länder meiner Recherche spielen in einer anderen Dimension, weshalb ich hier weitere Nachforschungen desillusioniert abbrach. Vielleicht können unsere Leser noch weitere Daten beitragen.

Schach in Deutschland ist auf ein Billiggleis geraten. Der Kostenvergleich mit anderen Sportarten fällt sehr einseitig aus: Wir brauchen zur Ausübung keine besondere Kleidung oder Ausrüstung. Platz- oder Hallenmiete fällt ebenso wenig wie Verbrauchsmaterial an. Ein Plastikbrett mit Figuren kostet 15 € und hält die nächsten 20 Jahre, doch auch dieses hat wohl noch nicht einmal jeder Zweite zu Hause. Auch  Schachtraining ist unpopulär, einzig im Bücher- und DVDkaufen scheinen wir weit vorne zu liegen. Geschätzt geben wir im Schnitt vielleicht 100-150 € für unseren Sport aus. Das reicht noch nicht einmal für einen Tennisschläger, Skier, eine Golfausrüstung oder Futter fürs Pferd.
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Doch wie erwecken wir das deutsche Schach aus diesem ehrenamtlichen Dornröschenschlaf?

Hier eine Anregung:
Vieles sollte über lokale Initiativen laufen, doch ohne Rückendeckung von oben wird es für alle schwierig. Der Schachbund muss deshalb in die Lage versetzt werden, die allgemeinen Rahmenbedingungen zu verbessern. An einer Anhebung der Mitgliedsbeiträge auf ein deutlich höheres Niveau führt deshalb kein Weg vorbei: z. B.  in zwei Stufen – zunächst um 6 auf 14 € und anschließend um weitere 6 auf 20 €
Schon bei einer Anpassung um 50 ct stehen jedoch wilde Diskussionen auf der Agenda. Dabei lassen einige außer acht, dass der Schachbund nicht wie ein privatwirtschaftliches Unternehmen gewinnorientiert arbeitet, sondern als Zielsetzung haben muss, Schach populärer zu machen. 
Die letzten Jahrzehnte haben gezeigt, dass es so nicht weitergehen kann. Es bleibt nur dieser unbequeme Weg, bei dem man es naturgemäß nicht allen rechtmachen kann.
Oberste Priorität besteht dabei jedoch, den Mitgliedern den Mehrwert der Maßnahme zu vermitteln.
Das Geld, nennen wir es „Notopfer Schachbund“, kann in erster Linie dazu dienen, Schach nach außen hin attraktiver zu machen und die sich verstärkende Mitgliedererosion in den Vereinen zu stoppen. Es gilt das gute Image des Schachspiels den Menschen näherzubringen und das mäßige der Schachspieler aufzubessern. Ein großer Teil sollte deshalb in die Schaffung professioneller Vollzeitstellen fließen und für Marketing und Sponsorenakquise verwendet werden. Z. B.  auch in einen repräsentativen Internetauftritt.
Mir ist bewusst, dass nicht jeder bereit sein wird, 50 ct bzw. 1 €/Monat zusätzlich für das deutsche Schach auszugeben und es vereinzelt  deshalb zu Austritten kommen kann. Doch bin ich davon überzeugt, dass ein professionelles Auftreten den Sport beleben und uns aus der aktuellen Misere befreien könnte. Dabei erscheint es auch vertretbar, das Risiko eines kurzfristigen Mitgliederschwundes einzugehen. z. B. 5.000 Mitglieder zu verlieren, wenn die Chance auf 20.000 neue besteht. Die Zukunft des gesamten Sports muss im Vordergrund stehen und nicht die Interessen einiger weniger. Bei der aktuellen Tendenz verlieren wir diese 5.000 übrigens auch, wenn wir nichts tun….
Es begann vor einigen Jahren im schweizer Städtchen Zug: Die rührigen Brüder Roland und Werner Rupp kamen auf die ausgefallene Idee, die Schachgemeinde um ein Schachmuseum zu bereichern. Und kurze Zeit später ging man schon zu Werke - der Internetauftritt unter der Adresse www.schachmuseum.ch  lässt Einblicke in die Planung zu. Derzeit findet. alles nur virtuell statt und bis zur Realisierung des millionenschweren Projektes ist es noch ein weiter Weg, doch werden die ersten Exponate bereits gesammelt.
Nun folgte der zweite Schritt: Die erste Ausgabe des  schweizer  Ableger des Schachwelt-Magazins ging am Dienstag in Druck! Hier freut es mich natürlich besonders, dass meine ehemalige deutsche Ausgabe solchen Anklang fand, um nahezu 1 zu 1 in Layout und Erscheinungsform übernommen zu werden. Vor wenigen Stunden erreichte mich das DruckPDF, weshalb ich hier erste Eindrücke wiedergeben möchte:
 
