Harold van der Heijden im Gespräch mit Losso
Auch Losso hat sich bewogen gefühlt, zur Interviewserie beizutragen. Sein interessanter Gesprächspartner ist der Niederländer Harold van der Heijden.
Losso: Hallo Harold. Trotz Deines außerordentlichen Beitrags zur Kunst des Schachs bist Du eventuell noch nicht allen Lesern unseres Blogs bekannt. Diese können natürlich bei Wiki nachsehen, wo es Artikel über Dich in mehreren Sprachen gibt. Magst Du Dich dennoch kurz vorstellen?
HvdH: Gerne. Mein Name ist Harold van der Heijden und ich bin aus den Niederlanden. Ich bin einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Schachstudie, aber darauf kommen wir sicherlich noch zu sprechen. Schach ist dabei aber nur mein Hobby. Beruflich leite ich ein Forschungslabor für Veterinärmedizin.
Losso: Du zeichnest Dich verantwortlich für die größte Endspielstudiendatenbank, bist Chefredakteur des einzigen mir bekannten Endspielstudienmagazins EG, richtest Studienturniere (das bedeutet, die schönsten Kompositionen eines Jahrgangs auszuwählen) und übernimmst auch den Posten des Studienbeauftragten innerhalb des Weltproblemschachverbands. Zudem hat Dir die FIDE den Fide-Meister-Titel für Schachkomposition verliehen. Wie kam es zu diesem Hobby und wie viel Zeit verbringst Du damit?
HvdH: Endspielstudien sind schon mein Hobby seit ich das Schachspiel in den 70ern erlernt habe. Ende der 80er fing ich dann an, Studien zu sammeln. Mit diesem Hobby verbringe ich zwei bis vier Stunden am Tag, wobei es momentan eher die zwei Stunden sind.
Losso: Die fünfte Version deiner Studiendatenbank ist Ende letzten Jahres erschienen. Ich selbst habe bisher vier Studien in vier unterschiedlichen Magazinen publiziert, z.B. auch im weniger bekannten Schach in Schleswig-Holstein, die alle ihren Weg in die Datenbank gefunden haben. Wie schaffst Du es, mit der Datenbank so komplett zu sein und wie viele Quellen sind enthalten?
HvdH: Nahezu alle größeren Magazine lassen ihre eingesandten Studien von mir auf Korrektheit überprüfen, dadurch kommen schon einige tausend Magazinjahrgänge zustande. Darüber hinaus habe ich hunderte von Schachspalten aus Zeitungen durchsucht, die teilweise schon über Jahrzehnte laufen. Das ist allerdings nur in seltenen Fällen von Erfolg gekrönt, denn dort werden nur wenige Studienoriginale abgedruckt. Einige Leute weisen mich auch auf Studien aus eher abseitigen Quellen hin und unterstützen mich dabei, vollständig zu sein.
Losso: Heißt das, dass Du viele Rechenknechte zu Hause stehen hast, die für Dich arbeiten, so dass das Endspielmagazin EG und auch die Datenbank fast schon als Nebenprodukt entstehen?
HvdH: Ganz so ist das nicht. Ich überprüfe die Studien auch nicht kontinuierlich, da müsste man bei jeder neuen Endspieldatenbank und Rechnergeneration von vorne anfangen und selbst wenn man da nur ein paar Minuten pro Studie reinstecken würde, wäre das unheimlich zeitaufwendig.
Losso: Das ist sicherlich richtig bei inzwischen über 85.000 Studien in Deiner Datenbank. Wie viele arbeiten denn an dem Datenbankprojekt?
HvdH: Die Arbeit an der Datenbank erledige ich alleine, aber es gibt ein paar Schachfreunde, die mir zuarbeiten, insgesamt fünf bis zehn. Mario Guido Garcia aus Argentinien ist sehr aktiv, wenn es darum geht, die Korrektheit von Studien zu überprüfen. Andere schicken mir Dateien mit neuen Studien. Dabei ist es mit einer simplen Aufnahme in meine Datenbank allerdings nicht getan, denn ich habe sehr strenge Standards, was die Präsentation in der Datenbank anbetrifft. Beispielsweise muss ein weißer Fehlversuch immer mit einem schwarzen Zug enden, es sei denn, Weiß setzt patt.
Losso: In einer bekannten deutschen Schachzeitung gibt es eine Interviewserie, in der Großmeister gefragt werden, wie man sich im Schach verbessern kann. Die Schachstudie kommt in den Antworten oft vor. Die Spatzen pfeifen es also von den Dächern, dass Studien einen wichtigen Anteil in der Entwicklung eines Schachspielers einnehmen, da sie vor allem die Berechnung von Varianten verbessern. Wurdest Du schon von starken Spielern oder deren Trainern kontaktiert, damit diese von deinen Kenntnissen profitieren können? Oder kurz: Hat Magnus Deine Datenbank schon geordert?
HvdH: Der Holländische Trainer Cor van Wijgerden nutzt Studien in seinem Training, vor allem für junge Spieler. Auch Artur Jussupow berichtete mir, dass er meine Datenbank für Trainigszwecke nutzt, vor allem für den taktischen Blick und die Rechenfähigkeiten, da Schachstudien eine konkrete Lösung besitzen. Carlsen habe ich in Wijk aan Zee beim Tata-Turnier getroffen, aber er wird sich wahrscheinlich nicht an mich erinnern und hat auch noch keine Version der Datenbank geordert. Ich würde ihm diese kostenlos zur Verfügung stellen, wenn er nachfragt.
Losso: Da bin ich gespannt, ob es zu dem Deal kommt. Jetzt, da wir die Brücke zum Normalschach geschlagen haben: Wie finde ich in der Datenbank eine Studie, die für mich interessant sein könnte, so dass ich als Schachspieler davon profitiere?
HvdH: Sehenswert sind zumeist diejenigen Studien, die mit einem Preis ausgezeichnet worden sind. Dies kann man als Suchkriterium hinterlegen. Ansonsten kann man nach bestimmten Komponisten suchen, im klassischen Bereich denke ich da an Liburkin, Mitrofanov und Kasparyan, zeitgenössische Komponisten sind Kralin, Gurgenidze, Pervakov und Afek. Neuere Talente sind Didukh und der Norweger Ostmoe. Man sollte versuchen, die Studien zu lösen, aber da der Schwierigkeitsgrad mitunter sehr hoch ist, sollte man sich zumindest erlauben, die Figuren auf dem Brett bewegen zu dürfen.
Losso: Unser Web- und Großmeister Jörg Hickl hat noch eine alte Version der Datenbank. Er sagte mir, dass heutige Studien deutlich mehr analytische Computervarianten haben und sich daher weniger für Trainingszwecke eignen als früher und sieht daher auch keinen guten Grund, sich die neuere Version zu besorgen.
HvdH: Für einige der zeitgenössischen Stücke trifft dies sicherlich zu. Allerdings hat die HHdbv auch viele zusätzliche Kommentare zu klassischen Studien, bei denen sich auch viele als nicht korrekt erwiesen. Außerdem gibt es auch heute noch spannende neue Studien, die bestimmt auch Großmeistern gefallen können, die denken, dass früher alles besser war.
Losso: Kannst Du Dich eigentlich auch an gespielten Endspielen erfreuen?
HvdH: Natürlich begrenzt sich meine Liebe zum Schach nicht nur auf die Schachstudie. Interessanterweise sind aber fast alle grandiosen Endspielzüge schon einmal als Motiv in einer Studie gezeigt worden. Eine berühmte Ausnahme ist 47.-Lh3!! aus Topalov-Shirov (siehe nachstehendes Diagramm), Linares 1998. Ich habe auf Basis dieser Stellung die Studienkomponisten aufgefordert, aus diesem Thema noch mehr zu machen, aber das Resultat war eher enttäuschend.
Losso: Dann war die Partiestellung wohl schon mehr oder minder die Optimalfassung. Hast Du eigentlich einen Lieblingskomponisten und eine Lieblingsstudie?
HvdH: Mein Favorit bei den Komponisten ist Leopold Mitrofanov, der sowohl romantische als auch tiefgründige Studien angefertigt hat. Der Titel seines Buches, "Deceptive Simplicity" ("Trügerische Einfachheit"), trifft es genau. Seine berühmte Studie (gab es auch schon auf schach-welt.de) war lange mein persönlicher Liebling. Sie wurde aber abgelöst, als der Kompositionsgroßmeister Oleg Pervakov mir eine seiner besten Studien anlässlich eines Kompostionsturniers zu meinem 50. Geburtstag zur Verfügung stellte. Vielleicht kannst Du sie ja mal bei der Schach-Welt zeigen, da wäre ich nämlich sehr interessiert, was Jörg Hickl davon hält.
Weiß am Zug gewinnt, Oleg Pervakov, 2011
Losso: In der Tat eine handfeste Rauferei. Deine Datenbanken haben eine eigene URL, die mit www.hhdbstartet, worauf die römische Ziffer der Version und .nl folgt. Aktuell also www.hhdbv.nl. Was bringt die Zukunft, hast Du Dir www.hhdbx.nlschon gesichert?
HvdH: Als ich die vierte Version veröffentlichte, plante ich, dass die fünfte die letzte Version ist. Da ich aber immer noch Spaß daran habe, habe ich schon die HHdbvi für 2020 angekündigt. Längerfristig sollte die Datenbank ein offenes Internet-Projekt werden, mit dedizierten Moderatoren. Die benötigt man auch, denn ich erhalte oft Meldungen, dass Studien nicht korrekt sind, ohne dass dies stimmt. Noch schlimmer bestellt ist es um die Vorschläge, unkorrekte Studien zu reparieren, die oft absolut fürchterlich sind. In meiner Datenbank habe ich nur Berichtigungen aus ausgewählten Quellen, bei denen ich darauf hoffen kann, dass der Editor einen Minimalstandard einhält.
Losso: Hast Du noch ein letztes Wort an unsere Leser?
HvdH: Eine kleine Studie von mir, die ich oft nutze, um die Studie der Schachöffentlichkeit schmackhaft zu machen, ist nachstehende. Auf gehts, Sven-Hendrik, versuche sie zu lösen, ohne in der Datenbank nachzuschlagen! Artur Jussupow benötigte nur ein paar Sekunden dafür und nannte auch das richtige Motiv. Ich denke, dass fast jeder das lösen und sich daran erfreuen kann, denn sie ist einerseits für stärkere Vereinsspieler ein Denktraining, aber auch für schwächere Schachfreunde verständlich.
Weiß am Zug gewinnt, Harold van der Heijden, 2003
Losso: Oh ja, die gefällt mir sehr gut und zeigt auch, dass es noch viel zu entdecken gibt, wenn es sogar heutzutage noch unentdeckte Bauernendspiele mit zwei gegen einen Bauern gibt. Jeder Schachspieler kann eine Studie wie diese komponieren. Ich habe meine minderwertigen Lösefähigkeiten im Studiensektor bereits in einigen Turnieren nachgewiesen, aber bei dieser Studie brauche ich nicht lange nachzudenken, denn sie war mir schon bekannt und war auch schon Kandidat für das Studienlösen im Verein. Daher gebe ich hiermit ab an unsere Leser, die dieses Stück als Starter für Pervakovs Werk weiter oben nutzen können. Vielen Dank an Dich, Harold, für das Interview!