Layout:
Ein Layout an dem ich selbst mehr als 12 Monate gearbeitet habe, muss mich natürlich begeistern. Eine frisches Magazin im A4-Format mit auch für ältere Menschen gut lesbarer Schrift. Der Umschlag ist farbig, der Inhalt S/W, was für ein Schachmagazin vollkommen ausreicht und an einigen Stellen (z. B. Diagramme oder auch Erstellungskosten, die der Leser letztendlich tragen muss) von Vorteil ist.
Zielgruppe: Viel Text und verhältnismäßig wenig schachtheoretischer Inhalt machen das Produkt für die Spieler unter DWZ 2000 interessant. Fokussiert wird hier eindeutig auf den Schweizer Markt.

Mitarbeiter:
u.a. Unser Schachblogger Stefan Löffler und Robert Hübner

Inhalt
Berichterstattung über die wichtigsten schweizer Ligen 1.-3. Liga sowie Gruppenmeisterschaft
Openreportagen
Vereinsvorstellung
Terminkalender
zusätzliche Highlights
Interview mit Garry Kasparow in gewohnt journalistischer Qualität von Stefan Löffler sowie Andrei Wolokitins Najdorf Partie und natürlich Robert Hübner zum 80. Geburtstag Viktor Kortschnois.

Preis
:
5 CHF, ca. 3,80 € bei 40 Seiten

Erscheinungsweise:
monatlich

Bezugsquelle
.
Abonnement/Einzelheft derzeit nur per Mail über Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!  Der Webauftritt befindet sich noch im Aufbau

Fazit
:
Wie so oft bei Zeitschriften erscheint die erste Ausgabe etwas unter Zeitstress entstanden zu sein.
Ein norddeutsches Printprodukt auf dem Schachsektor bestand anfangs nahezu ausschließlich aus Diagrammen und ist meiner Meinung nach noch immer zu bildlastig. Aber das füllt und ist kostengünstig in der Produktion. In der vorliegenden Schachwelt-Ausgabe konnte ich hingegen kein einziges Diagramm entdecken – das geht genauso wenig. Nach Auskunft der Redaktion soll sich das in den kommenden Ausgaben ändern).
Das Spektrum der Berichte ist breit. Für mich stellt das Magazin eine Bereicherung des den schweizer Marktes dar und auch deutsche Leser werden an Beiträgen renommierter Autoren ihre Freude haben. Der Preis ist mit 5 CHF gut gewählt.
Ein wertiges Produkt mit Potenzial. Anfängliche Schwachpunkte sind zu korrigieren.
Schachwelt bleibt unter Beobachtung.

Nachtrag:

Die erste Schachwelt-Schweiz liegt nun in Papierform vor und hier wird deutlich, warum die Menschheit auch im elektronischen Zeitalter einen steigenden Papierbedarf aufweist: Artikel sind in Papierform wesentlich leichter zu lesen und zu verstehen. Zudem ist die Magazinlösung mobiler als ein PDF. Es macht Spaß, das Heft in die Hand zu nehmen. Das Schriftbild ist augenfreundlich, das Papier gut, riecht angenehm und lässt Bilder der Rückseite nicht auffällig durchscheinen. Lediglich der Umschlag könnte fester sein. Auch ist das Verhältnis zwischen Werbung und Inhalt noch deutlich verbesserungswürdig – allerdings muss ein solch aufwändiges Produkt natürlich auch wirtschaftlich darstellbar sein.