Lösungen und Hinweise wie immer als Kommentar. Bitte wartet eine Woche (30.01.), damit noch mehr Leser sich an diesen schönen Stücken probieren können!
Pogoninas Endspiellektionen, Teil 3
Kommen wir zum letzten und für unsere Protagonistin wohl schmerzhaftesten Teil unser Pogonina-Endspiel-Trilogie. Konnte Pogonina bei der K.O.-Weltmeisterschaft ihre Endspielpleiten wieder glätten und kam bis ins Finale, so trug die gleich folgende Partie dazu bei, dass ihr Abschneiden beim Monte Carlo Grand Prix enttäuschend war.
In ihrer Partie gegen Stefanova führte sie die weißen Steine und kam in ein Schwerfigurenendspiel mit Minusbauer, das sie dann hierhin abwickeln konnte.
Dies ist die Stelung nach dem 64. Zug von Weiß. Schwarz hat offensichtlich nicht viel erreicht. Weiße Turmschachs werden den schwarzen Monarchen bis nach h6 zurücktreiben und es ist nicht klar, worauf Schwarz eigentlich hofft. Bauerngewinne sind nicht zu sehen und Bauerntäusche führen in fast allen Fällen zum Remis. Aber dieses fast war es, worauf Schwarz hoffte. 25 Züge passierte erst einmal wenig und dann stand es nach 89 Zügen so.
Weiß zog hier 90.Tb7, was so gut ist wie jeder andere Zug, der nichts direkt einstellt. Das lässt allerdings eine Abwicklung zu, die die Stellung transformiert. Das halte ich für unnötig und hätte daher 90.Kf3 oder 90. Ta4 vorgezogen. Weiter ging es mit 90.-Tf1+ 91.Ke3 Remis ist auch 91.Ke5, z.B. 91.-Tg1 92.Kf6 Txg3 93.Ta8 und Dauerschach folgt. 91.-f4+ 92.gxf4 Th1
So war es gedacht: Schwarz schnappt sich den h-Bauern. Die entstehende Stellung ist immer noch remis zum Beispiel passiv durch 93.Kf3 Th3+ 94.Kg2 Txh4 95.Tf7, wobei Weiß noch etwas achtsam sein muss. Statt dessen entschied sich Pogonina für 93.f5 Th3+ 94.Kf4 Txh4+ 95.Ke5 Ta4
Hier ergibt 96.fxg6 Kxg6 ein Remisendspiel, bei dem Weiß allerdings die notwendige Verteidigungsstrategie kennen muss. Statt dessen kam aber 96.f6 g5. Das macht die Dinge unnötig kompliziert und Weiß sollte spätestens hier wissen, wie sie das Remis erreichen möchte
.
Am überzeugendsten ist jetzt 97.Tb8 wieder mit Dauerschachideen auf g8 und h8. Statt dessen kam 97.f7?? Das stellt den f-Bauern glatt ein. Weiß ist jetzt verloren, aber auch dieses Mal gab es noch einen Schlussdoppelpatzer. 97.-Tf4 98.Ke6
98.-Kg7?? Wirft den Sieg wieder weg 99.f8D+! Kxf8 100.Th7?? Und der 100. Zug bringt den entscheidenden Fehler 100.Tb5 führt zum Remis. Nach dem Textzug hingegen darf Schwarz ihre verbundenen Freibauern behalten 100.-h4 101.Th5 Tg4 102. Kf5 Tg3 und bald darauf 0-1
Für die Beteiligten schmerzhaft, aber insgesamt instruktiv.
Pogoninas Endspiellektionen, Teil 2
Kommen wir zum zweiten Teil der Endspiellektionen Pogoninas. Diese schließt direkt an unser vorheriges Beispiel an: Pogonina schaffte es, trotz der im ersten Teil gezeigten Niederlage das Minimatch gegen Sebag für sich zu entscheiden und zog in die nächste Runde gegen Zhao Xue ein. Pogonina hatte in der ersten Partie die weißen Steine und es kam die folgende Stellung.
Schwarz hat gerade auf a4 einen Bauern kassiert, aber das Spiel befindet sich noch mitten in der Remisbreite, da das kleine Bauerminus durch die weiße Aktivität und die ungleichfarbigen Läufer kompensiert wird.
42.Kf3 Lf8 43.Tb3 Lb4 44.Td3 Ta2 45.Td7 b6
Hier hätte Pogonina recht sicher mit 46.Tb7 remisieren können. Nach 46.-Txb2 47.Txb6 sorgt die Fesselung auf der b-Linie dafür, dass 47.-Le1 nicht möglich ist. Außerdem erweisen sich die schwarzen Damenflügelbauern als erstaunlich unflexibel und c6 und dahinter h6 hängen. Nach 47.-a4 48.Lxc6 a3 49.Ld5 verflacht die Stellung schnell zum Remis.
Statt dessen kam 46.b3 Le1 47.Lxc6 Txf2+ 48.Ke4 Tf6 49.Ld5 Lxh4 50.Kxe5 Kg7 51.Ke4 Lg3 52.Lc4 Kg6 53.Td5 Ld6
Hier kann Weiß einen Turmtausch erzwingen. Diese Gelegenheit nahm unsere Protagonistin auch wahr, wobei das Endspiel mit Türmen auf dem Brett wohl in Ordnung für Weiß war. Das entstehende Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern hingegen scheint verloren zu sein, auch wenn es hier schwierig ist, die Wahrheit herauszufinden. Das Problem ist, dass der weiße g-Bauer auf die f-Linie wandert, was den h-Bauern zum Freimops macht.