Wir warten gespannt auf die nächsten Ausgaben.

Montag, 14 März 2011 16:07

Schachdeutschland schafft sich ab (2)

Mitte Dezember schilderte Ilja Schneider den Niedergang seines ehemaligen Vereins in einem Beitrag mit dem deutlichen Titel "Schachdeutschland schafft sich ab - Wie wir unser Spiel aufs Spiel setzen". Leider handelte es sich bei dem Hannoveraner Verein um keinen Einzelfall. Die gesamte Vereinsstruktur Deutschlands kämpft mit erheblichen Problemen, die sich in einem spürbaren Mitgliederschwund manifestieren. Verständlicherweise löste dieses Thema rege Diskussionen aus.

Warum funktioniert es in einem Verein nicht und weshalb prosperiert ein anderer?

Schachwelt sammelt

Schreiben Sie einen Kommentar oder schicken Sie uns Ihre Verbesserungsvorschläge und Kritikpunkte (bitte als Worddokument an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!). Wir sammeln alle Einsendungen und leiten diese an den Schachbund weiter.

Lassen Sie uns nun gemeinsam nach Lösungsansätzen suchen und dem kommenden neuen Präsidenten eine Aufgabe mit auf den Weg geben.

Vereinsdeutschland erfindet sich neu!

Mit dem fünften Teil findet die Serie „Effektives Schachtraining“ ihr vorläufiges Ende. Schwerpunkte sind diesmal "Schach im Internet" und "Brauche ich einen Schachtrainer?".

Schach im Internet

Live-Übertragungen von Veranstaltungen
sind interessant und durchaus empfehlenswert, wenn auch zeitaufwändig und anstrengend. Die intensive Auseinandersetzung mit mehreren Partien gleichzeitig erfordert eine hohe Konzentration. Unterschiedlichste Stellungstypen erhöhen die Breite des eigenen Repertoires. Allerdings fehlt dabei der gedankliche Austausch mit einem Schachpartner.

Spielen auf einem Schachserver – Vorsicht Suchtgefahr!
Immer häufiger weichen Spieler auf dieses relativ neue Medium aus. Die Vorteile liegen auf der Hand: Spielpartner sind immer verfügbar
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und ohne die häusliche Umgebung verlassen zu müssen, können schnell ein Partien geblitzt werden. Allerdings fehlt hier die Seriosität. Verluste schmerzen nicht, nach ein paar Minuten kommt die nächste Partie – es geht um nichts! Der wichtigste Teil des Schachlernens – die Analyse findet nicht statt. Und auch das mit einer ernsthaften Turnierpartie verbundene Lampenfieber tritt nicht auf – die Konzentration ist entsprechend. Zudem sind die Umgangsformen aufgrund der möglichen Anonymität nicht immer so wie man es sich wünscht.
Besteht kein Anspruch besser zu werden, kann hier die Freizeit auch kurzweilig gestaltet werden. Allerdings überschreitet man schnell den Punkt an dem es zur Sucht wird. Vor einigen Jahren machte ich diese Selbsterfahrung – ähnlich meinem ersten Kontakt mit Computerspielen, als mich das morgendliche Zwitschern der Vögel daran erinnerte, dass auch Schlafen ein Teil des menschlichen Lebens ist. (Siehe auch Nakamura-Hickl 14:0)


Das Arbeiten am Monitor
Schach am PC erleichtert die motorische Seite des Arbeitens sehr. Es müssen keine Figuren aufgebaut werden, und der User kann sich schnell durch eine Partie klicken. Leider oftmals viel zu schnell, was dem Lernen wenig zuträglich ist! Zudem findet unser Kampf um DWZ-Punkte auf einem dreidimensionalen Turnierbrett statt. Es entsteht eine Prägung, unsere Leistung ist wesentlich höher als an einem Bildschirm. Für das Schachlernen sollte der Computer nur als Datenlieferant dienen und die Stellung auf dem Brett aufgebaut werden.