54.Tf5? Txf5 55.gxf5+ Kf6
Als ich bei der Liveübertragung schaute, hielt ich das Endspiel für recht leicht haltbar. Weiß muss es lediglich schaffen, seine drei Bauern und seinen Läufer gegen die schwarzen Bauern auf a, b und f zu tauschen und seinen König nach h1 bringen. Dies ist allerdings dann doch leichter gesagt als getan. Die Krux ist der schwarze f-Bauer. Wenn es Schwarz gelingt, ihn zu konservieren, droht der schwarze König am Damenflügel einzugreifen und die weißen Figuren zu überlasten, denn der schwarze h-Bauer benötigt immer eine Leibwache.
56.Kd5
Das scheint richtig zu sein. Nach 56.Kf3 wäre 56.-Kxf5 57.Lxf7 sofort remis. Das bedeutet, dass ein Gewinnversuch von Schwarz wohl nur auf den Zügen Ke7 nebst f6 beruhen kann, denn erst mit gesichertem f-Bauern kann Schwarz den König aktivieren. Und das ist in der Tat sehr gefährlich für Weiß, der mit der geschenkten Zeit nicht viel anfangen kann. Erschwerend kommt hinzu, dass der König auf f3 einem Läufer auf e2 im Weg stünde.
56.-Lc5 57.e4
Dass Weiß freiwillig seinen Rückzug nach h1 abschneidet, erschien mir zunächst überraschend, aber in der Analyse zeigte sich, dass 57.Ke4 h5 nicht zum Remis reichen dürfte. Schwarz schafft es immer, die weißen Figuren an den h-Bauern zu binden und am Damenflügel durchzubrechen. Jetzt dürfte 57.-h5 entscheiden, aber das Schicksal lächelt Pogonina noch einmal zu.
57.-Kg5?
Nach diesem Tempoverlust, kann sich Weiß wohl gerade so eben retten, sofern meine Analysen kein Loch haben.
58.Ld3?
Aber nicht so. Der f-Bauer musste auf f7 festgenagelt werden, um doch noch die Rettung mit dem falschen schwarzen Läufer zu erreichen. Erreicht werden konnte dies mit 58.e5 (oder 58.Le2 Zugumstellung) 58.-Kxf5 59.Le2. Derzeit hält der Le2 den h-Bauern auf und der weiße König deckt e5, aber es wird bald zur passenden Funktionsverteilung kommen, zum Beispiel 59.-Kg5 60.Ke4 h5 61.Kf3 und Lc4xf7 liegt in der Luft und es ist nicht zu sehen, wie Schwarz hier noch Fortschritte machen soll. Es hängt am seidenen Faden, aber dieser scheint zu halten.
Nach diesem letzten Fehler gibt es ein betrübliches Ende für Weiß.
58.-h5 59.e5 (zu spät) 59.-Kf4 60.e6 fxe6+ 61.fxe6 h4 62.Kc6 h3 63.Lc4 h2 64.Ld5 Ke3 65.Kd7 Kf2 66.e7 Lxe7 67.Kxe7 b5 68.Kd6 a4 0-1
Pogoninas Endspiellektionen, Teil 1




Und nun zur Werbung
Jedes Jahr gibt es in verschiedensten Lebensbereichen Wahlen von Repräsentanten. Ich denke da beispielsweise an die Weinköniginnen. Hier in Hannover gibt es die so genannten Bruchmeister, die ein Jahr lang die niedersächsische Landeshauptstadt bei offiziellen Anlässen vertritt.
Eine solche Wahl gibt es auch bei Studien. Die Studie des Jahres soll zu Marketing-Zwecken genutzt werden und zur Verbreitung des Studienwesens unter Schachspielern genutzt werden. Einmal habe ich hier bereits eine solche Studie veröffentlicht, inzwischen ist aber auch die Studie des Jahres 2013 gewählt. Bei der Wahl kam es allerdings zu einem tragischen Zwischenfall - der Organisator der Wahl, Juri Akobia, verstarb überraschend. Die Arves (ein niederländisch-belgischer Verein für Endspielstudien) sprang schnell ein und so konnte Anfang des Jahres der Sieger gekürt werden.
Dabei handelt es sich um eine Studie von Pavel Arestov.
Weiß am Zug, remis, lautet die Forderung.
Lösungen gerne als Kommentar, es gibt eine wichige Verzweigung im 5. schwarzen Zug.
Auch Meinungen, ob das Stück seinen Zweck, Werbung für die Studie machen, sind gern genommen.
Diverse Fundstücke
Bei der Lektüre von Schachzeitungen denke ich manchmal so bei mir: Das könntest Du eigentlich den Lesern der schach-welt präsentieren. Aber dann nehme ich oft genug davon Abstand, weil ich denke, dass es nur Kleinigkeiten sind, bei denen eventuell sehr schnell eine Lösung vermerkt ist. Daher habe ich angefangen, ein wenig zu sammeln und bringe heute vier Fundstücke aus verschiedenen Äras.
Geschlagene 170 Jahre auf dem Buckel hat diese Miniatur von Théodore Herlin, die man heute so wohl nicht mehr komponieren würde, aber die wohl die kleinste Darstellung eines öfter in der Schachkomposition wiederkehrenden Themas darstellen könnte.
Weiß am Zug, matt in vier. Keine Tipps!
Nur geringfügig Jünger ist das folgende Stück von Sören A. Sörensen, das immerhin schon vor über 150 Jahren veröffentlicht wurde.