Brauche ich einen Schachtrainer?
Eine Frage die jeder, in Abhängigkeit von den eigenen Zielen, individuell für sich beantworten muss. Lernen bedeutet nicht nur Spaß sondern artet zuweilen auch in Arbeit aus. Eine Anleitung kann dabei sehr hilfreich sein!
Doch was bei Golf, Tennis und anderen Sportarten längst Standard ist, führt im Schach ein Dornröschendasein: Die Zusammenarbeit mit einem Trainer. Dabei kann eine gute Beratung schnell zu deutlichen Fortschritten führen. Aufgrund erheblicher Kosten (mit ein paar Stunden ist es leider nicht getan) bleibt jedoch für Anfänger zumeist nur der autodidaktische Weg. Ab einer Spielstärke von ca. 1400 DWZ sind ausreichende Grundkenntnisse vorhanden, um Einzeltraining zielgerichtet zu gestalten.
Die erste Anlaufstelle sollte der lokale Schachverein sein. Ein florierendes Vereinsleben eröffnet die Möglichkeit, sich mit Anderen auszutauschen und Meinungen Spielstärkerer einzuholen.
Vielleicht finden Sie dort einen netten Spielpartner, der Ihnen weiterhilft. Vereinzelt bieten engagierte Vereine kostengünstiges Gruppentraining an. Fragen Sie unbedingt nach!
Stellt die materielle Seite keine Beschränkung dar, ist eine frühzeitige Zusammenarbeit mit einem Trainer ratsam - sie hilft das Einschleifen grober Fehler zu vermeiden. Fortgeschrittene Spieler pendeln sich nach jahrelanger Aktivität vielfach in einem engen Wertungsbereich ein. Diese DWZ-Wand einzureißen ist ohne fremde Hilfe kaum mehr möglich.

Anforderungen an den Trainer
Fachkundige Unterstützung kann den schachlichen Fortschritt erheblich erleichtern, von Beginn an das Entstehen grober Verständnisfehler verhindern, bei der Auswahl der richtigen Lektüre behilflich sein und vieles mehr.
Im Gegensatz zu den meisten anderen Sportarten ist für eine Akzeptanz bei dem Schüler eine wesentlich höhere Spielstärke des Trainers Grundvoraussetzung, was aber wiederum mit anderen Schwierigkeiten verbunden sein kann. Reichen die didaktischen Fähigkeiten um die Probleme des deutlich schwächeren Spielers verstehen können? Klären Sie dies in einem persönlichen Gespräch. Dabei werden Sie schnell feststellen ob die Chemie stimmt – ein wesentlicher Faktor für ein erfolgreiches Zusammenarbeiten.
Für Schachtraining bieten sich zwei Formen an. Die klassische des Einzeltrainings erfolgt am Schachbrett, setzt aber einen Trainer in unmittelbarer Umgebung voraus, um die Reisekosten gering zu halten. Da häufig kein entsprechend qualifizierter Spieler zur Verfügung steht, hat sich mit Aufkommen der neuen Medien auch das Training via Internet etabliert. Kommuniziert wird sinnvollerweise gleichzeitig mit Telefon und Serverschachbrett. Abzuraten ist von Angeboten über einen Chat-Client (via Tastatur) abzuraten. Die Interaktivität ist hierbei nur begrenzt gegeben.
Beachten Sie immer, dass selbst der beste Schachtrainer Ihnen die Arbeit nicht abnimmt und die unabdingbare Nachbearbeitung ebenfalls zeitliche Ressourcen in Anspruch nimmt.

Was kostet das und an wen kann ich mich wenden?
Grundsätzlich sollte Einzeltraining auf eine längere Laufzeit ausgerichtet sein. Der Erfolg stellt sich oftmals erst deutlich zeitverzögert ein. Im Gegensatz zu einem Sprinter, der nach einigen Wochen messbar schneller läuft, ist eine DWZ-Steigerung nicht umgehend nachweisbar.
Die Preise einer 60–minütigen Einheit variieren erheblich. Je nach Spielstärke, Erfahrung und Reputation ist zwischen 20 und 75 € alles zu finden.
Informationen zu Schachtrainern erhalten Sie in unserer Rubrik Schachtraining oder bei der Geschäftsstelle des Deutschen Schachbundes, www.schachbund.de, Tel. 030/3000780 oder mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!.