Hier kommt das Matt schon nach drei Zügen. Pfiffig und die weißen Figuren wirken hübsch zusammen. Die Figuren, die noch nicht optimal postiert sind im weißen Lager sind recht offensichtlich, trotzdem kann man hier schnell daneben greifen.
Gehen wir achtzig Jahre weiter. Während der Wirren des zweiten Weltkriegs ersann Herbert Hultberg dies:
Weiß setzt in vier Zügen matt und schließt dabei auf amüsante Weise eine schwarze Verteidigungsressource aus.
Und dann schließlich sind wir schon am Ende des vorherigen Jahrtausends angelangt. Milan Velimirovic sorgte ja schon letztes Mal für blendende Unterhaltung, das folgende Matt in zwei Zügen stellt dabei wohl einen Rekord dar.
Der fokale Punkt ist wohl schnell ausgemacht, so dass man danach nur noch checken und genießen darf, dass das wirklich alles funktioniert. Viel Spaß, Lösungen, Anmerkungen etc. bitte als Kommentar.
Nachwuchs
Die Anzahl derjenigen, die regelmäßig Studien komponieren, dürfte nach meiner Schätzung weltweit mit etwas Glück gerade so eben dreistellig sein. Und wie auch in anderen Genres der Schachkomposition hat man auch hier bisweilen das Gefühl, dass es an Nachwuchs mangelt. Und so kann man selbst im fortgeschrittenen Alter noch als Nachwuchs gelten, wenn man erst spät zur Schachkomposition findet. Das ist völlig zurecht der Fall, da man dieses Hobby noch bis ins hohe oder gar höchste Alter ausüben kann. Viele Schachkomponisten sterben in der Blüte ihrer Schaffenskraft und zwar weit jenseits der sechzig. Der Bremer Ahues komponiert selbst mit Anfang neunzig noch regelmäßig Zweizüger.
Aber es gibt Lichtblicke. Zwei, die noch nicht so lange dabei sind, sind die Skandinavier Steffen Slumstrup Nielsen aus Dänemark und Geir Sune Tallaksen Ostmoe aus Norwegen. Beide haben schon ordentliche Erfolge mit ihren hervorragenden Konstruktionen vorzuweisen. Erstgenannter fällt im engeren Sinn wohl kaum noch unter die Bezeichnung Nachwuchs, immerhin ist er aber noch unter vierzig. Tallaksen hingegen ist noch recht jung. Gefragt, wie er zur Studienkomposition gekommen sei, antwortete er scherzhaft, dass er den Versuch, Norwegens bester Schachspieler zu werden, aufgegeben habe. Außerdem, und das ist tatsächlich auch bei mir ein Thema, ist die Komposition recht familienkompatibel im Gegensatz zum Spielen am Brett. Beide sind starke Spieler mit über 2100 ELO.
Das gilt auch für die beiden von der Insel der Glückseligen: den Niederlanden. Hier gehören Jorden van Foreest und Marijn den Hartog nicht nur zu den spielstärksten ihres Jahrgangs, sondern sind beide schon als Studienkomponist in Erscheinung getreten. Die beiden sind um die Jahrtausendwende geboren. Und die Werke sind durchaus erstaunlich, ein aktuelles Beispiel von den Hartog möchte ich hier präsentieren.
Seine Finger im Spiel bei der Aufzucht von Studienkomponisten hat hier sicherlich Yochanan Afek, der keine Gelegenheit auslässt, die Schachstudie zu promoten. Außerdem stammt die einzige Studienzeitschrift eg aus Belgien und den Niederlanden und Harold van der Heijden ist bekannt für seine umfassende Studiendatenbank. Ein echter Glücksfall für die Zukunft der Schachstudie.
Weiß hat Materialvorteil und einen starken Bauern auf f6. Der Läufer ist allerdings verloren. Wie gewinnt Weiß hier?
Loschinskis Erben
Hin und wieder kommt auch bei mir der missionarische Drang zum Vorschein und ich fühle mich bemüßigt, ein Thema aus dem Problemschach vorzustellen. Benannt ist es nach Lew Loschinski (1913-1976), der zu den ersten Komponisten gehörte, die von der FIDE den Großmeistertitel der Schachkomposition verliehen bekommen haben.
Das Schmuckstück, das ich hierbei herausgesucht habe, stammt von Milan Velimirovic, der leider auch schon von uns gegangen ist. Velimirovic war insofern besonders, als dass er vergleichsweise früh seinen Beruf an den Nagel hing, um sich ausschließlich dem Problemschach zu widmen. Dabei schrieb er ein Standardwerk über Themen des Problemschachs und betrieb ein Internetdiskussionsforum für Schachkomponisten und Problemlöser.
Dieses Stück erschien ein Jahr nach Loschinskis Tod, daher auch die entsprechende Überschrift. Es zeigt das nach Loschinski benannte Thema als Task. Das bedeutet, dass man versucht möglichst viele thematische Varianten zu präsentieren. Die mächtige Stellung mag dem Löser zunächst unattraktiv erscheinen, aber die Lösung ist wahrlich hübsch und danach dürfte auch unmittelbar klar sein, was das Thema ist.
Weiß am Zug, Matt in drei.
OIympische Winterspiele
Worauf einige Partieschachspieler noch immer hoffen, haben die Schachkomponisten schon geschafft: Schach ist olympisch. Zumindest ein bisschen. Zehn Jahre, nachdem ein Stralsunder Problemschachspieler auf Verbandskosten für die gute Sache zu den olympischen Spielen nach Athen flog (lese hier und hier), gab es wieder Problemschach im Rahmenprogramm einer Olympiade: so gehörte ein Studienkompositionsturnier zum Rahmenprogramm der Winterspiele 2014 in Sochi.
Inzwischen liegt auch das Ergebnis vor. Der geteilte Sieger war erneut Sergey Didukh, der schon für unseren Beitrag im Vormonat gesorgt hat.
Die Materialverteilung spricht nicht gerade für einen weißen Sieg, aber die schwarzen Kräfte sind zersplittert und spielen nicht zusammen. Der eindeutige Weg zum Sieg führt über eine wirklich verblüffende Stellung.
Wer Lust hat, sich eine hübsche Knobelei über die Festtage zu gönnen, sollte nicht vergessen, seine Gedanken im Kommentar zu verewigen.
Und damit wünsche ich den Lesern ein frohes Fest und einen guten Jahresübergang, auf dass hier auch in 2015 mit viel Elan gelöst wird.
Ukrainische Schönheiten
Heute möchte ich mal eine Art Homestory von mir bringen, indem ich erzähle, was bei mir schachlich so anliegt.
In den letzten zwei Jahren hat bei mir das "normale" Schachspiel, was mein persönliches Interesse anbetrifft, wieder mit dem Problemschach gleichgezogen. Grund dafür ist einerseits, dass ich inzwischen im Problemschach vieles gesehen habe und sich dann doch bisweilen einige Motive etwas arg oft wiederholen. Dazu trägt auch bei, dass nur wenige Stücke im von mir bevorzugten Stil komponiert werden. Andererseits bietet Partieschach momentan auch einiges an. Im Profibereich waren Giris Siege im Schnellschach gegen Kramnik und Adams mit der SOS-Eröffnung 1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Sc3 Sc6 4.h3 Lb4 5.Ld3 ein absoluter Leckerbissen und dann durfte ich gestern noch dabei sein, als mein Mannschaftskamerad in der folgenden Stellung das unglaubliche 21.-Txf2 entkorkte. Man beachte, dass dann 4 schwarze Figuren auf der 2. Reihe stehen. Leider hätte es das etwas profanere 21.-Lxe4 auch getan.
Im Problemschach herrscht hingegen etwas Flaute, zumindest was mein kompositorisches Schaffen anbetrifft. Stattdessen bin ich auf anderen Gebieten für die Schachkomposition im Einsatz. So findet die Deutsche Einzelmeisterschaft im Problemlösen 2015 in einer benachbarten hübschen Stadt an der Leine statt, organisiert durch mich. Derzeit wird diese Veranstaltung sogar auf der Seite des Schachbunds erwähnt und es wird mit Freiplätzen gelockt. Gerade die regelmäßigen Löser hier sind natürlich herzlich eingeladen, der niedersächsischen Landeshauptstadt zu diesem Zweck Mitte April einen Besuch abzustatten. Insgeheim träume ich noch davon, den Deutschen Meister im Partieschach dazu bewegen zu können, teilzunehmen, aber die Chancen sind natürlich gering. Zum einen haben nur wenige Großmeister darauf wirklich Lust, zum anderen würde das wohl auch nicht ganz billig für mich.
Darüber hinaus hatte ich gerade meinen ersten Einsatz als Preisrichter. Es waren die Selbstmatts auszusuchen, die es in das Album der ukrainischen Problemschachfreunde schaffen sollten. Die Alben sollen eine Sammlung der schönsten Stücke eines Dreijahreszeitraums darstellen.
In der Ukraine gibt es recht viele Komponisten, so dass es für mich über 300 (!) Kompositionen zu sichten und zu bewerten gab. Am Ende schafften es über 100 Stücke, im Album berücksichtigt zu werden, was aber vor allem daran lag, dass der andere Preisrichter wirklich extrem großzügig war. Die Regeln lauten bei so etwas, dass jedes Stück mit 0 (Stück ist irregulär oder komplett vorweggenommen) bis zu 4 (eines der besten Stücke aller Zeiten) Punkten bedacht wurde und wenn die Summe aus den Urteilen der beiden Richter größer oder gleich 5 ist, wird es berücksichtigt. Es waren einige gute Stücke dabei - ukrainische Schönheiten, wie sie ja einst schon von den Beatles (Back in the USSR) besungen worden sind.
Vorstellen möchte ich das Stück, das mit 7,5 Punkten einsam an der Spitze des Feldes lag.
Dies ist eine Koproduktion der Herren Koziura, Kopyl und Fomichev. Es erhielt vom anderen Preisrichter 4 Punkte, ich zog einen halben Punkt ab, weil ich es eigentlich nicht mag, wenn der Schwarze nur seiner Zugpflicht genügt und sonst nicht viel zu sagen hat. Trotz dieses Mangels handelt es sich um eine absolut geniale Komposition mit zwei echoartigen Abspielen, die wirklich verblüffend sind (das ist auch schon eine kleine Hilfestellung).
Die Aufgabe lautet Selbstmatt in acht Zügen. Weiß zieht also an und forciert das eigene Matt im achten Zug. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie schwierig es hier ist, die Lösung zu finden. Man sollte zunächst versuchen, die Mattbilder zu erahnen, dann könnte es eventuell schaffbar sein, ansonsten können hier auch gerne Halbwahrheiten und Mutmaßungen gepostet werden und im Zweifel greife ich auch nochmal helfend ein.
Auf Großfahrt
Letztes Wochenende hat mein Schachverein die zweite Vereinsfahrt seiner jungen Geschichte durchgeführt. Neun Kinder und sechs Erwachsene waren zusammen unterwegs. Für Organisation und Trainingsprogramm war ich zuständig. Dabei durften die stärkeren Spieler auch Studien lösen.