Und für alles gilt: Ohne Wiederholung geht es nicht!

„I liked this book by Capablanca, Chess Fundamentals. I still do. I read it still. Some of the examples he gives I can still recognize. I built my career on them.“
V. Anand in einem Interview für Outlook Business, Indien, Dezember 08.

Wir lernen nicht für den Augenblick oder eine Prüfung in der nächsten Woche. Es kann Jahre dauern, bis die im Training behandelte Situation auf dem Brett auftaucht. Dementsprechend muss die Information verinnerlicht werden. Ohne Wiederholung geht das nicht! Zuviel neuer Input führt zur Überlastung und ist für den Lernenden von Nachteil. Es empfiehlt sich, durchgearbeitete Schachbücher nach einiger Zeit wieder zur Hand zu nehmen. Können Sie dann Diagramme und Inhalte wieder ins Gedächtnis rufen, zeigt sich der Erfolg der Arbeit - das Buch kann nach wenigen Stunden wieder zur Seite gelegt werden. Sind die Konstellationen jedoch neu, war die erste Beschäftigung mit dem Werk anscheinend nicht intensiv genug. Immerhin führt es zu lebenslanger Freude an dem immer wieder neuen Buch - kostengünstig, aber in Bezug auf Trainingserfolg etwas unbefriedigend.

Bisher erschienen:

Effektives Schachtraining (1)

Effektives Schachtraining (2)  Schach in der Theorie

Effektives Schachtraining (3) - Schach in der Praxis

Effektives Schachtraining (4) - Tipps für eine höhere DWZ

Nicht lange musste man auf Informationen zum Treffen zwischen Nationalmannschaft und DSB am letzten Montag warten. Zwar wurde Stillschweigen vereinbart, doch bereits der Dienstagausgabe der FAZ waren erste Hinweise auf einen ruppigen Verlauf zu entnehmen.

"Der Streit zwischen dem Deutschen Schachbund (DSB) und seinen Spitzenspielern ist am Montag abermals eskaliert. Das DSB-Präsidium hatte während einer Sitzung in Frankfurt den Rauswurf des stärksten deutschen Schachspielers, Arkadij Naiditsch, aus der Nationalmannschaft bereits beschlossen, verlautete aus Schachkreisen. Nach einer Runde mit den Spitzenspielern - außer Naiditsch waren Jan Gustafsson, Daniel Fridman und Georg Meier anwesend - sei dieser Beschluss aber wieder auf Eis gelegt worden. Anlass für den Ärger war ein aktuelles Interview, in dem Naiditsch sowohl Schachbundestrainer Uwe Bönsch als auch den für Finanzen zuständigen DSB-Vizepräsidenten Michael Langer scharf kritisiert hatte."
(Frankfurter Allgemeine Zeitung, 01.03.2011, Nr. 50, S. 30).
Chessbase geht noch etwas detaillierter Auf den Zeitungsartikel ein.

Soeben ging die offizielle Pressemeldung auf der Website des DSB online. Und nicht überraschend kam mir der Gedanke an das Hornberger Schießen: Der Schachbund legt etwas bei der Turnierunterstützung drauf, eine Honorarerhöhung soll von externen Sponsoren getragen werden. Anscheinend stehen diese nun Schlange. Gleich mit drei unterschiedlichen Kandidaten will man verhandeln. Andere Forderungen der Spieler, wie z. B. die Entlassung des Bundestrainers, fanden wohl weniger Anklang. Vieles deutet nun auf eine autarke Nationalmannschaft leicht außerhalb des Schachbundes mit separatem Geldgeber hin. Womöglich hat die schlechte Presse des letzten Jahres doch einiges Positives bewirkt.

Mit Präsidium und Bundestrainer gegen Spieler wurde in großer Runde verhandelt. Und anscheinend ist es nur der ausgezeichneten Leistung des Mediators Sven Noppes zu verdanken, dass man nicht im Streit auseinanderging. Wie bei harten Tarifverhandlungen (auch hier folgte dem Streik die Aussperrung) üblich, wurde nun aber erstmal vertagt. Anfang Juli, also erst in vier Monaten, soll es weitergehen. Für Spannung ist gesorgt.