Das folgende Stück wurde dabei nur fast vollständig gelöst, das letzte Motiv blieb den Lösern verborgen. Vielleicht haben die Leser des Blogs ja mehr Erfolg.
Das Stück stammt aus der Feder von Sergej Didukh, der ein Schmuckstück nach dem nächsten auf das Brett setzt und derzeit das Maß aller Dinge bei den Studienkomponisten ist.
Weiß am Zug, remis. Viel Erfolg!
Türme unterwegs
Ich hatte eigentlich schon ein anderes Stück ausgesucht, als ich bei der Durchsicht des Preisberichts 2013 der Schwalbe über folgenden Fünfzüger stolperte. "Ein unglaublicher Fund, der eigentlich schon 1000 Jahre alt sein müsste...!" schrieb der Preisrichter.
In diesem Stück von Martin Hoffmann hat der schwarze Turm alle Hände voll zu tun. Ihn zu überlasten, ist die Aufgabe des Weißen, der nur fünf Züge für das Matt Zeit bekommt.
My home is my castle
Die Beschäftigung mit Studien hilft dabei, Varianten weiter und genauer berechnen zu können. Das halte ich für durchaus zutreffend und es gilt natürlich auch das Gegenstück: Wer weiter und genauer rechnen kann, wird besser Studien lösen können.
Als Schachkomponist geht mein Interesse natürlich darüber hinaus und der geneigte Leser wird schon gemerkt haben, dass ich hier auch gerne partieferne Themen zeige. Besonders oft durften bei mir hier Damen geopfert werden. Eine besondere Faszination übte allerdings auch schon immer die Existenz von Spezialzügen auf die Komponisten aus: en passant, Rochade, Umwandlung, Bauerndoppelschritt. Ein sehr spezielles Beispiel hat vor einem Dutzend Jahren Gady Costeff, ein Spezialist für außergewöhnliche Themen, geschaffen.
Weiß am Zug hat viel Material und einen gefährlichen Bauern auf h7. Seine Puppen stehen aber noch zu Hause, während Schwarz Drohungen aufstellen kann. Schafft er die Konsolidierung, wird er gewinnen. Wie funktioniert das?
Mini
Hin und wieder stelle ich hier deutsche Kompositionsgroßmeister, von denen es ca. ein Dutzend gibt, vor. Heute schaue ich dabei in den hohen Norden nach Schleswig-Holstein. Dort komponiert Baldur Kozdon überwiegend Mehrzüger mit wenigen Figuren. Thema ist bei ihm oft, eine schwarze Dame zu entschärfen.
Schwarz kann sich kaum rühren, aber der letzte Punch ist gar nicht so leicht zu erteilen. Vor allem, wenn man nur neun Züge Zeit hat wie in diesem Stück und der Springer einen zwischenzeitlich gehörig aus dem Tritt bringt. Meines Erachtens ein recht schwieriges Stück, aber im Zweifel helfe ich auch mal nach.
Weiß am Zug, matt in neun.
Favorisiert Teil 2
Kommen wir nochmal zurück auf die eigenen Favoriten der Schachkomponisten. Einer von diesen war der der Armenier Genrich Kasparjan. Dieser war auch und insbesondere im Partieschach ein ganz großer: als zehnmaliger armenischer Meister dürfte er durchgängig zu den besten hundert Spielern seiner Zeit gehört haben.
In der Schachkomposition gehörte er 1972 zu den ersten, denen der Großmeistertitel der Schachkomposition verliehen wurde. Neben seinen Partien und seiner Tätigkeit als Trainer hinterließ Kasparjan, der 1995 im Alter von 85 Jahren verstarb, über 500 Studien der Nachwelt.
Weiß am Zug hat zwar materielles Übergewicht, aber sein letzter Bauer ist angegriffen, während Schwarz selbst darum bemüht ist, sich eine neue Dame zu verschaffen. Im Zweifel kann er eventuell sogar eine weiße Dame entstehen lassen, sofern es ihm gelingt, selber seine Bauern so voranzubringen, dass Weiß sie nur unter Opfer, Dauerschach oder auch gar nicht aufhalten kann.
Der Gewinnweg ist wie immer schmal und endet mit einem Motiv, das man nicht alle Tage sieht.
Viel Spaß beim Lösen!
Im Galopp
Als Kontrapunkt zum Stück des Vormonats, habe ich diesmal eine hübsche Petitesse herausgesucht, in der beide Parteien eher schwach auf der Brust sind.
Dem Partiespieler wird der Quadrupelbauer auf g wohl nicht zusagen, auch der schwarze Monarch wird wohl einen irgendwie merkwürdigen Pfad über das Feld genommen haben und überhaupt haben die verbliebenen schwarzen Bauern bisher nur Schlagzüge ausgeführt.
Dennoch hat das Stück des Finnen Jorma Pitkänen, in dem Weiß in zehn Zügen matt setzt, seinen Reiz, dem ich dem Leser hiermit zumute, selbst herauszubekommen.
Viel Vergnügen, Lösungsansätze und Anmerkungen wie immer gerne als Kommentar!
Favorisiert
Mein Interesse war sofort geweckt, als ich in der Mai-Ausgabe des Problemist die Überschrift "Master Composers' Own Favourites" las. Der Autor, der Brite Barry Barnes, schrieb dort von einem Buchprojekt, das er 1975 startete, in dem er die Meisterkomponisten einen Favoriten aus ihrem Schaffen vorstellen lassen wollte. Das Projekt erhielt einen deftigen Schlag im Jahr 1988, als der Ungar Györgi Bakcsi Barnes zuvor kam und "Großmeister und Meister der Schachprobleme" mit ähnlicher Stoßrichtung veröffentlichte - Unterschied war nur, dass Bakcsi selbst die Auswahl traf und nicht die Komponisten ihren Favoriten bestimmen ließ. Zwar sammelte Barnes bis 1992 weiter und brachte es inzwischen auf 125 Werke, aber das Buch erschien nie.
Immerhin löste Barnes aber das Versprechen ein, für eine Veröffentlichung zu sorgen und stellte im Mai 21 dieser 125 Meisterkompositionen im Problemist vor. Vorstellen möchte ich dem geneigten Leser heute den Favoriten des georgischen Studienkomponisten Velimir Kalandadze, das 1979 erschien.
Gemischtfarbige Freibauern auf der gleichen Linie sind in Partien selten. Sie bergen allerdings immer ein besonderes Spannungspotential, da eine entstehende Dame ja zumeist das Umwandlungsfeld seines Kontrahenten mitbeherrscht. Wie man trotzdem zum Erfolg kommen kann, zeigt das Stück des Georgiers mit Weiß am Zug. Dieser würde gerne auf h8 einziehen, steht aber im Schach und muss erst einmal reagieren.
Viel Spaß beim Lösen!
Ausgesperrt
In letzter Zeit wurde hier über geplante Aussperrungen berichtet. Das ist für uns Problemschachkünstler ein alter Hut, ein sehr klassisches Thema. Ein modernes Beispiel habe ich für euch herausgesucht, das gleich zwei entsprechende Varianten unter Nutzung einer weißen Königsbatterie zeigt.
Dem schwarzen Monarchen droht Ungemach durch den stillen Riesen auf h1. Doch noch sieht es danach aus, als wäre die Bedrohung nicht sehr real, denn der weiße König verfügt über kein Feld für den tödlichen Abzug. Das kann sich aber schnell ändern, sobald eine der schwarzen Figuren an anderer Stelle aushelfen muss. Und so schafft es der Weiße dann auch, ein Matt in drei Zügen zu erzwingen. Das Stück des serbischen Autors Marjan Kovacevic, der ein genialer Autor und starker Löser ist, erlangte beim 7. Kompositions Weltcup Anfang dieses Jahrhunderts den Brokzerang.
Viel Spaß beim Lösen!
Sauber austempiert
Die folgende Aufgabe aus dem Jahr 1931 hat eine bewegte Vorgeschichte. Ursprünglich stammte sie von Troitzky, einem sehr produktiven Studienkomponisten, der überwiegend in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts aktiv war. Sie blieb vom Preisrichter unbeachtet. Mehr noch, Jahrzehnte später, Troitzky war längst nicht mehr am Leben, fand einer seiner Nachfahren im Geiste, Nikolai Kralin, heraus, dass die Lösung, die Troitzky angab, gar nicht funktionierte.
Da nahm sich der Amerikaner Pal Benkö, der wohl auch Schachspielern ein Begriff sein dürfte, das Stück zur Brust, wies zunächst nach, dass es eine eindeutige Lösung gab, nur eben nicht diejenige von Troitzky und versah das Stück mit einer bereichernden Einleitung. Diese Fassung, die ihr hier dann auch zu sehen bekommt, veröffentlichte er dann 2007, 76 Jahre nachdem das Stück erstmalig erschienen war.
Schwarz ist materiell gut dabei, aber kann sich kaum rühren. Zugwang liegt in der Luft. Wenn ein Läufer von Schwarz ziehen muss, ohne dass er tricksen kann, ist die Dame futsch. Die Gewinnführung von Weiß erweist sich allerdings als Wanderung durch ein Minenfeld.
Viel Vergnügen!
Hier hilft man sich
Mit etwas Verspätung kommt das Problem des Monats Juni. Das Motto "Hier hilft man sich", ein bekannter Werbeslogan einer Baumarktkette, kennzeichnet einen inzwischen recht umfangreichen Teil des Problemschachs: Das Hilfsspiel.
Worum geht es? Ein Ziel wird vorgegeben und Schwarz und Weiß kooperieren, um dieses zu erreichen. Offen gestanden bin ich kein großer Fan von solchen kooperativen Aufgaben - der Charakter des Schachs ist ja nun von jeher eher konfrontativ und persönlich mag ich es, wenn einer etwas erzwingt gegen beste Verteidigung des Gegners. Auch wenn es nichts für ein breites Publikum sein mag: Ich mag Aufgaben mit schwieriger und komplizierter Strategie.
Dennoch gibt es auch in diesem Teil des Schachhorizonts einiges zu entdecken. Das folgende hübsche Knobelstück besticht beispielsweise durch seine Einfachheit in der Ausgangsstellung und seinen attraktiven Lösungsverlauf.Die Lösung dürfte eigentlich zu finden sein, ohne sich eine Nacht um die Ohren zu schlagen, aber man wird ja derzeit auch noch gut mit Fußballübertragungen unterhalten.
Bei dieser Stellung handelt es sich nicht um eine schwierige Endspielsituation, sondern um ein Hilfspatt in neun Zügen. Was das bedeutet? Es funktioniert so: Schwarz beginnt, beide Seiten machen neun Züge und am Ende ist Schwarz patt. Die Zugfolge zu der Pattstellung ist eindeutig (das Wissen darum hilft eigentlich schon beim Lösen), wer findet sie?
Vier Erfolg beim Knobeln! Lösungen, Hinweise und Bewertungen als Kommentar. Sollte es gar zu einfach sein, lasst die Aufgabe bitte noch etwas stehen und wartet mit der Lösung bis Samstag, damit Interessierte das Deutschlandspiel gegen Frankreich sinnvollerweise zum Knobeln nutzen können... Danke!
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