Dienstag, 01 März 2011 13:54

Die Zukunft der Schachbundesliga

Nachdem wir uns letzte Woche mit den Themen Frauenschach und –bundesliga kritisch auseinandersetzten, möchte ich nun den Blick auf die Schachbundesliga lenken. Hier sieht es nur wenig besser aus. Immerhin kennt man sie, doch gaben 44% der Teilnehmer unserer Kurzumfrage an, sich nicht dafür zu interessieren. 32% sehen sich das Geschehen im Internet an, und nur 22% zieht es in unsere „Stadien“. Dies deckt sich mit meinen Erfahrungen bei der Publikation des SCHACHWELT-Magazins. Auch hier fanden die Bundesligabeiträge ein nur geringes Echo.
Lange Zeit spielte ich in der deutschen Spitzenliga und konnte einen stetigen Abstieg miterleben. Der anfänglich brauchbare Stellenwert der 80er Jahre sank zusehends. Der Schachbund machte es sich einfach und lagerte das Problemkind kurzerhand aus, doch die Selbstverwaltung der 16 Vereine brachte kaum Besserung. Einen Tiefpunkt markierte für mich das Jahr 2002, als es uns mit den Stuttgarter Schachfreunden gelang, mit 0 Punkten die Klasse zu halten. Zu teuer und zu unattraktiv war es für die Aufsteiger der zweiten Bundesligen, um von ihrem Recht Gebrauch zu machen.

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Ich habe auf die Schnelle mein persönliches Für und Wider zusammengetragen:

Pluspunkte

  • Zumeist die weltweit stärkst besetzte Schachveranstaltung des Wochenendes (wird durch dezentrale Austragung relativiert)
  • Gut gemachtes Internetportal mit ausgezeichneter Liveübertragungsplattform. Die Darbietung im Internet lässt jedoch viele potentielle Zuschauer zu Hause bleiben und naturgemäß das Flair einer gutgemachten Schachveranstaltung vermissen. Doch weitaus gravierender erscheint mir hier der Mangel an klarer Konzeption. Welche Sportart hat es nötig, ihre Inhalte zu verschenken? Oder sogar noch dafür zu bezahlen, dass sie übertragen werden kann - der Betrieb eines solchen Portals verursacht sicher erhebliche Kosten. Was ist das Ziel?

Minuspunkte

  •  Stärkste (?) Liga weltweit jedoch ohne Marktwert  
  •  Dezentrale Austragung an vier Orten teilt die Veranstaltung 
  •  Der Drang nach immer elostärkeren Mannschaften (bei nicht steigendem Budget) führt zu Teams, die zum Teil ausschließlich aus hierzulande oftmals unbekannten Ausländern bestehen. Eine Identifikation für den deutschen Zuschauer, die im Schachsport wesentlich stärker über Namen als Elo abläuft, ist nicht mehr gegeben. Soweit mir bekannt ist, ist der DSB der einzige Sportverband, der komplett die Ausländerbeschränkungen fallen ließ.
  • Die Budgetunterschiede der Teams machen die Liga sportlich uninteressant. Anders als bei klassischen Mannschaftsspielen, setzt sich ein Team aus acht Einzelspielern zusammen - die Elozahl ist der entscheidende Punkt!  
  • Oftmals unattraktive Austragungsorte  
  • Kaum Öffentlichkeitsarbeit/Werbung  
  • Kaum Sponsoren – Abhängigkeit von Mäzenatentum  
  • Oftmals keine Angebote für Zuschauer vor Ort – Kommentierung, Spielmöglichkeit etc.. Somit wird die Veranstaltung nicht zum Event – man geht nicht zum (oftmals kostenlosen) Schach, sondern gibt 40 € für Fußball aus. 
  • Das Auftreten der Spieler/Teams ist verbesserungswürdig. Hier könnte eine Kleiderordnung, wie z. B. beim Billard, für Sponsorenakquise von Vorteil sein. 
Eine lange Liste, die sicher an einigen Punkten ergänzt und korrigiert werden kann. Ich hoffe, den Anstoß für eine rege Diskussion geliefert zu haben.